… Kanzler wird?
So hat der Kanzleramts-Minister Braun uns nicht von seiner Kanzel abgekanzelt. Er meinte wohl, der Friedrich hält das durch bis März und wir mit ihm. Wir sollten bei der Predigt nicht so sehr auf diese Farbe schaun, der Braun ermächtigt nach Gesetz jetzt alle Coronalen Krisen-Katastrophen-Stäbe, auch die der Bundeswehr zur Durchsetzung der harten Gangart bis zum März 2021.
Und dann?
Schaumerma!
Und hast Du’s mit der Lunge irgendwann,
mit Kreislauf, Zucker, Niere, Herz?
Was macht dann Spahn,
was macht dann Merz
am Ende?
Kleiner Scherz!
Dann ist die Mutti längst in Rente
und lebt Diät in der Pension
und pfeift noch bis zum letzten Ton:
„Wir schaffen das!
Auch ohne Lohn.
HARTZ4 reicht euch doch lange schon!“
Und lacht dabei und klatscht dabei
vergnüglich in die Hände.
und das schon seit der Wende!
„Wenn nicht mehr alle kritisch erkrankten Patienten auf die Intensivstation aufgenommen werden können, muss analog der Triage in der Katastrophenmedizin über die Verteilung der begrenzt verfügbaren Ressourcen entschieden werden“.
Zitat aus dem corona-Triage-Papier.
In diesem Zusammenhang muss ich die Forschung nach den Krankenpapieren des Gelnhäuser Kreiskrankenhauses aus den Jahren 1939 bis 1945 nochmals aufnehmen.
In dieses Krankenhaus wurde der ehemalige hessische kommunistische Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des ab 1933 verbotenen Kleinbauern-Verbandes, der Mittel-Gründauer Landwirt Heinrich Otto
1944 mit einer Lungenentzündung eingeliefert und ist dort nach kurzer Zeit an dieser Lungenentzündung gestorben.
Die Krankenpapiere sind nach Auskunft einer Angestellten der Klinik im Jahr 2001 bereits 1946 verschwunden gewesen. Da es in Gelnhausen keine Angriffe der alliierten Luftverbände auf das Krankenhaus gegeben hat, auch nicht auf die benachbarte, heute unter Denkmalschutz stehende „Adolf-Hitler-Kaserne“ (das Haus der vertriebenen jüdischen Fell-Händler-Familie Scheuer steht zwar auch unter Denkmalschutz, wird aber verfallen lassen und auf einem Teil des Scheuer’schen Gartens vor der Burg steht ein Teil des heutigen Main-Kinzig-Forums, des Landratsamtes! Stadt und Kreis haben sich bis heute geweigert, den Nachkommen das Haus und den Garten zurückzugeben. Die Stadt hatte es von der SS-Hausbank, der „Arisierungsspezialistin“ Dresdner Bank für einen Appel und zwei Eier 1939 ersteigert))
Der Tod des Mittel-Gründauer Kommunisten Heinrich Otto könnte durch Triage verursacht worden sein, denn man stand wohl vor der Entscheidung, notwendige Medikamente für die Front zu verwenden, für die Lazarette oder für einen Kommunisten.
Zur Ehrenrettung des Gelnhäuser Krankenhauses muss hier gesagt werden, dass sich die ÄrztINNeN geweigert haben, bei einer schwangeren russischen Zwangsarbeiterin der Firma VERITAS eine Zwangsabtreibung vorzunehmen.
Wer weiß, wo die Krankenblätter des Gelnhäuser Kreiskrankenhauses noch zu finden sind?
Statt Stolper-Steine Schand-Schuld-Schilder: Scheuer-Haus, Gelnhausen Burgstraße 34
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Schand-Schuld-Schild Nummer 1 am Haus des vertriebenen, fast totgeschlagenen jüdischen Fellhändlers Ludwig Scheuer, Gelnhausen Burgstraße 34, und für die Großväter-Täter keine Persilscheine.
Im Lied der Bauernkriege “Als Adam grub und Eva spann … ” heißt es in Yaak Karsunkes “Bauernoper” am Schluss hoffnungsvoll: “Die Enkel fechten’s besser aus!” . Nun ist es aber leider oft so, dass die Enkel es besser aussitzen und ihren Vorvorderen noch Persil-Heiligen-Scheine auf’s NS-“Helden”-Grab legen.
Peinlicher Weise hat Yaak Karsunke, ohne es zu merken, den von den Nazis umgeschrieben und ergänzten Liedtext verwendet. Peinlich auch für die Alt68er, die diesen Text voller vorrevolutionärer Inbrunst mitsangen. Auch ich HaBE es so mitgesungen :-O))))
Die Stadt Gelnhausen lässt jetzt ihre Stadtmarketing-Abteilung im Rahmen des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht einen gut bezahlten Profi aus dem Roman „Die Buxweilers“ des staatenlosen jüdischen FR-Journalisten und Schriftstellers Valentin Sänger lesen. In diesem Roman wird die obrigkeitliche Judenhatz, die zum Himmel schreiende Armut des frühen 19. Jahrhunderts, das Kinderbanden(un)wesen wie auch die Hoffnung des gemeinen deutschen niederen und niedergehaltenen Volkes(Christen wie Juden) auf die kommende demokratische Revolution sehr plastisch beschrieben. Der Roman handelt zu einem Großteil in Gelnhausen und besonders in der Burg-Siedlung, der Judenherberge neben und in der Burgschänke, keine 50 Meter vom Haus der Scheuers entfernt.
Dass die Stadt bei ihrer „Vergangenheitsbewältigung“ auf das frühe 19. Jahrhundert und den Vormärz zurückgreift und damit den damals schon von oben gezüchteten, gelenkten, instrumentalisierten Antisemitismus öffentlich bloß legt, ist schärfstens zu begrüßen.
Wenn allerdings dieses Event dazu dient, die NS-Vergangenheit der “Barbarossa-Stadt” und ihr bis heute andauerndes Hehlertum, die Weigerung Wiedergutmachung für die Opfer zu zahlen, zu verschleiern, dann ist das überdies noch eine Verhöhnung der Opfer und auch des jüdischen Schriftstellers Valentin Sänger.
Die Stadt Gelnhausen und der Main-Kinzig-Kreis sollten endlich den Hinterbliebenen eine angemessene Wiedergutmachung zahlen und ihnen das Anwesen Burgstraße 34 in renoviertem, Denkmalschutz-entsprechendem Zustand wieder zurückgeben, bevor es „wegen Baufälligkeit“ abgerissen wird, um etwa den Blick auf die prächtig restaurierte Barbarossa-Pfalz freizugeben und dort Touristen-Busladungen zu entleeren.
Schon heute wird der geraubte Hof ja von Stadt und Kreis als Park- und Lagerplatz genutzt. Busparkplätze für „Barbarossa-Festspiele“ und die angedachte Sommerbühne auf der Müllerwiese?
Für das geplante Schand-Schuld-Schild am Scheuer-Haus werde ich noch etwas Zeit brauchen. Für die nächsten drei Anderen am Untermarkt/Ecke Schmidtgasse, an der Sondheimer-Villa im Alten Graben hinter dem Holztor, an der Blumenbach-OPEL-Werkstatt in der Bahnhofstraße …. noch länger.
Die Stolpersteine lassen mir zu wenige Menschen darüber stolpern. Man trampelt leider so immer wieder erneut auf den Opfern herum, diesmal aber meist wirklich ahnungslos, wenn man sich nicht intensiver mit der Ortsgeschichte beschäftigt oder an der Stolperstein-Pflasterung nicht teilgenommen hat.
Für die Politiker gibt es einen oder zwei Pressetermine und dann wars das auch schon mit der Vergangenheitsbewältigung. Schlussstrich-Jungs könnte man zynischer Weise dazu sagen.
Wieso Wiedergutmachung durch die Stadt und den Kreis?
Nun, die Stadt Gelnhausen konnte sich nicht nur schon 1937 stolz als „erste judenfreie Stadt im Reich“ präsentieren. Sie war auch Gewinnerin der “Arisierung“. Bei der SS-Hausbank, der Arisierungsspezialistin „Dresdner Bank“ ersteigerte die Stadt 1939 das Scheuer-Anwesen „für nen Appel und ein Ei“.
Hinter der Barbarossa-Kaiser-Pfalz ziehen dunkle Wolken herauf
Das „Main-Kinzig-Forum“ steht zum Teil auf dem Gartengrundstück der Familie Scheuer auf dem Burggarten
Aber dazu detailliert erst später. Zunächst die Vorgeschichte:
Ludwig Scheuer muss sich 1920 wie der Kaufmann Strauß und der Opelhändler und KFZ-Meister Blumenbach geweigert haben, in die gegen den Anti-Kapp-Putsch-Generalstreik und den Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat und zur Unterstützung des Kapp-Putsches gegründete „Gelnhäuser Bürgerwehr“ einzutreten. Für Strauß und Blumenbach war das bereits das frühe Todesurteil, denn sie machten das öffentlich und begründeten ihre Weigerung so im Gelnhäuser Tageblatt: „Wir weigern uns in einer Bürgerwehr mitzuwirken, in der offen antisemitische Propaganda betrieben wird!“ Die in der „Bürgerwehr“ tonangebenden Deutsch-nationalen und frühen Nazis stellten spätestens ab diesem Zeitpunkt ihre „Roten Listen“ auf: Arbeiter-, Bauern- und Soldatenratsmitglieder, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Juden.
Der ehrgeizige Plan der Gelnhäuser SS- und SA-Führer bereits zur Einweihung der heute unter Denkmalschutz stehenden und – im Gegensatz zum Scheuer-Haus – topp restaurierten „Adolf-Hitler-Kaserne“ die „Barbarossa-Stadt“ dem Führer “judenfrei” zu übergeben, wurde schon vor 1935 in Angriff genommen.
Heute ist die später in Coleman-Kaserne umbenannte Anlage – inklusive der NS-Monumental-Reliefs mit Unsummen modernisiert- Sitz vieler Kreisbehörden, der Polizei, von Hessen-Mobil usw … und diente im Schröder-Fischer-Krieg gegen Jugoslawien als Flüchtlingslager …, dessen Tore der Ex Landrat und Ex-Mittelstrecken-Sprinterstar Karl Eyerkaufer “wegen drohender Einschleppung von Seuchen” höchst persönlich blockierte . Was ebenso vergeblich war, wie später die Molotow-Coctail-Würfe einiger durch Brandreden aufgehetzter Jugendlicher. Die NATO unter dem Oberkommando Bill Clintons und Madelaine Albrights sorgte für Flüchtlingsnachschub …
1935 wird der jüdische Fellhändler Ludwig Scheuer 300 Meter vor seinem Haus in der Burgstraße 34 von zwei SS-/SA-Männern zusammengeschlagen, „sodass fast alle Zähne zersplittert ausgeschlagen, Kiefer, Lippen und Nase schwer verletzt wurden:“, heißt es in seinem von Augenzeugen bestätigten Lebenslauf. Er kann sich kaum noch nach Hause schleppen. Etwa eine halbe Stunde später dringt eine Rotte von 50 Männern in sein Haus. Ludwig Scheuer versteckt sich im Dachboden, wird aber gefunden und weiter durch den SS-/SA-Fleischwolf gedreht: eine Zeugin berichtet 1947: „Er wurde an den Beinen gefasst und so umhergezerrt, dass er die Treppe abglitt und sich so blutende Wunden am Kopf zuzog. …”
“Bei dieser Aktion hatte der damalige SA-Sturmführer Dudene die Befehlsgewalt, und er war es, der die Tätlichkeiten gegen den Juden Scheuer ohne weiteres einstellen konnte bzw. nicht dulden brauchte.. Er war aber mehr oder weniger mit dem Tun seiner Männer voll und ganz einverstanden, und die Handlungsweise, mit der der Jude Scheuer behandelt wurde, fand voll und ganz seine Billigung .“
Ludwig Scheuer ist für immer gezeichnet. Gehen kann er nicht mehr. So schleift man ihn ins Gelnhäuser Gefängnis. „Mein Körper und Gesicht waren einen blutige Masse“, schreibt er später ..
Wenige Monate bevor er so zugerichtet wird, wurde ihm noch „Im Namen des Führers und Reichskanzlers“ am 11. Februar 1935 das „Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer“ von 14/18 vom NS-Landrat des Kreises Gelnhausen überreicht.
1938 – nach vielen teuren Operationen, die nur in künstlichem Koma vorgenommen werden können, heiratet Ludwig Scheuer in Frankfurt. Gelnhausen darf er nicht mehr betreten. Er kann die „Reichsfluchtsteuer“, die „Auswanderungsabgaben“ gerade noch bezahlen und wandert mit seiner Frau nach Argentinien aus. Eine Flucht nach Palästina hätte ihn noch Mal 1.000 Reichsmark zusätzlich gekostet und die zionistischen Organisationen hätten ihn in seinem Zustand gar nicht genommen.
Viele Gelnhäuser Opfer überleben die KZs oder die Flucht nicht oder sterben früh an den Folgen und können ihr Hab und Gut so nicht mehr nach 1945 zurückfordern. Es verbleibt im „Eigentum“ der Arisierungsprofiteure, die dann 1998 auch in Gelnhausen ihre 60jährigen Firmen-Jubiläen feiern dürfen.
Aber Ludwig Scheuer und Familie überleben in Argentinien – in tiefer Armut zwar, aber noch handlungsfähig.. Ludwig Scheuer beantragt 1948 die Rückgabe seines Anwesens sowie die entgangenen Mieteinnahmen.
Doch die Stadt Gelnhausen denkt nicht daran, die Burgstraße 34 zurückzugeben. Erst 1952 bietet die Stadt einen Vergleich an: für das 1939 bei der Dresdner Bank ersteigerte „Juden-Schnäppchen“ bietet sie der Familie die lächerliche Summe von 2.150,-DM an. Bis heute ist es nicht erwiesen, dass der beauftragte Rechtsanwalt Dr. Höhne die Verhöhnungssumme an die Scheuers überwiesen hat. In Argentinien ist das Geld nie angekommen.
Die Interessen der “Barbarossa-Stadt” vertritt der Rechtsanwalt und ehemalige Gelnhäuser NS-Amtsgerichtsrat Dr. Becker-Schaffner, der den Wert des Anwesens nach der „Schätzung eines 1939 vereidigten Oberschätzers“ mit nur 16.350,- Reichsmark beziffert und behauptet, „der Stadt Gelnhausen ist nichts bekannt darüber, dass der Rückerstattungsberechtigte aus Gelnhausen verwiesen worden ist.”
“Der ehemalige Amtsgerichtsrat … wird doch wohl gewusst haben, was neben seinem Amtszimmer im Gerichtsgefängnis geschah.“, schreibt die Historikerin Dr. Christine Wittrock. (Quelle: Schreiben des Rechtsanwaltes Dr. Becker-Schaffner vom 21.11.1950 HHAW, Abt.Z460 Nr. D 923)
Vielleicht kann ja das Stadt-Marketing die 2018er „Buxweilers“-Lesung zum 80. Jahrestag der Ersteigerung des Scheueranwesens 2019 ergänzen und mit einer Lesung aus dem Buch der Historikerin Dr. Christine Wittrock “feiern”:
„Kaisertreu und führergläubig“. Wenn sie selbst zu dieser Feier nicht kommen kann, würde ich mich dafür zur Verfügung stellen. Zumal meine für 2019 geplante Lesung aus Valentin Sängers „Die Buxweilers“ nach dem diesjährigen Stadt-Marketing-Event nicht mehr in den Terminkalender der „Barbarossa-Stadt“ passen dürfte. Und wenn, hätte ich diese Lesung lieber in der Burgschänke oder auf dem Scheueranwesen gemacht. Passend wäre aber auch für beide Lesungen das Main-Kinzig-Forum am Besten am Hintereingang mit Beschallung des Burggartens (direkt auf dem Forum-bebauten Eck des Scheuer-Anwesens).
Mein Vorschlag wäre, den Hinterbliebenen des Ehepaares Scheuer vorzuschlagen, das Anwesen zum geltenden Marktpreis an die Stadt und den Main-Kinzig-Kreis zu verkaufen. Der Kreis und die Stadt sollten aus dem Anwesen ein interaktives Museum für den Widerstand gegen die Nazis machen, eine Bildungsstätte für Seminare, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen in Zusammenarbeit mit den Gelnhäuser Schul- und Bildungszentren. Die Burg war seit Jahrhunderten eine Fliehburg für religiös, rassisch, politisch verfolgte, für sogenannte “Demagogen”, für verfolgte Wanderburschen, für Wanderjuden, Bettler , aber eben auch für Kleinkriminelle, Räuber- und Kinderbanden ….
Es darf nicht wieder das passieren, was mit der Villa Sondheimer geschehen ist. Man hat damals noch nicht einmal auf den CDU-Politiker und Sportfunktionär Dr. Rolf Müller gehört, der eine ähnlichen Vorschlag für das “arisierte” Sondheimer-Anwesen öffentlich gemacht hatte.
NS-Verbrechen-Verschweigegeld, Gewinne aus Zwangsarbeit & “Arisierung” am Beispiel MKK
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Dass die Aufführung eines Theaterstückes über den Todesmarsch der 350 Überlebenden von 1.600 Zwangsarbeitern im Frankfurter ADLER-KZ “Katzbach” über 17 Jahre verweigert wurde und weiter verweigert wird, hat seine guten unguten Gründe. Dass der Main-Kinzig-Kreis mit der defakto-Verweigerung sich einen Judaslohn verschafft hat, ist dabei besonders zynisch: Der Kreis lobte das Theaterstück im Frühjahr 2000 in höchsten Tönen und stellte 300,-€ Unterstützung in Aussicht unter der Bedingung, dass das AutorINNen-Team in der Region weitere Sponsoren findet. In Kenntnis der veröffentlichten Recherchen der Autorinnen musste der Kreis wissen, dass es mit Sicherheit unmöglich war, für dieses Theaterstück hier Sponsoren zu finden.
Alle Großunternehmen in der Region haben von der Zwangsarbeit profitiert, auch von der im SS-Programm “Vernichtung durch Arbeit” (und hier besonders die Vernichtung der sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem STALAG Wegscheide/Bad Orb).
Am Beispiel des Groß-Kreises Main-Kinzig bei Frankfurt am Main und seinen Kommunen ist das nachweisbar: von Maintal über Hanau, Gelnhausen, Bad Orb, Wächtersbach, Steinau bis Schlüchtern, bei Stadtverwaltungen, Kreissparkassen, Kirchengemeinden, Groß- und Kleinbetrieben, bei der Reichsbahn und ihrer Nachfolgerin, bei Großagrariern und Waldbesitzern wie den Fürsten von Isenburg-Büdingen, -Birstein, -Wächtersbach, -Meerholz, bei der VERITAS, DUNLOP, HERAEUS, bei Betten-Schmidt bis OPEL-Hempel, Firmen, die zum Teil 1998 stolz ihr 60jähriges Firmenjubiläum feierten: Gelnhausen war schon 1937 “die erste judenfreie Stadt im Reich” und stolz darauf, das schon bei der Einweihung der heute unter Denkmalschutz stehenden “Adolf-Hitler-Kaserne” 1937 der Fall war.
Die Historikerin Dr. Chrsitine Wittrock hat zum Faschismus in der Region drei Bücher im Hanauer CoCon-Verlag veröffentlicht, eines davon im Auftrag des damaligen Landrates des Main-Kinzig-Kreises, Karl Eyerkaufer, der jedoch vor den Drohungen eines der NS-Täter einknickte und den Auftrag rückgängig machte. Trotz der Drohungen des Langenselbolder (immer noch)Ehrenbürgers und Ex Wehrwirtschaftsführers Heinrich Kauss, der den Beton-Facharbeiter Valentin Schmidt vor den Volksgerichtshof bringen ließ, wo er zum Tode verurteilt wurde, hat Dr. Christine Wittrock das Buch auf eigene Verantwortung und Kosten veröffentlicht.
