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Golda Meir soll mit ihm verwandt sein. So behaupteten es wenigstens nicht nur viele seiner Mitschüler am Realgymnasium des über 1250 Jahre alten Zentrums des Odenwaldes, der marktberechtigten Großstadt Michelstadt. Großstadt? Aber sicher! Denn Michel stammt nicht aus Lönneberga sondern aus dem Altgermanischen und heißt so viel wie „Groß“.
Auch große Teile des gymnasialen Lehrerkollegiums dieser großen ummauerten bereits schon vorrömischen keltischen Siedlung sagten nicht immer hinter vorgehaltener Hand, dass dieser schwarzhaarige, blasse, kleinwüchsige, etwas bucklige mit ebensolcher Nase augestattete- immer nach Seife und Bügeleisen riechende Schneidersohn nicht Meyer, Mayer, Meier, Maier sondern Max Meir heiße. Maximilian Meir. Na und vor 1945 soll er ja auch noch Mechel gerufen worden sein. Das mit dem Maximilian oder wie er sich dann selbst nannte: Mecky, das waren doch nur Tarnnamen. Und sein UrUrUrgroßvater hätte noch Meir Mandel geheißen oder Mandelbaum oder Mendelsohn. Dieser Armleuchter. Das ist keine Beleidigung: Meir heißt doch auf Deutsch „der Erleuchtete“.
Der hatte noch neben dem Knieriem gewohnt, dem kommunistischen Schuhmachermeister, bis er in der Häfnergasse das Haus vom unzünftigen Flickschuster kaufen konnte. Für das Braun’sche Haus an der Stadtmauer der Weststadt, das große Fachwerkhaus des jüdischen Tuchhändlers Braun, der in die USA ausgewandert war, für dieses Haus hatte sein Geld nicht gereicht. Meir Mandel schneiderte Mäntel für die Schäfer, für die reicheren Bauern. Für die Grafen reichte seine Schneiderkunst nicht aus… oder die wollten keine Judenmäntel haben.
Das war so in den 20ern, in den 1820ern oder noch früher. Da schneiderte er auch die Odenwälder Trachten, die schwarzen Röcke, die schwarzen Mäntel, mit denen sich die Geheimbündler vom Bund der Gerechten bei den schwarzen Landtagen trafen und den Tyrannenmord platen, die Revolution! Die Republik. Sie wollten nicht länger die Gessler-Hüte grüßen und die Fürsten füttern müssen. Er wusste, dass der Bürgermeister Heinrich Bogen und sein Sohn, der Ludwig dabei waren. Auf der Tromm, auf dem Lärmfeuer, auf den Vierstöck, am Waldhorn, in der Hainstermühle, im Hainhaus, wo die Römer gebadet hatten, in den überwachsenen Ruinen, auf dem Felsenmeer, unterhalb der Veste Otzberg. Immer an anderen Plätzen. Die hatten den Bogen raus! Schwarze Mäntel und mit Holzkohle geschwärzte Gesichter, damit sie keiner erkannte, keiner verraten konnte und die fürstlichen Jäger auch keinen beschreiben konnten, der ihnen entwich, wenn sie sie nicht gleich erschossen, wie den Kuckuck, von denen dann jedes Jahr ein neuer wiederkam… Das war nicht der selbe, aber der Gleiche. Der selbe war ne Leiche. So wie die Bauern, die sich gegen das Rotwild in ihren Äckern wehren mussten… die wurden abgeschossen wegen Wildereiund immer auf der Flucht. Da brauchte es dann kein Gericht mehr und keinen Scharfrichter wie den Michelstädter Scharfrichter Nord und auch keinen Galgen wie den am Galgenberg oder den in Beerfelden. Bärenfelle gabs nicht mehr, aber auch das Dachsfell wurde einem über die Ohrengezogen, wenn man diesen Ersatz-Meister-Petz vom Acker jagte …
Damals haben alle geglaubt, er hieße Mantel oder Mäntel, weil er eben die Mäntel schneiderte. Er brauchte keine preussische Gnade vom Stein. Er musste keinen Mantelbogen ausfüllen beim Standesamt. Er hatte seinen Namen schon weg. Die Stenschen Gnadenakte gabs Gottseidank nur in Hessen-Kassel.
Über den Darmstädter, SEINEN Großherzog brauchte man sich nicht zu beschweren. Der wußte, was er an seinen Juden hatte. Na ja, zumindest an den Reichen. Die meisten Pogrome waren eher Kontrarme. Obwohl, wurde nicht beim Zollaufstand in Hanau der reiche Viehhändler Buxbaum geplündert ? Die Schuldscheine verbrannt ? Die Pfandleihe gestürmt, ein Bankhaus gebrandschatzt ? Das war eine spannende geschichte, wie der Kasseler Kurfürst den Bruder seines Finanzministers Deines und seine Konkubine, die Gräfin von Reichenbach mit Hilfe eines kurfürstlich gelenkten Pogromes außerordentlich oder auch ordentlich bereicherte… Aber das führt weg vom Damenschneider oder gehört es dovch dazu ? Es gehört dazu, denn soiónst wäre Max überhaupt kein Damenschneider sondern Professor für höhere Mathematik in Frankfurt geworden.
Progrome gegen Reiche waren die Ausnahmen. Wenn verschuldete Fürstenhäuser ihre Schulden loswerden wollten, dann gab es durchaus einige Bankrotte, Banka rotta , dann wurden auch Mal jüdische Bankhäuser Herrenlos. Vollwaise. und dann musste der Fürst eben die Vollwaisen aus Gnade adoptieren.
Ausgenommen wurden meist die Kleineren, die wie auch immer ein Handwerk betrieben. Das allein war schon ein Wunder. Er als armer Schlucker, Schneider, Schneder Meck-Meck-Meck- mit einem Schlag warn alle weg.
Max musste das Gymnasium verlassen -so um 1950 herum, musste Damenschneider werden und wurde nebenbei noch ehrenamtlicher evangelischer Jugend-Diakon … aber war da nicht die Abendschule des US-Rückwanderes Dr. Mömlinger ? Da ging der Macky doch noch nach seinem Abgang vom Gymnasium hin. In die Orangerie im Erbach-Fürstenauischen Schlosspark. Der war doch Jude!? Der hatte doch in der Spruchkammer mitgearbeitet und beinahe die besten aus dem Lehrerkollegium ans Messer geliefert. Jude halt und dazu noch Sozi. ……
04.09. 2016 HaBE liest im Büchner-Haus in Riedstadt-Goddelau aus seinem Odenwald-Roman „Der Damenschneider“, zwischen Hirschhorn und Hanau, zwischen Erbach, Erbuch, Erdbach, Eberstadt, Etzengesäß und Eberbach, Asselbrunn, Aschaffenburg, Amorbach und Arheiligen, Frankfurt, Friedberg und Fürth, Rothenberg, Rothenbergen, Rüssels- und Reichelsheim, Mörfelden, Mosbach, Messel und Mannheim, Höchst, Hoechst, Heppenheim, Hainstermühle und Heidelberg, Goddelau, Gießen, Gelnhausen, Güntersfürst und Guntersblum, Neustadt i.Odw, Neustadt a.d.W., Neckarsteinach und Neckarau, zwischen Steinbach, Stockheim und Seligenstadt, Beerfelden, Bieberau, Bieberer Berg, Babenhausen und Butzbach, Viernheim und Vielbrunn, Leiningen und Ludwigshafen, Offenbach und Ober-Mossau , Wiesbaden, Würzberg, Würzburg …. zwischen vielen Orten, die es oft gar nicht mehr oder nur noch ortsteilweise gibt.
Sonntag, 04. September 2016 Benefiz-Veranstaltung Georg-Büchner-Haus Riedstadt-Goddelau
im Kulturkalender der Stadt heißt es dazu :
Hartmut Barth-Engelbart nähert sich in seinen Erzählungen über wechselnde Haupt- und Nebenrollen der Anstalt in Goddelau, den Spuren Büchners zwischen Riedstadt (Darmstadt, Offenbach, Södel, Eckartshausen-Marienborn, Büdingen, Lauterbach, Nidda) und Giessen, zieht mit Land und Leuten im narrativen Element durch die Dörfer, kreuzt die Wege Valentin Sengers und seiner „Buchsweilers“, lässt die Hauptfigur im Odenwald-Roman „Der Damenschneider“ um Asyl in Goddelau bitten in der trügerischen Hoffnung, dort auch noch in den 60er/70er Jahren des letzten Jahrhunderts Georg Büchners Geist zu begegnen.
Referent: Hartmut Barth-Engelbart, Gründau
18.00 Uhr, Kunstgalerie am Büchnerhaus
Eintritt: € 7.00 zugunsten des Büchnerhauses
Mit dabei mit seinen Liedern: der blinde Multi-Instrumentalist und Bari-Tenor Philipp Hoffmann aus Kassel, mit dem ich fürderhin als „Vaterlandslose Gesellen“ eine Mischung aus Konzert, Lesung und Kabarett präsentieren werde. Ein weiterer vaterlandsloser Geselle wird sich mit seiner Guitarre noch dazugesellen.. Die „Vaterlandslosen Gesellen“ kann man dann für einen Klingelbeutel oder besser einen Raschelbeutel voll bestellen.
Gerne hätte ich die Lesung im Büchnerhaus mit der Dankesrede meines Freundes Gerhard Zwerenz an die Darmstädter Akademie für die Nichtverleihung des Büchnerpreises an ihn begonnen. Am liebsten hätte ich ihn darum gebeten, diese Rede vor meiner Lesung vorzutragen. Und ich bin mir ziemlich sicher, er hätte es gemacht. Jetzt hört er halt von unten zu, wenn ich mit ein paar Sätzen aus seinem und Ingrid Zwerenz‘ Vorwort zu meinen „unter-schlag-zeilen“ im Büchnerhaus beginnen werde, bevor der „Damenschneider“ zu Wort kommt. Diese Dankesrede werde ich für Lesungen in Michelstadt (oder Erbach) mir bei Ingrid Zwerenz ausleihen, wenn sie sie dann nicht selbst vorlesen möchte. Im Schenkenkeller kann ich mir diese Rede sehr gut vorstellen … ginge aber auch gut in der Synagoge…
Philipp Hoffmann wird in Goddelau u.a. auch 2 Lieder aus Georg Büchners Stücken spielen und singen, vielleicht werden wir sie auch zusammen vortragen. Die Dialekt-Version des Liedes der Straßenräuber, die das „Geldkärnsche“ nicht nur im Schlöndorf-Film vom „plötzlichen Reichtum der armen Leute von Kombach“ überfallen hatten und dafür in Gießen geköpft wurden…. werde ich vortragen — hoffentlich besser als Curd Jürgens seinerzeit in der Rolle des Schinderhannes mit seinen angelernten Mundartliedern… davor bin ich im Kino vor 40 Jahren aufs Klo geflohen…