„DaDaDa-dam“-Vorsicht Feindsender(13): Willkommen in den verarmten Kolonien des US-Imperiums

(Den “Feindsender” HaBE ich von Thomas Immanuel Steinberg übernommen. Der Publizist mit jüdisch-deutschem Migrationshintergrund meinte, es sei in Kriegszeiten noch immer gut gewesen, Feindsender zu hören. Das Beethoven’sche DaDaDa-dam war das Erkennungssignal der BBC im zweiten Weltkrieg)

Siehe dazu auch den “Neuen Krefelder Appell – Den Kriegstreibern in den Arm fallen” (https://peaceappeal21.de)

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Aktueller Online-Flyer vom 11. April 2022 

Inkompetente Gestalten lassen Europa, seine Bürger und Industrie sehenden Auges vor die Wand fahren …

Auch wenn das EU-Parlament zum größten Teil aus Parteisoldaten besteht, die sich zu Hause als untauglich erwiesen haben, muss man diese inkompetenten Gestalten doch fragen, oder besser:  anbrüllen, ob sie völlig wahnsinnig geworden sind und  Europa, seine Bürger und Industrie sehenden Auges vor die Wand fahren wollen ?

Michael Hudson empfiehlt halb im Scherz, doch auch gleich noch den Euro aufzugeben und wie “eine etwas größere Version von Puerto Rico” weiterzumachen:  “Wo man so ziemlich aufgehört hat, als politisch unabhängiger Staat zu agieren sieht  es eher schon wie Panama oder Liberia aus – ‘Billigflaggen’-Offshore-Bankenzentren, die keine wirklichen ‘Staaten’ sind, weil sie keine eigene Währung ausgeben, sondern den US-Dollar verwenden.” …

Notizen vom Ende der unipolaren Welt -14

Posted on 11/04/2022 by Mathias Broeckers / 1 Comment

Es war das Zündnadelgewehr, das den “Deutschen Krieg” zwischen Preußen und Östereich entschied. Kurz zuvor hatten die beiden  Mächte noch gemeinsam Dänemark besiegt, doch sich beim Streit um Schleswig und Holstein dann derart überworfen, dass es 1866 zur Schlacht in Königgrätz in Böhmen kam. Dass bei den etwa gleichstarken Truppen (jeweils etwa 200.000 Mann) die Östereicher  schnell unterlagen und ein Vielfaches an Verlusten und Verletzten erleiden mussten, verdankten die Preußen der technischen Innovation dieses Gewehrs, mit dessen Entwicklung  für die preußische Armee der Büchsenmacher Nikolaus von Dreyse 1840 begonnen hatte. Nachdem er sich  bei der Arbeit an einem Vorderlader mit seinen neuartigen Patronen die Hand verletzt hatte,  hatte er einen Hinterlader entwickelt. Er ermöglichte nicht nur eine 3-mal schnellere Schussfolge als traditionelle Vorderlader, sondern konnte vor allem auch im Liegen nachgeladen werden, sodass die Schützen länger in Deckung bleiben konnten.  Nachdem Preußen dank dieser militär-technischen Innovation seine Macht in Deutschland zementiert hatte, setzte vor allem in Frankreich ein Rennen um die Herstellung solcher “Schnellfeuerwaffen” ein, die dann auch bald, mit dem  “Chassepotgewehr” im folgenden deutsch-französischen Krieg, zum Einsatz kamen.

Mir fiel diese historische Etappe der Rüstungsspirale jetzt im Zusammenhang mit den hypersonischen Raketen wieder ein, die einen ähnlichen Vorsprung durch Technik markieren wie einst das erste “Schnellfeuergewehr” – und das US-Imperium samt NATOStan so verwundbar machen, dass das kleine Russland , eine “Regionalmacht  mit Tankstelle”(Barack Obama),  es wagen kann, ihnen die Stirn zu bieten. Gegen einen Einschlag von Kinzhal, Zircon & Co. kann sich derzeit niemand verteidigen und es wird Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis Abwehrmöglichkeiten gegen die wortwörtlichen Blitzeinschläge dieser Präzisionsraketen entwickelt worden sind. Russland hatte die “unbesiegbare” Waffe in den vergangenen Wochen zwei Mal eingesetzt, um große Munitionsdepots der Ukraine zu zerstören, und diese Demonstration führte dann zu einer gewissen Hektik in Washington. Wo sogleich  die “bisher geheimgehaltene” Arbeit an einer hypersonic missile gelüftet und von einem ersten Test berichtet wurde, der allerdings so ausfiel, dass die USA – so Bloomberg News – “weiter hinter Russland und China zurückfallen”. Es wird also noch etwas dauern, das “Gleichgewicht des Schreckens” wieder herzustellen, weshalb ich schon 2018, als der militärtechnische game changer erstmals vorgestellt wurde, die außen,-und verteidigungspolitische Parole  “Don’t mess around with Ivan!” ausgegeben und 2019 ein Bekenntnis abgelegt hatte, wie ich lernte, die Bombe zu lieben:

Was wir hier haben – schon einsatzbereit im Arsenal der russischen Armee oder getestet und aktuell in Produktion – ist für das amerikanische Imperium mehr als nur eine Ansage, es ist seine Niederlage. Mit der 2002 von George W.Bush vollzogenen einseitigen Kündigung des ABM-Vertrags, der den Bau von anti-ballistischen Raketen verhinderte – in dem Glauben, dass das von Yelzin herunter gewirtschaftete Russland ohnehin nichts auf die Beine stellen kann – haben sich die USA fatal ins Knie geschossen. Ganz nach der geopolitischen Regel “Amerika spielt Monopoly, Russland spielt Schach” haben die schlauen Russen mit weniger als einem Zehntel des US-Rüstungsetats Verteidigungssysteme entwickelt, die unbesiegbar sind. Natürlich können USA und Nato mit ihrem Vielfachen an Material in Russland immensen Schaden anrichten – aber nur um den Preis, umgehend komplett in Schutt und nukleare Asche zu versinken, oder in per “Poseidon” nuklear ausgelösten gigantischen Tsunamis.

Immensen Schaden konnte vor 200 Jahren auch schon Napoleon anrichten und sogar Moskau in Brand stecken, was seine finale Niederlage aber nicht verhinderte.  Wenn das transatlantische Imperium in vergleichbarer Hybris heute zum gewaltsamen  “regime change” in Moskau wirklich antreten würde, müsste es ein ähnliches Schicksal befürchten – und das ist der Grund, warum es nur Ukrainer (und Europäer) in einen aussichtslosen Kampf treibt, selbst aber “keinen Krieg mit Russland” (Außenminister Blinken) will. Ich hatte hier schon vor dem Einmarsch geschrieben, dass die Russen mit ihrem Arsenal in der Lage wären, die Ukraine in drei Tagen in Schutt und Asche zu bombardieren und “Mission accomplished!” das Land zu besetzen, aber seit dem 24. Februar scheint klar, dass die “Operation Z” nicht als Bombenkrieg im US-Stil geführt wird, sondern systematisch ihrem angegebenen Ziel “De-Militarisierung” folgt und Miliätreinrichtungen zerstört. Es geht Russland nicht um Besatzung, sondern um eine Sicherheitszone vor seiner Haustür, die es bedroht sieht, wenn dort faschistoide anti-russische Neo-Nazis über NATO-Raketen verfügen. Dieses Sicherheitsinteresse haben die Russen acht Jahre lang artikuliert und vergeblich eine Einigung in Minsk gefordert, jetzt versuchen sie, es mit Gewalt durchzusetzen, wobei die neuen Superwaffen nur als Abschreckung im Hintergrund eine Rolle spielen. Aber ohne diesen hypersonischen Vorsprung, denke ich, hätte Putin diesen Angriff nicht gewagt, und wenn er 2014 zur Verfügung gestanden hätte, wohl schon beim Maidan-Putsch eingegriffen.
On the ground läuft unterdessen die Operation nach der stoischen Auskunft des russischen Verteidigungsministeriums “wie geplant” weiter – langsam aber sicher, wenn man dem täglichen Briefing  und der Liste des Gesamtschadens bis zum 11.4. glauben darf:

“In total, 129 aircfaft and 99 helicopters, 243 anti-aircraft missile systems S-300, Buk-M1, Osa AKM, 441 unmanned aerial vehicles, 2,079 tanks and other armored combat vehicles, 239 multiple launch rocket systems, 909 field artillery and mortars, as well as 2,003 units of special military vehicles of the Armed Forces of Ukraine were destroyed during the operation.”

Dass Kriegskanzler Scholz mit der Ausfuhrgenehmigung für 56 gute alte DDR-Panzer dieses Schützenfest noch bereichert, wird am Ausgang des Kriegs nichts ändern, gilt aber als Goodwill für seine Verlängerung. Und anti-russischer Goodwill ist auch für das EU-Parlament das Gebot der Stunde, selbst um den Preis des ökonomischen Suizids Eine Mehrheit der Abgeordneten im EU-Parlament hat einen sofortigen Lieferstopp von Öl, Kohle und Gas aus Russland gefordert und verlangt außerdem, dass NordStream 1 und NordStream 2 vollständig aufgegeben werden. Auch wenn das EU-Parlament zum größten Teil aus Parteisoldaten besteht, die sich zu Hause als untauglich erwiesen haben, muss man diese inkompetenten Gestalten doch fragen, oder besser:  anbrüllen, ob sie völlig wahnsinnig geworden sind und  Europa, seine Bürger und Industrie sehenden Auges vor die Wand fahren wollen ?

Michael Hudson empfiehlt halb im Scherz, doch auch gleich noch den Euro aufzugeben und wie “eine etwas größere Version von Puerto Rico” weiterzumachen:  “Wo man so ziemlich aufgehört hat, als politisch unabhängiger Staat zu agieren sieht  es eher schon wie Panama oder Liberia aus – ‘Billigflaggen’-Offshore-Bankenzentren, die keine wirklichen ‘Staaten’ sind, weil sie keine eigene Währung ausgeben, sondern den US-Dollar verwenden.”
Willkommen in den verarmten Kolonien des  US-Imperiums, die vom Zufluß günstiger Energie und vom Handel und Wandel mit Eurasien abgeschnitten werden konnten, weil sie sich in einen Stellvertreterkrieg für eine korrupte Oligarchenrepublik locken liesen. Begrüssen wir die neuen Patienten am Tropf von US-Flüssiggas, das knapp und teuer ist, aber gerade genug, um sie soweit am Leben zu halten, dass sie Waffen und Weizen bei uns kaufen können.

Aber pssssttt….Wirtschaftsminister Habeck, mal kurz herhören. Bevor das Licht ausgeht, der Sprit versiegt und die Hälfte aller Betriebe dicht machen muß obwohl alle Deutschen stramm gegen Putin nur noch sonntags warm duschen ….wir hätten da was anzubieten. Ganz legal, ohne gegen Russen-Inquisition und Sanktions-Gebote zu verstossen. Nennt sich “Lettisch Blend”, läuft auch in den USA schon super und fällt nicht unter die Prohibition. Weil es nur zu 49,99 % aus russischem Öl besteht!  Der Rest kommt garantiert aus anderen Quellen. Ist ne sichere Sache, lief auch schon mit dem Stoff aus dem Iran prima. Wird bißchen teurer, aber hey, die Freiheit der Ukraine ist es wert… und voll legal. Alles klar? Call your local dealer….

(wird fortgesetzt)

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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