HaBE ab 1962 in Mannheim zwischen Kollwitz, Barlach, Breughel, Cranach, Dürer, Riemenschneider, Schiele, van Gogh, Im-& ExpressionistINNen, Zille, Klint, Kokoschka, Kandinsky, El Lissitzky, Leger, Le Corbusier, Manet & Monet, Picasso, Utrillo, Vogler, Hrdlicka, Heartfield … (noch ohne sie zu kennen) begonnen, meinen eigenen Stil zu entwickeln.

Portrait einer Schülerin 1964, die ich 2 Jahrzehnte später gesprächstherapeutisch begleiten musste: sie war eines der Missbrauchsopfer des Internatsleiters, Schulleiters & Pfarrers. Die evangelische Kirche hat sich nur für das Verjährungsdatum interessiert und weniger für die bis heute nicht erfolgte Entschädigung für die Opfer des Wiederholungstäters, von dessen „Fällen“ sie seit ca. 1948 in seiner Pfarrei in Eberbach/Neckar wusste. Trotzdem wurde er von der Badischen Landeskirche in Mannheim zunächst als Internatsleiter eingesetzt. Sein erstes Nachkriegs-Opfer wurde von der Kirche mit Schweigegelübde unter die Haube des Diakonissen-Ordens der „Inneren Mission“ gebracht.

Es blieben Versuche auf der Suche nach meinem eigenen Stil, die durch Zeichen- und Mal-Verbote durch die Schul- und Internatsleitung des evangelischen-musischen Bach-Gymnasiums in Mannheim -Neckarau genau so hervorragend gefördert wurden, wie meine Instrumental-Ausbildung (Posaune, Gitarre) durch das Posaunen- und Gitarren-Spielverbot. Aber das ist die zweite Seite der sehr vielseitigen Geschichte, die den Kern meines Mannheim-Schelmen-Romanes „Die Vertreibung aus dem Rosengarten“ bilden. Der Roman “Vertreibung aus dem Rosengarten” … – barth-engelbart.de

Besonders hart wurde das Verbot nach der Entdeckung eines Denkmal-Entwurfes für die relegierte Mädchen-Internats-Rebellin Ulli Grewe, die nachts statt brav im Internatsbett zu liegen mit ihren Freunden in Mannheimer Jazz-Clubs und nach „Alexis Sorbas“ im Kino mit uns auf den „Planken“ Sirtaki quer zum Auto-Verkehr tanzte. Die uns Camus, Fanon, Sartre, Simone de Beauvoire , Juliette Greco,“La Chat“ und die Résistance näher brachte , nächtliche noch zaghaft-jungmännliche Petting-Besuche bei unseren Freudinnen im Mädchen-Internat organisierte, einen „Squaredance-Kurs“ nur deshalb leitete, um uns Youngsters die Möglichkeit „analoger“ Treffen ohne Anstandswächter zu ermöglichen. Wir nannten den Kurs im schallgedämpften gymnasialen Musikraum, mit schweren dichten Fenstervorhängen einfach nur „Tanzstunde“, „Schaukelstunde“ oder ganz gewagt „Knutschkurs“ und „Balkenturnen“. Ulli flog auf und aus Internat & Schule. Ihr Vater, ein ranghöchster deutscher NATO-Offizier in Fontainebleau, hatte sie wegen ihrer rebellischen Haltung zur Strafe und Besserung in dieses Internat gesteckt, wo er sie in bester Gesellschaft wähnte. Waren doch unter den Eltern zahlreiche Kameraden aus alter Zeit zu finden. Vom Internatsleiter und der Schulleitung ganz zu schweigen..

Nur eine grobe erste Skizze ist von dem Entwurf noch erhalten. Ich muss ihn erst aus der Versenkung in meinem Chaos-Archiv holen. Die ausgearbeiteten Entwürfe wurden konfisziert. Deren Titel provozierte natürlich die Pfaffen: “ Wer unter euch … der werfe den ersten Stein!“ Ulli wurde Sonntags in der Kirche öffentlich abgekanzelt. Ich hatte Albträume von Steinigungen, Hexenverbrennungen und Teufelsaustreibungen. So wie die ausgearbeiteten Denkmals-Entwürfe („seemännisch“-kubistisch durch den „Tintenfass“-Brunnen auf dem Schulgelände beeinflusst) verschwanden auch alle Aktzeichnungen, nachdem mein „illegaler“ Besuch der Mannheimer Kunstakademie aufgeflogen war.

Ach ja, den Van Gogh hatte ich ganz vergessen.Er soll ja ein richtiges Schlitzohr gewesen sein
Sooo viel schlechter als die von van Gogh habe ich die Neckarauer Matthäus-Kirche nicht skizziert. Ja,ja, das Schlitzohr war natürlich nie in Neckarau und obwohl er Boris Becker zum Verwechseln ähnlich sah, lebte er auch nie in Leimen.

Verbotsverschärfung Nummer Zwei erfolgte nachdem herauskam, dass ich „illegal“ neben der Schule in der Mannheimer Kunstakademie/ Kunstschule Rödel ein Seminar für Aktzeichnung besuchte. Alle Aktzeichnungen wurden gefunden und vernichtet.

Das Opfer fest im Griff: der Internatsleiter bei einer betreuten „Engtanz-Party“ mit Coca-Cola und Sprudelwasser

Meine Tanzstunden-Partnerin wurde gerade Mal kurz “entführt” bei einem der seltenen Engtanz-Gelegenheiten, denn sonst gab es nur noch den “Square-Dance” mit “Social-Distancing”. Die Leitung dieser AG hatte die NATO-Offizierstochter Ulli Grewe, die über die Bekanntschaft mit Juliette Greco etwas anderen Wind in dieses braune Nest brachte und unsere nächtlichen Besuche abschirmte . Sie wurde denn auch des Öfteren bei den Gottesdiensten abgekanzelt. Rauswurf war schwierig, denn ihr Vater war hoher NATO-Offizier und gehörte zu den Sponsoren wie Sepp Dietrich-Moninger, Hans-Martin Schleyer, Pegulan-Chef Ries, Renner usw … Nach einigen Missbräuchen wurde meine noch minderjährige Tanzstunden-Partnerin fallen gelassen, hatte ihren Ruf weg und was von ihr dann noch übrig & brauchbar war, wurde vom späteren Oberbürgermeister Baden-Badens mitgenommen, ausgelutscht und weggeworfen.

Das nächste Opfer bereits im Auge? Am oberen Bildrand der Internatsleiter und seine Kollegin, die Leiterin des mittlerweile abgetrennten Mädchen-Internats, des Martin-Bucer-Hauses, bezeichnender Weise benannt nach dem größten Antisemiten der Reformationszeit, der noch den Antisemitismus Martin Luthers meilenweit übertraf.
Die Nächste bitte? Schaumerma!
vorne links Manfred? (wer den richtigen Vornamen noch weiß, soll sich bei mir mailden!) Nordhoff, der Südafrika-Flüchtling und Schöpfer vieler „Heidelzwerg“-Verse. Leider nicht im Bild: Ben-Ghasi, der Sohn einer Missionarsfamilie in Libyen, „KingPingMeh“, der Sohn einer Exil-Chinesischen Familie mit missions-migrantischem Hintergrund (der mich mit Kamasutra-Schriften entjungfern wollte), der kleine Klumb, Sohn des Pegulan-Managers und späteren RP-Wirtschaftsministers, „Frankenstein“, der Sohn einer Missionars-Familie, die vor der chinesischen Roten Armee fliehen musste, dabei wurde er verletzt und trug stolz seine Schmiss-ähnliche Narbe im Gesicht, mit der er nachts im Schein einer Taschenfunzel in den Zimmern der Unterstufen-Kinder erschien mit Wechselgesängen in Mezzo-Sopran-Fistelstimme und Bass. Stoff für endlose Albträume ….
Als frisch gebackener Schülerzeitungs-Redakteur zum Mannheimer Presseball im Rosengarten eingeladen, sorgten meine aus Heidelberg stammende und vom Jugendamt ins Mädchen-Internat gesperrte Freundin Anita und ich für Furore wegen unserer Rock ’n-Roll -Künste. Sie ließ sich von mir durch die Luft wirbeln, landete im Spagat, ließ sich als Intro auf dem Rücken am Boden liegend von mir zwischen meine gespreizten Beinen hochziehen bis fast zum Handstand auf meinen Händen. Kein Wunder: sie war federleicht und zwei Köpfe kleiner als ich. Ein noch kleinwüchsiger Mitschüler, ein Promi-Sohn mit abgrundtiefem Zynismus und einer Stimme, die Hans Clarin alle Ehre gemacht hätte, und der deshalb auch von uns immer entweder „Pumuckel“ oder „Giftzwerg“ genannt wurde, gab Anita der Spitznamen „Heidelzwerg“ und mir angesichts meines Gewichts beiläufig de Rat: “ Willst Du den Heidelzwerg beglücken, darfst Du ihn nicht ganz erdrücken, er oben und Du auf dem Rücken, brauchst Dich nicht so tief zu bücken! Welch Entzücken!“ Leider habe ich mich nicht an seinen Rat gehalten

