Besonders schön ist es, dass diese über 100jährige Geschichte auch „das 1000jährige Reich“ überlebt hat!
Und auch CORONA hat nicht das Ende der Geschichte gebracht. Allerdings hat der Lockdown die kleinen Sportvereine schwer geschädigt, während die großen ganz schnell wieder dicke im TV-Geschäft waren. Die Absage der 100-Jahrfeier der SKG Mittel-Gründau, bzw. ihre Verschiebung auf 2021 wird wohl noch der geringere Schaden gewesen sein. Hier die Links zu vier Artikeln, die sich mit dem Geschäft der Ruinierung des Fußball-Breitensports befassen: (bevor es in die 100jährige Mittel-Grünauer Sport-Geschichte geht)
Seit einigen Jahren erforscht der „Historisch-Demokratische Verein Mittel-Gründau von 1848 i.d. IAS.e.V.“ die Geschichte des Sports in diesem oberhessischen Dorf, das schon seit dem 17. Jahrhundert ein Zentrum bäuerlichen Widerstands gegen feudale Fron und Ausplünderung war. Von hier gingen die „Oberhessischen Bauernaufstände“ 1830 aus. Das Dorf zählte zu den „revolutionären Vororten“ der demokratischen Revolution von 1848. Sein Abgeordneter in der Paulskirche wie im hessischen Landtag, Dr. Christian Heldmann, der Landarzt, Naturforscher, Eisenbahnpionier und soziale Demokrat bildete mit seinen Unterstützern am Ort, mit dem Bauernführer Tobias Meininger, den Schuhmachern Birkenstock, dem Lehrer Kaffenberger und weiteren 80 Mitgliedern die erste demokratische Partei, die erste politische Partei, das war der „Demokratische Verein Mittel-Gründau“.
Mittel-Gründau zählte als Hochburg der linken Arbeiterparteien auch zu den Zentren des Widerstandes gegen die faschistische Diktatur, die dann die beiden Arbeiter-Sportvereine verbot. Die nach Gefängnis, KZ, Strafbataillon 999 und Kriegsgefangenschaft noch überlebenden Fußballer beider Vereine begannen schon im Sommer 1945 wieder mit dem Kicken und diesmal nicht in getrennten Vereinen. Noch ungenehmigt bildete man 1945 eine Fußballmannschaft, die SGMG, die Sportgemeinschaft Mittel-Gründau. Da die US-Militärregierung aber keine reinen Sportvereine genehmigte, gewannen die Fußballer die Sänger der „Eintracht“ für eine List. Der Gesangsverein „Eintracht“ willigte ein, sich der SG für 6 Monate anzuschließen. So entstand die „Sport- & Kultur-Gemeinschaft“ SKG und wurde -weil kulturell für die Entnazifizierung geeignet- von der US-Militärregierung 1946 als Verein zugelassen. Danach schied die „Eintracht“ wieder aus. Von der „Kulturabteilung“ der SKG ist die Theatergruppe „Nachtschicht“ übrig geblieben und erfreut das Dorf so ununterbrochen seit 75 Jahren mit jährlich neuen Theaterstücken.
Hier sollen alle bisher veröffentlichten Beiträge über die Geschichte des Sports in Mittel-Gründau folgen
Die ersten „sportlichen“ Übungen im Dorf fanden nicht in einem Sportverein statt. Es waren nachweislich seit 1826 (datierter Feuerlöscheimer) aber mit Sicherheit seit einigen Hundert Jahren Feuerwehr-Ertüchtigungsübungen, Sportarten, die man heute nicht unbedingt mit der Feuerwehr in Verbindung bringt: im Schul-und Vereinsturnen das Turnen an der Sprossenwand/ an der Leiter, am Barren, am Reck, auf dem Balken, an den Ringen, am Trapez, an den Seilen. In der Leichtathletik der Stabhochsprung, der Staffellauf.
Auch dazu hat der „Historisch-Demokratische Verein“ geforscht. (siehe weiter unten)
Warum kam der Fußball erst nach dem Radball als Vereinssport auf die Dörfer?
Der Weg zur Arbeit war Ende des 19.Jahrhunderts und zu Beginn des 20. für die Mondscheinbauern wie für die überzähligen Kinder der Kleinbauern mit der Bahn zu teuer oder die Bahnhöfe waren selbst zu weit entfernt, Kleinbahnen gab es nicht in jedem Tal. Man musste frühmorgens zu Fuß oder mit dem Fahrrad weite Strecken zum Bahnhof zurücklegen und spätabends umgekehrt. Und vom Zielbahnhof dann weiter bis zum Arbeitsplatz.
Für viele war die Bahnfahrt unbezahlbar. Die Kleinbahnverbindungen Richtung Hanau, Gelnhausen, Wächtersbach, Biebergemünd, Langenselbold usw. aus Spessart und Vogelsberg waren mehr für den Güter-als für den Personenverkehr entwickelt: Bau- und Grubenholz, Vieh, Rüben, Getreide, Ziegel, Militärtransporte, usw. … Meist lagen die Bahnhöfe mit ihren Laderampen auch deshalb weit von den Ortskernen entfernt. Der Personenverkehr war Nebensache.
Nach dem katastrophalen Hochwasser 1911 waren im Gründautal zwischen Breitenborn und Langenselbold-Hinzerdorf die Ärmeren noch ärmer und mussten dann bei der Arbeitsuche, bei der Fahrt zum Arbeitsplatz schon aus Geldmangel auf Drahtesel zurückgreifen. Die waren sehr teuer, Gebrauchte gab es kaum zu kaufen und der Eigenbau war wegen der Knappheit an „Fahrradschrott“ nur begrenzt möglich. Trotzdem war dieser Eigenbau der beginn einer eigenständigen Fahrradproduktion
Das Radfahren war keine Freizeitbeschäftigung, so wie auch früher das Reiten keine war. Aus beiden Arbeitstätigkeiten auf den Feldern, im Wald oder auf dem Weg zur Arbeit entstanden ländliche Sportarten, denen am Samstagabend und am Sonntag-Nachmittag nachgegangen wurde. Dörfliche Reitturniere, Radwettfahrten, Kunstradfahren, Radball … neben dem klassischen Feuerwehr-Sport und -Turnen: Staffel(Löscheimer-)lauf, Stabhochsprung, Turnen am Balken und auf der Leiter, am Reck, am Barren
Die Drahtesel waren oft auch die einzigen Transportmittel für die ärmeren Dörfler. (So wie in den 1820ern die Laufräder auch in den Städten, als es wegen der Hungersnöte kaum noch Pferde und Esel gab.
Um den dörflichen „Wanderarbeitern“, den Pendlern den Kauf eines Drahtesels zu ermöglichen, haben die im Radsportverband „SOLIDARITÄT“ zusammengeschlossenen Radsportvereine 1912 in Offenbach ein genossenschaftlich betriebenes Fahrradwerk mit dem Namen „Frischauf“ aufgebaut. Der SOLIDARITÄTS-Verband unterhielt auch ein reichsweites Netz von Fahrradwerkstätten, die sich dann auch zu Motorradwerkstätten und kleinen Tankstellen , kombiniert mit Hufschmieden weiterentwickelten.
In Mittel-Gründau war das die „Kleine Schmiede“ oder „Untere Schmiede“ der Familie Vaupel, wo noch bis in die 2000er Fahrräder repariert wurden, man Ersatzteile kaufen konnte (neben Schulheften, Bleistiften, Büroartikel, Haushaltswaren & -geräten). Die dazugehörige Kleinkraftrad-Tankstelle wurde bereits Ende der 80er aufgegeben. (Dann musste man zum Tanken in die „Obere Schmiede“ zum Kurt Uffelmann).
Heinz Vaupel versorgte noch bis zum Verkauf der Alten Schule die dort betriebene Kinder- & Jugend-Fahrradwerkstatt mit Ersatzteilspenden.
Fußball war dagegen ein städtischer Straßensport, der auf glattem Pflaster, Beton- und Asphaltflächen gut zu spielen war. Dörfliches Katzenkopfstein-Pflaster, grob geschotterte Wege waren dafür eher ungeeignet. Die Wege zur Arbeit in den Städten waren mit der Tram, mit O-Bussen, mit Pferdebahnen zu bewältigen. Aber auch hier waren die Armut, die zu teuren Fahrkarten die Grundlage für den aufkommenden Fahrradsport.
Die Gründung der Radsportvereine im Gründautal liegen alle um 1911, dem Gründungsjahr der Offenbacher Fahrradfabrik „Frischauf“. So hieß auch der 1912 gegründete SOLIDARITÄTS-Radsportverein in Breitenborn „Frischauf“.
82. Erzählabend in Mittel-Gründau: die Wanderarbeiter blieben nicht Rad-los
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“Gutes Rad ist zu teuer, sagten sich die Wanderarbeiter und die, die allmorgendlich zig Kilometer, wenn nicht direkt zur Arbeit in die Städte, so doch wenigstens zum nächsten Bahnhof wandern mussten, wenn die Bahnfahrt nicht zu teuer war. Deshalb wurde zwischen 1896 und 1912 die genossenschaftlich betriebene Fahrradfabrik des “Solidaritätsverbandes” in Offenbach aufgebaut. Der Vertrieb lief über die Solidaritäts-Radsportvereine. Dort holten sich die Arbeiter gutes Rad und guten Rat. Denn in den weit über 1000 vereinseigenen Fahrradwerkstätten wurden nicht nur Fahrräder repariert. In den Radsportvereinen wurde nicht nur für die Arbeiter-Olympiade 1925 in Frankfurt und die im letzten Moment durch Reichspräsident Hindenburg, Reichskanzler Brüning und den preußischen Innenminister Severing verbotene Arbeiter-Spartakiade 1931 in Berlin trainiert. …”
Historisch-Demokratischer Verein Mittel-Gründau von 1848 i.d. IAS e.V. // c/o Hartmut Barth-Engelbart / Bachgasse 1 („Bei’s TObiasse“) / 63584 Gründau / Mittel-Gründau
Einladung zum 82. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848
FREITAG, 06. Oktober um 18.30 Uhr im Anbau des Volkshauses,
Der Vater der SKG, der Fußballverein “Blau-Weiß” ist 1920 “geboren”
Die SKG-Mutter, der Radsport-Verein “Solidarität” ist einige Jahre älter, wahrscheinlich zwischen 1896 und 1914 “geboren”.
Die schwere Geburt der Tochter dieses ungleichen Paares war 1946, die Amme war der damals schon 83jährige Gesangsverein “Eintracht” und der 42jährige Geburtshelfer Wilhelm Pfannmüller
Die SKG, die Sport- & Kultur-Gemeinschaft Mittel-Gründau ist ein Nachkriegskind, das 1946 mit Hilfe einer Hebamme geboren wurde. Die Eltern und die Hebamme hatten das „1000jährige Reich“ trotz schwerer Verluste und Verbote überlebt. Die Amme war die „Eintracht“, der Gesangsverein, die Mutter war die „Solidarität“, der Radsportverein und der Vater war der Fußball-Verein „Blau-Weiß“.
Die Amme ist 1863 in Mittel-Gründau, die „Solidarität“ zwischen 1896 und 1914 und der Fußball-Verein „Blau-Weiß“ 1920 ebenfalls in Mittel-Gründau geboren worden.
Wie die schwere SKG-Geburt 1946 verlief, wird beim 82. Erzählabend berichtet.
Neben Fußballerinen und Sängerinnen sind Radsport-Freundinnen beim 82. Erzählabend besonders willkommen, denn es geht nicht nur um die Geschichte(n). Es geht auch um Überlegungen, ob und wie in Mittel-Gründau der Radsport reorganisiert werden kann und soll: Kinder-Rad-Fahrschule, gemeinsame Radtouren, DISCOvery-Tours, Gründau-Tal-Rallys, Senioren-Radfahrschule, Rollstuhl- & Rollator-„Rallys“, Kunstradfahren, Radball …. Der Radsport-Jugendverband „Soli-Jugend“ ( http://solijugend.de/ ) könnte dabei gute Hilfestellung leisten. Bedarf gibt es offensichtlich, wenn man sich das fast alltägliche Rad-Gewusel vor dem Volkshaus ansieht.
Und auch eine jüngere Mittel-Gründauer Radsport-Geschichte gibt es: von 1993 bis 2003 gab es in der Alten Schule im Jugendzentrum eine Kinder-Rad-Fahrschule und eine Fahrrad- und Moped-Werkstatt, die -ohne es zu wissen- an der über 100jährigen Tradition des Radsportes in Mittel-Gründau angeknüpft hat (und etliche Jugendliche von den Drogen weg- und so manche Mechatroniker & Karosseriebauer hervorgebracht hat).
Im Gründau-Tal entwickelte sich ab 1900 eine ganze Kette von Radsportvereinen von Breitenborn bis Langenselbold. Die genauen Gründungsjahre all dieser Vereine konnten wir bisher bis auf Langenselbold noch nicht herausfinden. Die Suche im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung geht aber mindestens so lange weiter, bis die SKG endlich weiß, wann ihre Mutter geboren ist. Da der Radsportverein „Solidarität“ Langenselbold 1910 gegründet wurde, kann man davon ausgehen, dass die Mittel-Gründauer „Solidarität“ und die anderen im Gründau-Tal auch um diese Zeit gegründet wurden.
