Ein Beitrag Werner Bräuners, dem ich aus Erfahrung mindestens zur Hälfte widerspreche. (Siehe unten nach dem Link zur CORONA-ICE-Zeit)
Société du spectacle (Guy Debord), Politik ist Massenunterhaltung.
(Vorbemerkung: Wird gruselig, ist aber noch jugendfrei!) — Masse, Kennzeichen der Moderne. Siehe «Die einsame Masse», David Riesmans Weltbestseller aus den 1960ern. Charakterisiert den modernen Menschen als „other-directed“, als ständig auf der Suche nach Massenanschluß, und erinnert an Nietzsches „letzten Menschen“. Mit der Archetypenlehre von Erich Neumann und C.G. Jung wird zuletzt auch ein Massenmagnet sichtbar, der „große Einzelne“. Beschützt von Gott oder mindestens von irgendeiner nicht näher definierten „Vorsehung“, vollstreckt dieser ganz große Meister des Spektakels den Willen der „Großen Mutter“, Herrin über Leben und Fruchtbarkeit. Welcher Menschenblut zu opfern ist. (So sagt die Archetypenlehre. Sehr plastisch beschrieben solcher Opferkult auf den ersten Seiten von Antje Volmers «Heißer Frieden».)
Laut der freimütigen Naomi Wolf würden Wahl-Kampagnen die Archetypenlehre von Neumann/Jung zum Einsatz bringen. Sie muß es wissen, war sie doch Kampagnenberaterin für Clinton/Gore.
Société du spectacle. Spielerisch-lustig-unterhaltsam wird im Erwachsenen-Kindergarten Verantwortung erlernt im Umgang mit Machtausübung, ist wie Räuber und Gendarm. Jedoch anders als im Kinder-Kindergarten, vergießen Erwachsene echtes Blut.
Archetypen, tiefenseelische Urbilder, da kann einem schon schwummrig werden. Siehe hier bei HaBE, Massenspektakel im Massenverkehrsmittel — selbstorganisiert, von der Masse für die Masse:
Ich muss gestehen, meine Public-Traffic-Kabarett-Aktionen fanden nur selten in ICEs statt, da ich die mir meist nicht leisten kann. Mein Behinderten-Transportschein gilt nur im Öffentlichen Nahverkehr, im Regional-Express, also in Massen-Verkehrsmitteln für die unteren Klassen und Schichten. Besonders dort habe ich meist gegenteilige Erfahrungen gemacht, wenn ich als mobiler Block-Wart , also als Zug-Wart Masken und Impfscheine und „social-distancing“ kontrolliert habe.
Nachtrag von W.B. — Abgesehen von dem eindrücklichen Reisebericht über ein blutkultisches Fruchtbarkeitsfest in Nepal, ist das im Beitrag oben angeführte Buch «Heißer Frieden» eine Hetzschrift gegen das schönste aller Massenrituale, das Fußballspiel, sowie überhaupt Beleg für einen Wahn sozialer Allüberlegenheit. Der an Sozialrassismus heranreicht und seine (grüne) Wählerbasis in der oberen Unterschicht und unteren Mittelschicht hat — Schelsky ist aktueller denn je.
Ein Seelenprofil dieser Genossen bei Johann König und dessen tiefblickenden Einlassungen zu „kaiserschnittgeborenen Einzelkindern“.
Zu der hier von dir, Hartmut, aufgeworfenen Frage, ließe sich der alte Helmut Schelsky zurate ziehen, der in den 1960ern publizierte (Zwiebelmodell). Die am deutlichsten Autoritätsbetreuten seien die „obere Unterschicht“ (z.B. Vorarbeiter, Beamte der unteren Dienstgrade) sowie die „untere Mittelschicht“(mittlerer Dienst, Lehrerschaft, kleinere Gewerbetreibende und Dienstleister, technische Angestellte, Hauptamtliche), also dem Proletariat noch nahestehende sozial Aufgestiegene.
(Übrigens höchst interessant, seien untere Unterschicht und obere Oberschicht sich in punkto Autoritätsbetreutheit und überhaupt in Sachen Wertvorstellungen überraschend ähnlich, freizügig bis unbetreut!)
Und Erich Neumann zufolge wächst Konformität ganz allgemein mit sozialem Streß, mit Angst vor Statusverlust, Arbeitslosigkeit, vor Abstieg in Prekarität; Neumanns Stichworte hierzu wären Umschlagsphänomen und Rekollektivierung = Rückfall in geist-seelisch quasi archaisches Bewußtsein, sprich: Neigung zu Anhänglichkeit an als charismatisch erlebte Führerfiguren, an „große Einzelne“.
Wohl zutreffend, daß Unterschicht nicht viel mit dem ICE reist, die untere Mittelschicht aber durchaus.