Hochwässer, Sturm-&Sintfluten, Deichbrüche & Epidemien treffen Arm & Reich nicht gleich. Arme werden mehr & ärmer, Reiche weniger & reicher, z.B. in Mittel-Gründau:

Den 30jährigen Krieg, Cholera, Typhus und Pest hat nicht nur das Büdinger Grafenhaus relativ unbeschadet überlebt, wenn man von den dahingerafften Untertanen und den dadurch fast komplett wegfallenden Fronarbeiten und Abgaben absieht. Die Hoch-Adeligen mussten auch während des Krieges ihre Frauen nicht als Ochsen und danach noch lange vor den Pflug spannen. Die in Mittel-Gründau überlebenden Eingeborenen Dörfler hatten nicht Mal mehr Pflüge, vor die sie ihre nicht im Kindbett weggestorbenen oder von den Mordsbanden vergewaltigten, erschlagenen Frauen und Töchter hätten spannen können … Söhne? Zwangsrekrutiert, hingeschlachtet usw. … Das nur so vorab als „TRAILER“

Das ist natürlich nicht die Büdinger Fürsten-Familie, sondern die des Großherzogs von Hessen-Darmstadt
Blick in die Kirchgass hoch zum Back- und Feuerwehrhaus 1911: rechts die steile Sandstein-Treppe zur neuen Metzgerei und Gaststätte Kuhl, dem späteren Arzthaus des Sohnes des Büdinger Schulrates Göckel (SPD) & Kuhlschen Schwiegersohnes Dr. Göckel. Dann die alte Metzgerei (nach 1945 ab 1952? Metzgerei & Gaststätte Stenger/Heiß, Konsumladen, Kegelbahn usw..) Nach 1911 errichten die Mitglieder der frisch durch Kanzler und Kaiser als Heimatfront-Katastrophenschutz-Einheit in den ordentlichen Vereinsstand erhobenen und mit reichwehrähnlichen Ausgeh-Uniformen und Pickelhauben beglückten Freiwilligen Feuerwehr, im Gemeinde- wie im fürstlichen Wald im Oberlauf des Hasselbaches und am Zufluss des Rothenborns Staudämme und Stauweiher zum Hochwasserschutz. Dier beiden größeren Weiher links neben der Siedlung Reitzeberg wurden erst in den 1970ern vom Baggerunternehmer Erich Hahn geschaffen – mit dem Doppelnutzen Hochwasserschutz und Fischzucht. Die weiter oben schon im 118. und 19. Jahrhundert im Grenzgebiet zwischen fürstlichem und Gemeinde-Wald angelegten Stauweiher hatten ebenfalls Doppelfunktionen. Fischzucht eventuell, aber hauptsächlich Hochwasserschutz und Sicherung der Trinkwasserversorgung der fürstlichen Domäne über eine heute noch existierende hölzerne Wasserleitung, die über die „Orles-Siemen“ verlief und an der heutigen Bebauungsgrenze von Westen her parallel zur ehemaligen Feldscheune unter dem Park des Hofgutes hindurch bis zu Trinkwasserbrunnen führte. Über diese Leitung wurde auch die Schnapsbrennerei der Domäne mit sauberem Wasser versorgt. Die Viehtränken wurden über den Fürstlichen Mühlbach versorgt, dessen verlauf vom Schafsweiher bis zur Hofguts-Mühle heute noch zu sehen ist. Im Mühlbach haben die Kinder noch in den späten 1940ern bis in die frühen 50er geplantscht.

Das Auseinanderbrechen der bäuerlichen Gesellschaft in dem oberhessschen Dorf Mittel-Gründau hatte schon Ende des 18.Jahrhunderts begonnen, wo es nicht nur auf dem fürstlichen Hofgut Knechte und Mägde gab und die Kleinbauern-Familien Fronarbeit leisten mussten. Das belegen die Berufsbezeichnungen in den Kirchenbüchern wie in den Unterlagen der Dorf-Schultheißen.

Tobias Meininger, einer der Hauptanführer der „Oberhessischen Bauernaufstände“ gehörte 1830 schon zu den reicheren Bauern Mittel-Gründaus. Sein Hof – mit der „herrschaftlich“ wirkenden Haupteinfahrt von der „Kirchgasse“, der heutigen Niedergründauer Straße, direkt gegenüber des Back- und Feuerwehrhauses, lag geschützt vor den im Frühling üblichen Hasselbach-Hochwässern hinter dem früheren „Lehr’schen Gut“, das etwas erhöht auf einem „Buckel“ im flachen, breiten & sumpfigen Hasselbach-Mündungs-„Delta“ errichtet war. Seine Reste haben den 30jährigen Krieg überdauert. Seine Ruinen und seine Felder waren Gegenstand der juristischen Auseinandersetzungen zwischen den Bistümern Mainz und Fulda, dem Deutschherren Orden, den Prämonstratensern und den Ysenburg-Büdinger Grafen auf der einen Seite und den Mittel-Gründauer Bauern auf der anderen vor den Reichskammergerichten in Wien, Regensburg und Wetzlar. Wobei die Bauern und als deren Anführer der 1705 aus dem „Hanauischen“ eingewanderte Karl Meininger zunächst nur als Zeugen vernommen und erst später als Partei anerkannt, das Lehr’sche Gut zugesprochen bekamen. Ob die Meininger aus dem Hanauer Land, also aus dem Grenzgebiet zwischen Rheinhessen/Pfalz/Saarland und Elsass oder aus dem Hanauer Umland (in der Nähe von EZBankfurt) eingewandert waren, spielt zunächst hier keine Rolle. Für die Herkunft aus dem „Hanauer Land“ spricht allerdings die Architektur, die sie mitgebracht hatten, die „Krüppelwalm-Häuser“, wie sie in den Elsässischen Weindörfern oder auch in Siebenbürgen zu finden sind, weil auch dorthin die verarmten Weinbauern ausgewandert waren.

Desweiteren spricht dafür, dass die aus dem „Hanauer Land“ wegen der Gegenreformation vertriebenen „Inspirierten“ im Gründautal und den Nachbartälern ein Zentrum bildeten und auch bei den Büdinger Grafen (und späteren „Fürsten“) als gutausgebildete Neusiedler und „Wiedereinrichter“ in die verwüsteten Dörfer der Grafen -nicht selten mit Steuerprivilegien, Wasserrechten, Brennrechten- aufgenommen wurden. Oft zum Leid & Neid der noch übrigen Eingeborenen. In Mittel-Gründau hatten nur 5 Eingeborene den 30jährigen Krieg überlebt. Da damals nur die männlichen Familienoberhäupter gezählt wurden und die Familien durchschnittlich 5 bis 10 Personen umfassten, kann es durchaus sein, dass es auch bis zu 50 Menschen waren, die in den Löshöhlen am Hang oberhalb der Alten Schulstraße überlebten, versteckt vor den Krabats, den kroatischen Reitern, den Schweden, Franzosen usw…

Die Omas drohten noch Generationen später ihren Enkeln, die nicht parierten oder nicht einschlafen wollten: „Dann kommt der Nachtkrabb!“, „Dann holt dich der Nachtkrabb!“. Krabb, Nacvhtkrabb, Krabat, das meint die gefürchteten kroatischen Reiter… an die auch das Liedchen erinnert: „Hoppe, hoppe Reiter , wenn er fällt, dann schreit er.. „, mit dem die Kinder abends noch beruhigt werden konnten.

Die Integration der Glaubens-, Kriegs-, Wirtschafts- & Hungerflüchtlinge scheint damals schnell und friedlich funktioniert zu haben, denn zusammen mit dem Karl Meininger musste auch der Bauer Boller vor dem Reichskammergericht erscheinen. Und der gehörte zu den überlebenden Eingeborenen. Der Streit der Bauern um das „Lehr’sche Gut“ fand zur Zeit Goethes statt, als der durch Vermittlung seines Vaters in Wetzlar als Jura-Student oder frisch gebackener Uni-Absolvent praktizieren, aushelfen, schreiben, Akten wälzen durfte.

Gewonnen haben die Mittel-Gründauer Bauern diesen Rechtsstreit nur deshalb, weil die adlig-klerikalen Streitparteien keine Besitzdokumente mehr vorlegen und die Bauern beweisen konnten, dass sie die verwüsteten Äcker und Weiden wieder ur-& nutzbar und die Ruinen wieder aufgebaut hatten .

(Quellen sind im Gründauer Ortsarchiv, im Niedergründauer Heimat-Museum, in den Hessischen Staatsarchiven Wiesbaden und Darmstadt und in verschiedenen Jahrgängen der Veröffentlichungen der Gründauer Geschichtsvereins zu finden. Ich schreibe das alles aus dem Gedächtnis. Wenn jemand die Daten und Namen besser weiß, soll er das im Kommentar aufschreiben!)

Beim großen Hochwasser 1911 wurde klar, warum die Mittel-Gründauer ihre Schule aus dem Hirtenhaus (Eingang Alte Schulstraße von der Bachgasse aus die etwas zurückliegende rotbraun gestrichenen Scheune, im Hasselbach-Überflutungs-Bereich gelegen) wegen der Gesundheitsgefahren für ihre Kinder Mitte des 18. Jahrhunderts in einen Neubau oberhalb des Allmende-Mühlbaches, der heutigen „Alten Schulstraße“ ins Trockene verlegten. Im Hirtenhaus „schwammen“ die Kinderfüße oft in einem Gemisch aus Ziegen-, Schafs-, Gänse-Kot-& Jauche und Hasselbach-Wasser. Etwas mehr als die hessische Bibbs war es dann sicher. Etwas Typhus, ein bisschen Lungenentzündung usw… Aber wer kannte damals schon Pseudomonaden? Hausmittel, Rat der weisen Weiber, die man in den Witschen finden konnte oder in den Sauerwiese im Orles-Siemen oder im Judengrund, wenn sie nicht wieder mal von den Ysenburger Jägern gefasst und im Hexenturm versenkt worden waren. Oder gleich verbrannt. Die wussten zu viel, wer was hatte und mit und von wem, kannten Abtreibungsmittel, wenn Mal wieder die fürstlichen Jäger mit dem Spruch „Tuch oder Buch!“ (das war das Straf-/Bußgeld-Protokollbuch, wenn sie die Dorfweiber beim Holzholen, beim Bucheckern-Sammeln, beim Pilzeschneiden erwischten und dann Mal schnell die Frauen die Sammeltücher und dann die Beine ausbreiten ließen.) Danach wurden die Frauen zwar von den Kindern und Männern wegen der erneut schmalen ode Un-Kost ausgeschimpft und von den Pfarrern abgekanzelt, wegen ihres sittenlosen Lotterlebens und mit Kirchenstrafen belegt. Aber sie galten zumindest als nicht vorbestraft, mussten kein Geld bezahlen oder im Schuldturm ein- und absitzen. Und da sie waren den Kerkermeistern ausgeliefert. Waren ja eh nur Dirnen! Darüber gibt es eine evangelische Klageschrift über das sittenlose Leben im Gründautal. Man muss nur Mal beim Gründauer Geschichtsverein nach dieser Strafpredigt in Broschürenform fragen. Der Geschichtsverein weiß, wo sie zu finden ist.

Als die Gründauer nach Amerika abgeschoben wurden – barth-engelbart.de

Aber, es gab auch andere Pfarrer, wie den Haingründauer Pfarrer Ellenberger:

Wasserrecht = Menschenrecht! Brennrecht auch? Eine Klärung am Beispiel des Dorfes Mittel-Gründau – barth-engelbart.de

Das Bild weiter oben zeigt einen heute noch existierenden Klein- und Federviehstall des „Tobiasse Fritz“, des Friedrich Meininger (Vater des „Tobiasse Heiner“, des Heinrich Meininger). Die Schlamm-Massen haben den tieferliegenden Teil des Meininger-Hofes unter einer Schicht bis zu einem Meter begraben. Normaler Weise konnte der Bauer mit erhobenem Haupt und einer Furke Mist aus dem Stall in mit einer Furke frischem Stroh auf den Schultern in den Stall kommen.

Nach dem Hochwasser wurden 1912 diese Teile des Hofes um mindestens einen halben Meter höher gelegt und die Stallungen des Großviehes vergrößert.

Das konnte Friedrich Meininger nur „schultern“ weil er einer der reicheren Bauern in Mittel-Gründau war .

Sein Sohn Heinrich, der „Tobiasse Heiner“ wurde zu einem der führende Männer des „Bauernbundes“, der sich direkt nach dem Ersten Weltkrieg bildete. Ähnlich wie die LANDBÜNDE in Rheinhessen. …..

Hinten rechts eines der ersten Siedlungshäuser links der Hasselbach am Eingang der Zwerchgasse, die heute falsch als Zwerggasse geschrieben wird. Die Zwerchgasse war die Querverbindung von der ehemaligen Hauptstraße mit vielen Brücken zu den Gärten unterhalb der fürstlichen Mühlbach-Stützmauern und dem Altwiedermuser Weg, der spätestens ab der Hofgut-Mühle jeden Kleinbauern im Schlamm versinken ließ, wenn er seine Karren selber ziehen musste
Kennst Du das Land der blinden Hessen? Wo’s große Teller gibt und nix zu fressen? Wo ungeniesbar die Kartoffeln blühn und Knecht und Mägd die Wagen selber ziehn? Warst Du Mal dort, Du wirst es nie vergessen: das ist das Land der blinden Hessen! Das Bild oben zeigt einen noch glücklichen Besitzer eines Ochsengespannes. Der Bauer Gärtner bringt die Zuckerrübenernte vom 2 Kilometer entfernten Kleinacker über den Altwiedermuser Weg ein und schafft sie am Hofgut vorbei über 2 Kilometer noch weiter zum Bahnhof an die Rüber-Verladerampe. von wo sie mit der Heldmann-Bahn über Stockheim zu den Zuckerfabriken in Friedberg gebracht werden. Elli Gärtner, geborene Lott hat mir vor ihrem Tod noch die Namen der beiden Kühe verraten. Auf der Rückseite des Bildes stehen ihre Namen. Berta und Lina. Das Bild entstand noch vor der Zeit des ersten Nachkriegsbürgermeisters, Georg Jäger, der nur „Ochse-Schorsch“ genannt wurde. Er soll den örtlichen Fasel-Bullen 1945 schwarz geschlachtet und am Verkauf des leckeren Fleisches sich herrlich bereichert haben,. bevor er auf Antrag der Mittel-Gründauer von der US-Militärregierung sofort seine Bürgermeister-Bezüge gestrichen bekam und dann entlassen wurde.

…… was angesichts des herrschenden Elends im Dorf kein Wunder war. Nur brach diese bäuerliche Familien-Idylle an der Frage von relativem Reichtum und absoluter Armut auseinander: Der Bauernbund -in ihm hatten Mägde & Knechte so gut wie keine Rechte- spaltete sich in zwei Bauernbünde. Aus dem der ärmeren Bauern entstand der Kleinbauernverband mit seinem örtlichen Vorsitzenden Heinrich Otto. Die reicheren Bauern kandidierten auf der „Bauernbund Liste 2“, wie der spätere NS-Ortsbauernführer Heinrich Müller.

Nicht lange nach 1848/49, als die bäuerliche Dorfgemeinschaft noch gemeinsam schwor, die demokratische Paulskirchen-Verfassung „mit Blut und Gut“ zu verteidigen,

siehe dazu hier: Mittel-Gründau: ein ganzes Dorf arbeitet für den Verfassungsschutz – barth-engelbart.de, da haben fast ALLE unterschrieben

nicht lange nachdem die armen und etwas reicheren Bauern zusammen mit ihren demokratischen Abgeordneten (Dr. Christian Heldmann) und Schriftführern (Bernhard Kaffenberger, Paul Nagel) für Jahre in den fürstlichen und großherzöglichen Zuchthäusern (Büdingen / Marienschloss/ Rockenberg) saßen, Berufsverbot erhielten und /oder zur Auswanderung gezwungen wurden

begann sich für die überlebenden etwas reicheren Bauern die Lage erheblich zu verbessern, als nach den Plänen von Dr. Christian Heldmann die (zur Unterscheidung von den Plänen eines Hungener Steuerbeamten) in Bahn-, Bank und Unternehmerkreisen so genannte „Heldmann-Bahn“, den Anschluss der Landwirtschaft an die Märkte in Gießen, Hanau, Frankfurt, Offenbach, Aschaffenburg zuließ. Das war zwar auch eine der Absichten des Bahnpioniers Dr. Christian heldmann, aber der wusste als Pragmatiker auch, dass dieses Projekt nicht ohne die fürstlichen und bürgerlich Neureichen Kapitalinteressen zu realisieren war. Und hier ging es um Eisen und Kohle, Militärtransporte, Holzwirtschaft als militärisch und städtebaulich wichtigstes Gut, es ging um die Gail’schen Ziegelsteine aus Gießen-Schwarzerde für die mit französischen Reparationen ab 1871 explodierenden Städte. FRankfurt, Höchst, Rüsselsheim, Offenbach, Darmstadt, Aschaffenburg, Kassel, Fulda … mit ihren aus dem Boden gestampften Chemie-, Papier-, Schuh-, Transportmaschinen-, Turbinen usw.- Fabriken und der beginnenden Automobil-Industrie und den Ausbau des Eisenbahnnetzes des in Versailles neu gegründeten deutschen Reiches unter preußischer Führung. Weder die Niederschlagung der ersten deutschen Demokratie der 1848er noch die Niederschlagung der Pariser Commune wäre ohne das Eisenbahn-Netz möglich gewesen.

Dafür konnten die Fürsten auch die Kröte der Abwanderung der überschüssigen Kinder aus den Bauernfamilien verkraften, die sonst in Fron und Knechtsverhältnis für ein Vergelds-Gottes-Lohn den fürstlichen Reichtum schuf(t)en. Dafür konnte man sich jetzt auch leichter Polen holen. Die waren billiger und streikten meistens auch nicht, weil sie ja auf den fürstlichen Höfen wohnten, in Mittel-Gründau im so genannten „Polacken-Haus“ über dem Kornspeicher und der Hofguts-Mühle am Altwiedermuser Weg. (in den 1970ern leider abgerissen).

Die polnischen Saison-Arbeiter waren noch billiger als die „Fulda-Mädels“ und die „Bayern-Mädels“ , die im Zuge der „Bekämpfung der Armut in der Rhön“ den meist fürstlichen Großgrundbesitzern gegen ein geringes Kopfgeld vom „freiwilligen Arbeitsdienst“ bis 1933 und ab dann vom „Reichsarbeitsdienst“ zur freien Verfügung gestellt wurden. Später waren ab 1939 polnische Zwangsarbeiter noch günstiger. Da mussten ja auch die „Fulda-Mädels“ schnell in „Blitzmädels“ umgeschult und an die Fron geschickt werden-. Das jetzt wieder frei werdende „Polackenhaus“ wurde spätestens ab 1941 mit polnischen Zwangsarbeiter gefüllt. Da passte der Name doch wieder. Nach der Kapitulation des „1ooojährigen Reiches“ hat dann „aus humanitären Gründen“ der Büdinger Fürst (eine ehemals hohe SS-Hausnummer) das „Polackenhaus“ mit Vertriebenen aufgefüllt. Für viele Mittel-Gründauer nachte das kaum einen Unterschied. Die Löhne waren nicht viel höher, als die Abgaben der Rentkammer für die Zwangsarbeiter an die verantwortlichen NS-Zwangsarbeits-Verteiler. Logi war die Gleichen und Schmalhans Küchenmeister wurde vorläufig nicht ausgewechselt. Die letzten Zeitzeugen der Pferdedecken-Appartements mit Gemeinschaftsküche, Gemeinschafts-Plumpsklo auf dem Hof werden von Tag zu Tag weniger. (die Wohnbereiche der familien waren nur durch Pferdedecken voneinander abgegrenzt)

Ein weiterer Artikel zur geschichte des Dorfes Mittel-Gründau wird noch folgen, zur Entstehung der lokalen SPD , der KPD, dem Arbeiter-Bauern-und Soldatenrat im Gründau-Tal, zu Zeit der Weimarer Republik und zum Widerstand gegen die kapitalgepäppelte Hitler-Diktatur und warum die örtlichen SA-Anführer -wie der Metzger und Gastwirt Jean Kuhl bei den NSDAP-Goldfasanen in Ungnade fielen und sogar von der NSDAP- Wahlliste zur letzten Wahl gestrichen wurden:

Und warum der „Tobiasse Heiner“ im Rahmen der Förderprogramme des „Reichsnährstandes“ 1935 auf Empfehlung des NS-Ortsbauernführers Müller genügend Mittel erhielt, um seinen Hof zu modernisieren, das alte Fachwerkhaus am Allmende-Mühlbach abreißen zu lassen, ein neues , etwas näher zum Hasselbach hinter dem Alterschen Ex-Lehr’schen Gut gelegenes Wohnhaus zu bauen und den Hof noch Mal etwas höher zu legen (die letzte Höherlegung des Hofes und der neuen Zufahrt vom Hasselbach erfolgte erst nach dem nächsten Hochwasser 1958 zusammen mit der Verrohrung des Hasselbaches und dem Bau der neuen Bachgasse darüber. Bereits 1955 konnte Heinrich Meininger zusammen mit seiner Schrotgewehr-bewaffneten Frau Berta mit Mitteln aus den Förderprogrammen der hessischen Landesregierung und der Landwirtschafts-Kammer seinen Hof erweitern um den bis in die 1950er noch als Allmende-Mühlbachabflüsse bestehenden Streifen zwischen dem Euler’schen Hof, dem Alter’schen Hof bis zur Alten Schulstraße. Die Dorfältesten haben erzählt, dass Berta die Erweiterungsbauarbeiten immer auch nachts mit dem Schrotgewehr in der Hand bewacht hätte. Sehr behilflich bei der Mittel-Beschaffung für diese Erweiterung und Modernisierung war der Ortsbauer Müller, der bei der Abstimmung gegen die Gebietsreform und die Beendigung der Selbständigkeit des Dorfes Mittel-Gründau im Volkshaus 1971 als Einziger gegen die Aufrechterhaltung der Selbständigkeit des Dorfes und später auch gegen den Anschluss an Büdingen gestimmt hat.

Wer es ganz eilig hat, kann hier schon Mal weiterlesen, bis ich die fehlenden Bildunterschriften und die noch fehlenden teile 2 & 3 nachgeliefert HaBE:

Warum hetzen die Mainstream-Medien von ARD bis ZDF, von FRAZ bis TAZ gegen die ‘Freien Bauern’? – barth-engelbart.de : Am Beispiel des oberhessischen Dorfes Mittel-Gründau lässt sich diese Frage sehr genau beantworten …..

&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&

Die Streiks der „Fulda-Mädels“ sind den letzten Dorfältesten noch im Gedächtnis geblieben:

Als die “Fulda-Mädels” in Mittel-Gründau auf den Feldern der fürstlichen Domäne streikten

FacebookTwitterTumblrWhatsAppTelegramMessengerThreemaPocketFlipboardInstapaperWordPressPrintFriendlyCopy LinkTeilen

Rullmann, gib uns die Papiere

Rullmann, gib uns unser Geld

Schöne junge Burschen sind uns lieber

Als Fronarbeit auf Rullmanns Feld

Das ist der Refrain .

Rullmann war bis in die 30er Jahre der fürstliche Pächter der Mittel-Gründauer Domäne.

Mitte der 20er gab es im Mittel-Gründau Streik-Aktionen der Fulda-Mädchen, der „Bayern-Mädels“, die in einer Art HARTZ4 Aktion des „freiwilligen Arbeitsdienstes“ zur „Bekämpfung der Rhöner Armut“ an Groß-Agrarier vergeben wurden. Die waren extrem billig und senkten natürlich die Löhne für die örtlichen Mägde und Knechte und Saison-Erntearbeiterinnen auf der fürstlichen Domäne. Die Streikaktionen wurden von der SA bekämpft und von KPD und SPD unterstützt.

Das Streiklied wurde auch schon lange vor dem Streik von den „Mädels“ gesungen.. die Mal “Fulda-Mädels” und ein anderes  Mal “Bayern-Mädels” genannt wurden. Denn sie kamen meist aus der bayrischen Rhön.

Die unter der Notverordnungs-Regierung des SPD-Reichskanzlers Müller eingeführten “freiwilligen Arbeitsdienste” waren in der Rhön aber auch im Odenwald, im Vogelsberg und im Spessart Vorläufer des von den Faschisten verfolgten Hartmann-Planes, der die systematische Enteignung der Kleinbauern betrieb, sie zur Umsiedlung in den “neuen Lebensraum im Osten” zwang und die Kinder als Billigarbeitskräfte in die Industrie- und Großagrarbetriebe schickte. Das war dann das Ergebnis der sogenannten “Flurbereinigung” zu Gunsten der Orts-(Groß-)Bauernführer, der Groß-Agrarier. Eine Aktion, die nach dem Krieg unter dem hessischen Landwirtschaftsminister Gustav Hacker, einem Henlein- und hohen NSDAP-Funktionär und BHE-Politiker in Koalition mit Zinns SPD (auch ein alter Kamerad, wie seine rechte Hand, der NS-Jurist Kölbel, der spätere Oberbürgermeister von Rüsselsheim, der Heimat des OPEL-Blitz für den gleichnamigen Krieg) weitergeführt wurde.

Bei diesem Bild sieht man gut, wie groß die Zustimmung der Mittel-Gründauer zur Faschistenherrschaft war. Drei führende Nazis u.a. der Pächter und sein Sohn heben die Hand zum Führergruß. Listigerweise haben die Arbeiter die Hakenkreuzfahne an den Eingang des Schweinestalles gehängt.  Im  Dorf wird bis heute gemunkelt, dass der Brand des Südflügels eventuell doch Brandstiftung war. Der Pächter war von Berlin “eingeflogen” und NSDAP-Chef geworden, nachdem der örtliche SA-Röhm-Strasser-Mann,  Metzger und Gastwirt Jean Kuhl nach der Hinrichtung von Röhm und der Entmachtung der SA de fakto abgesetzt wurde. Der Sohn des Pächters wurde dann auch  Fähnleinführer der örtlichen HJ.  Der Wiederaufbau des Südflügels wurde als “freiwilliger Arbeitsdienst” zur Stärkung der “Reichsnährstandes” geleistet. Wie man sieht, mit heller Begeisterung :-0))))))

Die “Bayern-Mädels” mussten schon beim “freiwilligen Arbeitsdienst” in den Zwanzigern die Papiere abgeben, um so zu verhindern, dass sie sich irgendwo andere besser bezahlte Arbeit suchten und sie bekamen ihren Lohn erst nach Abschluss der „Maßnahme“. Es herrschte wie heute für Flüchtlinge und auch HARTZ4er „Residenzpflicht“  „Fördern durch Fordern!“

Rullmann, gib uns die Papiere

Rullmann, gib uns unser Geld

Schöne junge Burschen sind uns lieber

Als Fronarbeit auf Rullmanns Feld

Wir wollen uns nicht länger bücken

Um Rullmanns Rüben zu vereinzeln

Und dann seine Rübe  pflücken

und ihn wie die Kölner Heinzel-

weibchen mit dem Arsch, dem Rücken

Nach der Arbeit noch entzücken (beglücken)

Rullmann, gib uns die Papiere

Rullmann, gib uns unser Geld

Schöne junge Burschen sind uns lieber

Als Fronarbeit auf Rullmanns Feld

Altes Brot und Rübenschnitzel

Muggefugg und kein Kaffee

Worschd und Fleisch gibt’s für die Spitzel

Und zum Kaffee Jägertee

Und für die Verräter- Worte

Extra-Lohn  und Extra-Torte

Rullmann, gib uns die Papiere

Rullmann, gib uns unser Geld

schöne junge Burschen sind uns lieber

als Fronarbeit auf Rullmanns Feld….

Wir lassen uns doch nicht vom Fürsten

und seinem fetten Kostverpächter

unterdrücken, pressen, bürsten

vom Jäger, Vorarbeiter, Wächter

wenn sie uns hinterrücks bestechen

dann kommt der Tag, wo wir uns rächen

Rullmann, gib uns die Papiere

Rullmann, gib uns unser Geld

schöne junge Burschen sind uns lieber

als Fronarbeit auf Rullmanns Feld

Im Dialekt hieß es dann auch so ähnlich:

Mir losse uns fum Ferschte

un soim fette Kostverpäschder

nedd unnerdrigge un nedd berschde

fum Jäscher nedd un nedd fum Wäschder

woann die uns hinnerriggs bestesche

donn kimmt de Daach, wou mir uns räsche

Berschde ist der Ost-Hessische Dialekt-Ausdruck für gewalttätig Ficken, Vögeln, Vergewaltigen

Quellen:

Der Refrain wurde von Frau Dr. Göckel  in Mittel-Gründau überliefert.

Die Strophen hat der Mittel-Gründauer SPDler , Landmaschinen-Schlosser und Fußballer Kurt Uffelmann in den End90ern erzählt.

Die letzte Zeile des Refrains wurde in der gleichen Tonfolge mit verschiedenen vom “Chorus” gerufenen Variationen wiederholt: erst die Vorsängerin oder der Fulda-Mädels-Chor :

“als Fronarbeit!” und dann Alle oder einzeln reingerufen, reingebrüllt:: “Billigst-Lohnarbeit”, “Hungerlohn-Arbeit”, “ohne Lohn-Arbeit”, . ….

Ein Leser auf der FB-Seite “Linksfraktionen” kommentierte, ob sich die Fulda-Mädels” auf dem Foto oben alle als Kerle verkleidet hätten.

Wer als Kraut mit besten Sitten

nur noch schaut

nach Arsch und Titten

wer es also nicht mehr schafft

im Testosteronensaft

erblindet

den Artikel durchzulesen

weil er dort keine Mädels findet

muss die Jahreszahl vergessen

und wohl unterdessen

ganz im Drange

übergangen

haben

Dann sage ich dem holden Knaben

wie es damals wirklich war

im Jubel-Jahr

1926

und dann im Arbeitsdienst ganz superfleißig

1935

Das Foto oben zeigt die ARBEITER, die 1935 höchst wahrscheinlich  im ARBEITSDIENST aus dem ARBEITSLAGER Herrnhaag zusammen mit den üblichen verdächtigen im Dorf abkommandiert wurden zum Wiederaufbau des Südflügels der fürstlichen Domäne – für ein VergeldsGott & Führer-Hungerlohn. Die Fulda-Mädels waren in der ZWANZIGERN als Billigersatz für die zu teuren polnischen Saison-WanderarbeiterINNEN den fürstlichen Pächtern zugeteilt worden durch den “freiwilligen Arbeitsdienst” der Reichsregierung unter dem SPDler Müller. In dieser zeit haben viele auch SPD-regierte Kreise und Städte auf Pump und mit billigstlohn Stadien, Hafenanlagen usw. bauen lassen, so z.B. den Hanauer Main-Hafen, das Michelstädter Heinrich-Ritzel-Stadion, das die NAZIS dann in Waldstadion umbenannten.

In Mittel-Gründau waren die Fulda-Mädels als Dumpinglohn Konkurrenz  auf den Feldern eingesetzt und nicht als Bauarbeiter und Zimmerer und Dachdecker. Sie wohnten in dem “Polacken-Haus” der Domäne, in dem seit über 150 Jahren die polnischen Ernte-SaisonarbeiterINNEN untergebracht waren. #

Hofgut Rückseite mit seinen Park- und Gartenanlagen

Hier die alte Mühle und der Hintereingang zum Hofgut der Fürsten von Isenburg-Büdingen. Den Fürsten-Titel haben sich die Büdinger im Gegensatz zu den Meerholzer Isenburger Grafen erst im 18. Jahrhundert zugelegt.. Bild oben zeigt den fürstlichen Schafhof links, mit dem Schäferhaus Mitte und rechts das Polenhaus, das im Dorf nur Polacken-Haus hieß. Es war die Fürstliche Mühle mit dem Kornspeicher im Dachgeschoss. , wo die Frau mit dem Hund steht verlief bis Ende des 19. Jahrhunderts der Mühlbach der Büdinger Grafen, mit dem sie den Dörflern das Wasser für deren Allmende-Mühlen und das Tränkwasser für Gärten und Vieh und die Feuerwehrabgruben. Wasserkrieg …

das untere Bild zeigt eines der beiden “Schweizerhäuser” des Hofgutes. Auf der “preußischen Seite Mittel-Gründaus, das durch die Hessisch-Darmstädtische und Preußisch-Hessisch-Kasseler Grenze mittendurch geteilt war, standen noch weitere Schweizer-Häuser im KdF-Stil, die wurden nach dem Krieg sofort mit Flüchtlingen belegt.

Meist nicht mehr als 40. 

Wie auch Tiroler und Schweizer Kinder im 19. Jahrhundert. Die Wander-Schweizer-Facharbeiter, die Melker wurden in den Schweizerhäusern untergebracht und im Dorf ansässig und hochgeachtet. Sie gehörten schon fast zur Oberschicht.

Nach dem Überfall auf Polen 1939 wurden die Fulda-Mädels durch die noch billigeren polnischen Zwangsarbeiter ersetzt, die die SS gegen geringe Gebühr an die Groß-Agrarier “vermietete”. Über 80 von ihnen wurden dann im Polackenhaus eingepfercht. Ab 1941 wurden russische Zwangsarbeiter und “ausgeliehene” russische Kriegsgefangene vom STALAG Wegscheide im Gründautal eingesetzt und in den Außen-Lagern des KZ-Hintzert in Gettenbach, Breitenborn und an der “Vier Fichten” im fürstlichen Wald im SS-Programm “Vernichtung durch Arbeit” zum großen Teil umgebracht.

Einen Teil dieser Kriegsgefangenen konnte der kommunistisch-sozialdemokratische Widerstand im Gründau-Tal retten und verstecken, bis die US-Einheiten – navigiert durch den Widerstand – vorrückten. Nur, wenn sich die US-Einheiten nicht vom Widerstand leiten ließen, gerieten sie in SS-Hinterhalte und wurden wie hier hinter Breitenborn von SS-Einheiten zusammengeschossen. Diese Einheiten hatten Kinder aus kommunistisch-sozialdemokratischen Familien im Gründau-Tal als Kindersoldaten und KZ-Wächter zwangsrekrutiert und sich beim Rückzug hinter diesen Kindern in Waldensberg verbarrikadiert. Die US-Army machte dann das Dorf inklusive des Pfarrhauses dem Erdboden gleich – die Kinder auch. Nur die Kirche blieb stehen.

Den polnischen Zwangsarbeitern -sofern es keine Juden waren- ging es erheblich besser schlecht.

Nach dem Krieg wurden diese Zwangsarbeiter durch Flüchtlinge und Vertriebene ersetzt, denen man zunächst auch nur Hungerlohn zahlte.

Doch war man sich heimlich sicher, dass die nicht streiken, nicht in die Gewerkschaft gehen, nicht die KPD und die SPD wählen, sondern brav in die katholische Kirche gehen und SRP und BHE und CDU wählen und wie in Michelstadt im Odenwald den katholischen Pfarrer Becker die Löhne aushandeln lassen.  Dem hatte der Ex-Reichswehrwirtschaftsführer Koziol seine Garagen als Kirchenraum zur Verfügung gestellt. Da war der Pfarrer dem Führer was schuldig. Aber da hatten sich die Herren nicht selten getäuscht.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert