Von „vaterlandslosen Gesellen“, Do. 09.02. : 21. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 i.d. IAS e.V.

21. Erzählabend
des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 in der IAS e.V.
am Do. 09.02. um 18.30 in der Gaststätte Stenger/Heiss /Haingründauerstraße 10
Von „vaterlandslosen Gesellen“,
wie Kaiser Wilhelm Zwo und Konrad Adenauer die Sozialdemokraten und die Kommunisten genannt hat. Nur wenige hatten vom Vater genügend Land, um davon leben zu können, es in Bauplätze, Eigenheime und/oder Mietshäuser zu verwandeln. Das meiste „Vaterland“ ging an den Fürsten und schließlich an die Banken. Wem haben wir das zu verdanken.
Dass viele wegziehen mußten, man ihnen hinterherschrie: Seht blos zu, dass ihr Land gewinnt!, Dass nicht Wenige das Weite suchten mussten, ausgesetzt wurden, wie Hänsel und Gretel, als Hintersassen in Bösgesäß und Hüttengesäß landeten oder als hessische Söldner der britischen Krone Indianerland „gewannen“,  Katharina der Großen an die Wolga folgten oder später dem GröFaZ auf den Leim gingen und sich Lebensraum im Osten erhofften auf Kosten der Polen, der Ukrainer , der Belorussen ..
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Von Denkmälern
und solchen, an die in Gründau nicht öffentlich gedacht wird
Es ist schon erstaunlich, es gibt in Gründau – auch in Mittel-Gründau zwar Kriegerdenkmäler aber kein einziges Denkmal für die, die gegen die Kriege angekämpft und dabei schwere Opfer gebracht haben: in Gründau gab es zahlreiche Mitglieder der Arbeiter- und SoldatenRäte, die sich gegen Ende des ersten Weltkrieges gebildet hatten, auch um den Krieg so schnell wie möglich zu beenden.  Diese Gründauer riskierten ihr Leben, um weiteres Blutvergießen, weiteres Morden zu verhindern. Für sie gibt es kein Denkmal.
Warum gibt es in Gründau kein Denkmal für die Vorkämpfer der Demokratie?
Mittel-Gründau war im Kampf um die erste deutsche Demokratie sehr früh an der Spitze: die Forderungen der Mittel-Gründauer Bauern leiteten bereits 1830 mit dem Oberhessischen Bauernaufstand die Kämpfe um demokratische Verfassungen in Hessen und Deutschland ein. Die wirklichen Volkshelden wie Tobias Meininger, Paul Nagel, Dr. Christian Heldmann, Bernhard Kaffenberger,….. sollte man feiern. Warum keine öffentliche Erinnerung an die beiden Mittel-Gründauer Abgeordneten , Dr. Christian Heldmann, den Bahnpionier, Arzt, Naturwissenschaftler und Paulskirchenabgeordneten von 1848 und den Hessischen Landtagsabgeordneten Heinrich Otto von der KPD 1929 bs 31?
Wieso beschließt das demokratische Parlament, die Gemeindevertretung nicht die Errichtung solcher Denkmäler, das Anbringen von Gedenktafeln ?
Es gibt zwar Gedenksteine für das Schiksal der Vetriebenen aus der Tschechoslowakei und aus Polen und Ostpreußen … aber
Warum gibt es keine Denkmäler und Erinnerungstafeln für die Opfer der NAZI-Diktatur in Gründau ? Warum kein öffentlicher Hinweis auf Mittel-Gründaus Juden , den Matzebäcker Otto Hecht und seinen Bruder, den Vieh- und Landhändler Karl Hecht ?
 http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20109/Mittelgruendau%20Israelit%2017091903.jpg

Anzeige von Benjamin Hecht in Mittelgründau 1903
Mittelgruendau Israelit 17091903.jpg (26318 Byte)Anzeige in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 17. September 1903: „Kräftiger Junge,
welcher die Bäckerei gründlich erlernen will, kann sofort eintreten bei 
Benjamin Hecht,
Mittelgründau (Oberhessen).“
Warum gibt es keine öffentliche Erinnerung an die (Mittel-) GründauerINNEN, die unter äußerster Lebensgefahr versuchten die NAZI-Diktatur zu verhindern, die Naziherrschaft zu stürzen und den Krieg zu verkürzen und so tausende von Menschenleben zu retten ?
Warum keine öffentliche Erinnerung an die, die im Alltag Widerstand leisteten, wie der Arzt Dr. Göckel oder an Wilhelm Pfannmüller, der für seinen Widerstand ins KZ verschleppt wurde, der das demokratische Mittel-Gründau nach dem Krieg entscheidend mitaufbaute, die SKG mitgründete und bis zur Gebietsreform 1972/73 Mittel-Gründauer Bürgermeister war?
Es gibt zwar am Liebloser Bürgerzentrum ein Imhoff-Denkmal und eine Imhoff-Straße gibt es dort auch.
Aber selbst im SKG-Sportlerheim ist nicht Mal der Name des Mittel-Gründauer AltBürgermeisters, SKG-Urgesteins und -Mitgründers Wilhelm Pfannmüller zu finden.
Dafür aber Bild und Name von Georg Meyer
Ein Reihe von TeilnehmerINNEn der Erzählabende hat kritisiert, dass zu viel Urgeschichte behandelt würde. Das kann sich schnell ändern ! Erst vor einigen Wochen hat es die Gemeindevertretung mehrheitlich abgelehnt, eine Straße nach Wilhelm Pfannmüller zu benennen. Warum ?  Das ist eine ganz aktuelle gegenwärtige  Geschichte…
Einige Mittel-Gründauer verübeln es dem Wilhelm Pfannmüller noch heute, dass er im Krieg desertiert ist und dass er nach dem Krieg für die Spruchkammer in Büdingen gearbeitet hat.  Die US-Militärregierung wollte von ihm wissen, wer in der Region die Hauptverantwortlichen NAZI-Anführer waren. Zu diesem Thema werden aus Original-Spruchkammer-Akten ausgewählte Passagen über die Behandlung von NAZIs oder -Mitläufern vorgelesen. Keine Panik!  Die Akten stammen aus dem Odenwald von der Spruchkammer in Erbach. Die Namen werden anonymisiert.
Ebenfalls vorgelesen werden Ausschnitte einer Rede des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch bei der Verleihung des höchsten hessischen Ordens, in der er die Verdienste des antifaschistischen Widerstandes von Kommunisten und Sozialdemokraten, von Gewerkschaftern und Kirchenleuten betont…
Dieser Redeausschnitt könnte ja dann auf einer entsprechenden Mittel-Gründauer Gedenktafel stehen… wenn die SPD, die CDU, die FWG nix dagegen haben

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „Von „vaterlandslosen Gesellen“, Do. 09.02. : 21. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 i.d. IAS e.V.“

  1. Konnte das letzte mal leider nicht kommen.

    „Ein Reihe von TeilnehmerINNEn der Erzählabende hat kritisiert, dass zu viel Urgeschichte behandelt würde. Das kann sich schnell ändern !“

    Wieso das denn..??? Ich find das interessant ;-)

    Gruss

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