Ist „Das Lied vom Geldsack“ antisemitisch? Die Frankfurter Rundschau würde es sofort so rufmorden

Der Geldsack

Das Gedicht von Adolf Schults hat der Historiker Dr. Manfred Köhler gefunden (aber leider keine Quelle dazu benannt). Adolf Schults konnte ich im Internet bisher noch nicht ausfindig machen. Wahrscheinlich wurde er einfach wegzensiert. Auch im „Großen Steinitz“ ist weder Adolf Schults noch sein GELDSACK zu finden. Jutta Ditfurth würde die mediale Todesstrafe für Adolf Schults so begründen: „Selber Schult, der Schultsspruch ist verkürzt „antikapitalistisch“, strukturell antisemitisch, populistisch-völkisch … „

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(vertont HaBE ich den „Schultsspruch vom Geldsack in der Erstversion 1971, ohne zu wissen, wer den Text geschrieben hatte. Darmstädter Altkommunisten haben mir den Text 1967 nach meinem Ausscheiden aus der Bundeswehr im Ersatzdienst erzählt, konnten sich aber an keine Melodie erinnern. Die Zweitversion entstand dann 2001 auf der Basis der ersten für die Veranstaltungsreihe “ ‚Trotz alledem‘ – Lieder des Vormärz und der Revolution von 1848/49″ mit Dr. Köhler (, die am 24. Oktober 2001 in Hirzenhain am Standort der Buderus’schen Eisenwerke begann) und für die abschließende Sendung im Hessischen Rundfunk, die die Kollegin Natascha Pflaumbaum organisiert hat.

Dieter Süverkrüpp hat 1976 auch eine Melodie dafür komponiert)

DER GELDSACK

Ob ihr einen König habt
Heuer zum Regenten
Oder ob ihr seid begabt
Mit ’nem Präsidenten –
Habt ihr Konstitution
Oder habt ihr keine
Einer sitzet auf dem Thron
Und hernieder voller Hohn
Blickt er, dieser Eine –
Der Geldsack
Der Geldsack! Deeer Geldsack!

Könige wurden oft gestürzt
Abgeknickt wie Reiser
Und das Leben ward verkürzt
Manchem mächtigen Kaiser!
Keine Revolution
Jemals, aber keine
Stürzte diesen Sack vom Thron –
Höher als ein Göttersohn
Dünkt sich dieser Eine –
Der Geldsack
Der Geldsack! Deeer Geldsack!

Doch es kommt, es kommt die Zeit
Wo auch er muss fallen!
Ja, die Stund‘ ist nicht mehr weit –
Seht euch vor, Vasallen!
Eine Revolution
Werden wird’s wie keine
Wenn entsagen muss der Kron‘
Wenn herunter muss vom Thron
Endlich dieser Eine –
Der Geldsack
Der Geldsack! Deeer Geldsack!

FRufmorden? Höchst wahrscheinlich genau so wie die FR es schon mit den Hanauer Zoll-Aufständischen gemacht hat, die versuchten, das Anwesen des regional größten Vieh-und Viehfutter-Großhändlers Deines zu stürmen, um dort die Schuldscheine zu vernichten. Das Anwesen des Bruders des Hessen-Kasseler kurfürstlichen Finanzministers Deines wurde von der Hanauer Bürgerwehr geschützt. Unverrichteter Dinge zogen die Aufständischen weiter in die Hanauer Vorstadt zum Anwesen des zweitgrößten Viehhändlers. Der war kein Protestant sondern jüdischer Konfession. Sein Anwesen wurde von der Bürgerwehr nicht geschützt. Dazu gibt es in Hanau ein schönes Volksliedchen: „Gott schütze uns vor Cholera, vor Pest und sieben Plagen. Doch könnten wir das alles viel besser noch ertragen als wie so was Gemeines wie die Gräfin Reichenbach und den Finanzrat Deines!“ Gott schützt vor Pest und Cholera, doch schickt er uns Gemeines, wie dir Gräfin Reichenbach und den Finanzrat Deines (es gab Duzende vo vershiedenen versionen). Das sangen die beim Bau des Hanauer Schlosses Phillipsruhe, des „Klein-Versailles am Main“ nicht bezahlten Handwerker in der Gaststätte „Zum blutigen Knochen“ gegenüber von Schloss Phillipsruhe. Die Gräfin Reichenbach war die Maitresse des Kasseler Kurfürsten, die er aus Steuermittel herrschaftlich finanzierte. Womit auch sonst?

Die Beschreibung der folgenden Musik-Werkstatt von 2016 muss erweitert werden, denn es geht jetzt auch um die Zensur seit den Bauernkriegen, in der Reformation, während des 30jährigen Krieges, um die zeit bis zur französischen Revolution, die mit dem Kanton Mainz ins Deutsche Reich schwappt, um die „Franzosenzeit“ unter dem Imperator Napoleon und um die „Völkerschlacht“ und den Wiener Kongress und das Zensurwüten des Herrn Metternich. Es geht um den Vormärz, die Oberherssischen bauernaufstände, den „Hessischen Landboten“ Büchners und die 1848er Revolution, die Preußifizierung des Deutschen Reiches auf dem Rücken der niedergeschlagenen Franzosen und ihrer Commune und ihrer deutschen Genossinnen. Es geht um die Zeit der niedergeschlagenen Revolution von 1918, der Weimarer Republik und des Widerstands gegen die faschistische Diktatur und ihre Finanziers und Nutznießer.

Diese Werkstatt hatte ich vor 20 Jahren zusammen mit einen Mitglied der hessischen Historischen Kommission bereits begonnen mit zahlreichen Dia- und Liedervorträgen zwischen Alzey und Hanau, Darmstadt und Karben, Lampertheim und Nidda, Gießen, Düdelsheim, Büdingen und Gelnhausen und einer Sendung im Hessischen Rundfunk. 2016 folgte dann der Versuch einer Fortsetzung:

Hundert Mann & ein Befehl & ein Krieg, den keiner will 

Kritik, Rufmord, Zensur in der Musik von 1945 bis 2015

im Deutschen Reich und in Deutschland West & Ost

An Beispielen wie Freddy Quinn, Drafi (Kalmann) Deutscher, Udo Jürgens, Nena, Alexandra, Söhne Mannheims, Xavier Naidoo, die bandbreite lassen sich Grundmuster politischer Zensur, von Boykott-Kampagnen, Rufmord und auch juristischer Verfolgung aufzeigen …

In dieser Seminar-Reihe, diesem Werkstatt-Projekt sollen Lieder untersucht werden, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung und Aufstiege in die Charts in die Schusslinie der mainstreampresse geraten sind. Welche politischen Ereignisse spielten die Hintergrund-Musik ? wann wurden die Lieder aus den Radio-&Fernseh-Programmen der „Schlagerbörse“, dem „beat-club“, bei Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ rausgenommen, rausgeworfen ?

Gesucht werden die Lieder, die Texte, die Presse-Artikel gegen und für diese Lieder, die Biografien der Texter- und Sängerinnen,

Es ist auch daran gedacht, einen Briefkasten für Beispiele aus der DDR einzurichten. Der Hinweis  darauf, dass man keinen toten Gaul reiten sollte, ist hier nicht angebracht, denn  der Gaul ist sehr lebendig:  viele LiedkünstlerINNEN der DDR sind –ob oppositionell oder nicht – schon in der „Noch DDR“ ab 1989 und dann nach dem kompletten Anschluss erst recht zensiert, gerufmordet, gemobbt und rausgeworfen worden.

Es wird in den Werkstätten um die  Zensurtechniken  – weniger der nicht sonderlich subtilen im Osten sondern um die im Westen gehen, die auf den ersten Blick gar nicht nach Zensur aussehen: z.B  wie kommen Singer&Songwriter, Liedermacherinnen  auf die Bühnen oder nicht: ein lokaler Song-Slam-Veranstalter  wird aus öffentlichen Mitteln, des Jugend-Kultur-Etats gefördert. Es gibt keinerlei Vorgaben (in letzter Zeit vielleicht schon etwas: keine antisemitischen, rassistischen, fremdenfeindlichen, sexistischen Lieder –aber das war eh schon selbstverständlich)  Wird nun im Vorfeld eines Slams über die Presse bekannt, dass ein  Teilnehmer unter dem Verdacht des Sexismus/Antisemitismus steht, werden Veranstalter sich entweder sofort gegen eine Einladung/ Zulassung aussprechen oder spätestens  nach einer Berichterstattung über den „Slam mit antisemitischen Misstönen“. Denn spätestens dann droht der Entzug der öffentlichen Mittel, der Veranstaltungsräume usw…. und das völlig unabhängig von einer Überprüfung der Vorwürfe.   Wo Göring Mal sagte, er bestimme, wer Jude ist, so ist es heute so, dass die MainStreamMedien  auftragsgemäß bestimmen, wer Rassist, Sexist und Antisemit ist. Wer religiös-esoterischer Spinner, wer pädophil

Es wird in diesen Werkstätten um Text-Analysen gehen. Um die inhaltlichen Botschaften gegen Krieg, Unterdrückung, Ausbeutung, Umweltzerstörung, Folter, Versklavung — auch wenn diese Botschaften religiös verbrämt, volkstümlich etwas verkürzt ausgedrückt sein sollten.  Bei Martin Luther King haben wir uns ja auch nicht sonderlich daran gestört, dass er seine Botschaften als christliche Predigten verfasste, bei buddhistischen Mönchen in Vietnam waren wir froh, dass sie aus Gründen ihres Glaubens gegen den US-Krieg aufgestanden sind …  Und wir waren überglücklich, dass die „bekennende Kirche“ zwar spät aber doch Widerstand gegen den faschistischen Terror in Deutschland geleistet hat und mit Marztin Niemöller auch nach der Kapitulation der faschistischen Wehrmacht ab 1945 weiter Widerstand gegen  neues Unrecht leistete.  Warum  akzeptieren wir bei Martin Niemöller den christlichen Tenor und verurteilen ihn jetzt bei Xavier Naidoo ?

Mag sein dass der Eine mit hohem intellektuellen Hintergrund für die evangelische Kirche missioniert hat und der Andere es jetzt  mit weniger intellektuellem Hintergrund  für seine Karriere, seine Charts-Positionen, seinen Umsatz tut, aber bei beiden tut das nichts zur Sache , denn es kommt bei beiden auf die transportierte Botschaft gegen die aktuellen, gewesenen und geplanten Raubüberfalls- Kriege an

In den Werkstätten soll auch über die künstlerische Qualität gestritten werden:

Da ist vieles Ansichtssache, vieles eine Frage der Hörsozialisation, und auch die Fragen nach der Umnutzung soll diskutiert werden; eignen sich bestimmte Stilrichtungen eher zu Kriegs- Marschliedern (auch zu „Unser Marsch ist eine gute Sache!“, wo haben die Faschisten die Lieder umgedreht und warum ließen die sich so umdrehen ? Das Lied vom kleinen roten Trompeter „Bei Leuna sind viele gefallen“ etwa. Lag es an der Qualität der Musik? Viele prominente Linke Liedermacher haben für nicht wenige Lieder die Vorlagen aus den evangelischen Kirchengesangbüchern genommen.

US-Kompanien marschierten morgens nicht nur in Hanau unter Absingen von Gospels  aus, Jaak Karsunke hat in die Bauernoper ein Lied übernommen, dessen Verse zum  Teil von den deutschen Faschisten geschrieben und umgeschrieben wurden, ohne dass er und viele Alt68er es bemerkten: „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“ Und kann man mit Hipp-Hopp Rhythmen in den Krieg marschieren ? Man kann.

Für solche Werkstätten brauchen wir

Die Lieder (gerne auch als Schallplatten), Zeitungsartikel, Rezensionen, TV-Sequenzen,  Darstellungen des jeweils aktuellen politischen Hintergrunds

Leute, die sich mit Power-Point-Präsentationen auskennen und auch entsprechende video-Programme zusammenstellen können, damit wir nicht bei jeder Veranstaltung  erneut das Rad erfinden müssen.  Mann kann ja durchaus auch als Einführung und zwischendurch Illustration eine kleine runde scheibe in den Laptop einführen…

Diese Werkstätten könnte man von Fall zu Fall mit Konzerten ergänzen: „Zensierte Lieder“

Ich bin dem Schults viel schuldig geblieben

er schrieb vor über hundertfünfzig Jahren

grad so, als hätte ich’s geschrieben

für meine LAMBOY-KINDER,

so wie sind, so wie sie waren

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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