HaBEs Sternstunden 4.: seien es auch nur Gedenk-Sekunden an meinen Freund Gerhard Zwerenz

Manchmal sind die Sternstunden auch nur Sekunden. Jeden Morgen beim „Tigersprung“, den mir einer meiner besten Freunde so erklärt hat: „Hartmut, wenn Du den Tigersprung morgens noch schaffst, brauchst Du noch keinen Platz im Altersheim reservieren zu lassen. Wer den Quantensprung noch kann, ist noch besser dran, der braucht auch noch kein betreutes Wohnen!“  Albert Einstein hat mir das nicht am Telefon erzählt, trotz des Quantensprungs.  Gerhard meinte damit den Sprung der Käsequanten in die Socken, ohne sich dabei hinzuhocken. Also im Stehen. Ich packe das nicht jeden Morgen und mit feuchten Füßen nach dem Duschen komm ich zwar noch in die Puschen, aber nur im Sitzen in die Strümpfe. Aus dem Feuchtgebiet der Sympathisanten-Sümpfe.


ullstein bild; B. Friedrich 01046017

So gibt es allmorgendlich  beim Anziehen, beim Sprung in die Unterhose mindestens eine Gedenksekunde an Gerhard Zwerenz.  Ob der nun in der Hölle, wo er schon wegen der Wärme und seinem alten Kupferschmied-Leiden an den Lenden viel lieber ist als im saukalten Himmel, morgens in die Unterbüchsen springt, weiß ich nicht so genau.

Seit 1967 sind wir befreundet, wo ich ihn bei der Ostermarsch-Abschlusskundgebung auf dem Frankfurter Römerberg getroffen habe. Von diesem Treffen gab es danach eine Woche lang in den Kinos des Odenwaldes mehrheitlich Zustimmung und Beifall, teils tumultarischen Jubel, wenn mein Interview gezeigt wurde. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war mein Ruf als „Revoluzzer“ unwiderruflich, lange vor dem polizeilichen Wurf vom Vordach des Zürichhochhauses in FFM im Februar 1968. Dem Interview folgten Aktionen gegen die Notstandsgesetze, meine Festnahme in der Bannmeile um das Bonner Bundeshaus, wo ich Plakate & Transparente ausstellte, Lesungen machte. Danach Haft in der Wache des Bundesgrenzschutzes im Bundehaus, Aussetzung nach 20 Stunden im Wald bei Königswinter … dann Hausdurchsuchung und Festnahme in Michelstadt und weiter mein erstes öffentlich-unrechtlich-polizeiliches Kopfzerbrechen bei der Sprengung eines NPD-Parteitages zusammen mit Emil Carlebach, Dr. Ellen Weber, und Kurt Trautmann (dem unsterblichen DKP-Büchertisch in der Goethe-Universität, seit die mal Karl-Marx-Universität hieß.) Mit den Dreien gemeinsam wurde ich wegen schweren Landfriedens-, Hausfriedensbruchs, Widerstands gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und Beamtenbeleidigung angeklagt (Die Anklageschrift liegt noch im Archiv des hessischen Innenministeriums und auch bei mir im Archiv). Wer einen link zur 1967er Osterausgabe der fox tönenden wochenschau kennt, soll ihn mir bitte mailen. Um die mir vorliegende Wochenschau- vhs-Kassette „Das war 1967“ zu digitalisieren, bin ich zu altersblöde.

Gerhard hat zusammen mit Ingrid das Vorwort für meinen Polit-Lyrik- und -Grafikband „unter-schlag-zeilen“ geschrieben.

Er und Ingrid waren auch Gäste bei meinem ersten Kabarett-Soloprogramm  im Dachcafé über der Kaufhof-Galeria an der Frankfurter Hauptwache so um 2003 herum. Veranstalter war die Frankfurter Kunstgesellschaft. (Zum ersten und zum letzen Mal :-O)))))

Moderiert hat Hans See und ich habe mich gefreut wie ein Schneekönig. Heinrich Pachel war da, Heinrich Dröge, Johnny Klinke, ein oder zwei Wölfe. Meine Ex-Arbeitgeber im SDS-Bundesvorstands-Büro in der Wilhelm-Hauff-Straße, angeblich soll auch mein zweiter Arbeitgeber  Abi Melzer vom Olympia-Verlag da gewesen sein, wo ich die schrecklichen Pornos von Henrik -M. Broder  1969 Korrektur-lesen durfte. Herbert Stubenrauch war da, Renate auch, ich weißes nicht mehr genau, aber Monika Seifert war da, eine ganze reihe von lange nicht mehr gesehenen Studienkolleginnen, berufsverbottenen und nicht verbotenen Lehrkörpern, Streetworker, Ex KBWlerINNen, auch der Herterich von der ExKPD/AO war da. Nur sein Ex ZK-Kollege Horst Mahler war verhindert. Fischer hat gottseidank geschwänzt, weil er befürchten musste, das er doch noch eine von mir auf die Backe kriegt. Auch Schmierer und Koenen haben sich gedrückt. Während Mich Brumlik wenigstens mal kurz reingeschaut hat – zusammen mit Johnny Klinke. Prof. Horst Löchel, der mich wegen Volkstümelei und anderen Linienabweichungen unter linientreuer Mitwirkung Schmierers & Koenens & Höflers aus dem KBW ausschließen wollte (aber nicht konnte, weil ich zusammen mit Wilhelm Pauli Sekunden zuvor ausgetreten bin :-O)))), war wegen einer Vorstandssitzung der Francfort School of Finance and Management verhindert oder gerade ich China, um dort eine Niederlassung zu gründen. . Dass Ulrike Holler auch da war, hat mir der Pachel nach der Vorstellung gesteckt. Aber einen Bericht im HR gabs nicht. Meine Texte wären da nur als Wellenbrecher unterwegs gewesen (oder als Wellnessbrecher!?)

Das Café war proppen voll. Gage gabs keine und ich Idiot habe noch nicht Mal einen Klingelbeutel rumgehen lassen. Aber ich war überglücklich, dass Ingrid und Gerhard Zwerenz  da waren.

Wir sahen uns damals sehr ähnlich, zumindest was die Frisuren betraf.

Warum die Missbrauchsorgien des Lech-Walesa-Beicht- und Ziehvaters Jankowski erst jetzt ausgegraben werden, ist mir völlig schleierhaft. Sein brandneuer Mercedes in der Garage der gerade erneuerten großen Pfarrei deutete zwar nicht auf den Knaben- aber doch auf nicht weniger wichtige andere Missbräuche hin. Ist er jetzt fallen gelassen worden und wenn, warum ?

Mit Gerhard hat mich damals niemand verwechselt, dafür aber der SPIEGEL mit dem SDS-Platzhirschen Bernd Rabehl und etwas später dann am Stück die Presse und die Polizei mit Walter Mossmann.

1. Mai 1976 in Hanau: Nach der großen DGB-Kundgebung über die Anlage der Werkskapelle der PREAG: Lieder gegen die Jugendarbeitslosigkeit, den & 218 & 219, für Volksentscheid, zur Unterstützung der Streiks für die 35-Stundenwoche und festgeldlohnerhöhungen gegen die Spaltung der Belegschaften, gegen die AKWs und schon gegen die drohende Rollbahn an die Ostfront, die A66, den Ausbau des Frankfurter Flughafens, gegen die Fahrpreiserhöhungen, gegen die Wasserpreiserhöhungen und die Zerstörung des Bulauwaldes …gegen den Verkauf der Bahnsiedlungen und die Verschleuderung der „Neuen Heimat“ und Mietpreiserhöhungen … alles sehr „Volkstümelnd“ !!
1981 bis 1989 haben wir von Hanau aus ca. 17 Hilfstransporte „für den linken Flügel der SOLIDARNOSC“ nach Polen gefahren, nicht wissend, dass in den Hilfstransporten durch die IGFM in FFM (eine Tochterorganisation der CIA) „Hilfsmittel“ nach Polen geschmuggelt wurden.

Apropos Klingelbeutel: als ich ein paar Jahre später im Café Kante am Merianplatz aus meinem Roman-Manuskript „Die Putztruppen“ ohne feste Gage nur mit Klingelbeutel gelesen habe, ging ich mit 375,- € nach Hause. Nun, Borheim-Nordend ist eine Hochburg der Alt68er GRÜNEN und die spielen zumindest am Rande des Romans eine Rolle. So wie Joschka und Joscha auch. Und dieses Viertel ist mittlerweile eines für erheblich Besserverdienende.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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