68er MedienVerschweigen-Teil 2: „C’est la vie“ oder Was sind wir doch für Schweine geworden

Von der unglaublichen Dreistigkeit des Schweins!

„Die Frage der Macht aber wurde und wird nicht im Augenblick des sichtbaren Kampfes entschieden, nicht auf der Straße, sondern im Auf und Ab der Erwartungen, Zielvorstellungen, der Erfolge und Mißerfolge, die sie (die Massen) effektiv haben und die sie voraussehen lassen. Die revolutionäre Bewegung hängt an der Vorstellung von der Aneignung der Welt weit mehr als an ihrer effektiven Veränderung. Die sachlich-rationale Lösung der anstehenden oder überfälligen Probleme ist für die Bewegung verhältnismäßig unerheblich und kann von den revolutionären Minderheiten meist nicht besser gelöst werden als von den etablierten Machtgruppen. … „

(Ernest Jouhy in seinem ‚Offenen Brief an Daniel Cohn-Bendit‘ 1983, der Psychoanalytiker und -therapeut, Historiker, Pädagoge und Soziologe Ernest Jouhy war sechs Jahre lang Lehrer und Erzieher  Daniel Cohn-Bendits, zitiert nach ‚Ernest Jouhy, Klärungsprozesse, Gesammelte Schriften, Hrsg. Robert Jungk, Athenäum, 1988)

(wegen der damals umlautfreien US-Software und der neuen Rechtschreibung sind hier einige Fehler noch zu korrigieren)

 

¯C’est la vie® oder Was sind wir doch für Schweine geworden

 

Nachruf auf den ‚Pflasterstrand‘,  der im Oktober ’90 mit dem ‚Auftritt‘ zum ‚Journal Frankfurt‘ fusioniert wurde

 

Daniel Cohn-Bendit, Frankfurts Multi-Kulti-Dezernent und spiritus rector des von der ‘Zeitung der Linksradikalen’ über das ‘Metropolen Magazin’ zum ‘Journal Frankfurt’ mutierten ‘Pflasterstrand’, wird es -zumindest heute zu recht- von sich weisen, Teil einer „revolutionären Bewegung“ zu sein. Der SPONTIFEX MAXIMUS und sein Stellvertreter, der LIBRESSO Bücherdieb und -Hehler, der seinen Lebensunterhalt mit dem Buchtransfer vom Buchladen LIBRESSO am Opernplatz zur „Karl-Marx-Buchhandlung“ an der Uni aufstockte und das so nur konnte, weil Heiner Hügel und sein Partner Reichhardt, die beiden ML-Buchhändler am Opernplatz ziemlich grundsätzlich keine Bücherdiebe anzeigten. Das nutzte Joschka weidlich aus. Und es schwächte ja auch seinen politischen Gegner!!!

Zurück zu DCB!

Für ihn , wie für die meisten Macher/innen westdeutscher Stadtillustrierten von der Mnchner Stattzeitung bis zur Branchenführerin, der Berliner ‚Zitty‘, stellte sich in den letzten Jahren die Frage nach der Bewegung ganz anders: nämlich, ob die Eigen- oder Fremdkapital-Bewegung auch dazu ausreicht, repräsentative Chefredaktionsräume mit postmodernem Funktional-Komfort im veredelten Frankfurter Rest-Westend oder unter anderen westdeutschen Nobeladressen einzurichten. Schließlich hat man’s ja vor 15 Jahren mit Militanz und revolutionärem Impetus eigenhändig vor der Spitzhacke gerettet und instandbesetzt. Für den ¯Zeit®-geist-reichen alten PS- und jetzigen ‚Journal Frankfurt‘-Chef, Matthias Horx, wäre die großbürgerliche Jahrhundertwende-Villa das passende Ambiente. Wie schrieb er doch im Editorial des letzten ¯guten, alten® Pflasterstrands(PS) vom November ’89: ¯Der neue Pflasterstrand wird sich.. in ein modernes Dienstleistungsunternehmen verwandeln. Das zeigt sich schon in unseren von der Architektin wunderschön gestalteten Redaktionsräumen, die auch für Besucher und Gäste ein Genuß sein drüften.®

 

Der ¯Zeit®-Geist schlägt zu

 

Der monatlich einige Tausender teure Verwandlungsknstler und Genieáer Horx, Frhzeit-PSler und mit ¯Tempo® zum ¯Zeit®-Aufsteiger avanciert, wurde fr’s Groáe und Grobe von Hamburg nach Frankfurt zurckgekauft. Er weiá den rechten Weg aus dem Dilemma: Raus aus dem linken Ghetto, ran ans Kapital. Obendrauf ein Trost-Pflaster: ¯Die ‚Quote‘ haben wir bererfllt – mehr als die H?lfte der Redaktion ist weiblich.® Doch dieses und andere Trostpfl?sterchen k“nnen die PS-Str“mung nicht aufhalten: nicht mal ein Jahr sp?ter verschweigt Horx, die Stimme seines Herrn Dr. Kierzek, die erneute und noch drastischere ?bererfllung der ‚Quote‘ bei der Fusion mit dem ‚Auftritt‘ – diesmal sind es 75% Frauen – die kalt geschaát, rausgeekelt, nicht bernommen, zum ‚freiwilligen‘ Gehen gezwungen werden. Auf zu neuen Ufern, vom Pflaster- zum Manchester-Strand.

