Erich Fried: „Höre Israel! Gedichte gegen das Unrecht“ Eine Stimme gegen den zionistischen Terror

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Als Anfang 2005 Ingrid und Gerhard Zwerenz im Vorwort zu meinen „unter-schlag-zeilen / BEFREITE WORTE-GEBROCHENE REIME-ZUR LAGE“ meine Gedichte mit denen Erich Frieds verglichen, hat mich das natürlich sehr gefreut. Aber es hat mir auch etwas die Schamröte ins Gesicht getrieben: noch mehr als an dem Tag, an dem ich mit Vittorio Arrigoni eine gemeinsame Lesung in Hanau zu seinem GAZA-Film und -Buch „Restiamo Humani“ gemacht habe und er mich mit B.B. verglich: “Der Tag an dem ich Brecht kennengelernt habe” (Vittorio Arrigoni) – barth-engelbart.de

Ingrid & Gerhard Zwerenz: Nur keinen Streit vermeiden ….

Es kann einen Autor teuer zu stehen kommen, hält er sich strikt an das, was er schreibt. Mundtot ist der Titel eines Gedichts von HaBE: „Wenn wir / nicht früh / genug / den Mund / aufmachen / haben wir / am Ende / gar nichts / mehr / zu sagen.“ HaBE denkt gar nicht daran, den Mund zu halten, seine Feinde finden, er hat eine zu große Klappe. Die zitierten epigrammatischen Zeilen erinnern an Erich Fried, dem seine Verse nicht wenig Ärger eintrugen. Für HaBE eskalierte der Ärger . Vor einigen Monaten wurden seine Gedichte auf offener Straße verhaftet. Wie kamen sie dahin? HaBE ist das Gegenteil eines Innenweltdichters. Mit Poesie und Lyrik begibt er sich mitten unter die Leute ….“

Ab 1964 habe ich von Erich Fried gelernt. In der Schule und in der Bundeswehr nach seinem Vorbild geschrieben und gesungen. Er hat bei allen wichtigen APO-Demonstrationen und Kundgebungen gesprochen, seine Gedichte vorgetragen, ob von der Bühne, dem LKW, vom Dachgepäckträger eines Kombi oder mitten unter den Menschen. Sein Widerstands-Schreiben und -Lesen war immer mein Vorbild. Und einer der Höhepunkte meiner Widerstandslesungen war 10 Jahre nach Erichs Tod die Einladung der Palästinensischen Gemeinde zur 50 Jahre NAKBA-Kundgebung auf dem Frankfurter Römerberg, wo ich neben der Moderation Erich Frieds „Höre Israel!“ und Mahmoud Darwischs „Ich bin ein Araber“ vortragen durfte.

Erich Fried: „Höre Israel! Gedichte gegen das Unrecht“
Eine Stimme gegen den zionistischen Terror
Buchbesprechung von Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)

Erich Fried, geboren 1921 in Wien und gestorben 1988 in Baden-Baden, könnte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. 1938 floh er vor den Nazis nach England. Aufgrund seines politischen und menschlichen Engagements ist Fried heute im deutschsprachigen Raum eine nicht wegzudenkende Stimme gegen jegliche Form der Unterdrückung. Wie sich Erich Fried heute zu Corona positionieren würde – darüber können wir nur spekulieren. Indes dürfen wir es als gegeben annehmen, dass Erich Fried auch heute, als Hundertjähriger eine wichtige, eine nicht zu überhörende Stimme gegen den anhaltenden zionistischen Terror in Palästina wäre. Der Konjunktiv ist jedoch unangebracht: Fried wäre nicht, er ist tatsächlich eine nicht zu überhörende Stimme gegen den zionistischen Terror in Palästina.

Erich Fried neu- und wieder zu entdecken ist so, als ob man ein lange verlorenes Schmuckstück plötzlich wieder finden würde. Die Rede soll hier nicht von Frieds sicherlich schönen und berührenden Liebesgedichten sein. Auch die vielfältigen politischen Gedichte Frieds zum aktuellen Tagesgeschehen seiner Zeit sind ganz bestimmt äußerst wertvoll. Indes drohte ein bestimmter Teil von Erich Frieds Gesamtwerk in Vergessenheit zu geraten. Die Rede ist von «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht». Dieser äußerst wichtige Band, erst bei Wagenbach, dann in Lauf der Zeit diversen Kleinverlagen erschienen, müsste eigentlich zum 100. Geburtstag von Erich Fried nun wieder in aller Munde sein. Dies um so mehr, als Fried seinen «Gedichten gegen das Unrecht» seit 1988 sicherlich noch viele weitere Gedichte hinzufügen würde, wäre er noch am Leben. Das Unrecht, welches er in lyrischer Form anprangert, dauert an.

Der Theorie und Praxis Verlag Hamburg (TuP) hat es übernommen, «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht» neu aufzulegen. Das Buch umfasst sämtliche Texte, die Fried in seiner Empörung gegen die zionistische Besatzung und in bewusster Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand verfasst hat. Bis zu seinem Tod hat er an Lesungen immer wieder Teile daraus präsentiert. Das von TuP neu aufgelegte Buch umfasst alle Texte und Gedichte aus dem «Höre Israel» Zyklus.

