Der Bundestag will eine Resolution verabschieden, die „jüdisches Leben in Deutschland schützen“ soll – und ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Von Michael Barenboim (11.8.2024)

am  von amortasawiin selected articlesVerfallendes Land

Barenboim und Edward-Said Akademie

DIE VISION DER GRÜNDER 

Als enge Freunde gründeten Daniel Barenboim und Edward W. Said 1999 in Weimar das West-Eastern Divan Orchestra, um junge arabische und israelische Musikerinnen und Musiker zusammenzubringen. Beide Männer waren überzeugt, dass Frieden im Mittleren Osten nicht durch militärische Maßnahmen herbeizuführen sei, und sie verschrieben sich der Suche nach alternativen Zugängen zu einer politischen Lösung.

Die Barenboim-Said Akademie wurde 2015 eröffnet – als handfeste Verlängerung des Geistes und der Mission des West-Eastern Divan Orchestra. Benannt nach den Gründern und Leitfiguren des Orchesters, bietet die Barenboim-Said Akademie ein Curriculum, das ebenfalls von ihrer Initiative inspiriert wurde, und hat sich der Ausbildung einer neuen Generation von Musikerinnen und Musikern verschrieben.

https://www.barenboimsaid.de/de/akademie/geschichte/gruender-vision
Biografie von Prof. Michael Barenboim 

https://www.barenboimsaid.de/de/professor/michael-barenboim

Resolution „Nie wieder ist jetzt“
Einer Demokratie unwürdig

Der Bundestag will eine Resolution verabschieden, die „jüdisches Leben in Deutschland schützen“ soll – und ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.

Gastbeitrag von Michael Barenboim

11.8.2024

Im Laufe des Sommers soll eine in den vergangenen Wochen und Monaten konzipierte Resolution der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP mit dem vorläufigen Titel „Nie wieder ist jetzt: Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken“ verabschiedet werden.

Mit dieser Resolution hat sich der Bundestag die Aufgabe gestellt, „die Vielfalt jüdischen Lebens anzuerkennen, sichtbar zu machen, zu bewahren und zu schützen“. Dies sei „Ausdruck der deutschen Staatsräson“. Inwiefern es aber jüdisches Leben schützen soll, wenn unter Berufung auf jene Staatsräson Begriffe im Zusammenhang mit Israel als antisemitisch bezeichnet werden, die völlig legitim eine unerträgliche Situation beschreiben, ist schwer nachvollziehbar.

Zur Erinnerung: In einem Gutachten vom 19. Juli 2024 bezeichnet der Internationale Gerichtshof die Besetzung von Ost-Jerusalem, der Westbank und Gaza als rechtswidrig, sie müsse so schnell wie möglich beendet werden, die Siedlungen seien zu räumen, Reparationen an die Palästinenserinnen und Palästinenser zu leisten. Israel verstoße auch gegen Artikel 3 des CERD (Committee on the Elimination of Racial Discrimination), der Rassentrennung und Apartheid verbietet. Drittstaaten müssen demzufolge jede Unterstützung unterlassen, die die Besatzung fördert. Zudem hat im Fall Südafrika gegen Israel der Internationale Gerichtshof vor der Gefahr eines Genozids in Gaza gewarnt und mehrfach verbindliche Maßnahmen angeordnet, die Israel ignoriert.
Weiterlesen:  https://www.sueddeutsche.de/kultur/michael-barenboim-resolution-antisemitismus-bundestag-lux.EjUq1rG9JX9s4EjXokwwvG?reduced=true

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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