Als wir 1987/88 – Eingeborene und Eingeplackte zusammen unter der Mittel-Gründauer BI-Führungs-Crew u.a. mit Sondermann, Levihn, Engelbart die roa-grüne Müllkippe kippten,
.Transparente am Eingang „Bei’s Tobiasse“ am Stall des Alter’schen Hofes…und so sah er früher Anfang der 1950er mal aus, aufgebaut auf den Resten des „Lehr’schen Hofes“ an der damals erst geschotterten „Hauptstraße“, die später zur „Bachgasse“ wurde.
und das war bis in die 1990er der Garten-Pavillon im ehemaligen Garten des Land- und Viehhändlers Otto Hecht, der 1936 vor den Nazis fliehen musste
… da haben wir schon zwischen den Eingeborenen, den hier Geborenen und den Zugezogenen unterschieden, auch zwischen denen, die hier nur eine Schlafsiedlung nutzten und denen, die hier arbeiteten und lebten, ohne die Einen oder die Anderen zu diskriminieren. Wir haben damals schon die Leute gefragt, welche Interessen sie haben, die Landwirte, die Handwerker, die Kleingewerbetreibenden, die Gastwirte, die Ladenbetreiber, die Azubis, die Pendler, die Jugendlichen, die LehrerINNEN, die Kindergärtnerinnen, die Hausmänner und -frauen, die Arbeitslosen, …
Von ehemaligen Flüchtlingen, Vertriebenen erfuhren wir bei unseren Befragungen, dass es Ende der 1940er Jahre im Gemeinderat einen Kommunisten gab, der sich als Einziger gegen die Mehrheit im Rat dafür einsetzte, dass die öffentliche Weihnachtsfeier der Schule und der Gemeinde nicht nur für die eingesessenen Dorfbewohner sondern auch für die Kinder und Familien der Flüchtlinge und Vertriebenen und mit ihnen gemeinsam und öffentlich finanziert gefeiert wird. (Nachzulesen in den Gemeinderatsprotokollen im Gründauer Rathaus) . Dieser Kommunist wurde 1956 zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt: Wilhelm Pfannmüller. Eigentlich wollte er schon 1947/48 die Direktwahl, aber das von der US-Militärregierung eingeführte Wahlrecht ließ das nicht zu. 1956 war die Direktwahl auch noch nicht möglich. Da war dann aber die Mehrheit im Gemeinderat nach erfolgreicher kommunalpolitischer Basisarbeit zu Gunsten des tatsächlichen Volksvertreters Pfannmüller gekippt: selbst in diesem abgehobenen Gremium wurde er 1956 mit 5:3 Stimmen gewählt. Seine Wahl wurde von keiner Zeitung gemeldet, auch nicht die Einweihung des Volkshauses 1957. Man wollte wohl die Erfolge eines kommunistischen Bürgermeisters zunächst gar nicht veröffentlichen und dann erst mal kleinschreiben. Aber sie waren dann doch nicht totzuschweigen. Eine erste Pressemeldung zur Bürgermeisterwahl Ende 1956 kam Anfang 1957 , aber nicht direkt, sondern nur als Antwort des hessischen Innenministers auf Anfragen aus dem Kreis Büdingen, „ob man die Wahl eines Kommunisten zum Bürgermeister wegen des KPD-Verbotsurteiles nicht anfechten könne“.
Der Innenminister Schneider antwortete: „Die Wahl eines Kommunisten zum Bürgermeister sei nicht anfechtbar. Das KPD-Verbot verbiete nicht die Kandidatur von Kommunisten auf nicht kommunistischen Listen. Das KPD-Verbot verbiete niemandem Kommunist zu sein“ (Quelle: Kreisanzeiger Büdingen).
