HaBEs Sternstunden 8.: Gebrauchte Lieder im OKTOBERLAND-Vorprogramm zu Heiner Müllers „Zement“ im Bankfurter Schauspiel 1976

Nun ja, Diether Dehm, Lerryn war damals sehr darauf bedacht, dass ich bei den „Liedern im Park“ in Frankfurt am Main „als Agent des Klassenfeindes“ nicht auf die Bühne kam. Pech für ihn. Es ging auch ohne Bühne, viel mobiler wie schon bei den Demos und Blockaden und mit oder ohne Megafon , aber mit großem Volkschor: „Keinen Pfennig mehr, als bisher!“ und die Spontis mit Johnny Klinke an der Spitze fielen dazu ein mit „Nulltarif muss her!“, was auch ich zunächst getextet hatte, bis mir die Regionalleitung des KBW die richtige Linie in die Feder diktierte….

Nun ja, immerhin noch besser als des militanten Daniel Cohn-Bendits schlechtgereimte Großmaulerei: „Wenn die Preise weiter klettern, werden wir dem Rudi Arndt ganz gewaltig eine brettern!“ Gerd Koenen hat ihn dann ja auch im größten Hörsaal der Uni für den Arbeitseinsatz in einer bulgarischen Fischmehlfabrik empfohlen, zusammen mit Rudi Maurer von der DKP, der sich über die günstigen Puffs im RGW ausgelassen hatte. So was habe ich später nur noch von Passagieren der Sex-Bomber-Flotte von CONDOR gehört, wenn sie nicht nach Mombassa sondern nach Kuba zum Bumsen unterwegs waren: „Des is billischer als woann de noch Thailand flieschsd …. un die hawwe aach koan AIDS. Do is de Fidel eschd schdreng! Do heert de Spaß beim Bummse uff!.“ Aber solche Reise-Empfehlungen gab es durchaus auch in Hochdeutsch. Cuba-Si! Genauso wie die Empfehlungen nach Polen: „Schaff Dir ein Polenmädel an, das was vertragen kann, und dich auch waschen kann……“

2 Jahre später, 1978 diktierte dann das KBW-ZK unter der Führung der Genossen Hans-Gerhard („Joscha“) Schmierer, Horst Löchel und Gerd Koenen von der KBW-Regionalleitung-Mitte mir die Texte, meine Versionen wurden linientreu gewaschen und als Lieder der Mannheimer Prol-Vorzeige-Truppe „Drum Links“ verkauft. Anschließend wollten die Herren und eine Dame, Annette Mönich, mich wegen „Volkstümelei“ ausschließen. Aber zu spät, ich war Sekunden vorher schon ausgetreten. Sozusagen mit dem Gang auf die Toilette der Paulis, Wilhelm Pauli tat das Gleiche, bevor auch er in dieser Nachtsitzung der Stadtzelle Hanau ausgeschlossen werden sollte.

Joscha Schmierer saß bis vor Kurzem noch mit Frank Herterich von der KPD/AO und der KBWlerin Brigitte (Biggi) Laubach in Joschka Fischers Jugoslawien-Kriegs-AA-Think-Tank und Horst Löchel in der obersten Etage der Francfort School of Finance & Management. Volkstümlich ist das jedenfalls alles nicht so recht. Nun, von Kretschmann soll man erst gar nicht anfangen. Noch weniger von Burkhart von Braunbehrens, dem Galerie LEO im Bündnis mit dem DOKUMENTA-Sponsor Bodemann-Panzerbauer

In Frankfurt hatte Fassbinders TAT-Ensemble gerade begonnen das Theater am Turm zu räumen, weil ein Umbau vorgenommen werden sollte. Das war sozusagen der Anfang vom Ende 1995, wo der Betreiber des Kinos Bergerstraße mit Hilfe DM-starker Finanziers und der Stadt Frankfurt das gesamte historische und sozialpolitische Zentrum und architektonische Ensemble „Volksbildungsheim“ aufkaufte, um ein gigantisches Volksverblödungszentrum dort einzurichten: Kinopolis. Das TAT wurde danach in das gerade noch vor dem Abriss bewahrte Bockenheimer Straßenbahn-Depot umquartiert … Nun, das TAT-Ensemble hat uns beide, Brigitte Brunnengräber und mich eingeladen, in ihrem 1976er OKTOBERLAND-Programm mitzumachen, besonders mit unseren Liedern gegen den § 218, zur Jugendarbeitsosigkeit, zu den Mieten & den Fahrpreisen usw…

Das rebellische TAT-Ensemble wurde an die Städtischen Bühnen, das Schauspielhaus verfrachtet. Es machte dann dort weiter Furore mit dem Roman & Theaterstück meines Freundes Gerhard Zwerenz „Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond“, das bei Fassbinder dann „Der Müll, die Stadt und der Tod“ hieß, das er dann als alter Egomane als eigenen Roman erscheinen ließ. Kein Wort mehr über den eigentlichen Schöpfer des Stückes.

Aber lassen wir das. Die Wut der Frankfurter richtete sich damals überhaupt nicht gegen den Mann der Deutschen Banken fürs grobe Gentrifizierungsgeschäft, Ignaz Bubis. Das Objekt des Volkszorns war der Schah-Freund und Bankier Ali Selmi, zu dem schreibt das Deutsche Architektur-Forum:

Die Gebrüder Selmi waren in den 50er Jahren durch eine in ihrer Branche in Deutschland neuartige Vertriebsmethode zu erheblichem Reichtum gekommen, dem Teppichhandel durch Haustürverkauf. Der seit 1952 in Frankfurt tätige Ali Selmi war später eine der umstrittenen Figuren im Frankfurter Häuserkampf. Den Gebrüdern Selmi gehörten einige der besonders umkämpften Adressen im Westend, u.a. die Bockenheimer Ldstr.93 oder das 1971 besetzte, kurz darauf geräumte und dann in demoliertem Zustand lange Zeit leer stehende Haus Grüneburgweg 113.

Schnell aufgesprungen auf eine große Bewegung. Fischer und Cohn-Bendit, die später in ganz anderen Dimensionen Wohnraum vernichten ließen. Unter Beifall der GRÜNEN „Fischer-Chöre“



Das Hochhaus an der Eschersheimer Landstraße war von 1972 bis zu ihrer Schließung im Jahr 1976 Sitz der im Dezember 1968 gegründeten Selmi-Bank AG. 1968 wurde Ali Selmi Vorstand der von ihm gegründeten Selmi-Bank AG, die nach der Pleite der Kölner Herstatt-Bank im Juni 1974 ebenfalls in Schwierigkeiten geriet. Da ihre Rekapitalisierung misslang, gab die Bank ihre Lizenz zurück und beantragte 1975 die Liquidation. Vielleicht hat sie damit nur die Schließung durch die Bankenaufsicht vermieden, denn ins Gerede war die Bank auch wegen illegaler Auslandsgeschäfte mit Wertpapieren, u.a. mit Luxemburg und der DDR gekommen. Nach der Wende wurde bekannt, dass die Selmi-Bank gute Geschäfte mit den Firmen des Stasi-Bevollmächtigten Schalck-Golodkowski getätigt hatte. Wegen illegaler und betrügerischer Wertpapiergeschäfte sind später in einem jahrelangen Wirtschaftsstrafverfahren einige Vorstandsmitglieder der Selmi-Bank (Selmi selbst hatte damit nichts zu tun) zu hohen Haft- bzw. Geldstrafen verurteilt worden. Das Urteil wurde allerdings nicht rechtskräftig, denn der Prozess endete – dies nur am Rande – in einer schlimmen Justizaffäre: der BGH stellte das Revisionsverfahren der Verurteilten 1988 ein, nachdem es der Frankfurter Justiz über sechs Jahre nicht gelungen war, die Prozessakten dem BGH in Karlsruhe vorzulegen.

Ali Selmi war fraglos eine schillernde Figur, mit bekanntermaßen allerbesten Beziehungen zur hessischen SPD und zum Magistrat, weshalb sein Name auch wiederholt im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen gegen Beamte der Bauaufsicht und SPD-Magistratsmitglieder auftauchte.

Mit seinen Immobiliengeschäften hatte er nicht nur Glück, das „große“ Selmi-Hochhaus am Platz der Republik konnte er bekanntlich nicht vermieten und hat es schließlich nach über zwei Jahren Leerstand Anfang 1977 an die Zentralbank der Volks- und Raiffeisenbanken, die heutige DG-Bank verkauft.

Auch das „kleine“ Selmi-Hochhaus sollte brennen

Am 3.5.1972 geriet das „kleine“ Selmi-Hochhaus erstmals in die Schlagzeilen der Lokalpresse: „Hochhaus sollte brennen, Anschlag von der Polizei in letzter Minute verhindert“ titelte die FAZ. Von einer wachsamen Nachbarin seien fünf junge Leute dabei gestört worden, wie sie in der Nacht auf den 2. Mai 1972 in einem benachbarten Hof aus einem Citroen Benzinkanister, Molotowcocktails und zwei Dutzend Pflastersteine entluden. Beim Eintreffen der Polizei, waren die Täter längst über alle Berge. Als kurze Zeit später wieder einige Personen erschienen, um die Tatwerkzeuge abzutransportieren, wurden sie, heftig Widerstand leistend, in einem benachbarten Hof festgenommen, zwei minderjährige Frauen und drei junge Männer zwischen 21 und 24 mit Wohnsitz im besetzten Haus Corneliusstraße 24; zum Vorwurf der versuchten Brandstiftung schwiegen sie beharrlich. Der gegen die drei Verdächtigen beantragte Haftbefehl wurde vom Amtsgericht nicht erlassen.

Ende 1973 wurde vor einer Großen Strafkammer in Frankfurt über die Anklage wegen Verabredung zur Brandstiftung gegen drei Angeklagte verhandelt. Der Prozess endete mit einer Verurteilung von zwei Angeklagten wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt (hatten sich gegen ihre Festnahme gewehrt); ein Verfahren wurde eingestellt. Es war dunkel damals, die Zeugin hat eigentlich nicht viel gesehen, andere Zeugen konnten nicht geladen werden und so dürften die Angeklagten und ihr Verteidiger Rupert von Plottnitz nicht unzufrieden gewesen sein (damals war die Mehrfachverteidigung noch zulässig). Einige Jahre später war zu lesen, dass einer der Angeklagten in diesem Brandstifter-Prozess einer der Wiener OPEC-Attentäter von 1975 war, Hans-Joachim Klein.

Mal ganz abgesehen davon, dass hier schon klar wird, wie weit der tiefe Staat in damalige Bewegungen schon seine „Militarisierer“ – u.a. Cohn-Bendits Busenfreund Hans-Joachim Klein- eingeschleust hatte, zeigt das ganze auch auf, wie man den Protest gegen Banken-Terror und Kapital-Macht und gegen die Schah-Freunde einfach in „Anitsemitismus“ umpolte, mit der Behauptung mit dem Immobilienhai im Stück sei Ignaz Bubis gemeint. (Nun, wer sich einen Hai-Schuh anzieht, dem dürfte er auch passen, ob es ihm passt oder nicht!) Dass Fassbinder den Immobilien-Hai nicht Muslim sondern Jude sein lässt, hätte zwar Lessing nicht weiter gestört, aber im beginnenden Kampf der Kulturen war das natürlich ein willkommenes Fressen. Warum hat er nicht Blumenauer, den Philantropen genommen? Nun, der hat gezielt seine villenähnlichen Projekte auch im Westend an Wohngemeinschaften vermietet, bei relativ günstigen Mietpreisen. Blumenauer hatte sogar eigens für diesen Markt eine Firma ausgekoppelt und dort studentisches Personal eingestellt, vorzugsweise abgebrochene BWL und VWL-Studenten, aber mit adornitisch-SDS-Krahlschen Vokabular (Generation Praktikum :-O))))))) . Eine ganze Villa hatte er dem AUSS-Bundesvorstand vermittelt, wohl in der nicht unberechtigten Hoffnung , dass sich dort über Drogenkonsum, Drogenhandel und Party-Lärm, versorgt aus dem Laden von Hayattullah Hübsch in der Bockenheimer Landstraße die angestammte Bevölkerung vertreiben ließe. Die Uhland-Kommune, in der Uhlandstraße 47 wurde zum Schluss genauso, wie sich die Blumenauer das vorgestellt hatten: ein Polizeieinsatz jagte den nächsten, eine Hausdurchsuchung die zweite und immer offene Türen. Um schlafen zu können, legten wir unsere Personalausweise schon neben die Betten. Die Kommissare blieben auch Mal gerne zum Frühstück. Und nachts, bevor die Einsatzkräfte in die Wohnung kamen, machten die Frankfurter Dealer mit Pistolen auf dem Flur die Preise und die Reviergrenzen klar. Am Ende bleib uns nur noch die Flucht in ein Haus im Bäckerweg, das uns mit der gleichen Absicht wie Blumenauer das Parterre vermietete. Der Rechtsanwalt aus Königstein hatte dieses Haus Mitte/Ende der 1930er „arisiert“.

Das tat-Ensemble ging defakto über Jahre in dem des Schauspielhauses auf. Das Heiner Müller Stück „Zement wurde inszeniert und das Ensemble beschloss ein Vorprogramm aufzuführen „Oktoberland“ und dieses Programm mit aktuellen Bewegungen zu kombinieren. Das Ensemble bat deshalb Brigitte Brunnengräber und mich, unsere aktuellen Lieder in das Programm einzubauen.

Wir taten das und verbanden es mit der Unterschriftensammlung für den Volksentscheid gegen die §§ 219 und 219.

Das versuchte der Intendant zu verhindern und alarmierte die Polizei. Als diese mit mehreren Einsatzwagen eintraf, hatte sich das gesamte Ensemble des „Zement“-Stückes im Foyer eingefunden und bildete einen Schutzring um unseren Tisch und die Anlage und die Gitarren usw. „Keiner, nein keiner schiebt uns weg!“…“ und den Professor Dr. med Prätorius sang das Ensemble im Chor. Dazu kamen die Besucher. Die Polizei musste zusammen mit dem Intendanten abziehen… Die Unterschriftensammlung während der Wochen der Zement-Aufführungen wurde ein großer Erfolg.

Brigitte Brunnengräber kurz vor dem Vorprogramm zum „Zement“

Das war eine Sternstunde.

Viel sterniger als die folgende Uraufführung des Liedes „Das Märchen vom Recht auf Essen“ beim Frankfurter Chanson-Wettbewerb im Palmengarten 1976.

Kurz vor dem Wettbewerb hatten wir uns, Brigitte und ich auch künsterisch getrennt. Mit ihr zusammen hätten wir den ersten Platz geschafft. Beim Auftritt vor dem gerammelt vollen Gesellschaftshaus habe ich den Text vergessen, ging hinter die Kulisse und kam mit dem Zettel zurück und erntete begeisterten Beifall, weil alle glaubten, das sei ein eingebauter Gag. Seit dieser Zeit klebte ich mir die Texte auf die Gitarre und auch die Folge der Harmonien.

Wäre ich B.B. gewesen, sie wäre meine B.B. geworden. Aber dann kam ein viel besserer Gitarrist, der eine Mischung zwischen DKPler und Sponti war. Mit dem ist sie dann in den Vogelsberg vondannen und wohnte mit ihm und bald einigen Kindern irgendwo bei Schlitz oder Schotten in einem stillgelegten Bahnhof. Idyllisch bis zum Geht-nicht-mehr. Irgendwann habe ich sie noch Mal besucht. Mit ihm war ich auch schon länger befreundet gewesen, schon lange vor Brigitte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch hinter den Vogelsbergen.

Die Geschichte im Palmengarten mit Liesel Christ, Manfred Sexauer und meinem dritten Platz für „Das Märchen vom Recht auf Essen“, die Lieder gegen den § 218 und die Fahrpreise usw. kann man in den folgenden Texten und unter den folgenden Links finden:

HaBE: (auch un-)politische Lyrik und Lieder1966 bis 2004 bis2018 (Teil 1: 1966-2004-2008)

HaBE GEBRAUCHTE LIEDER gegen die §§ 218 & 219a & die GroKrieKo

HaBE “GEBRAUCHTE TEXTE” u.a. gegen die GroKrieKO und ihre Vorgänger

Broder, Brumlik & Cohn-Bomb-It, schlimmer noch als Roland Koch

HaBE GEBRAUCHTE LIEDER gegen die §§ 218 & 219a & die GroKrieKo

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GEB-RAUCH-TE-LIE-DER  (2004 kurz vor dem Tod Wolfgang Stryis zusammengestellt. Sie sollten zum Teil auch in das Programm unserer „kisuM & kiryL“-Europa-Tournee eingearbeitet werden. Tournee-Start sollte 2006 Konstanz und Bregenz sein.

Eine Reihe von Liedern aus den 70 & 80ern, Straßenlyrik, Bänkellieder, AgitProp-Songs, die heute zum Teil leider wieder sehr aktuell sind.

Joe Hill

(amerikanischer Originaltext/Musik; Heyes/Robinson)

Meine Übersetzung von 1981,

Joan Baez und Caren Silkwood gewidmet, die Widmung für Joan Baez hätte ich nach ihrem Auftritt in Hanau 2019 fast wieder rückgängig gemacht, das sie sich nicht von der Kriegsverbrecherin Killary Clinton distanzierte und die entscheidenden Strohen bei „Joe Hill“ weggelassen hat)

1.

Im Traum hab ich Joe Hill gesehn

so wie ich euch jetzt seh

Ich sage: “Joe, du bist doch tot!”

Joe sagt: “Ich sterbe nie!”

Joe sagt: “Ich sterbe nie!”

2.

“Zehn Jahre warns, in Salt Lake, Joe,

da standst du vor Gericht.

Nen Mord ham sie die angehängt,

Gott weiß, du warst es nicht!

Gott weiß, du warst es nicht!

3.

Die Kupferbosse haben, Joe,

dich selber umgebracht

aus Angst vor dir, aus Angst vor uns,

aus Angst um ihre Macht!

Aus Angst um ihre Macht!”

4.

“Der Kugelhagel traf nicht mich,

sie ham es nicht geschafft,

sie trafen meinen Körper nur,

sie trafen nicht die Kraft!

Sie trafen nicht die Kraft!

5.

Die Kraft lebt weiter, hält im Streik

mit Macht die Räder still,

deshalb, wo die Gewerkschaft kämpft,

da findest du Joe Hill!

Da findest du Joe Hill!”

6.

Von San Diego bis nach Maine,

in Bergwerk und Fabrik,

wo Arbeiter nach vorne gehn,

da kommt Joe Hill zurück!

Da kommt Joe Hill zurück!

7.

Wo Arbeiter für Lohn und Recht

den Kampf organisiern,

da ist Joe Hill, du hörst sein Lied

und siehst ihn mitmarschiern!

Und siehst ihn mitmarschiern!

8.

Im Traum hab ich Joe Hill gesehn,

so wie ich euch jetzt seh,

Ich sage: “Joe, du bist doch tot!”

Joe sagt: “Ich sterbe nie!”

Joe sagt: “Ich sterbe nie!”

Am 19 November 1915 wurde Joseph Hillström -wegen eines angeblichen Mordes verurteilt- hingerichtet. So hatten die US-Behörden den ihnen unbequemen Gewerkschaftsführer und Liedermacher ausgeschaltet, der bei den Arbeitern als Joe Hill bekannt war.

Streik-Blues

1976

Zum ersten Streik der GEW, vorgetragen bei der Streikkundgebung in der Wiesbadener Rhein-Main-Halle gegen den Willen des damaligen hessischen GEW-Vorsitzenden Ludwig, der zwei Jahre später zum Regierungspräsidenten in Kassel ernannt wurde. Der Vortrag dieses Liedes wurde trotz des Verbotes (u.a. durch den Bundesvorsitzenden Erich Frister) und der verweigerten Lautsprecheranlage möglich, weil einige hundert Lehrerinnen aus dem Main-Kinzig-Kreis und aus Frankfurt es bei vorbereitenden Versammlungen bereits kräftig geübt hatten und es dann in Wiesbaden gemeinsam mit geballter Wut gegen die Tribüne brüllten.

(Melodie “Kippestecher-Blues”: “Babbe, gugg, do vorne leit e Kibbe…. de Monnemer Hemshof-Buggie)

1.

In Hamburg haben sich fünf Referendare

ins Fensterkreuz gehängt,

das hat die Zahl der arbeitslosen Lehrer

um ne viertel Promille gesenkt

2.

Wenn zwanzigtausend auf der Straße liegen,

nutzt der Staat die Gelegenheit,

zwingt die Kollegen, die ne Stelle haben

zu unbezahler Mehrarbeit

Refr.:     Der Unterricht fällt aus

die Klassen sind zu groß

20 000 Lehrer sind arbeitslos

da hilft kein Strick

kein Verhandlungstrick

Kollegen, da hilft uns nur der Streik

3.

Die Herren von den Parlamentsparteien

erzählen uns die Kassen wärn leer

doch wo nehmen sich diese Schmarotzer

ihre fetten Diäten her?

Mit Steuern schröpft der Staat die Löhne

und weil im Sparprogramm fürs Kapital was fehlt,

wird an Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen

gespart und keiner eingestellt.

Refr.:     Der Unterricht fällt aus..

4.

Um die Schüler und die Eltern zu beruhigen

führt der Staat Dreiviertel-Stellen ein

und er stellt dich aus sozialer Verpflichtung

noch vor der Wahl als Billiglehrer ein

Nach der Wahl kriegst du gekündigt

denn du wirst nur provisorisch eingestellt

Wie fordern gleichen Lohn und gleiche Rechte

wir fordern Arbeitslosengeld

Refr.:..

5.

Kollegen, nur mit der Gewerkschaft

und gegen das Beamtenrecht

werden wir das Ziel erreichen

alleine nicht und nicht als Knecht

Wir solln uns gegenseitig unterwürfig prügeln

um die Stellen, um jede Mark

doch der Staat hat sich verrechnet

gemeinsam sind wir stark.

Refr.:…..

&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&

Rag der arbeitslosen  Jugendlichen

1974/75/76 ?

(in Anlehnung an die Melodie des AKW-Nein-Rag von Walter Mossmann.

Das Lied ist entstanden während der Besetzung des Maintal-Dörnigheimer Jugendzentrums. Mitgründer der späteren Rockformation “Captain Sperrmüll”, arbeitslose Jugendliche, haben es arrangiert, mit Hilfe der “Beatles-Revival-Band” eine Studio-Aufnahme produziert und es per MCs und zahlreichen Liveauftritten im Rhein-Main-Gebiet verbreitet. Der Versuch, es über den KBW-eigenen Sendler-Verlag in Mannheim auf Platte zu publizieren, scheiterte. ((KBW = Kommunistischer Bund Westdeutschland, hauptsächlich aus der 68er Studentenbewegung (SDS) hervorgegangene Organisation, die sich als antistalinistisch und volksdemokratsich bezeichnete und sich an den chinesischen Kommunisten orientierte))

Drei Monate nach diesem Versuch erschien im Sendler-Verlag die LP “Drum links” mit der KBW-Linien-bereinigten Version “Lied der arbeitslosen Jugendlichen”. Text und Melodie:”Drum links”, das war die Vorzeige Musikgruppe der KBW-Zentrale. Ich war stock sauer, und die Youngsters vom JuZ hatten einen unvergesslichen Eindruck, wie Revolutions-Oberlehrer mit ihnen und ihren Initiativen umgehen. Bei der Vertonung des Anti-Franco-Liedes “Weder König, noch Bourgeoisie!” machten sie mich auf die Zeile aufmerksam: “…da wolln die Herrn Revisionisten den Kampf des Volkes kontrolliern, rechtzeitig sich die Posten sichern überm Volk als neue Herrn!” – ‘Das wird bei EUCH auch nicht anders und du änderst da auch nichts dran!’-

Trotzdem ging die politisch-musikalische Zusammenarbeit weiter.

Die Arrangements fast aller folgenden Lieder aus den frühen 70ern habe ich mit den JuZ-Kids gemeinsam erarbeitet.

Das ist die Fußballmannschaft des besetzten (evangelischen) Jugendzentrums in der Maintal-Dörnigheimer Waldsiedlung. Eine Mädchenmannschaft gab es auch. Der evangelische Herrscher Pfarrer Fricke ließ den Jugendlichen den Strom und das Wasser abstellen, um sie  im Dreck ersaufen zu lassen, sie in der Bevölkerung als die verschissenen , verkotzten, ungewaschenen Schmarotzer dastehn zu lassen. Doch die Besetzerinnen wurden aus der Nachbarschaft unterstützt. Die Nachbarn versorgten das JUZ via Kabeltrommeln mit Strom, mit Heizöl fürs Warmwasser, die Toiletten und Duschen wurden über Gartenschläuche mit Wasser versorgt. Die Jugendlichen bekamen Getränke und Essen gespendet. Zusammen mit den Nachbarn wurde eine Volksküche betrieben. Betriebsräte und Vertrauensleute de IG-Metall , allen voran die von Honeywell und Windsor unterstützten die Besetzung,  (Dank posthum an den Konzernbetriebsratsvorsitzenden Rolf Knecht und seine IG-Metall- & DKP-Betriebsgruppen). Auch die Belegschaften von WERTKAUF und massa, Marburger & Söhne usw . unterstützten die Besetzung. … Den Jugendlichen ging es nicht mehr nur um die Wiedereinstellung ihres entlassenen Jugendarbeiters Klaus Katarsky. Sie wollten ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung. Christlich ging es in der Waldsiedlung im besten urchristlichen Sinne weiter. Mit der Volksküche veranstalteten die Youngsters fast jeden Abend ein gemeinsames “Abendmahl”. Und es kam überraschende Unterstützung sogar aus dem Pfarrhaus: die Gattin des Patriarchen ließ sich nicht mehr von ihm unterdrücken, suchte im JUZ immer öfter  Asyl, half an allen Ecken und Enden auch als Streitschlichterin und ließ sich noch während der Besetzung von diesem Ungeheuer scheiden. Zumindest hat sie während dieser Zeit die Scheidung eingereicht. Das war ein Befreiungsschlag für die ausgebildete Sozialpädagogin. DAS war Emanzipation

Rag der arbeitslosen  Jugendlichen

1974/75/76 ? 

(in Anlehnung an die Melodie des AKW-Nein-Rag von Walter Mossmann.

1

Im letzten Schuljahr hast du nichts mehr gelernt

“Bei euch ist doch alles zu spät!”

hat der Rektor gesagt und uns so überzeugt,

dass es ohne Abschlußzeugnis geht

Nach der Schule fängt die Große Freiheit an

hast du die vorgestellt

doch diese Freiheit heißt, keine Ausbildung,

keine Arbeit, kein Bock, kein Geld

Refr.:     Wir brauchen einen Lehrlingslohn,

von dem man leben kann

und ne Ausbildung, die uns was nützt,

die wir selbst bestimmen, Mann!

und wer von uns keine Arbeit kriegt,

braucht Arbeitslosengeld

den halben Facharbeiterlohn

weil die Hose sonst nicht hält!

2.

Jetzt rennst du täglich zum Arbeitsamt

warst zwei Stunden oder drei

kommst du dran und fragst, sagt der Typ jedesmal:

“Es ist leider keine Stelle frei!”

Mit nem Lehrvertrag ist soundso nichts drin

wenn du Glück hast, kommst du vielleicht

in nen Vorbereitungslehrgang mit nem Hungerlohn

der nicht mal für die Kippen reicht.            Refr.:….

3.

Und du liegst deinen Alten auf der Tasche,

da ist schon für die zu wenig drin,

und die Wohnung ist zu eng und du willst endlich raus

und du weißt nicht mal wohin

in den Kneipen wirst du ausgenommen

im Jugendhaus ist nichts los

und hast du irgendwie den Abend rumgebracht

geht der Scheiß am Morgen wieder los            Refr.:….

4.

Das geht jetzt schon seit Wochen so

die Rennerei hat dir nichts eingebracht

drei Kumpels von dir hams aufgesteckt

und schon den dritten Bruch gemacht

Beim letzten Mal ham die Bullen sie

beim Ausräumen erwischt

in den Wagen geprügelt, rumgebrüllt:

“Klauen könnt ihr, doch schaffen wollt ihr nicht!”    Refr.:….

5.

