Für die Mauer: der SOLIDARNOSC-Vorsitzende und Gynäkologe Dr. Henrik Marek, Gdansk


( diesen Text veröffentliche ich in der Befürchtung, dass demnächst Teile der LINKEn auch die Luftbrücke nach Berlin zusammen mit CDU/FDP/SPD und GRÜNEN als humanitäre Heldentat und die Brandstiftungen gegen HO- und Konsum-Läden, SED-Partei- und FDGB-Büros  am 17 Juni als Akte der Befreiung feiern werden.)

als uns 1981 in Hanau ein Hilferuf aus der Uni-Klinik in Gdansk erreichte, das dortige Nephrologie-Zentrum bräuchte dringend eine Reihe künstlicher Nieren und die Gynäkologie des Woiwodschafts-Krankenhauses Ultraschallgeräte …. Das war der Beginn einer Reihe von über 15 Hilfstransporten bis 1987/88  nach Wrozlaw, Lodz, Opole, Warschawa, Krakow, Gdansk ….
und der Beginn der Freundschaft mit dem Träger des höchsten DDR-Ordens für Nicht-DDR-Bürger, Dr. Henrik Marek.
Bevor ich hier schreibe, warum Henrik Marek den Bau der Mauer begrüßt hat ein paar Einblicke in seine Biographie:
Henrik Mareks Eltern wurden beide im KZ-Strutthoff von den NAZIS ermordet, soweit ich mich erinnern kann wurden sie als polnische Sozialisten und Widerstandskämpfer von der Gestapo verhaftet.
Henrik Marek hat nach der Befreiung als erster  Pole sein Medizinstudium in der VR Polen abgeschlossen, während dem er parallel dazu am Wiederaufbau Warschaus mitarbeitete.
Dr. Marek hat bei Gastvorlesungen in der DDR Ende der 50er mitbekommen, wie in den Krankenhäusern ganze Abteilungen verwaisten, weil sich die Ärzte nach Westdeutschland absetzten, um dort schnell und viel Geld zu verdienen. Für Dr. Marek war das ein Verrat an der eigenen Bevölkerung, die durch ihre Arbeit die Ausbildung der MedizinerINNEN finanziert hatte: „Das ist Verrat, Diebstahl, unmenschlich, unschristlich“  Dr. Marek ging mit einigen Kollegen  nach Magdeburg und Bitterfeld, um dort die verwaiste Gynäkologie wiederaufzubauen.
Er hat mir mehrere Fotoalben aus den End50ern und Anfags60ern mit Fotos und Zeitungsausschnitten – u.a. von der Ordensverleihung gezeigt und mit Dankschreiben aus der Bevölkerung Magdeburgs und Bitterfelds für seine Arbeit.
Dr. Marek wurde während des Kriegsrechts unter Jaruselski mit Hilfe der Stasi überwacht, festgenommen und in Zakopane interniert und in Isolationshaft genommen.
Da er in Gdansk dringend als Gynäkologe gebraucht wurde, musste er wieder freigelassen werden…
„Das depemierendste an meiner Arbeit ist die Beratung und Betreuung der Opfer westdeutscher Großwildjäger, deren ungewollte Kinder ich mit auf die Welt bringen oder abtreiben muss. Ich bin gegen die Abtreibung, aber den Frauen bleibt oft keine andere Wahl.
Es ist ihre Entscheidung. Ich habe noch die Wehrmachtslieder im Ohr  .. da war doch das mit dem Polenmädel. Bei solchen Herren die hier auf Großwildjagd gehen und sich unsere Seen kaufen wollen und sich die Frauen nehmen —-  da ist die Grundhaltung nicht viel anders als vor 1945- ……
Dass uns die Deutsche CIA-Filiale „Internationale Gesellschaft für Menschenrechte“ bei diesen Transporten missbraucht hat, das ist noch ein weiteres Kapitel.  Wir waren für die in vielen Fällen der Türöffner, der OberAntisemit und Walesa-Zieh-& Beichtvater Pater Jankowski von St. Brigydia in Gdansk war eine der Hauptanlaufstellen der ehrenwerten Gesellschaft.  In einem durch Jankowski organisierten Interview mit Lech Wlesa (für die nhz), fordert der schon 1982 die westdeutsche Industrie und den Handel dazu auf, sich die Schnäppchen in Polen zu kaufen… Ich habe das Interview noch als MC, die Frankfurter Rundschau hat 1982 den Abdruck des Interviews abgelehnt.  Vielleicht findet sich ja hier jemand. der das Interview wieder verschriftlichen kann. Eine erste Übersetzung ist  bei der FR als Manuskript leider nicht wieder aufgefunden worden, so wie die Fotos der Hanauer sowjetischen Zwangsarbeiter aus dem Nachlass der Widerstandskämpferin Louise Bröll, die hat die FR nach Abdruck  „versehentlich im Papierkorb“ entsorgt.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „Für die Mauer: der SOLIDARNOSC-Vorsitzende und Gynäkologe Dr. Henrik Marek, Gdansk“

  1. Lieber HBE,
    mit diesem Artikel werde ich mit den Gedanken konfrontiert, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich an mein Leben in der DDR denke. Und dann Frage ich mich immer wieder, was haben wir falsch gemacht. Ich bin auch noch heute davon überzeugt, dass die Staatsführung der DDR Ziele verfolgte, die im Sinne der Bürger waren:
    Ein unbeschwertes Aufwachsen, eine freie Entfaltung der Persönlichkeit, ein lebenswertes Leben unabhängig vom sozialen Status, keine Sorgen vor Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Ausbeutung und Krieg. Und auch heute würde ich gerne auf gewisse „Freiheiten“ verzichten.

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