Auf diesem Foto ist der Ende der 40er, Anfang der 50er aufgepinselte Wahlslogan unterhalb des ersten linken Fensters in Erdgeschoss noch zu erkennen: „Wählt K …“ mehr nicht mehr. Das war die Zeit von der der Alt-KPDler Opa Freienstein seinem Enkel erzählt hat, dass da „der Wilhelm wieder mal fort war.“ Ja, wie „fort“? Das war die zeit, in der die KPDler Unterschriften gegen die von den USA und ihren Verbündeten geplante Teilung Deutschlands sammelten und dafür ins Gefängnis wanderten. Es war die Zeit, in der die KPD- und die SPD-Frauen gemeinsam bei der Reichsbahn „Hungerzüge“ charterten, um aus den westdeutschen zerbombten Industrie-Innenstädten die verhungernden Kinder zum Durchfüttern in die Magdeburger Börde, nach Mecklenburg-Vorpommern schickten und dafür dann „wegen organisierter Kindesentführung“ ins Gefängnis kamen. Es waren harte Zeiten für Menschen, die Menschenleben retten wollten.
Mit der etwas gelogenen Titelzeile die „Einweihung des ersten Dorfgemeinschaftshauses in der Region“ mit hochrangigen Gästen aus der Landespolitik, Ministern usw. meldet der Kreis-Anzeiger das Großereignis der Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses in Breungeshain bei Schotten im Vogelsberg … aber die Einweihung des Volkshauses in Mittel-Gründau wird nirgendwo erwähnt, obwohl es 1957 komplett fertiggestellt wurde (Quelle: Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Mittel-Gründau, Kreisanzeiger).
Wihelm Pfannmüller gehörte auch zu den aktivsten Geldbeschaffern für die Sport-und Kulturhalle: unter Anderem mit der Aktion „Ein Hohlblock für das Volkshaus“, bei der alle, die nicht mitarbeiten konnten 5 DM für einen Hohlblock spenden konnten. (Quelle: Elli Gärtner)
6 Jahre nach der unterdrückten Nachricht von der Einweihung des Volkshauses kam dann kein Medium mehr an den erfolgreichen sozialstrukturellen Projekten in Mittel-Gründau vorbei: die „MONKS“, die „RAINBOWS“ spielen im Mittel-Gründau (dort, wo heute die Pizzaria „Da Silvio“ brutzelt), „damit die Jungend hier bleibt“, deutsche MotoCross-Meisterschaften werden mit bis zu 4000 Zuschauern in Mittel-Gründau durchgeführt. Eine Folge des im Gründautal gut verankerten Radsportes im Solidaritätsverband von Langenselbold bis nach Breitenborn
Deutsche Motocross-Meisterschaftsläufe am Kolbenstein
und der dementsprechenden Kontakte der Sport-und Kulturgemeinschaft, der SKG Mittel-Gründau, in der sich die beiden konkurrierenden, und von den Nazis verbotenen sozialdemokratischen und kommunistischen Sportvereine, „Blau-Weiß“ und „Solidarität“ 1945 auf Betreiben von Wilhelm Pfannmüller zusammengeschlossen haben. Wilhelm Pfannmüller weiß als von der US-Militärregierung eingesetzter Ankläger bei der Büdinger Spruchkammer über die Zulassung von Vereinen sehr gut Bescheid. Reine Sportvereine werden von denAmis als NS-anfällig oder noch durchsetzt nicht wieder und auch nicht neu zugelassen. (Mit Ausnahmen wie dem Niedergründauer Fußballverein). Kulturvereine werden genehmigt., weil sie „der demokratischen Umerziehung dienlich“ sind. Obwohl der Mittel-Gründauer Gesangsverein „Eintracht“ auf die Sportler nicht gut zu prechen ist, gelingt es Wilhelm Pfannmüller, die Mitglieder und den „Eintracht“-Vorstand dafür zu gewinnen, für „eine nur vorübergehend kurze Zeit“ zusammen mit den Fußballern, Radlern usw… eine „Sport- und Kulturgemeinschaft“ zu bilden. So gelingt auch die Zulassung des Vereines „SKG“ durch die US-Militärregierung. Nach ungefähr sechs Monaten verlässt die „Eintracht“ dann die SKG wieder. Was an Kultur bei der SKG geblieben ist , ist die Theatergruppe „Nachtschicht“ mit jährlich neuen herrlichen (oder dämlichen :-0)))) Theaterstücken. 1963 entsteht an dem ebenfalls in Eigenarbeit errichteten Sportplatz das Sportlerheim:
Auch 1963 findet im Volkshaus mit Heinz Schenk, den damaligen Schlagerbörsen-Stars Gretje Kauffeld und Gerd Böttcher der „Frankfurter Wecker“, eine Kultsendung des Hessischen Rundfunks statt. Mit dabei der „singende Dorfdiener“ von Mittel-Gründau
Die erste Meldung im Kreisanzeiger, der man entnehmen kann, dass Mittel-Gründau einen neuen Bürgermeister hat, ist die Meldung des Mittel-Gründauer Bürgermeisters Wilhelm Pfannmüller über einen Einbruch im Bürgermeisteramt, das sich damals noch im Obergeschosss der Alten Schule befand. Dort blieb es, bis 1964 in zum großen Teil Eigenarbeit der Vereine und der Freiwilligen Feuerwehr das neue Feuerwehrhaus errichtet wurde unter körperlicher Mitarbeit des Bürgermeisters. Im Obergeschoss wurde dann auch die Bürgermeisterei untergebracht. (Quelle: Gemeinderatsprotokolle, Kreisanzeiger)
Weiter erfuhren wir von den ehemaligen Flüchtlingen, dass noch in den 50ern für die katholischen Kinder die Schule zugeschlossen blieb, wenn sie sich Sonntagsnachmittags oder auch Mal unter der Woche dort mit dem katholischen Büdinger Pfarrer oder ihrem Jugendgruppenleiter treffen wollten. Da war dann meistens der Schlüssel nicht auffindbar, der Lehrer hatte keinen zweiten und erst der Bürgermeister konnte dann aufschließen, wenn man ihn zuhause antraf oder er im Obergeschoss der Schule zur Dienstzeit/Sprechstunde hatte und man ihn noch per Zuruf darum bitten konnte.
Die meist katholischen Flüchtlingskinder bekamen auf dem Schulhof nicht selten Dresche von den einheimischen Kindern.
1987/88 haben wir die Müllentsorgungskonzepte, die Erhaltung der Lebensqualität, die Erhaltung der restlichen Landwirtschaftlichen Betriebe, der Metzgereien, Bäckereien, Lebensmittelgeschäfte, der sozialen Infrastruktur und die Erhaltung des Dorfes als Kommune und Heimat bei unseren Befragungen und unseren Flugblättern, Kundgebungsbeiträgen in den Mittelpunkt gestellt. Das war die Grundlage für den Erfolg dieser Aktionen.
Das wir dabei scherzhaft und ernsthaft vom Mittel-Gründauer Eingeborenen-Adel von Achtzehnter bis Ziegenfuß gesprochen haben war auch eine Reaktion auf die Spaltungsversuche von Bürgermeister Georg Meyer, der die Zugezogenen als „Neubürger“ disqualifizieren wollte, besonders diejenigen, die die Leichen aus dem Keller holten, zum Beispiel aus dem zugemauerten Gewölbekeller der Alten Schule. Hier hat Georg Meyer als ehemaliger Kreis-Schuldezernent die Schul-Gebäude baulich betreut und hier in Mittel-Gründau den Schulkeller und viele Kellerfenster zumauern lassen. Mit dieser Aktion hat er den Hausschwamm sprichwörtlich gezüchtet, der dann 2003 noch unter Bürgermeister Georg Meyer für bis zu 100.000,-€ saniert werden musste (anfänglich ohne den Keller dabei luftdicht zu versiegeln und mit Arbeitern ohne Schutzanzüge, Staubmasken usw… bis wir aus der Nachbarschaft die Bauaufsicht und die Gesundheitspolizei eingeschaltet haben, weil bei der Sandstrahlung die Verputzbrocken bis in unsere (Kinder-) Zimmer spritzten und die Fenster beschädigten.
Wir sind auch bei der Gründung der IAS so vorgegangen und haben die Leute im Dorf nach ihren Interessen befragt und so das IAS-Programm entwickelt. Durch diese Befragungsaktionen konnten wir 600 Wahlberechtigte dafür gewinnen, sich für die Erhaltung der Alten Schule als Jugend-Familien-SeniorINNen-Zentrum, als Dorf-Treff-Mittelpunkt einzusetzen und so auch den geplanten Abriss der Alten Schule zu verhindern.
Auf dem Hintergrund dieser Unterstützung gelang es der IAS ebenfalls den hessischen Denkmalschutz-Chef, Prof. Weiß für den Ensembleschutz des Dorfkerns zu gewinnen. Die entsprechende Sitzung des hessischen Denkmalschutz-Papstes und seiner MitarbeiterINNEN zusammen mit dem IAS-Vorstand fand damals im garten hinter dem Meininger-Hof „Bei’s Tobiase“ unter dem großen Walnussbaum bei Kaffee und Kuchen statt.
Der Arbeit der IAS ist es auch zu verdanken, dass die mit der BI „Rettet die STREIT, den Sauern- und den Judengrund“ begonnene Überwindung der Spaltung des Dorfes in Alt- und Neubürger lebendig fortgesetzt wurde, inklusive der Integration von Spätaussiedlern, Gastarbeitern, Flüchtlingen,
In einer reich bebilderten Reportage schreibt das „mein-journal“ 1996:
(K)ein Wunder an der Gründau: Initiative Alte Schule
Alle reden von der Krise der ehrenamtlichen Vereinsarbeit, von stagnierenden Mitgliederzahlen, schwindendem Engagement …
Ganz gegen den Trend steht ein kleines Wunder in Mittel-Gründau. Dem historischen Schulgebäude, Baujahr 189679 , das als Schule endgültig ausgedient zu haben schien, drohte 1994 das Aus: Gemeinde und Kreis stritten sich um das Recht am Gebäude und darum, ob es in Sozialwohnungen umgebaut oder verkauft werden sollte. Ein Jahr zuvor im Juli 1993, war die Initiative Alte Schule (IAS e.V) entstanden mit dem Ziel, das denkmalgeschützte Gebäude vor der Zerstörung zu retten und als Bürgertreff auszubauen. Mehr als die Hälfte der wahlberechtigten Gründauer unterstützten diese Idee eines Bürger- und Jugendtreffs. Die IAS hatte sich inzwischen zur „dörflichen Volkshochschule“ entwickelt und die hohe Qualität des Bildungs- und Kulturprogrammes sorgte bald für großen Zulauf. Mit ihrem breitgefächerten Angebot von Fremdsprachen-kursen, Leihbücherei. Jugendtreff, Fahrradwerkstatt, Kreativseminaren, Familienzentrum, Krabbelgruppen, Hausaufgaben- und Nachhilfe, Dorfkino, Erziehungs-, Sexual- und Drogenberatung, Bewerbungshilfe hat die IAS das Vereinsleben im Ortsteil und darüber hinaus enorm bereichert …“ (das 1996 erschienene IAS-Programm enthielt so zum Beispiel:) „Englisch-, Französisch-, Griechisch-, Italienisch- und Spanischkurse, Kinderbastelkurse, Deutsch für Zuwanderer, Krabbelgruppen, Hausaufgaben- und Nachhilfe zum Selbstkostenpreis, Jugendtreff, Fahrradwerkstadt, Hobbythek, Kindertheater, Geburtsvor- und -nachbereitung, Rückenschule, Autogenes Training, Anti-Stress-Kurse, Bewerbungstraining & -beratung, Elternseminare (pädagogisch-psychologisches Couching, Mediation, Streitschlichtung-Deeskalation) usw ….
