Ein Bürgermeister sucht einen US-Panzer, der eine Brücke zerstört hat

Ein Bürgermeister sucht einen US-Panzer , der eine Brücke zerstört hat und das Land Hessen lockt ihn mit 25.000,- DM Finderlohn.

Als die US-Army 11Jahre nach 1945 in Mittel-Gründau eine Brücke zerstörte, ,,,.

könnte das  folgende Bild die Ursache für die Zerstörung der historischen Gründau-Brücke festgehalten haben.

Das nächste Bild zeigt den bis dahin auch für deutsche Motocrossmeisterschaften und bis zu 3 000 Zuschauer genutzten „Kolbenstein“, das Gelände, auf dem Motorradsportler aus ganz Deutschland  unter der Schirmherrschaft der „Sport-& Kultur-Gemeinschaft“ SKG Mittel-Gründau und ihres Vorsitzenden, Wilhelm Pfannmüller. ihre Meisterschaften organisierten

Die Rad- und Motorradsportler haben die Brücke ganz sicher nicht zerstört.

Kann sein, dass die US-Panzerbesatzung von den beiden Dorfschönheiten so abgelenkt waren, dass sie die Brücken-Seitenmauern rammten und sie dann zusammenbrach.

Luise und Adeline auf der noch unzerstörten Kolbensteinbrücke am Kirchweg. Im Hintergrund der Stickelsberg und das heute von Golfplatz umrahmte Wäldchen, wo die Kinder Indianer und die älteren schon Tarzan und Jane gespielt und sich an den „lianenähnlichen Hopfengewächsen“ am Waldrand über den „Abbgrund“ der kleinen „Schlucht“ geschwungen haben. Einer der vielen Mittel-Gründauer „Gründe“ Allmessengrund, Hagengrund, Sauerngrund, Atznersgrund, Judengrund und und und  …

2 der Brückensteine, der Sandsteinplatten, die verhindern sollten, dass Wasser in die Mauerfüllung eindringt, die auswäscht und im Winter die Mauern „auffriert“, wurden 2013 bei den Bauarbeiten für den Verkehrs-Kreisel gefunden. Man hatte sie in den 50ern zur Befestigung das „im Grundwasser schwimmende“ und hochwassergefährdete Baugelände an der Pfaffenwiese benutzt, um dort die Parkplätze für die „Volkshaus“ genannte Sport- und Kulturhalle und den Platz für die Kerb zu befestigen. Heute liegen die beiden Sandsteinplatten „Bei’s TObiasse“ als Abdeckplatten auf einer Mauer um den ehemaligen Misthaufen des Meininger-Hofes.

Das mit der Soldatenverwirrung ist natürlich so nicht wahr, denn die beiden Schönen wurden niemals von US-Soldaten belästigt und sie haben auch die Panzerbesatzung nicht abgelenkt. Belästigt wurden sie eher von Witt-Weiden-Schöpflin-Hagen Wäsche – und Vorwerk-Staubsaugervertretern oder den 1000jährigen „Ringberatern“ der IG-Farben-Nachfoger, die „im Auftrag der Landwirtschaftskammer“ und des hessischen Landwirtschftsministers Gustav Hacker das Hofgut und die Mittel-Gründauer Bauern aufsuchten. Das muss manchmal so heftig gewesen sein, dass sich die Frau des Dorfarztes der Mädels annahm, um sie vor den Herren Vertretern und „Beratern“ zu schützen.

Das Jung-Frauen-Bild entstand schon einige Jahre vor der Zerstörung der Kolbensteinbrücke, über die der historische Kirchweg zur Bergkirche führte und über die die Toten aus Mittel-Gründau in die Bergkirche getragen und nach der Aussegnung zurückgetragen wurden, um sie auf dem alten Friedhof am heutigen Kriegerdenkmal zu beerdigen. Ganz früher wurden sie noch hinter der Kapelle des Arnsburger-Kolsters „im Klösner“ vor der heutigen Flur „Hinterm Kirchhof“ begraben.

Diese über 15 Meter lange Steinbrücke verband nicht nur die Mittel-Gründauer Bauernhöfe mit vielen ihrer Äcker. Sie lag nahe der Grenze zwischen Hessen und Preußen, das heißt zwischen dem verpreußten Kurfürstentum Hessen-Kassel und dem noch nicht verpreußten Oberhessen, der Nordprovinz des Großherzogtums hessen-Darmstadt unweit des sogenannten Grenzgrabens. Der bildete ab 1866 die nach Westen verschobene Grenze mit den bezeichnend beiderseits bezeichneten Grenzsteinen: KP für Königreich Preußen und GH für Großherzogtum Hessen(Darmstadt).

Der Darmstädter Großherzog mit Familie um die 1900. Das Spottlied auf SEIN Hessen-Darmstadt hat er wohl nie gehört: „Kennst Du das Land, wo die Kartoffeln blühn? Wo Mägd und Knecht die Wagen selber ziehn? Wo’s große Schüsseln gibt und nichts zu Essem? Das ist das Land der blinden Hessen!“  Das Lied wurde aber nicht auf Hochdeutsch gesungen, sondern in verschiedenen Versionen im jeweiligen örtlichen Dialekt. Es hört sich auf Hochdeutsch genau so blöd an, wie wenn Kurt Jürgens als Schinderhannes in der Zuckmayer-Verfilmung das „Lied der Straßenräuber“ auf Hochdeutsch singt oder schlimmer noch, wenn er „Isch bin de Schinderhannes…“ in angelerntem Mittelhessisch probiert.- da biegen sich die Fußnägel händeringend nach oben!

Die Einwohner Mittel-Gründaus, die an dieser Halsabschneider-Grenze für alles Zoll blechen mussten – vermutlich sogar an der von den US-Panzern zerstörten Brücke- lasen das anders: KP = Kleine Portionen und GH= Großer Hunger.  Selbst, wenn sie sich den Ton für ihre Ziegeleien holten, mussten sie Zoll für den Ton bezahlen, wenn sie die Ziegel am Ziegelhaus 1 auf  dann irgendwann preußischer Seite in ihrer „Russefabrik“ genannten Feldbrand-Ziegelei brannten, mussten sie für jeden Ziegel Zoll zahlen…. Nun das „Russe..“ hat nichts mit Russen zu tun, obwohl die Mittel-Gründauer ihren Spitznamen „Meddel-Grenner Russe“ ab 1917 spätestens doppelt deuteten und er von Außen auch doppeldeutig, wenn nicht eindeutig gemeint war- Mittel-Gründau war eine linkssozialdemokratische und kommunistische Hochburg, weshalb sich hier die Nazis besonders austobten, nachdem sie die Widerstandsorganisatoren in „Schutzhaft“ sperrten und folterten- so im SA-KZ-Osthofen und später in ordentlichen SS-KZs verschleoppt hatten.

Besonders beliebt waren die Nazis auch noch 1935 nicht, als aus bis heute ungeklärten Gründen ein Teil der fürstlichen Domäne abbrannte – man munkelt bis heute, es könnte Brandstiftung gewesen sein .. aber es war bestimmt Selbstentzündung von feuchtem Heu oder Stroh über den Schweineställen.

Drei heben die Hand, um zu prüfen ob es regnet und eine Hakenkreuzfahne hängt am Eingang zum Schweinestall.

Trotz Reichsnährstandsförderprogrammen und Zuschüssen beim Neubau von Bauernhäusern – z.B. bei Meiningers Bei’sTObiasse, dort wurde das Fachwerkhaus 1935 durch ein teures Ziegelhaus ersetzt, mit Ziegeln aus Meerholz und nicht mit billigen Ruß-Feldbrandsteinen aus der Mittel-Gründauer „Russefabrik“  waren die Nazis später immer weniger beliebt … Selbst der örtliche  Metzger Jean Kuhl, NSDAP-Chef bis zu seiner Ablösung, weil er den Röhm-Strasser-Flügel angehörte, verhinderte 1935 /36 die wilden Judenpogrome im Dorf durch die Büdinger SA mit den Worten: „Des sinn unser Judde, denne krimmt ihr koa Haar!“.  Hintergrund war aber auch, dass die Parteiführung in Berlin angeordnet hatte, “sämtliche wilden Aktionen gegen die Juden zu unterbinden“. Da war der Ex-Röhm-Strasser-Mann auf der sicheren Seite. Doch er duldete auch gegen die Büdinger SA und SS, dass sein Schwiegersohn, der Arzt Dr. Göckel die jüdischen Patienten im Dorf behandelte u.a. die schwer krebskranke Lina Hecht, die Frau des Vieh- und Landhändlers Otto Hecht.

Ach so, an der Brücke über die Gründau waren wir stehen geblieben und warum sie nicht stehen geblieben  ist:

Dazu hat der in der noch nicht fertiggestellten Sport-und Kulturhalle am 17.11. 1956  frischgewählte Mittel-Gründauer Bürgermeister Wilhelm Pfannmüller der Presse eine schöne Mitteilung gemacht, die wir vor ein paar Tagen im Gemeinde-Archiv wiedergefunden haben:

Diese Geschichte wird gelegentlich weitererzählt und die wissenschaftlichen Quellen werden dann auch verraten.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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