 

Soviel vorerst als Intro, die Details folgen weiter unten. Die neuen Wege der PS-Herren sind durchaus nicht unergrndlich. Sie stehen exemplarisch fr die ganze Zunft. Wes Brot ich eá‘, des Lied ich sing? Dieses Erkl?rungsmuster trifft so nicht zu. Der PS wurde nicht erst im letzten Jahr anders, als der Klein-Springer Kierzek von der Fuldaer Verlagsanstalt den PS mit Millionen aufblies. Der PS und vergleichbare Medien hatten sich schon vorher mit erstaunlicher Wendigkeit zu Profittr?chtigkeit suggerierenden k?uflichen Objekten gemausert. Aber wo eine Konzern-Mutter kleine Fr“sche kát, muá nicht immer ein ¯Prinz® bei rausspringen. Kierzek muáte nach seinem Millionen-PS-Kuá eine dicke Verlust-Kr“te schlucken.

 

Vom ¯Revolutionären Kampf®  in den reaktionären Sumpf

 

Verst?ndlich ist die Wende einiger ehemals mehr oder weniger ¯revolution?r® bewegter Stadtillustrierten, ihrer Macher/ und Schreiber/innen schon. Dem Frust, in jahrzehntelanger Beteiligung an direkten politischen Aktionen nicht viel ausgerichtet zu haben, folgt die Lust, sich ein wenig einzurichten. Der Pflasterstrand war wesentlich an der Creation des ‚urban-kritisch-gourmierenden Citoyen 2000′ beteiligt. Und Dany Cohn-Bendits „kologischer Umbau der Industriegesellschaft mittels ¯Suche nach dem liberalen Kapital® steht programmatisch fr die Bewegungsrichtung -¯Come together®. Und entsprechend sieht die ¯Vorstellung von der Aneignung der Welt® mittlerweile durchg?ngig aus, die Bewegung der Herren und Damen Citoyen/ne 2000 findet zwischen Klaus Trebes‘ Schlemmer-Restaurant ¯Gargantua® und Jonny Klinkes ¯Tigerpalast® statt: multikulturelle Angelegenheiten a la carte, Internationalismus auf der Cabaret-Bhne. ¯Die sachlich-rationale L“sung der anstehenden und berf?lligen Probleme…® wird da im small talk, ganz abgekl?rt mit aufgekl?rten Bankern und Buissinesmen bei Hummer und Schampus angebahnt. (Trebes und Klinke, einstmals begeisterte ‚Lotta continua‘-Nacheiferer und H?userk?mpfer, befreiten sich ,wie etliche andere von der Last des ‚Revolution?ren Kampfes‘ und entsch?digen sich jetzt nach erlittener Schichtarbeit -damals mit Joschka Fischer mitten im Proletariat- am Band beim Opel fr entgangenen Gaumen- und Ohrenschmauá.)

 

Das neue Leitmotiv: ¯Come together!®

 

