Nach der abgebrochenen öffentlichen Schreibung jetzt eine öffentliche Lesung gegen Abschiebung
20.01.01 An die Redaktionen FR, HA, HR, ME, OP, GT, GNZ, FAZ, ZDF, Radio Primavera
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich durch Hanauer Polizeikräfte – auf „Anweisung von oben“ (so die beiden Mitarbeiter der Hanauer HiPo) daran gehindert wurde meine angekündigte öffentliche Schreibung des in der Anlage mit gesendeten offenen Briefes an OB Härtel, Bürgermeister Kaminsky und Landrat Eyerkaufer zu vollenden, werde ich am kommenden Freitag, 26.01.01 zur gleichen Zeit von 10 bis 12Uhr an gleicher Stelle vor dem Brüder Grimm-Denkmal eine
öffentliche Lesung
und dabei zeitgleich mehrere
Demokratie-Schnell-Tests
durchführen.
Getestet werden:
die Freiheit der Kunst
die Freiheit des geschriebenen Wortes
die Freiheit des gesprochenen Wortes
die Freiheit der Meinungsäußerung in Wort, Schrift und Bild
die Freiheit der Presse
(von äußeren und inneren Scheren)
Zu prüfen ist dabei ebenfalls, ob die Stadt Hanau wie bereits vor ihr schon andere hessische Städte nicht durch den sogenannten LGS-Erreger an Ordnungswahnsinn erkrankt ist.
Da ernstzunehmende Tests logischer Weise ohne Vorwarnung stattfinden müssen, werde ich dieses Lesung auch nicht vorher bei der Stadt anmelden.
Aus gegebenem Anlass lautet das Motto:
Dem Schreiben bis zum Schreibverbot folgt jetzt das (Vor-)Lesen bis zum Leseverbot.
Unter dem Titel: Lesung mit Maulkorb? werde ich zunächst und immer wieder den Text des durch Bußgeld-Drohung und Schreibverbot im öffentlichen Raum abgebrochenen offenen Briefes vorlesen. Zwischen den Brieflesungen werde ich andere Texte – Lyrik und Prosa lesen.
Ich bitte um Ankündigung dieser Lesung in Ihrem Termin/Kultur-Kalender.
Die Lesung hat noch einen weiteren Grund:
die Berichterstattung war (teils wegen des verspäteten Eintreffens der Presse) unvollständig und teilweise missverständlich
1. Bei einem Abdruck meines Offenen Briefes zum Beispiel „im Wortlaut“ wäre auch die rassistische Verfolgung der Sinti und Roma in den (ehemals) jugoslawischen Republiken zur Sprache gekommen. Mindestens vier Sinti- und Roma-Kinder aus meinem Chor sind von Abschiebung nach Jugoslawien bedroht. Weiter wurden meine Vorschläge zum Probewohnen durch Scharping und Fischer/ Schröder und Rau nicht erwähnt, sowie die vorgeschlagenen Urangranatentests in vorübergehend evakuierten Regierungs (-wohn-)vierteln amerikanischer und europäischer Hauptstädte.
2. Wurde von der Hilfspolizei mit der Verhängung von Bußgeldern gedroht. Der „Straftatbestand“ wurde zu diesem Zweck fotografiert. Zum gleichen Zweck wurden meine Personalien aufgenommen.
3. Ein Vorgesetzter der Hilfspolizisten hat sich wirklich rührend um meinen Gesundheitszustand Sorgen gemacht und mir am Telefon versichert, er wolle „mich ja nicht, also überhaupt nicht beleidigen“, aber als er „neulich mal in Berlin war, da hat eine Frau vor der Gedächtniskirche gestanden, die hat immer laut gerufen ‚Ficken ist schön! Ficken ist schön'“, und da habe er sich „gedacht man solle doch mal nachfragen, nachschauen, ob diese Frau nicht verwirrt ist.“ Der Herr hatte bereits meine Schulleitung angerufen und sich dort nach Schilderung des Tatbestandes nach meinem Gesundheitszustand erkundigt und wurde von dort an mich verwiesen, da das Ganze doch in meiner Freizeit passiert sei und nicht während der Arbeitszeit. Ich konnte dann dem besorgten städtischen leitenden Mitarbeiter versichern, dass ich tatsächlich noch alle Tassen im Schrank, sie vielleicht aber in einem anderen Laden als er eingekauft hätte, wofür er ob der herrschenden freien Marktwirtschaft vollstes Verständnis zeigte.
Ohne Ihn weiter befragt zu haben, gab mir dieser freundliche, barmherzige Samariter die Auskunft, es sei nun mal so daß unter den Brüdern Grimm nicht gerade mal jeder schreiben könne, was er sich so denke und man würde erst mal abwarten, was die Presse so schreibe und dann entscheiden, was weiter geschehen soll. Ich würde dann schon rechtzeitig von der Stadt etwas hören. Ich bin der Stadt Hanau wegen ihrer Fürsorge zu tiefstem Dank verpflichtet, weil sie meinem Arbeitgeber unverzüglich gemeldet hat, daß ich bei Begehung einer „Ordnungswidrigkeit“ durch eine öffentliche Schreibung und bei öffentlichem Ungehorsam gegenüber der Staatsmacht in Form der Hilfspolizei glücklicherweise nicht dienstunfähig geworden bin, was den Einsatz fehlender Vertretungslehrer unnötig machte. Anscheinend haben meine Vorgesetzten auch durch diesen Herrn des Ordnungsamtes erfahren, dass mein Verwirrungszustand nicht so gravierend sei, um damit eine Sofort-Einlieferung in die ambulante Psychiatrie rechtfertigen zu können.
4. Dass diese (verharmlosend gesagt) Provinzposse sich unter den Augen der Brüder Grimm abspielt, auf dem Neustädter Marktplatz, DEM Ausgangspunkt für die demokratische hessische Verfassung sowie einem der bedeutendsten Ausgangspunkte für den Kampf um eine demokratische gesamtdeutsche Verfassung 1848, 1918 und 1948, ist mehr als eine Randbemerkung wert. Freunde aus Leipzig und Cottbus fühlen sich beim Bericht über diese Szenen sehr stark an die Zeit von 1989 und vorher erinnert, nur wäre es da keine HiPo sondern die VoPo gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
PS: Um eine noch bessere Verbreitung des Offenen Briefes so wie dieses zweiten Briefes zu erreichen, bitte ich alle LeserInnen wo möglich und sinnvoll sie ins Internet zu stellen. Besonders bitte ich die regionalen Verlage darum, denen ich diese Briefe mailen werde. Wenn sich die Menschen schon nicht mehr so massenhaft für solche Angelegenheiten auf die Straße bewegen, dann doch bitte wenigstens im Internet: Meine e-mail Adresse lautet: Barth-Engelbart (at) web . de