Col. Larry Wilkerson: Die Welt am Scheideweg

Gespräch von Nima R. Alkhorshid mit Larry Wilkerson vom 31.12.2024


Fortsetzung des Gesprächs vom 23.12.2024 über die derzeitige Phase des Übergangs in der Weltgeschichte, in der ein sterbendes Imperium seinen Todeskampf gegen den Rest der Welt führt

Colonel Lawrence B. („Larry“) Wilkerson ist ein pensionierter Offizier der US-Armee, der 31 Jahre lang gedient hat, unter anderem als Stabschef des Außenministers Colin Powell während der Amtszeit von Präsident George W. Bush. Wilkerson ist für seine unverblümte Kritik an der US-Außenpolitik bekannt, insbesondere am Irakkrieg und der Verwendung von Geheimdienstinformationen zur Rechtfertigung der Invasion.

(Red.) Hier haben wir eine kurze Stellungnahme eines Zeitzeugen, der dabei war, als nach dem Ende des Kalten Krieges die Weichen für den Ukraine-Krieg gestellt wurden. Leider gibt es in Deutschland heute keine massgebliche Stimme mehr, die den Bedenken Rechnung trägt, die Helmut Kohl vor der Wiedervereinigung Deutschlands mit gleichzeitiger Beibehaltung der NATO-Mitgliedschaft hatte. Der Austritt aus der NATO und die Neutralität sowohl Deutschlands als auch der Ukraine sind der einzige Weg, auf dem der erneute Untergang Europas verhindert werden kann.(am)

https://youtube.com/watch?v=YEJYlgLuSuY%3Frel%3D0%26fs%3D1%26wmode%3Dtransparent

Transkript und Übersetzung nebst Anmerkungen von Andreas Mylaeus:

Nima R. Alkhorshid:

Hallo zusammen. Heute ist Dienstag, der 31. Dezember, und unser Freund Colonel Wilkerson ist wieder bei uns. Willkommen zurück, Colonel.

Lawrence Wilkerson:

Gut, wieder bei Ihnen zu sein, Nima. Ich freue mich, dass Sie mich einen Freund nennen.

Nima R. Alkhorshid:

Es ist mir immer eine Freude, und ich fühle mich geehrt, Ihr Freund zu sein. Larry, lassen Sie uns über die aktuelle Lage zwischen dem Jemen und Israel sprechen. Die Jemeniten haben angekündigt und wir haben aus den Medien erfahren, dass sie zwei Ziele in Israel ins Visier genommen haben. Eines davon war der Ben-Gurion-Flughafen in Israel, der von einer ballistischen Rakete getroffen wurde, und das andere lag südlich von Jerusalem. Sie trafen ein Kraftwerk und das dritte Ziel war der US-amerikanische Flugzeugträger. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage zwischen den Jemeniten und den Israelis ein und die Art und Weise, wie sie versuchen…? Ich weiß nicht, ob es in den USA oder in Israel jemanden gibt, der glaubt, dass sie die Situation mit den Jemeniten bewältigen können.

Lawrence Wilkerson:

Lassen Sie mich eine Ihrer Bemerkungen aufgreifen, die mich wirklich beeindruckt hat, und sagen: Es ist eine indirekte Antwort auf Ihre Frage, aber ich komme auf die vorherigen Teile zurück. Es ist unvermeidlich und dies wäre eine   – ich möchte dieses Adjektiv eigentlich nicht verwenden, aber ich werde es trotzdem tun   – faszinierende Art und Weise, dies zu entwickeln, dass ein US-amerikanischer Flugzeugträger mit allen Besatzungsmitgliedern an Bord versenkt wird und das damit verbundene Trauma für das amerikanische Volk, das das auslösen wird. Das wären 5.000 tote Männer und Frauen, 14 bis 16 Milliarden Dollar Verlust und ein ganzer Flugzeugverband. Ich vermute, die meisten dieser Männer und Frauen werden tot sein, denn wenn es passiert, dann wahrscheinlich mit einer Hyperschall-Rakete. Es könnte auch mit einem Wake-Homing-Torpedo* oder einer sehr starken Mine geschehen. Aber ich denke, es wird mit einer Hyperschall-Rakete geschehen. Die Frage ist, ob die Huthis eine solche Rakete in die Finger bekommen können.

Aber das ist unvermeidlich. Es wird passieren, und wenn wir in einen Krieg mit Russland oder China geraten, wird es natürlich in großem Stil passieren. Nach 90 Tagen werden wir keinen Flugzeugträger mehr haben oder wir werden eine „Flotte im Werden“** in der alten Marine-Terminologie sein, was bedeutet, dass wir nicht aus dem Hafen auslaufen werden. Wir bleiben im Hafen. Diese Träger sind Anachronismen und stellen eine enorme Belastung für das Imperium dar, wenn sie einfach so ausfallen. Und das Trauma für das amerikanische Volk wird wirklich ernst sein.

Ich habe nur darauf gewartet, dass einem Träger im Roten Meer etwas zustößt. Gott bewahre, dass er in den Persischen Golf zurückkehrt, wo er genauso anfällig für alles ist: Minen, Torpedos, Raketen wie überall sonst auch.

Aber die Jemeniten sind ein merkwürdiges Volk, sie sind ein faszinierendes Volk   – um dieses Adjektiv noch einmal zu verwenden. Sie scheinen unerschöpflich fähig zu sein, den Willen des Imperiums auf die Probe zu stellen, und das Imperium hat so ziemlich alles, was es hat, auf sie losgelassen, außer einer Bodeninvasion, und es hat dabei sogar bis zu einem gewissen Grad die Saudis eingesetzt, obwohl die Angriffe der Saudis hauptsächlich mit F-15 und anderen Bombenflugzeugen durchgeführt wurden, die natürlich von den Vereinigten Staaten zur Verfügung gestellt wurden. Sie haben sich gegen all diese Mächte, die sie zu Fall bringen wollten, bewährt, und das in beträchtlicher Zahl, einschließlich der unglaublichen Verwüstungen durch die israelische Luftwaffe. Diese Leute lieben es einfach, ihre Bomben abzuwerfen.

Und hier eine Randbemerkung, Nima. Ich habe herausgefunden   – ich glaube, ich habe das schon einmal erwähnt, aber jetzt bin ich mir sicher   – dass die Leute, die Israel mit JPA, dem Treibstoff, der zum Fliegen dieser Flugzeuge notwendig ist, versorgen, Exxon Mobile in den Vereinigten Staaten sind. Es ist auch unglaublich, wie wir das machen. Wir reden über russische Geheimflotten oder geheime Flotten und wir sind in der Ostsee und versuchen, etwas gegen die geheimen Flotten der Russen zu unternehmen. Lasst uns etwas gegen die geheimen Flotten der Vereinigten Staaten von Amerika unternehmen, die ohne Transponder herumfahren und Treibstoff nach Israel transportieren!

Die Jemeniten sind einfach unglaublich. Die Huthis sind einfach unglaublich in Bezug auf ihre Fähigkeit, sich gegen das Imperium zu behaupten und dem wichtigsten Akolythen des Imperiums in der Levante weiterhin Schaden zuzufügen.

Wie ich bereits sagte: Mearsheimer und Walt   – ich sage kategorisch: Sie liegen falsch! Ich dachte lange, dass John und Steve Recht hätten. Ich habe meinen Studenten ihre Arbeit gezeigt, habe meinen Studenten ihr Buch empfohlen, ließ meine Studenten ihr Buch lesen. Aber ich denke, sie liegen falsch. Ich glaube, das ist ein stärkeres Wort, dass sie falsch liegen! Israel und die Israel-Lobby, die jüdische Lobby, sind nicht der Grund dafür, dass das United States Empire, das amerikanische Imperium, in der Welt das tut, was es tut. Wir benutzen sie. Sie sind unsere Vasallen, genau wie Kiew derzeit unser Vasall ist. Genauso wie die gesamte NATO derzeit unser Vasall ist. Weil wir so viel Angst vor dieser Machtverschiebung vom Westen in den Osten haben, dass wir alles tun werden, um diese Machtverschiebung aufzuhalten, einschließlich des Einsatzes von Atomwaffen. Das bringt mich zurück zu meinem ursprünglichen schrecklichen Punkt: Wir werden das Land der Welt sein, der Staat der Welt, der Atomwaffen besitzt, um wieder Atomwaffen einzusetzen, um Menschen zu töten.

Nima R. Alkhorshid:

Im Libanon spricht die Hisbollah davon, dass sie in 60 Tagen wieder mit dem Kampf gegen Israel beginnen werden, denn innerhalb dieser 60 Tage gilt eine Art vorübergehender Waffenstillstand. Und wenn sie wieder mit Israel kämpfen, tun dies auch die Jemeniten, und wir wissen, was in Syrien vor sich geht. Es ist ein einziges Chaos, ein riesiges Chaos in Syrien. Die Vereinigten Staaten und die Türkei bekämpfen sich gegenseitig durch ihre Stellvertreter. Israel rückt im Süden Syriens vor und diese Menschen bringen sich gegenseitig um, vielleicht auch Zivilisten, und es wird keine sichere Zone für Israel geben. Es gibt keine Pufferzone. Sie werden dieses Chaos in der gesamten Region verbreiten.

Wie finden Sie die Lage in Syrien und die Art und Weise, wie die Hisbollah über diesen Konflikt spricht?

Lawrence Wilkerson:

Zunächst einmal: Israel hat sich seit Beginn des angeblichen Waffenstillstands nicht im „Waffenstillstandsmodus“ befunden. Israel dringt jeden Tag auf libanesisches Gebiet vor und bringt Ausreden vor, dass dieser oder jener Tunnel oder dieses oder jenes Waffenlager oder diese oder jene Person sich verdächtig über die Grenze bewegt. Israel hat keinen Waffenstillstand eingehalten. Es herrscht lediglich eine Waffenruhe, was den Umfang des angerichteten Schadens angeht, eines schrecklichen Schadens, insbesondere durch die israelische Luftwaffe, die derzeit die feigsten Luftstreitkräfte sind und ungestraft fliegen, um im Grunde Zivilisten zu töten und ihre Infrastruktur zu zerstören. Sie tun dies jeden Tag. Es gibt also keinen Waffenstillstand. Das ist der erste Punkt.

Der zweite Punkt ist: Ich glaube nicht, dass Israel auch nur so tun wird, als gäbe es in Kürze einen Waffenstillstand. Sie werden vielleicht die vorgeschriebene Zeit abwarten, aber sie begehren Teile des Libanon so sehr, genau wie sie die Teile Syriens begehren, über die sie jetzt versuchen, ihre Macht zu festigen. Und sie kennen keine Hemmungen mehr. Ich habe mir gerade den NDAA*** angesehen und wie viel Geld er Israel zur Verfügung stellt und in welchen Kategorien   – das ist unser Verteidigungshaushalt, der immer verabschiedet wird. Es ist unzumutbar: Gleichzeitig streichen sie den Opfern des 11. September die Gelder, die ihnen aufgrund der Tragödie in New York und an anderen Orten zugeteilt wurden, und streichen das gesamte Geld aus dem Haushalt. Sie haben diese Milliarden Dollar plus für Israel in einer Reihe verschiedener Kategorien hinzugefügt, die alle hauptsächlich Kategorien sind, in denen Menschen getötet werden. Sie vergrößern also die Tragödie in Gaza und die Tragödie in Syrien und im Westjordanland und im Libanon.

Wir sind der Grund, warum Israel tun kann, was es tut. Israel ist unser Kampfhund. Sie sind unser Kampfhund im Libanon, in Gaza. Sie werden unser Kampfhund in Jordanien und in Ägypten sein, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Und sie sind unser Kampfhund in Syrien, das so ziemlich tut, was es tun will, während wir und die Türken untereinander mit unseren kurdischen Gruppen, ihrer Nationalarmee oder wie auch immer sie es nennen, als Stellvertreter gegen die Türken kämpfen.

Das Imperium kann es nicht selbst tun. Das ist ein wichtiger Punkt, Nima. Alle Ihre Zuhörer müssen das verstehen: Das Militär des Imperiums ist in einer so verzweifelten Lage, hauptsächlich wegen der Rekrutierungskrise. Mit anderen Worten: Wir haben keine Leute   – dass es nichts auf der Welt tun kann, außer durch Stellvertreter. Amerika wird also mit allen Mitteln und Methoden nach weiteren Stellvertretern suchen, die es dann dazu bringen wird, das zu tun, was das Imperium von ihnen verlangt. So werden wir es machen, bis wir in eine Situation geraten, in der uns jemand wirklich herausfordert, wie zum Beispiel eine Russland-China-Koalition. Es könnte mit dem Iran beginnen, und wir sind konventionell und durch Stellvertreter so eingeschränkt, und Israel wird anderweitig so gebunden sein, dass es nicht mit voller Kraft gegen den Iran kämpfen kann, dass wir in den Kampf eintreten werden, und wenn wir in diesen Kampf eintreten, dann aufgepasst! Denn wir werden geschlagen werden und dann werden wir zu Atomwaffen greifen. Ich wiederhole das immer wieder, weil ich denke, dass wir in Bezug auf diese Waffen am Rande einer echten Krise stehen.

Nima R. Alkhorshid:

Larry, wer wird Ihrer Meinung nach mit den Kurden in Syrien gewinnen, die Türkei oder die Vereinigten Staaten?

Lawrence Wilkerson:

Wenn man sich die Geschichte als Vorbild nimmt   – und ich denke, dass sie zumindest hier aufschlussreich ist   – werden die Kurden verlieren, weil sowohl die Türken, die osmanisch gebundenen Türken, als auch die Vereinigten Staaten, das amerikanische Imperium, sie letztlich im Stich lassen werden. Erdogan und seine Bande werden wahrscheinlich zu einem bestimmten Zeitpunkt das Gefühl haben, dass sie die Kurden so weit dezimiert haben, dass sie nicht mehr ganz so bedrohlich sind, wie sie es vielleicht einmal waren, und die Vereinigten Staaten werden sie im Stich lassen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie in der Region das Chaos erreicht haben, das sie wollten, und es auf andere Weise weiter schüren können. Aber die Kurden werden die Verlierer sein. Das ist meine Prognose.

Nima R. Alkhorshid:

Larry, eines der Konzepte, was in Syrien vor sich geht, sind zwei Pipelines, eine, die von Russland in die Türkei und eine, die von Katar in die Türkei führt, und sie werden in Zukunft ein riesiger Energieknotenpunkt sein, zumindest planen sie das, soweit wir bisher gesehen haben. Meiner Meinung nach würde Israel bei diesem Konzept verlieren, weil es keinen Zugang hat. Letztlich müssen die Vereinigten Staaten Syrien verlassen und sie werden kein Öl aus Syrien erhalten. Und die Türkei könnte in Zukunft Druck auf Israel ausüben, wenn etwas passiert, wenn die Dinge in eine Richtung gehen, in der die Türkei Druck auf Israel ausüben möchte.

Lawrence Wilkerson:

Ja, das Pipeline-Geschäft ist entscheidend für das Verständnis der Machtdynamik in der heutigen Welt. Aber wenn man sich ansieht, was Exxon Mobile zum Beispiel für seine Pipelines, Pump-Pipelines, geplanten Pipelines im Bau und noch futuristischeren Pipelines in der Zukunft, vor allem in Zentralasien in 30 Jahren, vorgesehen hat, dann beginnt man zu verstehen, dass sie sehr belastbar sind, weil es viele Pipelines gibt, von denen sie wissen, dass sie nicht funktionieren werden oder unter echten Stress geraten werden, wie zum Beispiel die in Nigeria, Royal Dutch Shell, die ständig von den Nigerianern selbst bombardiert wird. Sie verstehen das und berücksichtigen es in ihren Milliarden und Abermilliarden Dollar, wenn nicht Billionen Dollar, für ihre Zukunftsplanung.

Aber es gibt hier ein paar Dinge, die meiner Meinung nach nur im schlimmsten Fall berücksichtigt werden und meiner Meinung nach wahrscheinlich in einem, wie ich es nennen würde, mittleren Szenario berücksichtigt werden müssen. Eines davon ist der Klimawandel und was er letztlich mit allen fossilen Brennstoffen, einschließlich Methan, machen wird, die von Leuten wie Royal Dutch Shell als Übergangsbrennstoff behandelt wurden, wobei der Übergang 40 oder 50 Jahre dauern soll. Ich glaube nicht, dass das so sein wird. Das muss man also berücksichtigen.

Zweitens muss man bedenken, dass wahrscheinlich ein Drittel dieser Pipelines nie in dem Umfang gebaut werden, das sie genutzt werden, weil sie zum einen so teuer sind und die Investoren abspringen werden und zum anderen wegen Sicherheitsproblemen.

Und der dritte Punkt, den man bedenken muss, ist, wie Sie bereits angedeutet haben, wohin sie führen und wer die Durchleitungsgebühren erhält und wer letztlich die Gallonen erhält, die durch sie strömen, Methan oder was auch immer, verflüssigt oder was auch immer, und das ist schwer vorherzusagen, außer auf die Art und Weise, wie Exxon Mobile und Royal Dutch Shell und andere es mit einem Faktor von   – Sie wissen schon, wie Ladenbesitzer einen 10-prozentigen Schwundfaktor haben   – nun, sie werden einen 10-prozentigen oder 20-prozentigen oder vielleicht sogar einen 30-prozentigen „Das wird nicht passieren“-Faktor haben. Aber sie haben so viel Geld, dass sie sich das leisten können. Aber achten Sie darauf, wer die Gebühren für die Trans-Sendung erhält, wer das Endprodukt erhält und was in Bezug auf die Sicherheit der Pipelines passiert, die das tun, denn das ist in vielerlei Hinsicht die Zukunft für die nächsten 30 Jahre, zumindest für die nächste Generation.

Das ist eine lange Umschreibung dafür, dass man, wenn man sich ansieht, was gerade passiert, verstehen muss, dass das Imperium auf eine Weise funktioniert, die nicht nur versucht, diesen Machtwechsel aufzuhalten, sondern auch versucht, diese Pipelines und den Transport und andere Wege der Lieferung von Erdölprodukten für den Osten zu unterbrechen und diese für den Westen zu festigen   – hauptsächlich für das amerikanische Imperium, aber in gewissem Maße auch für Europa.

Das wird nicht funktionieren. Meiner Meinung nach wird es nicht funktionieren, erstens, weil Russland und andere private Betreiber, wenn man so will, immer noch Mitglied, Titularmitglied, der OPEC sind, und sie werden tun, was sie tun müssen, um sich dem zu widersetzen, und Kartelle wie die OPEC werden tun, was sie tun müssen. Werden die Saudis zum Beispiel diese Pipeline durch den Jemen bauen, die zum Roten Meer führt und ihnen einen anderen Absatzpunkt als den Persischen Golf bietet? Ich glaube nicht. Nicht solange die Huthis dort sind, und wie lange werden die Huthis noch dort sein? Nun, es sieht so aus, als wären sie unbesiegbar, es sei denn, wir marschieren ein. Die Saudis werden nicht einmarschieren. Sie würden besiegt, wenn sie einmarschieren würden. Ich weiß also nicht, wie ich einige dieser heikleren Situationen mit Pipelines einschätzen soll.

Nun zu Syrien: Israel bekommt immer noch etwas Öl. Ich weiß das aus sehr zuverlässiger Quelle, da die Pipeline aus Syrien kommt. Den Großteil des Öls beziehen sie aus den Vereinigten Staaten, wie ich bereits sagte. Soweit ich weiß, beziehen sie auch noch etwas von den Kurden im Norden des Irak, die sich dem Diktat aus Bagdad, an wen sie ihr Öl verkaufen dürfen, entziehen.

Aber es ist sehr schwierig, das genau zu bestimmen, weil die Leute nicht wollen, dass man es weiß. Sie lassen ihre Tanker um die Welt fahren: Wir, das Imperium, lassen unsere Tanker mit ausgeschalteten Transpondern um die Welt fahren, was eine Verletzung des Völkerrechts darstellt. Das ist uns egal. Das haben wir mit Gaza gezeigt. Wir scheren uns nicht um internationales Recht. Lloyds muss mit Klemmbrettern herumlaufen und in Häfen sein und das Schiff treffen und herausfinden, ob die Ladung, die sie versichert haben, dort ist… Sie wissen schon, man muss sich versichern. Nun, Staaten müssen sich nicht versichern. Staaten werden vom internationalen System so beurteilt, als ob sie über ausreichende Ressourcen verfügten, um alles, was passiert, zu entschädigen. Sie müssen sich also nicht versichern. Wer sind also diese geheimen Flotten, die mit ausgeschalteten Transpondern um die Welt fahren und Erdöl liefern? Das ist wahrscheinlich einer der entscheidenden Faktoren, die den Pipeline-Bauern derzeit weltweit zu schaffen machen. Ich weiß es nicht. Diese Welt des Erdöls ist eine verworrene Welt, und das Einzige, was ich Ihren Zuhörern versichern kann, ist, dass das Imperium dort mit dem Einsatz von Leben, Geld und der Wirtschaft spielt. Sie müssen alles tun, um diesen Fluss aufrechtzuerhalten.

Ich sage dasselbe für Israel. Deshalb haben sie jetzt das Gasfeld am Gazastreifen beschlagnahmt, das eines der reichsten im Mittelmeer, im östlichen Mittelmeer, sein soll, und sie haben das von den Libanesen beschlagnahmt. Ich denke, sie werden letztlich den Libanon beschlagnahmen, genauso wie sie meiner Meinung nach letztlich Jordanien und vielleicht bedeutende Teile Ägyptens beschlagnahmen werden. Allerdings könnten sie dort auf eine Armee stoßen, die stark genug ist, sie zumindest eine Weile aufzuhalten. Aber raten Sie mal: Das Imperium wird hinter ihnen stehen, weil sie die Arbeit des Imperiums erledigen.

Beobachten Sie also, wie sich all dies um diese in Betrieb befindlichen, im Bau befindlichen und geplanten Pipelines herum entfaltet.

Nima R. Alkhorshid:

Jimmy Carter ist im Alter von 100 Jahren verstorben, Larry, und hier ist, was er gesagt hat. Er hat 2007 ein Buch geschrieben, der Titel des Buches lautet „Palästina: Frieden statt Apartheid“.

Lawrence Wilkerson:

Richtig.

Nima R. Alkhorshid:

Und hier ist was…

Lawrence Wilkerson:

Was für ein Aufruhr, als das herauskam!

Nima R. Alkhorshid:

Hier ist, was er über sein Buch gesagt hat:

Jimmy Carter bei Democracy Now!:

Es ist klar, es geht um Palästina, nicht innerhalb Israels selbst, sondern nur um die besetzten palästinensischen Gebiete, und das zweite Wort ist „Frieden“. Ich beschreibe in diesem Buch die bisherigen Bemühungen um Frieden und meine Formel, die meiner Meinung nach sehr vernünftig ist, um Frieden nach Israel und zu den Nachbarn Israels zu bringen, und ich wiederhole dies immer wieder mit einer scharfen Verurteilung jeglicher Art von Terrorismus, der unschuldige Menschen durch die Handlungen der Palästinenser oder der Israelis trifft.

Und das Wort „Apartheid“ ist genau zutreffend. Wissen Sie, dies ist ein Gebiet, das von zwei Mächten besetzt ist. Sie sind jetzt vollständig voneinander getrennt. Die Palästinenser können nicht einmal auf denselben Straßen fahren, die die Israelis auf palästinensischem Gebiet gebaut haben. Die Israelis sehen einen Palästinenser nur, wenn es sich um israelische Soldaten handelt. Die Palästinenser sehen einen Israeli nur aus der Ferne, es sei denn, es handelt sich um israelische Soldaten. Auf palästinensischem Gebiet sind sie also absolut und vollständig voneinander getrennt, viel schlimmer als in Südafrika, nebenbei bemerkt.

Und die andere Sache ist, die andere Definition von Apartheid ist: Eine Seite dominiert die andere. Und die Israelis dominieren das Leben des palästinensischen Volkes vollständig.

Amy Goodman (Democracy Now!):

Warum wissen die Amerikaner nicht, was Sie gesehen haben?

Jimmy Carter bei Democracy Now!:

Die Amerikaner wollen nicht wissen, was in Palästina vor sich geht, und viele Israelis wollen es auch nicht wissen. Es handelt sich um eine schreckliche Menschenrechtsverletzung, die die Vorstellungskraft eines Außenstehenden übersteigt, und es gibt mächtige politische Kräfte in Amerika, die eine objektive Analyse des Problems im Heiligen Land verhindern. Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass kein einziges mir bekanntes Mitglied des Kongresses sich zu Wort melden und Israel auffordern würde, sich auf seine gesetzlichen Grenzen zurückzuziehen, oder die Notlage der Palästinenser öffentlich zu machen oder sogar öffentlich und wiederholt zu Friedensgesprächen in gutem Glauben aufzurufen. In den letzten sieben Jahren hat es keinen einzigen Tag Friedensgespräche gegeben. Das Thema ist also tabu, und ich würde sagen, dass ein Kongressmitglied, das sich so äußern würde, wie ich es gerade beschrieben habe, in der nächsten Legislaturperiode wahrscheinlich nicht mehr im Kongress vertreten wäre.

Nima R. Alkhorshid:

Hier ist, was er über Israel und die Situation mit den Vereinigten Staaten und die Politik der Vereinigten Staaten in Israel gesagt hat. Glauben Sie, dass diese Bedenken von der kommenden Regierung berücksichtigt werden?

Lawrence Wilkerson:

Zunächst einmal: Danke, dass Sie das eingespielt haben. Ich hatte es vergessen. Als ich das Buch las, habe ich natürlich nach allem gesucht, was er dazu gesagt hat, denn es war eine so dynamische Aussage und so gegen den Strom, wenn man so will, und es war sehr mutig von ihm, finde ich. Aber jetzt muss ich es mir ansehen   – und übrigens, das war eine wirklich junge Amy Goodman, falls Sie es bemerkt haben   – jetzt muss ich es mir ansehen, so wie ich mir Jimmy Carter angesehen habe, als wir 1999 nach Lagos, Nigeria, gefahren sind, um, wenn ich mich recht erinnere, mit Colin Powell und uns die Wahlen von Olusegun Obasanjo zu überwachen: „Naiv“, ich würde dieses Wort verwenden, und ich verwende es nicht spöttisch, denn ich habe großen Respekt vor Präsident Carter, insbesondere wegen des Mutes, den er in diesen Dingen gezeigt hat.

Er versteht dasselbe nicht, was die Menschen nicht verstehen, und ich muss zugeben, dass ich es die meiste Zeit meines Lebens auch nicht verstanden habe, wenn nicht sogar die Mehrheit, wissen Sie, 60 Jahre meines Lebens. Ich habe es nicht verstanden: Israel erledigt unsere Arbeit.**** Es ist nicht die jüdische Lobby, es ist nicht AIPAC. Das sind Vorwände. Das sind propagandistische Vorwände. Israel erledigt unsere Arbeit. Wir sind sehr zufrieden mit Israel. Deshalb sind im NDAA eine Milliarde Dollar vorgesehen.

Ich würde mich sehr gerne noch einmal mit Präsident Carter unterhalten. Ich hatte damals, in der Zeit in Lagos, ein lockeres Gespräch mit ihm. Ich würde mich heute sehr gerne einmal mit ihm unterhalten und ihm erklären, was ich inzwischen hinzugelernt habe, und sehen, ob er das Gefühl hat, dass daran überhaupt etwas Wahres dran ist, dass es irgendeine Gültigkeit hat. Natürlich bin ich davon überzeugt. Wir benutzen Israel. Israel benutzt uns nicht. Wir benutzen sie. Ich glaube nicht, dass sie das auch wissen. Ich glaube nicht, dass ihre Führung sich dessen bewusst ist, obwohl Netanyahu es gesagt hat. Er hat es vor dem gemeinsamen Kongress gesagt. Er hat es mehrfach gesagt, dass wir im Grunde genommen dort sein müssten, um das zu tun, was er tut, wenn er es nicht tun würde. Und er versteht, dass das die Wahrheit ist, denke ich. Aber ich glaube nicht, dass er die Machtgleichung so in Verbindung bringt, wie ich es tue.

Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Präsidenten der Vereinigten Staaten das verstehen oder sich dessen bewusst sind, denn es ist der „Deep State“, der das tut. Der „Deep State“ ist nicht als die Meritokratie, der Staatsdienst oder die Oligarchen per se definiert, sondern als alles von Blackrock, Vanguard und State Group***** bis hin zum Davos Forum, zur Zentralbank dieses Landes, der FED, und zu denen, die tatsächlich die Macht hinter den Kulissen lenken, die das Imperium am Laufen halten und dafür sorgen, dass es seine schrecklichen Dinge in der Welt tut, insbesondere die schrecklichen Dinge.

Meine Frage, die letztlich auf Ihre Frage zur neuen Regierung zurückgeht, ist, wie viele dieser Leute Trump jetzt hat   – einer von ihnen lebt offenbar in Mar-a-Lago bei ihm, wie ich heute Morgen in den Nachrichten gelesen habe, und ausgerechnet, glaube ich, habe ich es bei Haaretz gelesen: Elon Musk, die Person, die die meisten der Dinge tut, die derzeit im Zusammenhang mit dem Weltraum von Bedeutung sind, die Person, die in so viele Dinge involviert ist.

Ich vermute, dass ich seine Fingerabdrücke oder einige der anderen alten Fingerabdrücke in dieser KI finden könnte, die von Haaretz veröffentlicht wurde. Ich glaube nicht, dass sie das volle Ausmaß dessen verstehen, was sie da preisgegeben haben. Aber diese KI mit dem Codenamen „Gospel“ („Evangelium“) ist die KI, die anscheinend mit Netanyahus und anderer Segen wahllos Menschen in ganz Gaza tötet. Das ist schreckliche künstliche Intelligenz. Denken Sie an Ihr Handy. Denken Sie an alles, wo Sie auf künstliche Intelligenz gestoßen sind, und dann verschlimmern Sie es um den Faktor 10 und werfen das auf die Schlachtfelder in Gaza. Diese KI tötet Ärzte, Krankenschwestern, Anwälte, Kerzenhersteller, Babys, Hunde, Kinder. Sie tötet alles, womit sie in Berührung kommt, und anscheinend sind wir und die Israelis alle dafür, weil wir wissen, was passiert. Wir wissen wirklich, was mit diesen KI-generierten Tötungen in Gaza passiert. Das ist beängstigend. Es ist beängstigend.

Aber ich würde Präsident Carter sagen: Sie waren nicht nur naiv, was die Militäroperation zur Rettung der Geiseln im Iran angeht, die gescheitert ist, die Operation „Eagle Claw“. „Eagle Claw“, die katastrophal scheiterte und seine Präsidentschaft in mancher Hinsicht ruinierte, zusammen mit den Geiseln selbst. Aber Sie sind naiv, was den Zusammenhang angeht.

Sie haben Recht! Sie beschreiben Israel richtig. Es ist wahrscheinlich der schlimmste Apartheidstaat der Moderne, viel schlimmer als Südafrika es war, und Sie haben Recht, was die Konsequenzen für die Palästinenser betrifft. Aber Sie haben nicht Recht, was die Frage betrifft, wer letztlich dafür verantwortlich ist.

Sie sagten, dass die USA „bis zu einem gewissen Grad“ verantwortlich sind, weil wir uns nicht genug für den Frieden einsetzen. Okay, das stimmt! Aber das ist nur die Oberfläche. Der wahre Grund ist, dass wir keinen Frieden wollen! Punkt! Wir wollen, dass von der Ostsee bis zum Persischen Golf alles in Aufruhr und Chaos versinkt. Wir wollen, dass es so bleibt, und zwar durch Stellvertreterkriege und Stellvertreterkonflikte, damit die Machtverschiebung aufgehalten wird, damit wir unser American Empire, unser Imperium, aufrechterhalten können und es nicht von China unterjocht oder übernommen wird. Darum geht es, und ich sollte auch sagen, das es auch um die Verbündeten Chinas geht, denn die Verbündeten Chinas werden immer mehr.

Nima R. Alkhorshid:

Larry, wenn Sie davon ausgehen und sich ansehen, was seit mehr als zwei Jahren in der Ukraine passiert, wir nähern uns dem dritten Jahr des Konflikts in der Ukraine, einem Stellvertreterkrieg, einem Stellvertreterkrieg zwischen den Vereinigten Staaten und Russland, und im Moment drängen die Israelis auf einen direkten Krieg mit dem Iran. Wenn sie in diese Richtung gehen, wenn die Vereinigten Staaten, wie Sie sagten, das tun, was die Vereinigten Staaten von ihnen erwarten, wenn sie in diese Richtung gehen: Sind die Vereinigten Staaten bereit, Israel zu opfern, aus welchem Grund auch immer, welches Ziel sie auch immer im Sinn haben? Ich weiß nicht, was das sein könnte, aber letztlich könnte ein direkter Krieg mit dem Iran Israel noch schlimmer zerstören als die Ukraine.

Lawrence Wilkerson:

Nun, ich hoffe, ich habe Ihnen einen Hinweis auf das Ziel gegeben. Das Ziel ist, diese Machtverschiebung zu stoppen. Das Ziel ist es, das amerikanische Imperium in all seinen Erscheinungsformen zu schützen. „Ja“ ist die Antwort auf Ihre Frage. Wir würden Israel sofort opfern, wenn es nicht förderlich für das wäre, was wir zu tun versuchen. Bisher war es sehr förderlich für das, was wir zu tun versuchen. Ein Krieg mit dem Iran könnte das stören. Und ich denke, wir haben genug   – „wir“: Wenn ich „wir“ sage, schreiben Sie diese Motive bitte nicht dem amerikanischen Volk zu. Sie mögen dumm sein. Sie mögen unwissend sein. Sie mögen sich offensichtlich nicht für internationale Beziehungen oder sogar Geschichte interessieren. Aber ich denke nicht, dass sie bösartig sind   – nicht in der Gesamtheit, in diesem Sinne. Aber diese Kräfte hinter dem Imperium sind bösartig. Das sind sie! Das sind sie! Sie sind schlimmer als bösartig. Sie sind neutral. Töten bedeutet ihnen nichts. Mord und Gemetzel bedeuten ihnen nichts. Ganze Staaten zu zerstören bedeutet ihnen nichts. Sie wollen nur ihr Imperium erhalten.

Und, wissen Sie, ich zögere, diese Leute beim Namen zu nennen, aber ich könnte es, wenn ich dazu gezwungen wäre. Einige von ihnen jedenfalls. Wahrscheinlich würde ich in einen Rechtsstreit verwickelt oder so, und ich bin zu alt für einen Rechtsstreit.

Wenn Israel geopfert werden muss, dann wird es geopfert. Aber im Moment tut es das, was das Imperium von ihm im südlichen Teil seiner Hegemonie, wenn man so will, oder umstrittenen Hegemonie, erwartet. Es verursacht das Chaos, das das Imperium will, und solange es das tut, wird Israel nicht fallengelassen werden, noch wird ein Friedensvertrag in irgendeiner modernen Form erreicht werden, denn das wäre dem Wunsch des Imperiums nach Chaos, Chaos und noch mehr Chaos abträglich.

Nima R. Alkhorshid:

Was will das Imperium jetzt in der Ukraine? Joe Biden schickt mehr Hilfe in die Ukraine. Donald Trump wollte … Zumindest spricht er davon, dass er den Konflikt beenden will. Wer wird gewinnen   – die Fortsetzung des Konflikts oder die Menschen, die den Konflikt beenden wollen?

Lawrence Wilkerson:

Das ist eine große Frage, Nima. Weiß Donald Trump über irgendetwas von dem, was ich gerade gesagt habe, Bescheid? Wenn er davon weiß, ist er dann überhaupt intellektuell in der Lage, es zu begreifen? Und drittens, wenn diese beiden Fragen positiv beantwortet werden: Wird er etwas dagegen unternehmen? Nun, meine Antwort auf alle drei Fragen lautet „nein“!

Wir befinden uns also gerade in einem Interregnum, auf der bösen Seite dieses Interregnums. Die Mächte, die das Imperium lenken, können tun, was immer sie wollen, und sie haben vielleicht sogar einige ihrer Gefolgsleute, die Trump sehr nahe stehen. Einer der prominentesten von ihnen könnte der Tesla-Mann sein.

Was bedeutet das für die Ukraine an und für sich? Nun, General Kellogg wurde offenbar gerade von Sergej Lawrow abgewiesen. Ich hatte keine Gelegenheit, die vollständigen Informationen zu lesen. Ich habe mich damit befasst, aber es sieht so aus, als hätte Lawrow im Wesentlichen gesagt: „Uns gefällt nicht, was Sie da präsentieren.“ Nun, ich weiß nicht, was das für Kellogg und Trump bedeutet. Werden sie den eingeschlagenen Weg fortsetzen und versuchen, den Krieg zu beenden, sich aber an einigen verhandelbaren Parametern orientieren? Ich weiß es nicht. Oder werden sie sich davonmachen   – wie Trump es normalerweise tut, denken Sie zum Beispiel an Kim Jong-un   – und sagen: „Oh, ich kann nicht mit ihm verhandeln. Das nächste, was kommt, sind Bomben und Kugeln!“

Ich glaube, wir stehen vor einer sehr turbulenten Zeit, sowohl was die Außen- und Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten betrifft, die die Amerikaner vielleicht für normal halten, als auch die Außen- und Sicherheitspolitik, die ich als die eigentliche Politik der Vereinigten Staaten, des amerikanischen Imperiums, bezeichne. Wir stehen vor einem Interregnum und wissen nicht, was es bringen wird   – außer dass diese Leute so mächtig sind, dass sie es wahrscheinlich durch dieses Interregnum schaffen können.

Ich denke, die große Frage ist: Können die Ukraine und andere Völker diese Übergangszeit mit diesem Mann überstehen, der so launisch ist, dass man nicht weiß, was er vom einen auf den anderen Tag tun wird?

Ich möchte hinzufügen, dass es meiner Meinung nach Anzeichen dafür gibt, und nicht zuletzt sind einige der Personen, die er für seine wichtigsten Kabinettsbeamten und Leute um sich herum auswählt, und Leute, die er jetzt um sich herum hat, Anzeichen dafür, dass sie bereits die Kontrolle haben.

Nima R. Alkhorshid:

Wie sieht es derzeit mit der Europäischen Union und den europäischen Ländern aus? Vor all dem war Orban gegen die Politik gegenüber Russland und der Ukraine und jetzt reist Fico nach Russland. Er muss nicht in die Ukraine und in die Vereinigten Staaten reisen. Er reist nach Russland und spricht direkt mit Putin. Und sein Außenminister sagte, dass die Ukraine einige Gebiete aufgeben müsse. Wie sehen Sie die Dominanz der Vereinigten Staaten in Europa unter Donald Trump?

Lawrence Wilkerson:

Das ist eine gute Frage, und ich habe keine Ahnung, wie ich sie beantworten soll. Ich würde Ihrer Beschreibung hinzufügen, dass die großen Giganten des Baltikums, Litauen, Estland und Lettland, anscheinend denken, dass sie in die Ostsee fahren und es mit der mysteriösen russischen Geheimflotte aufnehmen können, wissen Sie, also ich meine, es passieren alle möglichen dummen Dinge in den Reihen der NATO. Verzweiflung, denke ich.

Aber zu Ihrer Frage: Ich denke, die eigentliche Angst, die Europa vor Donald Trump haben sollte, ist seine Unbeständigkeit und dass er sich in alle Richtungen bewegt und welche Hintergedanken sich aus diesen Unbeständigkeiten in den eigenen Reihen entwickeln könnten. Und da denke ich in erster Linie an die EU. Das wird sich nachteilig auf ihre Zukunft auswirken und dann auf die Unbeständigkeiten und die Dinge, die sich entwickeln werden, um dem entgegenzuwirken um die entstehenden Probleme für Staaten wie Deutschland und Frankreich zu bewältigen.

Ich denke, dass der NATO ein steiniger Weg bevorsteht und, wie ich bereits sagte, letztlich ihr Untergang.

Die Frage ist, ob … Ich dachte, dass die transatlantische Verbindung sozusagen den Niedergang der NATO oder ihre erhebliche Schwächung und möglicherweise ihrer Mitglieder überleben würde. Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Und Donald Trump könnte der Mechanismus sein, der nicht nur die NATO auf Talfahrt bringt, sondern auch die transatlantische Verbindung kappt, und ich denke, dass dies derzeit wahrscheinlich den Wünschen des wahren Imperiums entsprechen würde. Aber ich glaube nicht, dass dies der endgültigen Erhaltung des Friedens irgendwo förderlich wäre.

Wir hatten ein Gespräch … „Wir“   – ein Gentleman und ich   – hatten heute Morgen ein Gespräch darüber, was passieren würde, wenn Texas die Unabhängigkeit erklärt, einen Vertrag mit Kanada und Mexiko unterzeichnet und vielleicht Kalifornien dazu verleitet, sich abzuspalten und einen Zweistaat, ein Zweipol, wenn man so will, zu bilden, der sich Washington widersetzt und eine eigene Außen- und Sicherheitspolitik aufstellt und sich im Wesentlichen vom Imperium lossagt. Was würde das Imperium tun, um dies zu verhindern? Denn das wäre natürlich eine interne Möglichkeit, das Empire loszuwerden oder seine Macht ernsthaft zu schmälern. Ich weiß nicht … Wissen Sie, ich habe nicht mit einem Dummkopf gesprochen! Ich glaube nicht, dass das unmöglich wäre. Ich glaube nicht, dass ich es in meinem Leben, so kurz es eben ist, erleben werde, aber es gibt in diesem Land ein inneres Grollen, das mich glauben lässt, dass das auch passieren könnte.

Es wäre so etwas wie Bismarck in der Zeit Deutschlands… Und Bismarck, als die deutschen, germanischen Völker versuchten, sich zusammenzuraufen, einen Staat zu bilden und ein Staat zu werden, und Bismarck sozusagen den letzten Schliff gab. Wo ist unser Bismarck? In Texas ist es nicht Gouverneur Abbott, das ist sicher, und in Kalifornien ist es wahrscheinlich nicht   – wie heißt er noch gleich? [Gavin Newsom]   – aber meiner Meinung nach ist es keine ferne Aussicht, dass die Vereinigten Staaten selbst, der Kern des Imperiums, das Herz des Imperiums, im Inland auseinanderzufallen beginnen.

Nima R. Alkhorshid:

Larry, Sie haben Deutschland und Elon Musk erwähnt. Im Moment beschwert sich Olaf Scholz darüber, wie Elon Musk versucht, sich in ihr politisches System einzumischen, indem er die AfD in Deutschland unterstützt. Wir wissen, dass die Menschen mit der Grünen Partei, mit Scholz und ihrer Politik nicht zufrieden sind. Aber letztlich ist das eine innenpolitische Angelegenheit. Elon Musk hat kein Recht, sich einzumischen, wie er es in Venezuela getan hat, wie wir gesehen haben… Er hat die Menschen in Venezuela gewissermaßen verwaltet, sie unterstützt, und vielleicht wollen die Menschen in Deutschland eine Art Veränderung. Aber was ist der Hauptgrund dafür, die AfD zu unterstützen? Und ist das Ihrer Meinung nach ein Problem?

Lawrence Wilkerson:

Ich denke, das ist ein großes Problem. Was wir im Imperium getan haben   – und ich bin mir nicht sicher, ob das jemand mitbekommen hat, um ehrlich zu sein, und ich schreibe das dem Imperium zu   – wir haben es zugelassen, dass Menschen so unglaublich reich geworden sind. Ich meine, wissen Sie, ich habe an einer Stelle gelesen, dass 400 Familien im Imperium das BIP von Brasilien haben, das Äquivalent des BIP von Brasilien, und wir alle kennen die Statistiken über 0,001 % der amerikanischen Bevölkerung, die 50 % des amerikanischen Vermögens besitzen… Wir haben zugelassen, dass Menschen zu reich werden. Wenn man so reich ist, kann man tatsächlich andere Länder und Staaten beeinflussen. Wenn Familien über ein Vermögen verfügen, das dem BIP Brasiliens entspricht, was hindert sie dann daran, sich zusammenzuschließen und Staaten und Wahlen wirklich zu beeinflussen?

Ich glaube, Sie wissen, dass ich dabei war, Nima. Ich war dabei, als wir Jens Stoltenbergs Aufstieg zum NATO-Generalsekretär in die Wege geleitet haben. Dann war ich dabei, als wir begannen, die Politik der skandinavischen Länder und anderer europäischer Länder dahingehend zu beeinflussen, dass sie sich für die NATO einsetzen   – entweder so sehr, dass sie Mitglieder der NATO werden, oder so sehr, dass sie einfach nur das Gleiche taten. Und wir haben unsere Wünsche erfüllt bekommen. Ich glaube, wir sind jetzt bei 32 Ländern. Wir haben diese Politik orchestriert.

Nun, wir haben das teilweise durch private Gelder und Privatpersonen und private Organisationen getan, so wie wir jetzt in Georgien Nichtregierungsorganisationen und Quasi-Organisationen, wie wir sie nennen, quasi-staatliche Organisationen, einsetzen, um die georgische Regierung zu stürzen. Und wir haben das auch in anderen Ländern wie zum Beispiel Venezuela getan. Das ist kein neues Phänomen des amerikanischen Imperiums. Ich werde es nicht mehr Republik nennen, denn das ist es nicht! Eine Republik ist eine Republik des Volkes. Das Volk ist es nicht mehr. Aber so machen wir heute Geschäfte, und ich weiß nicht, ob das kompetente Geschäfte sind, wenn es fast einzelne Billionäre sind, die diese Geschäfte machen. Und Elon Musk ist ein typisches Beispiel dafür.

Nima R. Alkhorshid:

Eines der Dinge, die Jimmy Carter in seinem Telefonat über China sagte … Er hatte 2019 ein Telefonat mit Donald Trump. Er sagte, dass China keinen Cent für den Krieg ausgegeben hat und deshalb uns, den Vereinigten Staaten, voraus ist. Glauben Sie, dass dies in Betracht gezogen werden würde, wenn Donald Trump die Macht in den Vereinigten Staaten übernimmt, und vielleicht diesen endlosen Kriegen ein Ende setzen würde? Wir wissen, was mit Grönland, dem Panamakanal, Mexiko und Kanada los ist. Es geht nur darum, China zu bekämpfen. Wie können Sie …?

