Morden Kinder, Überleben? dafür sind sie viel zu schwach. Bomben lässt die Erde beben, so helfen WIR dem Sterben nach, wer dem Inferno noch entkommt, wird dann auf der Flucht zerbombt

Frohe Weihnacht überall,

Waffennachschub mit Transall

wo Trump nicht hilft, auf jeden Fall:

Advent, Advent,

die Schule brennt,

das Krankenhaus, der Kindergarten,

das Flüchtlingslager muss nicht warten:

Adveniat, Adveniat,

wer hat

die schon

die Drohne,

wer noch keine hat,

der bleibt nicht ohne,

Kriegt sie jetzt per dronozon

durch den Kamin von Santa Claus,

so kommt er bald in jedes Haus

Jan Haakes Weihnachts-Cartoon von Mitte der 1980er

Der folgende offene Brief wurde bereits vor über 20 Jahren geschrieben:

Offener Brief

an die Hanauer Oberbürgermeisterin, Frau Härtel, Herrn Bürgermeister Kaminsky, den Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Herrn Eyerkaufer und an andere verantwortliche Menschen

Sehr geehrte Frau Härtel, sehr geehrte Herren,

tagtäglich muss ich als Lehrer einer Hanauer Grundschule damit rechnen, dass Kinder, die mir zur Ausbildung von ihren Eltern anvertraut wurden, mitten aus ihrer wichtigsten Entwicklungsphase herausgerissen und abgeschoben werden.

Dass diese Kinder meist besser Deutsch sprechen als ihre Muttersprache, dass sie hier ihre neue Heimat haben, ihre Freundschaften und trotzdem in ein ihnen fremdes Land mit ungewisser Zukunft und oft nicht mal einem Dach über dem Kopf abgeschoben werden, damit habe ich mich mit Wut und Ohnmacht in letzter Zeit leider fast abgefunden.

Jetzt kann und will ich nicht länger schweigen.

Die öffentlich mit Steuergeldern finanzierten Abschieberbanden holen mir meine Kinder mitten aus Konzertvorbereitungen des Schulchores, sie zerstören das gerade im Werden befindliche neue Urvertrauen der Kinder, die beginnende Lebensplanung.

Die Kinder denken und fühlen (sich) als hier Einheimische, sie leben hier seit sie bewusst denken können. Sie müssen zum Teil ihre Kriegs- und Fluchterlebnisse verdrängen, weil sie sie nicht bewusst bewältigen können. Sie erfahren mit der Abschiebungsbedrohung zum ersten Mal, dass sie Ausländer sind? sein sollen! Sinti und Roma sind in allen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken – außer in Serbien – rassistischer Verfolgung ausgesetzt. Trotzdem werden von dort Geflohene wieder dorthin abgeschoben.

Was mich veranlasst, Ihnen heute diesen Brief öffentlich zu schreiben, ist die Tatsache, dass mir

das Leben der bisher schon auf den Balkan abgeschobenen Kinder und derer, die von Abschiebung bedroht sind, mindestens genau so wichtig ist, wie das der Soldaten, die dort mit dabei waren als die radioaktiven Granaten eingesetzt wurden.

Der Uran- und Plutoniumstaub ist längst vom Regen in tiefere Bodenschichten gewaschen, längst über Trinkwasser über Getreide und Geflügel, über Milch und Gemüse in den Kinderkörpern eingelagert und wird weiter angereichert. Die Abschiebebehörden hätten bei der Abschiebung von A., Q., ihren beiden Familien und bei zahlreichen anderen, deren Namen mir jetzt nicht mehr einfällt, wissen können,

was die Kinder und ihre Eltern erwartet, außer den zerstörten Häusern, den zerstörten Fabriken, den zerstörten Schulen, verstrahlte Regionen, so stark verstrahlt, dass selbst dort nicht dauerhaft wohnende Soldaten, mit eigener Versorgung aus dem unverstrahlten Herkunftsland, an den Folgen der Strahlung an Krebs erkranken und sterben.

Frau Härtel,

würden Sie Ihre Kinder dort hin schicken? Das wäre unverantwortlich!

Herr Eyerkaufer,

würden Sie die Schüler ihres Maintaler Einstein-Oberstufen-Gymnasiums in einer solchen Region dauernd unterbringen? Das würde zum Teil umbringen bedeuten.

Machen Sie Schluss mit den Abschiebungen!

Zur NATO-Kriegsführung fällt mir nur noch ein, dass zukünftig hohe Generäle, Außen- und Verteidigungs-minister, Kanzler und Präsidenten in allen ‚befreiten und befriedeten‘ Gebieten mehrere Jahre probewohnen sollten (aus humanitären Gründen ohne ihre Familien, aber bei regionalem Durchschnittseinkommen, die Differenz zu ihren Bezügen erhält die zuhause gebliebene Familie). Die Erprobung von Granaten, die Untersuchung ihrer Aus- und Nebenwirkungen, sollte in Zukunft in den ebenfalls aus humanitären Gründen vorübergehend evakuierten Wohngegenden der Regierungen und hohen Militärs stattfinden. Ein solches Vorgehen schärft den Sinn für die Vermeidung fahrlässiger Kollateralschäden und der Beschädigung der Kombattanten. Schon im Ersten Weltkrieg hätte eine derartige Erprobung von Giftgas im Berliner Regierungsviertel die Zahl Opfer in den eigenen Reihen vor Verdun erheblich gesenkt. (bei den Brüdern meines Vaters ist bis heute nicht klar, ob sie an französischem Giftgas aus möglicherweise deutscher Lieferung oder umgekehrt umgekommen sind)

Mit schwacher, aber immerhin noch mit Hoffnung auf eine positive Reaktion Ihrerseits

Hartmut Barth-Engelbart

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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