Vertreibung aus dem Rosengarten

Opfer, Täter, Herrenmenschen / Recherchen zu HaBEs Mannheim-Roman

„Vertreibung aus dem Rosengarten“

Mein bester Freund, der Rebell und spätere Fahnenflüchtige Gerd Albrecht, der Pfarrerssohn aus Neckarelz, mit dem ich 1967 zusammen mit unserem Vorarbeiter dem Ingenieur Maletz – der berliner Schnauze – das Hallenbad in Stuttgart-Fellbach gebaut und erfolgreich für den Einsatz von Maschinen und Lohnerhöhung gestreikt habe. Gerd ist Mitte der 70er an der Ardeche im Exil an einem Hirntumor gestorben, Renate Hallstein hat ihn bis zum Tod gepflegt. Daneben meine beste Freundin und spätere Verlobte Anita Düring-Süßenguth, während einer Fotopause beim Rock’n-Roll-Tanzen beim Presseball im Mannheimer „Rosengarten“

Die Neckarauer Liebeswerke umfassten nicht nur ein Heim für “gefallene Mädchen”, die für Kost und Logie in der Großküche schwitzten, es gab da auch ein musisches Gymnasium zum Zwecke der Heranbildung einer evangelischen Elite, ein Knaben-Internat, ein Mädchen-Internat, eine Kantorei ….. und morgens wurden mit schöner Regelmäßigkeit Schüler/innen mit unsittlichem Lebenswandel von der Kanzel herab öffentlich abgekanzelt.
Internatsleiter soll nach Aussagenvon ehemaligen Internatsschülern ein Ex-Waffen-SS-Mitglied, ein NS-“Deutscher Christ” gewesen sein, der  von der Spruchkammer 1946 ein Predigtverbot bis 1958 erhalten habe. Die badische Landeskirche erbarmte sich seiner und bestellte ihn um 1960 zum Leiter  des Ott-Heinrich-Stiftes und um 1964 zum Schulleiter des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums

HaBE bei der Adorno-Preisverleihung vor der Frankfurter Paulskirche Judith Butlers Stellungnahme gegen den Trötenlärm der Nethanjahu-Lieberman-Fans verlesen und in der Paulskirche ihr die Grüße von draußen überbracht

vor etwas über einem Jahr habe ich mich nach über 50 Jahren zum ersten Mal getraut, gegenüber der evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau/Kurhessen-Waldeck und der badischen Landeskirche ein Gespräch, die öffentliche Bitte um Entschuldigung und auch materielle Wiedergutmachung einzufordern, für Misbrauchsfälle von 1961 bis 1966.

Das Gespräch in der Darmstädter Zentrale der Hessen-Nassauischen Landeskirche (in Begleitung eines befreundeten Anwalts) ging aus wie das berüchtigte “Hornberger Schießen”. Stillschweigende Registrierung  verstrichener Verjährungsfristen, justiziarübliche Pokerminen, keine Nachfragen, “Wir danken für das Gespräch.” Eiskalter Händedruck -passend zu den Gesichtern der OberkirchenRätinnen und bis heute keine Reaktion.

Bevor ich zu den Mi-SS-bräuchen komme

Die ersten beiden mir erinnerlichen Fälle sexueller Gewalt gegen 9,10 und 11 Jährige gab es in einem evangelischen Zeltlager am Edersee 1961 unter der Leitung des Jugendpfarrers Hörr aus Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Nicht er hat die Kinder misbraucht sondern ein Diakon. Ich habe die Kinder nachts wimmern hören, war damals 13 Jahre alt und, trotz dem ich noch nicht konfirmiert war, bereits Kindegottesdiensthelfer. Ich hatte aber noch keinen Schimmer einer Ahnung von Vergewaltigung, Misbrauch. Na ja, wir Jungs untereinander, da probierten schon Mal die etwas älteren meist mit stillschweigender Erduldung durch die jüngeren das Éine oder Andre aneinander aus. Aber in der Hauptsache herrschte Heile Welt-vorstellung, die Mädchen verschwiegen den Eltern meist die Übergriffe der Lehrer und Pfarrer aus Angst  ….  Ich dachte, die Kinder im Zeltlager weinten wegen Heimweh. Am Morgen haben mir dann zwei meiner Kindergottesdienst-Kinder erzählt warum sie geweint haben: der Diakon sei zu ihnen in die Feldbetten gestiegen und habe sie abgefingert, penetriert…