Auszug aus dem Inhalt:

  • Judenfragen
  • Gefundene Texte
  • Gedichtzyklus zum Sechstagekrieg
  • Trockene Gedichte
  • Ein von Erich Fried übersetztes Gedicht von Mordechay Avi-Shaul
  • Gedichte seit Fürstenfeldbruck

Fried konnte nichts wissen von den aktuellen zionistischen Gräueltaten, mit denen heute vor allem – aber nicht nur – die Bevölkerung Gazas überzogen wird. Überrascht hätte es ihn wohl kaum, schockiert und empört hätte es ihn jedoch ganz gewiss. Immer wieder faszinierend zu lesen sind Frieds Schlussfolgerungen, die er in seinen Gedichten oft zieht, so zum Beispiel, als er in seinem Gedicht «Zu Israels Libanonkrieg» denen antwortet, die ihn einen «selbst hassenden Juden» nennen:

Einige Kritiker sagen mir:
«Zugegeben
Was Begin und Sharon
Getan haben
Das ist ganz furchtbar
Aber als Juden sollten wir unsere Kritik
Nur unter uns anwenden
Und nicht nach aussen tragen»

«Das kann ich gut verstehen»
Erwiderte ich
«Und ich will es befolgen
Wenn sie ihre Splitterbomben
Und Artilleriegeschosse
Und ihren brennenden Phosphor
Nur unter sich anwenden
Und nicht nach aussen tragen».

Fried, der Anti-Zionist, der Humanist, der Anti-Rassist verdient es nicht nur, neu aufgelegt zu werden, er verdient es gelesen und rezitiert zu werden. Es ist gewiss kein Zufall, dass der Zyklus «Höre Israel» möglichst totgeschwiegen werden soll. Auf eine unnachahmliche Art und Weise sind diese Gedichte ein Augenöffner für all diejenigen, die noch immer meinen, der zionistische Landraub, die zionistischen Verbrechen am palästinensischen Volk ließen sich mit einem Verweis auf «damals» rechtfertigen.

«Als ihr verfolgt wurdet
War ich einer von euch
wie kann ich das bleiben
wenn ihr Verfolger seid?»

Diejenigen jedoch, die diese Gedichte Frieds bereits kennen, werden in dem Buch viele altbekannte Perlen wieder finden. Gedichte, die uns einst mit ihrer Klarheit und in ihrer Menschlichkeit den Weg gewiesen haben. Diese Gedichte sind so zeitlos und so universell, dass der Neuauflage des TuP Verlages zu wünschen ist, dass «Höre Israel» so viel wie möglich gelesen wird.

Das einfühlsame und fachkundige Vorwort von Dr. Detlev Quintern führt die LeserInnen in das Werk ein. Tatsächlich hat Dr. Quintern recht, wenn er in seinem Vorwort bemängelt, dass  «nach wie vor eine Art Kritikverbot im deutschsprachigen Raum herrsche welches bestrebt sei Stimmen, die Völker- und Menschenrechte ‹auch› für PalästinenserInnen einfordern, mundtot zu machen». Damit beschreibt der Autor des Vorwortes nichts weniger, als den herrschenden politischen, intellektuellen und vor allem moralischen Ruin unserer Tage. Mit Sicherheit würde Erich Fried gegen dieses Kritikverbot heute ebenso laut die Stimme erheben, wie er es Zeit seines Lebens getan hat.

Wir alle können diesem Ruin entgegenwirken, indem wir Frieds Lyrik entdecken oder neu entdecken und sie auf uns wirken lassen. «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht» ist ein Buch, welches in keiner emanzipatorischen und fortschrittlichen Bibliothek fehlen darf.


Erich Fried: „Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht“

Theorie und Praxis Verlag Hamburg, 2021, ISBN-978-3-939710-40-0, 19 Euro (mehr Infos hier)

Eine Stimme gegen den zionistischen Terror – Erich Fried: ‚Höre Israel! Gedichte gegen das Unrecht‘ – NRhZ-Online – Neue Rheinische Zeitung – info@nrhz.de – Tel.: +49 (0)221 22 20 246 – Fax.: +49 (0)221 22 20 247 – ein Projekt gegen den schleichenden Verlust der Meinungs- und Informationsfreiheit – Köln, Kölner, Leverkusen, Bonn, Kölner Dom, Kölner Polizei, Rat der Stadt Köln, Kölner Stadtanzeiger, Flughafen KölnBonn, Messe, Messe Köln, Polizei Köln, Rheinland, Bundeswehr Köln, heiliger Vater Köln, Vatikan Köln, Jürgen Rüttgers Köln, Radio Köln, Express Köln, Staatsanwaltschaft Köln, Kapischke Köln, Klüngel Köln, Schramma Köln, Fritz Schramma, Fritz Schramma Köln, Stadt Köln, Kölnarena, Oppenheim, Oppenheim Köln, Privatbank, Privatbank Köln, Sal. Oppenheim, Sal. Oppenheim Köln, WDR Köln, Oppenheim-Esch, Oppenheim-Esch Köln, Oppenheim-Esch-Holding, Oppenheim-Esch-Holding Köln, KölnMesse, KölnMesse Köln, KVB Köln, Ermittlungen, Kommune Köln, Dom Köln, Erzbistum Köln, Kardinal Meisner Köln

Online-Flyer Nr. 771  vom 09.06.2021

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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