Musik / Singen und Muttersprachlicher Ansatz:
Einbeziehung ethnokultureller Momente in Chorarbeit und Musikunterricht; Einbeziehung der Alten (spezifische Rhythmen, Übersetzung von Liedtexten) Stärkung des Selbstwertgefühls durch Aufwertung der jeweiligen Muttersprache, die sonst zumindest nicht selten negativ sanktioniert wird. Umkehrung des Schüler/Lehrerverhältnisses, die Kids können sich als überlegen erfahren, besser erklären, sie sind Experten. Anreiz, den semantischen Gehalt der muttersprachlichen Lieder differenziert zu erläutern und als singbares Lied zu verfassen (in Deutsch oder anderen Muttersprachen).
Hier ist zu ergänzen, dass die negative Sanktionierung der Muttersprache und deren negative Auswirkung auf die kindliche Entwicklung (z.B. die Blockade der Verschaltung der beiden Hirnhälften) nicht nur für die Muttersprachen der Migranten-Kinder gilt, sondern ebenso für die Mutterdialekte eingeborener Mütter und Väter und deren Kinder. Aus meiner pädagogischen Praxis könnte ich dafür hier eine Reihe von Beispielen schildern, die hessische Dialekte, bayrische, sächsische, saarländische, Kölsch und Nippes-Dialekt usw. betreffen. Oft war der Dialekt (verschwiegener) Kernbestand der Begründungen für die Sonderschulüberweisungen.
Musik/Singen und Logopädischer Ansatz
Gezielte Einbeziehung von Kindern mit Sprachfehlern in die Chorarbeit , (Z.B. habe ich über Jahre hinweg stotternde Kinder bei Konzerten die Lieder ansagen und den Chor vorstellen lassen, mit durchweg erstaunlichen Erfolgen -kurz -wie langfristig, denn die Kids haben am Mikrofon meist sofort aufgehört zu stottern, ihr Ansehen in der Gruppe stieg immens und ihr steigendes Selbstvertrauen hat das Stottern langfristig vermindert.
Probleme mit den S-Lauten: Sch, ch, sp, st, s, z, usw. werden in ähnlicher Weise angegangen. Ein Kind, das kein Sch sprechen konnte, hat es gelernt, als es in einem Lied laut “Scheiße” singen durfte. Ansonsten gibt es sehr schöne Laut-Synthetisierende Lieder u.a. Ton und Geräuschdifferenzierung nicht als “Sonderbehandlung”!!! Das stigmatisiert, jede Art von Aussonderung ist in der Regel kontraproduktiv.
Tondifferenzierung, Rhythmuserfassug und -reproduktion
Bei der Arbeit in der Musikinstrumenten-Werkstatt ergibt sich immerwieder aus dem Arbeitsprozess heraus die Notwendigkeit der Tondifferenzierung (Sortierung der Klangkörper/Flaschen nach Tonhöhen,-‘dicken’ etc.) oder beim stündlichen Stimmen der Gitarren. Hier entstehen Wettspiele, wer am schnellsten, besten usw. aber es bleibt der Grundsatz, dass so lange geübt wird, bis jeder es kann, (Grundsatz: keiner verlässt den Musikunterricht ohne eine 1 oder 2, die erst erreicht ist, wenn die Tondifferenzierung klappt, wenn der Rhythmus reproduziert wird etc.) Diese Differenzierungsübungen schulen Fertigkeiten, die entscheidende Grundlagen für Leselernprozess und Fremdspracherwerb sind, sowie für mathematisch-logisches Denken (siehe Musik und Intelligenzentwicklung)
Musik und metasprachliche Kompetenz
Das Spielen mit Lauten, Tonfolgen, Geräuschen, Sprachmelodien, die “sinnlose” Verwendung von Sprachmaterial beim Texten von Liedern, Versen, das nicht negativ sanktionierte “Herumalbern” mit Sprachelementen schafft den kreativen Raum, den die Kinder brauchen, um ihre Sprache in der Familie in der Gruppe, ihre Mutter- wie die Zweitsprachen (weiter-)zu entwickeln. Die Entdeckung von Sprachwitz (von Hubschrauber zum Schraubhuber..), das Erleben von Sprachsprüngen (Rahmen-Tür-Rahmen-Tür-Rahmen-Tür-Rahmen-Türrahmen etc) eröffnet den Kids völlig neue Zugänge zur Sprache, zu symetrischem Denken, zu Abstraktionsfähigkeit usw. (siehe Musik und Mathematik)
Musik & Polytechnik & (kindliche) Entwicklung 2.