Als ich dann beim “Morgenapell” den Diakon wegen dieser Kinderschänderei angriff, bekam ich vom leitenden Pfarrer mehrere Fußtritte, wurde übelst beschimpft, abgekanzelt und sofort aus dem Zeltlager ausgeschlossen. Der Kontakt zu den Kindern des Jungschar-Zeltlagers wurde mir verboten und die anderen Kinder gegen mich aufgehetzt, so dass sich fast alle nicht Mal mehr trauten, mit mir zu sprechen. Meine Eltern wurden davon nicht unterrichtet, die benachbarte DLRG-Jugendgruppe nahm mich für zwei/drei Wochen ins Exil auf. Zuhause wurde ich, als ich davon berichtete, von meinem Vater verprügelt, der dem Pfarrer mehr glaubte als mir…  Ab diesem Zeitpunkt habe ich solche Misbrauchstendenzen sehr früh und scharf wahrgenommen und es mir dabei mit einer langen Reihe alter Kameraden im LehrerKollegium meiner Schule verscherzt, von denen einige in den 5., 6., 7. und noch in den 8. Klassen die Mädchen gern auf den Schoß nahmen … mein Aufbegehren und meine Nachforschungen über die (politische)Herkunft einiger Lehrer führte zum Schulverweis…

vom Regen in die Traufe als Stipendiat und Chorknabe in ein evangelisches  “Elite-Internat” in Mannheim-Neckarau unter der Leitung eines “Deutschen Christen” und  vermutlich ehemaligen Waffen-SS-Offiziers, der bis 1958 Predigtverbot hatte: “was uns nicht umbringt, macht uns hart!” Dieser Internatsleiter hat nicht nur selbst misbraucht. Unter seiner Duldung wurde in diesem Internat von Mittel-und Oberstufenschülern gefoltert, rassistische Unterdrückung praktiziert gegenüber afrikanischen Gastschülern und Rückwanderern aus Israel, die mit Prügeln bedroht und beschimpft wurden: “Latten-Jupp, hau ab , dorthin, wo du hingehörst, dich hat der Führer vergessen zu vergasen!”  “Hörst du die Heimatklänge?” Bei diesen und ähnlichen Sprüchen hielten sie dem jüdischen Jungen die ausströmenden Gasfeuerzeuge unter die Nase. Scheinhinrichtungen von schwachen Unterstufen-”Bettnässern” waren an der Tagesordnung, Pissetrinken, Scheißeessen … Ich wurde bei solchen Prozeduren, wenn ich mich schützend vor die Opfer stellte, “festgenommen” , auf einen Stuhl und oder ans Bett gefesselt und geknebelt und musste die Folter mit ansehen.

Wurde es “dem Alten” zu viel, drang etwas in die Öffentlichkeit, beschwerte sich jemand darüber lautstark, gab es Prügelstrafe, wobei die geschlagenen Täteropfer meterweit durch Flure und Speisesaal flogen: “Was uns nicht umbringt, macht uns hart!”

Mein Problem ist weniger, dass die beiden Landeskirchen nur zusahen, ob die Fälle verjährt sind und keine weiteren Zeugen verhanden sind, also nichts justiziabel ist…
Mein Problem ist auch nicht direkt, dass in der Sponsoren-Elternschaft hochrangige Repräsentanten und Täter des “Dritten Reiches” saßen, alte Seilschaften der Waffen-SS-Goldfasane wie dem Röhm/Strasser-Liquidator SS-Obersturmbannführer Dietrich-Monninger, der in bester Verbindung zu seinem SS-Kameraden in Prager Zeiten – Hans-Martin Schleyer stand, der wiederum als MBB und MB Oberhaupt und  Aufsichtsratsvorsitzender bei PEGULAN mit dem Kohlförderer und NS-Wehrwirtschaftsführer Ries zusammenarbeitete und die wiederum den Schwiegervater Kohls förderten, der sein NS-Rüstungsimperium im “Warthegau” verloren hatte und als Vertriebener galt (so ähnlich wie das NS-Besatzerkind Erika Steinbach auch) und dem man dann entsprechende Entschädigung (Bimbes aus Mainz) zukommen ließ.
Weit über 20.000 KZ-Häftlinge (meistens Juden) haben sich für seine Kriegsgewinne totarbeiten dürfen. Kenner sprechen davon, dass es mehr waren als bei den IG-Farben, zu denen noch bessere Beziehungen bestanden: zu Böhringer, BASF, Bayer, Hoechst, wobei bei Böhringer ein weiteres hochrangiges Mitglied der Badischen Landeskirche die Geschäfte leitete, der frühere Kommissarbefehlsexekutator im HochadelsRegiment “Graf”, Kriegsverbrecherbefreier, Dow-Chemical-AgentOrange-Grundstoff-Lieferant für den Vietnamkrieg und Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages  -Richard von Weizsäcker.

Mit den Renner-schen Panzerfäusten wurden dann zigtausende von Hitlerjungen noch kurz vor Kriegsende in den Endsieg verhetzt und  verheizt. Vereidigt auf den “Führer” im Berliner Olympia Stadion durch Karl Diem, dem Erfinder des Olympischen Fackellaufes, dem Gründer der Kölner Sporthochschule unter Adenauer, dem Bundesjugendspiele-Gründer und Mit-Unterzeichner aller Ehrenurkunden zusammen mit Theodor Heuss, die in vielen Zimmer noch heute überm PokalRegal hängen!

Zu allem Überdruss hieß der Nachfolger des Obermisbrauchers in dem ungenannten Mannheimer Internat (nach dessen Beförderung zum Leiter des Gymnasiums) auch noch Renner, war Dr. der Chemie… dass eine gleichnamige Hannelore als Fremdsprachensekretärin bei BASF dort ihren späteren Mann Helmut kennenlernte, das kann alles Zufall sein und ist noch nicht ausreichend recherchiert. .. Es reicht aber auch ohne dies.
Das alles erklärt wohl zur Genüge, warum die evangelische Kirche kein sonderliches Interesse an der Aufarbeitung ihrer Misbrauchsgeschichte(n) hat,.  bzw, warum sie Angst davor hat und wer sie da unter Druck setzt. Ich bin schon fast der Überzeugung, dass der Kirche eine öffentliche Bitte um Entschuldigung in meinem Falle leichter fiele, wenn die Aufarbeitung dieser Misbrauchsfälle nicht eine Reihe von VerschweigeBunkermauern durchlöchern würde. Und Schlussstriche sind hier kaum möglich. Nicht, weil Traumatisierung nicht verjähren kann, nicht, weil Traumatisierung zur Übertragung von psychischen Schäden und zu auch materiellen Spätfolgen führt, nicht weil die Kinder der Opfer schwer “kolateralgeschädigt” sind und meist auch bleiben
nein, mein Problem ist, dass viele der Opfer sich nicht an die Öffentlichkeit trauen. Die Vorfälle sind einfach so unglaublich, dass die Opfer an sich selbst zweifeln. Ehen sind daran zerbrochen, Sexualität ist vor die Hunde gegangen und ich kann so gut wie nichts tun. Außer eine kleine Initiative SODOM aufzuziehen (Selbsthilfe Organisation Der Opfer von Misbrauch in der EKD). Dafür sammele ich Spenden, um Gesprächstherapien zu finanzieren für die, die sich keine leisten können. Ich biete als Opfer selbst auch Gesprächstherapien an, was oft von Vorteil ist, da ich die Begebenheiten gut kenne, bin aber ab einem bestimmen Punkt dabei physisch und psychisch überfordert. Bräuchte selbst Gesprächstherapie und Supervision…

Um es Mal kurz auf den Nenner zu bringen: ich fühle mich von Gott und der Welt ver- und alleingelassen und bin einfach fertig, weil ich den anderen Opfern auch nicht sonderlich ausreichend helfen kann. Und diese Opfer verzweifeln mit mir zusammen an der Phalanx, gegen die sie antreten müssten. Zu ihren Traumatisierungen gesellt sich die Angst vor Rache der Täter und ihrer Helfershelfer, die Angst um Arbeitsplätze , Studienplätze,  denn wer in den Geruch des Verrats kommt….. da gilt Sippenhaft…

Bilder aus meiner „Egon Schiele-Phase“ 1963/64

Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, Kontakte zu Menschen vermitteln, die mir weiterhelfen können und wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
PS. für den Fall, dass Sie jemanden wissen, der SODOM finanziell unterstützen will: hier ist meine  Konto-Nummer:  1140086 bei der Volksbank Main-Kinzig-Büdingen BLZ 506 616 39 Stichwort: SODOM

Heidelberg

Heidelberg
auf deinen Brücken
stand ich
den schalen Nachgeschmack
glänzender Feste
im Gaumen
den beklemmenden Rauch
deiner engen Altstadt
atmend
und deiner Schönheit
nicht gedenkend
Heidelberg
du grausame Schöne
zerschneidest mir mein Ich
läßt mich den Mittelpunkt
das Gleichgewicht
verlieren
und meine Gedanken
den Neckarwellen gleich
in ein Meer
von Heimweh fließen –
Wohin?
Ich kannte mein Ziel
doch du bringst mich ab
vom Wege
und fesselst mich
wie eine Frau
für vierundzwanzig Stunden
Und mittags
Heidelberg und abends
und nachts
auf deinen Brücken
stehe ich
den schalen Nachgeschmack
glänzender Feste
den Rückblick
deiner Augen
im Nacken
den beklemmenden Rauch
deiner engen Altstadt
zitternd fiebernd
röchelnd atmend
und deine Schönheit
nimmt mich in ihre
feuchten kalten Arme
deckt über mich
ihr Nebelschleierhaar
das mir im Fallen noch
den Blick
zum Sternenhimmel
nimmt

(1966)

Das Leben ist ein Badesee

Das Leben ist ein Badesee

es lässt sich kaum ergründen

so lang ich noch am Ufer steh

kannst du mich ganz leicht finden

Mein Ufer ist ein steiler Hang

Mit starkem Hang zum Rutschen

der steile Zahn der Zeit nagt lang-

e schon mit Fletschen statt mit Knutschen

dem trotzend tanz ich bis zum Rand

schlafwandelnd bis zum Fallen

träum mich in deiner warmen Hand

Eindämmern, wortlos lallen

Ich stürze und ertrinke fast

Nur du kannst mich noch retten

Ich greife dich, nicht Lust nur Last

Und will mich an dich kletten

Oh lass dich in dem Badesee

Von mir nicht heilig taufen

Schlag mich bis ich den Himmel seh

Lass mich allein ersaufen

HaBE 1966

und etwas umgeschrieben und ergänzt

2002 mit einem Schlussvers:

Doch dann ganz unten stoß ich mich

Mit Schmackes aus der Gülle

Dann leb ich wieder, liebe (d?m?) ich

Bis an den Rand in Fülle

Ob ich dann noch der Alte bin?

Wer weiß? Vielleicht nur Hülle

“Dein Kuss schmeckt bitter”- HaBE ich für Anita Düring-Süßengut 1965 geschrieben

Veröffentlicht am 4. November 2013 von Hartmut Barth-Engelbart

Dein Kuss schmeckt bitter

(ein neuer Tanz?)

Es ist wie das erste Frühlingserwachen

es gleicht einer täglichen Renaissance

es kann mich fast grundlos glücklich machen

es beginnt, es ist wie ein lieblicher Tanz

Ein Sinken, ein Schweben, ein Fliegen und Ziehen

Es drängt wie die dralle Brandung am Meer

Es gleicht einer Knospe vor dem Erblühen

Es kommt wie ein Schauer auf Wolken daher

Es gleicht dem aus Schwüle erlösenden Regen

wenn der Tanz im Flug über Wipfel streicht

und  Winde in weichgrüne Felder sich legen

Wenn Hagel schmilzend der Sonne weicht

Es geht vorüber wie ein Gewitter

Blitze zucken , der Donner verhallt

der Sommer war kurz und dein Kuss schmeckt bitter

mich schaudert, es herbstet, das Jahr wird alt

Ich möchte für immer im Frühling erwachen

der lindgrün strahlende Sonnenglanz

das wärmende Licht und das Vogel-Lachen

und Düfte und Küsse, ein neuer Tanz

März/April 1965

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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