DER Wahlslogan einer großen „Volkspartei“ zu den Kommunalwahlen vor mehr als 20 Jahren in der Region Main-Kinzig war „Heimat als Aufgabe!“
Von Aufgabe kann hier nicht die Rede sein. Pakete und Koffer, Gepäck kann man aufgeben, am Bahnhof, bei der Gepäck-Aufgabe. Hier geht es um Zerstörung. Stück für Stück. Und man kann von Glück sprechen, wenn ein Denkmal einen privaten Inverstor findet, der es rettet, wie den Mittel-Gründauer Bahnhof und die fürstliche Domäne –
auch wenn Pläne für ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt im Hofgut mit Läden, Post, Dorftreff, Museum, Park und Kinder- und Schulgarten damit auf der Strecke bleiben. Oder das Jugendzentrum im Bahnhof, das der Privat-Investor der Gemeinde vorschlug, bevor er den Bahnhof übernahm, restaurierte und für seine Werkstatt- und Wohnzwecke umwidmete: „Hier könnte doch ein Sozialarbeiter im Obergeschoss wohnen, in der Frachthalle die Jugend-Werkstatt und im Schalterraum der Altentreff mit Repair-Café …. (Das gab es mit der „Initiative Alte Schule“ alles und noch viel mehr schon über 10 Jahre lang, bis die Gemeinde 2003 die Alte Schule an Private verkaufte). „Wir haben kein Geld!“ tönte es aus der Bürgermeisterei dem Bahnhof-Käufer entgegen, als er der Gemeinde für soziale Zwecke den Vortritt lassen wollte. Und der später im Rahmen der „Dorferneuerung“ versprochene „Dorftreff“ (als Ersatz für Bahnhof und Alte Schule) wurde nach jahrelangen Planungen der damit beschäftigungstherapeutisch beruhigten Dörfler-innen am Ende dort gestrichen, wo die Alten ohne für Rollatoren zu extreme Steigungen sich hätten treffen können.
Nun, der damals geplante Abriss der Alten Schule des oberhessischen Dorfes Mittel-Gründau konnte wie die Verwandlung des Ortes in Müll-Gründau, in eine gigantische Restmüll-Deponie durch Bürgerinitiativen gerade noch verhindert werden.
„Die Mauer muss weg!“
Das war schon vor einem Jahr nicht etwa der Aufruf zur Wiedervereinigung.
Es soll ein Teil des Auftrags eines Bauherren an einen Baggerführer gewesen sein, den Anwohner der Mittel-Gründauer Alten Schulstraße mitbekamen. „Denkmalschutz? Einfach dagegen fahren und dann ist sie weg!“, wollen Nachbarn noch gehört haben. Sie hatten wohl richtig gehört …
Bilder der historischen Vor-Gartenmauer und des Betz’schen Hoftores in der Alten Schulstraße 19 sind leider verloren gegangen. Tor und Gartenmauer gehören als Teil des Ortskernes unter Ensembleschutz -so wie weitere Teile der ehemaligen Mühlbach-Stützmauer auf der Nordostseite der Alten Schulstraße.
Schon vor über einem Jahr wurde der Denkmalschutz über die Absicht des Bauherren informiert, diese Mauer und das Tor abzureißen, um anstelle der auch schon länger abgerissenen Stallungen und der Scheune ein mehrstöckiges Mietshaus bauen zu lassen. „Wenn die Betz’sche Mauer fällt, ist die ganze Alte Schulstraße dran…!“, sagen die Anwohner., „ein Hochhaus nach dem andern….“ Und keiner der (Un-)Verantwortlichen kümmert sich drum. Ortsbeirat? Fehlanzeige! Hat so und so nichts zu sagen. Gemeindevorstand? Fehlanzeige, Bauamt? „Hier ist der digitale … wenn sie das Bürgerbüro …. “ Es folgen 7 oder 8 Wahlwomöglichkeiten. Schließlich habe ich die richtige Nummer vergessen. Ich drücke auf Verdacht auf die ? Bingo! Ich habe das Bauamt gefunden „Wir sind da nicht zuständig! Versuchen Sie es beim Kreis!“. Main-Kinzig-Kreis-Denkmalschutz? Außer Haus, „In dringenden Fällen rufen sie Herrn B. an!“ Der Fall ist überfällig dringend. B?: „Der Teilnehmer meldet sich nicht, rufen sie später noch Mal an!“ Später, nix, noch später auch nix, danach wieder nix. Die e-mail wird nicht beantwortet. Anruf bei der Gelnhäuser Neuen Zeitung (GNZ): „Ich stelle sie Mal durch!“, besetzt, noch mal! „Ich hatte sie doch durchgestellt!“ Bevor ich durchdrehe, werde ich tatsächlich durchgestellt: „Ja, der zuständige Mitarbeiter ist nicht an seinem Platz, rufen sie später noch Mal an!“ Später, nix, noch später auch nix, danach endlich nach der Endlosschleife eine Direktstimme: „Ja ich informiere ihn, geben sie mir ihre Telefonnummer und die e-mail-adresse, er meldet sich bei Ihnen!“ Immer später, noch später. Niemand meldet sich …. Doch dann, Anruf von der GNZ: „ Es geht um die 2 Wochen gratis Zustellung, die sie bei Sovendus-ausgewählt hatten, als Einkaufsprämie. Das geht aber nicht, weil sie ja schon ein Wochenend-Abo haben!“ „Ja, ok, aber was ist jetzt mit dem Denkmalschutz? „ „Da bin ich nicht zuständig!“ Klar, der gute Mann macht Home-Office für den Vertrieb.
Samstag morgen. Anruf aus der Alten Schulstraße: „Die Mauer ist weg, das Tor auch!“ Zu spät.
Keine der KandidatINNen zur Kommunalwahl hat auch nur einen Finger über der Tastatur von PC oder Smartphone dafür gekrümmt. Ja, wie? für den Abriss oder gegen den Abriss? Wählscheibe kann man ja nicht mehr drehen . Und wenn, man würde immer die falsche Nummer wählen. Unsere kleinlauten Stimmen kommen lautlos in die Urne. Wenn sie reinfallen, läutet das Totenglöckchen vom Feuerwehrturm. Auf der Alten Schule hatte sie schon lange ausgeläutet. Das historische Uhrwerk der Schuluhr ist auf seltsame Weise bei einem Gelnhäuser Uhrensammler gelandet.
1989, als die Mauer fiel, fiel auch die Liebloser Zigarrenfabrik oder war es erst später? Der Gründerzeit-Frachtschuppen am Leiwelser Bahnhof?, Das Gasthaus „Zum Storchen“?, die „Altherberge“ Unger-Kalbfleisch mit der Renaissance-Wendeltreppe, der Otto’sche Hof von 1782 in der Alten Schulstraße in Mittel-Gründau, das Polenhaus der Domäne, … die Reihe des Geschichts-Vandalismus ist fast unendlich …
Mit Abstand die beste Histour durch die Geschichte Mittel-Gründaus kann man hier buchen h.barth-engelbart@gmx.de … Genauere Angaben per mail. Kleine Ortskern Histour ca. 2Stunden, die große Histour (Korea, Reitzeberg, Hühnerhof, Hecker’s, Kolbenstein, Kirchweg, Grenzgraben, Witsche, & Ortskern) 4 Stunden (mit Fahrrädern). Gegenüber den Zeitangaben in der folgenden Einladung zur Neubürger- und Eingeborenen-Verführung sind altersbedingte Verlängerungen eingetreten. Die Preise sind geblieben.
Man kann doch nicht jede Mauer schützen!
Wenn Wolfgang Schäuble, der Bundestagspräsident schon sagt, dass man in der Corona-Krise vieles und viel schneller durchsetzen kann, weil es weniger Widerstand gibt, hat er bestimmt nicht den Abriss einer Mauer in Mittel-Gründau gemeint. Aber man kann es einem Bauherren nicht verdenken, wenn er im Kleinen genau so denkt wie unser Bundestagspräsident im Großen und Ganzen.