Ronnie Kasrils (ANC&KP-Südafrika) unterstützt BDS-Kampagne gegen Israel

Widerstehen Sie den Bemühungen des BDS-Verbotes, so der Anti-Apartheid-Veteran Ronnie Kasrils

Ronnie Kasrils beim Russell-Tribunal

Von Adri Nieuwhof, 8. Juni 2016, deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik.
Quelle: https://www.article1collective.org/2016/06/resist-efforts-to-outlaw-bds-says-anti-apartheid-veteran-ronnie-kasrils/

Der Anti-Apartheid-Veteran Ronnie Kasrils findet die Versuche, den BDS-Aktivismus gegen Israel verbieten zu lassen, „absolut lächerlich“ und fordert die Aktivisten auf, sich solchen Bemühungen zu widersetzen. Letzten Monat interviewte ich Kasrils über seine Ansichten zur BDS-Bewegung und dem Apartheidregime anlässlich seines Besuches in Amsterdam.

Über Jahrzehnte bekämpfte Kasrils als Mitglied des African National Congress (ANC) und der kommunistischen Partei das Apartheidregime. Er nahm auch an Operationen des militärischen Flügels des ANC, Umkhonto we Sizwe, teil. Nach dem Fall der Apartheid, war er (stellvertretender) Minister in verschiedenen Regierungen.

Kasrils wurde 1938 in Johannesburg als Enkel jüdischer Migranten aus Litauen und Lettland geboren, die am Ende des 19. Jahrhunderts vor den Pogromen der Zaren nach Südafrika geflohen waren.

BDS trägt zur Veränderung bei

„Es funktionierte großartig“, antwortet Kasrils umgehend auf meine Frage, ob BDS gegen das südafrikanische Apartheidregime seine Wirkung erzielte.

„Die BDS-Bewegung verägerte die Weißen in Südafrika sehr. Die BDS-Bewegung hat sie so richtig zermürbt. Sie gelangten an einen Punkt, an dem sie die BDS-Bewegung nicht mehr aushielten. Und an dem Punkt wollten sie einen Wandel herbeiführen.“

Ein Mitglied der regierenden National Party teilte Kasrils mit, dass die Entscheidung der Barclay Bank nach einer Anwesenheit von mehr als 150 Jahren in Südafrika, das Land 1988 zu verlassen, „der letzte Tropfen war, der das Fass überlaufen ließ“. Er erinnert uns daran, wie der internationale BDS-Aktivismus mit einem Verbraucherboykott der Früchte aus Südafrika wie der Orangen von Outspan, der Trauen und Äpfel seinen Anfang nahm. In den siebziger Jahren begann Peter Hain in Großbritannien, sportliche Wettkämpfe zu stören. Mit einer Gruppe ging er auf den Tennisplatz nach Bristol und unterbrach das Spiel des südafrikanischen Teams. „Die Bewegung verbreitete sich wie ein Lauffeuer und erreichte andere Länder.“ Die Boykottierung war offen für eine kreative Auslegung und wurde zu einem bedeutenden Mittel, um Menschen zu erreichen und zu begeistern.

Dann begannen Pensionskassen von Kirchen und Gewerkschaften aus aller Welt ihre Investments aus den Unternehmen in Südafrika oder aus Unternehmen, die in Südafrika investiert hatten, zurückzuziehen. Die Bewegung erzielte eine großartige Wirkung.

1985 wurde in den USA den Arbeitern von Kodak bewusst, wie sehr die schwarzen Südafrikaner litten. Die Afroamerikaner unterstützten die Mobilisierung gegen das Apartheidregime. Durch ihre Senatoren und Parlamentarier begann die schwarze Lobby einen riesigen Druck auf Unternehmen und Banken auszuüben. Chase Manhattan war die erste Bank, die ihre Verbindungen mit Südafrika brach.

Ein BDS-Verbot ist absurd

Kasrils bestätigt, dass er den BDS-Aktivismus gegen Israel zu 100% unterstützt. Man muss den Bemühungen, die BDS-Bewegung in den USA, Kanada, Frankreich und dem Vereinigten Königreich zu verbieten, einfach widerstehen, fügt er hinzu.

„Es ist völlig absurd, dass Regierungen auf die Rechtsprechung zurückgreifen sollten, um das Recht auf freie Meinungsfreiheit von Menschen zu unterdrücken, die der Ansicht sind, dass die BDS-Bewegung ein friedlicher Wegg ist, um das palästinensische Volk zu unterstützen und sich ihm gegenüber solidarisch zu zeigen.“

„Diese Regierungen sollten den gesamten Prozess unterstützen. Dann wird mehr Ruhe und Frieden für das Volk in Palästina und Israel und in der gesamten Nahostregion einkehren. Israel ist eine Atommacht mit einer nennenswerten Anzahl von Atomwaffen und mit rechtsradikalen Regierenden. Die Bevölkerung fordert Blut, nicht nur das Blut der Palästinenser, sondern auch das Blut der Menschen in der Region und auch der Menschen wie Omar Barghouti, die einfach nur über das Recht auf die BDS-Bewegung sprechen.“

„Israel ist ein Land, das seit langer Zeit die schlimmsten Formen der Ungerechtigkeit und der Tötungen an den Tag legt. Länder wie Israel werden oft als faschistische Länder bezeichnet.“

Schlimmer als Apartheid

Kasrils hat Israel und Palästina schon öfters besucht. Als ich ihn über seine Erfahrungen frage, antwortet er: „Es gibt auf jeden Fall Ähnlichkeiten“. 1984 bestätigte der Sicherheitsrat die Definition der Generalversammlung von 1966, nach der Apartheid ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist. Die Apartheidkonvention spricht nicht von „Südafrikanischer Apartheid“, sondern dehnte den Begriff, so Kasrils.

Die Definition von Apartheid meint unmenschliche Handlungen, die mit dem Ziel verübt werden, die Vorherrschaft einer ethnischen Gruppe über eine andere zu errichten und zu erhalten und die zweite ethnische Gruppe systematisch zu unterdrücken. Man muss jene Definition anwenden, um festzustellen, ob Israel Apartheidpolitik betreibt oder nicht.

Jeder Südafrikaner, der im Freiheitskampf involviert war und Palästina und Israel besuchte, sagt: „Es ist genauso wie das Apartheidregime“, fügt Kasrils hinzu. „Die rassische Trennung, die getroffenen Maßnahmen, jene Schlangen an den Kontrollpunkten, die Entwürdung sind wie im Apartheidregime.“

Der Erzbischof Desmond Tutu und zahlreiche andere sagen, dass es sogar schlimmer als Apartheid ist.

„Wir haben selten ein Apartheidregime gesehen, dass Bomben auf Menschen wirft oder mit Panzern in Viertel eindringt und schwere Artillerie wie in Gaza abfeuert. In Südafrika haben wir brutale Massaker erlebt. Es gab auch Gelegenheiten, in denen der Notstand ausgerufen wurde, die Bewegung der Schwarzen kontrolliert wurde und Viertel wie Soweto belagert wurden. Aber das Ganze dauerte ein paar Wochen. Und nicht Jahre wie im Westjordanland oder in Gaza“, erinnert Kasrils.

Es ist ein Wandel in Sicht

Viele zweifeln daran, dass Israel sich ändern und die Rechte des palästinensischen Volkes respektieren wird.

Dennoch ist Kasrils der Überzeugung, dass ein Wandel in Sicht ist. „Israel ist ein Beispiel eines noch bestehenden Kolonialstaates auf dem von den Palästinensern geraubten Land. Israel hat den Palästinensern ihr Land und ihre Rechte wegenommen und die grausamsten Methoden der israelischen Geschichte angewendet. Wir Südafrikaner durchliefen während des Apartheidregimes einen qualvollen Prozess. Wir erkennen, was dem palästinensischen Volk gerade zustößt. Wir stehen vollkommen solidarisch hinter dem palästinensischen Volk und fordern die Regierungen auf, sich an die Resolutionen der Vereinten Nationen zu halten. Dies bedeutet: das Ende der Besatzung, die Beendigung der Blockade von Gaza und das Rückkehrrecht der Flüchtlinge. Der einzige Weg, damit die israelischen Juden in Sicherheit leben können, besteht in der Anerkennung der Rechte der Mitmenschen des palästinenischen Volkes.“

Es gab eine Zeit, in der die Menschen in Südafrika an der Beendigung des Apartheidregimes zweifelten, fährt Kasrils fort. Der Staat der Weißen war sehr stark. Er verfügte über großartige Ressourcen und war vom Westen unterstützt, und zwar genau von denselben Ländern, die heute Israel unterstützen.

Aber dieser Staat scheiterte, da das südafrikanische Volk entschlossen war. Um einen Wandel hervorzubringen, braucht es Einheit, Entschlossenheit, gute Führer, eine korrekte Strategie und eine Zukunftsvision. Am Ende ist das Ergebnis eines gerechten Kurses sicher, egal wie lange es dauert. Und Südafrika bewies das.

Gepostet vor Yesterday von Promosaik Redaktion

Labels: apartheid israel apartheid südafrika landraub israel rechte der palästinenser ronnie kasrils ähnlichkeit südafrika israel

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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