Und dann findest du nen Hilfsarbeiterjob

für ein paar lumpige Mark

und die Antreiber stehn hinter dir

und fühlen sich furchtbar stark

Sie drohen dir mit den Arbeitslosen,

die draußen Schlange stehn:

“Wenn der Lohn und das Arbeitstempo dir nicht paßt,

kannst du ja wieder gehn!”                      Refr.:……

6.

Zur Berufsschule gehst du auch nicht mehr,

für den Tag bekämst du keinen Lohn

der Unterricht wär auch zum größten Teil

nur Geseich und Religion

Fürs Schwänzen kriegst du nen Bußgeldbescheid

vom Ordnungsamt der Stadt

so zeigt sie dir, daß sie großes Intresse

an deiner Ausbildung hat.                       Refr.:……

&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&

Zehn Kinder aus dem Kamerun

(1971/72/73?)

(Grüße an die “Toten Hosen”)

Kamerun wird je nach Ort ersetzt durch “Zehntmarkweg”, “Freigericht”, “Lamboystraß’” …

Kamerun ist ein Teil des Frankfurter Gallusviertels. Zur Jugendarbeit im Kamerun kam ich über die Freundschaft zum Chef einer Kamerun-Rockergruppe, Prinz, Peter A.

Die Geschichten der “Kameruner” waren der Hintergrund des Liedes.

Das Frankfurter Jugendamt herrschte damals durch Teilen im Kamerun und seinem Jugendhaus, indem es zwei konkurrierende Rockergruppen gegeneinander ausspielte. Trotzdem kam es zum Zusammenschluß der Gruppen. Späte, allerdings fatale, Auswirkung der Politisierung der Kameruner Rocker war, daß Prinz Ende der 70er versuchte, Joseph Neckermann um eine Million zu erleichtern. So freilich war das mit der Befreiung vom Diktat des Kapitals nicht gemeint. Prinz hatte offenbar irgendwann den Anschluß ver- und bei der Schulung über das Abenteurertum nicht richtig aufgepaát und gemeint, daß das mit der Revolution zu lange dauern würde.

1.

Zehn Kinder aus dem Kamerun

wolln in die Schule gehn

am ersten Tag wo Prüfung ist

da warens auch noch zehn

2.

Die Eltern müssen schaffen gehn

ein Kind blieb tags allein

der Lehrer schickts zur Sonderschul

da warens nur noch neun

3.

Der Lehrer hat zu wenig Zeit

drum hat er schnell gemacht

dabei war eins nicht schnell genug

da warens nur noch acht

4.

Acht Kinder aus dem Kamerun

wurden überall vertrieben

da spielten sie dann auf der Straß,

da warens nur noch sieben

5.

Sieben Kinder aus dem Kamerun

eins wurde nicht versetzt,

zuhaus mußt es Geschwister hüten,

da warn sie noch zu sechst

6.

Eins wurd beim Schokoladeklaun

erwischt, als Dieb beschimpft

der Hunger blieb, es klaut noch mal

da warn sie noch zu fünft

7.

Ein Vater wurde arbeitslos

jetzt zieht er fort von hier

weils Geld nicht für die Miete reicht

da warens nur noch vier

8.

Die Wohnungen sind viel zu eng,

da gibts oft Klopperei,

dabei wurd eins zu viel gekloppt

da warens nur noch drei

9.

Von dreien mußte eines gehn

zurück in die Türkei,

sein Vater wurd nicht mehr gebraucht,

da warens nur noch zwei.

10.

Das Schulrat sprach: “Im Kamerun

die Klasse ist zu klein

Er hat die beiden aufgeteilt

da waren sie allein

11.

Doch:

Die zwei ham sich zur Wehr gesetzt

die andern hams gesehn

weils den’ genauso dreckig geht

da warns bald wieder zehn

12.

Das geht nicht nur im Kamerun.

Warum? Das ist nicht schwer,

der Kamerun ist überall,

drum werdens immer mehr.

Es folgten bei diesem Lied die jeweils aktualisierten Versionen bei Schulstreiks, besonders da, wo gewerkschaftliche Betriebsgruppen, Vertrauensleute, Betriebsräte in die Auseinandersetzungen eingegriffen haben, was Anfang der 70er in fast allen Arbeiterwohnbezirken im Rhein-Main-Gebiet der Fall war.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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