Israelische und US-Bomben zur Rettung der Kurden?

Die Einschätzungen in den  vorhergehenden HaBE-Artikeln zu Lage in Syrien bezüglich der YPG-SDK-US-Einbindung, Stationierung von US-(Spezial)Einheiten,

die Befürchtungen zum Thema Rekrutierung / Mobilisierung für „kurdische“ tatsächlich aber für US-NATO-UK-FR-D-& Israelische Interessen

werden weiter bestätigt .. z.B im folgenden Statement von Joachim Guilliard und im anschließenden Artikel von Karin Leukefeld

Joachim Guilliard schreibt:

„Die Hinweise darauf, wie gefährlich die Politik der führenden syrisch-kurdischen Kräfte PYD/YPG ist, zusammen mit den USA den Osten Syriens zu besetzen, haben sich sehr schnell bestätigt.

Die USA haben jetzt aus diesem Gebiet heraus direkt regierungsloyale Kräfte angegriffen und eigenen Angaben zufolge über 100 Gegner getötet. Es sind die ersten US-Angriffe zur Durchsetzung der von YPG und US-Armee Grenze entlang des Euphrats.

Zynischer Weise bezeichnete Washington die Angriffe als einen Akt seines „nicht verhandelbaren Rechts zur Selbstverteidigung“ und als „defensive“ Luftangriffe zur Vergeltung für einen „unprovozierten“ Angriff auf die „Demokratischen Kräfte Syriens“ (SDF) und „ausländische Militärberater“, d.h. Spezialeinheiten der USA (und evtl. Frankreichs u. Großbritanniens). Dabei besteht kein Zweifel, dass die US- und NATO-Truppen absolut illegal im Land sind.

Ursula Behrs Skizze für ein großes Bild gegen den Überfall auf Libyen -sie hat es nicht fertig malen können. Sie musste Bilder gegen die Angriffe auf Syrien malen

Der Ort des Geschehen liegt in der Region Deir ez-Zor, im Südosten. Laut  Central-Command wurden „als Berater, Helfer oder Begleiter agierende Mitglieder der Koalition zusammen mit ihren SDF-Partnern acht Kilometer östlich einer verabredeten, ausgemachten De-Eskalationslinie am Euphrat angegriffen.“ Nach syrischen und russischen Angaben gibt es keine Verabredungen über eine solche De-Eskalationslinie.

Wahrscheinlich galt der Vorstoß der regierungsloyalen Milizen, auch nicht, wie vom Pentagon behauptet, einem SDF-Hauptquartier, sondern den dort befindlichen Ölfeldern und Gasanlagen, die bis August 2017 unter Kontrolle des IS gestanden sind. Die kurdischen Milizen hatten im Sommer das Wettrennen um die Anlagen gegen die Regierungstruppen kapp gewonnen und weigern sich seither, sie der Zentralregierung zu übergeben. Vermutlich sollen sie einen wichtigen Teil der wirtschaftlichen
Basis der Unabhängigkeit bilden. (Thomas Pany, Luftangriffe in Syrien: USA dokumentieren ihren Willen, sich festzusetzen, Telepolis, 8.2.2018  und US-Vorgehen in Syrien: Bombenangriffe für lukrative Geschäfte, Sputnik, 09.02.2018)
Es ist daher völlig plausibel, wenn der russische Außenministers Sergej Lawrow überzeugt ist, dass die USA konkrete Pläne zur Aufteilung Syriens verfolgen.

Um welche Milizen es sich handelte, ist nach wie vor unbekannt, es spricht einiges dafür, dass es sich (zumindest teilweise) um Milizen arabischer Stämme handelte, die den kurdischen die Kontrolle über das wirtschaftlich wichtige Gebiet, in dem sie ansässig sind, entreißen wollten.
In der Gegend gibt es auch vom IS gehaltene Enklaven. Russischen Angaben zufolge soll der Vorstoß gen Osten auch einigen von ihnen gegolten haben.

Gleichzeitig zu den Angriffen an dieser Front erfolgten massive israelische Luftangriffe im Westen. Nach dem angeblichen Abfangen einer iranischen Drohne über Israel und dem Abschuss einer der israelischen Kampfjets der einen syrischen Flughafen angegriffen hatte, zederte die israelische Führung, die schon gut 100 Angriffe auf Stellungen in Syrien fliegen ließ, über diese Aggression und ließ zur „Vergeltung“ zwölf syrische und iranische“ Ziele in Syrien angreifen — laut Haaretz zum ersten Mal dabei gezielt auch „bemannte“. Die gezielte Tötung iranische Einheiten wäre eine zusätzliche Eskalation.

Bisher hat Russland weder etwas gegen israelische noch gegen US-amerikanische Angriffe unternommen – die russische Führung bleibt strikt bei ihrer Linie, ausschließlich dschihadistische Milizen zu bekämpfen und jeden militärischen Konflikt mit anderen Staaten zu vermeiden. Während sie auch von Friedensbewegten, die das russische Eingreifen in Syrien bisher verurteilten, angeklagt wird, den Luftraum über Afrin nicht für die türkische Luft gesperrt zu haben, wurde Putin aus der Zurückhaltung gegen Israel seltsamer Weise noch nie ein Vorwurf gemacht.

Auch Israel arbeitet an der Aufspaltung Syriens, die u.a. auch von Deutschland aktiv gefördert wird. Siehe dazu u.a. Karin Leukefeld, Syrien: Zusammenspiel ziviler und militärischer Hilfe – Pläne zum »Rückbau« des Landes fördern die Spaltung in eine »konföderale Struktur«, Lëtzebuerger Vollek/Luxemburg, 5.2.2018

In so einer Situation kann m.E. eine Friedensbewegung nicht einfach nur gegen die türkische Aggression in Afrin protestieren.

Joachim Guilliard

 

Neue Stufe der Eskalation (jW)
Israel bombardiert erneut Ziele in Syrien. Mindestens ein Kampfjet abgeschossen. Knesset-Abgeordneter: Netanjahu provoziert Krieg
Von Karin Leukefeld

Nachdem die israelische Luftwaffe am Samstag morgen erneut syrisches Territorium bombardiert hat, droht eine neue Stufe der Eskalation des Krieges. Die israelischen Streitkräfte (IDF) begründeten die Attacken damit, dass eine »iranische Drohne« auf »israelisches Territorium eingedrungen« sei. IDF-Sprecher Jonathan Conricus erklärte, diese sei von einem »Apache«-Kampfhubschrauber zerstört worden. Dann habe ein Kampfjet die Lenkstation der Drohne in Syrien zerstört.

Anders als in früheren Fällen reagierte die syrische Luftabwehr auf das Eindringen in den eigenen Luftraum. Israel räumte erstmals seit 1982 den Abschuss eines Jets seiner Luftwaffe ein, die beiden Piloten hätten sich retten können. Die Tageszeitung Times of Israel berichtete, die syrische Luftabwehr habe zudem weitere Kampfflugzeuge beschädigen können. Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA meldete unter Berufung auf Armeekreise, es sei »mehr als ein« angreifendes Flugzeug getroffen worden. Zur »Vergeltung« habe Israel »zwölf syrische und iranische militärische Ziele in Syrien angegriffen«, so Conricus mit. Nach Angabe der Times of Israel seien die IDF dabei »von syrischen Rebellen unterstützt« worden.

Israel suche keine Eskalation, hieß es später. Man habe die USA und Russland kontaktiert, um die Lage zu beruhigen. Verantwortlich sei einzig der Iran, der die gesamte Region destabilisiere. Teheran dementierte die Vorwürfe umgehend und verwies darauf, dass der Iran an der Seite Syriens gegen den Terror kämpfe. Die Drohne sei zur Überwachung von Kämpfern der Dschihadistenmilizen »Islamischer Staat« (IS) und Nusra-Front im Einsatz gewesen.

Damaskus erklärte dagegen, die israelischen Angriffe seien eine »direkte Unterstützung für den Terrorismus« in Syrien. Die Behauptung Israels, dass eine Drohne »den Luftraum über den besetzten palästinensischen Gebieten« durchflogen habe, sei eine »pure Lüge«. Weitere Angriffe werde man »nicht mehr tolerieren und ernst darauf reagieren«. Das syrische Außenministerium bezeichnete in einem Schreiben an den UN-Sicherheitsrat Israel als »Bedrohung für den weltweiten Frieden und die Sicherheit«, weil es sich an die Seite des IS und der Al-Qaida-Filiale Nusra-Front stelle. Das verlängere die Anwesenheit dieser Gruppen und den Krieg in Syrien.

Auch das libanesische Außenministerium wandte sich an den UN-Sicherheitsrat und bekräftigte das Recht Syriens, sich gegen die Aggressionen aus Israel zu verteidigen. Der Libanon protestiere dagegen, dass Israel die Souveränität des Landes fortwährend verletze und den libanesischen Luftraum für Angriffe auf Syrien nutze. Die libanesische Hisbollah begrüßte die »tapfere Konfrontation der angreifenden israelischen Kampfjets« durch die syrische Luftabwehr. Damit sei eine »neue strategische Phase« in der Region eingeleitet worden.

Die Kommunistische Partei Israels machte die Regierung in Tel Aviv für die Eskalation verantwortlich. »Angesichts der endlosen Reihe von Verletzungen der Souveränität Syriens und des Libanons, der Missachtung der UN-Resolutionen und der fortgesetzten Zusammenarbeit mit extremistischen Gruppen ist es keine Überraschung, dass wir uns nun dort befinden, wo wir sind«, erklärte die Knesset-Abgeordnete Aida Touma-Sliman. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu tue alles, um die Öffentlichkeit von den Korruptionsermittlungen gegen seine Person abzulenken. Der Regierungschef sei bereit, einen regionalen Krieg zu provozieren, um sein politisches Überleben zu sichern.

https://www.jungewelt.de/artikel/327070.neue-stufe-der-eskalation.html

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Wer sich über die Lage in Nah-Ost und derzeit besonders in Syrien aktuell, umfassend informieren will, sollte im „Parteibuch“ blättern:

https://nocheinparteibuch.wordpress.com

Al Kaida bekommt ISIS im Südosten der Idlib-Tasche nicht klein

ebenfalls zu empfehlen ist neben den Grundlagen-Artikeln von  Karin Leukefeld, Ex-TOPAS Rainer Rupp und Joachim Guilliard – Jörg Kronauers jüngste Analyse in der „jungen Welt“:

https://www.jungewelt.de/artikel/327055.weltpolitische-wende.html?sstr=kronauer

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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