¯Man kann aufeinander zugehen und..gemeinsame Sache machen. Auch, wenn es zun?chst wehtut.®, schrieb Horx unter ¯Allerlei Vereinigungen® im Editorial des letzten PS. ¯Come together!®, posaunt Peter Stuyvesandt von der Lithfaás?ule. Nachdem ¯Let’s go West® und ¯Test the West® die ost-kontinentalen Probleme l“st, hat jetzt der nach dem PS-Cohn-Kurs bewegte ‚Citoyen 2000‘ einen neuen Wegweiser. Man ist sich n?her gekommen und im Grunde einig: was anliegt, ¯…kann von den revolution?ren Minderheiten meist nicht besser gel“st werden als von den etablierten Machtgruppen.® Fr die verbliebene und sich verschiebende Pflasterstrand-Gemeinde steht ein Problem an: sie ist zwar nicht (mehr?) revolution?r, aber immer noch Minderheit (und irgendwie riecht sie immernoch nach Shit, Petroleum und Rotwein, obwohl sich die Underdocks der sogenannten Frankfurter Rotwein-Fraktion aus ?ko- und linken Buchl?den und -Kneipen schon vor Jahresfrist lauthals mit einer Verkaufsboykott- und Abo-Kndigungs-Aktion verabschiedet haben). Die PS-Gemeinde ist zwar mittlerweile etabliert, aber noch lange keine Machtgruppe. Die sachlich-rationale L“sung des anstehenden Problems, mit dem alten Pflasterstrand den inner circle angemessen zu ern?hren, lag auf dem Hintergrund zerbr“selnder ¯Alternativ-Strukturen® und damit sinkender Verkaufszahlen beim vermeintlichen Einkauf in eine Machtgruppe. Die Gleichzeitigkeit von Dany Cohn-Bendits strategischen Weisungen fr die Politik der GR?NEN (¯Wir mssen Teile des liberalen Kapitals auf unsere Seite ziehen.®) mit dem Beginn der Verhandlungen zwischen PS und der Fuldaer Verlagsanstalt des ¯liberalen® Dr. Matthias Kierzek markiert einen besonderen Punkt in der Wende der PS-Macher vom ¯Revolution?ren Kampf® zum reaktion?ren Sumpf in postmodernem Outfit. Besonders deshalb, weil hier der Protagonist und Oberguru beim Spagat zwischen „ko-reformistischer Phrase und „konomischer Notwendigkeit in zwei Seelen ach in seiner Brust zu zerreiáen droht und darob in heftige Larmoyance verf?llt. Wer mit den groáen Hunden pissen will muá eben fest auf einer Seite stehen, damit er das richtige Bein hochkriegt. Beim Versuch, auf allen seiten zu stehen und sich frs Pinkeln ein fnftes zu kaufen, endet die PS-Crew mit einigen ihrer H?upter als fntes Rad am Wagen. Zugleich Mitt?ter und Opfer der ¯modernen, urbanen Philosophie® des Ex-PS-Chef-Redaktuers Matthias Horx. Ich kenne noch elegantere Umschreibungen fr betriebswirtschaftliche Maxime.

 

Ist das Schiff im rechten Hafen, geht der Lotse von Bord

 

Die Cohn-Bendit’sche Larmoyance ist nicht weinerlich. Eine anfallartige Mischung aus Altersweis- und Narrenfreiheit, mit der er im letzten Pflasterstrand ein erstes Opfer der PS-Wende in seine Kolumnenspalten aufnimmt, mutig, weltm?nnisch: Elisabeth Kiderlens Artikel ber das Schicksal(!) der Sinti und Roma in Frankfurt paáte nicht mehr in das Kierzek-Horx’sche Journal. Nun geht ein Gercht um in Frankfurt: Dany will fr’s Journal nix mehr schreiben und droht bei fortgesetzter politischer Kastration des Blattes mit einem neuen Pflasterstrand. Mag dran glauben wer will. Kann ja sein, daá Frh-Rentiers an vorgezogenem Artersstarrsinn leiden, zumal, wenn sie als PR-tr?chtige Gallionsfiguren ausgedient haben und vom aufgezehrten Mythos nur noch der Mief bleibt. Ein von Dany hochgesch?tzter Rentiers-Kollege, der Sp?taussteiger Freiherr von Bethmann (Autor des im Societ?tsverlag erschienen Buches ¯Bankiers sind auch Menschen®) soll ihm neulich erkl?rt haben, woher das Wort ‚Alternativ‘ stammt. Das junggebliebene Bethm?nnchen klopft dem im Kampf ergrauten Dany auf die Schulter: Hey, Alter! Na, tief gesunken? Was?

 

Mit Euphorie an den Hals von Monsieur le Capital

Vor einem Jahr schrieb das wiebliche PS-Starduo, Elisabeth Kiderlen und Edith Kohn eine Laudatio auf den neuen Pflasterstrand: ¯..Sagen wir es einmal so: die Wnsche waren l?ngst ber die M“glichkeiten des alten Pflasterstrands hinausgegangen, ad?qates Einkommen, vernnftige Arbeitsteilung…, Zeit fr Recherchen… Der Intellekt hing auch nicht mehr so sehr an dem alten Projekt, denn die Zeit war reif fr Ver?nderungen: Unser Herausgeber ist im Magistrat, und die Ideen, die wir als Oppositionsblatt propagiert hatten, sind jetzt z.T. regierungsamtlich. Damit ver?ndert sich…auch die politische Rolle, in der sich die PS-Redaktion befand..®

Wie sagte einst Tucholsky ber die Sozialdemokraten: ¯Sie dachten, sie seien an der Macht, dabei waren sie nur an der Regierung.®

 

