Warum in Serbien antifaschistische Taxis fahren
Zum Beispiel fahren in Valjevo städtische Taxis mit den Bildern eines Generals und eines Piloten. Es soll auch Taxis geben mit dem Bild des Präsidenten jener Republik, die sich 1941 mitten im bereits von der Nazi-Wehrmacht besetzten Gebiet nach der Befreiung durch jugoslawisches Militär und Partisanen gebildet hat. Sie konnte sich 78 Tage gegen die Besatzer halten. Das alles weiß ich nicht so genau. Bernd Duschner wird in den nächsten Tagen einen Artikel, einen Bericht über seine jüngste Reise nach Serbien auf den “nachdenkseiten” veröffentlichen (und einen weiteren, ausführlicheren demnächst in der „neuen rheinischen zeitung“), der auch das im Zweifelsfalle korrigieren und genauer erklären wird. So viel ich mich erinnern kann, wurde vor Kurzem der Belgrader Flugplatz umbenennt: er trägt jetzt den Namen jenes Piloten, der beim NATO-Bombenangriff auf Jugoslawien startete, um die Bomberverbände abzuwehren. Er wurde abgeschossen. In Serbien wird er als Volksheld gefeiert.
Ein Besuch im serbischen Valjevo – 80 Jahre nach dem deutschen Überfall 1941
16. Mai 2021
Ein Artikel von Bernd Duschner |in den nachdenkseiten
Die Nato-Aggression gegen die Bundesrepublik Jugoslawien und die täglichen Berichte von den Bombardierungen serbischer Städte hatten den Autor Bernd Duschner 1999 tief aufgewühlt. Als Vater von drei, damals noch kleinen, Kindern empfand er die Luftangriffe auf Städte und ihre Bewohner als ein unerträgliches Verbrechen. Über Wochen verteilte er deshalb in seiner Stadt Pfaffenhofen an der Ilm selbstverfasste Flugblätter und gewann schließlich über Hundert Bürger, darunter mehrere Stadträte und den Bürgermeister, dafür, einen gemeinsamen Aufruf in der Lokalzeitung „Schluß mit den Bombardierungen, zurück zum Verhandlungstisch!“ zu veröffentlichen. Kurz Kriegsende gründete er mit Freunden den Verein „Freundschaft mit Valjevo e.V.“ und brachte am 5. Oktober 1999 den ersten Hilfstransport in das serbische Valjevo. Mitte April hat Duschner die Stadt wieder besucht. Nachstehend sein Bericht.
Vor 80 Jahren, am 6. April 1941, begann mit der Bombardierung Belgrads der Überfall des faschistischen Deutschlands auf Jugoslawien. Dreieinhalb lange Jahre Besatzung, geprägt von rücksichtsloser Ausplünderung des Landes und zahllosen Massakern an der Zivilbevölkerung, folgten. Das war die Rache der herrschenden Klasse in Deutschland dafür, dass die dortige Bevölkerung ihre damalige Regierung umgehend gestürzt hatte, nachdem diese dem gegen die Sowjetunion gerichteten Dreimächtepakt beigetreten war.
Seit dem Krieg der Nato gegen Serbien 1999 hatte unser Verein jedes Jahr für Schülergruppen aus dem stark bombardierten Valjevo ein einwöchiges Besuchsprogramm in Pfaffenhofen organisiert. Seit dem vergangenen Jahr war das nicht mehr möglich gewesen. Weil wir auch in Krisenzeiten unsere freundschaftlichen Beziehungen weiterführen möchten, habe ich im April die Stadt Valjevo besucht. Dort konnte ich der Stadtbücherei Bücher von Peter Handke und dem „Centar za Porodicni mestaj“, das Waisen betreut, eine Palette mit 260 Paar Schuhe eines namhaften bayerischen Herstellers für Kinder und Jugendliche übergeben.
Unaufgeregt durch die Pandemie
Bei der Einreise hatte ich meinen negativen PCR-Test vorgezeigt. Anschließend konnte ich ohne Quarantäne knapp 3 Wochen in Serbien verbringen und herumreisen. Das Land hat die Pandemie bisher deutlich besser verkraftet als die EU-Staaten. Sein Bruttoinlandsprodukt ging 2020 nur unwesentlich um 1% (Deutschland minus 4,9%) zurück. Das erklärt sich u.a. aus dem höheren Anteil von Landwirtschaft und konsumnaher Zweige wie der Lebensmittelindustrie an seiner Volkswirtschaft, einem gut durchdachten Stützungsprogramm für die Unternehmen und, nicht zuletzt, aus dem Verzicht auf einen weiteren Lockdown. Den hatte es in Serbien nur im Frühjahr 2020 gegeben. Zwar wird auf die Einhaltung allgemeiner Hygienevorschriften geachtet und es ist Vorschrift, innerhalb geschlossener Räume einen Mund-Nasenschutz zu tragen. Einzelhandel, Hotels, Restaurants (zeitweise nur der Außenbereich), Fitnesscenter und kulturelle Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken und Theater aber blieben geöffnet. Nächtliche Ausgangssperren, für Spahn und Söder so wichtig, weil sie offensichtlich glauben, ab 21 Uhr würden sich die Viren über unseren Städten sammeln und auf Spaziergänger stürzen, gibt es nicht.
An den serbischen Schulen wird derzeit im Wechselunterricht jeweils nur die halbe Klasse unterrichtet. Auf Corona-Tests und die damit verbundene ständige Verängstigung der Schüler wird verzichtet. Einen Mund-Nasenschutz, so das Bildungsministerium per Rundschreiben, müssen die Schüler im Unterricht nur aufsetzen, wenn sie sich zu Wort melden. Trotzdem fallen auch hier die Infektionszahlen und entspannt sich die Situation in den Krankenhäusern, wie die Daten des zuständigen staatlichen Batut-Instituts belegen. Serbien hat sich frühzeitig um Impfstoff gekümmert. Es hat sich dabei nicht von politischen Vorgaben aus Brüssel und Berlin bevormunden lassen. Impfwilligen Bürgern wie ausländischen Besuchern wird neben Pfizer und Astra-Zeneca auch der dort weitaus beliebtere russische Sputnik V und der herkömmlich entwickelte nichtgenetische chinesische Impfstoff von Sinopharm angeboten. Anfang Mai waren bereits 22% der Bevölkerung vollständig geimpft (Deutschland 8,3%). Offizielle Stellen sind stolz, dass sich ein „Impftourismus“ nach Serbien entwickelt und das Institut für Virologie Torlak in Belgrad mit der eigenen Herstellung von Sputnik V begonnen hat. Im täglichen Leben, den Zeitungen und den Gesprächen in der Bevölkerung aber spielt die Infektionskrankheit bei weitem nicht die Bedeutung wie bei uns. Andere Themen stehen im Vordergrund. Geselliges Beisammensein ist der Bevölkerung unverändert wichtig und das lässt sie sich nicht nehmen.
Bekenntnisse zu seinen Freiheitshelden
Über viele Jahrhunderte hinweg hat die serbische Bevölkerung für ihre Unabhängigkeit kämpfen müssen, zunächst gegen die Türken, dann gegen die herrschende Klasse in Deutschland, die das Land bis heute als ihren Hinterhof und als notwendiges Sprungbrett auf dem Weg zur Weltmacht betrachtet. Es lohnt sich, das eindrucksvoll gestaltete Museum von Valjevo zu besuchen. Mit einer Fülle interessanter Ausstellungsobjekte und Dokumente zeichnet es die Geschichte dieser in einem Talkessel am Fluss Kolubara gelegenen Stadt nach.
Auch heute ehrt Valjevo die Töchter und Söhne der Stadt, die sich in besonderer Weise für die Entwicklung, die Kultur und Freiheit ihres Landes eingesetzt haben. Viele Statuen auf öffentlichen Plätzen und spezielle Parks sind ihrer Erinnerung gewidmet. So geehrt wird u.a. General Zivojin Misic. Er hatte im 1. Weltkrieg in der berühmten Kolubaraschlacht Ende 1914 den Mittelmächten ihre erste empfindliche Niederlage beigebracht. Mit eigenen Statuen geehrt wird eine Vielzahl antifaschistischer Freiheitskämpfer wie u.a. Zikica Jovanovic „Spanac“ und Dragojlo Dudic. Jovanovic verteidigte als Mitglied der Internationalen Brigaden die Republik in Spanien und verlor als Partisan im Kampf gegen die nationalsozialistischen Besatzer 1941 sein Leben. Dragojlo Dudic hatte Partisaneneinheiten in Valjevo geleitet und war Präsident der „Republik von Uzice“. 67 Tage lang war sie im Herbst 1941 das erste von den Faschisten befreite Gebiet in Europa. Eine Neuausgabe seines Tagebuches aus dieser Zeit ist 2020 erschienen. Ein Denkmal an einer Hauptstraße hat Valjevo auch Milenko Pavlovic errichtet. Der Offizier verlor am 4. Mai 1999 sein Leben. Mit verzweifeltem Heldenmut hatte er sich mit seiner MIG 21 den Geschwadern der Nato entgegengestellt, die die Stadt bombardierten. Er hinterließ Frau und zwei Söhne. 2019 hat Serbien seinen Militärflughafen Batajnica ihm zu Ehren in „Vojni Aerodrom pukovnik-pilot Milenko Pavlovic“ umbenannt.
Am aktuellen Nato-Manöver „Defender Europe 21“ nimmt Serbien als einziges Balkanland nicht teil. Der serbischen Bevölkerung ist Charakter und Zielsetzung der Nato sehr wohl bewusst. Sie hat 1999 nicht vergessen. Das ist gut zu wissen angesichts der zunehmenden Aufrüstung, ständigen Kriegshetze und Provokationen gegen Russland und seinem Volk, dem auch wir die Befreiung vom Faschismus zu verdanken haben.
Titelbild: © Bernd Duschner
Rubriken:GesundheitspolitikLänderberichte
Schlagwörter:DenkmalHygieneregelnImpfungenLockdownMaskenpflichtNATOSerbien
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Rema pflanzt schon & Nasser wird 5 „next week“
Rema schreibt aus Uganda, sie hätte das Grundstück für das Holzhaus jetzt mit eurer Hilfe kaufen können. Die Papiere fehlen noch und kosten neben Gebühren auch etwas Beschleunigungsmittel :-0)) Jetzt fehlt noch der Selbstversorger-Garten. Das Nachbargrundstück ist noch zu haben und kostet noch Mal 3500€.
Für das Baugrundstück und die Papiere habe ich Rema 2500€ bereits geschickt.
Letzte Meldung aus Kampala: wir machen jetzt einen Teil des Baugrundstückes urbar.
Von den bisher an Spenden eingegangenen 3025€ sind jetzt noch 525 € übrig als Grundstock für den Garten.
Zu diesem Rest kamen noch dazu:
Birgit F.-D. (Wächtersbach) am 04.05. 100€
Von Barbara H. (Frankfurt) am 07.05. 300€
Von Anja R. (Offenbach) am 07.05. 10€
Von Franz P. (Bremen) am 10.05. 99,99€
Von VeraTO (Aachen) am 10.05. 50€
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= 1084,99 €
Ich weiß, ich kann nicht alle meine Ex-Grundschul- & Chor-Kinder retten, aber wenn es auch nur dieses Eine “Lamboy-Kid”- ist und sein Kind, dann ist das Tausende solcher Bettel-Mails wert.
Dafür nehme ich jeden Kleinbetrag an Spenden: entweder über den gelben (PayPal:-((-Spendenknopf hier rechts oben oder auf mein Konto bei der VR-Bank Büdingen-Main-Kinzig IBAN: DE66 5066 1639 0001 1400 86
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(bei Paypal werden pro Spende noch Gebühren abgezogen, so dass von 30€ nur 28,50 tatsächlich bei mir ankommen. Bei der Verschickung nach Uganda via moneygram werden pro 100€ 9,70€ Gebühren verlangt. Das ist nicht wenig aber erheblich günstiger als bei Western Union, in Kooperation mit der PostBank.
Wer mehr zu Rema und ihrem kleinen Nasser wissen will, kann dort nachlesen: Rema, die Ex-Schülerin der Hanauer Gebeschus-& Hessen-Homburg-Schule und ihr kleiner Sohn Nasser brauchen Hilfe in Uganda. – barth-engelbart.de (barth-engelbart.de)
Bilder vom Grundstück hat Rema auch schon geschickt: