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Als Kontrast zu den Berichten des Großvaters Ulrike Eiflers aus dem KZ Dachau wird Hartmut Barth-Engelbart biographische Daten und Passagen aus der Spruchkammerakte des Leiters der Landwirtschaftsschule bei Worms vortragen, die im Roman eine Rolle spielt.
HaBE wird ebenfalls die Widerstandsleistungen Louise Brölls zur Sprache bringen, die auch nach 1945 aktive KPDlerin und Parteitagsdelegierte war. Sie kämpfte von 1945 bis zu ihrem immer noch nicht geklärten Tod 1985 wie schon in den 1920ern gegen den §218, was ihr die unendliche Feindschaft des Fuldaer Ordens der Barmherzigen Schwestern und seines St. Vinzenz-Krankenhauses einbrachte. Nach der Bombardierung Hanaus verweigerte der Orden Louise Bröll den einzigen passierbaren Zugang zu ihrem Grundstück. Überlebende russische Kriegsgefangene schaufelten ihr dann den Weg vom Frankfurter Tor aus durch die Trümmer frei. Als Dank für ihre Rettung. Mit Hilfe der Stadt Hanau betrieb der Orden später ein Enteignungsverfahren gegen Louise, um an die Schnitzer-Bröllschen Grundstücke zu kommen. Treibende Kraft dabei war der sozialdemokratische Stadtbaurat Heinz Goss, der dann nicht nur die Reste des Elternhauses Louise Brölls, die Schnitzersche Kunstschmiede abreißen ließ. Er ließ auch in einem Akt kaum steigerbarer Kulturbarbarei das Hanauer Badehaus im reinsten BAUHAUS-Stil, eines der wenigen fast unversehrten Baudenkmäler der Innenstadt, für eine Tiefgarageneinfahrt des St.Vinzenz-Krankenhauses abreißen.
Als Dankeschön der Stadt Hanau für die Rettung russischer Zwangsarbeiterinnen und andere Widerstandsaktionen erhielt Louise Bröll, nachdem eine schwarzbraune Juristen-& Immobilien-Seilschaft sie zu Tode gebracht hatte, von der Stadt Hanau 1985 ein Armenbegräbnis.
“Das 7. Kreuz”-Lesung zur Einweihung des neuen alten Hanauer Gewerkschaftshauses / 8. Mai 18.30
Das siebte Kreuz – oder Widerstand gestern und heute
HaBE dazu noch einige notwendige eigene Vorbemerkungen:
Wer die Lesung im EZBankfurter Saalbau-Bornheim am 12.04. verpasst hat (LINKE Bornheim-Ostend/ siehe unten), kann sie jetzt in Hanau noch einmal in veränderter Form mit Beispielen aus dem Hanauer Widerstand hören. Es gibt verschiedene Versionen:
die ersten beiden Hanauer Lesungen im DGB-Jugendheim waren eingerahmt von Liedern und der Verlesung der Namen, Berufe, Parteizugehörigkeit und „Verbrechen“ der KZ-Häftlinge aus der Region, –
die Lesung in Dachau (LINKE KV) mit Liedern und den Briefen des hessischen KZ-Häftlings Eifler im Kontrast zu den Spruchkammer-Berichten über einen Mitläufer & -täter, der Leiter der Wormser/Osthofener Landwirtschaftsschule war, die im 7. Kreuz eine wichtige Rolle spielt. & Beitrag gegen das Vergessen der Selbstbefreiung des KZ-Dachau unter kommunistischer Führung durch Georg Scherer
Von alledem etwas gab es bei der Lesung auf dem Büdinger Herrnhaag – auf Einladung des Vereins der Freunde des Herrnhaag, jenes ehemaligen und heute wieder Herrnhuter-Zentrums, aus dem die SPD-Reichsregierung Müller lange vor 1933 schon ein HARTZ4er-Vorläufer-Arbeitslager “auf freiwilliger Basis” machte. Nach dem Motto: Ohne Leistung keine Leistung, wer nicht freiwilligt, dem wird abgezogen … so waren damals die HARTZ4-Sanktionen … ab 1933 machten die Faschisten dann Ernst: Zwangsarbeitslager Herrnhaag.
Die Gelnhäuser Lesung (GEW, amnesty, Pax Christi) in der mit 110 Menschen vollbesetzten ehemaligen Synagoge – war mit Romanausschnitten, Liedern, Dachau-Briefen, Beiträgen zum regionalen Widerstand und gegen die Kollektivschuld-Predigten der Täter und Mitläufer wie Richard von Weizsäcker – für Akteure und Publikum die bisher stärkste Herausforderung.
Ulrike Eifler ist die Enkelin des Dachauer KZ-Häftlings, HaBE ist Sohn des Mitläufers. Eine in der “ersten judenfreien Stadt im Reich”, in Gelnhausen besonders passende Kombination.
HaBEs Vater war der ‚christlichen‘ Überzeugung, dass Kommunisten und renitente Sozialdemokraten, wenn schon nicht erschossen, dann doch weggesperrt und mit härtester Hand umerzogen werden müssen. Deshalb waren für ihn die Schreie der Häftlinge und das Brüllen der SA/SSler, das Knallen der Peitschen, das er auf dem täglichen Weg zur Arbeit an der zum KZ umgewidmeten alten Osthofener Papierfabrik vorbei hörte – eine Selbstverständlichkeit. Zumindest nichts Außergewöhnliches: denn den Ungehorsam der eigenen Söhne bestrafte er ja auch mit der Peitsche – als letztes Mittel, und den polnischer Zwangsarbeiter mit Stockschlägen und Essensentzug, während er rheinhessische und Odenwälder Kleinbauern für Großbauern flurbereinigte und die so befreiten Kleinbauern zur Umsiedlung in die Ukraine drängte im Zuge der Neuordnung Europas während der später an Stalin grad gescheiterten Osterweiterung – zunächst um die Kornkammer und Ölquellen Europas.
So gut die Inszenierung des 7. Kreuzes im Frankfurter Schauspiel auf der Individualebene auch war, die Inszenierung verschwieg den Widerstand, verschwieg die politische Organisation der die Widerstandskämpferinnen angehörten, die KPD und sie verschwieg die Zeit 1933/34, in der es den Faschisten vor allem darum ging, die Gewerkschaften und die Arbeiterparteien zu zerschlagen, die Kampf- und Selbstschutzstrukturen der Lohnabhängigen …
Sie verschwieg den Widerstand gegen die Einrichtung eines europäischen Höchstprofit-Paradieses für das Finanzkapital, mit grenzenloser Ausbeutung, Hunger- und Zwangsarbeitslöhnen unter Einsatz geringster Schmiermittel, von Zuckerbrot und Peitsche, Kraft durch Freude und “Friedensspielen” und das alles finanziert aus den geraubten Streikkassen, den Mitgliedsbeiträgen, den Guthaben und Immobilien, Druckereien und anderen Betrieben der SPD und KPD, ihrer Volksbildungseinrichtungen, der Naturfreunde- …… und Gewerkschaftshäuser.
So gut diese Inszenierung und die schauspielerischen Leistungen bei diesem 7.Kreuz auch waren, so war diese Aufführung doch ein Teil der posthumen politischen Entzahnung der Anna Seghers durch Lesungen beim diesjährigen Literatur-Event der Buchmessestadt EZBankfurt: „Frankfurt liest ein Buch“. Wenn man schon an der der Ex-Vorsitzenden des DDR -Schriftsteller-Verbandes nicht vorbeikommt, dann muss sie wenigstens mainstreamkompatibilisiert werden, was eine verfeinerte Form von Zensur ist. Für wie notwendig die herrschende Klasse und ihre Auftragsschreiber und Zensoren diese Form der Zensur halten, lässt sich unschwer aus dem Anna Seghers-Eintrag bei wikipedia entnehmen:
…… 1947 verließ Seghers Mexiko und kehrte nach Berlin zurück,[4] wo sie anfangs als Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in West-Berlin lebte. Auf dem Ersten Deutschen Schriftstellerkongress im Oktober 1947 hielt sie eine viel beachtete Rede über das Exil und den Freiheitsbegriff. In diesem Jahr wurde ihr der Büchnerpreis verliehen. 1950 zog sie nach Ost-Berlin und wurde zum Mitglied des Weltfriedensrates und zum Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste berufen. 1951 erhielt sie den Nationalpreis der DDR und unternahm eine Reise in die Volksrepublik China. 1952 wurde sie Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR (bis 1978). 1955 zogen Anna Seghers und ihr Mann in die Volkswohlstraße 81 (heute Anna-Seghers-Straße[5]) in Berlin-Adlershof, wo sie bis zu ihrem Tod wohnten. Heute befindet sich in der Wohnung die Anna-Seghers-Gedenkstätte, ein Museum zu Leben und Werk der Autorin.
Als 1957 Walter Janka, dem Leiter des Aufbau-Verlages, der ihre Bücher verlegte, wegen angeblicher „konterrevolutionärer Verschwörung“ der Prozess gemacht wurde, nahm sie dazu nicht öffentlich Stellung. Beim Ausschluss von Heiner Müller aus dem Schriftstellerverband im Jahre 1961 stimmte sie dagegen. 1975 wurden ihr der Kulturpreis des Weltfriedensrates sowie die Ehrenbürgerschaft von (Ost-)Berlin verliehen. 1978 trat sie als Präsidentin des Schriftstellerverbandes zurück und wurde dessen Ehrenpräsidentin. Im selben Jahr starb ihr Mann. Im Jahre 1979 schwieg Anna Seghers zu den Ausschlüssen von neun kritischen Autoren aus dem Schriftstellerverband. 1981 wurde ihr die Ehrenbürgerwürde ihrer Geburtsstadt Mainz verliehen. Sie starb am 1. Juni 1983 und wurde, nach einem Staatsakt in der Akademie der Künste der DDR, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt. …..
Die Vernichtung der Juden Zentraleuropas war nur möglich nach der Zerschlagung der Gewerkschaften, der KPD und der SPD und ihrer Schwester-/Brüder-Organisationen in den überfallenen europäischen Ländern … Die Landung der Westalliierten sowohl in der Normandie als auch in Süd-Italien, aber auch in Norwegen und in Griechenland und der schnelle Vormarsch gegen die faschistische deutsche Reichswehr war nur möglich durch den unter kommunistischer Führung arbeitenden Widerstand in Frankreich, Italien, Griechenland, Jugoslawien, in den Beneluxstaaten, in Norwegen und in Österreich und Deutschland.
Das Ziel des deutsche Finanzkapitals eines gewerkschaftsfreien, widerstandsfreien – nach seinen Zielen neugeordneten Europas und möglichst der ganzen Welt … dieses damalige Ziel steht heute wieder mit allen Konsequenzen und Kriegseinsätzen nach Innen und Außen auf der Agenda, in den Programmen der führenden Kapitalformationen und ihrer politischen Marionetten.
So wie in Deutschland die Kommunen, Städte, Kreise und Länder darum konkurrieren müssen, wer dem Kapital die besten Konditionen bietet indem Sozialleistungen in Leistungen fürs Kapital verwandelt werden, so tobt mittlerweile der Konkurrenzkampf zwischen GroKo-Merkelland und dem Macronat um die besten Kapitalkonditionen, werden französische Lohnabhängige und Rentner gegen deutsche ausgespielt, weil Macron mit seiner „Schröderagenda“ aufholt …
Und im Nahen Osten und in Afrika geht dieser Konkurrenzkampf weiter um Positionen in Mali, Nigeria, Jemen, Syrien, Irak, Libyen … wenn‘s um den Höchstprofit geht, hilft auch keine „deutsch-französische Freundschaft“ mehr. Auch keine „deutsch-amerikanische“. Da kämpfen Groß-Konzerne zunächst gemeinsam um den großen Kuchen und wenn es um die Aufteilung geht, gehen sie sich an den Kragen. Mit Strafzöllen fängt es an, dann folgen Sanktionen und dann … dann lassen sie auch Mal ein paar Flugzeuge der Konkurrenz abstürzen, im Wettlauf um den Rüstungssektor und den der zivilen Luftfahrt: z.B. Boing gegen Airbus. Na ja, alles Verschwörungstheorie. Alles logo mit den Pannenserien beim AIRBUS 400M …
Aber das geht jetzt etwas weit von Anna Seghers weg oder gerade doch nicht ?
Wie sagte Mark Twain einmal: „Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich!“
Und so reimt sich auch der Widerstand von gestern mit dem von heute, der Widerstand, nach dem das 7. Kreuz sucht. …. http://www.barth-engelbart.de/?p=202451