Warum die NATO in Mittel-Gründau den Durchgangsverkehr sichert, die Häuser zerstört & den Menschen nicht nur den Schlaf raubt

Wer sich gegen den Durchgangsverkehr im Dorf wehrt
legt sich mit der NATO an: am Beispiel des hessischen Dorfes Mittel-Gründau

Die Einwohner des Gründauer Ortsteiles Mittel-Gründau mussten bei ihrem seit 2011laufenden DorferneuerungsProgramm erfahren, dass auf ihrer Hauptstrasse, der Landesstraße L 3271 keine Verkehrsberuhigung zu installieren ist. Warum ?

Sie wehren sich gegen den tagtäglichen Verkehrsterror, der nicht erst mit der abgesenkten Einflugschneise zum Frankfurter Flughafen kombiniert unerträglich wird. Zu dem Lärm von oben kommt der von der Seite. Seit Jahrzehnten.

Die in der lokalen Presse präsentierten  nicht handgemalten sondern teuer gedruckten Transparente mit der Aufforderung an die Durchraser das Dorf zu verschonen – dürften Bestandteil dieser Dorferneuerung sein. Sie sind von vielen daran Beteiligten sicher gut gemeint – aber sie sind trotzdem reine Augenwischerei. Warum?
Nur Mal schnell ne Zwischenfrage:

Wenn wir zusammen mit unseren NATO-Partnern in Libyen leider Gottes auch Mal die eine oder andere Städte für die Demokratie und die Freiheit opfern mussten, dann sind doch ein paar Risse in den Häuserwänden an der Haingründauer Straße noch zu ertragen. Wenns um die Freiheit geht dann doch so und so. Oder ?  Aber gehen wir der Sache auf den Grund ….

In den 1980ern wurde in der Mittel-Gründauer erst  Haupt- und jetzt Haingründauer Straße/Ecke Erbgen eine Familie eines Morgens nicht nur mit Erdbeben durch Panzerkolonnen und Rattern der Panzerketten wie üblich aus dem Schlaf gerissen. Heute wurde Mal etwas Anderes geboten: die Wand zum Schlafzimmer wurde durchbrochen und eine Panzerkanone machte direkt über dem Ehebett halt. Wie durch ein Wunder stürzte das Haus nicht vollständig ein. So war es. Zumindest so ungefähr. Die US-Panzer standen aber nicht immer gleich im Schlafzimmer – zwischen Freuden- und Friedenstraße füllten sie auch gerne die Baulücken und spielten zur Tarnung Siedlungshäuschen …. ja ja, so war das früher…

Die Neue Hanauer Zeitung präsentierte damals 1982/83
den US-NATO-Plan „Fulda-Gap“ „The First Battle of the Next War“, aus dem auch die Panzer- und Schwerlaster-geplagten Mittel-Gründauer entnehmen konnten, was über die morgendliche PanzerFolter hinaus noch sonst mit ihnen geplant war: Im westlichen UmHalbkreis von über bis zu 150 Kilometern um Fulda herum waren fast alle Straßen, befestigten Wald- und Feldwege mit Sprengkammern durchlöchert, die gleichzeitig mit den stationären Atomsprengköpfen durch WallmeisterEinheiten der Bundeswehr gezündet werden sollten, um Flüchtlingsströme zu verhindern. Die Twintower des Doms von Fulda sollten den Mittelpunkt des Fulda-Gaps, der Fulda-Falle bilden mit über 600.000 zivilen Opfern und einigen komplett „geopferten“ Bundeswehreinheiten. Dieser Plan wurde von der US-Army auch als Video-Spiel vermarktet. Unklar ist noch, ob die US.Militärs den Halbkreis in die ExDDR noch mit eingerechnet hatten: der Radius geht bis Erfurt.Man kann das auf der Karte mit einem Zirkel gut nachvollziehen bei Fulda einstechen und dann ab Erfurt den Kreis ziehen über Göttingen , Siegen, Wiesbaden, Darmstadt, Michelstadt/Erbach, Bad Mergentheim ….

Da der durch diese gigantische Sprengung aufzuhaltende Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten mit ihren roten Panzerverbänden nun nicht mehr so droht und Putins-Erben bereits an der polnischen Ostgrenze aufgehalten werden sollen, wurden einige der Sprengkammern entschärft. Andere wurden dem Blick der Öffentlichkeit entzogen: die Friedensbewegung der 80er und 90er hatte damals damit begonnen, diese Sprengkammern zuzubetonieren, zuzuschweißen usw…

Aber die militärlogistischen Pläne blieben erhalten: ein Teil davon ist die Erhaltung und Schaffung von Ersatzstrecken in alle Himmelrichtungen für den Fall des Ausfalles der Hauptverbindungen. Das gilt für Straßen- und Bahnstrecken.

So konnten sich in Hessen über 65 Jahre lang betriebswirtschaftlich unrentable Bahnstrecken wie die Odenwaldbahn, das Stockheimer Lieschen, die Verbindung Hanau-Friedberg, Gelnhausen-Giessen aber auch die Kahlgrund-Bahn nur deshalb halten -und wenn es nur die Erhaltung der Trasse war – weil sie militärische Bedeutung als Esatzstrecken hatten und noch haben …

Das Gleiche gilt für die Straßen.

Für den Fall der Bombardierung der A66 und oder ihrer steckenweisen Umfunktionierung zu Start- und Landebahnen für die Luftwaffe, falls die Fliegerhorste zivil umgenutzt und die FRAPORT-Anlagen ebenfalls zerstört sein sollten
– müssen für Militärtransporte Ersatzstrecken freigehalten werden.

Eine solche militärisch unverzichtbare Ersatzstrecke ist die durch Mittel-Gründau führende L 3271, die für militärische Zwecke in den 70er und 80er schon mal optimiert werden sollte durch eine Umgehungsstraße durch die Gründau-Auen. Die Anschluss-Trassen sind bereits dafür ausgelegt: die Umgehung sollte von Langenselbold/Niedergründau kommend zwischen Sportplatz und Gründau verlaufend bis zur B457 gebaut werden.
Insofern ist auch von daher höchste Aufmerksamkeit geboten, was den Schutz der Gründau-Auen betrifft.

In diesem Zusammenhang wird auch die Auskunft logisch, dass der neue Kreisel am südlichen Ortseingang nicht massiv gestaltet werden darf. Die Auskunft lautete sinngemäß: der Kreisel müsse für Schwertransporte überfahrbar bleiben. Warum ? Die Schwerlaster der Hartsteinindustrie können doch über die Haingründauer Umgehung, die Erdaushublaster der Schneider-Müllerschen Erddeponien können über die Autobahn und die parallelverlaufenden Zufahrten Richtung Ronneburg fahren, die großen Erntemaschinen könnten mit gedrosselter Geschwindigkeit im Slalom durchs verkehrsberuhigte Dorf zockeln…

Aber die Einwohner des Gründauer Ortsteiles, des Dorfes Mittel-Gründau mussten jetzt wieder bei ihrem DorferneuerungsProgramm von Oben herab erfahren, dass auf der L 3271 keine Verkehrsberuhigung installiert werden darf. Warum ?

Die in der lokalen Presse präsentierten, nicht handgemalten sondern teuer gedruckten Transparente mit der Aufforderung an die Durchraser, das Dorf zu verschonen, durften Bestandteil der Dorferneuerung sein. Sie sind von vielen daran Beteiligten vielleicht gut gemeint – aber sie sind trotzdem reine Augenwischerei. Sie lenken von den Ursachen ab.

Die militärische Funktion der Durchgangsstraße hat mit der (militärisch) notwendigen Verweigerung von Verkehrsberuhigung immer wieder zur Folge, dass sich hier der Durchgangsverkehr aus vielen Gründen durchzwängt:
die Spediteure und Fuhrunternehmen sparen dabei Mauth und teures Diesel, die Berufspendler meinen dabei die neuralgischen Staustrecken vor dem Langenselbolder Dreieck vermeiden zu können.

Der Durchgangsverkehr lässt sich nur durch drastische Raser-Sperren, Blitzer und Schwerlast-Schikanen im Ort und bereits vor den Ortseingängen abschrecken.

Die allerdings müssten erst gegen die NATO-Verkehrsplanung durchgesetzt werden.