Ihre Aufforderung an die Stadt Gelnhausen und ihren damaligen Bürgermeister Torsten Stolz, den heutigen MKK-Landrat, das Grundstück und Haus der Fellhändlerfamilie Scheuer den Nachkommen zurückzugeben, blieb bis heute ohne Erfolg. Die Stadt Gelnhausen hat das Grundstück für einen Appel und ein Ei bei der Dresdner Bank als Judenschnäppchen ersteigert. Das Haus wird dem Verfall preisgegeben, das Grundstück dient(e) als Lagerplatz für die Stadtwerke und das neue Main-Kinzig-Forum steht auf einem Teil des Grundstücks, ein weiteres wird als Zusatzparkplatz für die Kreisverwaltung genutzt.
Die Stadt Gelnhausen und der Kreis sitzen auf Nazi-Beute, die Kreissparkasse Gelnhausen auf dem Guthaben des aus der Stadt geprügelten KFZ-Meisters und Opel-Händlers Blumenbach, Die neue Mensa & Bücherei des Gelnhäuser Grimmelshausen-Gymnasiums stehen auf dem Blumenbachschen Grundstück. Widergutmachung? Null. Aber immerhin gibt es in dem Gebäude eine couragierte Ausstellung über die Gelnhäuser Judenschlächterei,
Das Unrecht geht einher mit sicherem Schritt…. Notizen über den Nationalsozialismus in Langenselbold und Schlüchtern
Saubere Geschäfte, weisse Westen und Persilscheine…
Christine Wittrock
Kaisertreu und führergläubig… Impressionen aus dem Altkreis Gelnhausen 1918 bis 1950
Christine Wittrock
Seit 75 Jahren profitiert die “Barbarossa”-Stadt Gelnhausen von der “Entjudung” durch die Faschisten
HaBE & Christine Wittrock
Dr. Christine Wittrock:
Der Adel
als Steigbügelhalter der Nazis
Wegfeiern in Gelnhausen – Wie in der deutschen Provinz das Gedenken an Faschismus, Judenpogrome und -vergasung, Arisierungsplünderungen und Zwangsarbeit … weggefeiert wird.
Veröffentlicht am 4. November 2013 von Hartmut Barth-Engelbart
Noch mehr Texte von HaBE bei SteinbergRecherche hier anklicken http://www.steinbergrecherche.com/barth.htm
Siehe auch http://www.barth-engelbart.de/?p=7491
Wegfeiern in Gelnhausen
Gelnhausen – die im Reich erste schon vor der Pogromnacht judenfreie Stadt, Barbarossastadt mit Kaiserpfalz und Kaiser-Wilhelm-Treppe, für die 1905 in die Altstadt eine Schneise geschlagen wurde, damit der Kaiser bei seinem Besuch vom extra errichteten neoromanischen Bahnhof aus die Marienkirche besser erreichen konnte. Der größte Hexenverbrenner der Region hat die Kanzel gestiftet, sein Grabdenkmal hat die Christengemeinde vom Chorraum aus fest im Blick, Rüstungsbetriebe – Gummiindustrie – mit KZ-Anlagen-ähnlichen Produktionshallen und späterer Bestversorgung mit Zwangsarbeitern, Garnisonsstadt mit denkmalgeschützten Kasernen, Baujahr 1937, Militärflugplatz, in dessen Gebäuden heute eine Hartz-IV-Behörde haust – AQA nennt sie sich und beweist, dass Arbeit frei macht, Berge um die Stadt ausgehöhlt mit Bunkeranlagen, nach dem Krieg US-Garnison, Panzerplatz – SPEARHEAD gegen den Osten, postwendend angezündelte Asylbewerberkasernen – Lausbubenstreiche nach Epidemiedrohung durch den Landrat – Bürgerwehrversuche gegen Seucheneinschleppung aus dem Balkan.
