Betonierer unterliegen – Blumen werden siegen

HaBE einen Wunsch: Lesungen mit Titos Patrikios, Ferruccio Brugnaro, Manolis Glezos, Mikis Theodorakis – barth-engelbart.de

Foto: Narges: „Unter dem Pflaster liegt der Strand“

Und bei der Wegwarte möchte ich um Entschuldigung bitten dafür, dass ich mein Mobil-Kabarett-Programm als Social-Distancing und Maskenkontrolleur „Aufmarsch der Wegwarte“ genannt habe. Auf Gehwegen, in Fußgängerzonen, auf Radwegen usw ….

Ein von mir nachgedichtetes Gedicht des Venezianischen Fabrik-Dichters Ferruccio Brugnaro

Blumen blühen im Beton

März .

Unkraut – Blumen

wachsen überall in der Fabrik

Wo sie ein wenig Erde fanden.

Aus den gräulich schwarzen Streifen

Blühn die kleinsten

Leuchtend bunte Farben

In den Fugen

Zwischen Wand-und Bodenplatten

aus Beton. Die schönste streckt

ihr Köpfchen

durch Plastikabfall-Eisenspäne

ins Licht. Es ist einfach

wundervoll. Der Frühling hat in diesen Tagen

das Leben bis in die Fabrik getragen

voller Kraft mit all seiner Freude

((bei der letzten Zeile wollte ich unbedingt auch den leisesten Anklang von „Kraft durch Freude“ vermeiden.))

Einige Lesungen wünsche ich mir noch vor meinem 70.:  in Kalamata, im historischen Stadion oder im Theater von Messene, in Distomo und Kalavrita, Athen und Monemvasia und in Thessaloniki: zusammen mit Titos Patrikios, auch weil unsere zweite gemeinsame Lesung -die erste beim 1. Europäischen Poesie Festval in Frankfurt – in Kalamata ausgerechnet an einem Streik des öffentlichen Dienstes gescheitert ist,  und die in Athen wünsche ich mir zusammen mit Manolis Glezos und Mikis Theodorakis, auch wenn ich da nur einen Sechszeiler für Jannis Ritsos beitragen darf…

Zusammen mit Ferruccio Brugnaro, dem italienischen Fabrikdichter würde ich gerne in einer Fabrikhalle in Mestre bei Venedig lesen. Und die italienische Freundin Titos Patrikios würde ich bitten, meine Texte ins Italienische zu übersetzen, so wie sie seine aus dem Griechischen ins Deutsche und Italienische übersetzt hat – bei der Lesung  beim 7. Europäischen Poesie-Festival im Café WIESENGRUND.

Ich bin der Meinung, dass lineare Übersetzungen nicht die Bilder herstellen in den Köpfen der Lesenden/ Hörenden, die der Dichter im Original mit seinen Worten intendiert.  Es braucht Nachdichtuingen von Menschen, die in den jeweiligen Kulturkreisen ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie der Dichter selbst. Wer nicht den Druck der Akkordhetze erlebt und überlebt hat, wer nicht gefoltert wurde, wer nicht im Knast gesessen hat, wer niemals aus dem Blechnapf fraß, der kann entsprechende Prosa wie Lyrik nicht richtig übersetzen…besonders, wenn er die Texte nur technisch-linear übersetzt.

Lieber Titos, lieber Ferruccio, lieber Mikis, lieber Manolis,  schreibt mir, sagt mir wann und wohin ich kommen, fliegen soll … ich lasse dafür alles stehn und liegen

Ausgerissne Wurzeln

Hinterlassen

Uns die Hoffnung

Dass ihre kleinsten Reste

Unterirdisch

übersehen

Überirdisch

Neu aufkeimen

Trotz Pflaster

trotz Asphalt

und raubt uns der Beton

auch unsre Herzen

zementiert uns den Verstand

sehn wir, wie trotzalledem

die Rollbahn aufbricht

die kleinsten Blumen kämpfen sich zum Licht

die Betonierer unterliegen

die Blumen werden siegen

tief unterm Pflaster

liegt der Strand

Geschrieben 13.11. 2024  (die Parole haben uns die Kriegstreiber Fischer und Cohn-Bendit gestohlen. Wir müssen sie uns wieder holen.)

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert