Afrin und andernorts, eine Einschätzung aus Syrien
23. Januar 2018, Damaskus
von Markus Heizmann, Bündnis gegen Krieg – Hände weg von Syrien
Israel ist -nach der Unterstützung und Ausbildung von IS-Kommandeuren & Einheiten, nach den vielen Luftangriffen auf Stellungen der syrischen Armee- dabei, über die völkerrechtswidrig besetzten, geraubten Golanhöhen hinaus genauso völkerrechtswidrig eine „Pufferzone“ auf syrischen Territorium zu schaffen. Ich habe bisher keine Massendemonstrationen dagegen in den Kern-EU-Staaten gesehen, auch keine gegen die deutschen Waffenlieferungen an den grenzenlosen Apartheit-Siedlerstaat Israel … siehe dazu auch am Ende : „Jetzt wird es dort keinen Frieden mehr geben“. Stalin zur Gründung Israels – und: 100 Jahre Lösung der britischen „Judenfrage“: „Die Balfour-Deklaration“
(Illustrationen und die kursiv gesetzten Kommentare von HaBE)
Den Nachrichten und dem Internet entnehmen wir, dass die türkische Armee in Afrin einmarschiert sei, um die YPG zu zerschlagen. Dies in Übereinstimmung mit Russland. Das Syrische Parlament protestiert in aller Form gegen diesen Akt der Aggression seitens der türkischen Regierung. Soweit die aus den Medien bekannten Fakten.
Wir hatten hier vor Ort in Damaskus (noch) keine Gelegenheit, mit einer dazu kompetenten Person über diese Zusammenhänge zu diskutieren. Deshalb an dieser Stelle unsere eigene Meinung dazu:
Die kurdischen Verbände der YPG in Afrin und andernorts in Nordsyrien arbeiten direkt mit den USA und den NATO Aggressoren zusammen. Sie erhalten von den USA Waffen, Geld, Logistik und Ausrüstung. Im Gegenzug erlauben diese kurdischen Kämpfer den USA und der NATO die Stationierung von Militärbasen auf syrischem Staatsgebiet, welches zur Zeit unter Kontrolle dieser sogenannten „kurdischen Kämpfer“ ist. Mittlerweile 13 US Basen, weitere sind geplant. Bis dahin gab es überhaupt keine US/NATO-Basen in Syrien. Wie wir von Elias Samman, einem Syrischen Politiker der oppositionellen SSNP (Syrian Socialist National Party) erfahren haben, handelt es sich bei diesen kurdischen Kämpfern nicht vorwiegend um Syrer, nur eine Minorität von ihnen sind laut Samman Syrier. Beim Großteil von ihnen handelt es sich um ausländische Kämpfer, von denen wiederum eine Minderheit ideologische Gründe für ihren Kampf hat, der Großteil sind jedoch von den USA finanzierte Söldner. Vor diesem Hintergrund greift nun also die türkische Armee die kurdischen Verbände auf Syrischem Boden an.
….HaBE-FotoCollage von 1991? in die Uniform einer Israelischen Panzerkommandantin im 6-Tage-BLITZ-Krieg Israels gegen seine Nachbarn 1967 – hatte ich anstatt damals den Doppelkopf Johnson&Moishe Dajan 1991 den Kopf George Bush Seniors montiert. Damals waren’s Abrams-Panzer, heute könnten’s LEOs sein. Die U-Boote stammen jedenfalls aus den Schmieden des 1000jährigen Kohle-Stahl&Bank-Kapitals -harrrt wie Thyssen-Krrrupp-Stahl und flink wie Windhunde wie für die nächsten BLITZ-Kriege geschaffen. Deutsche Waffen, deutsches Geld, wenn’s wieder Mal an Dollars fehlt …. oder auch den OPEL-BLITZ, für den Führer hergestellt bei General Motors in Rüsselsheim und bei FORD in Köln, bei DUNLOP in Hanau rollten Räder & Reifen für den Endsieg und kaum eine alliierte Bombe traf diese Rüstungswerke …..
Diese Konstellation ist nur auf den ersten Blick verwirrend. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass entweder die Syrische Armee, die Russische Armee oder die Kräfte der Hizbullah die kurdischen Kämpfer aus dem Syrischen Gebiet rund um Afrin, Qamischli, Ain al Arab etc. vertreiben. Dies hätte jedoch, da sich die kurdischen Kämpfer ja dazu entschlossen haben, mit den USA und der NATO zusammen zu arbeiten, eine direkte Konfrontation mit den USA bedeutet. Weder Syrien, noch Russland, noch die Hizbullah wollten offenbar ein derartiges Risiko eingehen.
Die Türkei ihrerseits kann keinerlei Interesse an einem wie immer gearteten „kurdischen Staat“ oder auch nur einer „kurdischen Autonomie“ an ihrer Grenze haben. Dies um so mehr, als es sich bei der YPG um eine relativ unberechenbare Kraft handelt. Barzani und Talabani im Irak waren verglichen damit relativ handzahm. Es entbehrt daher nicht einer gewissen Logik, dass die türkische Armee nun mit Duldung Russlands in Nordsyrien einmarschiert, um die kurdischen Verbände zu schlagen.
Die gefährlichen Fragen sind nun:
Was passiert, wenn diese kurdischen Verbände von der türkischen Armee geschlagen oder vertrieben sein werden?
Was passiert, wenn sich die türkische Armee direkt mit ihren US- und NATO „Verbündeten“ konfrontiert sieht?
Dass sich die Türkei und die USA auf Syrischem Boden bekämpfen werden, darf wohl ausgeschlossen werden.
Ausschließen dürfen wir wohl auch, dass diese kurdischen Verbände der türkischen Armee lange standhalten werden. (Sie werden keiner Armee lange standhalten, sofern sie nicht die Rückendeckung der USA haben). Jede Armee jedoch, welche sich mit diesen kurdischen Verbänden anlegt, legt sich mit den USA und der NATO an – außer eben die türkische Armee, da diese ja selbst NATO Mitglied ist. Daher kann nur die Türkei und niemand anders die kurdischen Kämpfer aus Nordsyrien vertreiben.
Ein echtes Dilemma also für die USA, die NATO und die Zionisten.
Man ist geneigt, diese Entwicklung als genialen Schachzug zu interpretieren, möglicherweise eine Zusammenarbeit zwischen Damaskus und Moskau?
Die türkische Armee soll nun also anstelle von Syrien und dessen Verbündeten gegen diese sogenannt kurdischen Milizen im Norden des
Landes kämpfen.
Die USA und die NATO können sich dann überlegen, ob sie in der Tat ihren eigenen Komplizen, die Türkei, angreifen wollen, anders lässt sich die türkische Regierung kaum in die Schranken weisen. Das ist auch durchaus verständlich, denn ein kurdischer Staat im Norden Syriens wäre für Ankara eine höchst gefährliche Angelegenheit. Dann schon lieber temporär aus dem NATO Verband ausscheren und scheinbar eigenmächtig gegen die Kurden kämpfen.
Bleibt einmal mehr die Rolle der Kurden in Afrin und in anderen Orten Syriens zu bedauern und zu beklagen. Und darauf wird es schlussendlich mit aller Wahrscheinlichkeit hinauslaufen: Einmal mehr werden die Kurden die Opfer sein. Leider ist dies eine voraussehbare Katastrophe: Für die bewaffneten Kräfte innerhalb der kurdischen Bewegung gab es von Beginn an keine Alternative. Der einzige Weg den sie realistischer Weise hätten einschlagen können, ist der gemeinsame Weg des anti- imperialistischen Widerstandes, gemeinsam mit der regulären Syrischen Armee, der Russischen Armee, den Kräften der Hizbullah und allen anderen Kräften in der Region, die Widerstand gegen Zionismus und Imperialismus leisten. Das haben sie nicht getan, das tun sie heute nicht. Vielmehr haben sie sich entschlossen den „Imperialismus zu instrumentalisieren“ wie sie das auch schon nannten. Das ist weder notwendig noch Schicksal. Vielmehr ist es die freie Entscheidung der Führung der kämpfenden kurdischen Verbände.
Syrien mit dem Ministerium für Versöhnung unter dem Oppositionellen Minister Ali Haidar reicht ehemals Bewaffneten im Norden Syriens ebenso die Hand zur Versöhnung und Lösung der Probleme, wie allen anderen kämpfenden Verbänden in Syrien, die die Waffen ablegen. Das Programm der Versöhnung, des Wiederaufbaus und der Rückkehr der Flüchtlinge ist erfolgreich.
Ebenso werden die Kurden auf internationaler Ebene eingeladen und integriert.
Am 28. Januar 2018 finden in Sotschi erneut Friedensgespräche bezüglich Syriens statt. Der russische Außenminister Sergei Lawrov hat am 22. Januar betont: „Kurden sollen an syrischen Friedensgesprächen teilnehmen“. (Siehe dazu: https://deutsch.rt.com/international/63969-lawrowkurden-sollen-an-syrischen/)
Was soll man von einer kurdischen Führung halten, die derart günstige Bedingungen für eine friedliche Lösung in den Wind schlägt und den bewaffneten Kampf weiter führen will?
Wir sind nicht so zynisch zu sagen, „jetzt bezahlen sie die Rechnung“.
Wir sagen jedoch was wir schon zu Beginn der Krise in Syrien sagten: Der Imperialismus lässt sich nicht instrumentalisieren, der Imperialismus instrumentalisiert. Es gibt für die Völker und Regierungen global keine Alternative zum anti zionistischen und zum anti imperialistischen Widerstand. Dieser Widerstand wird von Einzelpersonen geführt, von Bewegungen, von Parteien, in der Hauptsache aber von Staaten und Regierungen, die sich weigern, sich und ihre Völker zu Lakaien des Imperialismus machen zu lassen. Zu dieser Achse des Widerstandes gehören das Syrische Volk und die Syrische Regierung.
Wir sind auch nicht so zynisch zu sagen, „wir haben es immer gesagt“. Es gibt keine Alternative für die Kurden in Syrien und anderswo, als sich in den anti-imperialistischen Widerstand einzureihen.
Die Seite der NATO, die Seite der USA , die Seite des Zionismus, das ist die andere Seite der Barrikade.
PS: Kurz bevor ich diesen Artikel aus Damaskus abschickte, erzählte ich einem hier lebenden Freund, dass nun in Europa Demonstrationen stattfinden, weil die türkische Armee die Kurden angreift. „Das ist schön“, antwortete er, „warum demonstriert ihr nicht für uns Syrier, uns greifen sie seit 2011 an“.
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht: Solidarität ist internationale Solidarität oder es ist keine Solidarität.
siehe dazu auch
„Jetzt wird es dort keinen Frieden mehr geben“. Stalin zur Gründung Israels
Wie der sowjetische Staat, der sowjetische Geheimdienst und Armee die Entstehung des Staates Israel unterstützten
„Jetzt wird es dort keinen Frieden mehr geben“. Stalin zur Gründung Israels
100 Jahre Lösung der britischen „Judenfrage“: „Die Balfour-Deklaration“
100 Jahre Lösung der britischen „Judenfrage“: „Die Balfour-Deklaration“
Genau, sehe ich auch so. Deswegen habe ich den Aufruf von Campact nicht unterschrieben. Die armen Kurden sind genau so blöde wie die Deutschen, die sich auch dauernd die falschen Führer wählen, manchmal gar viermal hintereinander. Das große Problem wird sein, wie du auch sagst, wie man die US-Ratten da wieder raus bekommt.
Wieder einmal sind die deutschen Linken auf den völlig falschen Dampfer, weil sie nicht genau hinsehen und sich auf die Mainstream-Medien verlassen.
Seit Wochen habe ich gehofft, über den „sputnik“ ein paar Fakten zu bekommen zu dem Konflikt, der nun in die heiße Phase eingetreten ist. Aber der „sputnik“ als russisches Informationsforum schweigt beharrlich. Der Konflikt ist zu heiß. Und es ist auch kein genialer Streich von Russland und Syrien, schweigend zuzusehen, wie ein neuer Krieg entsteht. Sich direkt mit den USA anzulegen, dazu sind beide Staaten zu schwach. Und mit der Türkei anlegen, das kann sich Russland auch nicht leisten. Die wirtschaftlichen Interessen sind zu groß. Und so wartet man ab zu Lasten der einheimischen Bevölkerung.