Ironie der PS-Geschichte, wenn Kiderlen und Kohn den Neon-Schein der Metropole als zumindest Fast-Wirklichkeit propagieren: ¯Denn wenn das, was einst(!) als Utopie gedacht wurde, z.B. die Anpassung der Arbeitswelt an die Erfordernisse von Menschen mit Kindern, berraschenderweise verwirklichbar erscheint im Hier und Jetzt, hat man es mit Realia und nicht mit Phantasia zu tun. Radikalit?t bestnde dann nicht darin, die Schraube der Forderungen weiter ins Utopische zu drehen, sondern in der pragmatischen Durchsetzung dessen, was einstmals(!) bloáe Utopie war(!). Verrat oder nicht – peu importe!®

 

Daá die Arbeitswelt der PS-Frauen und -M?nner mit und ohne Kinder an die Erfordernisse des mittleren Presse-Imperiums eines Herrn Dr. Mattias Kierzek angepaát wurde, kam fr die fortschrittsgl?ubige PS-Gemeinde offenbar v“llig ?berraschend. Sie waren noch zu besoffen von den Inthronisationsfeierlichkeiten ihres neuen Chefredakteurs, fr den sie tagelang geputzt und renoviert hatten: Matthias Horx, vom PS ber ‚Tempo‘ zur ‚Zeit‘ gewechselt und dann von Kierzek und Cohn-Bendit als Knecht Rupprecht nach Frankfurt geholt, droht schon Dezember 89: ¯Der neue Pflasterstrand wird sich …in ein modernes Dienstleistungsunternehmen verwandeln. Das zeigt sich schon in unseren von der Architektin wundersch“n gestalteten Redaktionsr?umen, die auch fr Besucher und G?ste ein Genuá sein drften.® Und vom Herrscher ber die zuknftigen PS-Auflagenst?rken schreibt er auch, wie der Knecht vom Herrn: ¯Das Geld? Dank des Engagements unseres Verlegers Herrn Kierzek, wird es uns so schnell nicht ausgehen.® Das Stadtjournal fr die 90er Jahre ¯..máte brauchbar sein auch fr jene Stadtbewohner,..die nicht unbedingt in ihrer Jugend Steine gegen die Banken geworfen haben.®,¯Es erscheint in einer Startauflage von 35.000 Exemplaren..und ist..durchg?ngig vierfarbig. Und es heiát Pflasterstrand. Garantiert.® Die devote Haltung des Herrn Redakteurs vorm groáen Geld hat allein nichts gentzt:

 

Die PS-Cohn-Kurs-Verwaltung endet im Fiasko

 

Jede neue Hochglanz-Vierfarb-PS-Ausgabe kostete 320.000 DM, brachte aber nur 180.000 DM ein, also weit ber 100.000 DM Verluste pro Monat. Nach neuesten Informationen soll sich der Verlust innerhalb eines Jahres auf 3,4 Millionen aufsummiert haben.

 

Die Auflage sank weit unter die angepeilte 30.000er H“he auf zwischen 12- und 18.000 verkaufte Exemplare. Der Expansionsversuch nach Kassel und Fulda war gescheitert, der Anzeigenmarkt damit nicht zu erweitern.

 

Auch der Anfang 89 offen propagierte Abschied von der Streitkultur (¯Das ewige Quer- und Dagegendenken (ist) gescheitert.® Horx & Cohn-Bendit im PS 1/90) hat auch nicht mehr Leser gebracht.

 

Alles dr?ngt auf eine ¯sachlich-rationale L“sung der anstehenden..Probleme..® Im ersten Halbjahr 90 kommt das Gercht vom Verkauf des PS an einen groáen Verlag auf, inklusive einer Neuauflage der Expansionspl?ne mit selbst?ndigen Redaktionen in mehreren Groást?dten. Tats?chlich findet sich aber kein Verlag, der die monatlichen Verluste mitkaufen will.

 

Im Sommer kursieren Gerchte, der PS fusioniere mit einem Frankfurter Magazin, weil er alleine nicht mehr kann. Horx, Cohn-Bendit und Kierzek dementieren.

 

Schlieálich erf?hrt die PS-Redaktion aus der ‚Frankfurter Allgemeinen‘ die vollendete Tatsache, daá hinter ihrem Rcken zusammengeschmissen wurde, ¯was sich in den letzten Monaten sehr nahe gekommen war.® : das Flach-Druck-Kult-Produkt ‚Auftritt‘ und der unter Horx’scher Regie komplett eingeebnete Pflasterstrand.

 

Die Pr?sentation dieses medialen Frankenstein mit dem wohlklingenden Namen ‚Journal Frankfurt‘ in der letzten Pflasterstrand-Ausgabe liest sich wie Realsatire aus den guten alten Fronttheater-Zeiten: „Aus 2 wird 1. Gerchte ber Gerchte. Hier die volle Wahrheit ber das, was passiert ist..Die beiden Marktfhrer haben fusioniert, weil man gemeinsam zur Vollendung bringen kann, was bisher dem einzelnen noch nicht perfekt gelungen ist.®

 

Unter dem Pflaster tiefstes Manchester

 

Zur vollen Wahrheit ber das, was da zur perfekten Vollendung gebracht wird, fehlen dann leider die k“stlichsten Realzynismen, ber die der urban-philosophierende Citoyen 2000 vom Lachen ins Johlen ger?t. Wir bringen sie, jeweils eingeleitet mit einem Cohn-Bendit-Horx’schen Schwur zur Entwicklung des PflasterStrand vom Januar dieses Jahres:

 

¯Was aber wird bleiben vom Geist des PflasterStrand? Nicht nur das Gros der Mitarbeiter und Autoren.. sondern auch .. die radikaldemokratische Haltung…®

 

Auáer dem Dreigestirn Horx (Cefredakteur), M“hrle (Leitender Redaktuer) und Meyer (Chefin vom Dienst) wird aus dem Redaktionsbereich niemand bernommen. In ¯radikaldemokratischer Haltung® bietet die Chef-Etage statt Betriebsversammlung den MitarbeiterInnen Einzelgespr?che an, die, total berrumpelt, zu keiner organisierten Gegenwehr f?hig sind und so die Einzelgespr?che hinnehmen.

 

¯Wir wollen nicht verschweigen, daá die Abl“sung vom Kollektiv -wie alle Abschiede- nicht ohne Schmerzen verl?uft, nicht ohne Brche in K“pfen und Seelen, ohne Verletzungen und Zweifel. Doch Abschied vom Kollektiv -das heiát eben nicht, daá ein alter Despotismus wieder Einzug hielte.®

 

In den Einzelgespr?chen werden den MitarbeiterInnen Arbeitsvertr?ge mit dreimonatiger Probezeit angeboten, obwohl sie schon seit Jahren den Pflasterstrand gemacht haben, mit der Option , sie dann unauff?llig feuern zu können.

 

¯Abgeschafft ist die Selbstausbeutung, die Hunger-Einheitslöhne gehören der Vergangenheit an.®

 

Matthias Horx erh?lt von Dr. Kierzek monatlich 10.000,-DM (genauer gesagt, von Kierzeks Consulting-Firma ‚Art-Concept‘ ber die er Eierk“pfe wie Horx an Medien verleiht), M“hrle und Meyer drften nicht weit darunter liegen. Dem Rest werden Arbeitsvertr?ge pr?sentiert, die auáer mehr Arbeit auch noch weniger Geld bieten.

 

¯Beide Teams mssen jetzt mit alten Gewohnheiten brechen, jeder gibt auch etwas auf. Was er aber gewinnt, drfte gr“áer sein..® (Horx im Editorial des letzten PS 10/90)

 

War es eine alte Gewohnheit oder altes Recht, bei Krankheit seinen Hausarzt, einen Arzt seines Vertrauens aufzusuchen, so sollen die MitarbeiterInnen des ‚Journal Frankfurt‘ ein altes Recht aufgeben: der Arbeitsvertrag sieht vor, daá bei Krankheit ein Vertrauensarzt des Arbeitgebers aufgesucht wird. (Es soll ja ?rzte geben, die schon mal krankschreiben, bevor man den Kopf unterm Arm tr?gt.)

 

Es geht ¯darum, das gute, intellektuelle Erbe der Stadtzeitungen vor dem endgltigen Zugriff der Zeitgeisterei zu bewahren.®

 

Elisabeth Kiderlen und Edith Kohn sind angesichts solcher ¯Anpassung der Arbeitswelt an die Bedrfnisse der Menschen®, wie sie sie noch im Pflasterstrand 10/89 ganz anders verausgesagt haben, nach Hamburg geflohen. Die Tochter einer freien Mitarbeiterin wurde rausgeekelt, die Mutter, die sich bei der TAZ fr 1.500 Mark krumm schufftet, kann die Ausbildung ihrer Tochter damit nicht finanzieren. ¯Freiwillig® geht die bisherige PS-Vertriebschefin, ebenso die Sachgebietsleiterin ‚Kleinanzeigen‘ …

 

Ein erster Ansatz von Gegenwehr wird zur Zeit von allen taz-MitarbeiterInnen unternommen, die bisher als ‚Freie‘ fr den PS geschrieben haben: in einer „ffentlichen Stellungnahme wollen sie begrnden, warum sie im ‚Journal Frankfurt‘ nicht schreiben werden, warum sie sich von diesem Blatt distanzieren. Wie lange das manche/r bei 1.500 Mark taz-Gehalt bzw. 55 Pfennig Zeilenhonorar durchhalten kann, ist absehbar. Schon jetzt gibt es die Kompromiáformel: schreiben ja, aber nicht im Impressum genannt werden, denn das schadet dem journalistischen Renomee.

 

Daá beim Ex-Auftritt ebenfalls kr?ftig gefeuert wird, ist klar: Chefredakteur Zumach blieb auáenvor, zwei weitere Redakteure gingen ¯freiwillig®. Im technischen Bereich steht weiterer Kahlschlag bevor, mindestens im Maástab ‚Aus 2 wird 1‘.

 

Der Auftritt der Zensoren  oder Vorwärts im Kampf der Weißwein- gegen die Rotweinfraktion

 

Einen besonderen Appetit-Happen aus dem Verlegerisch-redaktionellen Konzept des Verleger-Duos Jan-Peter Eichhorn und Gerhard Krauá, die frderhin das ‚Journal Frankfurt‘ beherrschen, bietet -nach Informationen aus der Ex-Belegschaft die Aufritt-Abtritt-Nummer vom Oktober ’90, die im folgenden sinngem?á und zusammenfassend zitiert werden: nachdem die Ausgabe komplett montiert war, erscheinen kurz vor Drucklegung Eichhorn und Krauá und entfernen eigenh?ndig zun?chst einen Leserbrief, der sich im ‚Titanic‘-Stil mit der PS-Auftritt-Fusion, der ‚Weiáweinfraktion‘ (Frankfurter Alternativ-Nomenklatura und urbonanierender Geltungsadel) auseinandersetzt. Auf der ‚Leserforum‘-Seite 164 prangt jetzt ein teurer weiáer Fleck (fr den offenbar auf die Schnelle keine entsprechend formatierte Anzeige zu beschaffen war) unter der ?berschrift: ¯Hier kommen Leserinnen und Leser unabh?ngig von der Meinung der Redaktion zu Wort. Kritik und Anregungen sind immer erwnscht.® Das n?chste Zensur-Opfer ist ein Artikel ber Zrich und seine immer noch rebellisch-aktive Alternativszene, in dem die nach oben-weg-subventionierte und aufstiegskampferprobte Frankfurter Alternativ-Schickeria nicht sonderlich anzeigen-markt-fllend behandelt wird. Eichhorn und Krauá zensieren die sch?rfste Passage mit der Schere, ohne daá die Redaktion noch eingreifen k“nnte(siehe Kasten). Der Autor fordert 1.000,-DM Schmerzensgeld. Die Verleger haben bisher nicht reagiert.

 

Als Begründung für ihre Leserbriefzensur geben die sauberen Herren an, Ex-Chefredakteur Zumach hätte ihn unter falschem Namen selbst geschrieben.

 

Soweit die Infos aus der Ex-Belegschaft. Die Angst der Weiáweintrinker vor vermeintlichen und tats?chlichen Mitgliedern der Frankfurter Rotwein-Fraktion tr?gt mittlerweile paranoide Zge.

 

Vom PflasterStrand zum ZasterLand  oder  die unerträgliche Dreistigkeit des Schweins

 

Während sich im Großraum Frankfurt die schreibende Zunft bei Stammtischrunden an Horx & Co schadlos h?lt und das Wolfsgesetz des Medienmarktes unzul?áig berpersonalisiert, sei hier statt Horx einmal Marx zitiert. Das Kapital-Gesetz vollzieht sich hinter dem Rcken seiner Protagonisten, auch hinter dem seiner Propagandisten und Second-Hand-Profiteure, ob sie nun nach auáen Hui oder nach innen Hau, Horx oder Murks, Danny oder Dandy heiáen. Wenn allerdings beim langen Marsch in und durch die Kloake immer noch die Bauchl?den alternativer politischer Moral vor sich hergetragen und dabei Abh?ngige aktiv mitbeschissen werden, dann handelt es sich in jedem Fall -literarisch gesprochen- um eine unertr?gliche Dreistigkeit des Schweins.

 

Schon w?hrend man sich sehr nahe kam, schrieb Horx im PS 11/12/89 ber den Auftritt, ohne ihn zu nennen: ¯ Da sind auf der anderen Seite die Hochglanzbl?tter der 80er Jahre. Deren Initiatoren waren nicht selten pfiffige Jungverleger, die sich von berforderten und mies bezahlten Redaktionsmannschaften ihren Porsche finanzieren lieáen. Die redaktionellen Konzeptionen blieben dementsprechend dnn und unambitioniert. Man sprte nur allzu deutlich, daá es sich nicht um journalistische Ideen, sondern in erster Linie um Werbetr?ger handelte.® Daá er dabei ber sich und seine alten und neuen Herren schrieb, sprt man nur allzu deutlich.

 

Auf den Trmmern ein Kampf der Giganten?

 

Mit dem Pflasterstrand verschwindet ein Symbol. Nicht die Eilbeerdigung der zeitgeisthohlen Hlle stimmt traurig, sondern die Entwicklung, die sie ins Bewuátsein rckt. Die privatisierung der Krebsmhle, des gr“áten und erfreulichsten Alternativprojektes in Hessen trifft tiefer. Der Pflasterstrand war geschw?tziger ?berbau, die Krebsmhle war ein Teil Fundament.

 

Die Tendenz zum ZasterLand ist aber kein Automatismus. Zeitungen wie die Kasseler Stattzeitung, die der aggressiven Expansionspolitik der Pflasterstrand-Imperialismus getrotzt haben (in Frankfurt produzierte PS-Ableger sollten die angrenzenden Ballungsr?ume abgrasen) sind nachwievor gegen den Zugriff der Kommerzmedien gefeit. Andere, wie der Fuldaer Stattanzeiger, die sich in den PS-Strudel begaben und in die ‚Sachzw?nge‘ des Vierfarb-Hochdrucks gerieten- zwecks berregionaler Zigarettenwerbung, wurden fallen- und allein eingehen lassen.

 

Seit der ¯scene-program-press®(spp)-Verein vom ursprünglich linken politischen Projekt (Produktion überregionaler Beilagen für alle alternativen Stadt-Magazine, Artikelaustausch..) zum reinen Beschaffungsorgan für überregionale Werbung verkam, galt auch hier, daß etablierte Machtgruppen Probleme genauso gut lösen können. Der ‚Jahreszeiten-Verlag‘ (Merian, Für Sie, Tempo ..) konnte bei Auflösung der spp die Restbestände aufkaufen und seinen ¯Prinz® in mehreren Großstädten starten. Bei einigen aufgekauften Stadtzeitungen flog, wie bei der ¯Münchner Stattzeitung®, die gesamte Alt-Redaktion. Daß hinter der PS-Auftritt-Fusion mehr Geld steckt als es die Frankfurter Eichhorn-Krauß’sche Presse Verlagsgesellschaft hat, dafür gibt es etliche Indizien. Das komplette überregionale Anzeigengeschäft des ¯Journal Frankfurt® wird, wie vordem schon beim ¯Auftritt®, von Gruner & Jahr abgewickelt. Die ¯az®, die den PS-Auftritt-Vereinigungsrummel fr eine m“glichst unauff?llige Preiserh“hung nutzte, witzelte in Anspielung auf das voraussichtlich sieben Mark teure, 14-t?gig erscheinende Journal: warum 2 mal 7 Mark bezahlen, wenn man die az einmal monatlich für 3,90 DM bekommt. Daß das Journal jetzt 2 Mark 50 kostet, überraschte selbst die Insider. Das Wett-Fieber steigt: ‚keine sechs Monate für dieses Journal‘ gegen ‚die packen’s mit Gruner & Jahr im Rücken‘. Das Gerücht, das ‚Journal‘ sei ein getarntes G&J-Pilotprojekt für den späten Einstieg des Hamburger Medienriesen in den Stadtzeitungsmarkt, erhält Nahrung. Damit drohte eine Medien-Schlacht um Frankfurt, die den Kleinkrieg im Rhein-Main-Magazin-Millieu verblassen läßt.

 

Kleinkrieg im Magazin-Millieu

 

Zu welch schmuddeligen Spielchen die ¯andere(n) Zeitung(en)® mittlerweile im Kampf um den enger werdenden Anzeigenmarkt f?hig sind, deckte vor Jahresfrist der Nrnberger ¯Plärrer® auf. Der beschuldigte die Frankfurter ¯az®, den Nürnberger Drucker Wilhelmy quasi zu erpressen, die az-Auflagenzahlen hochzuschaukeln. ¯Auftritt® und ¯Prinz® schaukelten mit. Willi Hau, Chef der ¯az®, drohte zunächst dem Plärrer mit dem Anwalt. Es blieb jedoch bei der Drohung. Anschließend schickten sich Frankfurter Magazine gegenseitig Privatdedektive auf den Hals, um die tatsächlichen Auflagenhöhen zu erkunden. Wer wen beim IVW, dem Auflagen-Kontrollinstrument der werbenden Wirtschaft, denunziert hat, ist nicht zu erfahren. Nach Aufforderung durch den IVW mußten jedoch ¯az®, ¯Auftritt® und ¯Prinz® ihre angegebene Auflagenhöhe um 30% senken. Auf solchem Hintergrund ist es leicht zu verstehen, warum in diesen Blättern bisher kein Wort über die Vorgänge beim Pflasterstrand geschrieben wurde: der in dieser Beziehung noch relativ saubere PS hätte mit einer schmerzhaften Enthüllungs-Story zurückschlagen können.

