Die Zerstörung Syriens:
Eine gemeinschaftliche kriminelle Unternehmung
Photo by Jordi Bernabeu Farrús | CC By 2.0
von Diana Johnston Übersetzung FritztheCat
(Ich hatte Diana Johnstone in etwas holprigem Englisch gefragt, ob ich ihren Artikel veröffentlichen darf: Dear Diana Johnstone, would you please permit, that i publish your article at my noncommercial web-site in a german version ? Die Antwort kam prompt in besserem Deutsch: Ja, bitte schön. Mit freundlichen Grüssen, Diana Johnstone)
Eine massive Propagandakampagne, die das öffentliche Bewusstsein über Syrien auf zwei Faktoren reduziert: Kinderopfer und humanitäre Hilfe.
Alle behaupten, sie wollen den Krieg in Syrien beenden und im Nahen Osten wieder Frieden herstellen.
Nun, fast alle.
„Bei dieser Play Off Situation sollten beide Teams verlieren, zumindest sollte keiner gewinnen – einigen wir uns auf ein Unentschieden“, sagte Alon Pinkas, ein früherer israelischer Generalkonsul in New York zur NYT im Juni 2013.„Lass sie beide bluten, zu Tode bluten: das ist strategische Denkweise hier.“
Efraim Inbar, der Direktor des „Begin-Sadat Center for Strategic Studies“betonte den selben Punkt im August 2016:
„Der Westen sollte eine weitere Schwächung des IS verfolgen, aber nicht seine Zerstörung … Schlechten Jungs zu erlauben, schlechte Jungs zu töten, das klingt sehr zynisch, aber es ist nützlich und sogar moralisch so zu handeln, wenn es die schlechten Jungs beschäftigt hält und sie den guten Jungs weniger Schaden zufügen können … Darüber hinaus tragen Instabilität und Krisen manchmal die Vorzeichen für positive Veränderung … Die amerikanische Administration scheint nicht in der Lage zu sein, die Tatsache zu erkennen, dass der IS ein nützliches Werkzeug zur Unterminierung Teherans ehrgeiziger Pläne für eine Dominanz im Nahen Osten sein kann.“
Nicht wirklich alle.
Aber bestimmt will doch die humanitäre Webseite Avaaz den Krieg beenden und Frieden herstellen. (HaBE:Und Daniel Cohn-Bendit auch, der ja bereits mit der Flugverbots-Forderung die Befreiung Libyens und das Ende des Mordens dort befördert hat)
Oder etwa nicht?
Avaaz lässt gegenwärtig eine Petition zirkulieren, die über eine Million Unterschriften gesammelt hat und eineinhalb Millionen erreichen will. Es ist wahrscheinlich, dass sie die bekommen. Mit Sprüchen wie diesen:
„In Aleppo wurden seit letzten Freitag 100 Kinder getötet.“
„Genug ist genug!“
Avaaz schreibt weiter: „Es gibt keinen einfachen Weg zur Beendigung dieses Kriegs, aber es gibt nur einen Weg, um diesen Terror aus der Luft zu verhindern – Menschen von überall müssen eine Flugverbotszone zum Schutz der Zivilisten fordern.“
Flugverbotszone? Klingt das nicht vertraut? Das war der Plan, der dazu diente, Libyens Luftverteidigung zu zerstören und der 2011 das Land für Regimewechsel öffnete. Das wurde eifrig von Hillary Clinton beworben, die bereits damit auf Band ist, dass sie den gleichen Spielzug in Syrien favorisiert.
Und wenn der Westen „Flugverbot“ sagt, dann bedeutet das, einige dürfen fliegen und andere nicht. Bei der Flugverbotszone in Libyen konnten Frankreich, Britannien und die USA so viel fliegen wie sie wollten, unzählige Zivilisten töten, Infrastruktur zerstören und den islamischen Rebellen dabei helfen, Teil des Landes zu werden.
Die Avaaz-Petition macht dieselbe Unterscheidung. Einige sollten fliegen und andere nicht.
„Lasst uns einen lautstarken globalen Ruf an Obama und andere Führer senden, sich Putin und dem Terror Assads entgegenzustellen. Dies könnte unsere letzte und beste Chance sein, den Massenmord an schutzlosen Kindern zu beenden. Unterzeichnen Sie.“
Es geht also nur um den Massenmord an schutzlosen Kindern, und um das aufzuhalten sollen wir den Drohnenkönig Obama anrufen, damit er den„Terror aus der Luft“ beendet.
Nicht nur Obama, sondern auch andere „gute“ Führer, die Mitglieder der NATO:
„An Präsident Obama, Präsident Erdogan, Präsident Hollande, PM May und andere Führer der Welt: Wir Bürger rund um den Globus sind entsetzt über das Massaker an Unschuldigen in Syrien, wir rufen Sie dazu auf, eine Flugverbotszone in Nordsyrien einschließlich Aleppo einzurichten, damit die Bombardierung syrischer Zivilisten aufhört und um sicherzustellen, dass die humanitäre Hilfe die erreicht, die in größter Not sind.“
Das Timing dieser Petition hat Aussagekraft. Sie kommt genau zu dem Zeitpunkt wo die syrische Regierung durch die Rückeroberung von Ost-Aleppo auf ein Ende des Kriegs hinarbeitet. Sie ist Teil einer gegenwärtig massiven Propagandakampagne, die das öffentliche Bewusstsein über Syrien auf zwei Faktoren reduziert: Kinderopfer und humanitäre Hilfe.
In dieser Sichtweise verschwindet der Rebell. Und auch ihre ausländischen Unterstützer, das saudische Geld, die wahhabitischen Fanatiker, die ISIS-Söldner aus aller Welt, die US-Waffen und die französische Unterstützung. Bei dem Krieg geht es nur um die seltsamen Launen eines „Diktators“, der aus Spaß hilflose Kinder bombardiert und humanitäre Hilfe blockiert. Diese Sichtweise reduziert den fünf Jahre dauernden Krieg in Syrien auf jene Situation wie sie in Libyen geschildert wurde, zur Rechtfertigung der Flugverbotszone: Es geht nur um einen bösartigen Diktator der sein eigenes Volk bombardiert.
Für das Publikum, das die Weltnachrichten gerne in Form von Märchengeschichten konsumiert, passt da alles zusammen. Unterzeichne auf deinem Computer eine Petition und rette die Kinder.
Die Avaaz-Petition zielt nicht auf das Ende des Kriegs und die Herstellung von Frieden. Sie zielt eindeutig auf die Verhinderung der Offensive der syrischen Regierung zur Rückeroberung Aleppos ab. Die syrische Armee hat in fünf Jahren Krieg heftige Verluste erlitten, die potentiellen Rekruten zur Vermeidung eines gefährlichen Militärdienstes im Grunde nach Deutschland eingeladen. Syrien braucht eine Luftmacht, um seine Verluste zu verkleinern. Die Avaaz-Petition ruft nach einem Abwürgen der syrischen Offensive und stellt sich damit auf die Seite der Rebellen.
Moment mal – soll das bedeuten, sie wollen dass die Rebellen siegen? Nicht ganz. Die einzigen Rebellen, die vermutlich stark genug sind um zu gewinnen, das ist ISIS. Das will wirklich niemand.
Um diesen Krieg zu gewinnen, so wie es bei den meisten Kriegen ist, muss eine Seite als Sieger hervorgehen, das ist eine banale Tatsache. Wenn klar wird wer auf der Siegerstraße ist, dann kann es erfolgreiche Verhandlungen geben, für Dinge wie Amnestie. Aber dieser Krieg kann nicht „durch Verhandlungen beendet werden“. So ein Ergebnis würden die Vereinigten Staaten nur unterstützen, wenn Washington die Verhandlungen für eine Einsetzung ihrer Marionetten – pardon, die im Westen lebenden pro-demokratischen Exilanten – benutzen könnte. Aber so wie es aussieht würde die Mehrheit des Syrer, die die Regierung unterstützen, diese als Verräter ablehnen. Und die Rebellen würden sie als Abtrünnige ablehnen. Daher muss eine Seite gewinnen um den Krieg zu beenden. Das am wenigsten schlimmste Ergebnis wäre, wenn die Assad-Regierung die Rebellen besiegen würde, damit der Staat erhalten bleibt. Dazu müssen die syrischen Streitkräfte den Ostteil Aleppos, der von Rebellen besetzt ist, zurückerobern.
Die Aufgabe von Avaaz ist es, die öffentliche Meinung zu einer Ablehnung dieser militärischen Operation zu bringen. Indem man sie als nicht weiteres als eine gemeinsame russisch-syrische Anstrengung zur Ermordung von Zivilisten darstellt, insbesondere von Kindern. Daher rufen sie nach einer Militäroperation der NATO, damit die syrische und russische Flugzeuge abschießen (das ist die Bedeutung von „no-fly“), die der Offensive der syrischen Armee Luftunterstützung bieten.
