Lasst nicht nach in eurer Wachsamkeit! Emil Carlebach hielt am 9. April 1995 diese Rede in Buchenwald |
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Wir trauern um mehr als 60 000 Kameraden, Väter, Brüder, Söhne, die hier auf dem Boden dieses KZ ermordet wurden. Durch Deutsche. Wir trauern um weitere Zehntausende, die von hier aus nach Auschwitz, nach Dora, auf Todesmarsch geschickt wurden. Durch Deutsche. Aber wir als deutsche Antifaschisten sind stolz darauf, dass wir in unbeugsamen Widerstand 21 000 Kameraden aller Nationalitäten vor der Ermordung retten konnten, unter ihnen 3 000 jüdische Menschen, 903 hilflose Kinder, die wir vor den Bestien schützen konnten, die sich unsere “deutschen Landsleute” nennen und die sich im Zuge des Kalten Krieges wieder als nützlich für eine zukünftige Barbarei anbieten konnten. Es gibt und es gab zweierlei Deutsche. Kein Mensch hätte in Buchenwald umkommen müssen, wenn uns nicht 1933 die angeblichen Demokraten der Weimarer Republik feige und verräterisch in Stich gelassen hätten. Die Minister und Abgeordneten, Richter, Staatsanwälte und Beamten, die Offiziere und Polizeichefs – zu 99 Prozent hatten sie nur eines im Sinn: Dabei zu sein, mitzumachen, wenn die Beute verteilt wurde. Sie sind weiter “ehrenwerte deutsche Wirtschaftsführer”. Sie sitzen im Wirtschaftsrat von Parteien, die sich demokratisch nennen. Sie heben die Hand nicht mehr zum Hitlergruß, sondern nur noch zum Kassieren ihrer blutbesudelten Dividende. Und die Herren Offiziere, die in Ost und West Dörfer und Städte zerbombten? Die Frauen und Kinder unter den Trümmern und in den Flammen ihrer Wohnstätten qualvoll umkommen ließen? Die Geiseln an die Wand stellten, und Millionen Menschen zur Sklavenarbeit nach Auschwitz, Buchenwald, Sachsenhausen, Dachau schleppten? Sie haben die neue Wehrmacht aufgebaut – nach zwei Weltkriegen zum dritten Mal. Sie beziehen Pension und tragen ihre Hitler-Orden weiter, denn sie haben ja “wohlerworbene Ansprüche” an den Staat, der schon wieder dabei ist, seine jetzige Wehrmacht weltweit einzusetzen. Weltweit! Nein, das haben wir nicht gewollt, als wir 1945 hier auf dem Appellplatz den Schwur leisteten, nicht zu ruhen, bis der Letzte der Schuldigen vor den Richtern der Völker steht. Und eine Welt des Friedens und der Freiheit aufbauen zu helfen. Es sah ja zunächst so aus, als ob unser Schwur in Erfüllung ginge: Zehn Jahre lang existierte Deutschland ohne Armee. Das Grundgesetz von 1949 kannte keine deutschen Soldaten. Die Konzerne sollten aufgelöst werden, die Nazi-Partei wurde verboten. Ihre Helfershelfer interniert. Auch hier in Buchenwald wurden die Verdächtigen in denselben Stacheldraht eingesperrt, hinter dem zuvor 60 000 unserer Kameraden umgekommen waren. Aber dann setzte “die Wende” ein. Das war lange vor 1989: Der Mann, der das Handbuch für Auschwitz und den Holocaust geschrieben hatte, Herr Globke, wurde der Mann, der den Staatsapparat in Westdeutschland aufbaute und seine alten Freunde wieder in Amt und Würden brachte. Ein Altnazi, der von den Amerikanern zwei Jahre lang interniert worden war, wie die Russen hier andere internierten, der Altnazi Kiesinger, wurde gar Bundeskanzler, Chef der Regierung des von Herrn Globke zusammengestellten Staatsapparates. Und es wären noch viele Namen zu nennen. Die Antifaschisten wurden wieder ausgegrenzt, verleumdet, verfolgt. Die aber, die nach 1945 auf alliierten Beschluss interniert worden waren, die sollten nun zu “Märtyrern der Nation´” hochstilisiert werden. Dies traf nicht nur uns, die Masse der unbekannten Naziopfer. Auch der Bundeskanzler Willy Brandt, Friedensnobelpreisträger, wurde