„Als Kaiser Rotbart lobesam ins Heilge Land gezogen kam …. da sah man zur Rechten und zur Linken einen halben Türken herniedersinken. “ Na ja , alles OK! Gelnhausen hat sogar ne Moschee, wer sollte denn auch die Arbeit machen, nachdem die Zwangsarbeiter verstorben und der Rest wieder freigelassen war, nachdem die schlesischen und sudetendeutschen Flüchtlinge sich trotz allem in der Gewerkschaft organisiert hatten und Tariflöhne wollten, da musste man ja Italiener – die haben jetzt fast alle ein Geschäft oder eine Kneipe, richtige Unternehmer, oder die Griechen – zu denen gehen wir auch ganz gerne essen, und dann halt die Türken — aber seit die fast in der EU sind und immer mehr Dönerias und Lebensmittelläden haben, bleiben noch die Russen und die Polen und die Rumänen, beim StraßenBau (keine Autobahnbaustelle ohne Russen), beim Erdbeernpflücken, Spargelstechen — aber die bleiben ja nicht, so wie früher als Saison- und Fremd- und Zwangsarbeiter – ach was – ich war früher auch gezwungen zu arbeiten, und ein bisschen Zwang hat noch niemand geschadet. Baracken? Container? Daheim wohnen die doch viel schlechter! Klar, die, die deutsches Blut drin haben .. is doch klar, die können bleiben, oder halt Juden, wenn sie nicht direkt nach Israel…
Ach so, apropos Juden, da fällt mir ein, was ich eigentlich erzählen wollte:
Bei der diesjährigen ökumenischen „Friedensdekade“, veranstaltet von der evangelischen Kirche Gelnhausen, auch der katholischen, von amnesty und Dritte Weltladen, sollte der Judenverfolgung gedacht werden – mit einer Veranstaltung, bei der die Gelnhäuser Archäologin Christine Raedler über das Schiksal dreier jüdischer Familien berichten sollte: Es gab beim Thema Judenverfolgung keine Auflagen. Nur sagte und fragte niemand, wer die Judenverfolger namentlich waren, wer von der Arisierung direkt profitiert hat, wer die beschlagnahmten Bankguthaben und Barschaften erhielt und heute noch aus diesen Werten Zinsen schöpft, wer die Grundstücke sich aneignete – ohne Bezahlung oder zum eher symbolischen Preis.
Das Thema Zwangsarbeit, Vernichtung durch Arbeit in den Gelnhäuser Betrieben und Verwaltungen, in den Kirchengemeinden, bei den Großbauern durfte im Rahmen dieser Veranstaltung überhaupt nicht angesprochen werden. Möglicherweise hat sich hier ein erfahrener Gefolgschaftsführer im Kirchenvorstand durchgesetzt. Und die Kirchenleitung beugte ihr Haupt.
Auf die Aufforderung der Referentin an das Publikum in der ehemaligen Gelnhäuser Synagoge, zum Referat Fragen zu stellen, schwieg die versammelte Gemeinde. Verständlich? Mit im Saal saßen Vertreter der Hauptprofiteure der Zwangsarbeit, im Kirchenvorstand sitzt die Spitze des Rüstungs- und Automobilzulieferers Veritas, die schon einmal gegen die Veröffentlichung von Dokumenten vorgegangen war, die belegen, dass die Firma Veritas nicht nur Zwangsarbeiter bis aufs Blut ausbeutete, sondern auch die NS-Behörden aufforderte, an schwangeren Zwangsarbeiterinnen Zwangsabtreibungen vorzunehmen. Bei der kriegswichtigen Produktion durfte niemand ausfallen!
Dass der Arisierungsgewinnler und „Erbe“ des damals schon Opel-Autohauses Blumenbach mittlerweile seinen Krempel an ein großes Unternehmen abgestoßen hat, dass Betten-Schmitt 1998 sein 60. Firmenjubiläum noch in dem ehemals jüdischen Laden feiern konnte, dass die Villa des Rechtsanwalts Sondheimer von der KdF-Organisation zunächst in den Besitz der Landwirtschaftskammer und dann in Kreisbesitz überging, der Kreis also auf arisiertem Gelände und in arisierten Räumen sitzt…
…dass sich halb Gelnhausen an geplündertem Eigentum und bei „Versteigerungen“ an „jüdischen “ Schnäppchen bereicherte –
das alles wurde bei dieser Veranstaltung nicht erwähnt.
Dabei sitzen musste das Ehepaar Stern/Scheuer.
Das Paar durfte seine Verfolgung als Schicksal wiedererleben, für das es offenbar außer den bekannten Oberverbrechern aus Berlin hier am Ort keine Verantwortlichen gab. Ihr Grundstück direkt an der Kaiserpfalz kam – man weiß nicht wie – in den Besitz der Stadt und dient dem Bauhof als Lagerplatz.
Jetzt wird das Thema Zwangsarbeit einen Tag später ohne die offiziellen Gelnhäuser Kirchengemeinden und außerhalb der „Friedensdekade“ und ohne das evangelische Oberhaupt in einem kleineren Raum mit weniger Presse behandelt werden: Die örtliche Pax-Christi-Gruppe hat diese Exil-Veranstaltung ermöglicht. Aus dem Hause Krebaum-Poppe, der obersten Etage der Veritas, kam der Vorschlag, statt über die Zwangsarbeit und ihre Profiteure zu berichten, könne man sich doch darauf verständigen, dass die Firma VERITAS Geld spendet, um einen Künstler zu bezahlen, der für jeden in der Veritas verstorbenen Zwangsarbeiter einen Gedenkpflasterstein gestaltet… aber eben nur wenn…
Die Wege in die nächsten Kriege und Genozide sind mit Gedenksteinen und Gedenktagen gepflastert. Jährlich mahnen die Kriegstoten am Totensonntag. Und am Montag produziert die Veritas wieder für die Rüstung.
Von den skandalösen Vorgeschichten dieser „Friedensdekade“ in der Barbarossastadt Gelnhausen hat in der Presse niemand etwas geschrieben. Nun ja, der Bürgermeister erzählt heute noch zu vorgerückter Stunde in Gelnhausens Kneipen von der schönen Zeit, als er hier in der Wikingjugend führend tätig war.
Die evangelische Kirche braucht Geld für die Renovierung der Marienkirche, der Adventskalender muss gesponsort werden, und der kommende Landeskirchentag braucht bei sinkenden Kirchensteuereinnahmen eben auch viele Spenden. Und das Rote Kreuz und die Feuerwehr und der Sportverein und das Behindertenwerk und der Kultursommer und die Stadtbibliothek? Große Unternehmen sind weitgehend von Steuern befreit. Die Öffentliche Hand ist pleite. Da braucht man Unternehmer als Mäzene – so sind halt die Sachzwänge.
Die Schlote von Veritas und Gummi-Joh und Co rauchen schon lange nicht mehr. Aber ihr Qualm, ihr Dunst liegt immer noch über der Stadt.
Manchmal ist der Smog hier im Kinzigtal so dicht, dass man nichts mehr sehen und hören kann. Nur das Kreischen der Krähen aus ihren Schlafbäumen, den Pappeln und Eschen, die der Volkssturm an der Meerholzer Landwehr vor die schnellausgehobenen Panzersperrgräben gepflanzt hat. Als der Russe nicht von Norden kam sondern der Ami von Süden.
Erschienen in der Neuen Hanauer Zeitung, kurz vor Weihnachen 2005
Autor: Hartmut Barth-Engelbart
Siehe dazu auch:
VORSICHT. Zum Teil handelt es sich bei dem Vorspann des obigen Artikels um beim Blogwart der Bundes-Schrifttumskammer anmeldepflichtige Satire
Autor von barth-engelbart.de Zeige alle Beiträge von Hartmut Barth-Engelbart