Man darf gespannt sein, welche vorgeschobenen „Argumente“ jetzt von der zuständigen Landesregierung geliefert werden, um nicht den wahren Grund für die Verkehrsberuhigungs-Verweigerung nennen zu müssen.

(Für den Fall, dass jetzt ganz Schlaue den Vorschlag machen, zur Verkehrsberuhigung die berühmten mobilen Langenselboder Kasseckert-Ecken zu importieren- sei hier schon Mal vorsorglich geantwortet: dem Militär ist das zu schwer, das geht viel zu langsam im immer plötzlich eintretenden Verteidigungsfall im gesamten Bundesgebiet zigtausende vonBeton-Kasseckert-Ecken durch große Gabelstapler entfernen zu lassen oder sie erst mit Räumpanzern zur Seite schieben zu müssen. Denn wenn erst Mal in Mittel-Gründau sich eine solche Idee der mobilen Strassensperren durchsetzt, dann machen das in Deutschland alle anderen Dörfer auch so …

Aber eigentlich sind das dann keine Straßen- sondern Panzersperren.  Und da hat das Dorf Mittel-Gründau beste Erfahrung: der Auf- und Abbau von Panzersperren  genau an der Stelle, wo jetzt der neue Kreisel wegen der „Schwertransporte“ nicht massiv gestaltet werden darf, wurde gerade für den „Verteidingungsfall“ von den Mittel-Gründauern bereits kräftig geübt….Warum ?

Das kann man hier nachlesen

http://www.barth-engelbart.de/?p=820 http://www.barth-engelbart.de/?p=820http://www.barth-engelbart.de/?p=820 im Abschnitt „Und der explodierte Kartoffelacker…“:

“  … Aus Büdingen kam im März/April 45 von der NSDAP-Kreisleitung der Befehl, erst ungefähr dort wo heute der Grenz-Kreisel ist, also am Übergang am alten Grenzgraben zwischen Hessen-Kassel/Königreich Preussen und dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt/Oberhessen, eine Panzersperre aufzubauen: Baumstämme und Basaltsteine, das dauerte einige Tage, dann kam der Befehl, die Panzersperre wieder abzubauen. Warum auch immer. Rechnete man mit dem Einmarsch der Roten Armee von Norden ?. Der Befehl kam wieder von der Büdinger NSDAP-Kreisleitung. Mitten im Abbau stand plötzlich ein SS-Oberstleutnant neben dem verdutzten NS-Bürgermeister , dem Post-Lott, und verlangte mit gezogener Mauser-Pistole an der postlottigen Schläfe den sofortigen Wiederaufbau der Panzersperre. Sonst würde der Bügermeister erschossen. Da der PostLott gerne weiterleben und nicht wie sein ins KZ verschleppter sozialdemokratischer Vorgänger wegen Befehlsverweigerung enden wollte und der Oberstleutnant ihm erklärte, dass sein SS-Verband bei Waldensberg vor den vorrückenden US-Panzern geschützt werden müsse, wurde eifrig wieder aufgebaut. Der PostLott ließ das ganze übriggebliebene Dorf zur Schanzarbeit antreten. Die SS holte sich in den Dörfern Mittel-Gründau. Haingründau. Gettenbach und Breitenborn  die Buben von der HJ und schleppte sie mit nach Waldensberg. Wie viele dort den “Heldentod für den Endsieg” im SS-Sperrfeuer und dem Bombardement der US-Artillerie fanden ist noch nicht geklärt. Und die Panzersperre ?  Als die Amis kamen haben die Panzer sich anscheinend eher amüsiert und sind kurzerhand  westlich hinter dem Hofgut um Mittel-Gründau rumgefahren – Richtung Büdingen und Breitenborn, Waldensberg … die ganze Arbeit umsonst.. umsonst eh, aber auch noch vergeblich! “ 

Aufpassen muss man besonders auf die in den Schubladen des hessischen Verkehrsministers noch liegenden Pläne zur Asphaltierung der Gründau-Auen. Und es wird lokale NeuAntreiber dieser Pläne geben: was in Haingründau geklappt hat könnte in Mittel-Gründau doch auch funktionieren.

Die NATO kriegt die Auwiesen und in der Haingründauer Straße steigen die Immobilienpreise. Dann wär doch alles in Ordnung!

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