Lawrence Wilkerson:

Ja, das waren alles   – ich weiß nicht, wie ich es sagen soll   – das waren alles typische Trump-Äußerungen. Sie sind schon fast fragwürdig, sobald sie über seine Lippen kommen. Die Tatsache, dass er auf seiner Nordkorea-Reise zwar ziemlich dramatisch, aber nicht erfolgreich nachgelegt hat, war eine Ausnahme, und eine Ausnahme, die unseren südkoreanischen Verbündeten auf den Weg gebracht hat, den wir gerade sehen. Dies ist gewissermaßen eine Folge davon. Das ist nicht gut für Südkorea und sicherlich nicht gut für das Bündnis, das die Vereinigten Staaten mit Südkorea haben.

Es ist also sehr schwierig zu beurteilen, was Trump von dem, was er angekündigt hat, umsetzen wird und was nicht. Und dann ist es sehr schwierig zu beurteilen, ob das, was er tut   – wie im Fall Nordkoreas   – erfolgreich sein wird. Das war es ganz eindeutig nicht. Es war nicht erfolgreich. Es ist also schwierig, Vorhersagen darüber zu treffen, wohin er sich entwickeln wird.

Aber wenn ich eine grobe Vorhersage treffen sollte, würde ich mich auf das stützen, was Carter gesagt hat: Trump muss verstehen, warum wir so eine kolossale Verschuldung haben. Er muss verstehen, warum der Verteidigungshaushalt genauso hoch ist wie alle anderen Ausgaben in den Kategorien der diskretionären Ausgaben der amerikanischen Regierung zusammen und warum der Kongress dies immer weiter und weiter und weiter erhöht. Und er war einer der größten Befürworter genau dieser Sache, weil er es mag, diese Soldaten, Matrosen, Flieger, Marines, Space Force und Wächter mit eingerollter Flagge hinter sich zu haben. Sie wissen schon, weil es ihn stark und mächtig und so aussehen lässt.

Wird das Vorrang haben, wird es durch seine Sorge um die Defizitfinanzierung oder durch seine Besorgnis, die   – wie Sie sagten   – Carter in Bezug auf Kriege geäußert hat, außer Kraft gesetzt? Ich weiß es nicht. Man weiß es einfach nie.

Einige meiner Kollegen, mit denen ich regelmäßig korrespondiere, sagen mir, dass Trump nichts anderes als ein weiteres Produkt des Imperiums ist, nur ein seltsames, ein bizarres, ein clowneskes, aber dennoch ein Produkt des Imperiums. Andere sagen, sie wissen es nicht. Sie wissen einfach nicht, was er von einem Tag auf den anderen tun wird, und warten in einigen Fällen mit angehaltenem Atem darauf, was er von einem Tag auf den anderen tun wird.

Ich muss sagen, dass die Auswahl der Kabinettsmitglieder und der ihnen ähnlichen Ernennungen hier in den letzten Monaten nicht ermutigend war, überhaupt nicht ermutigend. Eine ganze Gruppe von Menschen, mit denen ich in Verbindung stehe, wird zum Kongress gehen und an der Anhörung zur Bestätigung von Pete Hegseth vor dem Streitkräfteausschuss des Senats teilnehmen, oder noch nicht an der Anhörung zur Bestätigung, glaube ich. Aber es wird ein Vorläufer sein, und sie werden den Ausschuss so lange mit Zwischenrufen bombardieren, bis sie aus dem Ausschussraum geworfen werden. So ernst nehmen einige Leute die Ernennung von Pete Hegseth zum Verteidigungsminister   – nicht nur wegen seiner Ansichten, die, wenn man sich seine früheren Reden ansieht, schon schlimm genug sind, sondern auch wegen seiner Persönlichkeit und seines Charakters. Sie verachten ihn. Sie glauben, dass er eine Katastrophe für das Verteidigungsministerium sein wird.

Nun, wie verhält sich Trump in dem Fall, worauf Sie anspielen und wonach Sie fragen, wenn das der Fall ist? Wenn er jemanden wie ihn in der mächtigsten Behörde der Regierung des Imperiums hat?

Ich habe gesagt, dass das Außenministerium meiner Meinung nach zu neuen Höhen der Macht aufgestiegen ist   – das einzig Positive, was Blinken getan hat, aber er hat es für einen sehr negativen Zweck getan: Er hat Gesetze gebrochen, er hat das Außenministerium zum Gespött der internationalen Gemeinschaft gemacht, wenn nicht sogar zu jemandem, der man nichts mehr glaubt, weil das US-Außenministerium so krass und so böse ist   – und das ist es auch! Unter Blinken war es krass und böse   – nicht nur die Leute darin, sondern Blinken in seiner Führungsposition.

Ich weiß also nicht, ob Rubio diese Bilanz korrigieren wird und ob Rubio uns überraschen und das mächtigste Mitglied der Regierung sein und trotz Trump einiges bewirken wird? Und wird die Art dieser Dinge so erfolgreich sein, dass Trump es zulassen wird, dass es so weitergeht? Ich habe keine Ahnung. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß, dass er Ambitionen auf das Präsidentenamt hat und dass er von dieser MInisterposition aus für das Präsidentenamt kandidieren wird. Ich weiß nicht, was das langfristig oder kurzfristig bedeuten wird. Kurzfristig könnte es sechs Monate dauern und dann ist er weg. Ich denke, dass es für die Welt sehr schwierig sein wird, diese Regierung zu überstehen.

Nima R. Alkhorshid:

Apropos Deutschland: Wir wissen, dass Deutschland der Motor der Europäischen Union ist, dem der Treibstoff ausgeht …

Lawrence Wilkerson:

Das war der Motor. Ich bin mir nicht sicher, ob es jetzt noch einen Motor gibt.

Nima R. Alkhorshid:

Ja, aber die Leute wollen eine Veränderung in Deutschland, in ihrer Einstellung, in ihrer Politik, die in direktem Zusammenhang mit den Geschehnissen in der Ukraine steht. Glauben Sie, dass es für Deutschland mit Donald Trump und seiner Regierung einfacher wäre, die Pipeline zwischen Russland und Deutschland wieder in Betrieb zu nehmen?

Lawrence Wilkerson:

Nun, es könnte sein. Aber hier kommen wir wieder zu meiner These zurück: Wir haben Nordstream 2 verhindert. Das heißt, wir haben Nordstream 2 gestoppt. Wir haben die Ukraine zu unserem Stellvertreter gemacht und Deutschland als vollwertigen Partner ins Boot geholt, nicht nur, um Russland ein oder zwei Dämpfer zu verpassen, wenn nicht sogar endgültig, sondern auch, um Deutschland einen Dämpfer zu verpassen, weil es zu einer Bedrohung für unsere wirtschaftliche Hegemonie über Europa wurde. „Was haben wir getan?“, werden einige sagen. Nun, es tut mir leid! So funktioniert die Welt, wenn man ein Imperium wie Amerika hat. So funktioniert sie.

Niemand hat die Nationale Sicherheitsstrategie (National Security Strategy   – NSS) von 2002 gelesen, ein öffentliches Dokument, das George W. Bush während meiner Zeit mit Außenminister Powell unterzeichnet hat. Darin stand: Wir werden keinen Konkurrenten irgendwo auf der Welt tolerieren. Wir werden sie ausschalten   – entweder durch unsere wirtschaftliche Macht, unsere finanzielle Stärke oder militärische Macht oder durch Sanktionen und militärische Macht. Das stand da drin. Und wie Sie wissen, sind heute wahrscheinlich zwei Milliarden Menschen von formellen Sanktionen betroffen. Das ist unsere Strategie. Wir haben sie veröffentlicht, damit die Welt sie lesen kann, Verbündete, Freunde, ehemalige Freunde, ehemalige Verbündete, ganz egal. Wir werden Sie ausschalten, wenn Ihre Wirtschaft, Ihre Finanzstruktur, Ihre Energiesituation uns bedroht.

Nima R. Alkhorshid:

Vielen Dank, Larry, dass Sie heute bei uns waren. Es war mir wie immer ein großes Vergnügen. Nochmals frohe Weihnachten.

Lawrence Wilkerson:

Und aufgepasst, Brasilien!

Nima R. Alkhorshid:

Nochmals frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr, Larry.

Lawrence Wilkerson:

Dir auch. Dir auch. Möge das neue Jahr viel besser werden, als ich es mir erhoffe. Hoffen wir!

Nima R. Alkhorshid:

Ja, Hoffnung! Allen Zuschauern, die uns gerade zuschauen, ein frohes neues Jahr. Viel Spaß.

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Anmerkungen

* Colonel Lawrence B. („Larry“) Wilkerson ist ein pensionierter Offizier der US-Armee, der 31 Jahre lang gedient hat, unter anderem als Stabschef des Außenministers Colin Powell während der Amtszeit von Präsident George W. Bush. Wilkerson ist für seine unverblümte Kritik an der US-Außenpolitik bekannt, insbesondere am Irakkrieg und der Verwendung von Geheimdienstinformationen zur Rechtfertigung der Invasion.

Wilkerson ist ein lautstarker Verfechter von mehr Transparenz und Verantwortlichkeit in der Regierung und weist häufig auf Machtmissbrauch und die Notwendigkeit einer ethischeren Regierungsführung hin. Nach seiner Pensionierung war er als Dozent, Kommentator und politischer Fürsprecher tätig und befasste sich häufig mit Fragen des Militarismus, des Klimawandels und des Einflusses von Unternehmensinteressen auf Regierungsentscheidungen.

** Wake Homing: Folgt dem turbulenten Kielwasser, die ein fahrendes Schiff hinterlässt.

*** „Fleet in Being“: Eine „Flotte im Sein“ ist ein Begriff aus der Marine, der eine Flotte beschreibt, die nicht aktiv an Kampfhandlungen beteiligt ist, sondern ihre bloße Existenz als strategisches Instrument einsetzt. Die Idee dahinter ist, dass allein die Anwesenheit der Flotte eine Bedrohung darstellt und die Pläne des Feindes beeinflusst, selbst wenn die Flotte im Hafen bleibt. Der Begriff wurde im 17. Jahrhundert vom britischen Admiral George Rooke geprägt und später vom Strategen Sir Julian Corbett weiterentwickelt.

*** NDAA steht für National Defense Authorization Act, ein Bundesgesetz der Vereinigten Staaten, das das Jahresbudget, die Ausgaben und die Richtlinien für das Verteidigungsministerium (DoD) und andere verteidigungsbezogene Aktivitäten festlegt. Es wird jedes Haushaltsjahr vom Kongress verabschiedet und legt die Finanzierungshöhe und die Richtlinien fest, nach denen das Geld ausgegeben wird.

**** Wilkerson lässt Folgendes aus:

Die Carter-Doktrin war eine bedeutende politische Maßnahme, die der US-Präsident Jimmy Carter in seiner Rede zur Lage der Nation 1980 angekündigt hat. Darin erklärte er, dass die Vereinigten Staaten, falls nötig, militärische Gewalt anwenden würden, um ihre nationalen Interessen in der Persischen Golfregion zu verteidigen. Diese Politik entstand als Reaktion auf eskalierende geopolitische Spannungen, darunter:

  • Die sowjetische Invasion in Afghanistan im Dezember 1979, die die Befürchtung einer sowjetischen Expansion in den Persischen Golf aufkommen ließ.
  • Die iranische Revolution von 1979, die einen wichtigen Verbündeten der USA in der Region destabilisierte.

Schlüsselelemente der Doktrin:

  1. Strategische Bedeutung des Persischen Golfs: Die Doktrin hob die entscheidende Rolle der Region für die globale Energieversorgung, insbesondere für Öl, hervor.
  2. Verpflichtung zur Verteidigung: Carter erklärte, dass jeder Versuch einer externen Macht, die Kontrolle über den Persischen Golf zu erlangen, als Angriff auf die vitalen Interessen der Vereinigten Staaten betrachtet und mit allen erforderlichen Mitteln, einschließlich militärischer Gewalt, abgewehrt werden würde.
  3. Militärische Präsenz: Zur Unterstützung der Doktrin verstärkten die USA ihre militärischen Kapazitäten in der Region, beispielsweise durch die Einrichtung der Rapid Deployment Joint Task Force, aus der später das United States Central Command (CENTCOM) hervorging.

Historischer Kontext:

Die Carter-Doktrin spiegelte die strategische Wende der US-Außenpolitik während des Kalten Krieges wider und betonte den Schutz der Energieressourcen und die Bekämpfung des sowjetischen Einflusses. Sie bereitete den Boden für das Engagement der USA im Nahen Osten in den folgenden Jahrzehnten, einschließlich Operationen wie dem Golfkrieg 1991 und der langfristigen militärischen Präsenz der USA in der Region.

***** BlackRock, Vanguard und State Street sind drei der weltweit größten Vermögensverwaltungsunternehmen. Gemeinsam werden sie oft als „Big Three“ bezeichnet, da sie einen erheblichen Einfluss auf globale Märkte und Unternehmen ausüben. Hier sind einige zentrale Informationen zu jedem dieser Unternehmen:

  1. BlackRock
  • Gründung: 1988, Hauptsitz in New York City, USA.
  • Verwaltetes Vermögen (AUM): Über 9 Billionen USD (Stand: 2023).
  • Bekannt für: iShares, eine der größten ETF-Plattformen weltweit.
  • Einfluss: BlackRock ist in nahezu allen großen börsennotierten Unternehmen investiert und hat bedeutende Stimmrechte. Die Firma hat auch technologische Innovationen entwickelt, wie z. B. das Aladdin-System, ein führendes Risikomanagement-Tool.
  1. Vanguard
  • Gründung: 1975, Hauptsitz in Malvern, Pennsylvania, USA.
  • Verwaltetes Vermögen (AUM): Über 7 Billionen USD (Stand: 2023).
  • Bekannt für: Einführung des ersten Indexfonds für Privatanleger. Vanguard setzt stark auf kostengünstige Anlageprodukte.
  • Eigentümerstruktur: Im Gegensatz zu anderen Vermögensverwaltern gehört Vanguard seinen Anlegern, was bedeutet, dass Gewinne zur Senkung von Gebühren verwendet werden.
  1. State Street (State Street Global Advisors)
  • Gründung: 1792, Hauptsitz in Boston, Massachusetts, USA.
  • Verwaltetes Vermögen (AUM): Über 4 Billionen USD (Stand: 2023).
  • Bekannt für: SPDR ETFs, einschließlich des bekannten SPDR S&P 500 ETF (Ticker: SPY).
  • Einfluss: State Street ist ein führender Anbieter von Finanzdienstleistungen für institutionelle Investoren, einschließlich Asset Management und Research.

Gemeinsamer Einfluss

Die „Big Three“ besitzen bedeutende Anteile an vielen der weltweit größten Unternehmen. Ihre kollektiven Stimmrechte können die Unternehmenspolitik, ESG-Initiativen (Umwelt, Soziales und Governance) und andere strategische Entscheidungen beeinflussen.

Ein Beispiel: In den meisten S&P 500-Unternehmen sind BlackRock, Vanguard und State Street gleichzeitig die größten Aktionäre. Dies hat zu Diskussionen über ihre Macht und ihren Einfluss auf die globale Wirtschaft geführt, insbesondere in Fragen der Unternehmensführung und Regulierungen.


Quelle: Dialogue works

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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