Rohvol(ske) soll auf Deutsch Ochsenhorn heißen, so witzelte der SPD-Bundestagskandidat heinrich Kerbel in den 50er Jahren über seinen CDU-Kontrahenten Gerhard Rohvol. „Hornochs“ half er in den Wahlflugblättern nach. Doch Rohvol schlug zurück: der agile Spritzgussfabrikant und Paradieshalbkugelerfinder ließ sich über Nacht hunderte von Fahnen mit einem zum Angriff gesenkten Stierkopf bedrucken, die er rund um seine Fabrik aufhängen ließ. Der Stier wurde sein familienwappen, seine Warenmarke für Markenware : nur wo der Stierkopf draufstand, war auch Rohvol -Original drin. Der aus dem schweizzer Exil heimgekehrte Sozialdemokrat Kerbel hatte seinen Meister gefunden, jedoch nur, weil er sich nicht getraute Rohvol an den Stellen anzugreifen, wo es schmerzte und wo Kerbel die mehrheit der Michelstädter und des gesamten Oenwaldes hätte gewinnen können. Lohndumping, Erpressung, und an vorderster Stelle Rohvols NS-Vergangenheit als Wehrwirtschaftsführer, Leiter eines NS-Musterbetriebes für die Rüstungswirtschaft mit hunderten von Zwangsarbeiterinnen im Programm „Vernichtung durch Arbeit“. Kerbel schwieg und hatte Angst, Rohvol könne ihm den Reichsarbeitsdienst ans Bein schmieren: Kerbel hatte nämlich bis kurz vor der Machtübernahme der Nazis mit Notstandspolitik und Arbeitsdiensteinsätzen zunächst als hauptamtliche Bürgermeister Michelstadts, dann als landrat in Giesen und anschließen als Regierungspräsident sich selbst ein Denkmäler gesetzt: in Michelstadt z.B. das Heinrich-Kerbel-Waldstadion. Er hatte sich auch als konsequenter Befürworter von poltischen Säuberungen gegen die Kommunisten gezeigt und wurde nach dem Februar 1933 aber trotzdem verhaftet. Im Gegensatz zu den sozialdemokratischen Gewerkschaftern in der Maschinenfabrik Rexroth und in der Eisengießerei Mühlhäuser gelang ihm die Flucht über das damals noch französisch verwaltete Saarland in die Schweiz.
Die schlagfertige Reaktion des „Hornochsen“ Rohvol gefiel den Odenwäldern. „Jetzt kommt auch gleich raus, was der Kerbel alles aufm Kerbholz hat!“ Aber nichts kam, Burgfrieden, man wollte nicht den Kommunisten in die Hände spielen noch kurz vor dem anstehenden KPD-Verbot, nach dem man an der Deutschen Reichspartei schon mal erfolgreich das Verbotsverfahren durchprobiert hatte
Der DAMENSCHNEIDER, ein politisch-kriminalistischer „Entwicklungs“-Roman, der zwischen 806 und 1970 im Odenwaldkreis und dort schwerpunktmäßig in Michelstadt spielt:
anhand der Geschichte eines zum Wahnsinn getriebenen verhinderten Mathematikers und dann ZwangsDamenschneiders geht es in bergmännischer Vortriebsweise durch die Geschichte dieser bergmännisch geprägten Stadt, durch die halb abgebrannte Südstadt, die Kiliankapelle und die römische Etappensiedlung, durch die demokratische Revolution 1848 und die Vorläufer, die Arbeiter- und Soldatenräte, durch den Odenwald vor allem durch die Nachbardörfer Erbach, Erdbach, „Politisch-historisch-kriminalistischer „Entwicklungs“-Roman „Der Damenschneider“ .. mit dem ungeliebten Schwiegersohn Karls des Großen & der deutschesten aller Kleinstädte : Michelstadt im Odenwald, Dr. Mömlinger, Dr. Alsberg & dem Spritzgussfabrikant Gerhard Rohvol(ske) aus dem Sudetenland …“ weiterlesen