Trotz der Verbote gelang es mir, mit Unterstützung opponierender Einwohner Mannheim-Neckaraus einige Portraits heimlich im Unterricht, ….

im Leheben,
im Leheben
geht mancher Strich
daneheben
oder endet unter den Augen eines Lehrers

… im Hausaufgabenheft des Bach-Gymnasiums, auf Rückseiten des epd-Pressedienstes usw. ….

gezähmt, gezüchtigt affirnmativ, wenn man berücksichtigt, dass ich als Stipendiat, als Sozial-Alibi, wie ich meinte, von den Herren abhängig war, habe ich untertänigst auch solchen Schmarren geschrieben
und um des l,ieben Friedens Willen auch wunderhübsche Weihnachtskarten gemacht. Die Schablonen für eine Serien-Produktion von Weihnachtsstern und Orgelpfeifen habe ich heute noch in Reserve. Man weiß ja nie …

eine ganze Reihe „Neckarauer Ecken“ bis 1966 als Aquarelle, Feder-/Grafit-Zeichnungen fertig zu stellen.

Diese guten Leute zeigten mir Ecken, die von den evangelischen Fundi-Blockwarten nicht eingesehen werden konnten, oder warnten mich rechtzeitig, wenn ein Blockwart des Popen Kühn, des von der badischen Landeskirche unterstützten eigentlichen Chefs des Bach-Gymnasiums auftauchte. Erich Kühn war die gegen den kommunistischen „Arbeiter-Pfarrer“ und beinahe Mannheimer Oberbürgermeister Erwin Eckert

von Mannheimer Industriellen aufgebaute „Industrie-Pfarrer“, der von der Kanzel herab gegen die Streiks der Metall-Arbeiter hetzte und mich wegen meiner Unterstützung der Streiks, besonders des Streiks für die Lohnfortzahlung bei Krankheit 1964 und den folgenden gegen die bundesweite Aussperrung aus der Schule warf. Im Neckarauer Volksmund hieß er nur der „Pope Kühn“: (Wie und wo ich Pfarrer Erwin Eckert kennen & schätzen gelernt habe, wie er mich zum kritischen Denken und Recherchieren brachte, ist eine eigene Geschichte)

Die bundesweite Aussperrung der Metaller wurde von einem SPD-Reformer und aufsteigenden Mercedes-Jung-Manager im Auftrag Hans-Martin Schleyers organisiert. Der wurde dann auch von Schleyer in den Brandt-Wahlkampfstab unter der Leitung Helmut Schmidts geschickt. Schleyer war einer der Haupt-Sponsoren der „Neckarauer Liebeswerke“, des Bachgymnasiums und der dazugehörigen Internate, zusammen mit Ries (Pegulan) und Sepp-Dietrich Moninger und dem Rüstungsindustriellen Renner. Eine verdiente SS-(Ober-)Sturmbannführer-Quadriga, die unter Heydrich in Prag für deutsche Ordnung sorgte. Der Mercedes-Jung-Manager war mein ältester Bruder, während ich mich den Jusos anschloss.

Nach seinem Wechsel von der SPD zur Führung der Republikaner und zum Hamburger NPD-Anwalt Rieger, zum Sammeln ausgemusterter Panzerfahrzeuge der Bundeswehr, um sie mit Rieger zusammen nach Litauen und Lettland zu bringen zwecks „Re-Germanisierung“ Kaliningrads zu Königsberg, organisierte er zusammen mit der DRESDNER, der Ex-Hausbank der SS, den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche des „Petersdoms“ der deutschen NAZI-„Christen“, die von der DDR bewusst als Ruine und Mahnmal so stehen gelassen wurde.

Auf Druck der Metall-Gewerkschafter drohte Mannheims Bürgermeister Krause mit dem Entzug von öffentlichen Fördergeldern für das evangelische Gymnasium. Nach zwei Wochen wurde ich wieder ins Internat und die Schule aufgenommen.

Im Hintergrund hatte aber mein Bruder seinem Chef meine Aktionen als dumme Jungenstreiche erklärt, für die man seinem zweitjüngsten Bruder das Stipendium nicht entziedhen & die Studienperspektive nicht verbauen dürfe. Schleyers Anruf bei der Kirchenleitung dürfte dann doch noch ausschlaggebender für meine Wiederaufnahme in dieses evangelische „Elite-Gymnasium“ gewesen sein, als die Initiativen der Nordbadischen IG-Metaller..

Der Denkmal-Entwurf für Ulli Grewe existierte auch in dieser Größe als Ton-Figur, die leider beim Brennen zerplatzte. Deshalb habe ich meine „Barlach-Mammutschka“ auch nie gebrannt. Dass sie gerade auf der historischen Mittel-Gründauer Schulbibel steht, hat eine mehr als symbolische Bedeutung: in dieser Bibel von 1856 sind alle möglichen Passagen angestrichen, die sich antisemitisch interpretieren lassen. Damit wurde in den 1930ern und 40ern Religionsunterricht gemacht.

Mein Lieblings- und Kunstlehrer Häfelinger (eine Portrait-Skizze während des Unterrichtes), der meine Neckarauer Straßen-Szenen-Zeichnungen so kommentierte: „Barth, Sie schielen etwas!“

Erst Jahrzehnte später habe ich verstanden, was er meinte. Er hat es dann doch ETWAS übertrieben mit dem SCHIELEN.

Mit 17 Jahr und blondem Haar an jeder Straßenecke in Monnem-Neggaraa

Von diesem Blick auf das Mädchen-Internat, das Bucer-Haus, gab es auch ein Aquarell. Leider ist es während der vergangenen 55 Jahre abhanden gekommen

Davon gibt es auch ein Aquarell

Davon gibt es auch ein Aquarell

hier fehlt noch ein weiteres Aquarell mit dem Blick aus dem Internat, dem Ott-Heinrich-Stift

Alle Ausstellungen besonders die kleineren Einzelausstellunge, wie im Michelstadter „Republikanischen Club“ 1967 oder die in der Kulturscheune in Bad König Ende der 1990er, die mobilen Ausstellungen bei Streiks, Kundgebungen, Aktionen …fehlen ebenfalls. Es war kein Platz mehr auf dem „Flyer“

Ausstellungen im Audimax in der Universität der Künste in Berlin, im Club Voltaire, mobile Ausstellungen bei Demonstrationen, Kundgebungen, Streiks. im Hanauer DGB-Haus und am Rand von Lesungen und Konzerten, beim Mittel-Gründauer Weihnachtsmarkt im Hofgut, bei der 800-Jahrfeier des Dorfes und in der Galerie der Büchnerei und wen es in die Gelnhäuser Stadtschreiberei treibt, kann einige der Bilder dort in einer Zahnarztpraxis hängen sehen.

Aber zurück in die Monnemmer Roaring Sixties in Neggaraa:

Den MONOLOG gabs dann auch in Linoldruckfarbe
Das auch: DIALOG
Ein Versuch in Kleedinsky

Abgelehnter Titel-Entwurf, den ich zuvor noch entschärft hatte, denn der Titel sollte ENTWEDER TUBALA RASA oder TABU-TUBA lauten

MASKERADE – Entwurf im Hausaufgabenheft

Entwürfe zum 10jährigen

Entwurf für eine Kaltnadel-Radierung: Illustration zu Goethes „Erlkönig“. Das ging glatt durch die Zensur. Hochkultur!!! Die Radierung gibt es noch im Original
Schülerzeitungs-Titel-Entwurf: abgelehnt!!
Schülerzeitungs-Titel-Entwurf: abgelehnt!!
Bildungsbürgerlich-brav und angenommen
Dafür gab es auch gleich eine ganzseitige Anzeige aus dem Chor der Sponsoren: mit Speck fängt man Mäuse
Gezähmter 65/66er Entwurf für die Spielwiese mit Rechtschreibfehler. Aber der Abend wurde dann doch entwas ungezähmter. Na ja, kurz vor Schluss hatten wir auch nichts mehr zu verlieren außer unsere Jungfräu- oder -männ-lichkeit. Das kam für die meisten erst etwas später „Ein Schelm, wer böses dabei denkt!“. Und wir dachten, aber Denkste! Noch VIEL später!
Marmoutier (Mauersmüster) 1963, viel zu wenig Zeit für Skizzen und außerdem lockte der Gasthof „Du Canon“ mit elsässischem Essen, die Oma stand am offenen Holz- & Kohleherd. Wir durften zuschauen und naschen. Heute gibt es den Gasthof nicht mehr. Aber das Fenster im Münster habe ich 2021 wiedergefunden , nach fast 60 Jahren.
Aus den Gasthof „Du Canon“ wurde in fast 60 Jahren das Café zur goldenen Rosine
Leider ein Opfer der Pandemie, aber der Gastraum ist mit der alten Aufteilung geblieben: die Tür zur Küche (rechts hinten) blieb immer offen. Ob es noch der alte Gasthaus-Tisch ist (am linken Bildrand), an dem wir 1963 getafelt haben? Im Ort konnte sich niemand mehr an das Gasthaus erinnern, selbst die freundlichen Leute in der Mairie kurz nach der Mittagspause nicht. In den Raum konnte ich nicht, ich habe durch die Fensterscheibe fotografiert
Schnelle Skzizze auf epd-Rückseite

Hier folgt jetzt eine kleine Auswahl von DAYLY MUST-FRUST-IN GOD WE TRUST in & aus den Hausaufgaben-Heften des Bach-Gymnasiums:

Unser Chemie-Lehrer Dr. Karl Renner kam von der BASF und wurde dann auch noch zum Ende unser Internatsleiter. Ob er mit Helmut Kohls Gattin Hannelore, geborene Renner verwandt war, konnte ich bislang nicht klären.
Da war etwas Fernand Leger im Spiel

DANKE an Alle, die mich in die Versuchung auf den Blättern führten, die (mir) die Welt (be-) deuten.

Nun, Zeichen-Blätter gab es für mich nicht so viele. Das war immer zu teuer. In Ermanglung geeigneten Zeichenpapiers & Leinwänden zeichnete ich auf Rückseiten der Makulaturbögen, der Pressemitteilungen des Evangelischen Presse Dienstes (epd), auf Kartons, Einkaufstüten, Zigarettenpackungen und nur selten auf Bierdeckeln. Aus Angst vor Fehlbrand ließ ich meine Tonskulpturen nur trocknen, was nur eine 60Jahre überlebte. Leinwände habe ich nie bemalt. Dafür aber ab 1966 viele Wände mit damals noch nicht sogenannten Graffitis: „NOTSTAND? KOPFSTAND! WIDERSTAND!“, „Streiken gegen Notstands-Lücken! Streikposten zusammenrücken!“, „Heute bleibt die Presse kalt, wir bestreiken Odenwald!“, “ Oppa Wasilli, Guude Elli, wir bestreiken Veith-Pirelli!“, „Polizei & OB Dröse, Knüppel weg sonst endet’s böse!“, „Besser Zwei kleine Italiener, als Kiesinger & Wehner!“ , „Zusammen stehen wir am Band gegen Kiesinger & Brandt, gegen Arbeitshetze & Not-Stands-Gesetze!“, „Dröse & die Polizei prügeln Streikbruch-Lücken frei!“

DANKE an meinen Kunst- & Klassenlehrer Häfelinger, der mein Mal- & Zeichenverbot listig umging: im „musischen Pflichtprogramm“ mussten wir Plakate für die „Demokratie“-Spielwiese „Neckarauer Jugendgespräche“ entwerfen und im Siebdruckverfahren herstellen. Wie die Entwürfe für die nächste Spielwiese, die „Schülerzeitung“ mussten alle Entwürfe der Schul- und Internatsleitung und der Chefetage der „Neckarauer Liebeswerke“ zur Genehmigung vorgelegt werden. Der Druck erfolgte dann auf bestem Papier. Häfelinger ließ die ersten Fehl-Andrucke, die Makulatur aussortieren und versorgte mich so mit den freien Rückseiten für meine Aquarelle.

DANKE (auch an meine Französisch-Lehrer Geinitz und Gerwig) für die Studienreisen ins Badische Land, ins Elsass bis in die Bourgogne, für die Begegnungen mit Cranach, Riemenschneider, Leger, Le Corbusier … und damit auch für die Grundlagen zur Überwindung meiner deutschnationalen, frankophoben Sozialisation: „Warte nur Napoleon, wie wird’s dir ergehen, siehst du nicht bei Mars-Latour die Kolonnen stehen“ – war der Muttermilch beigemischt. Und „Jeder Stoß ein Franzos, jeder Schuss ein Russ!“ wie die Erklärung der Notwendigkeit der „Re-Germanisierung & Re-Evangelisierung Elsass-Lothringens“ als Erstes und danach auch Burgunds. Das gipfelte in der Aussage meiner Mutter: „Franzosen sind feige und Heulsusen, sie haben die roten Streifen an der Uniform nur, damit man nicht sieht, wie sie bluten!“ Und so wurden wir, meine 8 Geschwister und ich in den Kinderkrieg gegen Russland & Frankreich eingeschworen ob zu Lande oder zur See: „Wer will unter die Soldaten, der muss haben ein Gewehr …“ und „War einst ein kleines Seegelschihiffchen …“ oder nach Norden: „Wilde Gesellen …“ & „Wildgänse rauschen durch die Nacht ..“ und haben sie ihr Werk vollbracht, geht’s nach Deutsch-Südwest oder Deutsch-Ost-Afrika: „Wo im Krale der Owambo singt verschmachtend seine Lieder: Kalitschkakauka Tschulima …“ Keine Silbe von Völkermord.

DANKE trotzalledem an meine Mutter, die meine Malerei & Schreiberei schon früh gefördert hat, zwar evangelistisch und deutsch-national, aber ich lernte mich auszudrücken.

DANKE an den Michelstädter Maler und Kunstlehrer an der Odenwald-Schule, Helmut Hofmann, bei dem mich meine Mutter schon 1956 zum privaten Malunterricht angemeldet und er für die Malstunden bis zur Einschulung im Gymnasium keinen Pfennig verlangt hat.

DANKE an meinen Geschichts- und Religionslehrer Mösinger und Phillipp Buxbaum für die vielen Vorlagen für meine Odenwälder Foto- und Zeichensafaris die in meinen Odenwald-Roman „Der Damenschneider“ eingegangen sind.

DANKE an meinen Michelstädter Kunstlehrer Neundlinger, der mein Malen und Zeichnen bis zu meinem Rauswurf 1961 förderte und mich nach meiner Rückkehr aus dem Mannheimer Zwangs-Exil und der Bundeswehr weiter unterstützte: ohne ihn und seine Werkzeuge hätte ich die Linoldruck-Plakate für die DREAMS, die „Black-Angels“ u.v.a.m. nicht realisieren können. Auch nicht die ersten bezahlten Aufträge wie z.B. für die Michelstädter „Discothek am Galgenberg“, die Plakate für „Feinkost-Tröster“ in Bad König, womit ich auch einen Teil meiner politischen Arbeit und meines Studiums zeitweise mitfinanzieren konnte.

Die Reihe der Förderinnen & Förderer meiner bildnerischen Arbeit soll hier nicht beendet werden. Es folgen noch weitere wie 1969/70 Alois Mende und Jörg Dobrovic aus Wien…

Die DANK-Sagung für die Förderinnen meiner literarischen und kompositorisch-musikalischen Arbeit soll demnächst folgen: von Alexander von Hamm (1958-61) bis Ingrid & Gerhard Zwerenz (1966 bis 2005 und weiter), Emmes Pöhlert bis Wolfgang Stryi, von Gilad Atzmon, Ursula Behr, Thomas Steinberg, Thomas Weisbecker bis Holger Meins, von Abendroth, Abi Melzer bis Zingler, Zumach & Giuseppe Zambon …

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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