HaBE einige Nachbemerkungen zu Stephan Börneckes Nachruf für Michael Grabenströer in der Frankfurter Rundschau

Vor einigen Tagen verstarb der – nach Ilse Werder und Wilfried Voigt und Schiller, dem leider noch viel früher verstorbenen besten FR-Fotografen aller Zeiten-  wohl prägendste Kopf der Frankfurter (Lokal)-Rundschau im größten Kreis Hessens, dem Main-Kinzig-Kreis.

5 Jahre nur -so schreibt Börneke- soll der versierte Kanalarbeiter Grabenströer die Gelnhäuser Lokalredaktion zusammen mit ihm betrieben haben? Mir scheinen es angesichts der Dichte der Ereignisse eher 15 Jahre gewesen zu sein. Nun gut 5 Jahre, die aber gefüllt mit mehr oder weniger gemeinsamen Aktionen und heftigsten Auseinandersetzungen

In Stephan Börnekes Nachruf wird die längst wegdumontierte jouralistische Leistung der Frankfurter Rundschau mit ihren damaligen Lokalredaktionen in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern schamlos über- und es wird Selbstbeweihräucherung betrieben: der Beitrag der FR gegen die weitere Aufrüstung im Kinzigtal war eher gering, oft waren die Beiträge so blauäugig NATO-treu und naiv, dass man kaum noch an Irrtum glauben konnte: so fielen Grabenströer und Börneke trotz zahlreicher Warnungen auf großangelegte Täuschungsmanöver der US-Army und der US-Dienste herein – zusammen mit dem damaligen hessichen Wirtschaftsminister Lothar Klemm: die Lokal-FR feiert das Großprojekt „BIOSPHERE 2 „der USAREUR unter dem Decknamen „Europäisch-Ökologischer Verein“ als DEN Schritt in die Zukunft der Region. Nur das von der linksalternativen „Neuen Hanauer Zeitung“ angestoßene Eingreifen des KreisBaudezernenten Erich Pipa, die Berichterstattung des hessischen Rundfunks und meine von Dietmar Schönherr  unterstützten Recherchen der „nhz“ (neue hanauer zeitung) und schließlich ein Großeinsatz der Polizei kann verhindern, dass  der Main-Kinzig-Kreis zum Zwischenlager für alle Filterstäube aus europäischen Müllverbrennungsanlagen wird. Mit meiner Unterstützung gelingt es Erich Pipa gegen den Willen des bereits von den Amerikanern über den Tisch gezogenen Wächtersbacher Magistrats (unter Bürgermeister Heldmann), die aus der Schweiz bereits in Wächterbach-Aufenau auf dem Gelände der bonkrotten Baufirma Frey angekommenen Tieflader zum Umkehren zu zwingen. Die USAREUR bzw das in Frankfurt residierende US-Corps of Engineers und der von dort dirigierte US-Tarnverein „EÖV“ gaben vor, mit dem Filterstaub einen atombombenfesten Spezialbeton herstellen zu können, mit dem dann die gigantischen BIOSPHERE-Hallen nach dem Vorbild in der Wüste Nevada auf dem Orber Goldgipfel und in der Nähe von Schlüchtern gebaut werden sollten, um im nuklearen Winter des FULDA-GAP dem regionalen Geldadel das Überleben zu sichern. Diese absolut totsichere Immobilie wurde bereits in einschlägigen Publikationen durch ein ortsansäßiges Immobilienunternehmen (mit Beteiligung der regionalen Sparkassen) angeboten. Diese künstliche Welt unter Spezial-Plastik-Panzerglas sollte auch für die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen und zur „humanen“ Verwahrung von HIV-Positiven „zur Lösung der sozialen Probleme der Region“ zum Einsatz kommen…Lothar Klemm(SPD), Grabenströer, Börneke und Heininger (auch FR) waren begeistert und schrieben ganzseitige Lobeshymnen..auf das HighTech-Humanitäre EÖV-Projekt, diese Arbeitsplatz-Maschine, diesen so rechten AufschwungSchwinger …
Nachdem die Sache platzte — kam kleinlaut keine Silbe mehr dazu in der FR. (auch kein Wörtchen des Bedauerns)

Bei der Bewachung der Werkstore der WIBAU , des börsennotiert-hochspekulierten Straßenbaumaschinen-Produzenten, sollte man dann doch die Belegschaft nennen, die versuchte, den Abtransport des Maschinenparks zu verhindern, die IG-MetallerINNEN und die DKP mit ihrem WIBAUer-Genossen Kalbitz, anstatt sich hier nach fast 30 Jahren in den Vordergrund zu drängen. Natürlich waren wir froh, wenn ab und zu FR-Lokalredakteure bei Diskussionen über eine mögliche Konversion vom Straßenbau-Machinenbau weg zur zukunftsträchtigen Filter- und Klimatechnik dabei waren und sie wenigstens als Termin ankündigten. Aber über die Winkelzüge des finalen WIBAU-Killers, des Konkursverwalters Dirk Pfeil (FDP), an denen die Konversion und Rettung der WIBAU scheiterte, darüber kam nix Brauchbares in der FR. Klar hat die Rundschau berichtet, waren Grabenströer und Börneke auch oft zwecks Einfangen von O-Tönen und sicher auch solidarischer Verbundenheit bei den Wachen an den Werkstoren. Ob das dann allerdings den „JournalistenPreis“ verdient hat ? Und wenn es Knete dafür gegeben hat, dann wäre die dringend beim Arbeitskreis „Überbetriebliche Lehrwerkstatt WIBAU“ gebraucht worden, dem es gelungen ist, die Lehrlingsausbildungskapazitäten zu retten und in das „BerufsBildungsZentrum“ (BBZ) zu überführen….

Die Rolle der glorreichen Vier von der Wibau, dem Garfen von Galen, den Herren Spika und Esch sowie dem Fürsten Chrsitian von Isenburg-Büdingen wurde in der FR nicht weiter intensiver untersucht. Auch dann nicht, als der Herr Esch sich in den USA vor der TV-Kamera damit brüstete, die weltgrößte Model-Agentur mit Hilfe des Vermögens seiner Lebensgefährtin zu betreiben, (Vermögen, das aus den Privatentnahmen bei WIBAU stammte), und selbst noch als „völlig verarmter deutsche Staatsbürger“ sich die Sozialhilfe aus Deutschland in die Staaten schicken  zu lassen.
Ein Mann der 1250 Arbeitsplätze und die von ihnen abhängigen weitern 3.500 auf dem Gewissen hatte.

Der Gipfel in diesem Börneckeschen Nachruf jedoch ist der Halbsatz, dass nach den Worten Börnekes, er und Michael Grabenströer „glaubten, die Militarisierung des Kinzigtales verhindert zu haben.“

Fakt ist, dass das Osthessische Friedensbüro zusammen mit vielen BasisAktivistINNen einen großen Teil der FULDA-GAP-Sprengkammern in Osthessen mit Hilfe von Schnellkleber und RakoFix (zumindest zeitweise) unschädlich gemacht …und die militärterroristischen US-NATO-Pläne detailliert in der nhz veröffentlicht hat. Die Frankfurter Rundschau hat dann im Nachtrab (wenn überhaupt) darüber berichtet. Ähnlich verlief es bei den Enthüllungen über die ebenfalls Fürstlich Isenburg-Büdingenschen NTG-Abenteuer bei der Belieferung Pakistans mit NuklearTechnologie… Fakt ist, dass wir das Desertieren von  US-Soldaten unterstützt und ihre „Verschickung“ in sichere Drittländer organisiert haben. Darüber hat die FR nichts geschrieben und weder Grabenströer noch Börneke haben dazu einen Deut beigetragen..So was hätte ja auch die Speerspitze des gesellschaftlichen Fortschrittes gefährdet!!! Klar doch, wenn die Beiden festgenommen worden wären, dann hätte der Fortschritt stillgestanden … Aber das ist eine alte Lach-und Schwach-Nummer in der ehemaligen IG Druck und Papier: die Kollegen bei der FR können leider nicht mitstreiken, weil sonst über die revolution nicht berichtet wird….
Der eigentliche Hammer aber war die von Börneke bei der nhz abgeschriebene Recherche über die USREUR-/ V.Corps of Pioneers-Pläne zum Bau einer ganzen Reihe von Lance/Patriot-AbschussBasen, und da speziell eine in Bad Soden-Salmünster auf dem Gelände des stillgelegten FULGURIT-Zweigwerkes. Ich hatte selbst die Kundschafter und Vermessungsingenieure des V.Pioneer-Corps auf dem Gelände observiert und nach weiteren Recherchen den Artikel geschrieben, als noch vor Drucklegung der entsprechenden nhz-Monats-Ausgabe mein Artikel in weiten Passagen wortwörtlich in der Frankfurter Rundschau als Stefan Börnekes und Grabenströers (?) Artikel erschien. Bis heute konnte ich nicht klären, wie mein Manuskript in die Hände der FR-Lokalredaktion gelangen konnte.
Besonders geärgert hat mich damals, dass Börneke für diesen meinen Artikel einen Journalisten-Preis erhalten hat.

Das Ergenbis war letztendlich aber auch so nicht schlecht, denn nach der Aufdeckung des Planes ging das V. Corps of Pioneers erst in Deckung und blies dann auch noch zum Rückzug.  Allein der nhz wäre das nixcht gelungen, denn in diesem Fall blieb die Unterstützung durch den hessischen Rundfunk aus.  Luc Jochimsen war noch nicht so weit und Ulrike Holler konnte nicht jedes Mal einspringen. Aber die Kurstadt Bad Soden-Salmünster könnte das ja mal in ihrer Chronik erwähnen. Es dürfen auch ruhig Michael Grabenströer und Stephan Börnecke auf einer Gedenktafel als Retter der Stadt genannt werden.
Lieber Michael Grabenströer, wir haben an manchen Stellen miteinander und an vielen gegeneinander geschrieben , gekämpft, zusammen demonstriert, gestreikt…

Ich dachte, du wärest wie WiVo zum Spiegel geflohen vor dem sich abzeichnenden Abwickeln und jetzigen Dumontieren der Rundschau. Ich hatte Dich wie ihn aus den Augen verloren. Und mich mit Deinen Nachfolgern zusammen- und auseinandergesetzt… Jetzt schreibst Du von oben, das ist besser als von oben vom KarriereGipfel – vom Berg, du mont – herab ….
Du warst und bist ein unauslöschlicher Teil meiner Biografie, ein Wegbegleiter in diesen so intensiven Jahren zwischen dem FULDA-GAP und den Wolfgänger Nuklearbetrieben. Und auch wenn und wo Du mein Gegner warst, dann immer einer für den ich Hochachtung empfunden HaBE

Dass Du zum Jahreswechsel auch den Job gewechselt hast, spricht für Dich. Ich kann mir Dich als rechten echten Sozialdemokraten gewerkschaftlicher Orientierung in der DuMontierten Bankfurter Frontschau auch nicht vorstellen. Du hättest früher wechseln sollen. Der Job in diesem Blatt macht krank. Ja ja, nicht nur in diesem!!

Halt mir oben auf der Pressebank nen Platz frei.

HaBE
Gründau 27.01.2012 um Null Uhr 16

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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