corona-mutando 13: „Helm auf & durch!“ (Lukas Podolski ./. Polen), „Helm auf & durch!“ (Martin Hinteregger ./. Corona) / Zur Geschichte einer Durchhalteparole (tis@post.com-ing)

Eintracht-Frankfurt-Spieler in Corona-Quarantäne: Helm auf und durch | Eintracht

Die Parole „Helm auf und durch!“ wird unter den Balltretern auch im Corona-Tunnel tradiert. Eintracht Shooting-Star Martin Hinteregger macht sich mit „Helm auf und durch! So schaffen wir das!“ mit Mutti gemein. So viel Eintracht musss sein! Prominenteste Verwendung fand diese Ein- und Durchmarsch-Parole vor einem entscheidenden EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen durch den ausgerechnet in Gliwice ( früher auch Gleiwitz) geborenen „deutsch-stämmigen“ (wikipedia) Lukas Podolski .. mehr dazu später.

Hier geht es aber zunächst um eine andere Durchhalteparole, die vom „Licht am Ende des Tunnels“:

Wie immer ist der Dichter dieses Textes unbekannt, wohingegen der Undichter des obigen Vorspannes bekannt ist.

Zur Geschichte einer Durchhalteparole

Menschen brauchen ein Licht am Ende des Tunnels, und wenn es noch so schwach ist“, riet die Coburger Psychotherapeutin Andrea Fuhrmann schon im ersten Stadium des Corona-Zeitalters Ende März 2020. Und viele, viele folgten seither.

Zum Beispiel Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der einer Partei angehört, für die er sich manchmal ein bisschen zu schämen scheint. Er habe „die Thüringer angesichts sinkender Infektionswerte aufgerufen, durchzuhalten“, meldeten am 14. Februar die deutschen Mainstream-Medien. „’Ich sehe Licht am Ende des Tunnels‘, sagte er am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. (…) ‚Es ist aber noch zu früh, Entwarnung zu geben‘, sagte der Regierungschef. Ein großer Risikofaktor blieben die Virusmutationen.“

Mit seiner pädagogisch geschulten, betont vorsichtigen Ausdrucksweise lehnte sich Ramelow an die Kanzlerin an, die es am 4. Februar noch etwas zurückhaltender formuliert hatte: „Was bei den Beratungen am nächsten Mittwoch herauskommen werde, könne sie noch nicht sagen, sagte Merkel am Donnerstagabend in einem Interview der Sender ntv und RTL. ‚Weil ich mir angucken muss, wie weit ist das britische Virus schon vorgedrungen.‘ Sie warnte vor ‚falschen Hoffnungen‘: ‚Ich sehe ein leichtes Licht am Ende des Tunnels, aber es ist eine unglaublich schwere Zeit.’“

Schon Präsident Donald Trump hatte sich der selben Metapher bedient, als er der amerikanischen Nation am 21. März vorigen Jahres nach einer Sitzung mit seiner „Coronavirus Task Force“ zurief: „Es gibt enorm viel Hoffnung, wenn wir nach vorn blicken und anfangen, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Bleibt dran und bleibt stark! Meine Regierung und ich selbst werden es für euch richten wie wir es in der Vergangenheit getan haben.“

Trump wiederholte sich, mit ganz leicht verändertem Text, als er am 6. April 2020 während einer Pressekonferenz im Weißen Haus sagte: „Es gibt enorm viel Licht am Ende des Tunnels.“

Aber weder Trump noch Ramelow oder Merkel und auch nicht der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, Harald Esser, haben die Metapher erfunden, die zur Zeit in aller Munde ist. Ohne mit letzter Sicherheit ausschließen zu wollen, dass die Redewendung vielleicht schon in der legendären Sportpalastrede des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels vorkam, aber im zustimmenden Gebrüll seines Publikums unterging, lässt sich der Spruch vom Licht am Ende des Tunnels auf eine bestimmte Phase des amerikanischen Vietnamkrieges in den 60er Jahren zurückverfolgen.

Wer den Spruch als erster benutzte, wird sich wahrscheinlich nicht ermitteln lassen. Schon sehr bald wollte es keiner mehr gewesen sein. Jedenfalls stand die Metapher für den brachialen Versuch des politisch-militärischen Establishments der USA, die Bevölkerung permanent über den Stand und die Entwicklung der Lage zu täuschen. Der Oberbefehlshaber der Truppen auf dem südostasiatischen Kriegsschauplatz, General William Westmoreland, hatte seine eigenen Worte etwas später so erfolgreich verdrängt, dass er den Sender CBS, der ihn zitiert hatte, mit der Behauptung verklagte, er habe den Ausdruck niemals gebraucht. Aber dumm gelaufen: Die Anwälte von CBS konnten dem Gericht ein beweiskräftiges Zitat Westmorelands aus dem Jahr 1967 vorlegen. Im selben Jahr hatte auch der Nationale Sicherheitsberater des Präsidenten, Walt Rostow, vom Licht am Ende des Tunnels geschwärmt, von dem Spötter schon damals behaupteten, es handele sich um einen entgegenkommenden Schnellzug.

Präsident Lyndon B. Johnson hatte den Spruch angeblich schon im Juli 1965 so „dicke“, dass er gegenüber seinem Pressesprecher Bill Moyers gehöhnt haben soll: „Licht am Ende des Tunnels? Wir haben noch nicht mal einen Tunnel. Wir wissen noch nicht mal, wo sich der Tunnel befindet.“

Man könnte vor diesem geschichtlichen Hintergrund fragen, welcher Klabautermann Ramelow und seine Kollegen gebissen hat, eine derart diskreditierte Redewendung vom Abfallhaufen der Geschichte aufzusammeln und in ihre Durchhalte-Rhetorik aufzunehmen. Ist es blanke Ignoranz und Ahnungslosigkeit? Oder ist es die zwar begründete, aber dennoch dreiste und anstößige Annahme, es werde sowieso kaum jemand bemerken?

Erfrischend und aufmunternd ist sogar jetzt wieder Katarina Witt. Vor ein paar Tagen wurde sie mit der Bemerkung zitiert, „das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels sehe sie im Moment nicht. ‚Leider nein, momentan nur meine Nachttischlampe.’“

Dichter unbekannt

Thomas Immanuel Steinberg
+49 40 76 75 75 15 répondeur

Geht raus und trefft Freunde, sonst werdet Ihr krank.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „corona-mutando 13: „Helm auf & durch!“ (Lukas Podolski ./. Polen), „Helm auf & durch!“ (Martin Hinteregger ./. Corona) / Zur Geschichte einer Durchhalteparole (tis@post.com-ing)“

  1. Wir befinden uns schon seit geraumer Zeit nicht mehr in einem Rechts-Staat! Wer das nicht merkt, oder zugibt hat definitiv Sars-Cov-2! Ich kann dies sogar mit Gerichts-urteilen belegen. Wichtig jedoch hierbei ist, sich nicht in die gegenseitige Extreme manövrieren zu lassen, sondern jedoch mit Besonnenheit, aber Bestimmtheit seine eigenen und derer anderer Rechte und Regeln einzufordern! Das Virus nämlich ist auch schlau, hinterhältig, verwegen und hat nur ein Ziel: Dich zu schädigen! Deine Waffe ist Dein Wissen, Deine Bestimmtheit, Deine Standhaftigheit und Deine sich bildende Furchtlosigkeit vor dem Unbekannten und vor dem sich aufgeblasenen Macht-Popanz. Deine Waffen sind aber auch gleichzeitig bewusst geübte Menschenfreundlichkeit, gerechte Solidarität und einfordernde Gegenseitigkeit! Triff dich mit Menschen soviel Du nur kannst und stehe da! Du bist eben keineswegs allein und gib nicht auf, trotzdem freundlich zu sein auch dann nicht, wenn alle Finger auf Dich zeigen! Bleibt unbeirrt!

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