…
Das war einigen in der Großgemeinde- aber auch im Dorf selbst ein Dorn im Auge. …
Dass die unsere Arbeit versuchen lächerlich zu machen, „nicht ernst zu nehmen“, teilweise sogar die Rettung von Geschichtsdenkmälern sabotieren oder diese Rettung öffentlich & administrativ sogar als Diebstahl bezeichnen und die Retter als Diebe diffamieren, rufmorden … nur weil ihnen das dörfliche Sozial- & Bildungszentrum nicht in den Kram passt, das wundert mich überhaupt nicht … Zu diesen Sachverhalten kannst man gerne auch ältere Mitglieder den SPD befragen. Denn auch einigen Herrschaften in der SPD passte unsere Arbeit nicht in den Kram.
Die CDU-Rügerschen Landrats-Pläne einer Müllverbrennungsanlage im Gründautal haben wir abgewehrt , die des rosagrünen Gespannes Pipa-Friedrich für eine Großmülldeponie im Gründautal ebenfalls. Das hat fsast zum Ausschluss von Ingo Evers aus der SPD geführt, weil der auch den Widerstand gegen diesen Wahnsinnsplan unterstützt hatte. Bei mir führte das neben dem sich abzeichnenden Kriegskurs der NATO-Oliv-Grünen zu meinem Austritt aus der Bundes- und Landespartei, zum Austritt aus dem Pipa-Friedrich-treuen Kreisverband und seinen Müllwerkern, die auch noch den Pipa-Wahn der „Thermischen-Verwertung“ in Hanau mittrugen, der sich dann als komplett kriminell und sogar noch italo-mafiös entpuppte… (Die Dienstreisen nach Italien in diesem Zusammenhang sind ein besonders delikates Kapitel, ähnlich wie die Geschichte von der Auslösung des Pipa-Lehrers Martin Woythal aus einem napolitanischen Puff mit Steuermitteln aus der Gemeindekasse. Als der noch m.W. Bürgermeister von Groß-Krotzenburg war. Ob es damals eine Staudinger-RWE-Bildungsreise zu Studium von Fernwärme-Kraftwerken war? … So was gibt’s sonst nur noch bei Porsche- oder VW-Betriebsratsfürsten, aber da zahlts der Winterkorn mit Peanuts.
Ach, man soll das alles nicht so ernst nehmen ….Vielleicht sollte Man auch alle Leichen im Keller lassen zusammen mit dem Hausschwamm. Wenn dann Mal alles zusammenbricht, kennt man den Grund dafür halt nicht. Der kommt vielleicht erst dann ans Licht, wenn man vom Jubeljahr 3019 spricht. Dann sagen Dir die Archäologen: damals hat man Meddel-Grenn belogen!!
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Mittel-Gründau: ein etwas genauerer Blick in das Presse-Archiv der Mittel-Gründauer „Initiative Alte Schule“ bringt den Nachweis, dass die seit 2010 monatlich stattfindenden Erzählabende des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau –einer Arbeitsgruppe der IAS- bereits im Juni 1994 begonnen haben.
Im Vorfeld der 775-Jahrfeier Mittel-Gründaus (in der mittlerweile abgerissenen großen fürstlichen Feldscheune am Altwiedermuser Weg) meldete die Frankfurter Rundschau am 08.06. 1994:
Erzählabende
GRÜNDAU. Mit regelmäßigen Erzählabenden will die Bürgerinitiative für einen Bürgertreff in der Alten Schule Mittel-Gründau (IAS) Erinnerungen an die Schulzeit vor Jahrzehnten in dem alten Schulhaus wiederbeleben … „ und zur Frage der gerade begonnenen Unterschriften Sammlung für die Erhaltung der Alten Schule als Bürgertreff und Jugendzentrum meldet die FR weiter: „250 Bürger haben sich laut IAS inzwischen mit ihrer Unterschrift für den Bürgertreff ausgesprochen.“
Über die ersten Ergebnisse der Erzählabende und ihrer Vorbereitungen berichtet der „Gelnhäuser Bote“ am 09.06.1994 unter der Überschrift:
Infostand der IAS e.V. weckte Mittel-Gründauer Erinnerungen
Doppelmord im Schulhaus
über die IAS-Ausstellung zur Geschichte der Alten Schule zur 775-Jahrfeier:
„der Infostand der IAS auf der 775-Jahrfeier wurde zum Anziehungspunkt vieler Mittel-Gründauerinnen. Auf mehreren Plakaten informierten die Mitglieder über die Geschichte der Schule … und stellten einen Vorschlag zur Gestaltung des zukünftigen Bürgertreffs vor. Um die Gemeindekasse zu schonen, warb die Initiative um die Mithilfe bei der Renovierung. Womit sie das Grußwort von Bürgermeister Meyer: „ … die Notwendigkeit der Eigenverantwortung erkennen..“ vorbildlich in die Tat umsetzte. Während Mittel-Gründauer Jugendliche schon gedanklich die Farbe der Sitzecke und die Größe der Lautsprecherboxen diskutierten, schwelgten die älteren Mitbürger in Erinnerungen an ihre Schulzeit… Um diese Geschichten… allen Alt- und Neubürgern nahe zu bringen wurden regelmäßige Erzählabende vereinbart… Mit ihrer Unterschrift sprachen sich über 250 Mitbürger entschieden gegen einen Umbau der Alten Schule ((der Gemeindevorstand plante einen Abriss ! HaBE)) und für eine Nutzung als Bürgertreff aus. Enttäuscht sind die Mitglieder der IAS vom Standbesuch von Herrn Bürgermeister Meyer, der den Wunsch vieler Mittel-Gründauer als „Unsinn“ bezeichnete, tun sie doch genau das, was der Herr Bürgermeister in seiner Festrede forderte: ‚Den Menschen muss wieder bewusst gemacht werden, dass Staat und Gemeinde nicht nur „die Anderen“ sind. Jeder sollte an seinem Platz und im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Teil dazu beitragen, dass unsere demokratisch organisierte Gemeinschaft auf für die Zukunft lebensfähig bleibt‘. …. „
Und bereits einen Monat später beginnen die Berichte über „(K)ein Wunder an der Gründau: Initiative Alte Schule“ und ihre bis zu 27 Parallel-Kurs-Angebote und das bis zum Rand gefüllte Schulhaus zu sprudeln: das Gelnhäuser Tageblatt, die Gelnhäuser Neue Zeitung, der Gelnhäuser Bote, die Frankfurter Rundschau, das Mein-Journal, die Frankfurter Allgemeine, der Hanauer Anzeiger, das Main-Echo, Radio Primavera, der HR berichten ….
In einer reich bebilderten Reportage schreibt das „mein-journal“ 1996:
(K)ein Wunder an der Gründau: Initiative Alte Schule
Alle reden von der Krise der ehrenamtlichen Vereinsarbeit, von stagnierenden Mitgliederzahlen, schwindendem Engagement …
Ganz gegen den Trend steht ein kleines Wunder in Mittel-Gründau. Dem historischen Schulgebäude, Baujahr 189679 , das als Schule endgültig ausgedient zu haben schien, drohte 1994 das Aus: Gemeinde und Kreis stritten sich um das Recht am Gebäude und darum, ob es in Sozialwohnungen umgebaut oder verkauft werden sollte. Ein Jahr zuvor im Juli 1993, war die Initiative Alte Schule (IAS e.V) entstanden mit dem Ziel, das denkmalgeschützte Gebäude vor der Zerstörung zu retten und als Bürgertreff auszubauen. Mehr als die Hälfte der wahlberechtigten Gründauer unterstützten diese Idee eines Bürger- und Jugendtreffs. Die IAS hatte sich inzwischen zur „dörflichen Volkshochschule“ entwickelt und die hohe Qualität des Bildungs- und Kulturprogrammes sorgte bald für großen Zulauf. Mit ihrem breitgefächerten Angebot von Fremdsprachen-kursen, Leihbücherei. Jugendtreff, Fahrradwerkstatt, Kreativseminaren, Familienzentrum, Krabbelgruppen, Hausaufgaben- und Nachhilfe, Dorfkino, Erziehungs-, Sexual- und Drogenberatung, Bewerbungshilfe hat die IAS das Vereinsleben im Ortsteil und darüber hinaus enorm bereichert …“ (das 1996 erschienene IAS-Programm enthielt so zum Beispiel:) „Englisch-, Französisch-, Griechisch-, Italienisch- und Spanischkurse, Kinderbastelkurse, Deutsch für Zuwanderer, Krabbelgruppen, Hausaufgaben- und Nachhilfe zum Selbstkostenpreis, Jugendtreff, Fahrradwerkstadt, Hobbythek, Kindertheater, Geburtsvor- und -nachbereitung, Rückenschule, Autogenes Training, Anti-Stress-Kurse, Bewerbungstraining & -beratung, Elternseminare (pädagogisch-psychologisches Couching, Mediation, Streitschlichtung-Deeskalation) usw ….
Und der “Doppelmord im Schulhaus”`? Diese Geschichte (aus den 1920er Jahren) wird am 22.1. wieder erzählt, ebenso die anderen vom Brandanschlag auf den Bus nach Hanau, dem Überfall auf das Polenhaus in der fürstlichen Domäne, die Erfindung der Geldwäsche, dem Beginn der steilen Karriere der Birkenstock-Schuhe in Mittel-Gründau 1848 und wie die SA vergeblich nach einem Paket mit Flugblättern suchte, auf denen der Rotsportler, Bauarbeiter und KPDler Wilhelm Pfannmüller noch Mitte 1933 zum Sturz Adolf Hitlers aufrief…… bevor er ins KZ verschleppt wurde und später im KZ Börgermoor (“Wir sind die Moorsoldaten”) zusammen mit dem SPDler Carlo Mierendorf den Widerstand im KZ organisierte, sich schwor KPD und SPD zusammenzubringen, über das Strafbataillon 999 in Griechenland und in Jugoslawien desertierte er zur Partisanen-Armee Titos, wo er im Thälmann-Bataillon kämpfte und 1945 mit dem Fahrrad von Jugoslawien nach Gründau zurückkehrte, um ein demokratisches Deutschland wieder aufzubauen. In Mittel-Gründau begann er damit, arbeitete für die “Spruchkammer” in Büdingen zur Verfolgung der Nazi-Verbrecher, gründete mit Verhandlungsgeschick gegenüber der US.-Militärregierung die Sport- und Kulturgemeinschaft Mittel-Gründau, die SKG als Zusammenschluss der beiden Arbeiter-Sportvereine Mittel-Gründaus, des kommunistischen Rot-Rad-Sport-& Fußball-Solidaritäts-Vereins und des sozialdemokratischen Fußball-Vereins Blau-Weiß … Den Zusammenschluss von SPD und KPD hat er nicht geschafft. Erst 5 Jahre nach dem KPD-Verbot trat er in die SPD ein. ER wurde 1956 zum zweiten Nachkriegsbürgermeister von Mittel-Gründau gewählt. Das von seinem Vorgänger Meininger -auf Initiative der KPD/SPD-Mehrheit im Gemeindeparlament schon 1950/51 geplante Volkshaus – die heutige namenlose Mehrzweckhalle hat er zusammen hauptsächlich mit seinen SKGlern in Eigenhilfe aufgebaut ….. so wie das Sportlerheim und das Feuerwehrhaus auch.