Lieber Wolfram,
ich hatte Dich neulich gefragt, was in Shanghai los sei. Am Wochenende hörte ich auf einer Friedenstagung eine interessante (private) Deutung, die, finde ich, von der jW* indirekt in der Beschreibung der Folgen untermauert wird. Danach vermuten die Chinesen, daß der neue Ausbruch (möglicherweise auch schon der erste) von den Amis veranlaßt wurde und wollen ihnen nun zeigen, wer am längeren Hebelarm sitzt, daß sie sie nämlich „am ausgestreckten Arm verhungern“ lassen können, denn daß vieles, was die USA brauchen, in China hergestellt wird, wissen wir ja.
Am Donnerstag werde ich Dich leider verpassen, weil ich am Mittwoch nach Bremen muß, aber Willi wird mir berichten.
Herzliche Grüße und gutes Gelingen
Toni
*… Güterverkehr zwischen Städten sei schwierig. Betriebe müssten ihre Produktion aussetzen oder reduzieren. Lieferketten seien unterbrochen. Nach Angaben von Experten bekommt auch Deutschland die Lieferengpässe über höhere Preise zu spüren.
Der Sprecher des Statistikamtes, Fu Linghui, ist dennoch optimistisch: »Der Covidausbruch im April hatte große Auswirkungen auf die Wirtschaft, aber die Folgen werden kurzfristig sein«, erklärte er am Montag vor der Presse in Beijing. …
Hallo Toni,
ja, das ist gar nicht so weit hergeholt. Es ist bekannt, dass die Chinesen, seitdem Flugverkehr wieder stattfindet, aus jeder Maschine Infizierte rausholen. aber das ist ja nur der sichtbare teil und nicht die Quelle für Infektionen in China. Geheimdienstlich kann man das aber mit den offiziell Infizierten gut spielen, um abzulenken und Anderes reinzubringen. Ich gehe jedenfalls fest davon aus, dass China massiv von westlichen Virus-Einschleusungsversuchen betroffen ist, die auch z.T. erfolgreich sind. Alles andere würde mich wundern. Und wäre naiv.
Und in der Tat würde das auch die Konsequenz und Härte des Lockdown in Shanghai und anderswo erklären. Dass China im Zweifel keine Rücksicht auf die eigenen Profitinteressen nimmt, ist bekannt. Und dass die USA (und die EU) durch ausbleibende Lieferungen aus China hart getroffen werden, ist auch klar. Man sieht es auch an der inzwischen an-galoppierenden Inflation, die schon zweistellig ist.
Wenn man in der jW-Beilage zu China neulich lesen konnte, WIE sehr, systematisch und flächendeckend die US-Geheimdienste die Korruption in den 1990er und 2000ern genutzt hatten, um in den Staatsapparat und die Partei einzudringen und sich Verantwortliche zu kaufen, dann kommt man mal wieder auf den harten Boden der Tatsachen (ich hatte keine Ahnung von diesem Ausmaß). Erklärt auch, warum sie mit der Ära Xi so extrem frustriert waren und auf unbeschränkte Aggression umschalteten: In den späten 2000ern und ersten 2010ern, so stand es da, wurden praktisch alle US-Geheimdienst-Infrastrukturen im chinesischen Staat und in chinesischen Unternehmen systematisch ausgehoben. Ende Gelände.
Ein interessantes Argument hörte ich allerdings auch von meinen chinesischen KollegInnen, die ich befragt hatte: Shanghai hat offenbar länger gewartet als andere Großstädte mit dem Lockdown (durchaus verständlich, das Zentrum der Welt fährt man nicht mal eben von 100 auf null herunter), und deshalb war es dort härter und länger. Changchun z.B. ist ja schon seit zwei Wochen wieder auf, Beijing weitgehend wieder … Aber auch in Shanghai wird ja flexibel agiert und Stadtteile sind nach einem gestuften System wieder offen.
LG,
wolfram.
Neuer Krefelder Appell – Den Kriegstreibern in den Arm fallen (https://peaceappeal21.de)
Neue Rheinische Zeitung (www.nrhz.de)
DAS KROKODIL (www.das-krokodil.com)
Arbeiterfotografie – Forum für Engagierte Fotografie (www.arbeiterfotografie.com)
Kampagne „NATO raus – raus aus der NATO“ (www.NATOraus.de)
Lieber Hartmut,
sehr gut dieser Austausch und meinen grossen Dank dafuer. Wolfram Elsner ist ein hervorragender Kenner der VR China.
mit lieben Gruessen, willi, Asuncion, Paraguay