Gutes Rad ist zu teuer, sagten sich die Wanderarbeiter und die, die allmorgendlich zig Kilometer wenn nicht zur Arbeit direkt, so doch wenigstens zum nächsten Bahnhof wandern mussten, wenn die Bahnfahrt nicht zu teuer war. So entstand zwischen 1896 und 1910 die genossenschaftlich betriebene Fahrradfabrik des “Solidaritätsverbandes” in Offenbach. Der Vertrieb lief über die Solidaritäts-Radsportvereine. Dort holten sich die Arbeiter gutes und guten Rad. Denn in den weit über 1000 vereinseigenen Fahrradwerkstätten wurden nicht nur Fahrräder repariert. In den Radsportvereinen wurde nicht nur für die Arbeiter-Olympiade 1925 in Frankfurt und die im letzten Moment durch Reichspräsident Hindenburg, Reichskanzler Brüning und den preussischen Innenminister Severing verbotene Arbeiter-Spartakiade 1931 in Berlin trainiert …..
Wer mehr über die Geschichte des Radsports in Mittel-Gründau sehen und hören will, ist zum 82. Erzählabend herzlich eingeladen. Es gibt Berichte über die deutschen Motocross-Meisterschaften am „Kolbenstein“, von der Teilnahme der Gründauer Vereine an der Arbeiter-Olympiade 1925 in Frankfurt (u.a. im dafür geschaffenen Waldstadion, das Wilhelm Pfannmüller als Bauarbeiter zwischen 1922 und 1925 miterbaut hat). https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterolympiade
An der Frankfurter Arbeiter-Olympiade nahmen damals 100.000 aktiv und 450.000 als Zuschauer teil. Es war bis weit in die 50er die größte Veranstaltung in der Geschichte Frankfurts.
Wer noch Fotos von Fußball-Ereignissen, Motocross-Rennen, vom (Rad-)Sport hat, soll sie wie auch alle anderen älteren Bilder vom Leben in Mittel-Gründau bitte zum Erzählabend mitbringen. Zur Vorbereitung der 800-Jahrfeier werden sie dringend gebraucht.
Beim 83. Erzählabend im November wird es um die Ursachen für den Niedergang der Landwirtschaft im Gründau-Tal und den benachbarten Tälern gehen. Neben den alten Grenzsteinen verschwinden zur Zeit immer mehr Fruchtbarkeits-Symbole an den Hofeingängen. Dort standen sie zu dritt und gaben ihren Segen beim Aus- und Einfahren. Wer welche kennt, soll sie schon Mal fotografieren und die Bilder dann mitbringen.
(Wenigstens sind die Störche wieder zahlreich da, aber der Landwirtschaft nützen die leider nicht direkt :-0)))))
HIER EIN RÜCKBLICK AUF DEN 81. ERZÄHLABEND:
150 Jahre Bahnhof, 100 Jahre Radsport, 90 Jahre “HARTZ4” in Mittel-Gründau
http://www.barth-engelbart.de/?p=199083
150 Jahre Bahnhof Mittel-Gründau
Wie sind die Menschen aus Mittel-Gründau nach Breitenborn zu den Steinbrüchen, nach Trais-Horloff zum Braunkohle-Bergbau, nach Gießen, Gelnhausen, Hanau, Frankfurt und Höchst zur Arbeit gefahren. Trotzdem es seit 1869 vom Bahnhof Mittel-Gründau die Verbindungen nach Gießen und Gelnhausen/Hanau/Fulda gab, fuhren viele Mittel-Gründauer mit dem Fahrrad, weil die Bahn zu teuer war – oder in den 1920ern mit dem Uffelmann’schen Bus legal nach Nieder-Mittlau an den Bahnhof oder illegal direkt nach Hanau – und von dort weiter nach Frankfurt zur Casella, zum ADLER im Gallus, zur FMA-Pokorny oder zu den Farbwerken Hoechst. usw.
Die Bilder aus den 1920er Jahren stammen aus den von Erwin Rückriegel herausgegebenen Bildbänden “Gründau in alten Ansichten” 1981, “Gründau/ Menschen bei der Arbeit” 1988
Die Zeitungsartikel entstammen dem Presse-Archiv Wilhelm Pfannmüllers, das er aus den Aushängen am Mitteilungsbrett der Gemeinde von 1957 bis 1973 zusammengestellt hat. Diese Artikel-Sammlung befindet sich im Gemeindearchiv Gründau
100 Jahre (Motor-)Radsport Mittel-Gründau
Der Weg zur Arbeit war für die Mittel-Gründauer wie für so viele im Gründau-Tal das beste Training für der Radsport, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg als Arbeiter-Sport betrieben wurde, wenn auch zunächst als Verkehrsmittel für den Gesangsverein bei auswärtigen Chorkonzerten oder als Einsatzübungen der Freiwilligen Feuerwehr, wenn es galt , auf schnellstem Weg an die Spritze und die Schläuche, die Löscheimer im Feuerwehrhaus – zunächst am Backhaus und dann auf dem Schulhof und als Vorauskommando zum Brandherd zu gelangen. Auf dem Hintergrund dieser mittlerweile 100jährigen Tradition wurde Mittel-Gründau zum Austragungsort hessischer und deutscher Meisterschaften im Motocross. Aus dieser Tradition speist sich auch die Geschichte der SKG Mittel-Gründau, in die nach 1945 die beiden Fußballmannschaften von Blau-Weiß und dem RotSport-SOLIDARITÄTS-Verband nach 12 Jahren gemeinsamem Verbot und gemeinsamer Verfolgung durch die Nazis zusammenkamen.
90 Jahre „HARTZ4“-Aufstocker-Arbeit in Mittel-Gründau
In den End 1920ern erhalten arbeitslose Wohlfahrtsempfänger einen Zuschuss der Gemeinde von 10 Reichsmark pro Woche zu den „Wohlfahrts“-Almosen, wenn sie im Gemeinde-Steinbruch arbeiten. Noch im Januar 1933 beantragt die Gemeinde beim hessischen Landtag einen zinslosen Kredit von 3.000 Reichsmark zur Finanzierung von Notstandsarbeiten, da die Gemeinde keine Mittel mehr hat. Sie muss sogar Gemeindeangestellte entlassen. Mitte 1933 beantragt der Gemeinderat Mittel-Gründau beim Kreis Büdingen Befreiung von Steuerzahlungen, weil die Gemeinde das Arbeitslager auf dem Herrnhaag unterstützt. Die Zuschüsse zu den Wohlfahrts-Almosen werden Anfang 33 kurz vor der Machtübernahme durch die Nazis „gegen die Stimmen der Arbeitervertreter“ abgelehnt, abgeschafft. Unter dem Kommando der Nazis lehnt der Gemeinderat sogar die Bedürftigkeitserklärung für nachweislich Bedürftige ab- insbesondere für Bedürftige aus den Reihen der linken Opposition.
Wer weiß, wann der Frankfurter Wecker schon einmal vor 1963 in Mittel-Gründau war? Es soll ein Wecker noch mit Otto Höpfner gewesen sein.
Hier zwei Bilder vom Frankfurter Wecker 1963 zur 100 Jahrfeier des Gesangsvereins “Eintracht” mit Herbert Konrad, dem singenden Ortsdiener, Heinz Schenk und Gert Böttcher –
Gretje Kauffeld kommt erst später
Den Artikel mit allen historischen Zeitungsausschnitten und Bildern kann man hier sehen: http://www.barth-engelbart.de/?p=199083.
Viele Artikel müssten neu bearbeitet werden, weil mittlerweile neue Forschungsergebnisse dazugekommen sind. Wer inhaltliche und Rechtschreibfehler findet, soll sie mir bitte melden.
Weitere Artikel zur Geschichte des Sports in Mittel-Gründau
Zur Feuerwehr-Turn-Geschichte
Birkenstock brachte in Mittel-Gründau die Revolution in die Puschen
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& ein ganzes Dorf arbeitete für den Verfassungsschutz
Nicht erst 1848 trug die Revolution in Mittel-Gründau Birkenstock-Schuhe. Schon bei den Oberhessischen Bauernaufständen waren die Birkenstocks und ihre Schuhe dabei. Nun, Schuhe dürfte etwas übertrieben sein. Die Birkenstocks, der Johann und der Conrad waren zwar Schuhmacher, kamen aber nicht ins Geschäft mit der Büdinger Herrschaft, ihren Pächtern und Verwaltern, ihren Forstbeamten und Jägern, den Pfarrern im Kirchspiel des fürstlichen Patronats. Die wurden von der zünftigen Konkurrenz in Büdingen beschuht. Den Birkenstocks blieb neben der Kleinlandwirtschaft hauptsächlich die Flickschusterei für die Bauern und die Dorfarmut, die Mägde, Knechte und Tagelöhnerinnen. War es schon schwierig, sich nach der Teilnahme an den Aufständen von 1830 knapp dem Zuchthaus entronnen als Schuhmacher über Wasser zu halten, wurde es nach 1850 noch schwieriger. Die Anführer des Bauernaufstandes 1830 und der demokratischen 1848er Revolution im Dorf wurden verfolgt, mit Zuchthaus bedroht, eingekerkert und zur Auswanderung gezwungen, wie die Lehrer und Schriftführer Paul Nagel (1830) und Bernhard Kaffenberger (1848). Johann Konrad und Conrad Birkenstock hatten mit ihrer Unterschrift 1849 geschworen, die demokratische Verfassung gegen die Fürsten zu verteidigen.
Das 150 Jahre-Jubiläum der ersten deutschen Demokratie wurde im Main- Kinzig-Kreis an zwei Orten gefeiert: in Hanau und in Mittel-Gründau. Beides Mal mit dem Referenten Dr. Manfred Köhler – umrahmt mit Ausschnitten aus dem HaBE HR-Liederproramm zur 1848er Revolution …
Solche “unhöflichen” Schuhmacher wollte man sich bei Hofe nicht leisten. Und die nach der Niederlage der Revolution in noch größere Armut gedrückten Mittel-Gründauer konnten sich weder Schuhmacher noch Flickschuster leisten. Hinzu kamen die ersten Schuh-Manufakturen, die Schuster konnten dann nicht Mal mehr bei ihren Leisten bleiben. Es gab für einen Teil der Mittel-Gründauer Birkenstocks viele Gründe zunächst zur Schuhmacher-Verwandtschaft nach Langenbergheim und schließlich nach Friedberg auszuwandern und dort ihrerseits eine Schuhmanufaktur aufzubauen. Noch bis in die 1970er stehen in der Friedberger Gebrüder-Lang-Straße die BIRKENSTOCK-Hallen. Das herrschaftliche Wohnhaus im feudalen Bad Nauheim steht heute noch.
Während die meisten der reichgewordenen Birkenstöcke die bucklig-arme Verwandtschaft in Mittel-Gründau vergessen und ihre Herkunft in der Firmen-Chronik verleugnen, besucht Elisabeth Birkenstock Mittel-Gründau regelmäßig mit ihren Kindern. Sie wohnt im Gasthaus “Zur Post” gegenüber der Alten Schule (heute Lorenz-Energie) und bringt in den Hungerjahren nach dem Krieg immer Geschenke mit, (nicht nur Schuhe). Ihre letzten schmalen Äcker und Wiesen schenkt sie dem Ehepaar Volz/Birkenstock ….
Einer der Auswanderungs-Gründe Johann und Conrad Birkenstocks war ihre Rolle beim Verfassungschutz.
Sie haben richtig gelesen! Die Birkenstocks waren Verfassungsschützer.
Nein, keine klammheimlichen V-Leute, keine BND-Schlapphüte. Das ganze Dorf hat für den Verfassungsschutz gearbeitet und versucht, einen Putsch gegen die Demokratie zu verhindern. Wer mit dabei war ? Das steht alles in den Akten: alles was in Mittel-Gründau und den Nachbarorten Rang und Namen hat: Kalbfleisch,Weinel, Dauth, Noß, Meininger, Hölzinger, Lott, Geiß, Wagner, Mohn, Schmidt, Betz, Jäger, Günther, Volz, Birkenstock, Reuß, Pfeifer, Hainbuch, Hartwig, Schwinn, Burghardt, Herle, Achtzehnter, Schwarzhaupt …..
Das war aber bereits vor 170 Jahren. Die Mittel-Gründauer haben nicht nur ihren Abgeordneten demokratisch gewählt und seine Arbeit unterstützt. Sie haben sich selbst aktiv in die Politik eingemischt, ihren Abgeordneten mit dem Einbringen von Petitionen und Anträgen beauftragt, die sie vorher in ihrem “Demokratischen Verein” diskutiert und beschlossen hatten. Die Anträge aus Mittel-Gründau waren dabei so radikal demokratisch und sozial, dass die Parlamentspräsidenten sowohl in der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche als auch im Hessischen Landtag ihre Behandlung nicht zuließen. Von den Mittel-Gründauer Anträgen an beide Häuser konnte bisher kein einziger wieder gefunden werden. Nur die Antworten auf die Anfragen des für Mittel-Gründau zuständigen linken Abgeordneten Dr. Christian Heldmann, warum die Anträge aus Mittel-Gründau nicht behandelt würden, sind noch zu finden: die Auskunft der Sitzungs-Präsidenten lautete jeweils, die Anträge aus Mittel-Gründau seien “zu radikal demokratisch” , “zu radikal sozial”, “zu majestätsbeleidigend” usw. … Deshalb wurden die Anträge auch nicht in die Protokolle aufgenommen und verschwanden in der Versenkung. Der Frankfurter Historiker Dr. Manfred Köhler hatte bei einer Veranstaltung zum 150. Jahrestag der 1848er Revolution in der historischen Alten Schule entsprechende Zitate aus den Antworten auf die Heldmann-Anfragen vorgetragen. Bei dieser Veranstaltung der IAS (“Initiative Alte Schule”) 1998 zeigte Dr. Köhler neben den auch aus Mittel-Gründau stammenden Forderungen der Oberhessischen Bauernaufstände von 1830/32 die einzige noch erhaltene 1848er Resolution des Mittel-Gründauer “Demokratischen Vereins” zur Unterstützung der Reichsverfassungskampagne.
Mittel-Gründauer Resolution zur Verteidigung der demokratischen gesamtdeutschen Verfassung
204. öffentliche Sitzung (der Paulskirchen-Nationalversammlung in Frankfurt/Main)
vom 23. April 1849
Hohe Nationalversammlung!
(übergeben von dem Abgeordneten Heldmann)
Auch wir, die Mitglieder des hiesigen Vereins, erheben unsere Stimme, um vereint mit den anderen Vereinen, ja mit dem ganzen Volke, den Volksvertretern zuzurufen:
Haltet fest an der Verfassung, die Euer Werk, mit der Ihr stehen und fallen werdet, und welche zu verteidigen das ganze Volk fest entschlossen ist!
Wagt nicht den törichten Versuch einer Vereinbarung mit den Fürsten und sprecht entschieden das Recht der Nation aus, aus ihrer Mitte ein verantwortliches Oberhaupt zu wählen!
Hört auf die Stimme derer, die Euch berufen. Die ihre Ehre, ihre Freiheit in Eure Hand gegeben! Handelt im Sinne und nach dem Willen des Volkes, und seid versichert, dass das Volk dann auch Eurem Rufe folgen und mit allen Mitteln zur Durchführung unserer gerechten Sache Euch unterstützen wird.
Mittelgründau, den 19ten April 1849
Der Vorstand des Vereins
B. Kaffenberger
H. Schwinn
Bürgermeister Günther
Kalbfleisch
Johannes Lott
Bei dieser Resolution des „Demokratischen Vereins Mittel-Gründau“ ging es um die Unterstützung der Wahl eines Staatsoberhauptes, das dem Parlament verantwortlich und von diesem auch abwählbar sein sollte. Die Gegenposition forderte die Wahl eines nicht mehr absetzbaren Fürsten als Staatsoberhaupt, das auch dem Parlament nicht verantwortlich ist und jede parlamentarische Entscheidung durch ein absolutes Veto blockieren können sollte.
Die Mittel-Gründauer hatten diesen pseudodemokratischen Schwindel zu Gunsten des Adels schnell durchblickt… Bereits Ende April 1849 versuchte das deutsche Volk seine demokratische Verfassung gezwungener Maßen mit Waffengewalt gegen preußische Monarchisten und Militaristen und ihre Hilfstruppen zu verteidigen.
Die folgende Unterschriften-Liste unter der Resolution zum Kampf um die demokratsische Verfassung besagt, dass über 80 Familienvorstände (damals nur die Männer!) für ihre Familien mit unterschrieben haben. Die Familien waren damals größer als heute, 5 bis 10 Kinder waren die Regel. So wurde die Resolution von wahrscheinlich weit über 500 Mittel-Gründauern unterstützt. Wobei der Lehrer Bernhard Kaffenberger die Resolution als Vorstandsmitglied und Schriftführer des “Demokratischen Vereins” verfasst haben dürfte. Dafür wurde er 1850/51 zunächst nach Darmstadt strafversetzt, dann ins Zuchthaus gebracht und danach zur Auswanderung in die USA gezwungen. Sein UrUrUrUrEnkel Richard Kaffenberger hat sich vor einiger Zeit aus den USA per internet beim Verfasser dieses Artikel gemeldet und sich alle Geschichten um seinen Vorfahren schicken lassen
(Unterschriften des Vorstandes des “Demokratischen Vereins Mittelgründau” vom 23. April 1849, die Erstunterzeichner)
B. Kaffenberger
H. Schwinn
Bürgermeister Günther
Kalbfleisch
Johannes Lott
Weitere Unterschriften unter der Mittel-Gründauer Resolution vom April 1849: (Günther, Johannes Lott, H. Schwinn und Kaffenberger haben damals wohl doppelt unterschrieben)
B. Kaffenberger
Bürgermeister Günther
Tobias Meininger II
Heinrich Reuß
Wilhelm Meininger I
Heinrich Boller
Friedrich Weinel I
Friederich Hoenstein
Edgar Wagner
Philipp Burkhardt
Freiedrich Jäger
Peter Gärtner (?)
Peter Herle
Konrad (?) Herle
Georg Lott II
Friedrich Meininger II
Johannes Geiß
Johs Lott
Friedrich Lott
Balthasar Glock
Friedrich Meininger 6
Konrad Mohn
Johannes (?) Schmidt
Christian Mohn
Friedrich Hölzinger
Gabriel Altvater
Konrad Heinbuch
Friedrich Diederich
Wolf Geiß
Heinrich Volz
Conrad Lott
Johs Altvater
Christian Eckart
Tobias Geiß
Wilhelm Meininger III
Heinrich Käufig (?)
Johannes Birkenstock
Wilhelm Reuß
Johannes Pfeifer
Heinrich Wiegand II
Johannes Mohn
Gabriel Schmidt II
Heindrich Eckart
Christian Betz
Friedrich Dauth II
Johs. Dauth III
Heinrich Geiß
Heinrich Weinel II
Heinrich Meininger
Konrad Mohn
Georg Dieterich
Peter Henning
Johannes Schmidt II
Heinrich Hölzinger V
Heinrich Jäger
Gottfrit Echart
Johannes Jäger
Peter Jäger
Georg Lott I
Johs. Schwarzhaubt
Wilhelm Dietrich
Friedrich Weinel II
Konrad Boller
Georg Achtzehnter
Heinrich Schwinn
Johannes Wolf
Heinrich Noß
Heinrich Rühl
Heinrich Weinel I
Johs. Schmidt III
Peter Bieber
Peter Wagner
Wilhelm Meininger IV
Conrad Birkenstock
Johs. Pfeifer II
Georg Geiß
Heinrich Mohn
Johs. Meininger IV
Friedrich Hartwig
Johs. Meininger 5
Peter Hartwig
Johs. Hartwig
J. Schwinn
Autor: Hartmut Barth-Engelbart
Anonyme Kommentare lösche ich in der Regel gleich. Aber diesen „Erich Honecher“ kennt im Dorf fast jeder. Er muss aufpassen, dass er beim Sport nicht demnächst über die 5%-Hürde stolpert und dann nicht Mal mehr unter „ferner liefen“ erwähnt wird.
Ich könnte ihm als als „Herrmann-.Adolf Abs“ auch antworten, dass auf dem Hof des Heinrich Meininger (Tobiasse Heiner) nach der Währungsreform 1948 die nicht vernichteten Reichsmarkbestände (einige Milliarden RM in Scheinen) in der großen Scheune zwischengelagert wurden, um sie dann heimlich per Bahn nach Gelnhausen zu bringen, wo sie in Reisekoffer & Bahnpostpakete verpackt und adressiert an über die ganze SBZ verteilte Empfänger in den Reichsbahn-Interzonenzug umgeladen und in die sowjetische Besatzungszone gebracht wurden. Dort wurden die im Westen wertlosen, aber in der SBZ noch als Zahlungsmittel gültigen Geldpakete unter die Leute gebracht, um in der SBZ eine gewaltige Inflation zu erzeugen. – Das mit der Zwischenlagerung der entwerteten Reichsmark in Mittel-Gründau ist natürlich erfunden. Tatsache ist aber -wie in Dokumenten im Bundesarchiv, den hessischen Staatsarchiven nachzulesen- , dass Abs bei der Kronberger Währungskonferenz genau darauf bestanden und sich durchgesetzt hat, dass die entwerteten reichsmarkbestände nicht vernichtet, sondern zur Inflationsförderung in die SBZ gebracht werden… (wird fortgesetzt) ((Artikel mit Forschungsergebnissen dazu kann man hier mit dem Suchbegriff „Abs“ und „Luftbrücke“ leicht finden
Ist es richtig das die Münzen der DDR in Mittel-Gründau gestanzt wurden? Standen die Prägemaschinen bei Tobias?