„Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg“

(Rudolf Bauer hat mir zu meinem 78. am 11. April ein schönes Geburtstagsgeschenk geschickt:)

Vortrag beim Kongress „Krieg und Frieden“ der Neuen Gesellschaft für Psychologie

am 11. April 2025 in Berlin

von Rudolph Bauer

Walter Benjamins Satz „Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg“ besagt: Wenn wir, die wir hier versammelt sind, uns ernsthaft und wirksam für den Frieden einsetzen, müssen wir über den Krieg sprechen:

  • über seine alles zerstörende destruktive Vernichtungsgewalt;
  • über die in der Schlacht sich niedermetzelnden Soldaten, die Kriegsgefangenen bei Wasser und Brot, die Befehlshaber bei Sekt und Kaviar;
  • über die Ermordung  von Millionen und Abermillionen Menschen jeden Alters aus der Zivilbevölkerung als Folge der Kriegshandlungen;
  • über Verstümmelte, Vergewaltigte, Verletzte, Missbrauchte, Vertriebene, Traumatisierte und Verhungerte;
  • über die transgenerationalen sozialen und psychischen Folgen;
  • über das Schüren von Hass und Feindbildern …[1];
  • über die kognitive Kriegsführung …[2];
  • über die „Wurzeln der heutigen Kriegspolitik (…), die  bis zum Ersten Weltkrieg reichen“ …[3];
  • über das fragmentierte, das positivistisch parzellierende und nicht dialektische Denken;
  • über die totale Militarisierung der gesamten Gesellschaft …[4];
  • über ihre Spaltung durch Misstrauen, Ideologie, Verleumdung (Stichwort „Lumpenpazifisten“), Falschmeldungen, Panikmache und Hetze;
  • über Zivilschutz und die vielfältigen und teils verborgenen Formen der sog. Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ), die in Wirklichkeit auf die Kriegsvorbereitung der nicht-militärischen Bereiche abzielt, auf das ‚Kriegstauglich‘-Machen des Gesundheitswesens einschließlich der Psychotherapie, sowie  des Katastrophenschutzes und der Post, von Handwerksbetrieben, Taxi- und Fuhrparkbetreibern, Industrieunternehmen, Wohlfahrtsverbänden, zu denen auch das Rote Kreuz zählt, und Hilfsorganisationen wie dem Technischen Hilfswerk (THW), dem Malteser Hilfswerk und dem Johanniter Hilfswerk;
  • über die Milliarden Euro teuren Waffensysteme zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Weltall;
  • über Drohnen, Satelliten, Cyberwaffen, Roboter und Biowaffen;
  • über Kriegsspielzeug und Jugendoffiziere an den Schulen;
  • über den verbrecherischen Militärisch-Industriellen Rüstungs- und Zerstörungskomplex;
  • über den aufgeblähten Militäretat zu Lasten von Schulen, Infrastruktur, Renten und Wohnen;
  • über Geopolitik und Bodenschätze;
  • über Aktienkurse und Finanzkrisen, über Verschuldung, sog. Sondervermögen und die Folgen;
  • über heuchlerische Kirchen, kriegsabgöttische Glaubensgemeinschaften und waffensegnende Militärseelsorger;
  • über das Schweigen der Gewerkschaften, der Lehrer, der Ärzte und der korrumpierten Wissenschaftler in ihren fachidiotischen Expertenschubladen;
  • über Heimatschutz, Heldengedenken und militärisches Liedgut;
  • über Stiftungen und Think Tanks;
  • über die Heroisierung, des hegemonialen Habitus und des weißen Suprematismus in den Lehrplänen und Schulbüchern;
  • über Fanatismus;
  • über die Leitmedien und den „Journalismus … zwischen Regierungspropaganda und Plattformzensur“ …[5],
  • über die Finanzierung der Drittmittelforschung für Angriffszwecke und über die Unterdrückung der Zivilklausel-Bewegung an den Hochschulen;
  • über Lehrstühle zur Militärgeschichte, Kriegsstrategie und zum Waffeningenieurwesen;
  • über akademische Militärkarrieren, die Bundeswehr-Universitäten in München und Hamburg und die Bundeswehr-Hochschule in Mannheim;
  • über die Wolfowitz-Doktrin und die Vorbereitung zur Aufstandsbekämpfung im Rahmen der Counterinsurgency-Doktrin[6]; über Schnöggersburg;
  • über offene und verdeckte Militärbündnisse;
  • über die Nato und die transatlantische Klüngelwirtschaft, genannt: Partnerschaft, etwa im Rahmen der Atlantik-Brücke e. V.;
  • über die Geschichte des Kolonialismus und die Gegenwart der Landnahme und des Neokolonialismus …[7];
  • über geheime Stay-behind-Organisationen, Geheimdienste, Geheimpläne und geheim gehaltene Abmachungen;
  • über die ca. eintausend, weltweit verteilten Militärbasen und -stützpunkte der Streitkräfte der USA im Ausland[8],  davon ungezählte auch in Nord-[9] und Süddeutschland[10];
  • über den „US-Kapitalismus als Kriegstreiber und die Neuordnung der Weltgesellschaft“ …[11];
  • und so weiter; und so weiter, und so weiter;
  • nicht zuletzt heißt, über den Krieg zu reden, auch: zu reden über den Zustand der Friedensbewegung …[12].

*

Walter Benjamin – er lebte 1892 bis 1940 –  flüchtete im September 1933 aus Nazi-Deutschland in das französische Exil. Nach der Besetzung Frankreichs nahm er sich 1940 auf der Flucht vor den deutsch-faschistischen Truppen an der Grenze zu Spanien das Leben. Vor diesem Hintergrund ist es bestürzend und ebenso infam wie charakteristisch für den gegenwärtigen, den Bunten Totalitarismus, wenn am Eingang zum Panzermuseum Munster in der Lüneburger Heide das eingangs erwähnte Benjamin-Zitat zu lesen ist[13]. Man hat es aus dem Zusammenhang gerissen und ‚kriegstüchtig‘ verstümmelt.

Dem Benjamin-Satz geht folgende Feststellung voraus:

Die große Prosa aller Friedenskünder sprach vom Kriege. Die eigene Friedensliebe zu betonen, liegt [hingegen; R. B.] denen nahe, die den Krieg gestiftet haben.“[14]

Das heißt: In Wahrheit sind es die Kriegshyänen, die ständig vom Frieden reden. Benjamin fährt an der zitierten Stelle fort:

Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg. Er rede vom vergangenen (…), er rede von dem kommenden vor allem. Er rede von seinen drohenden Anstiftern, seinen gewaltigen Ursachen, seinen entsetzlichsten Mitteln.“[15]

Der Sinn der Benjamin-Aussage wird von den Berufskriegshetzern des Panzermuseums in das Gegenteil verkehrt, ob Benjamin meinen würde, dass jeder, der Frieden will, sich auf den Krieg vorzubereiten habe – gemäß dem lateinischen Spruch „si vis pacem para bellum“.  Wir haben es beim Benjamin-Zitat am Eingang des Panzermuseums in Munster mit einer besonders trügerischen Variante der Kriegslügen zu tun; Sprache verschleiert und rechtfertigt kriegerische Gewalt.[16]

*

Meine Befund Nr. 1 lautet daher:

Den Frieden beschwörend zu fordern, verhindert keine Kriege.

Oder, um es in aller Deutlichkeit und bewusst provozierend zu formulieren: Gegen Militarismus und kriegerische Barbarei helfen keine ritualisierten Ostermärsche und keine Gedenktage wie der Antikriegstag am 1. September. Es hilft kein Erinnern an Hiroshima und Nagasaki. Es helfen keine Friedensgottesdienste und Blumengebinde. Es hilft kein „Berliner Appell gegen neue Mittelstreckenwaffen und für eine friedliche Welt“[17]. Es hilft auch keine „Pädagogik der Kriegsuntüchtigkeit“ …[18]. Es hilft nicht die Rede von „Verantwortung und Solidarität“ sowie das Versprechen, dass „die vielfältigen Herausforderungen in unserer (Friedens-)Arbeit als Chancen für jeden einzelnen von uns verstanden werden können“ …[19].

Uns gegenüber steht auf der Seite von Krieg, Militär und Zerstörung eine straff organisierte, gehorsamsgedrillte und mit modernster Technik bewaffnete Übermacht, ein omnipotenter Gewaltapparat, eine militärische  Supermacht, alles durchdringend, alles infizierend.

Dieser Gewaltapparat wird von der „neuen“ Bundesregierung mit einem zusätzlichen Etat von mehreren hundert Milliarden Euro ausgestattet. Ein schon abgehalftertes Parlament hat dies unlängst mit einer Grundgesetzänderung möglich gemacht. In dieser Situation grenzt es an Satire, wenn kurz vor den Ostermärschen Anzeigen geschaltet werden – etwa in der Wochenzeitung „Der Freitag“ –, in denen es mit Adresse an den noch gar nicht gewählten Bundeskanzler Friedrich Merz beispielsweise heißt: „Stärken Sie den Friedensstandort Deutschland, Herr Merz!“[20] Oder wenn das „Netzwerk Friedenskooperative“ in derselben Ausgabe der Wochenzeitung vollmundig verkündet: „Wir nehmen die neue Bundesregierung in die Pflicht und fordern von ihr …“[21]. Die Bundesregierung wird sich ein „Osterei“ darauf pellen.

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Im Sinne Walter Benjamins vom Krieg zu reden, bedeutet, die Gegenwart des Krieges zu thematisieren …[22]. Ich äußere mich hier und heute nicht zum ersten Mal zur Gegenwart des Krieges. Im Oktober 2013 etwa referierte ich bei einer Klausurtagung des Bremer Friedensforums zum Thema „Konzepte der militärischen Durchdringung der Gesellschaft. Verschärfte Militarisierung nach Innen“. Der Beitrag wurde 2014 als Broschüre publiziert. Der Titel: „Wir befinden uns mitten im Krieg“[23].

Bereits damals hatte ich auf die Militarisierung der Medien hingewiesen und auf die Rolle der Stiftungen am Beispiel von Bertelsmann. Unter Leitung der Bertelsmann-Stiftung und der „Bertelsmann Forschungsgruppe Politik“ des Centrums  für Angewandte Politikforschung der Universität München[24] veröffentlichte die sog. Venusberg-Gruppe 2008 „Leitlinien zur Europäischen Sicherheitspolitik“[25].

Nebenbei bemerkt, bezeichnete es das Venusberger „Leitlinien“-Papier schon seinerzeit als einen Kriegs- und Interventionsgrund, [Zitat] „gegen Pandemien ein(zu)schreiten“[26]. (Da hätte es bei allen selbsternannten Kriegsgegnern klingeln müssen, als 2020 der Corona-Putsch ausgerufen wurde. Wir erinnern uns, dass die Friedensfreunde jedoch nichts Besseres zu tun wussten, als sich Maulwindeln umzubinden und sich abzugrenzen gegen alle und jeden, die bereit waren, sich demokratisch gegen die Kriegserklärung nach Innen zur Wehr zu setzten. Meine Schrift von damals wird inzwischen auch nicht mehr angezeigt auf der Webseite des Bremer Friedensforums.

Im Oktober 2014 fand im „Haus der Demokratie und Menschenrechte“ in Berlin eine Erste bundesweite Antikriegskonferenz statt, die ursprünglich auch von Klaus-Jürgen Bruder mitinitiiert wurde. Die Beiträge dieser antimilitaristischen Tagung sind 2015 als Buch erschienen[27]. [28]

Ich erwähne die beiden Anlässe 2013 und 2014 sowie die Veröffentlichungen von 2014 und 2015 deshalb, weil ich unterstreichen will, dass die Rede von der Anwesenheit des Krieges mir nicht neu ist. Die Rede vom Krieg und seiner Gegenwart wurde damals aber umgehend übertönt vom einem sich antifaschistisch gebärdenden Friedensgerede[29] unter dem Motto „Friedenswinter 2014/15“ …[30].

Bei der Berliner „Friedenswinter“-Demonstration zum Bundespräsidialamt verlas der bewegungspolitische Multifunktionär Reiner Braun[31]  am 13. Dezember 2014 folgende Passage als „Unser Selbstverständnis“:

Unsere Demonstration ist anti-faschistisch; ohne Wenn und Aber. Wir stehen in der Tradition des Schwurs von Buchenwald: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. Wir lehnen jede Form des Rechtsradikalismus ab, wir arbeiten mit Rechtsradikalen nicht zusammen. Wir demonstrieren hier gegen Krieg und Faschismus, gegen drohende Kriegsgefahr. Wir wollen keinen Rassismus in unserem Land, gleichgültig in welcher Form. Wir sind empört darüber, wie die sächsische Landesregierung mit einer Rassistenorganisation, dem PEGIDA-Bündnis, kooperiert. Auch hier muss eine klare Ansage kommen: Nicht in unserem Namen. Wir leisten Widerstand! Lasst es mich noch einmal ganz deutlich sagen: Wir sagen Nein zu Antisemitismus, neuen Rechten, Reichsbürgern, Rassismus, Nationalismus und Faschismus.“

Das Zitat ist typisch für die Vermengung der Rede vom Frieden mit einer Staats- und Militär-unterwürfigkeit, welche die Kriegsbereitschaft antifaschistisch tarnt. Es handelt sich um dieselbe Methode wie bei Joschka Fischers „Nie wieder Auschwitz“ zur Rechtfertigung des Überfalls auf Jugoslawien.

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Mein zweiter Befund lautet deshalb:

Das Ablehnen, wohlgemerkt: das aufgeplusterte Ablehnen des Faschismus verhindert keine Kriege – ganz im Gegenteil.

Am Beispiel der Bandera-Faschisten in der Ukraine zeigt es sich, dass die abstrakt antifaschistische Friedensbewegung eines Reiner Braun (oder ähnlich auch die einer Sahra Wagenknecht) in die Falle der Völkerfeindschaft – hier der Russophobie – gerät und letzten Endes sowohl gegenüber dem kriegerischen Militarismus als auch angesichts des tatsächlichen Faschismus kläglich versagt. Statt vom Krieg zu reden, beschwören Friedensbewegungen wie die eines Braun und einer Wagenknecht ein Friedens-Strohfeuer, das sich in der regierungskonformen Ablehnung des Rechtsradikalismus bzw. in der wiederholten Behauptung von „Putins völkerrechtswidriger Aggression“ erschöpft und die Vorgeschichte ausblendet.

*

Das aktuelle Versagen und Scheitern der Friedensbewegung ist nicht neu, sondern hat Geschichte. Die historische Erfahrung der Zeit vor den beiden Weltkriegen zeigt, dass Kongresse und Demonstrationen für den Frieden die beiden Weltkriege nicht verhindern konnten – ja, dass sie, wie eine Art Begleiterscheinung, die Militarisierung friedlich flankiert und die Kriegsvorbereitung pazifistisch eskortiert haben. Die Friedensbewegung (genauer: die sozialdemokratische und bürgerliche Friedensbewegung) als Marketenderin und Mätresse des Militärs!

Zu den historischen Erfahrungen des Versagens und Scheiterns zähle ich den Internationalen Friedenskongress 1912 in Basel und den Weltfriedenskongress 1924 in Berlin.[32]

Dem Internationalen Friedenskongress am 24. und 25. November 1912 in Basel waren überall in Europa Friedenskundgebungen vorausgegangen[33]: am 20. Oktober in Berlin mit 250.000 Teilnehmern; am 10. November in Wien und Zürich; „wenig später gab es in Paris, in Marseille, Bordeaux, Lyon, in Straßburg und Hamburg, in Rom Mailand, London, Leeds, Budapest, Zagreb, Amsterdam, Stockholm und vielen anderen Städten Demonstrationen.“[34] Dem Aufruf zum Basler Friedenskongress folgten 555 Delegierte der sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien und Gewerkschaften aus 23 europäischen Ländern.[35] Es wurden Reden gehalten, eine Friedensdemonstration mit Kundgebung am Basler Münster fand statt, und in einer Schlusserklärung wurden Forderungen beschlossen. Sie lauteten:

Abrüstung, Auflösung der stehenden Heere und Einführung einer Volksbewaffnung, Einrichtung internationaler Schiedsgerichte, Abschaffung der Geheimdiplomatie, Entscheidung über Krieg und Frieden durch das Volk, vertreten durch die Parlamente.“[36]

Aus der Geschichte wissen wir: „Die 1912 in Basel versammelten Sozialisten kämpften auf verlorenem Posten.“[37]

Zum zweiten Beispiel, dem Weltfriedenskongress im Herbst 1924 in Berlin. An dieser Internationalen Friedensveranstaltungen nahmen über 100 ausländische Delegierte aus 20 Ländern teil, darunter Fridtjof Nansen (1861-1930), der norwegische Zoologe, Neurohistologe, Polarforscher, Ozeanograph, Diplomat und Friedensnobelpreisträger. Im Anschluss an den Berliner Kongress fand eine Vortragstournee französischer Redner durch deutsche Großstädte statt. Die Redner wurden „überall von Tausenden und Abertausenden mit herzlicher Begeisterung willkommen geheißen“[38].

Der Kongress und die Vortragstournee waren auch ein Zeichen der Anerkennung für die Deutsche Friedensgesellschaft und deren Präsidenten Ludwig Quidde (1858-1941), der 1894 die Münchener Friedensgesellschaft mitbegründet hatte. Die Deutsche Friedensgesellschaft allein zählte Mitte der 1920er Jahre rund 30.000 zahlende Mitglieder. 1927 hatten sich bei einer von ihr mitgetragenen Aktion im exemplarisch ausgewählten Bezirk Zwickau 17 % der Einwohner verpflichtet, sich jeder Beteiligung an einem künftigen Krieg zu verweigern. Der Historiker Otmar Jung schrieb in einem Aufsatz „Spaltung und Rekonstruktion des organisierten Pazifismus in der Spätzeit der Weimarer Republik:

Die Friedensbewegung war eine gesellschaftliche Kraft, die jeder Politiker in Rechnung zu stellen hatte. Durch die Einbindung der deutschen Bewegung in die internationalen Aktivitäten – etwa in Gestalt des 25. Weltfriedenskongresses in Paris 1925 und, ebenfalls 1925, des 5. Demokratischen Internationalen Friedenskongresses in Luxemburg … – wurde Deutschlands Rückkehr in die internationalen Diskurszusammenhänge befördert.“[39]

1927 wurde Quidde von 41 Mitgliedern der Interparlamentarischen Union im schwedischen Reichstag und von weiteren Schweden und Dänen für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und damit geehrt. Dennoch konnten die deutsche Friedensbewegung, ihre internationale Einbindung und der Friedensnobelpreis für Ludwig Quidde weder die Militarisierung in der Weimarer Republik aufhalten, noch das militaristische Nazi-Regime verhindern.

***

Mein Befund Nr. 3 lautet:

Friedens-Kongresse und Friedens-Demonstrationen haben keinen der beiden Weltkriege verhindert. Sie haben vielmehr den Prozess der fortschreitenden Militarisierung schein-friedlich flankiert und die Kriegsvorbereitungen pazifistisch eskortiert. Zugespitzt formuliert: Wer für den Frieden ist, aber nicht massiv dem Militarismus begegnet und wer den politisch-ökonomischen Entstehungszusammenhang der Kriege ausblendet, scheitert, muss scheitern. Oder soll ich treffender sagen, dass er den Krieg mitverschuldet?

Der Basler Friedenskongress von 1912 trat ein für die Kriegsverhütung unter den Bedingungen des Kapitalismus. Diese Positionierung war – ich zitiere den Freiburger Militärhistoriker und Friedensforscher Wolfram Wette –

 „das Ergebnis eines Umdenkens der sozialistischen Parteien Europas seit den 1890er Jahren. Hatten sie zuvor die politische Strategie ‚Frieden durch Revolution‘ verfolgt, so vertraten sie nunmehr die revisionistische Vorstellung, dass das erreichte Gewicht der Sozialdemokratie in den Parlamenten ein allmähliches Hineinwachsen in die sozialistische Zukunftsgesellschaft mit sich bringen würde.“[40] Zusätzlich zur revisionistischen Einstellung der Mehrheit der Kongressteilnehmer haben diese nicht erkannt, dass „Feindbilder und Kriegslügen … ein fester Bestandteil kriegerischer Machtpolitik der Nationalstaaten (waren)“[41].

Infolgedessen und aufgrund der revisionistischen Grundhaltung der Sozialdemokraten war das martialische Motto des Baseler Friedenskongresses „Krieg dem Krieg“ heiße Luft. Das Motto, so Wolfram Wette,

verdeckte den Sachverhalt, dass der Sozialistischen Internationale keine Machtmittel zur Verfügung standen, auf die man sich hätte einigen können und die gegebenenfalls geeignet gewesen wären, ihrer Politik der Kriegsverhütung zum Erfolg zu verhelfen. … Nur eine Minderheit glaubte an die Kriegsverhinderung durch einen Generalstreik.“[42] „Ein Massenstreik gegen den Krieg, ein Aufstand gar, sei ‚unmöglich und undiskutabel‘, erklärte Bebel bereits 1907 auf dem Stuttgarter Kongress der SI und stellte resigniert fest: ‚Wir können nichts tun als aufklären, Licht in die Köpfe bringen, agitieren und organisieren.‘“[43]

Ob Bebel wirklich „resigniert“ war, wie Wette meint, oder schlicht der reformistische Revisionist sozialdemokratischer Coleur par excellence?

Auch heute sind der Massenstreik, die Sabotage der Waffenproduktion, die Weigerung zum Verladen und Transport von Kriegsgütern, die Blockierung der Verkehrswege oder die Aufforderung an die Soldaten zur Befehlsverweigerung  keine offensiven Themen der Friedensbewegung. Andererseits weisen z. B. der Corona-Widerstand, die Bauerndemonstrationen, die Blockaden der französischen Gelbwesten und die Impfweigerung von einzelnen Soldaten in Richtung einer neuen, militanten Friedenspolitik.

Eine ähnliche Entwicklung wie nach dem Basler Friedenskongress 1912 wiederholte sich nach dem Weltfriedenskongress in Berlin 1924. Zwar begrüßte Carl von Ossietzky in seiner Schrift „Das Tagebuch“ am 4. Oktober1924 den damals stattfindenden Kongress, weil er

eine Reihe von ausländischen Gästen bringt, deren Bedeutung, deren Ernst und deren gutes patriotisches Wollen nicht bezweifelt werden kann. Tausendmal haben die Zeitungen ihre Namen mit Achtung genannt. Der brave Bürger fasst sich an den Kopf: ‚Herrgott, das sind also auch Pazifisten! Das sind ja ganz vernünftige Leute!‘ Und für Minuten schaukelt eine Weltanschauung. Könnte aus einer solchen momentanen Erschütterung nicht ein kleines Damaskus gedeihen?[44]

Ossietzkys Damaskus-Frage vom Wandel eines Saulus zum Paulus, d. h. vom Wandel der Kriegsbereitschaft zur Friedensbereitschaft hatte darauf Bezug genommen, dass beim Berliner Weltfriedenskongress in der Weimarer Republik ein siegreicher Durchbruch des Pazifismus hätte erfolgen können („hätte“, Konjunktiv!). Rückschauend können auch wir uns fragen, ob im Gefolge eines fortschrittlichen pazifistischen Entwicklungsprozesses der Zweite Weltkrieg nicht hätte verhindert werden können.

Welch ein Gedanke, welch eine Perspektive, was für ein Wunder der Geschichte!!! Doch nein; Ossietzky sah sich bezüglich eines pazifistischen Damaskus zu der Bemerkung veranlasst:

Leider wird das verhindert werden.

Durch … durch die Pazifisten selbst.“[45]

Ossietzky erklärte die Gründe für das Scheitern des Pazifismus in Deutschland wie folgt (wobei wir erschütternde Parallelen zur Gegenwart feststellen müssen):

„Männer von Distinktion und Niveau haben es in keinem Distrikt der deutschen Politik besonders leicht. Aber was ausgerechnet im pazifistischen Lager an Verunglimpfung, Verdächtigung und Ketzerrichterei geleistet wird, das ist selbst für deutsche Verhältnisse maßlos.“[46]

Nicht ohne Ironie bemerkte Ossietzky mit Blick auf den seinerzeit jährlich stattfindenden Kongress deutscher Pazifisten:

Diese Veranstaltung dient vornehmlich der körperlichen Ertüchtigung der Teilnehmer. Es ist halt schwierig, ein ganzes Jahr hindurch ununterbrochen Friedensmensch zu sein. Schließlich müssen doch wenigstens einmal jährlich die bellikosen Staubecken entleert werden. Einmal im Jahr muss auch der prinzipienfesteste Antimilitarist die leider Gottes immer fortwuchernde militaristische Darmflora fortspülen. So kommt es, dass diese Kongresse ausgeprägt den turbulierenden Instinkten dienen. Sie sind ein ungeheures Blutbad, ein massenweise Absäbelung von Führerköpfen. Ein Sperrfeuer von Anklagen, Bezichtigungen, Misstrauensvoten. (Einer der Teilnehmer[47]) … schwingt den tintentriefenden Tomahawk; er ruft zum heiligen Krieg gegen die Zweifler an seiner Autorität – … Er sagt Menschheit und meint Stuhlbein.“[48]

Ossietzky bediente sich aber nicht nur des ironischen Sarkasmus, sondern er erklärte auch, woran der Weimarer Pazifismus krankte und worauf es damals angekommen wäre – und worauf es auch heute ankäme bzw. ankommt:

Der deutsche Pazifismus war immer illusionär, verschwärmt, gesinnungsbesessen, argwöhnisch gegenüber den Mitteln der Politik, argwöhnisch gegen die Führer, die sich dieser Mittel bedienten. Er war Weltanschauung, Religion, Dogmatik, ohne dass sich etwas davon jemals in Energie umgesetzt hätte. … organisatorisch hat er niemals die Massen erfasst. Das Volk blieb immer beiseite. Der organisierte Pazifismus blieb immer eine sehr rechtgläubige Sekte ohne federnde Kraft, … an der die Politik vorüberging, wie sie die Politik ignorierte.“[49] „Da gerade liegt das Entscheidende: der Pazifismus muss politisch werden und nur politisch. Die notwendigste Idee unserer Zeit darf nicht zum Steckenpferd kleiner Prinzipienjockeys werden. Der Weg zum Volk muss gefunden werden.“[50]

*

Hat sich daran grundlegend etwas geändert? Ich verweise und hoffe nicht zuletzt auf die aktuelle, nach meiner Überzeugung echt-politische Kampagne „Für ein neutrales Deutschland“. Diese wegweisend wichtige Initiative ist ein Meilenstein der neuen deutschen Friedensbewegung im Verbund mit Gleichgesinnten in Österreich und der Schweiz. Abschließend zitiere ich Carl von Ossietzky:

Ich verkenne – schrieb er – bei aller kritischen Einstellung nicht, was dennoch von pazifistischer Seite bisher geleistet wurde. Der stellenweise Durchbruch der deutschen Selbstzernierung (d. h. Selbsteinschließung; R. B.) in den letzten Jahren, er bleibt das Verdienst von Persönlichkeiten wie Quidde[51], Gerlach[52], Kessler[53]. Kein vernünftiger Mensch zweifelt daran, dass Deutschlands Anschluss an die demokratische Welt nur erfolgen kann im Zeichen des Pazifismus. Das heißt aber auch, den Geist dieser Bewegung fähig zu machen zu dieser Aufgabe.“[54]

In diesem Sinne dient die Rede vom Krieg dem Frieden.

Literatur:

Bauer, Rudolph: Wir befinden uns mitten im Krieg. Militarisierung im Digitalen Zeitalter. Bremen 2014 (= Rote Reihe_3, herausgegeben vom BFF)

Bauer, Rudolph (Hrsg.): Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung. Annweiler am Trifels 2015

Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.): Was folgt nach 2010? Leitlinien für die europäische Sicherheitspolitik im Zeitalter der Globalisierung. Gütersloh 2008

Durchardt, Heinz: Die deutschen Friedensnobelpreisträger im Widerstreit der öffentlichen und historische Grundlagenforschung; in: Matheus 2012: 1-14

Holl, Karl: Ludwig Quidde (1858–1941). Eine Biographie. Düsseldorf 2007

Holl, Karl / A. Wild (Hrsg.): Ein Demokrat kommentiert Weimar. Die Berichte Hellmut von Gerlachs an die Carnegie-Friedensstiftung in New York 1922–1930. Bremen 1973

Jung, Otmar: Spaltung und Rekonstruktion des organisierten Pazifismus in der Spätzeit der Weimarer Republik; in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 34 (1986), Heft 2: 207-243; https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1986_2_3_jung.pdf ; 02.03.2025

Matheus, Michael (Hrsg.): Ludwig Quidde und die Erschließung der kurialen Registerüberlieferung. Berlin/Boston 2012

Ossietzky, Carl v.: Rechenschaft. Publizistik aus den Jahren 1913–1933. Berlin und Weimar 1970

Wette, Wolfram: Ernstfall Frieden. Lehren aus der deutschen Geschichte seit 1914. Bremen 2017


[1] … Thema des Kongressbeitrags von Mark Galliker und Daniel Weimer.

[2] … worauf der Kongressbeitrag von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann eingeht.

[3] … wovon der Kongressbeitrag von Wolfgang Effenberger handelt.

[4] … wovon im Abstrakt des Konferenzbeitrags von Ingrid Pflanzelt die Rede ist.

[5] … Thema des Kongressbeitrags von Michael Meyen.

[6] Rudolf, Peter: Zivil-militärische Aufstandsbekämpfung. Analyse und Kritik der Counterinsurgency-Doktrin. Berlin 2011 (= SWP-Studie S 2, Januar 2011)

[7] … worauf die Konferenzbeiträge von Sarah El Bubeisi und Karin Leukefeld am Beispiel der Nakba und des Völkermords in Gaza eingehen.

[8] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Milit%C3%A4rbasen_der_Vereinigten_Staaten_im_Ausland ; 05.04.2025.

[9] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_amerikanischen_Milit%C3%A4rstandorte_in_Norddeutschland ; 05.04.2025.

[10] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_amerikanischen_Milit%C3%A4rstandorte_in_S%C3%BCddeutschland ; 05.04.2025.

[11] … wovon der Konferenzbeitrag von Werner Rügemer handelt.

[12] … Thema der Konferenz-Beiträge von Doris Pumphrey und  von Corinna Oesch.

[13] Siehe Bild: https://webimages.we2p.de/2/erlebniswelt-lueneburger-heide/entity/gallery/5ff84d65b4dc7458417f9a2f/DSC_0514_low_res_web.jpg  oder https://duckduckgo.com/?t=ffab&q=panzermuseum+munster&ia=images&iax=images&iai=https%3A%2F%2Fimg.welt.de%2Fimg%2Fregionales%2Fhamburg%2Fmobile239181629%2F6632503617-ci102l-w1024%2FDeutsches-Panzermuseum-Munster-29.jpg.

[14] Das Zitat entstammt Walter Benjamins Rezension eines Reisejournals des Fritz von Unruh (1885-1975), bekannt als Pazifist und Dichter des literarischen Expressionismus. Als Freiwilliger im Rang eines Offiziers beim kaiserlichen Garderegiment in Berlin sammelte von Unruh im Ersten Weltkrieg bis zu seiner schweren Verwundung 1916 Fronterfahrungen als Bataillon- und Kompaniechef. Benjamins Essay aus dem Jahre 1926 trägt den Titel „Friedensware“ und ist dokumentiert unter: https://www.textlog.de/benjamin/kritik/friedensware.

[15] A. a. O.

[16] Siehe „Kriegslügen – Sprache in Dienste der Verschleierung und Rechtfertigung kriegerischer Gewalt. Vortrag bei den Internationalen Autorentagen in Schwalenberg, veranstaltet vom Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe in Detmold e. V. am 28. September 2008“; in: Wette 2017: 295-319; https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1986_2_3_jung.pdf (02.03.2025)

[17] https://nie-wieder-krieg.org/

[18] … wovon der Kongressbeitrag des von mir geschätzten Kollegen Armin Bernhard handelt.

[19] … wie im Abstrakt für den Kongressbeitrag von Laura von Wimmersperg zu lesen.

[20] Siehe Seite 10 von Der Freitag Nr. 15 vom 10. April 2025: https://navigator.gmx.net/mail?sid=d47a46f76606a87de12d3c01968cb1e98364efb3b89101e49b06d1b9bec545aef3196cfb00773b8f4b54023560bd4f50

[21] A. a. O. (Der Freitag Nr. 15): Seite 8

[22] … wie auch es der Kongressbeitrag-Titel von Christian Dewanger („DerKrieg war nie weg“) andeutet.

[23] Bauer 2014; vgl. https://www.pressenza.com/de/2015/10/wir-befinden-uns-mitten-im-krieg-militarisierung-im-digitalen-zeitalter/ und https://www.nachdenkseiten.de/?p=23373

[24] Lehrstuhl Prof. Werner Weidenfeld

[25] Bertelsmann-Stiftung 2008

[26] A. a. O.: 9

[27] Bauer 2015; siehe http://www.sonnenbergverlag.de/index.php?section=buecher&menulinks=buecher&menuauswahl=5

[28] U. a. handelt es sich um Beiträge von Volker Eick (über Drohnen), Rolf Gössner (über die Militarisierung der ‚Inneren Sicherheit‘ und den Kampf im urbanen Gelände [„Schnöggersburg“]), Franz Hamburger (über die ideologische Aufrüstung der Schulen), Sönke Hundt (über Geopolitik und Geoökonomie), Claudia Holzer und Julian Firges (über „Zivilklausel statt Rüstungsforschung“), Otto Jäckel (zur völkerrechtlichen Kontroverse um die Krim), Ulla Jelpke (über schleichende Militarisierung), Matthias Jochheim (über den Beginn der „Ukraine-Krise“), Hans-Jörg Kreowski (über zivile und militärische Sicherheit aus Sicht der Informatik), Günter Rexilius (zu den Perspektiven der Friedensbewegung), Michael Schulze von Glasser (über Kriegs-Videospiele und Kampf-Simulatoren) und Jörg Wollenberg (über „Lehren aus der Geschichte“).

[29] Quelle: https://friedenswinter.de/ ; 06.04.2025

[30] … worauf Walter Schumacher im Abstrakt seines Beitrags für den Kongress eingeht. [Er erwähnt den „Friedenswinter“ wie folgt und – wie ich meine – nicht ganz zutreffend: „Seit 2014 entwickelte sich eine ‚neue‘ deutsche Friedensbewegung unter dem Namen ‚Friedenswinter‘. Während der Corona-Hysterie 2020-23 hat diese sich weiter radikalisiert und immer klarere Widersprüche zu den staatlichen Narrativen entwickelt: die Rolle der USA wurde stärker kritisiert, Deutschland wurde als ‚Vasall der USA‘ gesehen und es entstanden Forderungen nach einem ‚Austritt Deutschlands aus der Nato‘.“]

[31] Zur Person und den Funktionshäufungen: „In den 1980er-Jahren war Reiner Braun am Krefelder Appel beteiligt. Vor dem Einstein-Jubiläum im Jahr 2005 war er Mitarbeiter des (zu je 50 % bund-/länderfinanzierten; R. B.) Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte. Von 2006 bis etwa 2014 war er Geschäftsführer der (u. a. von Carl Friedrich von Weizsäcker gegründeten; R. B.) Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und war bis 2017 Geschäftsführer der IALANA (International Association of Lawyers against Nuclear Arms). Außerdem war er Sprecher der „Kooperation für den Frieden“ (eines 2003 gegründeten Dachverbandes von mehr als 50 deutschen Friedensorganisationen; R. B.). Reiner Braun ist außerdem stellvertretender Vorsitzender der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative Verantwortung für Friedens- und Zukunftsfähigkeit e. V. (NatWiss) sowie im Vorstand der (weitgehend unbekannten; R. B.) Stiftung Friedensbildung. Darüber hinaus war er der maßgebliche Initiator des Friedenswinter 2014/15.. Er wollte die alte Friedensbewegung durch das Bündnis mit den Mahnwachen neu beleben, deren Vertreter einbinden und zu Führungspersonen aufbauen. Von 2013 bis 2019 war Reiner Braun Co-Präsident des (1950 aufgelösten und 1964 wiedergegründeten; R. B.) Internationalen Friedensbüros (IPB) in Genf.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Reiner_Braun_(Aktivist); 07.04.2025)

[32] Ich unterlasse es, auf die heutige Situation einzugehen. Nur so viel sei angemerkt: Die deutsche Friedensbewegung hat 2014 den faschistischen Maidan-Putsch in der Ukraine verschlafen. Die Parole „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ wurde – was den Nazifaschismus betrifft – nicht ernst genommen; die ukrainischen Bandera-Faschisten haben den Stellvertreter-Krieg vorbereitet. Nicht zuletzt wiederholt unsere Friedensbewegung seit 2022 das Mantra vom „völkerrechtswidrigen Angriff Putins“, bekräftigt also das Narrativ der Nato und des deutschen Kriegsertüchtigungsministers. – Ferner spreche ich hier nicht vom Versagen der Friedensbewegung angesichts einerseits des Genozids an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza und andererseits der militärischen Übergriffe Israels auf das Westjordanland, Syrien und den Libanon, wo deutsche Waffenlieferungen eine entscheidende Rolle spielen.

[33] Wette 2017: 31

[34] Ebd.

[35] A. a. O.: 29

[36] Ebd.

[37] A. a. O.: 35

[38] Holl/Wild 1973: 124

[39] Jung 1986 (siehe Literatur)

[40] Wette 2017: 39

[41] A. a. O.: 46

[42] A. a. O.: 42 f.

[43] A. a. O.: 27 f.

[44] Ossietzky 1970: 45

[45] Ebd.

[46] A. a. O.: 46

[47] Es handelt sich um den expressionistischen Schriftsteller Kurt Hiller (1885-1972), einen Pazifisten, Mitarbeiter der „Weltbühne“ und Aktivisten der Schwulenbewegung, der nach 1933 in Konzentrationslagern inhaftiert war, 1934 auf Fürsprache von Rudolf Hess (Hitler-Stellvertreter in der Leitung der NSDAP) entlassen wurde und bis 1955 im Exil lebte, zunächst in Prag, ab 1938 in London.

[48] A. a. O.: 46 f.

[49] A. a. O.: 47

[50] A. a. O. : 28

[51] Ludwig Quidde (1858-1941); Historiker, Publizist, Politiker; 1914-1929 Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft; 1927 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet; im März 1933 Emigration in die Schweiz.

[52] Hellmut von Gerlach (1866-1935), Jurist, Publizist und Politiker; Herausgeber (seit 1901) der demokratisch-pazifistischen Zeitschrift „Welt am Montag; Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft (bis 1929) und Mitglied der Deutschen Liga für Menschenrechte; im März 1933 Flucht nach Österreich, im April 1933 über Zürich nach Paris.

[53] Harry Graf Kessler (1868-1937), Schriftsteller, Kunstförderer und Diplomat; nach dem Ersten Weltkrieg in der pazifistischen Bewegung aktiv; ab März 1933 Exil in Paris.

[54] A. a. O.: 49

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „„Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg““

  1. Nein, kein Krieg. Und falls doch, dann nur ein bißchen Show. Siehe CBS-Anchorman Walter Cronkite am 3. Juni 1974 an seine Zuschauer in den Evening News (US-Version von Heute oder Tagesschau) gerichtet: „Keep it real, my motherfuckers!“ War so wahr, brachte ihm 14 Tage Suspendierung ein. Seine Motherfucker haben es ihm verziehen und liebten ihren Uncle Walter heiß und innig weiter.

    Nixon, Vietnam, das waren noch Zeiten. Das aktuelle deutsche Aufrüstungsprogramm hingegen dient der sozialpolitischen Stabilisierung nach innen (Militarisierung bzw. Disziplinierung der Zivilgesellschaft) wie auch Käufen amerikanischer Waffen — milde Gabe an den militärischen Arm der globalistischen supranationalen Finanzoligarchie. Die USA ist „Princess on the steeple“ (Bob Dylan) geworden, Säulenprinzessin, sitzt auf Staatsschulden im Gesamtwert von rund 40 Billionen $. Was einer rund 48000 km hohen Säule aus aufeinandergestapelten 100$-Noten entspricht, mehr als einmal am Äquator um das Erdenrund herum. (Wer nachrechnen mag: Die Dicke einer 100$-Note beträgt 0,12 mm.) Da entsteht das dringende Bedürfnis ‚runterzukommen, und jedes kleine Geschenk wird gern genommen.

    In 48 Kilometern Höhe kann einem schon schwindelig werden, da entsteht Handlungsbedarf. Womit sich die ganze Nummer Trump, Biden und nochmal Trump schon erklärt hat — MAMA = Make America Mad Again: Starkinflationierung, Massenverelendung, Massenversklavung. Und dies alles auf globaler Ebene. Wir erinnern uns: UN-Agenden, WEF, Great Reset, nichts besitzen und glücklich sein für alle Motherfuckers, global.

    Braucht keinen Krieg, da gibt es funktionalere Mittel, digitale. Und elegantere, Bevölkerungsreduzierung ist nur noch ein kleiner Pieks.

    Das Problem der Friedensbewegung ist das des modernen Menschen überhaupt. Und insbesondere das von gebildeten Motherfuckern. Die treiben es am dollsten in Sachen Denkverweigerung bzw. Willen zur Blödheit — wollen nicht das Böhnchen verstehen von politischer Ökonomie!

    Moderne, entwickelter Kapitalismus, relativer Mehrwert, ansteigende Produktivität als Renditequelle kann nicht gutgehen. Alles wird schlechter, nur eins wird besser, die Moral wird schlechter — kommen Armut, Elend, Krankheit und früher Tod! Und Blödsein wird Volkssport, falls man es einmal ganz nüchtern und sachlich betrachten möchte. Jenseits von Krieg und Frieden ist Great Reset, sind Klausi-Mausi, Billy-Boy, Merry Larry, Trumpty-Dumpty und der ganze große Rest der globalistisch-digitalistischen Young Global Rumpelstilzchen, Hara-KI-ris usw…

    Keep it real, alle(s) langweilig, öde und doof leider, sieht nach Frieden und Ruhe aus. Für Motherfuckers.

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