Am 3. November 1918 beteiligte sich der Haingründauer Matrose Johannes Weinel am Kieler Matrosenaufstand, der zum Ende des ersten Weltkrieges führte.
Johannes Weinel kehrte aus Kiel nach Haingründau zurück und gründete zusammen mit Gesinnungsgenossen im Gründautal den Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat, organisierte hier auch den Widerstand gegen die Faschisten.
Im Gründautal und weit darüber hinaus war Johannes Weinel mit seinem volkstümlichen Namen „Marine-Hannes“ bekannt und bei den Faschisten gefürchtet. Er war Bauarbeiter und Gewerkschafter und schon früh Mitglied der KPD.
Die Häuser und Sozialwohnungen, die er in Haingründau mitgebaut hat, stehen heute noch.
Unvergessen bei den Gründauer Alten ist sein Einsatz zur Befreiung des Wirtes der Haingründauer Gaststätte „Zu den drei Hasen“. Die SA hatte mit Unterstützung der Büdinger SS in den Drei Hasen eine Saalschlacht organisiert, um den Wirt zu zwingen, den Gewerkschaftern, den SPDlern und KPDlern keine Räume mehr zur Verfügung zu stellen. Das ganze Inventar ging dabei zu Bruch. Die Faschisten -Horde wütete, bis Marine-Hannes mit seinen Leuten erschien. Dann folgte der historische „Haingründauer Fenstersturz“ : Marine-Hannes prügelte zwei SA-Männer aus dem Fenster des Gastraumes im Hochparterre. Die beiden flogen im hohen Bogen durchs Fenster auf den darunterliegenden Misthaufen, wo sie ja auch hingehörten.
Dass der „Marine-Hannes“ 1918/19 mit der Verbrennung der Haingründauer Kirchenbücher mit dafür verantwortlich war, dass ich die Spuren meines Großvaters in Haingründau lange Zeit nicht finden konnte, hat der Haingründauer Historiker Heinrich-Georg Semmel herausgefunden: Heinrich Barth war in den End70ern/Anfangs80ern des 19. Jahrhunderts der verhassteste Pfarrer, den Haingründau je hatte. Er war als Vikar schon ein „Richter Gnadenlos“. Die Beschwerde der Haingründauer über ihn habe ich vor 15 Jahren im Archiv des Niedergründauer Heimatmuseums gefunden-aber lange Zeit dann sonst nichts. Auch die Gründauer PfarrerINNEN konnten mir keine Auskunft geben. In den Kirchenbüchern waren alle Strafen, Abgabeschulden, jede öffentliche „Abkanzelung“, jedes Prangerstehen verzeichnet. Das war der Grund für die Verbrennung der Kirchenbücher. Als treuer Diener seiner Herrschaft konnte der Vikar eine Tochter der Friedberger Kaufmanns-Familie Philippi heiraten und erhielt als Lohn für seine Haingründauer Züchtigungsdienste eine Pfarrstelle in Großen-Buseck bei Gießen. Siehe dazu auch: War Heinrich Barth, in den 1880ern Pfarr-Vikar in Haingründau & verhasster „Richter Gnadenlos“ die Vorlage für den Film „Das weiße Band“? – barth-engelbart.de
Dank an Klaus Seibert / Maintal für die folgende wichtige Information
Verleugnete Geschichte
Es gab und gibt so gut wie keine offizielle Erinnerung an den 3. November 1918.
Dabei war dieser Tag der erste Auslöser, dass der Krieg beendet und Deutschland eine Demokratie wurde.
Dabei gibt es zwei Fakten, die dieses Verschweigen begründen: 1. der Aufstand wandte sich gegen Krieg und Militarismus. Und
2. es waren die Kieler Arbeiter, die dieser Aktion die nötige Durchsetzungskraft verliehen.