bei Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg rauskopiert:
Nach der Nachricht, daß das Todesurteil gegen Mumia Abu-Jamal aufgeboben wurde, baten wir Rolf Becker, der Mumia 2009 in der Todeszelle besucht hatte, uns einen Bericht zu schreiben.
Mumia Abu-Jamaal
Vom Todestrakt zur Haft bis zum Tod
Am 6. September 2009 war ich bei Mumia. Mein erster Besuch in einem Todestrakt. Eindrücke, die mich bis heute nicht loslassen. Der guantánamo-rote Overall, in dem er mir auf der Zellenseite der Panzerglasscheibe gegenüberstand, bevor er sie und dann auch ich mit den Fäusten bearbeiteten, Zeremoniell der Begrüßung – die Vibration als Ersatz für den untersagten Körperkontakt. Seine Häftlingsnummer AM 8335, auf den folterfarbenen Overall genäht. Als ich ihn gegen Ende unseres Gespräches fragte, ob ihm noch Zeit und innerlich Raum bleibt für das, was er vor seiner Verhaftung liebte, auch an Musik und Literatur, holte er statt einer Antwort aus der Hosentasche unter seinem Overall eine kleine Rolle Papiere hervor, zusammengehalten durch ein Gummiband, und daraus wieder einen beschriebenen Zettel, der Zeilenanordnung nach ein kleines Gedicht. Und dann — unvergesslich: Mumia tritt nah an den perforierten Rahmen der Trennscheibe, lehnt sich mit einer Schulter leicht an die Wand und beginnt zu singen. „A Sad Love Song“ – für Wadiya, seine Frau. Im Todestrakt ein Lied. Die der Eindruck des Todestrakts ins kaum noch Erträgliche steigert. „Rolf Becker schreibt über seinen Besuch bei Mumia Abu-Jamal“ weiterlesen