Keine Bange, sie soll dort bleiben, wo sie jetzt hängt. Der folgende Artikel wurde vor 11 Jahren geschrieben.
Da gab es in der Alten Schule (erbaut 1878) im oberhessischen Dorf Mittel-Gründau noch zwei Krabbel-Gruppen mit eigener Küche, mit von Möbel-Walther gespendeten Kork-Böden, die die IAS-Mitglieder selbst verlegten.
Da gab es noch den Jugendtreff mit Kicker und Tischtennisplatten (für die Wintertage), mit Fahrrad- und Spielzeug-Werkstatt, mit Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe zum Selbstkosten-Preis, mit Disco, mit Deutsch-, Englisch-, Griechisch-, Französisch-, Italienisch-, Spanisch-Kursen, mit Dorfkino und Frühenglisch, mit Töpfer-, Batik- und Malkursen, mit Erzähl-, Reparatur- und Spielabenden, Drogenberatung und Sexualaufklärung, mit dem Backfest auf dem Schulhof, mit Vorbereitung auf Bundeswehr-Aufnahme-Prüfungen und auch für Kriegsdienstverweigerung ….. Das war einmal und alles war ehrenamtlich betreut von Jugend-& SozialarbeiterINNEn, PädagogINNen .. Handwerkern, Ingenieuren, ArchitektINNen … Das war der DORFTREFF für Jung und Alt …
(Das historische Schul-Uhrwerk hinter dem alten Ziffernblatt hatte da schon jemand entwendet und ein elektrisches Uhrwerk eingebaut . Es wanderte auf nicht nachvollziehbaren Wegen in die Hände eines Gelnhäuser Uhrensammlers, den bisher niemand vom Gründauer Gemeindevorstand einmal um Rückgabe dieses Raubgutes gebeten hat. Meines Wissens gibt es keinen Beschluss des Ortsbeirates, der die Veräußerung des Uhrwerkes zum Inhalt hat, bzw einem Verkauf zustimmt. Möglich wäre es aber, dass die Gemeinde stillschweigend das historische Uhrwerk („wegen zu komplizierter und zu teurer Wartung“) ersetzen ließ und es an den Gelnhäuser Sammler verkauft oder verschenkt hat oder es zum Schrottplatz bringen ließ, wo es dann ein Sammler vor der Schrottpresse rettete. Vielleicht kann ja Bürgermeister Helfrich das Uhrwerk wieder nach Mittel-Gründau holen lassen ! ? Wir würden ihm dafür auch eine Gedenktafel gravieren lassen :-))
….Aber dann:
Wer holt nach 65 Jahren endlich die Glocke vom Turm ?
— abgelegt unter: Stadtentwicklung
erstellt von Hartmut Barth-Engelbart — Veröffentlicht am: 29.06.2004 23:06
Die folgende mail geht als Hilferuf über alle möglichen offenen mailinglisten, damit sie möglichst viele Menschen im Bankrankfurter Speckwegürtel und besonders die Abonnenten der nichtabdruckenden Zeitungen lesen können. Im Gegensatz zu bisherigen Pressemitteilungen bezüglich des Sozial-Kultur-Jugend-Zentrums „Alte Schule“ in Gründau-Mittel-Gründau wurde diese Stellungnahme/dieser Brief in keiner der angeschriebenen Zeitungen abgedruckt – aus welchen ehrenwerten Motiven oder Sachzwängen heraus auch immer. Natürlich geht diese mail auch wieder an die Presse, es kann ja sein, dass sie aus Versehen liegengeblieben oder gelöscht wurde.
Gelingt der Glockensturm dieses Mal?
Vor 60 Jahren wollten die Nazis die Glocke vom Schuldach holen.
(das war wohl etwas überzogen, den 2004er Glockensturm (für den ein Loch in den Treppen- und Schlauchturm geschlagen wurde) mit dem der Nazis in einem Atemzug zu nennen!. Doch für das Jugendzentrum ging es um die Wurscht und für das Backfest auch. „Wenn die Schule das Loch nicht aushält, wird sie wie früher schon geplant eben ganz abgerissen!“ so lautete der Kommentar aus dem Rathaus von einem, der lieber anonym bleiben wollte und über Tote wird hier nix gesagt. Nur vom Klaus Schuster muss hier noch was berichtet werden, HaBE 2015)
Der vor einigen Jahren verstorbene Klaus Schuster (Name geändert) war aktiver Pimpf bei der HJ in Mittel-Gründau und hat nicht nur über den Kampf der 5 Mittel-Gründauer Nazis um die Schule berichtet – die wegen ihrer Unterlegenheit gegenüber den Kommunisten und Sozialdemokraten immer von Gelnhäuser und Büdinger SA-Trupps unterstützt wurden. Chef der NSDAP in Mittel-Gründau war der aus Berlin stammende fürstliche Gutsverwalter. Sein Sohn war gleichzeitig Chef der örtlichen HJ.
(Wie „groß“ deren Einfluss auf die Mittel-Gründauer war, zeigt ein Gruppenfoto aus dem Jahr 1935 mit vielen am Wiederaufbau nach dem Brand der fürstlichen Domäne in Fronarbeit beteiligten Mittel-Gründauern : von 50 Menschen heben gerade Mal drei die Hand zum Nazigruß. Der Wiederaufbau wurde notwendig, weil aus nicht geklärten Gründen ein Großteil der fürstlichen Domäne abgebrannt war)
Klaus Schuster berichtete auch vom Versuch der Nazis in Mittel-Gründau vor 60 Jahren die Glocke vom Schulhaus zu holen. Gescheitert sei dieser Versuch, die Rüstungsindustrie mit waffentauglicher Bronze u.a. in der MUNA in Grebenhain (Arbeitslager, KZ und Munitionsfabrik im Vogelsberg) zu versorgen, weniger am Widerstand der evangelischen Kirchengemeinde als am energischen Einspruch der noch im Dorf verbliebenen , nicht an die Front gezwungenen einsatztauglichen Männer (und Frauen) der Feuerwehr. Denn die Glocke rief nicht nur zum Gottesdienst, war nicht nur Sterbe- oder Hochzeitsglocke, läutete nicht nur Mittagspause und Feierabend ein, sie war eben auch die Glocke für den Feueralarm. Sie gehört wie das Backhaus und das klassizistische Schulgebäude zum Herzstück des Dorfes Mittel-Gründau. Nach der Vertreibung der IAS-Bücherei unter Vortäuschung falscher Tatsachen ( ein leitender Angestellter der Gemeinde behauptete, die Schule sei bereits verkauft) versuchen die Gemeindeoberen jetzt das zu verwirklichen, was vor 60 Jahren die Nazis nicht geschasfft haben: die Glocke vom Dach zu holen. Sie soll zwar nicht für Leo-Munition eingeschmolzen werden, aber ihre Entfernung vom Schuldach soll dem Gemeindevorstand den Endsieg gegen die Alte Schule bringen. Ohne Glocke auf dem Dach wird sie weiter entwertet und vielleicht besser verkaufbar, hofft offenbar der Gemeindevorstand. Den Mittel-Gründauern, für die die Schulglocke so etwas ist wie die Paulskirchenglocken für demokratische Frankfurter, sollen mit diesem Kulturfrevel-Akt entmutigt werden. Und plötzlich hat die Gemeinde wieder Geld: 25.000 Euro um einen ausgedienten Transformatorenturm umzubauen, damit er die Glocke tragen kann ! Nicht mitgezählt die Kosten für Umwidmung und Umbau einer der wenigen gemeindeeigenen Sozialwohnungen (noch während der Bewohner im Krankenhaus lag und aus der Gemeindeführung Sätze zu hören waren wie der: „Der machts so und so nicht mehr lange.“ Er hat die ,Umwidmung‘ seiner Wohnung doch überlebt. Und jetzt wurde der Bewohner in ein Altenheim eingewiesen. Für wahr ein beispielhafter Umgang der Gemeinde mit alten Menschen ). Was ist noch im Weg? Die Krabbelgruppen? Wir bleiben drin, bis man uns rauswirft, so hört man die betroffenen Familien. Die Schleiereulen und die Turmfalken. Wie die Gemeinde unter Einhaltung von Vogelschutzbestimmungen diese Dachbewohner umsiedeln will, ist ein Rätsel. Schleierhaft ist auch, wie die von der Kirchengemeinde eingebaute Läutanlage den Ausbau übersteht. Diese Kosten sind noch nicht miteinkalkuliert. P.S.: Wer an der Glaubwürdigkeit eines ehemaligen HJ-Pimpfen Zweifel haben sollte, der kann sich beruhigen: ein leider auch vor vier Jahren schon verstorbenes sozialdemokratisches Mittel-Gründauer Ortsbeiratsmitglied hat den Bericht des Klaus Schuster dem Schreiber dieses Leserbriefes gegenüber bestätigt.
Mit freundlichen Grüßen
Und gerne weiter auskunftsbereit
Hartmut Barth-Engelbart
(dieses Mal nicht als Pressesprecher der IAS gem.e.V. sondern als langjähriger Mitarbeiter und Organisator des Zentrums und als Lokalhistoriker mit dem Schwerpunkt oral history)
Historische Alte Schule Mittel-Gründau gerettet! Kauf verweigert! |
Main-Kinzig-Kreis – Gründau |
Geschrieben von: am: Donnerstag, 09. Juli 2009 um 10:25 – Gelesen: 4525 mal |
Der Gelnhäuser Diplom-Psychologe R.S. rettete die Alte Schule. Der Main-Kinzig-Kreis wollte sie verkaufen, der Bürgermeister der Gemeinde Gründau wollte sie am liebsten abreißen, die Gemeindevorstandsmehrheit sprach nur von „dieser Bruchbude“. Zu eng waren die Räume für die Psychotherapie-Praxis in der Gelnhäuser Altstadt. Der Diplom-Psychologe R.S. wollte aufs Land, suchte eine Liegenschaft mit Hof und Garten und Seminarräumen. Die Alte Schule Mittel-Gründau, die der Main-Kinzig-Kreis den Gründauern mit einem Trick abgeluxt hatte (der Landrat hat einfach den Bürgermeister Meyer nicht darauf aufmerksam gemacht, dass er nur einen Brief an den Kreis hätte schicken müssen mit der Aufforderung, die Alte Schule an die Gemeinde kostenfrei zurückzugeben -bevor 1994/95 das neue hessische Schulgesetz in Kraft trat), diese Alte Schule gefiel dem Psychologen auf Anhieb: mit den Linden im Hof, der so groß war, dass man die Hälfte noch zum Garten hätte verwandeln können .. mitten im historischen Ortskern … Ideal ! Doch der Diplom-Psychologe hatte in der Zeitung gelesen, dass in der Alten Schule ein Jugend-, Sozial-, Kultur-, Familien- und Bildungzentrum entstanden sei. Das dort gerade die kreisweit dritte Betreuungsschule mit Hausaufgabenhilfe, Nachhilfe zum Selbstkostenpreis und Deutschkursen für Zuwanderer aufgebaut und betrieben würde… Er las vom Aufbau einer Leihbücherei, von der Fahrrad- und Spielzeug-Werkstatt, vom Dorf-Kino, den Töpfer-, Batik- und Malkursen, den Fremdsprachkursen, der Erziehungs- und Schullaufbahnberatung, dem Bewerbungstraining, den Krabbelgruppen. Er sah Berichte in der Hessenschau, las sie im Gelnhäuser Boten, im GT-Extra, in der FR, im GT, in der GNZ ….. er lernte die Geschichte der Alten Schule dabei kennen, die viel mit der Entstehung der Demokratischen Verfassungen in Deutschland zu tun hat …. und er verhandelte weiter mit dem Main-Kinzig-Kreis, um sich auf jeden Fall die Kauf-Option offen zu halten. Er verhandelte so ernsthaft, dass der Kreis andere Interessenten offenbar abblitzen ließ. Zum Sommerfest des Kultur-& Sozial-Zentrums „Alte Schule“ erschien neben der Politprominenz aus der ersten und/oder zweiten Reihe (Landrat Eyerkaufer (SPD), erster Kreisbeigeordneter Müller (CDU), stellvertretender Bürgermeister Rödl(FWG), Teile der Gründauer SPD; MdB Bernd Reuter (SPD), VertreterINNEN der GRÜNEN) völlig unbemerkt der Kauf-Interessent R.S. und ließ sich die schule und ihr Programm ausführlich zeigen und erläutern. Von den Vertretern des Main-Kinzig-Kreises – wohl wegen der geheim laufenden Verkaufsverhandlungen und der Befürchtung von Imageverlust bei der mehrheitlich gegen den Verkauf eingestellten Bevölkerung – wurde der Psychologe dabei auffällig ignoriert. Landrat Eyerkaufer machte den Mitgliedern der „Initiative Alte Schule“ Mut, es stünde gut um die Verlängerung des Nutzungsvertrages und übergab einen kleinen Spendenscheck. Befragt nach den Verkaufsgerüchten, sagte er, da sei zwar wegen des Rechnungshofes eine Ausschreibung gelaufen aber an der sei nicht ensthaft was dran, man wolle auf keinen Fall ein solch vorbildliches sozialpolitisches Projekt und das ehrenamtliche Engagement nicht gefährden sondern fördern. Hubert Müller (1.Kreisbeigeordneter ((CDU)) schloss sich vor versammelten PressevertreterInnen dem an. VizeBürgermeister Rödl nickte dazu. Einen Tag nach dem Sommerfest meldete sich der Gelnhäuser Psychologe R.S. telefonisch beim Vorstand der IAS und sagte, er sei von diesem Projekt so beeindruckt, dass er die Kauf -Verhandlungen mit dem Kreis jetzt abbrechen wolle. Er werde dem Kreis auch seinen Grund mitteilen, dieser Grund sei nicht das wirklich günstige Angebot sondern, er wolle dieses Projekt „Alte Schule“ nicht mit seinem Kauf gefährden. Der Kreis habe ihm nämlich die sofortige Räumung der Schule zugesagt, allerdings ihm nicht mitgeteilt, was da tatsächlich geräumt würde. Er wolle die Krabbelgruppen, die Nachhilfe, die Sozialberatung, die Bücherei, die Fahrradwerkstatt und auch die Schleiereulen, die Mauersegler und die Turmfalken… nicht vertreiben. Wenn es im Kreis oder in der Gemeinde Gründau einen Preis für die Förderung sozialer, kultureller Einrichtungen gäbe, man sollte ihn dem Gelnhäuser Psychologen R.S. noch im Nachhinein verleihen. Bei seiner Einstellung würde er dann wohl den Preis/das Preisgeld an die IAS weitergeben. Durch seinen Kaufverzicht konnte das Jugend-Kultur-Familien-Sozial-Bildungszentrum Alte Schule Mittel-Grüdau noch 8 Jahre weiterarbeiten bis zum Verkauf der alten Schule durch die Gemeinde Gründau.Jetzt fehlen für die oben aufgelisteten sozialen und kulturellen Einrichtungen leider die Räume. Oder sie sind in Notbehelfen untergebracht: Krabbelgruppen in Wohnzimmern oder Garagen, Bücherei in einer kleinen Sozialwohnung mit steiler Treppe im Feuerwehrhaus. Zu hoffen ist, dass die angestrebte Dorferneuerung den angerichteten infrastrukturellen Schaden wenigstens teilweise wieder gut machen kann.Träume gibts viele, Räume zu wenig. |