„Demokraten aller Couleur können (Neo-)Faschisten nicht wirklich kritisieren“, lautete Freerk Huiskens provokantes Fazit nach jahrelangen Untersuchungen des Bremer Professors mit seinem Lehrschwerpunkt „Politische Ökonomie des Ausbildungssektors“ . Was ihnen in der Regel bliebe, seien Verbote. Die wiederum machten die Faschisten angesichts der herrschenden von den herrschenden Parteien zu verantwortenden sozialen Schief-Lage eher attraktiv. Ein circulus viciosus ?
Der gut terminiert erscheinende „Erziehung&Wissenschaft“-Schwerpunkt „Rechtsextremismus: Aus der Mitte der Gesellschaft“ zeigt trotz aller hervorragender journalistsicher Leistungen und tiefgehender Recherche (vor allem Christoph Rufs) genau an diesem Punkt seine Schwächen.
Schwächen, die Freerk Huiskens in seinem neuesten Buch messerscharf skizziert:
„Der demokratische Schoß ist fruchtbar … Das Elend der Kritik am (Neo-)Faschismus“
Die beim ersten Blick auf den E&W-Aufmacher (mit seinen Richtungsweiser nach Riesa in die neuen Ostkolonien) befürchtete Aus-Richtung der Artikel nach „Neonazistan hinter der Zonengrenze“ wird dankenswerter Weise nicht erfüllt. Tatsache ist, dass die meisten Neo-Nazi-Größen im Osten Westexporte sind (inclusive der VS- und BKA-V-Leute, ohne die die NPD auf zwei Drittel zusammenschmelzen würde). Aber auch viel regierendes Personal ist Westexport, nicht wenige Teile der oberen Gewerkschaftsebenen ebenfalls. So what? Die oberen Parteiebenen links der NPD rekrutieren sich auch aus den oberen ExBlockflöten und karrierezweckgewendeten ExDDR-Ex-SED-ExFDJ-FunktionärINNen, mit dem hervorragenden Beispiel unserer Kanzlerin.
Sicher ist es gut zu wissen, mit welchen „weichen“ Taktiken die Neo-Nazis versuchen, an Einfluss zu gewinnen. Aber da unterscheiden sie sich kaum von anderen – nicht nur rechten Parteien. Auch die SPD ist jetzt bei Facebook und twitter, die CDU wettert gelegentlich auch gegen die sich häufenden „Anglo-Amerikanismen“ zusammen mit dem Philologenverband, auch FDPler helfen manchmal vor Wahlen der Oma über die Straße und die GRÜNEN organisieren auch hie und da „selbstorganisierte ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe und Jugendbetreuung“, so wie vernünftig gewordene Alt-Autonome ehrenamtlich Sozialberatung machen und ArbeitslosenSelbsthilfe initieren, bedrängte Klienten zur ARGE begleiten…
All diese Enthüllungen, Recherchen schaffen den einen Knackpunkt nicht: die faschistischre Ideologie zu kritisieren, die eben nicht nur aus Rassismus, Terror und Mordanschlägen besteht.
Auch nicht die Aufdeckung der Verbindungen zu den Geheimdiensten…. hilft wesentlich bei der tagtäglichen Auseinandersetzung mit faschistischer Ideologie in den Köpfen von meistens (noch) unorganisierten Jugendlichen und Erwachsenen.
Die konsequenteste Konsequenz der Innenministerkonferenz aus den aufgeflogenen staatlich geduldeten, wenn nicht dienstlich angestifteten Mord- und Terrorserien ist, die beteiligten staatlichen Apparate zu optimieren, die Überwachung „aller Extremisten“ zu zentralisieren und die Verbotsvorbereitungen anzuschieben: jedoch nicht etwa hauptsächlich gegen die Neo-Nazis — gegen die auch, aber medienwirksam und faktisch umfassender uund tieferdringend die Überwachung der LINKEn und der Linken und die medialen (und auch juristischen) Vorbereitungen für Verbote nach links. (Mit allen Begleitformen, wie dem Berufsverbot, Unvereinbarkeitsbeschlüssen, und dem Schwur auf die nach Belieben und Willkür interpretierbare nirgends fest geschriebene FDGO statt auf Verfassung und Grundgesetz ….) Ähnlich wie vor fast 60 Jahren das Verbotsverfahren gegen die faschistische SRP die Generalprobe für das KPD-Verbot war, und Adolf Thadden bezahlter Agent des britischen Geheimdienstes in Kooperation mit deutschen Diensten war…
Allen Lehrerinnen und Lehrern in und außerhalb der GEW ist dringend zu empfehlen, die bei vsa erschienene Streit- und Aufklärungsschrift Freerk Huiskens zu lesen, wo er schreibt:
„Verfassungsschutz, Bundeszentrale für politische Bildung, viele der Volksparteien, aber auch Gewerkschaften und einige Antifa-Bündnisse stellen bei ihrem Kampf gegen die Neo-Nazis deren Kleidung vor, decodieren zahlencodes und benennen rechtsextreme Musiklabels. Es wird enttarnt, was sie offen zeigen, wenn sie sich präsentieren. Diese Art der „Auseinandersetzung“ lebt von der Vorstellung, Jugendliche würden sich abwenden, wenn sie nur erkennen könnten, wie NeoNazis sich kleiden und welche Mucke sie hören.
Weit gefehlt, denn diese sind vor allem enttäuschte Nationalisten, die die verschwendung nationaler Ressourcen durch „undeutsche“ Unternehmenspolitik anprangern, am globalen Kapitakllismus gerade nicht den weltweiten Siegeszug eines Ausbeutungssystems kritisieren, sondern beklagen, dass sich deutsche Unternehmen in internationale Konzerne verwandeln.
((Da hängen sich die NeoNazis locker an Oskar Lafontaines Warnung vor „amerikanischen Heuschrecken“ oder an Kritik an Lissabon und den Bolkestein-Hammer, an der Freizügigkeit des Arbeitsmarktes, die deutsche Arbeitsplätze gefährdet usw.. HaBE))
Alles NPD-Positionen.
„Damit kommen gute Demokraten in Schwierigkeiten, entdecken sie doch bei der unerwünschten Konkurrenz Einvernehmen mit dem eigenen höchsten politischen Ziel: dem Erfolg der Nation, um Deutschland ökonomisch und politisch ((und damit auch militärisch, HaBE)) voran zu bringen.
Und so verkommen Verbotsdebatten, Enttarnungen und Steckbriefe sowie die Warnung, dass der Schoß noch fruchtbar sei, zu einer Ehrenrettung von Nationalbewusstsein – zum Segen des demokratisch regierten Kapitalismus ((oder umgekehrt !!!HaBE)) Daran sollte man sich wirklich nicht beteiligen.“
Zum Abschluss sei hier noch auf einen äußerst spannenden Test Freerk Huiskens hingewiesen, den er zu Beginn seines Buches ausführlich beschreibt:
„Auf (neo-)faschistische Parolen fällt der aufgeklärte, kritische, gebildete und in Sachen „political corrrectness“ geschulte Demokrat nicht herein. Der Deutsche schon gleich gar nicht. Dagegen weiß er sich gefeit – im Gegensatz zu Stammtischbrüdern, denen er die Faschisterei zutraut …“
Den folgenden Test hat Freerk Huisken als Erstes in allen seinen Lehrveranstaltungen zum Thema „Faschismus“ mit allen Teilnehmern gemacht: „Die nachfolgenden programmatischen Äußerungen sollen einer der genannten Parteien und zwar jedes Zitat möglichst nur EINER Partei zugeordnet werden: CDU/CSU, FDP, SPD GRÜNE, DIE LINKE, NPD, NSDAP, (bzw. A.Hitler)..“ Es folgen 15 drei- bis 7-zeilige Zitate … “ Die Studierenden, die sich jeweils eifrig an die Arbeit gemacht und auch wirklich alle Parteien untergebracht haben, waren schon recht verblüfft, wenn ich sie darüber aufklärte, dass ALLE Zitate
aus programmatischen Schriften der NPD oder der NSDAP bzw. aus Hitlers „Mein Kampf“ stammten….“
Gerne bin ich bereit zu diesemn hervorragenden Buch eine Rezension für die E&W zu schreiben
(diesen Leserbrief stelle ich ins Internet und bitte um breiteste Veröffentlichung).
Und hier geht es zum Buch und man kann es dort auch gleich bestellen: