GEB-RAUCH-TE-LIE-DER (2004 kurz vor dem Tod Wolfgang Stryis zusammengestellt. Sie sollten zum Teil auch in das Programm unserer „kisuM & kiryL“-Europa-Tournee eingearbeitet werden. Tournee-Start sollte 2006 Konstanz und Bregenz sein.
Eine Reihe von Liedern aus den 70 & 80ern, Straßenlyrik, Bänkellieder, AgitProp-Songs, die heute zum Teil leider wieder sehr aktuell sind.
Joe Hill
(amerikanischer Originaltext/Musik; Heyes/Robinson)
Meine Übersetzung von 1981,
Joan Baez und Caren Silkwood gewidmet)
Im Traum hab ich Joe Hill gesehn
so wie ich euch jetzt seh
Ich sage: “Joe, du bist doch tot!”
Joe sagt: “Ich sterbe nie!”
Joe sagt: “Ich sterbe nie!”
“Zehn Jahre warns, in Salt Lake, Joe,
da standst du vor Gericht.
Nen Mord ham sie die angehängt,
Gott weiß, du warst es nicht!
Gott weiß, du warst es nicht!
Die Kupferbosse haben, Joe,
dich selber umgebracht
aus Angst vor dir, aus Angst vor uns,
aus Angst um ihre Macht!
Aus Angst um ihre Macht!”
“Der Kugelhagel traf nicht mich,
sie ham es nicht geschafft,
sie trafen meinen Körper nur,
sie trafen nicht die Kraft!
Sie trafen nicht die Kraft!
Die Kraft lebt weiter, hält im Streik
mit Macht die Räder still,
deshalb, wo die Gewerkschaft kämpft,
da findest du Joe Hill!
Da findest du Joe Hill!”
Von San Diego bis nach Maine,
in Bergwerk und Fabrik,
wo Arbeiter nach vorne gehn,
da kommt Joe Hill zurück!
Da kommt Joe Hill zurück!
Wo Arbeiter für Lohn und Recht
den Kampf organisiern,
da ist Joe Hill, du hörst sein Lied
und siehst ihn mitmarschiern!
Und siehst ihn mitmarschiern!
Im Traum hab ich Joe Hill gesehn,
so wie ich euch jetzt seh,
Ich sage: “Joe, du bist doch tot!”
Joe sagt: “Ich sterbe nie!”
Joe sagt: “Ich sterbe nie!”
Am 19 November 1915 wurde Joseph Hillström -wegen eines angeblichen Mordes verurteilt- hingerichtet. So hatten die US-Behörden den ihnen unbequemen Gewerkschaftsführer und Liedermacher ausgeschaltet, der bei den Arbeitern als Joe Hill bekannt war.
Streik-Blues
1976
Zum ersten Streik der GEW, vorgetragen bei der Streikkundgebung in der Wiesbadener Rhein-Main-Halle gegen den Willen des damaligen hessischen GEW-Vorsitzenden Ludwig, der zwei Jahre später zum Regierungspräsidenten in Kassel ernannt wurde. Der Vortrag dieses Liedes wurde trotz des Verbotes (u.a. durch den Bundesvorsitzenden Erich Frister) und der verweigerten Lautsprecheranlage möglich, weil einige hundert Lehrerinnen aus dem Main-Kinzig-Kreis und aus Frankfurt es bei vorbereitenden Versammlungen bereits kräftig geübt hatten und es dann in Wiesbaden gemeinsam mit geballter Wut gegen die Tribüne brüllten.
(Melodie “Kippestecher-Blues”: “Babbe, gugg, do vorne leit e Kibbe….)
In Hamburg haben sich fünf Referendare
ins Fensterkreuz gehängt,
das hat die Zahl der arbeitslosen Lehrer
um ne viertel Promille gesenkt
Wenn zwanzigtausend auf der Straße liegen,
nutzt der Staat die Gelegenheit,
zwingt die Kollegen, die ne Stelle haben
zu unbezahler Mehrarbeit
Refr.: Der Unterricht fällt aus
die Klassen sind zu groß
20 000 Lehrer sind arbeitslos
da hilft kein Strick
kein Verhandlungstrick
Kollegen, da hilft uns nur der Streik
Die Herren von den Parlamentsparteien
erz„hlen uns die Kassen wärn leer
doch wo nehmen sich diese Schmarotzer
ihre fetten Diäten her?
Mit Steuern schröpft der Staat die Löhne
und weil im Sparprogramm fürs Kapital was fehlt,
wird an Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen
gespart und keiner eingestellt.
Refr.: Der Unterricht fällt aus..
Um die Schler und die Eltern zu beruhigen
führt der Staat Dreiviertel-Stellen ein
und er stellt dich aus sozialer Verpflichtung
noch vor der Wahl als Billiglehrer ein
Nach der Wahl kriegst du gekündigt
denn du wirst nur provisorisch eingestellt
Wie fordern gleichen Lohn und gleiche Rechte
wir fordern Arbeitslosengeld
Refr.:..
Kollegen, nur mit der Gewerkschaft
und gegen das Beamtenrecht
werden wir das Ziel erreichen
alleine nicht und nicht als Knecht
Wir solln uns gegenseitig unterwürfig prügeln
um die Stellen, um jede Mark
doch der Staat hat sich verrechnet
gemeinsam sind wir stark.
Refr.:…..
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Rag der arbeitslosen Jugendlichen
1974/75/76 ?
(in Anlehnung an die Melodie des AKW-Nein-Rag von Walter Mossmann.
Das Lied ist entstanden während der Besetzung des Maintal-Dörnigheimer Jugendzentrums. Mitgründer der späteren Rockformation “Captain Sperrmüll”, arbeitslose Jugendliche, haben es arrangiert, mit Hilfe der “Beatles-Revival-Band” eine Studio-Aufnahme produziert und es per MCs und zahlreichen Liveauftritten im Rhein-Main-Gebiet verbreitet. Der Versuch, es über den KBW-eigenen Sendler-Verlag in Mannheim auf Platte zu publizieren, scheiterte. ((KBW = Kommunistischer Bund Westdeutschland, hauptsächlich aus der 68er Studentenbewegung (SDS) hervorgegangene Organisation, die sich als antistalinistisch und volksdemokratsich bezeichnete und sich an den chinesischen Kommunisten orientierte))
Drei Monate nach diesem Versuch erschien im Sendler-Verlag die LP “Drum links” mit der KBW-Linien-bereinigten Version “Lied der arbeitslosen Jugendlichen”. Text und Melodie:”Drum links”, das war die Vorzeige Musikgruppe der KBW-Zentrale. Ich war stock sauer, und die Youngsters vom JuZ hatten einen unvergesslichen Eindruck, wie Revolutions-Oberlehrer mit ihnen und ihren Initiativen umgehen. Bei der Vertonung des Anti-Franco-Liedes “Weder König, noch Bourgeoisie!” machten sie mich auf die Zeile aufmerksam: “…da wolln die Herrn Revisionisten den Kampf des Volkes kontrolliern, rechtzeitig sich die Posten sichern überm Volk als neue Herrn!” – ‘Das wird bei EUCH auch nicht anders und du änderst da auch nichts dran!’-
Trotzdem ging die politisch-musikalische Zusammenarbeit weiter.
Die Arrangements fast aller folgenden Lieder aus den frühen 70ern habe ich mit den JuZ-Kids gemeinsam erarbeitet.
Das ist die Fußballmannschaft des besetzten (evangelischen) Jugendzentrums in der Maintal-Dörnigheimer Waldsiedlung. Eine Mädchenmannschaft gab es auch. Der evangelische Herrscher Pfarrer Fricke ließ den Jugendlichen den Strom und das Wasser abstellen, um sie im Dreck ersaufen zu lassen, sie in der Bevölkerung als die verschissenen , verkotzten, ungewaschenen Schmarotzer dastehn zu lassen. Doch die Besetzerinnen wurden aus der Nachbarschaft unterstützt. Die Nachbarn versorgten das JUZ via Kabeltrommeln mit Strom, mit Heizöl fürs Warmwasser, die Toiletten und Duschen wurden über Gartenschläuche mit Wasser versorgt. Die Jugendlichen bekamen Getränke und Essen gespendet. Zusammen mit den Nachbarn wurde eine Volksküche betrieben. Betriebsräte und Vertrauensleute de IG-Metall , allen voran die von Honeywell und Windsor unterstützten die Besetzung, (Dank posthum an den Konzernbetriebsratsvorsitzenden Rolf Knecht und seine IG-Metall- & DKP-Betriebsgruppen). Auch die Belegschaften von WERTKAUF und massa, Marburger & Söhne usw . unterstützten die Besetzung. … Den Jugendlichen ging es nicht mehr nur um die Wiedereinstellung ihres entlassenen Jugendarbeiters Klaus Katarsky. Sie wollten ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung. Christlich ging es in der Waldsiedlung im besten urchristlichen Sinne weiter. Mit der Volksküche veranstalteten die Youngsters fast jeden Abend ein gemeinsames „Abendmahl“. Und es kam überraschende Unterstützung sogar aus dem Pfarrhaus: die Gattin des Patriarchen ließ sich nicht mehr von ihm unterdrücken, suchte im JUZ immer öfter Asyl, half an allen Ecken und Enden auch als Streitschlichterin und ließ sich noch während der Besetzung von diesem Ungeheuer scheiden. Zumindest hat sie während dieser Zeit die Scheidung eingereicht. Das war ein Befreiungsschlag für die ausgebildete Sozialpädagogin. DAS war Emanzipation
Rag der arbeitslosen Jugendlichen
1974/75/76 ?
(in Anlehnung an die Melodie des AKW-Nein-Rag von Walter Mossmann.
Im letzten Schuljahr hast du nichts mehr gelernt
“Bei euch ist doch alles zu spät!”
hat der Rektor gesagt und uns so überzeugt,
daá es ohne Abschlußzeugnis geht
Nach der Schule fängt die Große Freiheit an
hast du die vorgestellt
doch diese Freiheit heißt, keine Ausbildung,
keine Arbeit, kein Bock, kein Geld
Refr.: Wir brauchen einen Lehrlingslohn,
von dem man leben kann
und ne Ausbildung, die uns was nützt,
die wir selbst bestimmen, Mann!
und wer von uns keine Arbeit kriegt,
braucht Arbeitslosengeld
den halben Facharbeiterlohn
weil die Hose sonst nicht hält!
Jetzt rennst du täglich zum Arbeitsamt
warst zwei Stunden oder drei
kommst du dran und fragst, sagt der Typ jedesmal:
“Es ist leider keine Stelle frei!”
Mit nem Lehrvertrag ist soundso nichts drin
wenn du Glück hast, kommst du vielleicht
in nen Vorbereitungslehrgang mit nem Hungerlohn
der nicht mal für die Kippen reicht. Refr.:….
Und du liegst deinen Alten auf der Tasche,
da ist schon für die zu wenig drin,
und die Wohnung ist zu eng und du willst endlich raus
und du weißt nicht mal wohin
in den Kneipen wirst du ausgenommen
im Jugendhaus ist nichts los
und hast du irgendwie den Abend rumgebracht
geht der Scheiß am Morgen wieder los Refr.:….
Das geht jetzt schon seit Wochen so
die Rennerei hat dir nichts eingebracht
drei Kumpels von dir hams aufgesteckt
und schon den dritten Bruch gemacht
Beim letzten Mal ham die Bullen sie
beim Ausräumen erwischt
in den Wagen geprügelt, rumgebrüllt:
“Klauen könnt ihr, doch schaffen wollt ihr nicht!” Refr.:….
Und dann findest du nen Hilfsarbeiterjob
für ein paar lumpige Mark
und die Antreiber stehn hinter dir
und fühlen sich furchtbar stark
Sie drohen dir mit den Arbeitslosen,
die draußen Schlange stehn:
“Wenn der Lohn und das Arbeitstempo dir nicht paßt,
kannst du ja wieder gehn!” Refr.:……
Zur Berufsschule gehst du auch nicht mehr,
für den Tag bekämst du keinen Lohn
der Unterricht wär auch zum größten Teil
nur Geseich und Religion
Fürs Schwänzen kriegst du nen Bußgeldbescheid
vom Ordnungsamt der Stadt
so zeigt sie dir, daß sie großes Intresse
an deiner Ausbildung hat. Refr.:……
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Zehn Kinder aus dem Kamerun
(1971/72/73?)
(Grüße an die “Toten Hosen”)
Kamerun wird je nach Ort ersetzt durch “Zehntmarkweg”, “Freigericht”, “Lamboystraß’” …
Kamerun ist ein Teil des Frankfurter Gallusviertels. Zur Jugendarbeit im Kamerun kam ich über die Freundschaft zum Chef einer Kamerun-Rockergruppe, Prinz, Peter A.
Die Geschichten der “Kameruner” waren der Hintergrund des Liedes.
Das Frankfurter Jugendamt herrschte damals durch Teilen im Kamerun und seinem Jugendhaus, indem es zwei konkurrierende Rockergruppen gegeneinander ausspielte. Trotzdem kam es zum Zusammenschluß der Gruppen. Späte, allerdings fatale, Auswirkung der Politisierung der Kameruner Rocker war, daß Prinz Ende der 70er versuchte, Joseph Neckermann um eine Million zu erleichtern. So freilich war das mit der Befreiung vom Diktat des Kapitals nicht gemeint. Prinz hatte offenbar irgendwann den Anschluß ver- und bei der Schulung über das Abenteurertum nicht richtig aufgepaát und gemeint, daß das mit der Revolution zu lange dauern würde.
Zehn Kinder aus dem Kamerun
wolln in die Schule gehn
am ersten Tag wo Prüfung ist
da warens auch noch zehn
Die Eltern müssen schaffen gehn
ein Kind blieb tags allein
der Lehrer schickts zur Sonderschul
da warens nur noch neun
Der Lehrer hat zu wenig Zeit
drum hat er schnell gemacht
dabei war eins nicht schnell genug
da warens nur noch acht
Acht Kinder aus dem Kamerun
wurden überall vertrieben
da spielten sie dann auf der Straá,
da warens nur noch sieben
Sieben Kinder aus dem Kamerun
eins wurde nicht versetzt,
zuhaus mußt es Geschwister hüten,
da warn sie noch zu sechst
Eins wurd beim Schokoladeklaun
erwischt, als Dieb beschimpft
der Hunger blieb, es klaut noch mal
da warn sie noch zu fünft
Ein Vater wurde arbeitslos
jetzt zieht er fort von hier
weils Geld nicht für die Miete reicht
da warens nur noch vier
Die Wohnungen sind viel zu eng,
da gibts oft Klopperei,
dabei wurd eins zu viel gekloppt
da warens nur noch drei
Von dreien mußte eines gehn
zurück in die Türkei,
sein Vater wurd nicht mehr gebraucht,
da warens nur noch zwei.
Das Schulrat sprach: “Im Kamerun
die Klasse ist zu klein
Er hat die beiden aufgeteilt
da waren sie allein
Doch:
Die zwei ham sich zur Wehr gesetzt
die andern hams gesehn
weils den’ genauso dreckig geht
da warns bald wieder zehn
Das geht nicht nur im Kamerun.
Warum? Das ist nicht schwer,
der Kamerun ist überall,
drum werdens immer mehr.
Es folgten bei diesem Lied die jeweils aktualisierten Versionen bei Schulstreiks, besonders da, wo gewerkschaftliche Betriebsgruppen, Vertrauensleute, Betriebsräte in die Auseinandersetzungen eingegriffen haben, was Anfang der 70er in fast allen Arbeiterwohnbezirken im Rhein-Main-Gebiet der Fall war.
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Das Märchen vom Recht auf Essen
(1974)
Hungrige Wölfe trafen
sich mit verhungernden Schafen
während der Hungersnot.
Sie sprachen zu sich und den Kindern
“Wir müssen die Hungersnot lindern,
sonst sind wir morgen schon tot.”
Der Oberwolf hielt einen Vortrag
und machte den Schafen den Vorschlag,
das Recht auf Essen zu schaffen.
Da dachten die Schafe an saftigen Klee
und stimmten dafür einstimmig mit.”Mäh”
und gingen zufrieden schlafen.
Denn sie hatten sich ja mit Hilfe
der klugen barmherzigen Wölfe
ihr Recht auf Essen geschaffen.
Doch am anderen Morgen wurden sie wach
die Schafe waren vor Hunger ganz schwach
denn sie konnten das Recht nicht essen.
Sie hatten zwar Recht aber keinen Klee.
Die Schafe schrien vor Hunger laut: “Mäh”
da riefen die Wölfe mit Gejaul:
“Ihr habt es doch nicht vergessen
das gemeinsame Recht auf Essen?
Wir tragen das Recht im Maul!”
Und sie machten vom Recht Gebrauch
und die Schafe versuchten es auch
So nützt ein gleiches Recht
den Wölfen gut – den Schafen schlecht.
Nach dem Vortrag dieses Liedes bei einer Veranstaltung der IG-Metall-Jugend wurde ich gebeten, das Lied zu ergänzen:
Wie die Wölfe sind allemal
der Staat und das Kapital
Doch Kinder, derjenige spinnt,
der glaubt, daß wir Schafe sind.
(Mit Stolz kann ich vermelden, daß ich für dieses Lied beim Frankfurter Song-Wettbewerb ’76 aus den Händen von Manfred Sexauer den dritten Preis erhielt. Daß Liesel Christ mich mitgekürt hat, darauf bin ich besonders stolz. Das spätere Schlagersternchen Inge Peters machte den Ersten mit Vertrag bei CBS. Etwas peinlich ist mir die Anmerkung, daß ich entgegen einem guten Vorsatz und einem Versprechen gegenüber dem Frankfurter Kommitee gegen den § 218 nicht das Lies vom “Prof. Dr. med. Praetorius” vorgetragen habe. Es sollte zum Eklat kommen. Aus Angst, aus dem Wettbewerb zu fliegen, trug ich das angekündigte Lied vom Recht auf Essen vor.
Trotzdem ist der 3. Platz für dieses Lied (ohne die letzte Strophe, die erst später entstand) ein gutes Zeugniss für die allgemeine Bewußtseinslage Mitte der 70er.)
Beiß, Bagger, beiß
(1973/74/75/76/77…)
Berthold Brecht hat mich mit seinem Kindervers auf ein Lied gebracht, das von Streik zu Streik immer länger wurde, weil jede Belegschaft, jede Gewerkschaft noch eine eigene Strophe wollte (und sie zum Teil selbst verfasste)
Das Lied wurde im Rhein-Main-Gebiet auch wegen der populären Melodie (“Maikäfer flieg”) zum Gassenhauer. Bei diversen “AgitProp-Einsätzen” in Kneipen, auf Plätzen, vor Streiklokalen entstanden aus dem Stehgreif schier endlos viele Strophen. Das Lied wurde besprochen, umgetextet, ergänzt und schuf auf Anhieb jedesmal eine sehr kommunikative Atmosphäre, wiel die Leute ihre Alltagserfahrungen zum Lied machen konnten.
Beiß, Bagger, beiß,
die Kohle hat nen Preis
wenn ich mal zu lang scheißen tu
steigt der Kohlepreis im Nu
wasser ist kein Schweiß
beiß, Bagger, beiß
Soweit B.B.
Beiß, Bagger, beiß
die Kohle hat nen Preis
tut erst die Steinstaublunge weh
gehts aufwärts mit der Ruhr-AG
die lebt von deinem Schweiß
beiß, Bagger, beiß
Presslufthammer, press,
wes Kohlenstaub ich fress,
des Aktienkurs steigt in die Höh,
des bringt den Herrn der Ruhr-AG
ganz fürchterlichen Stress,
Presslufthammer, press.
(Mit IG-BE-Jugendlichen am Rande der Ruhrfestspiele 73/74?)
Lötkolben, löt
am Fließband wirst du blöd
ich kann nicht mal auf den Abort
denn ich schaffe im Akkord,
des Tempo wird erhöht
Lötkolben, löt
(Roland-Offenbach, Windsor-Maintal, VDO-FFM)
Nähmaschine, näh
mir tun die Augen weh
vierhundert Hosen tag für Tag
langsam läßt die Leistung nach
bis ich nichts mehr seh,
Nähmaschine, näh
(Hosen-Lösch GmbH,Birstein, diverse andere Textilbetriebe in Vogelsberg und Spessart)
Schreibmaschine, schreib,
daá ich nicht hängen bleib
Mein Rücken schmerzt, mein Hals ist steif
werd ich müde wird gekeift
“Sie sind nicht hier zum Zeitvertreib!”
Schreibmaschine, schreib.
(Diese Strophe entstand in einer rebellischen Rehastation im Frankfurter Friedrichsheim, wo Patienten einen kleineren Aufstand probierten und dann “strafentlassen” wurden: ein arbeitsloser -als Nahverkehrskutscher jobbender Lehrer (entlassen nach einem Arbeitsunfall, einportigiesischer Arbeiter von Röhm und Haas in Darmstadt, dem die Klinik in Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft eine Kinder-Knochenkrankheit andichten wollte, um eine Berufskrankheit zu vertuschen und die Rente einzusparen, ein italienischer Arbeiter bei Dunlop Hanau und eine Sekretärin einer katholischen Kirchengemeinde in Frankfurt, die an chronischer Sehnenscheidenentzündung litt, vom Herrn Pfarrer entlassen wurde und in der Klink erzählt bekam, diese Krankheit käme nicht vom jahrzehntelangen Schreibmaschine Schreiben.)
Schraubschlüssel, schraub
der Lärm macht dich noch taub
du steigerst noch bei hundert Phon
den Profit auf Zweimillion
in Hetze, Gas und Staub
Schraubschlüssel, schraub
(Harvester-International-Heidelberg u.a.)
Druckmaschine, druck
sieben stunden sind genug
Von vieren sparn sie zweie ein
am Ende stehst du ganz allein
dann fliegst auch du ruck-zuck
druckmaschine, druck
(zu den ersten Aktionen der IG-Druck und Papier zum 7-Stunden-Tag)
Melkmaschine, melk
die Milch kost uns viel Geld
das Geld bekommt die Molkerei,
der Akltionär wird reich dabei
der Bauer wird ganz welk
Melkmaschine, melk.
Mähdrescher, mäh,
der Zins steigt in die Höh
der kleine Bauer kommt nicht mit
nur wer reich ist kriegt Kredit
dem nützt die EWG
Mähdrescher, mäh.
Back, Bäcker, back
Vierzehnstundenarbeitstag
die Brotfabriken werden groß
und morgen bist du arbeitslos
du schaffst dich noch zum Wrack
back, bäcker, back
(diese Strophe habe ich Kollegen aus Hessens größter Bäckerei zu verdanken, der Reifenbäckerei Dunlop in Hanau. Nirgendwo sonst arbeiten so viele ehemalige Bäckergesellen auf einem Haufen.
Sie mußten gehen, weil Bäckerlehrlinge billiger sind, damals wie heute, wo die Schaffung von Lehrstellen wieder bedeutet, daß Gesellen und ältere Kolleginnen entlassen werden.
Die nächste Strophe stammt auch von den Reifenbäckern.)
Die Kautschukpresse greift
zwei Finger ab und schleift
sie festgeklebt zur Walze
du schreist aus vollem Halse
die Dunlop-Aktie reift
-wenn sie-
auf deine Finger pfeift
Kaufmann, verkauf
gib deinen Laden auf
dein Laden hier am Straßeneck
den putzt der Kaufhof Morgen weg
du hälst die Zeit nicht auf
Kaufmann verkauf
(entstanden angesichts des Sterbens aller kleinen Läden im Hanauer Stadtteil Lamboy-Tümpelgarten)
Tanksäule, tank
der Pächter ist bald blank
Staat und Ölkonzerne
für die schaffst du dich gerne
am Ende krumm und krank
der Marktwirtschaft sei Dank
Tanksäule tank
Den ganzen Mittelstand
drückt es an die Wand
er wird vom Kapital geschluckt
und in die Produktion gespuckt
da steht der Mittelstand
als Prolet am Band
(wenn er noch Arbeit fand)
(das Lied wurde nie fertig…..)
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Die bange Nacht
in schwarz-rot-goldener Zeit
schwarz das Öl, rot das Blut, gold der Profit
für Kriegsgewinnler an allen Fronten
(nach dem Lied der KZ-Häftlinge von Mauthausen “Die bange Nacht” auf dem Weg zum Zwangseinsatz als Kanonenfutter an der Ostfront)
(1991 im Februar, als das Ultimatum der USA an den Irak ablief, gesungen bei der Kundgebung auf dem Hanauer Marktplatz. In der Nidda-Kaserne stand eine Bundeswehreinheit abmarschbereit zum ersten Auslandseinsatz. Viele Deutsche verweigerten noch schnell ihren Kriegsdienst. Etliche amerikanische Deserteure konnten noch rechtzeitig verschwinden, landeten teilweise an Heilig Abend in Verstecken hinter Christbäumen und Gabentischen. So hatten sich CDU-Altlandrat Rüger und SPD-Neulandrat Eyerkaufer die deutsch-amerikanischen Patenschaften nicht vorgestellt, zu denen sie die Bevölkerung im Main-Kinzig-Kreis in den letzten Jahren aufgerufen hatten. Die Satire-Spenden-Aktion der Friedensbewegung: Zivilklamotten für GIs, die angeblich nicht ohne Uniform den Gelnhäuser Gottesdienst besuchen konnten, weil sie keine anderen Anzüge besäßen, bekam jetzt einen durchaus ernsten Sinn. Gottseidank hatte ein Gelnhäuser Pfarrer kurz vor dem Golfkrieg uniformierten Soldaten den Zutritt zur Marienkirche verweigert. Jetzt hatten sie die Möglichkeit in deutscher Zivilverkleidung zu dersertieren.
Die bange Nacht ist lang nicht um
Mensch bleib nicht still,
Mensch bleib nicht stumm
wir fahren ins Verderben
Wie weht so heiá der Wüstenwind
gib her noch einen Schluck geschwind
vorm Morden, vorm Sterben.
Der erste Schluck, oh Mann, so bleib
an dich denk ich mit Seel und Leib
an dich und unsre Erben
Sie schicken dich mit diesem Heer
Bush, Thatcher, Kohl und sonst noch wer
zum Morden, zum Sterben
Der zweite Schluck, oh Großdeutschland,
du trittst die Welt vom Tellerrand
als viertes Reich in Scherben
Mercedes, Siemens, Hoechst kassiert
derweil die dritte Welt krepiert
beim Morden, beim Sterben.
Der dritte Schluck, ich sag es laut,
dreht die Kanonen um und haut
die Herren der Konzerne
für die hälst du die Knochen hin
fr Hoechstprofit und ihr Benzin
stirbst du so gerne, so gerne.
Der Helm erdrückt dir den Verstand
bis du dran glaubst, fürs Vaterland
wirst du den Sand rot färben
Es grienst der Fahnenfluch vergnügt,
wenn Kohl dich in die Wüste schickt
zum Morden, zum Sterben.
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Professor Dr. med. Praetorius
(Dieses Lied war 1975 über Frauengruppen und Initiativen gegen den § 218 weit verbreitet. Der KBW hat es in “linienbereinigter Form” als “Mannheimer Lied gegen den § 218” in hoher Auflage vertrieben und nach dem Motto “Alles Gute kommt von oben” verschwiegen, daß es nicht aus der damaligen KBW-Zentrale stammt. Das Lied haben Leute aus dem JuZ Dörnigheim mit mir zusammen vertont und arrangiert, es kam von unten!
Mit Unterstützung der Schauspieler wurde dieses Lied im Vorprogramm zu Heiner Mllers “Zement” im Foyer des Frankfurter Schauspielhauses vorgetragen, zusammen mit der “Ballade vom wohtätigen Frauenarzt”. Die Verwaltungsoberen der Frankfurter Oper wurden seitens der städtischen Polizeibehörden gedrängt, das Vorprogramm unter dem Titel “Oktoberland” zu zensieren. Die Beiträge gegen den § 218 sollten unterbunden werden. Das scheiterte jedesmal am Widerstand der Schauspielerinnen und der Mehrheit des Publikums.
Die Lieder, die Unterschriften- und Spendensammlung gegen den § 218 blieben bis zur Absetzung des Müller-Stückes fester Bestandteil des Vorprogrammes. Besonders spannend wurde das Programm, wenn Uniformierte in Zivilbegleitung zum Mitsingen aufgefordert wurden.)
Wenn der Professor Doktor med. Praetorius
mal zur Abteibung was sagen muá
dann doziert er vom Schutz des werdenden Lebens
doch sucht man bei ihn vergebens
nach einem Wort gegen Nachtschicht und Akkord
und das ist bekanntlich Mord
Der Senator vom Industrie- und Handelstag
sprach: “Was der Industrie am Herzen lag,
hat verfassungsgerichtlich seine Geltung behalten,
um unsre Macht auf dem Weltmarkt zu entfalten
braucht die freisoziale Marktwirtschaft
billige Arbeitskraft!”
Zum Paragraph 218 sprach der General:
“Bedenken Sie doch im Verteidigungsfall
unsrer Ölquellen, die im Nahen Osten liegen,
und wenn wir innre Unruhen kriegen,
braucht das Heer auf jeden Fall
ne Menge Menschenmaterial!”
Der Herr Bischof sprach zum Paragraph sein Hirtenwort
“Die Abtreibung ist Massenmord
Gottes Wille steckt in diesem Paragraphen
Ihr sollt Kinder kriegen und gehorsam schaffen!”-
Für die Unternehmer den Profit – und dabei-
kassiert die Kirche mit.
Der Verfassungsrichter sprach: “Der Paragraph bleibt stehn,
wir dürfen doch nicht an der Verfassung drehn,
sie schützt die Würde von ungebornen Kindern!”
Nur kann die bei Gebornen nicht verhindern,
daá diese Würde garnichts nützt, -wenn man-
ohne Arbeit auf der Straße sitzt.
Ob mit der Fristenregelung, ob mit der Indikation
ob Regierungspaqrteien oder Opposition
du wirst begutachtet, bevormundet und kontrolliert,
von Ämtern und von Ärzten schikaniert,
bis du am Ende von der Frist -wieder mal-
ne glückliche Mutter bist.
Ob Arzt, ob Bischof, Richter oder General,
die Regierung und die Herrn vom Kapital –
wir werden uns eurem Urteil nicht beugen,
das Volk muß selbst entscheiden,
alles andre nützt uns einen Dreck,
der ganze Paragraph muá weg!
Das öffentliche Absingen solcher Lieder war 1975 nicht ganz ungefährlich. Es wurde als “Mordpropaganda” eingestuft und führte in einigen Fällen zur polizielichen Beschlagnahme von Lautsprecheranlagen, Gitarren, Noten usw., zu vorläufigen Festnahmen, erkennungsdienstlicher Behandlung und Anzeigen u.a. wegen “Aufforderung zu Straftaten”, “Beleidigung von Staatorganen, Verfassungsorganen”, “Widerstand gegen die Staatsgewalt”. Informationsstände wurden beschlagnahmt. Das Frankfurter Frauenzentrum wurde im Juli 1975 vom Oberstaatsanwalt und der Mordkommission in einer Nacht- und Nebelaktion überfallen, um an Daten von Frauen heranzukommmen, die abgetrieben hatten oder “Beihilfe” leisteten. Die Beihilfe war notwendig, weil die Frauen sonst Kurpfuschern von der Sorte des im nächsten Lied beschriebenen Frauenarztes ausgeliefert waren. Neben der Beratung organisierte das Frauenzentrum Fahrten zu holländischen Abtreibungskliniken, übernahm die Vor- und die Nachsorge.
Die Ballade
vom wohltätigen Frauenarzt,
der sich mit seiner Barherzigkeit einen Heiligenschein
die zweite Villa mit Swimmingpool, eine Forellenzucht
und einen Reitstall im Taunus verdiente
(1975)
Dieses Lied war auch Bestandteil des Müller-“Zement”-Vorprogrammes im Frankfurter Schauspielhaus. Der hier nicht namentlich genannte Frankfurter Frauenarzt durfte eigentlich wegen Medikamenten-/Alkoholabhängigkeit nicht mehr praktizieren. Daß er weiter wurschtelte, wurde von den zuständigen Frankfurter Stellen mit zugekniffenen Hühneraugen geduldet. Ende der 70er wurde der Arzt von seinem jüngeren Freund und Günstling ermordet. Dieser war als Alleinerbe eingesetzt, konnte aber nicht so lange warten.
Die Praxis in Bergen-Enkheim war die einzige Anlaufstelle für Frauen aus Mittelhessen. Da der nette Arzt fast im Fließband-Verfahren arbeitete, mußten die Frauen nach Behandlung in der billigsten Preiskategorie oft noch blutend die Praxis verlassen:
ein Ergebnis der Kriminalisierung der Abtreibung.
Er macht sich zwar nicht in der Öfentlichkeit
für den Paragraf Zweihundertachtzehn stark
Doch bringt er ihm unversteuert Nebenbei
einen Schwarzarbeitslohn von rund Tausend Mark
Fünf Frauen schafft er in sechzig Minuten
im Hinterzimmer in seinem Vorstadtpalast
und wenn dabei auch mal zwei halb verbluten
die schweigen aus Angst vor Gericht und Knast
Refrain: Denn dieser Arzt ist doch so sozial
und ein immer netter
Helfer der Frauen, auch Kleingeld macht
sein Konto immer fetter
Und dann wurd eine Frau vor Gericht gestellt
weil die vorher beim staatlichen Gutachter war
und der hat sie registriert, wie immer abgelehnt,
als das Kind jetzt nicht kam, war der Staatsanwalt da
beim Verhör hat sie die Abtreibung zugeben müssen,
doch den Namen von dem Arzt hat sie nicht gesagt.
Wenn der auffliegt, sind die andern aufgeschmissen,
weils hier in der Gegend kein andrer mehr macht.
Refrain: Denn dieser Arzt ist doch so sozial…
Doch die Frau hat ihn ganz umsonst verschwiegen
der Staatsanwalt wußte l„ngst bescheid
denn der Doktor hat die gnädige Frau Staatsanwalt
schon mal aus einer missligen Lage befreit
weil noch weitre hohe Damen unter seinen Kunden waren
fand auch kein Ermittlungsverfahren statt
der Staatsanwalt deckte den Doktor seit Jahren
weil er ne stark soziale Ader hat
Refrain: Denn dieser Arzt ist doch so sozial….
Wenn der Staat jetzt den zweihundertachzehn verschärft,
dieser Arzt tritt dagegen ganz sicher nicht auf
zwar wird auch er mit härteren Strafen bedroht,
doch das nimmt der Doktor gern in Kauf.
Da wird einfach bei steigendem Risiko
der Heiligenschein an den Nagel gehängt
der Preis wird erhöht und die Barmherzigkeit
auf die zahlungskräftigsten Kunden beschränkt.
Dieses Pack ist asozial
spielt sich auf als Menschenretter
und die leben sehr gut vom Abtreibungsverbot
das macht ihr Konto immer fetter
(Nachbemerkung: in den vom KBW majorisierten Komitees gegen den § 218 sorgte eine Zentralzensur für die Unterdrückung dieses Liedes.
Es richte sich nicht gegen den “Hauptwiderspruch” zwischen dem Kapital/Staat und dem Volk sondern es behandele einen “Nebenwiderspruch” und gäbe “dem Kampf gegen den § 218 eine falsche Stoßrichtung”, meinte das ZK des KBW. Mag sein, daß dieses Lied mit dafür verantwortlich war, daß der Volksentscheid gegen den § 218 dann leider doch nicht geklappt hat. Sehr spät, aber immerhin noch lebend, bekenne ich mich schuldig.) Vielleicht hat es aberin Österreich dazu beigetragen, dass es dort geklappt aht?)
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Rudis Dynamit
1974/75?
Nach der Melodie “Ein Jäger aus Kurpfalz”
zum Kampf gegen das Großkraftwerk auf dem Fechenheimer Mainbogen
(ein in den Mittsiebzigern beliebter Schlager im Osten Frankfurts ((wegen der vorherrschenden Westwinde und der meilenweiten Entfernung zwischen Zeils- und Fechenheim))
Die Auseinandersetzung um die Nutzung des Mainbogens hielt bis in die 90er Jahre an.
Für die Nachgeborenen: Rudi Arndt (Spitzname: Rudi Dynamit) war Frankfurts dynamischer Oberbürgermeister, erster Hochhaus-Fetischist, Selmi-Unterstützer, Ignaz Bubis-Vollstrecker beim Abriß der besetzten Wohnhäuser an der Bockenheimer Landstraße, betonköpfiger Westend-Vernichter und Chef der südhessischen SPD. Er war nicht nur betonköpfig. Zusammen mit Hans Matthöfer (Bundesminister für Wissenschaft unf Forschung) und etwas Armin Clauss bildete er auch den Atomsprengkopf der hessischen SPD. Matthöfer spielte eine hervorragende Rolle als Zuchtmeister gegen kritische Wissenschaftler/innen besonders im Nuklearbereich: als Mitarbeiter des halbstaatlichen Batelle-Instituts in Frankfurt mit brisanten Nuklear-Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit gehen wollten, bedrohte er sie persönlich: “Wenn einer von Ihnen auch nur einen Buchstaben rausläßt, kriegt er von mir eins in die Fresse!” berichteten damals von den ministeriellen Diszis bedrohte Mitarbeiter.
Als FAG-Oberst hat Rudi Arndt dem Dachlatten-Börner den Weg zur Startbahn-West geebnet. Den Kash & Karry-Preisabsprachen beim Bau der Frankfurter U-Bahn hat der Rudi Dynamit so manche Bresche freigesprengt und damit die Gelder auch richtig durch die Tunnels fließen konnten, hat er die öffentlichen Verkehrsmittel mit knüppeldicken Preiserhöhungen attraktiver gemacht. Auch dazu gibts ein schönes Lied. (Das ist saulang und folgt erst nach dem “Rudi-Song”). Dem KBW war es sehr suspekt, weil die Spontis es -allen voran Danny Cohn-Bendit, Johnny Klinke und Joschka Fischer- am lautesten mitgesungen haben. Allerdings in der “radikaleren” Spontiversion: im Orginal lautete die Forderung “keinen Pfennig mehr, als bisher!”, die Spontis sangen getreu dem Motto ihres Zentralorgans “Wir wollen Alles/PFLASTERSTRAND”:
“Keinen Pfennig mehr, Nulltarif muß her!” Und nur, weil der Joscha Schmierer vom KBW-ZK sich nicht mit dem Polyvirat vom “Revolutionären Kampf” (Dany, Johnny, Joschka u.a.) einigen konnte und die DKP nicht mit wildgewordenen Kleinbürgern zusammenarbeiten wollte, siegte am Schluß der Rudi Arndt über die seit dem mittelalterlichen Fettmilchaufstand gegen Bierpreiserhöhungen wichtigste Frankfurter Volkserhebung. (wenn man den Häuserkampf mitzählt). ((Vorsicht: dieser Vergleich provoziert eine Intervention durch Ignaz Bubis dergestalt, daß er sagen wird: der Fettmilchaufstand endete in antisemitischen Pogromen. Der Häuserkampf auch! Mit nichten! Dem Ignaz Bubis gehörte nicht das ganze Westend, sondern nur ein kleiner Teil. Die meisten besetzten Häuser waren nicht in seinem Besitz, sondern im sicheren Griff deutscher und europäischer Banken, bzw. im Besitz von Unternehmen, die ihrerseits wieder im Besitz eben dieser Banken waren. Und dem Kapital und dem Wildwuchs seiner Verwertungsinteressen ist die Religionszugehörigkeit seiner Protagonisten heute zumindest ziemlich egal.
Ach ja, Ironie des Schicksals: die schicken Büroräume des “PFLASTERSTRAND”-Nachfolgers “journal-frankfurt” befinden sich just im von Rudi Arndt leergeprügelten Westend, man sollte mal nachsehen, welche Besetzer das Haus in der Ludwigstraße vor dem Abriß gerettet haben. Wenn’s welche aus der Journal-Autoren-Crew waren, dann hätte sich der Einatz von damals wenigstens ein wenig gelohnt. Und ein bißchen Häuserkampf ist immer noch drin – im Journal – zwischen Sex als Job, Hurenalltag, Freierwünschen und Liebe, Lust und mehr gibt es Streit um die Stadt von morgen, in der Nummer 15 vom July 97, es geht dabei weniger um erneut notwendige Wohnhausbesetzungen als um Hochhausbesitzungen und -planungen. Der “revolutionäre Kampf” findet zeitgemäß auf höherer Ebene statt.
Zeitreise, retour in die 70er, herab in die Niederungen des gemeinen Volkes:
Der Rudi Arndt will baun
ein Großkraftwerk am Main
das Kapital kriegt Billigstrom
den Dreck kriegt Fechenheim
da fällt er aber rein
Refrain: Rudi, Rudi,
das Großkraftwerk stinkt uns schon jetzt
der Bauplatz wird besetzt
der Bauplatz wird besetzt
Das Großkraftwerk, das stinkt
und spuckt giftiges Gas
auf frankfurt und auf Offenbach
da macht das Leben spaß
doch dich macht das nicht nass
Refr..: Rudi, Rudi,….
Es macht den Main schön warm,
damit die Fische nicht erfriern
aus seinem Kühlturm quillt der Smog
wenn wir da drin krepiern
tuts dich nicht intressiern
Das Großkraftwerk, das brummt
so laut bei Tag und Nacht
davon wern wir in Fechenheim
um unsern Schlaf gebracht,
so hast dus dir gedacht.
Klares Wasser, reine Luft,
verspricht der Rudi laut
durch einen Fachmann von der Firma,
die das Kraftwerk baut.
Wir ham das Spiel durchschaut
Die PREAG will Profit
dazu braucht sie den Staat
Per Zufall sitzt der Rudi Arndt
im Preag Aufsichtsrat,
was nichts zu sagen hat
Das Großkraftwerk bringt Strom
zum Rationalisiern
für uns springt raus, daß wir dabei
den Arbeitsplatz verliern
wenn die nur profitiern
Der Rudi hat rotiert,
die Zeitung vollgeschmiert,
der Matthöfer kam angereist
hat uns für dumm erklärt
und daß uns nix passiert.
Doch als Versammlung war
mit Arndt in Fechenheim
da haben alle NEIN gesagt
zum Großkraftwerk am Main
der Rudi stand allein.
(Genauso muß es sein!)
Der Rudi Arndt hat Angst,
die Polizei kam mit,
die schützt den Rudi und den Dreck
den Staat und den Profit
mit Rudis Dynamit.
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Das saulange Lied gegen die Fahrpreiserhöhung bei der Frankfurter Straßenbahn, dem FVV 1975:
“Deshalb haben wir das Blechen satt!”
Den Fahrpreis erhöht ihr um dreißig Prozent
und plant noch mehr fürs Frühjahr schon
damit ihr dem Kapital was bieten könnt
raubt ihr mit Steuern und Gebühren unsern Lohn
Den Strom- und Gaspreis habt ihr zweimal erhöht
die Industrie zahlt den Billigtarif
und wird fürs Kapital die Energie zu knapp
kriegt sie ein Großkraftwerk und wir den Mief
Refrain:
Deshalb, werte Herrn vom Magistrat
lassen wir keine Ruhe mehr
deshalb haben wir das Blechen satt
Wir fordern: Keinen Pfennig mehr, für den Nahverkehr
Wir fordern: Keinen Pfennig mehr als bisher.
Schneller Warentransport sichert den Profit
auf unsre Kosten für das Kapital
baut ihr Autobahnen durch das Wohngebiet
und schlagt den Riederwald halb kahl
Die Stadtautobahnen für den Warenverkehr
die U-Bahn für den Arbeitsviehtransport
Fr die Großindustrie muß die Müllverbrennung her
Wir müssen zahlen und bezahlen unsern Mord
Refrain: Deshalb, werte Herrn vom Magistrat..
Mit der einen Hand treibt ihr den Fahrpreis hoch
schließt mit der andern ein Kinderkrankenhaus
erhöht den Beitrag für die Krankenkassen
dafür pflegen wir die Kinder selbst zuhaus
Unsre Kinder spielen in Gestank und Lärm
Es gibt kein Spielplatz, keinen Kinderhort
und wenn sie aus Protest die Straße sperrn
jagt sie eure Polizei mit Giftgas fort
Refrain: Deshalb, werte Herrn..
Der FVV wird attraktiver, ham die Herrn uns gesagt
doch für wen, damit ham sie nicht rausgerückt
Hätt sich einer von den Herrn mal in den Viehtransport gewagt
wir hätten ihn schon ohne Absicht totgedrückt
Und wolln wir abends mal einen Freund besuchen
der im Nachbarstadtteil wohnt
werden wir vergebens nach der Straßenbahn suchen,
weil sich die für euch nicht lohnt
Refrain: Deshalb, werte Herrn..
Unsre Lebenshaltungskosten stiegen sieben Prozent
Arbeitslosigkeit und Inflation
und die Kurzarbeit nimmt uns fünf Prozent
erhöhte Steuer frißt den Rest vom Lohn.
Wenn die Herrn von Industrie und Banken pfeifen
tanzt der ganze Magistrat,
bietet denen -und die brauchen nur zuzugreifen
was er bei uns geplündert hat.
Refrain: Deshalb, werte Herrn…
Schlagfertig überzeugt ihr uns von eurer Politik
darauf wird die Polizei dressiert,
und das Spitzelheer und den Knüppel im Genick,
das habt ihr mit unsern Steuern finanziert
Ihr plündert uns aus und jagt uns weg
wie und wo wir leben, das ist euch egal,
ihr kassiert doch nur für einen Zweck
ihr plant die Stadt fürs Kapital
Refrain: Deshalb, werte Herrn…
Es gibt Defizite im Nahverkehr
und die zahlt die öffentliche Hand
und wo nimmt diese Hand die Gelder her?
die hat sie bei uns mit Steuern abgesahnt.
Und woher kommt denn nur das Defizit
wo gehn denn unsre Steuern hin?
In die Taschen der Konzerne, für ihren Profit
langt ihr bei uns gleich zweimal hin
Refrain:
Deshalb, werte Herrn vomn Magistrat,
lassen wir das uns nicht länger gefallen
deshalb haben wir das Blechensatt,
die den Profit kassieren sollen zahlen.
Wir fordern: Keinen Pfennig mehr, für den Nahverkehr…
Und ihr, werte Herrn vom Magistrat
macht dabei selbst einen glänzenden Schnitt
ihr hockt nicht nur beim FVV im Aufsichtsrat
und kassiert dort kräftig mit
Ihr hockt auch noch auf zig anderen Posten
habt die Schäfchen ins Trockne gebracht
lebt wie die Maden im Speck auf unsre Kosten
auch euch wird die Rechnung aufgemacht.
Refrain: Deshalb, werte Herrn vom Magistrat..
Dieses Lied wurde auf Drängen mehrerer tausend Besucher bei einer Veranstaltung im Günthersburgpark nach langem Widerstand der Veranstalter (unter Führung des Herrn Dr. Dieter Dehm) ins Programm aufgenommen und lag ab diesem Tag für Wochen auf Platz eins der Frankfurter Straßencharts. Im Lied wurde deutlich, was sich auch auf den Straßen und teilweise in den Betrieben und Büros entwickelte: es ging schon nicht mehr nur um den Fahrpreis, es ging um die Macht im Staat, genauer in der Stadt. “Dieser Magistrat ist reif, dieser Magistrat muß weg!”, röhrten die Sprechchöre über die Zeil bis in die Stadtteile. Aber was dann?
Der Frankfurter Magistrat unter Rudi Arndt hatte es auch so verstanden und die Herren hinter und über ihm auch. Sie ließen eine mittlere Bürgerkriegsarmee aufmarschieren. Die Männerfreundschaften zu den entscheidenden oberen Gewerkschaftsetagen fuktionierten gut. Die unteren Ebenen rührten sich nicht organisiert dagegen. Die wackeren Straßen(bahn)kämpfer wurden und hatten sich isoliert. Der Rest war Knüppelroutine.
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War einst ein kleines Segelschihiffchen
1975/76?
Früher, in den 50/60er Jahren lernte jedes Kind im Kindergarten und in den ersten Schulklassen das Lied von der kleinen Fregatte mit der einfach erfrischenden Melodie.
Im Original heißt es:
War einst ein kleines Segelschihiffchen
war einst ein kleines Segelschihiffchen,
das war noch nie, nie, nie, noch nie zur See
das war noch nie, nie, nie, noch nie zur See.
ohe, ohe,
hissen müssen wir Matrosen Segel in die Höh
die Fregatte gleitet übern See.
Anläßlich der ersten öffentlichen Vereidigungen von Wehrpflichtigen unter dem sozialdemokratischen “Verteidigungsminister” Hans Apel 1975/76 entstand das folgende Lied nach der Kinderliedvorlage. Die SPD unter Kanzler Helmut Schmidt hat mit Hans Apel sehr schnell für eine Außendienstfähigkeit der Bundeswehr gesorgt. Längst hatte sich die Bundesrepublik ökonomisch aus dem Windschatten der USA gelöst, eroberte u.a. per “Blaupausenexport” erkleckliche Weltmarktteile, war ökonomisch die Nummer zwei hinter den USA aber militärisch nicht in der Lage, ihre Märkte, “ihre” Rohstofflager, die ökonomische Einflußsphäre abzusichern.
Dieser Aufgabe nahm sich die sozialliberale Bundesregierung an.
Ein zentrales Mittel sollte neben Nachrüstungsbeschlüssen und Vorbereitung einer schnellen Eingreiftruppe das Fregattenbauprogramm werden. Der Adler sollte Krallen zeigen.
Die beiden Strophen, in denen es um Jugoslawien geht, haben nach 15/20 Jahren ziemliche Aktualität erhalten. Entstanden sind sie nach heftigen Auseinandersetzungen im Frankfurter Restaurant Dubrovnic in der Bleichstraße, dem damaligen Treffpunkt der kroatischen Mafia. Weiterer Anlaß für diese Zeilen war ein Besuch in Jugoslavien/Dubrovnik in den 70ern, die WHO spielten in der Zitadelle “Tommy”, und die flowergepowerten Enkel italienischer Faschisten sangen in den Straßen nach der Melodie “Michael row the boat ashore..” auf italienisch “Gelobt sei der Tag, an dem Tito stirbt!”
Ganz andere Aktualität erhält das Lied derzeit durch die Errichtung eines Denkmals für die “Maritimen Elemente deutscher Politik”. In Wilhelmshaven betreiben z.Zt. vornehmlich sozialdemokratische Politiker den Aufbau eines deutschen Marinemuseums. Eine Militaria-Sammlung fünf Steinwürfe von Nordenham und dem Platz entfernt, wo 1975 die ersten öffentlichen Vereidigungen stattfanden (und eifrig gestört wurden). Ich könnte wetten, daß Gerhard Schröder (nicht der längst verblichene CDU-Außenminister, sondern der unheimliche SPD-Kanzlerkandidat aus Niedersachsen) demnächst mit an der Spitze des Fördervereins für das Marinemuseum sitzt.
Fregattenlied
War einst ne Küstenschutzmarine
damit sie der Verteidgung diene
war sie zu klein, klein, klein, das darf nicht sein
die Insel Helgoland steht ganz allein.
oh weh, oh weh!
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer eins
unsre Schiffchen für den Frieden
schießen soll doch keins
Wenn die Super-
mächte streiten
um den Rest der Welt
möchten wir, daß Rest-Deutschland
zu den Siegern zählt
Deshalb baun wir
auf die NATO
unsre Truppe steht
und so kommen wir beim Teilen
diesmal nicht zu spät
Wenn wir könnten
wie wir wöllten
würden wir es schon
an dem Schwanz der US-Army
in die Öl-Region
Wenn wir müßten
fremde Küsten
schützen vor dem Feind
mit der sechsten US-Flotte
brüderlich vereint
Ach die NATO
reicht bis dato
noch nicht an das Öl
deshalb muß das Bündnis stärken,
wer nicht frieren will
Wir wer’n wie die Amerikaner
mit Öl erpresst durch die Iraner
die woll’n ihr Land und Öl für sich allein
verkaufen nix und saufens in sich rein
oh welche Pein!
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer zwei
doch die hält uns leider nur
die Elbemündung frei
Wer uns kennt, der wird uns glauben
wir wollen niemand etwas rauben
wenn wir auf hoher See nur ausprobiern
ob unsre Schiffchen dort auch funktioniern
tut das nicht weh!
Ach wir hatten
mehr Fregatten
vor dem letzten Krieg
leider warens noch zu wenig
am Ende für den Sieg
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer drei
will Vauweh jetzt nach Bilbao
sind wir mit dabei
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer vier
damit kommen wir schon weiter
bis ins Mittelmeer
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer fünf
wird Italien einmal fußkrank
bringen wir Gesundheitsstrümpf
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer sechs
den Kranken Mann am Bosporus
beschießen wir mit Schecks
Für Frieden zahlen wir Millionen
doch was wir zahlen muß sich lohnen
wer noch zu lasch ist, der kriegt kein Kredit,
die Herren Demirel und Ecevit
die mußten gehn
Wenn er wegschafft
die Gewerkschaft
weckt der Her Özal
Investitionsbereitschaft
bei unserm Kapital
Fr den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer sieben
können wir den Schutz der Deutschen
vor Las Palmas ben
Fr den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer acht
Wir sind nach vierzig Jahren wieder
eine Friedensmacht
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer neun
da braucht keine Deutsche Bankfiliale
irgendwas bereun
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer zehn
Kreuzzugsfahrt nach Jugoslawien
welch ein Wiedersehn
Würd Marshall Tito dereinst sterben
ging sein Land vielleicht in Scherben
wären unsre Schiffchen schnell zur Stell
behüten Dich, den Strand und dein Hotel
eventuell
Wenn sie Tito einst bestatten
bringen ihm Exilkroaten
von Franz-Joseph einen Blumenstrauß
und noch andre Sachen mit nach Haus
für Mann und Maus
kommen mal
die Bosporussen
durchs Schwarzmeer voller Krim
fahren wir nach Istanbul
und halten sie dort hin
Bläst der Özal
einmal Trübsal
trotz der Grauen Wölf
schützt den Herrn vor wilden Kurden
Fregatte Nummer elf
Endlich Männer,
nicht nur Penner-
dienst im Küstenschutz
fahren wir mit voller Kraft
zur Straße von Hormuz
Geht in Aden
Siemens baden
Fregatte Nummer zwölf
dient dem Siemens Werkschutz dort
nur als Notbehelf
Der Horizont liegt weit und offen
und der Wehretat läßt hoffen
kein weißer Fleck ist uns zu weit vom Schuß
und am Äquator ist noch lang nicht Schluá
wir fassen Fuß
mit Schwarzrotgold
die Börse tollt
die Demark rollt
wenn ihr uns holt
wohin ihr wollt.
Deutsche schaffen deutsche Waffen
deutsches Gas und deutsche Bank
Deutsche Mark und deutsches Raffen
Beutegold im Panzerschrank
alles schon mal dagewesen
aufersteht was einst versank
Höchstprofit und Ölintressen
dafr ziehen wir den Säbel blank
fern der Heimatfront am Thresen
Wir kommen wieder, Gott sei Dank.
Die letzte Strophe möglichst mit Pauken und Trompeten und einer neuen, dem Versmaß angepaßten Melodie im Stehen zu singen.
Es darf dabei leicht geschunkelt werden.
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Weder König noch Bourgeoisie
1974/75?
Mitte der 70er gab es im Rhein-Main-Gebiet zahlreiche Initiativen und Massendemonstrationen zur Unterstützung des Kampfes zur Befreiung Spaniens, zum Sturz der faschistischen Diktatur Francos.
Dafür habe ich das folgende Lied geschrieben und es im großen Saal des Volksbildungsheimes in Frankfurt zum ersten Mal öffentlich vorgetragen. Und ich muß gestehen, es hat mir gefallen, gefeiert zu werden und gleichzeitig einer guten Sache zu nutzen, als ich an der Spitze einer zehntausender Demo durch Frankfurt auf einem LKW neben Bürgerkriegsveteranen von 1936, illegal eingereisten spanischen Untergrundkämpfern aller Richtungen und Vertretern der Commissiones Obreras die Klampfe schwingen durfte. Höhenflug–, der jäh endete, als die Entwicklung in Spanien doch etwas anders ablief, als im Lied beschworen.
Das Arrangement habe ich auch hier wieder gemeinsam mit den JuZ-Leuten aus Maintal-Dörnigheim gemacht.
Die Melodie lehnt sich weitgehend an das Streiklied der Commissiones Obreras an: “A la huelga” von Juan & Jose.
Refrain: Arbeiter in Bilbao
Studenten in Madrid
Bauern Catalunias
alle kämpfen mit
kämpfen für Spaniens Freiheit
weder König noch Bourgeoisie
für den Sozialismus
für die Volksdemokratie
Und folgt der Franco jetzt dem Blanco
wird Juan Carlos vorgeschickt
der mit Reformen auf den Lippen
das Volk genauso unterdrückt
der will das Volk noch stärker schlagen
weil er die Macht des Volkes spürt
weil trotz Folter Mord und Terror
das Volk im Kampf noch stärker wird
Refrain: Arbeiter in Bilbao…
Die Bourgeoisie beginnt zu zweifeln
ob sie ihn weiter unterstützt
ob der Faschismus ihrer Herrschaft
und der Ausbeutung noch nützt
drum schaffen sie sich schon Parteien
die rufen laut: “Demokratie!”
und wollen nur in andrer Form
die Diktatur der Bourgeoisie
Refrain: Arbeiter…
Und die Westdeutsche Regierung
Leber, Genscher, Scheel und Schmidt
stützen die Faschistenherrschaft
durch Verträge und Kredit
Denn die Westdeutschen Konzerne
ham in Spanien investiert
weil der Faschismus Steuerfreiheit
und Niedrigstlöhne garantiert
Refrain: Arbeiter..
Fängt der Faschismus an zu zittern
stehn falsche Freunde schon bereit
die wolln verhindern, daß das Volk sich
vom Joch des Kapitals befreit
da wollen Sozialdemokraten
in Spanien wie in Portugal
das Volk erst täuschen, dann verkaufen
an Westeuropas Kapital
da wolln die Herrn Revisionisten
den Kampf des Volkes kontrolliern
rechtzeitig sich die Posten sichern
überm Volk als neue Herrn
Refrain: Arbeiter…
Die Bourgeoisie und die Faschisten
stützen sich aufs Militär
doch diese Stütze ist sehr morsch, denn
wo kommen die Soldaten her?
Aus Latifundien und Fabriken
wurden sie ins Heer gepreßt
und die merken auch auf wen sie
der Juan Carlos schießen läßt
Und weil die Soldaten wissen,
daß auch sie zum Volk gehörn,
werden sie die Waffen umdrehn
und werden mit dem Volk marschiern.
Soldaten aus Bilbao
Soldaten aus Madrid
Soldaten Catalunias
Soldaten kämpfen mit
kämpfen für Spaniens Freiheit
weder König noch Bourgeoisie
Soldaten für den Sozialismus
für die Volksdemokratie.
Bei der ersten Strophe ist nicht der jetzt ermordete baskische Komunalpolitiker Blanco gemeint, sondern Carrero Blanco, Francos Guardia Civil- und Folterchef.
Das Lied mußte ich wegen der sich überschlagenden Ereignisse in Spanien und Portugal mehrmals, von Kundgebung zu Kundgebung, umschreiben, manchmal Teile weglassen, weil sonst z.B die PCE, die DKP und der Dieter Dehm-Lerryn nicht teilgenommen hätten usw. Catalanische und Baskische Separatisten sangen das Lied zwar begeistert mit, kritisierten mich aber hinterher sehr freundlich: das Lied sei trotz allem eine Groß-Spanische Hymne, sie könnten sich höchstens mit einem föderativen Zusammenschluß der autonomen Regionen und Nationalitäten auf der iberischen Halbinsel ohne eine allmächtige Zentralregierung in Madrid anfreunden. Man merke doch deutlich, daß ein Deutscher das Lied geschrieben hat.
……………………………………………………..
Jetzt kommt was ganz anderes,
nämlich kürzere Texte mit teils langen Vorbemerkungen,
damit auch der letzte Depp die kurzen Texte versteht.
Lean Production Schlanker Staat
“Gesicherter Lebensabend”
Er hatte sich
um sicher zu gehen
vor seinem Absturz
den Gurt angelegt
sorgfälTig um den Hals
das bewahrte ihn
vor dem Aufprall
er hing
an seinem Arbeitsplatz
1991
Auflösungsvertrag
Hiermit
kündige ich
den Arbeitverh„ltnissen
Da die Arbeitsverhältnisse
zur Zeit
meinerseits
nicht kündbar sind
versichere ich
schon auf dem Sprung
durch das Fenster
der Personalabteilung
mich selbst
aufzulösen
um unnötige Härten
beim Aufprall
zu vermeiden
1991
Kleiner Dienstweg
Seit fünfzehn Jahren
fuhr er mit jenem
unauslöschlich
überlebenswichtigen
Funken Hoffnung
zum Regierungspräsidenten
zupfte sich
je nach Entwicklungsstand
der Kleiderordnung
im angestrebten
gehobenen Dienst
die Fusseln
vom Mantel
die Haare vom Pullover
den Schlips zurecht
glättete die Frisur
Nach der fünfzehnten
Absage im fünften Stock
durch irgendeinen Amtsrat
nahm er im Flur
statt der Aufzugstür
die Tür zum Notausgang
ins Freie
Der Marsch durch die Institutionen
fand nicht statt
den Bewerbungskriechgang
hatte er satt
Da nahm er
den kleinen Dienstweg
1992
Reinheitsgebot
oder
unbefleckte
Offenbarung
der Dreifaltigkeit
Der Himmel
liegt
dreifach
gefaltet
mitten
im Playboy
Du suchst
bis zur letzten
Himmelfahrt
eine Heilige
mit
Heftklammer
im Nabel
1990
Militär-Seelsorge
Der Text wird kurz, weil die Militärseelsorge im Ernstfall sehr schnell -eben militärisch knapp- vonstatten gehen muß.
Wichtig zur Erschließung des Textes sind einige Grundkenntnisse:
1. Im Matthäus-Evangelium steht:
“Wo drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!”
2. Trifft ein Leopard auf einen Panzergrenadier der feindlichen Truppen, der sich zwecks Panzerabwehr mit u.a. einer Haftmine in ein Schützenloch eingegraben hat, geschieht folgendes: der Panzergrenadier wartet, bis ihn der Leopard überrollt, um dann die Haftmine anzubringen. Die Leopardbesatzung dreht, wenn sie den feindlichen Panzergrenadier vorher gesichtet hat, über dem Schützenloch solange Pirouetten, bis der feindliche Panzergrenadier lebendig begraben ist. Der Panzergrenadier kann jetzt entscheiden, ob er die geringe Überlebenschance unter dem tanzenden Panzer nutzt, oder auftragsgemäß die Haftmine unter dem Leo anbringt, Letzteres ist für alle Beteiligten ein Himmelfahrtskommando.
3. Die Leopardbesatzung besteht aus drei Mann.
4. Den Fahneneid haben die drei geschworen mit “so wahr mir Gott helfe!”, auf den Koppeln stand frÜher “Gott mit uns”, “With God on our side” oder “In God we trust” steht bei den GIs….
Die Lesung des folgenden Textes hat bisher nur dreimal dazu geführt, daß einige Zuhörer die Veranstaltung verließen:
im Bauhof der Stadt Langenselbold, in einer Jazz-Kneipe in Friedberg und in der Kirche im Dorf Eichen in der Wetterau
Militär-Seelsorge
Die Panzer-
besatzung
ist
sich
sicher
Er
ist
mitten
unter
ihnen
1989
Variationen zur Anwendung der Menschenrechte
Überforderung
Nachdem
wir ihnen
den Krieg
ausführlich
erklärt hatten
erklärten
wir ihnen
im Anschluß
geduldig
die Menschenrechte
Doch dafür
hatten sie
dann
keinen
Kopf
mehr
1991
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V 3
Die Erklärung
der Menschenrechte
ist die Fortsetzung
des Krieges
mit andern
Mitteln
Zum Titel: V 1 war die erste Feststoffrakete, die die Nazis für den Überfall auf England entwickeln ließen, V 2 war die verbesserte Nachfolgerin. Und was ist die V 3?
Ein Land, das willig seine Rohstoffe plündern läßt, braucht keine Menschenrechte einzuhalten, zumindest wird deshalb nicht militärisch interveniert, auch nicht mit ökonomischen Zwangsmitteln.
Ist aber eine Regierung in einem Land der sogenannten dritten Welt widerspenstig, finden sich sehr schnell jede Menge Menschenrechtsverletzungen, die eine ökonomische oder militärische Intervention rechtfertigen.
Natürlich kann man auch die Politik der kleinen Schritte wählen, sich beim Abzocken gegenseitig Konkurrenz machen oder widerspenstige mächtige Diktatoren verurteilhofieren.
Absolut schweinig ist dabei die Tatsache, daß die Argumente von ai und der Gesellschaft für bedrohte Völker je nach politisch-ökonomischer Opportunität ignoriert oder als propagandistischer Flankenschutz für militärisch-ökonomische Attacken mißbraucht werden.
Kleine
Asylanfrage
an die
Sozialdemokratische
Partei
Deutschlands
Wie weit
ist es
vom
beschleunigten
Verfahren
bis
zum
kurzen Prozeß?
1989/90/91(?)
&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&
Kurz-Protokoll einer Stadtverordnetensitzung über die Menschenwürde
Die Unterbringung
von Menschen
Übersiedlern
Flüchtlingen
und Asylbewerbern
in Kasernen
ist menschenunwürdig
Resolutionsvorlage
der christsozialfreigrünen
Stadtverordneten
Die Unterbringung
von Soldaten
Bereitschafts-
polizisten
und Grenzschützern
in Kasernen
ist menschenunwürdig
Ergänzungsvorschlag
Minderheitenvotum
aus der grünen Fraktion
Dann sind
Soldaten
Bereitschaftspolizisten
und Grenzschützer
Unmenschen
und ihre
Unterbringung
in Kasernen
ist angemessen
unmenschenwürdig!
Zwischenruf aus
dem Zuhörerraum
mit Saalverweis geahndet
Untermenschen
sind
einer Unterkunft
in deutschen
Kasernen
nicht würdig
Debattenbeitrag
eines Hinterbänklers
von rechts außen
alles brüllt
durcheinander
Sitzungsunterbrechung
Kurz,
der Stadtverordnentenvorsteher
hört falsch
versteht richtig
faßt zusammen:
Unter Brüdern:
Untermenschen
in
deutsche
Kasernen
zu bringen
ist menschenunwürdig
Richtig gehört
teils falsch verstanden
einstimmig beschlossen
(Gelnhausen 1991 ?)
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Fort-Entwicklung
Der Deutschen Bundeskanzler sprach
vor dem 40. deutschen Juristentag
vor zweitausend Rechtsgelehrten
die alle unsere Rechte wahren
ja man sei recht gut gefahren
in genau den vierzig Jahren
mit unserem Grundgesetz
doch müsse man es jetzt
langsam fortentwickeln
und so als allerersten
von vielen Grund-
gesetzartikeln
entwickelten
die Herren
das Asyl-
recht
fort
..
.
1989
&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&
Deutsch-deutsche Angleichung
Bis zum November neunzig
war ich arbeitslos
Heute bin ich
noch ARBEITSLOSER
1990
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Nur Mut
Ich packe
den Stier
bei den Hörnern
und dann
schüttelt
er
mich durch
1989
&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&
Probezeit
Schwein
oder
nicht sein
das ist
hier die Frage
1989
(Gruß an die Prinzen)
&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&
Heimat
Was fällt ihnen
zu Heimat
ein?
Jede Menge ZU
einige HIGH
ein paar ZU HIGH
und ich dazwischen
ganz MATT
Was fällt Ihnen
ein?!
1989
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Heimat II
Ganz
Ganz Schön
Ganz Schön Kaputt
Ganz
Ganz Kaputt
Ganz Kaputt Schön
Schön
Schön Ganz
Schön Ganz Kaputt
Kaputt
Kaputt Schön
Kaputt Ganz Schön
Ganz
Schön
Kaputt
1989
&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&
Die neu-deutsche Generalstreik-Debatte
Zum Antrag 215a
betr.: Generalstreik
nimmt der Vorstand
bzw. die Antragskommission wie folgt Stellung:
Antragskommission und Vorstand empfehlen
den Antrag abzulehnen.
Begründung:
1. Generäle haben als Beamte kein Streikrecht.
2. Auch bei gegenteiliger Rechtsauffassung
wäre angesichts der politischen Weltlage
und der Notwendigkeit
friedenserhaltender Missionen der Bundeswehr
unter UN-Kommando
ein Streik deutscher Generäle
nicht zu verantworten.
1988
Novemberdämmerung
Das
Ehrfurcht-
erschaudern
unter den Linden
findet
seinen Niederschlag
in klirrender
Kälte
nahender
neuer
Kristallnächte
Der Atem
der Geschichte
wird ausgehaucht
zu
Kohl-
dampf
1989
Neunter November
Neunter November,
Tag der deutschen Wiedervereinigung
Neunter November,
Jahrestag der Reichspogromnacht
Neunter November,
kohlschwarze Nacht erhellt durch Brände,
Freudenfeuerwerk und Götterfunken,
blüh im Glanze dieses Lichtes
Hunger und geführter Haß
Neunter November,
Götterdämmerung,
den Dicken trifft der Hauch
der Geschichte des Dicken
aus dem Bernsteinzimmer,
Richard Wagner
dirigiert am Brandenburger Tor
Der Reichstag wächst
wie Phönix aus der Asche
Van der Lubbe wird nicht rehabilitiert
und ab jetzt zahlen die Opfer
Wiedergutmachung an die Erben der Täter,
die späte Rache für Stalingrad.
Mehr will ich nicht erklären.
1997