 

Die Family, die Inzucht, die Verdrängung und das Schweigen

 

Dass von der¯taz® über die ¯Frankfurter Rundschau® bis zum Hessischen Rundfunk kaum bis nichts zum DesasterStrand berichtet wurde muß andere Gründe haben. Hätte der PS nicht Gelegenheit für einige risikoarme Profilierungsartikel geboten? Vielleicht passen Berichte über ausuferndes Neo-Manchestertum nicht so recht in wendige Karrierepläne? Schlechte Referenz für die nächste Bewerbung? Vielleicht, denn die Konkurrenz auf dem Medien-Arbeitsmarkt ist hart. Wer die Wende beim PS öffentlich kritisiert, steht im Verdacht der Unzuverläßigkeit. Aber das allein kann es noch nicht gewesen sein, zumal nicht bei der Frankfurter taz-Redaktion. Sonst immer ‚Biss Morgen‘ hat sie bis heute zum PS so gut wie nichts geschrieben. Inzucht? Abhängigkeit der ‚freien‘ Mitarbeiter? Viele tauchten im PS-Impressum als Autoren auf (Warum sie gegen ihren erklärten Willen jetzt auch im Journal-Impressum aufgeführt sind, ist noch unklar, wird aber ein Nachspiel haben).

Viele Ex-PSler waren auch Gelegenheitsarbeiter beim HR. Weißwein-freundschaftliche Bande bestanden zwischen PS- und FR-Redaktion.

Der ganze Laden eine Family, mit ähnlicher politisch-kultureller Sozialisation. Man/Frau kannte sich, hat den PS-Cohn-Kurs mitgetragen, mitbestimmt und mitbegossen, ¯als wär’s ein Stück von mir.® Und jetzt sowas. Hinter dem Pflasterstrand-Abtritt kommt die ganze Kloake zum Vorschein. Und da hilft nur noch Verdr?ngen, weil’s nach dem eigenen Faulschlamm riecht, und offizielles Verschweigen, weil’s der rot-grünen Reputation schadet. Es schmerzt, wenn man sich eingestehen muß, wo man zum Teil gelandet ist. ¯Was sind wir doch für Schweine geworden®, signalisiert der morgendlich verkaterte Spiegelblick. Der Metropolen-Alltag verdrängt ihn mit geschwätzigem Schweigen: ¯Dont worry, be happy!®

 

Wie hieß noch Daniel Cohn-Bendits beziehungsreicher PS-Kolumnen-Titel?

¯C’est la vie!®

 

Carl Hanau

 

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Hilferuf eines Hanauer “Lamboy-Kids” aus Uganda/Ruanda

Hilferuf eines Hanauer “Lamboy-Kids” aus Uganda/Ruanda / HaBE liest Anna Seghers

Ihnen/Euch allen ein gutes, friedlicheres, möglichst stressfreieres, neues Jahr.

Eine meiner ehemaligen Grundschülerinnen  von den Hanauer „Lamboy-Kids“, dem Percussion-Gitarren-MultiKulti-Voice-Ensemble ist auf der Suche nach den Resten ihrer Familie im Grenzgebiet von Uganda/Ruanda zunächst nur bis in den Südsudan in ein Flüchtlingslager ge- und hat dort ein Kind aus einer flüchtigen Beziehung be-kommen. Sie hat mich via fb-messenger von dort erreicht und mich um Hilfe gebeten. Sie hat sich vom Südsudan bis nach Kampala durchschlagen können. Jetzt versucht sie dort ihren Pass zu bekommen, ihre über die Flucht nach Deutschland verlorengegangene Identität wieder zu finden und dann bei der Deutschen Botschaft ein Rückreise-Visum nach Deutschland zu erhalten, um hier eine begonnene Krankenhausbehandlung fortsetzen zu können. Bisher konnte ich ihr 400,-€ via Western Union nach Kampala schicken, damit sie ihr Kind durchbringen, eine Betreuung organisieren kann, um in Kampala bis zur Rückreise ihren Lebensunterhalt als Straßen-Verkäuferin von Fruit-Juice zu verdienen. Ich bitte  Euch um Spenden unter dem Kennwort „RemaReturn“ auf mein Konto bei der VR-Bank-Büdingen Hartmut Barth-Engelbart  DE66 5066 1639 0001 1400 86  … Danke an alle KollegINNen, die den einen oder anderen €-Schein bereits überwiesen haben. Spenden geht auch via PayPal über den Spenden-Button auf meiner Homepage.

Es handelt sich hierbei nicht um Ablass-Handel, auch nicht um Nuhr-Gewissensberuhigung und “Loslassenkönnen” war nie so gemeint, dass man Mutter und Kind ruhig versinken lassen soll.  Dann nämlich wird UNSER Urlaubsparadies Mittelmeer immer mehr zum Schwarzen-, Roten-, Totenmeer und Kreuzfahrten zu Trösterchen bei Massen-Seebestattungen. http://www.barth-engelbart.de/?p=200803

 

 

 

 

 

 

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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