Söhne Mannheims wollen keine MiSS- nur schöne Töne.

Die Söhne Mannheims wollen keine Miss-nur schöne Töne. Vielleicht liegt es daran, dass mehr Töchter als Söhne missbraucht wurden- in den Mannheim-„Neckarauer Liebeswerken“ der evangelischen Landeskirche Baden? In dem angegliederten musischen Bach-Gymnasium und dessen Internat?

Warum Hanns-Martin Schleyer gerade diese „Liebeswerke“ sponserte, warum die badische Landeskirche dort einen Ex-SS-Offizier der „Leibstandarte Adolf-Hitler“ eine „evangelische Elite“ erziehen ließ?

Warum Schleyers Freund aus goldnen Prager Tagen, Sepp Dietrich-Moninger -wie Schleyer auch Ex-SS-Obersturmbannführer unter Heydrich- zusammen mit dem ebenfalls Ex-SS-Obersturmbannführer Ries (Frankentaler PEGULAN-Boss) diese Liebeswerke unterstützten und ihre Kinder dorthin schickten, wie auch die ihrer Manager z. B. die des PEGULAN-Managers Klumb, des späteren FDP-Wirtschaftsministers von Rheinland-Pfalz? Schnee von Gestern ? Das Gymnasium gibt es heute noch.

Ein 14jähriger Internatsschüler beginnt zu hinterfragen, zu forschen seit er 1963 auf dem Dachboden die Doktorarbeit des Internatsleiters gefunden und die SS-Tätowierung auf dessen Armen gesehen hat . Im Internat muss er jüdische Mitschüler vor Angriffen der Jung-Neo-Nazis verteidigen, so wie Gastschüler aus Nigeria, die sich jedoch auch gut selbst zu wehren wissen. Er versucht Folterungen von Bettnässern zu verhindern, das Ausmaß sexuellen Missbrauchs beginnt er zu ahnen, hat aber von den Hintergründen und der Vorgeschichte noch keinen blassen Dunst.

Beim Versuch unter Anleitung eines Erziehers eine DFU-Versammlung im Hinterzimmer der Neckarauer VfL-Stammkneipe „Zeilfelder“ zu sprengen, trifft er auf Erwin Eckert, ohne zu wissen, um wen es sich handelt. Von den Erziehern gegen den „stalinistischen Totalitarismus“ eingeschworen legen die Penäler los.

Als die Drei- bis Fünfkäse- und hauptsächlich Nase-hochs die Versammlung dauernd stören, und die Anwesenden im Begriff sind, die Jungschar aus dem Saal zu komplimentieren, schreitet Erwin Eckert ein: „Lasst sie doch ihre Kritik und Fragen erst Mal vortragen!“ Danach gab es heftige Wortwechsel, laute Unmutsäußerungen aber schließlich sehr spannende Diskussionen und nachhaltig wirkende Informationen.

Langsam wurde offenbar, warum den nasehöchsten Internatsschülern von Neckarauer eingeborenen, nicht-gymnasialen Jugendlichen öfter mal Prügel nicht nur angedroht wurden. „Mike“, einer der Internatsschüler, die beim Vfl Neckarau Fußball spielten, kommentierte -um Hilfe gebeten- das regelmäßig so: „Wer von uns hier Prügel kriegt, der hat sie mit Sicherheit auch verdient!“

Olewole Thompson, nigerianischer Afrika-Missions-Stipendiat und Sohn des nigerianischen Landwirtschaftsministers, spielte als 2Meter-Mann bereits mit 16 beim SV Waldhof: „Da haben die doch Recht. Das ist ein Bisschen wie Klassenkampf, aber anders als Unter- und Oberliga beim Fußball.“

Olewole kannte sich gut aus, auch in der Geschichte der Deutschen (Ost-)Afrika-Mission, die in den „Neckarauer Liebeswerken“ ihren 100. Geburtstag feierte. Da sang Olewole auf Einladung der Obermissionare von der Kanzel der Matthäuskirche herab zum Erschrecken der obersten Missionsleitung als Vorzeige-Neger keine Lobeshymne sondern hielt eine geharnischte Strafpredigt und bezog sich dabei teuflischer Weise auch noch auf Patrice Lumumba. Frenetischer Beifall aus den hintersten Reihen in Gedanken an Hereros, Hutu und andere Missionsopfer, strafende Blicke der Kirchenoberen. Die Rache der Patriarchen war sicher wie das Amen in der Kirche.

HaBE wie gewöhnlich Mannheim unversöhnlich beschrieben.

Kaum eine andere Stadt in Deutschland war so umkämpft wie Mannheim und seine ungeliebte Schwesterstadt Ludwigshafen, oder Lumbehafe, wie sie von Mannheimern liebevoll  gekost wird.

Die Nazis haben die Stadt von der Peripherie aus aufzurollen versucht, es aber nicht geschafft: in die Neckarstadt hat sich Hitler nie getraut.

Warum war Mannheim so umkämpft?  Mannheim  war eine „rote Hochburg“. Um die zu erobern, setzte das in der Harzburger Front um Medien-Mogul Hugenberg versammelte Industrie- und Finanzkapital alle Mittel ein: die Kirchenkampfmittel der „Deutschen Christen“ mit ihrem  badischen Zentrum, der Mannheim-Oststädter Christus-Kirche, die Gefügigmachung der Sportvereine durch Zuckerrohr und Peitsche (Sponsoring & Sanktionen, Sabotage &Terror): wer jüdische, sozialdemokratische und kommunistische Spieler nicht wegdrückte zunächst auf die Rerservebank und dann ganz aus dem Verein, der wurde in der Presse niedergemacht. Bei dessen Spielen organisierte die SA Schlägereien, dessen Vereinslokale erlebten SA-Saalschlachten…

Gut zu spüren bekam es der erste Verein, den Sepp Herberger trainierte: der VfL Neckarau –

bevor Herberger zum Lieblingstrainer des „Führers“ aufstieg und wie des „Führers“ Lieblingsturner Carl Diem auch nach 1945 wieder eine steile Karriere hinlegte. Passte ja alles gut zusammen: Sepp Herberger sorgte fürs Wunder von Bern, NS-Finanzier und Kriegsverbrecher Abs sorgte für das Währungs-Wunder und die deutsche Teilung, Wehrwirtschaftsführer Ehrhardt für das Wirtschaftswunder, Carl Diem für die Sporthochschule Köln und die Bundesjugendspiele, nachdem er noch im Februar 1945 im Berliner Olympia-Stadion Zehntausende von Hilterjungen auf den Endsieg durch den Volkssturm und den Heldentod eingeschworen hatte. …. Und der SS-tätowierte Internatsleiter durfte nach Spruchkammer Predigtverbot bis 1958 für das Konfirmanden-Missbrauchs-Verschweige-Wunder in Eberbach und ab 1960 für das Wunder der Entstehung einer „evangelischen Elite“ in Mannheim-Neckarau unter dem Schutzschirm der Landeskirche sorgen.

Der Kampf um Mannheim ging nach 1945 zwar ohne den offenen Terror von SA, SS, SD und Gestapo aber in ungeahnter Schärfe weiter .

1964 bei der Beerdigung des Ex-SS-Obersturmbannführers Sepp Dietrich-Moninger ziehen ca. 5.000 alte braune Kameraden mit dem Lied „Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen, SA marschiert ..“ durch Ludwigsburg.. mitten unter ihnen mit Sonnenbrille in der Mitte des großen Bildes, links vom Falz ein Mann der dem evangelische Internatsleiter aus Mannheim doch sehr ähnlich sieht (Bild & Reportage Paris-Match) (einsehbar u.a. im Stadtarchiv Ludwigsburg)

Der populäre Mannheimer Stadtpfarrer und KPDler Erwin Eckert kandidierte 1949 für das Amt des Oberbürgermeisters und erhielt 35% der Stimmen.. Daraufhin wurde er von der badischen Landeskirche wieder kaltgestellt, wie schon 1931, als er wegen der Panzerkreuzer-Politik von der SPD zur KPD wechselte. Mannheims Sozialdemokraten wollen zunächst mit der KPD unter Eckert zusammenarbeiten, werden aber vom Hannoveraner Bundesvorstand zurückgepfiffen – zugunsten einer großen Koalition von SPD und CDU. Noch drastischer abgeblasen wird der Versuch des Zusammenschlusses von SPD und KPD zur -GOTTSEIBEIUNS- sozialistischen Einheitspartei.

Heiße Fronten im Kalten Krieg. Zwischen diese Fronten gerät 1960 ein 13jähriger. Weil er den Streik der IG-Metaller für Lohnfortzahlung bei Krankheit unterstützt, fliegt er aus dem „Elite-Gymnasium“ des von der Landeskirche als „Anti-Eckert“ zum Arbeiter-Pfarrer ernannten Neckarauer „Liebeswerke“-Pfarrers „Pope“ Erich Kühn. Doch die IG-Metaller machen Druck auf Mannheims Bürgermeister Walter Krause. Er soll der Schule die städtischen Mittel entziehen, wenn der Streikunterstützer nicht wieder aufgenommen wird. Erwin Eckert ist einer von denen, die den Druck organisieren.

Die „Söhne Mannheims“  haben mit der „Vertreibung aus dem Rosengarten“ nichts zu tun und wollen es auch nicht. „Wir werden überhäuft mit solchen Anliegen!“, wimmelt mich die Söhne GmbH telefonisch ab, als ich anfrage, ob die Söhne eine Lesung meiner „Miss-Töne“ in Mannheim unterstützen würden..   in Heidelberg vielleicht, wo die „bessere Leut“ wohnen, wie Xavier mittlerweile auch? Oder in Eppelheim, in Schwetzingen, Hockenheim, Ludwigshafen …  „Nein, tut uns leid!“  Mir auch.

Kein Anschluss unter dieser Nummer.

Von Joy Fleming kam sofort die Rückfrage: „Woann wilschd Du doann lese?“ „Oam beschde sofodd!“ Mir hawwe uns sofodd verstoanne. War ja auch kein Wunder. Ich war mit ihrem Ausbilder, dem Jazzer „Emmes“ Werner Pöhlert eng befreundet.  Werner spielt schon lange im Himmel, wahrscheinlich aber wegen der besseren Temperaturen eher in der Hölle. Dort röhrt seit 2017 auch Erna Raads höllische Rhythm’n Blues-Soul-Himmel-Stimme. Kein Wunder, wenn man in Rockenhausen geboren wurde.

Dass Joy bei Mercedes-Benz gelernt hat, machte die Sache noch einfacher., Als ich ihr nach einem Konzert in Friedberg erzählte , was ihr oberster Boss Hanns-Martin Schleyer mit den Miss-Tönen zu tun hat, winkte sie durch die Zähne pfeifend ab: „Des werd schwierisch. Awwer isch helf der, ruf misch oa!“ Ich habe sie ein paar Mal angerufen, : „Mir mache des im JUZ in de Neggarstadt!  … Des dauert awwer noch !“  Bei meinem letzten Anruf vor zwei Jahren war sie leider nicht mehr zu erreichen.

Wer Interesse an Lesungen aus den Romanfragmenten der „Vertreibung aus dem Rosengarten“ hat, soll sich bitte mailden bei habebuechnereiweb.de

Mannheims Bürgermeister Walter Krause (SPD) unter dem parteilosen OB Reschke (der eine Schwester im Bachgymnasium als Englischlehrerin untergebracht hatte) machte in der großen Koalition in Baden-Württemberg als Innenmister Karriere und bereicherte das Podium der „Neckarauer Jugendgespräche“ 1966/67 in der Turnhalle des BACHGYMNASIUMS zum Thema „Jugend ohne Perspektiven“: Pater Nell-Breuning(SJ, führender Vertreter der katholischen Soziallehre), „Pope“ Erich Kühn (Industriepfarrer & Neckarauer Liebeswerker), Walter Krause (SPD Innenminister & Notstands-Gesetzes-Befürworter, Bürgerkriegsausrüster der BaWü-Bereitschaftspolizei), Dr. Hermann Wallenwein (Ex-Deutscher Christ, Ex-Internats und jetzt Schulleiter und Ex-? aktiver Missbrauchsaktivist) & nach Publikums-Protesten gegen die rechtslastige Podiumsbesetzung kam noch der Vertreter des Heidelberger SDS, Lothar Böpple mit aufs Podium. Nachdem Nell-Breuning alle Podiums-Redner locker rechts liegen ließ (den SDS-Böpple eingeschlossen) und den Herrschenden gewaltig die Leviten las, war es fast ein Wunder, dass die Jugendlichen im Saal nicht alle ihre Perspektive bei den Jesuiten suchten . :-0))))))))))))))))))))))

Noch im gleichen Jahr werde ich Zeuge einer von Walter Krause initiierten Polizei-Aktion gegen ein Radsportfest in der Nähe von Heilbronn: einige der Organisatoren vom Radsport-SOLIDARITÄTS-Verband, von der Demokratischen Linken (DL), eine Reihe von Radsportlern aus der DDR werden festgenommen, die mit BRD- und DDR-Wimpeln geschmückte Halle soll sofort „entwimpelt“ werden. Da sich die Aktiven weigern, wird die Halle kurzerhand wegen angeblicher Baufällgkeit gesperrt.

Mit sozialdemokratischen Grüßen

Walter Krause (Innenminister)

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Der Artikel und die Bilder zu Erwin Eckert stammen aus dem Magazin „Rotfuchs“

Alle Zeichungen mit Straßenszenen aus Mannheim Neckarau sind um 1964 herum entstanden. Trotz „öffentlichem Zeichnen-Verbot“, das wegen renitentem Verhalten ebenso ausgesprochen wurde wie das Verbot Posaune und Gitarre zu spielen. Das Mitsingen in der „Neckarauer Kantorei“ blieb als Aushängeschild & Grundlage für das Stipendium ebenso Pflicht, wie die Übernahme z.B. von Solopartien des Kaiphas in der Matthäus-Passion („Gott sei Dank!“) u.a. in der Matthäuskirche, dann in der Jugendstil-Christuskirche (die nicht nur Zentrum der Deutschen Christen in Baden sondern später auch (wieder?) zur Licht-Pilgerstätte vieler Rudolph Steiner-Fans wurde)

Ehrlich gesagt, ich war wegen der Solopassagen in der Matthäus-Passion mächtig stolz (auch wenn mir zweimal die Luft nicht reichte).

Unvergesslich war dabei der Auftritt des Startrompeters Scherbaum, der während des Konzertes stockbesoffen vor der Pauke saß und schlief und nur zu seinen Soli aufschreckte, wenn der Pauker ihm zum Einsatz auf den Kopf schlug. Etwas taumelig von Musikernachbarn abgestützt schmetterte er seine Trompeten Tremolos von der Empore und sackte mit dem letzten Ton wieder auf den Stuhl. Phänomenal-desillusionierend. Und bei geschlossenen Augen wunderschön. Kein Wunder, dass dabei dem Kaiphas die Luft wegblieb.

Dreimal darf man raten, wer den Scherbaum bezahlt hat. Mir war das damals Schleyerhaft. Er muss eine Ries-ige Gage bekommen haben …. Viel zu viel für eine popelige Vorstadt-Kirchengemeinde. In der reichen Oststadt-Christuskirchengemeinde war das schon etwas anderes.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

3 Gedanken zu „Söhne Mannheims wollen keine MiSS- nur schöne Töne.“

  1. Unglaublich interessant! Solltest du in einem Buch zusammenfassen. Und die Zeichnungen sind wunderschön!!!

  2. Geiler Artikel. Ich bin aus Lumbehafe, aber meiner Heimatstadt – ebenso wie Monnem – selbst nach 20 Jahren immer noch stark verbunden.

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