Selbst solch drastische Maßnahmen führen zu keiner Beendigung des Kriegs. Sie sollen die gewinnende Seite schwächen, damit sie nicht siegen kann. Um eine Pattsituation zu verlängern. Es bedeutet die Herstellung von Chancengleichheit („even playing field“) – um einen absurden Begriff zu benutzen, der im Bosnienkrieg populär war. So als wäre ein Krieg eine Sportveranstaltung . Es bedeutet die Verlängerung des Kriegs, bis von Syrien nichts mehr übrig ist. Und was von der syrischen Bevölkerung noch übrig ist, das füllt dann die Flüchtlingslager in Europa.
So berichtete die New York Times im September 2013 aus Jerusalem:
„Das Zusammenspiel der israelischen und amerikanischen Positionen, auch wenn sie von den Führern der beiden Länder nicht ausdrücklich erwähnt wurden, könnte einen wichtigen Beitrag an Unterstützung für Herrn Obama sein, wenn er die Erlaubnis des Kongresses für chirurgische Luftschläge in Syrien sucht.“
Und fügt hinzu: „Israels Sorgen über die nationale Sicherheit haben in Washington eine breite, parteiübergreifende Unterstützung, und das American Israel Public Affairs Committee (AIPAC), diese einflussreiche Pro-Israel-Lobby in Washington, sprach sich am Dienstag für das Vorgehen Herrn Obamas aus.“ (Das war als Obama vorhatte, „Präsident Bashar al-Assad für dessen Gebrauch chemischer Waffen zu bestrafen, ohne die Absicht, ihn von der Macht zu vertreiben“ – bevor sich Obama stattdessen entschied, gemeinsam mit Russland das chemische Arsenal Syriens abzubauen. Eine Entscheidung, für die er bis heute von der Pro-Israel-Lobby und der Kriegspartei verurteilt wird.) Die Stellungnahme von AIPAC „sagt jedoch nichts über das bevorzugte Ergebnis in dem Bürgerkrieg…“
So ist es. Wie der 2013 Bericht aus Jerusalem fortfährt: „während die Hoffnungen auf ein Entstehen einer moderaten und säkularen Kraft schwinden, die einen demokratischen Wandel und sogar einen konstruktiven Dialog mit Israel ermöglicht hätte, da erhält ein dritter Ansatz an Gewicht: Lasst die schlechten Jungs sich selbst ausbrennen. ‚Die Fortdauer des Konflikts dient absolut den Interessen Israels‘, sagte Nathan Thrall, ein in Jerusalem stationierter Analyst der International Crisis Group.“
Die einfache Wahrheit ist, dass Syrien das Opfer einer lange geplanten gemeinschaftlichen kriminellen Unternehmung ist, die den letzten unabhängigen säkularen und arabisch nationalistischen Staat im Nahen Osten zerstören soll, nach der Zerstörung des Irak 2003. Man schreibt die bewaffneten Aufstände 2011 der staatlichen Unterdrückung „friedlicher Proteste“ zu, aber es wurde seit Jahren geplant und von ausländischen Mächten unterstützt: Saudi Arabien, Türkei, die USA und Frankreich, unter anderem. Die französischen Motive bleiben mysteriös, außer den Verbindungen zu Israel, das die Zerstörung Syriens als ein Mittel sieht um den Erzrivalen in der Region, den Iran zu schwächen. Saudi Arabien hat ähnliche Absichten zur Schwächung des Iran, aber aus religiösen Motiven. Die Türkei, die frühere imperiale Macht in der Region, hat eigene territoriale und politische Ambitionen. Eine Zerteilung Syriens würde ihnen allen gefallen.
Die unverfrorene und völlig offene Verschwörung zur Zerstörung Syriens ist ein großes internationales Verbrechen und die oben erwähnten Staaten sind Mitverschwörer. Sie werden bei dieser gemeinschaftlichen kriminellen Unternehmung von angeblich „humanitären“ Organisationen wie Avaaz begleitet, die mit ihrem Anschein von Schutz für Kinder Kriegspropaganda verbreiten. Das funktioniert, denn die meisten Amerikaner können einfach nicht glauben, dass ihre Regierung solche Dinge tun könnte. Denn normale, einfache Menschen haben gute Absichten und hassen es, wenn sie sehen wie Kinder getötet werden. Sie stellen sich vor, dass ihre Regierung genauso ist. Es ist schwer, diesen beruhigenden Glauben abzulegen. Es ist viel natürlicher zu glauben, dass die Kriminellen böse Menschen aus einem Land sind, über das sie wirklich überhaupt nichts wissen.
Völlig ausgeschlossen, dass diese kriminelle Unternehmung jemals das Interesse eines Anklägers am Internationalen Strafgerichtshof erwecken wird, eine Institution die, wie die meisten internationalen Organisationen, total unter US-Kontrolle steht. Zum Beispiel ist der stellvertretende UN-Generalsekretär für politische Angelegenheiten, der die politischen Themen für den Generalsekretär Ban Ki Moon analysiert und aufbereitet, ein amerikanischer Diplomat, Jeffrey Feltman. Er war eine Schlüsselfigur in Hillary Clintons Team, als sie den Regimewechsel in Libyen durchführte. Und zu den Mittätern dieser kriminellen Unternehmung gehören all die Pro-Regierungs „Nicht-Regierungs“- Organisationen wie Avaaz, die die Scheinheiligkeit in neue Höhen treiben, indem sie das Mitleid für Kinder ausbeuten, um dieses Kapitalverbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen den Frieden auf der Welt zu rechtfertigen und zu verlängern.
Diana Johnstone ist Autorin von Fools’ Crusade: Yugoslavia, NATO, and Western Delusions. Ihr neuestes Buch ist Queen of Chaos: the Misadventures of Hillary Clinton. Sie kann unter diana.johnstone@wanadoo.fr kontaktiert werden
Jetzt kam noch eine Ergänzung für die deutsche Übersetzung von Diana Johnstone:
… You mention that I am author of Queen of Chaos. You should mention the German version, Die Chaos Königin, published by Westend! The book has been available in German since March of this year. That should be the main thing mentioned.
Best, Diana Johnstone
https://www.westendverlag.de/buch/die-chaos-koenigin/
Libyen/Syrien: Die Schlächter sind unter uns. Stoppen wir sie!
Operation Nordafrika war es vor 5 Jahren, jetzt ist es die Operation Nah-Ost-Syrien.Termingerecht liefern die Terroristen die Bombardierung von UN-Hilfskonvois und ihre “Mediziner” und “White Helmets” präsentieren tote und schwerverletzte Kinder. Es wären nicht die Ersten, die sie für solche Bilder selbst geschlachtet oder mit von Killary Clinton geliefertem Gas vergiftet haben. Die öffentlich-unrechtliche Propagandamaschine soll uns die Hirne aus- und gelichschalten. Wir sollen nicht auf den einfachsten gedanken kommen, dass Syrien und Russland am allerwenigsten Interesse an der Bombardierung der Hilfskonvois haben kann. Die IS-Terroristen und ihre USAmerikanischen Ausbilder, Waffenlieferanten abre brauchen diese Bombardierungen für entsprechende UN-Flugverbotszonen-Beschlüsse und die Stimmung für den totalen Krieg in Syrien gegen die syrische Armee und die russische Luftwaffe.- für den angestrebten “Regime-Change”, den Sturz Assads un d die Durchsetzung der US-Gas-Pipeline-Pläne von Katar via Syrien ins MittelmeerDementsprechend fordern Daniel Cohn-Bendit und AVAAZ gemeinsam die Flugverbotszonen über Syrien. Über Libyen hatten die Beiden sie schon 2011 gefordert. Das Ergebnis kennt man. Zur Erinnerung hier noch Mal der Apell der arbeiterfotografie von 2011: |
Libyen: Die Schlächter sind unter uns. Stoppen wir sie! Appell des Bundesverbands Arbeiterfotografie vom 21.3.2011Die Schlächter sind unter uns. Einige von ihnen sind gewählt. Sie heißen Obama, Sarkozy usw. Sie sind die Despoten, die sich an das große Kapital verkauft haben und in dessen Interesse agieren und die Weltöffentlichkeit manipulieren. Das große Kapital ist der eigentliche Diktator, der seine Handlanger operieren läßt. Sie sind es, gegen die ein Aufstand erforderlich ist.Diejenigen, die uns einreden wollen, es ginge in Libyen um den Schutz von Zivilisten – wie das z.B. der mit dem “Friedensnobelpreis” versehene US-Präsident Obama am 19. März 2011 in aller Öffentlichkeit tut [1] – sind die eigentlichen Despoten und Demagogen. Sie erfinden Verbrechen, gegen die sie vorgeben einschreiten zu müssen, nennen diejenigen, deren Beseitigung sie planen, Schlächter und lassen selber Menschen abschlachten – in unzähligen Kriegen und jetzt auch in Libyen.Dabei ist klar, worum es dort geht. Ziel ist, ein Land in die Knie zu zwingen, das einen eigenständigen Weg gehen will, sich der hemmungslosen Gier des großen Kapitals in den Weg stellt und seine Bodenschätze nicht bedingungslos ausbeuten lassen will. Dazu gehören Öl, Gas und – nicht zu vergessen – Wasser. (hier besonders Veolia und Suez/HaBE)
Libyen verfügt über gigantische Wasserreserven und hat die Einnahmen aus dem Öl- und Gas-Geschäft in ein Projekt investiert, das als das achte Weltwunder bezeichnet wird. Es geht um Süßwasserressourcen tief unter der Wüste. Sie haben nach bisherigen Erkenntnissen ein Volumen von ca. 35.000 Kubikkilometern. Das entspricht einem Wasserbecken von der Größe Deutschlands mit einer Tiefe von 100 Metern. Und dieses Wasser hat – wenn man von einem Preis von 2 Euro pro Kubikmeter Wasser ausgeht – einen Wert von Zig Billionen Euro. Die Kosten für die Bereitstellung von einem Kubikmeter Wasser liegen bei nur 35 Cent (für die Gewinnung aus Meerwasser werden dagegen 3,75 Dollar angegeben). Das Wasser reicht für die Versorgung der libyschen Bevölkerung und ihrer Landwirtschaft für mindestens 50 Jahre – wenn nicht noch wesentlich länger. Die Realisierung des fast unvorstellbaren Projekts begann in den 1980er Jahren und ist nach 30jähriger Bauzeit an einem Punkt angekommen, daß sie die erhofften Früchte bringen und zu einer regelrechten “grünen Revolution” führen könnte. [2] [3] [4] [5] [6] [7] Damit könnte sich Libyen selber mit Lebensmitteln versorgen, diese sogar exportieren – beträchtliche Teile von Afrika versorgen – und sich damit weitgehend befreien von den knebelnden Zwängen von Weltbank und Internationalem Währungsfond (IWF) – wenn es jetzt nicht das Opfer eines brutalen, international legitimierten Raubüberfalls würde. Gaddafi soll zu dem Wasser-Projekt gesagt haben, es sei “die größte Antwort auf die USA… die uns beschuldigen, an Terrorismus beteiligt zu sein”. Es ist klar: Libyens und Gaddafis “Verbrechen” besteht darin, das Land nicht kostenlos preiszugeben. Die Kapitalverbrecher sitzen nicht in Tripolis. Die Kapitalverbrecher sind diejenigen, die Libyen angreifen lassen. Sie sitzen in den Machtzentralen des ‘westlichen’ Kapitals.
Mit Libyen geht es um das Land, das in ganz Afrika den höchsten Lebensstandard hat und das seinen relativen Reichtum der Bevölkerung zukommen läßt wie kaum ein anderer Staat. Quelle für die Angaben zum Lebensstandard ist der “Human Development Index” (HDI) der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2010 [8] [9] [10]. “Das Gesundheitswesen in Libyen gehört zu den am besten ausgebildeten auf dem afrikanischen Kontinent; die Sozialversicherung umfasst u.a. auch eine Altersvorsorge und eine Witwen- und Waisenrente. Die mittlere Lebenserwartung liegt bei 76 Jahren… Die Wirtschaft Libyens ist sozialistisch geprägt.. Die ‘Große Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Jamahirija’ basiert auf der Verfassung von 1977, die das Land zum basisdemokratischen Staat auf der Grundlage des Islam erklärt [97 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Islam]…” (WISSEN-digital.de) [11] In der HDI-Weltrangliste ist Libyen von Position 64 im Jahr 2000 auf Position 53 im Jahr 2010 gestiegen. [12] Die Propaganda, die den Raubüberfall legitimieren soll, hat die Medien fast vollständig durchdrungen. Zu einem großen Teil sind die Medien treibende Kraft bei der Manipulierung der Weltöffentlichkeit. Allenthalben ist zu hören und zu lesen, Gaddafi bombardiere – wofür es keinerlei Belege gibt – die eigene wehrlose Bevölkerung. Und auch wesentliche Teile der Friedensbewegung und der Linken sind infiziert. Jan van Aken (Die Linke) sagt am 18.3.2011 im Bundestag: “Natürlich ist es völlig richtig, das mörderische Treiben von Gaddafi zu stoppen; da sind wir uns hier alle einig.” [13] In einer Erklärung des Aachener Friedenspreises vom 6.3.2011 heißt es: “Mit großer Sorge beobachten wir das brutale und mörderische Vorgehen des Gaddafi-Regimes gegen die eigene Bevölkerung. Wir verurteilen dieses Vorgehen entschieden.” [14] Und bei der Informationsstelle Militarisierung (IMI) ist am 3.3.2011 zu lesen: “Mit einer ungeheuren Brutalität versuchen gegenwärtig die Truppen des Diktators Muammar al Gaddafi den Aufstand in Libyen niederzuschlagen… Muammar Gaddafi ist ein Verbrecher und er gehört vor Gericht – besser früher als später.” [15] All das sind Stimmen, die zwar einen Krieg verurteilen, aber ihm dennoch durch Übernahme der Kriegspropaganda Munition liefern. Doch es gibt auch Stimmen, mit denen sich die Friedensbewegung vollständig diskreditiert. So schreibt z.B. Uri Avnery am 19.3.2011, zwei Tage nachdem der UN-Sicherheitsrat die Kriegs-Resolution 1973 verabschiedet hat: “Menschen werden von einem unbarmherzigen, halbverrückten Diktator getötet, ein ganzes Land geht den Bach hinunter”, um dann das Zögern beim Losschlagen gegen Libyen zu verurteilen und zum Krieg zu treiben. [16] Zur Legitimation des Krieges wird Libyens Gegenwehr herangezogen. Dabei ist es sein gutes Recht, einen Angriff von außen abzuwehren – einen Angriff, der zunächst verdeckt über die so genannten Rebellen geführt worden ist und jetzt von Staaten der NATO offen betrieben wird. Reinhard Merkel, Professor für Rechtsphilosophie und Strafrecht an der Universität Hamburg, sagt am 18.3.2011 in einem n-tv-Interview dazu: “Man muss… sehen, dass jede Regierung, die nach außen hin völkerrechtlich legitimiert ist, das grundsätzliche Recht hat, gewaltsame Aufstände niederzuschlagen. So bitter das sein mag.” [17] Das gilt natürlich erst recht in dem Fall, daß ein Aufstand der Auftakt für einen geplanten Raubüberfall ist. Wir appellieren umzudenken und von der Übernahme der Kriegspropaganda abzulassen. Es ist eine Situation vergleichbar den Kriegen gegen den Irak. Was wir brauchen, ist eine Mobilisierung aller Kräfte des Friedens wie 1991 und 2003, als mit dem Slogan “Kein Blut für Öl” ein wesentlicher Aspekt für den Kriegshintergrund im Fokus der Friedensbewegung stand. Was ist geschehen, daß wir heute einen räuberischen Krieg ohne wirkungsvollen Protest geschehen lassen? Das darf nicht wahr sein! Laßt uns auf die Straße gehen und Widerstand organisieren. Die Schlächter sind unter uns. Stoppen wir sie! Fußnoten: [1] Ansprache des US-Präsidenten Obama vom 19.3.2011 [2] “GMR (Great Man-made River) Water Supply Project, Libya” [3] “Libya’s Great Man-Made River Project” [4] “Libyens Wüstenwasser – Der künstliche Fluss durch die Sahara! – Wasser ist das Thema des 21. Jahrhunderts” [5] “Great-Man-Made-River Projekt – Über Libyens ‘Weltwunder’, das GMMRP: Great Man Made River-Projekt. Pipelines zur Wasserversorgung der libyschen Städte und landwirtschaftlicher Nutzflächen.” [6] “Virtually unknown in the West: Libya’s water resources” [7] “Die ‘Libysche Revolution’ und die gigantischen libyschen Wasserreserven” [8] UNDP: Human Development Reports [9] Wikipedia: Human Development Index [10] Wikipedia: List of all countries by Human Development Index [11] Angaben zu Libyens Geografie, Klima, Flora und Fauna, Bevölkerung, politischem System und Wirtschaft [12] Bildungswesen in Libyen [13] Jan van Aken, Mitglied im außenpolitischen Ausschuß für die Partei ‘Die Linke’ am 18.3.2011vor dem Bundestag [14] “Kein Krieg in Libyen” [15] “Libyen: Intervention im Namen des Volkes?” [16] “Ein schmutziges Wort” [A Dirty Word] [17] “Möglicher Militäreinsatz illegitim – Gaddafi hat keine Chance” |