In Mittel-Gründau
GEMEINSAM
die Alte Schulstraße retten!
Einige wichtige Teile unseres Dorfes konnten wir in den letzten 30 Jahren noch retten. Wir haben den geplanten Abriss unserer Alten Schule verhindern und sie über 10 Jahre von 1993 bis 2003 als „dörfliche Volkshochschule“ , als „Wunder an der Gründau“, als „Dorftreff“ und Sozial- , Jugend- und Krabbelgruppenzentrum, als Leihbücherei , Fremdsprachen-, Kunst-, Nach-& Hausaufgabenhilfe-& Betreuungsschule (die erste im Main-Kinzig-Kreis),und als Jugend-Fahrradwerkstatt, Kinderfahrradschule, Dorfkino, als Drogen- und Sexualberatungsstelle erhalten, renovieren und nutzen können, bis sie dann verkauft wurde. Da haben wir gepackt …..
Gemeinsam
mit über 600 Mittel-GründauerINNEn.
(und der Unterstützung durch Rudolf Walther, der die Korkböden für die beiden Krabbelgruppen gespendet und durch Albert Hermann, der die Gesamtbestuhlung der Alten Schule mit einer LKW-Ladung voller ausrangierter, superstabiler, orangefarbener Kantine-Stühle der Vacuum-Schmelze Hanau organisiert hat.)
Jetzt ist zu hören, dass historisch wichtige Bestandteile der Alten Schulstraße, Teile des unter Ensemble- und Denkmalschutz stehenden Ortskernes gefährdet sind:
die unter Denkmalschutz stehende Stützmauer des Allmende-Mühlbaches , der vom Schafweiher über den Schulhof, hinter dem historischen Back-& Feuerwehrhaus vorbei bis in den Ahl führte, die bäuerlichen Schrotmühlen antrieb, die Feuerwehr mit Wasser versorgte, die Bauerngärten und den Schulgarten wässerte und das Vieh tränkte.
Am ehemaligen Betz’schen Hof stützt diese Mauer noch heute den kleinen Vorgarten mit dem schmiedeeisernen Geländer mit der Baujahreszahl und öffnet sich zum historischen Eingangstor. Und dann geht sie weiter Richtung Haingründauer Straße. Zum Teil sind die Gebäude auf der Nordseite der Alten Schulstraße auf dieser Mauer aufgebaut.
Jetzt soll auf dem Gelände der 1987 abgerissenen Scheunen und Stallungen des Betz’schen Hofes ein -so hört man es im Dorf- 5 stöckiges Mietshaus errichtet werden. Anwohner der Alten Schulstraße berichten von mitgehörten Anweisungen an die LKW-Fahrer beauftragter Bauschutt- & Erdaushub-Deponie-Belieferer, „ganz einfach die Einfahrt zu erweitern“, die Torpfosten und die Stützmauer versehentlich zu rammen. Ein solches Verfahren ist schon von der „Entkernung“ der damals unter Denkmalschutz stehenden alten Zigarrenfabrik am Bahnhof von Lieblos bekannt: da rammte ein Bagger die Giebelwände und dann war das Gebäude leider nicht mehr zu retten.
Welche Bebauung des Betz’schen Hofes nach den Bestimmungen des Ensemble- und Denkmalschutzes überhaupt zulässig ist, müssen wir klären. Möglich wäre meines Wissens nur eine Bebauung mit der Höhe und dem Volumen der Stallungen und Scheunen des Hofes. Wenn hier eine (illegale) Ausnahme gemacht wird, könnten dann zwischen Haingründauer Straße und Schafweiher eine ganze Reihe von Mietshochhäusern entstehen. Und manche Alteigentümer dürften dann bis zum 5. Stock aufstocken.
Dem entsprechend stiegen die Altimmobilienpreise. Krisen-geschüttelte Ex-FRAPORT-,veritas-,THERMO-FISCHER-, NORMA-Mitarbeiter mit kleinem Hausbesitz im Dorf werden/würden verstärkt zum Verkauf gezwungen und das Dorf wird nicht mehr wieder zu erkennen sein. „Heimat als Aufgabe“ war Mal der Slogan einer Partei. „Aufgabe der Heimat“ ist daraus geworden.
Das gemeindliche Brach-Grundstück auf dem Platz, wo einst das schönste und älteste erhaltene Mittel-Gründauer Bauernhaus, das 1782 errichtete Haus des Heinrich Otto stand, sollte uns eine Mahnung sein.
Wir sollten in einer Versammlung über die Dorfentwicklung sprechen, besonders über die Zukunft des in einer dörflichen Gemeinschaftsaktion errichteten Feuerwehrhauses und der im Anbau untergebrachten Leihbücherei.
Nicht, dass hier ein kleiner Immobilien-Hai ein Schnäppchen macht und uns den Dorfrand mit einem Hochhaus verschönert.
Wenn der Lockdown anhaltend die kleinen Vereine bedroht, werden dann aus Finanznot Sportplätze oder nur Teile davon- zu Bauplätzen? Sportlerheime zu Mietskasernen. Wenn die Mieten in Frankfurt und Hanau weiter so steigen, könnte sich das lohnen. Ist doch logisch: wenn man die Mannschaften wegen Nachwuchsmangel im Gründautal zusammenlegt, brauchen die ja auch keine 5 und mehr Fußballplätze. Zumal ja auch den Mitgliedern und auch den kleinen Sponsoren das Geld knapp wird. (Und große die Produktion verlagern, dicht machen, Massenentlassungen beginnen oder ankündigen((VERITAS, FRAPORT, Thermo-Fischer …)))
Noch immer hat die Gemeinde das Dorferneuerungs-Versprechen eines zentralgelegenen, barrierefreien und dauergeöffneten Dorftreffs nicht eingelöst. Dafür durften wir jahrelang planen, streiten, diskutieren, die Finger wund schreiben, um am Ende NICHTS zu erhalten. Und viele, die mitgeplant, diskutiert, sich drauf gefreut hatten, hatten jetzt nicht Mal mehr eine Friedhofskapelle.
Mittel-Gründau, was ist aus Dir geworden und was wird noch aus Dir werden? Sollten wir vielleicht doch den Wormser Paradies-Schlüssel aus dem Wappen nehmen und ihn zurückbringen und dort im Rhein versenken?
Nein, wir sollten das Dorf nicht verkaufen und schon gar nicht verschenken.
Das ganze ist ein hausgemachtes Problem der Politik der letzten Jahrzehnte. Abbau bzw. Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland haben die Region 100 km um um Bankfurt zu Schlafstätten verkommen lassen. Neuerdings „Metropolregion“ genannt. Der künstlich erzeugte Mangel an Baugrundstücken und die steigende Nachfrage nach Wohnraum lässt die Immobilienpreise dauerhaft steigen und die Dörfer zu Spekulationsobjekten werden. And the Winner is: Bund und Länder!!
Hier wird Nachhaltigkeit, Denkmalschutz und tradierte Strukturen den steigenden Steuereinnahmen geopfert (z.B. Grunderwerbssteuer, Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer für den steigenden Verkehr aus dem Umland nach Bankfurt etc.). Die Kosten für die Infrastruktur (Strom, Wasser, Telekommunikation, Straßen, ÖPNV, Kita’s, Schulen) müssen die Kommunen tragen. Die eh schon pleite sind.