im Wahlkampf durch “demokratische” Konkurrenten als “Landesverräter” beschimpft, weil er die Uniform eines von den Nazis vergewaltigten Landes getragen hatte. Der Leiter der “politischen Abteilung” von Buchenwald, also der Gestapo-Chef des KZ, SS-Hauptsturmbannführer Leclaire, wurde Kriminalbeamter in Düsseldorf. Der berüchtigte Rapportführer Strippel, dessen Blutspur sich von Buchenwald aus durch Polen und Holland zieht, bis er am Schluss noch in Hamburg jüdische Kinder an Heizungsrohren aufhängen ließ, dieser Mann wurde zunächst tatsächlich verurteilt – und dann, weil seine Strafe angeblich “zu hoch” gewesen sei, mit 125 000 Mark “entschädigt”. Eine solche Summe erhielt keines der Opfer dieses deutschen Herrenmenschen. Der Mörder Ernst Thälmanns, der SS-Stabsscharführer Otto, wurde freigesprochen – und wurde Religionslehrer. Und die Giftgasverbrecher? Die Blutsäufer, die aus unserer Sklavenarbeit Millionen und Abermillionen scheffelten? Die IG-Farben? Der Siemens-Konzern? Die Flick und Krupp, die Deutsche und die Dresdner Bank, und wie sie alle hießen und heißen? Sie sind reich und reicher geworden an unserer Sklavenarbeit! An den Goldzähnen, die sie unseren Vätern, Brüdern und Söhnen haben ausreißen lassen! An den Frauenhaaren, die sie den im Gas der IG Farben erstickten Müttern, Schwestern, Töchtern haben abschneiden lassen. Wenn die Herren Professoren heute Täter suchen, dort können sie sie finden. Und natürlich passte diese Gedenkstätte, die das Volk der DDR errichtete, dieses Mahnmal des Widerstands, der Selbstbefreiung der Antifaschisten nicht in diese Atmosphäre. Nein: Die Internierten von 1945, die sollen “angemessen gewürdigt” werden. Wir aber, so darf es heute sogar gedruckt verbreitet werden, wir, die wir 21 000 Opfer der Nazis gerettet haben, wir, die wir 903 Kinder beschützt und vor der Gaskammer gerettet haben, wir hätten doch mit der SS zusammengearbeitet!? Warum diese dreiste Lüge? Die Erklärung ist einfach: Es soll vergessen gemacht werden, wer tatsächlich mit den Verbrechern und ihrem Terrorregime – bis fünf Minuten nach zwölf – zusammengearbeitet hat: Die Generäle und Offiziere, die Beamten und Richter, die Polizeichefs und Staatsanwälte. Sie waren Stütze und Träger des Regimes. Und wenn es bisher nicht gelungen ist, diese unsere Gedenkstätte zu liquidieren, aus ihr eine Nazi-Walhalla zu machen, dann danken wir das vor allem Euch, die Ihr in aller Welt, in USA wie in Frankreich, in Israel wie in Dänemark, in Belgien, Holland wie hier in Deutschland selber, in kameradschaftlicher Solidarität mit uns diese unsere Gedenkstätte gegen alle Anschläge verteidigt habt. Und so soll es auch bleiben. Morgen oder übermorgen seid Ihr wieder zuhause; aber lasst nicht nach in Eurer Wachsamkeit. Lasst Euch durch schöne Worte nicht beruhigen. Unser Schwur gilt heute wie vor 50 Jahren: “Für eine Welt des Friedens und der Freiheit.” Zu Frieden und Freiheit aber gehört die Tradition des Kampfes gegen den Faschismus, gegen Antisemitismus und Herrenmenschentum. In diesem Kampfe waren wir vereint, in diesem Kampfe bleiben wir vereint. Denn es geht um unsere Zukunft, um die Zukunft unserer Kinder. Emil Carlebach, am 10. Juli 1914 geboren, am 9. April 2001 verstorben, wurde 1933 und 1934 wegen antifaschistischer Tätigkeit verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Im Anschluss wurde er 1937 ins KZ Dachau und 1938 ins KZ Buchenwald verschleppt. In Buchenwald wurde er Blockältester des Judenblocks und Mitglied der illegalen Internationalen Lagerleitung und nahm an der bewaffneten Selbstbefreiung des KZ am 11. April 1945 teil.
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- In der Internetz-Zeitung veröffentlicht: Sonntag, 12. April 2015 22:03 , geschrieben von Jürgen Meyer
KZ Buchenwald vorwiegend für politische Gefangene wurde vor 70 Jahren befreit
Während westdeutsche Medien vorwiegend von einer Befreiung durch Alliierte reden, sprachen DDR Medien von einer Selbstbefreiung der Insassen des KZs.
Im KZ Buchenwald wurden vor allem politische Gefangene und insbesondere Linke verhaftet, gefoltert und ermordet.
Es war am Kriegsende das größte KZ der Nationalsozialisten auf deutschem Boden.
Seit Gründung des Lagers 1937 hatte die SS dort mehr als eine halbe Million Menschen aus etwa 50 Nationen gefangen gehalten.
Auch der Staatsfeind Nr. 1 – der persönliche Gefangene von Adolf Hitler- der Linken-Vorsitzende Ernst Thälmann wurde hier 1944 auf persönliche Anordnung von Adolf Hitler selber hingerichtet. Damit beseitigte er den KPD Vorsitzenden kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers, damit der linken Opposition die Spitze der Bewegung für eine Nach-Hitler-Ära genommen werden konnte.
Thälmann wurde 1933 und 1934 mehrfach verhört und dabei auch misshandelt, so im Januar 1934 im Kellergefängnis der Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße. Am 8. Januar schlug man ihm bei einem Verhör vier Zähne aus, anschließend traktierte ihn ein Vernehmer mit einer Nilpferdpeitsche. Am 19. Januar suchte Hermann Göring den zerschundenen Thälmann auf und ordnete seine Rückverlegung in das Untersuchungsgefängnis Moabit an.[32] Die in dieser Phase entstandenen Verhörprotokolle wurden bis heute nicht aufgefunden und gelten als verloren. Thälmann blieb unterdessen lange ohne Rechtsbeistand; der jüdische Anwalt Friedrich Roetter, der sich seiner angenommen hatte, wurde nach kurzer Zeit aus der Anwaltschaft ausgeschlossen und selbst in Haft genommen. 1934 übernahmen die Rechtsanwälte Fritz Ludwig und Helmut R. Külz die Verteidigung Thälmanns. Vor allem Ludwig, der für ihn Kassiber aus der Zelle bzw. Zeitungen und Bücher in die Zelle schmuggelte sowie die als Geheime Reichssache deklarierte Anklageschrift an Unterstützer im Ausland weiterleitete, vertraute Thälmann sehr.[33] Über die Anwälte – daneben auch über Rosa Thälmann – lief ein Großteil der verdeckten Kommunikation zwischen Thälmann und der KPD-Führung. Mit Rücksicht auf das Ausland, vor allem aber, weil die Beweisabsicht der Staatsanwaltschaft erkennbar wenig gerichtsfest war und ein mit dem Reichstagsbrandprozess vergleichbares Desaster vermieden werden sollte, einigten sich die beteiligten Behörden im Laufe des Jahres 1935, von einer „justizmäßigen Erledigung“[34] Thälmanns Abstand zu nehmen. Am 1. November 1935 hob der II. Senat des Volksgerichtshofes die Untersuchungshaft auf (ohne das Verfahren als solches einzustellen) und überstellte Thälmann gleichzeitig als „Schutzhäftling“ an die Gestapo.
1935/36 erreichte die internationale Protestbewegung gegen die Inhaftierung Thälmanns einen Höhepunkt. Zu seinem 50. Geburtstag am 16. April 1936 bekam er Glückwünsche aus der ganzen Welt, darunter von Maxim Gorki,Heinrich Mann, Martin Andersen Nexø und Romain Rolland. Im selben Jahr begann der Spanische Bürgerkrieg. Die XI. Internationale Brigade und ein ihr untergliedertes Bataillon benannten sich nach Ernst Thälmann.
Gefängnis und Zuchthaus
1937 wurde Thälmann von Berlin in das Gerichtsgefängnis Hannover als „Schutzhäftling“ überführt. Thälmann bekam später eine größere Zelle, in der er jetzt Besuch empfangen konnte. Dies war ein Vorwand, um Thälmann in der Zelle abzuhören. Allerdings wurde ihm die Information über das heimliche Abhören zugespielt. Um sich dennoch frei „unterhalten“ zu können, nutzten er und seine Besucher kleine Schreibtafeln und Kreide…
Anfang 1944 schrieb Ernst Thälmann in Bautzen seine heute noch erhaltene Antwort auf die Briefe eines Kerkergenossen.[36][37]
Ermordung in Buchenwald
Thälmann wurde am 17. August 1944 durch zwei Gestapo-Beamte aus dem Zuchthaus Bautzen ins KZ Buchenwald gebracht, wo er ohne Gerichtsverfahren auf Befehl Adolf Hitlers erschossen wurde.[2] Dies soll am frühen Morgen des 18. August in einem Heizungskeller nahe dem Krematorium geschehen, seine Leiche im Anschluss sofort verbrannt worden sein.[4] So berichten Zeugen, dass am Nachmittag des 17. August auf Befehl sofort ein Verbrennungsofen anzuheizen und die Asche nach der Verbrennung dunkel gewesen sei, was auf eine Verbrennung mit Kleidung zurückzuführen wäre.[38]
Am 16. September wurde vom Parteiorgan der NSDAP, dem Völkischen Beobachter, die zum Datum des Angriffs nicht passende Meldung verbreitet, er sei zusammen mit dem ehemaligen Vorsitzenden der SPD-ReichstagsfraktionRudolf Breitscheid bei einem alliierten Bombenangriff am 24. August auf Buchenwald ums Leben gekommen:
„Durch Terrorbomben getötet!
Bei einem Terrorangriff auf die Umgebung von Weimar am 28. August 1944 wurde auch das Konzentrationslager von zahlreichen Sprengbomben getroffen. Unter den dabei ums Leben gekommenen Häftlingen befinden sich unter anderem die ehemaligen Reichstagsabgeordneten Breitscheid und Thälmann.“
Der Buchenwald-Gefangene Walter Hummelsheim versicherte 1945, Thälmann sei erst vier oder fünf Tage nach der Bombardierung des Lagers, zusammen mit neun anderen Kommunisten, in der Stallanlage des Lagers erschossen worden. Die dort Ermordeten seien nie in die offiziellen Lagerlisten aufgenommen worden.[40] Der polnische Häftling Marian Zgoda soll die Tat sogar – versteckt hinter einem Schlackehaufen – direkt beobachtet haben. Zgoda sagte vor dem Landgericht Krefeld aus, er habe gehört, einer der Schützen habe die Frage eines anderen bejaht, ob es sich bei dem Erschossenen um Thälmann handele. Bei einem der mutmaßlichen Täter sollte es sich dieser Aussage nach um den SS-Stabsscharführer Wolfgang Otto gehandelt haben. Nach einem mehrjährigen Verfahren[38] wurde Otto im Jahre 1988 in der Bundesrepublik freigesprochen. Auch der SS-Oberscharführer Werner Berger und der SS-Obersturmführer Erich Gust werden mit der Ermordung Thälmanns in Verbindung gebracht.[41] ( aus Wikipedia)
Die KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora erinnern am Freitag an die Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager vor 69 Jahren.
Die beiden Lager waren am 11. April 1945 von US-Truppen befreit worden. Im Mittelpunkt des Gedenkens steht in diesem Jahr die Vernichtung der ungarischen Juden. Vor 70 Jahren, im Frühjahr 1944, hatte das mit Hitler-Deutschland verbündete Ungarn mit der Deportation seiner jüdischen Bevölkerung ins Vernichtungslager Auschwitz begonnen.
In das KZ Buchenwald und seine Außenlager hatten die Nazis von 1937 bis 1945 mehr als 500 000 Menschen aus 50 Ländern verschleppt. 56.000 von ihnen wurden ermordet oder überlebten Hunger und Torturen nicht.
Im KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen mussten die Häftlinge seit 1943 unter unsäglichen Bedingungen in unterirdischen Hallen V1- und V2-Raketen produzieren. Von den etwa 60.000 Zwangsarbeitern dort starb etwa jeder Dritte.
Die Machtergreifung der Hitlerfaschisten in Deutschland war nur nöglich, weil die .linken Parteien SPD und KPD tief gespalten waren und weil die Konservativen der DNVP und Teile der deutschen Top-Wirtschaft und der Wehrmacht die NSDAP zur Machtergreifung verholfen hatten .
Daraus wollten SPD und KPD Gefangene lernen, die gemeinsam im Konzentrationslager litten. So entstand die Idee der Kooperation von SPD und KPD im neuen Deutschland, was sich durch die Fusion von KPD und SPD zur SED in der späteren DDR manifestierte.
So entsatnd auhc der Schwur von Buchenwald und verschiedene Erklärungen der Gefangenen von Buchenwald wurden in der Folgezeit publiziert.
Im Häftlingskrankenbau konnten Häftlinge kurzfristig vor der SS versteckt werden. Das Internationale Lagerkomitee Buchenwald war ein konspiratives Organ von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald. Unter ihrer Leitung wurde auch eine Internationale Militärorganisation (IMO) gebildet. Im Konzentrationslager Buchenwald bauten Antifaschisten eine parteiübergreifende Einheitsfront auf. 1944 gelang es, ein illegales deutsches Volksfrontkomitee zu schaffen. Die illegale KPD im KZ zählte bei der Befreiung 1945 629 Mitglieder in 22 Bezirksverbänden. Hinzu kamen 111 Kandidaten und 59 Häftlinge, bei denen die Mitgliedschaft wegen Nichterfüllung der Parteipflichten nicht anerkannt wurde.
Nach der Befreiung des KZ am 11. April 1945 wurden von verschiedenen Gefangenengruppen Resolutionen und Erklärungen erarbeitet:
- das Buchenwald Manifest von deutschsprechenden Sozialdemokraten und Sozialisten
- eine Entschließung der KP Buchenwald
- die „Erklärung der internationalistischen Kommunisten Buchenwalds“ der Vierten Internationale.[18]
- eine Erklärung des Volksfrontkomitees aus Sozialdemokraten, Kommunisten und Christen
- zahlreiche Erklärungen und Manifestationen von anderssprachigen ehemaligen Häftlingen
- der Schwur von Buchenwald des Internationalen Lagerkomitees in vielen Sprachen.
Zur Trauerkundgebung des Internationalen Lagerkomitees legten 21.000 Überlebende für die Toten von Buchenwald am 19. April 1945 den Schwur von Buchenwald ab. Darüber hinaus wurden unter anderem mit dem Entwurf von schulpolitischen Sofortmaßnahmen Planungen für ein Nachkriegsdeutschland schon während der Naziherrschaft getroffen.
Inhalt des Buchenwalder Manifests
Das Buchenwalder Manifest für Frieden, Freiheit, Sozialismus wurde am 16. April 1945 nach Überarbeitungen als „Aufruf und Programm der demokratischen Sozialisten vom Buchenwald“ verabschiedet.[6] Im Manifest wird die Vernichtung des Faschismus durch dargelegte Maßnahmen, den Aufbau einer Volksrepublik, Befreiung der Arbeit (z. B. Achtstundentag, Zulassung von Gewerkschaften), Sozialisierung der Wirtschaft, Frieden und Recht durch
Wiedergutmachung, Humanität (Freiheit der Bildung und der Künste) und „Sozialistische Einheit“ gefordert.
Das Buchenwalder Manifest hat folgenden Wortlaut:
- „Wir haben Gefängnis, Zuchthaus und Konzentrationslager ertragen, weil wir glaubten, auch unter der Diktatur für die Gedanken und Ziele des Sozialismus und für die Erhaltung des Friedens arbeiten zu müssen. In Zuchthaus und Konzentrationslager setzten wir trotz täglicher Bedrohung mit einem elenden Tode unsere konspirative Tätigkeit fort. Durch diesen Kampf ist es uns vergönnt gewesen, menschliche, moralische und geistige Erfahrungen zu sammeln, wie sie in normalen Lebensformen unmöglich sind. Vor dem Schattengesicht der Blutzeugen unserer Weltanschauung, die durch die hitleristischen Henker gestorben sind, wie auch in der besonderenVerantwortung für die Zukunft unserer Kinder, halten wir uns deshalb für berechtigt und verpflichtet, dem deutschen Volke zu sagen, welche Maßnahmen notwendig sind, um Deutschland aus diesem geschichtlich beispiellosen Zusammenbruch zu retten und ihm wieder Achtung und Vertrauen im Rate der Nationen zu verschaffen.
- 1. Vernichtung des Faschismus
- Solange Faschismus und Militarismus in Deutschland nicht restlos vernichtet sind, wird es keine Ruhe und keinen Frieden bei uns und in der Welt geben. Unsere ersten Anstrengungen müssen darauf gerichtet sein, allegesellschaftlichen Erscheinungen dieser blutigen Unterdrückung des Lebens für immer zu beseitigen. […]
- 2. Aufbau der Volksrepublik
- Diese riesenhafte Arbeit kann nur geleistet werden, wenn sich alle antifaschistischen Kräfte zu einem unverbrüchlichen Bündnis zusammenschließen.
- Zuerst sind in allen Orten antifaschistische Volksausschüsse zu bilden, die so bald als möglich durch Heranziehung antifaschistischer Organisationen auf eine urdemokratische Grundlage zu stellen sind.
- Aus diesen Volksausschüssen ist für das ganze Reich ein deutscher Volkskongress zu berufen, der eine Volksregierung einzusetzen und eine Volksvertretung zu wählen hat.
- Die bürgerlichen Freiheiten der Person, des Glaubens, des Denkens, der Rede und Schrift, der Freizügigkeit und des Koalitionsrechts sind sofort wieder herzustellen.
- Die Volksausschüsse haben Gemeinderäte, diese durch Delegierte Kreis- und Landesräte zu wählen. Die Behördenvorstände in Stadt und Land sind neu zu bestellen. Staatskommissare haben die Kontrolle der übrigenVerwaltung zu übernehmen. […]
- 3. Befreiung der Arbeit
- Aufbau und Führung der Volksrepublik sind nur möglich, wenn die Massen der Werktätigen in Stadt und Land in ihr ihren Staat sehen, ihn bejahen und immer bereit sind, für diesen Staat einzustehen. Sie werden das nur tun, wenn die Volksrepublik die Arbeit aus der unerhörten Ausbeutung und Entrechtung, die die Kapitalistenknechte der NSDAP über sie verhängt haben, befreit und ein menschenwürdiges Dasein aller Arbeitenden schafft und garantiert. Deshalb sind die Sozialpolitik und die Sozialversicherung den Bedürfnissen der Arbeiterschaft entsprechend zu gestalten.
- Der Achtstundentag ist sofort wieder einzuführen und eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit vorzubereiten.
- Eine neue Währung, ein von den Lasten der Diktatur bereinigter öffentlicher Haushalt und eine Sozialisierung der Banken und Versicherungsanstalten unter Führung der öffentlichen Bankanstalten sollen die Grundlagen einer gesunden Wirtschaftspolitik schaffen.
- Staatsmonopole für Massenverbrauchsgüter sollen fiskalisch und preisregulierend wirken. […]
- Wir bekennen uns vor der Welt aus tiefster ehrlicher Überzeugung zu der schuldrechtlichen Verpflichtung der Wiedergutmachung der Schäden, die das deutsche Volk durch den Hitlerismus angerichtet hat. So entschieden wirKontributionen und Vasallendienste ablehnen, so aufrichtig wollen wir dazu beitragen, dass durch Abtragung einer festbestimmten Wiedergutmachungsschuld eine neue Atmosphäre des Vertrauens zu Deutschland geschaffen wird. […]
- Wir wünschen baldigst in die Weltorganisation des Friedens und der Sicherheit aufgenommen zu werden und besonders als Richter und Partei in der internationalen Gerichtsbarkeit einen Beitrag zu leisten, der von anderen Völkern als wertvoll anerkannt werden soll. […]
- 6. Humanität
- Dazu brauchen wir einen neuen Geist. Er soll verkörpert werden durch den neuen Typ des deutschen Europäers. Uns kann niemand umerziehen, wenn wir es nicht in Freiheit selbst tun.
- Neue Universitäten, aus den wertvollsten Kräften der Emigration und der inländischen sozialistischen Intelligenz gebildet, sollen uns neue Lehrer schaffen. […]“[7]
Das Buchenwalder Manifest endet mit folgenden Worten:
- „Es lebe das Bündnis aller antifaschistischen Kräfte Deutschlands!
- Es lebe ein freies, friedliches, sozialistisches Deutschland!
- Es lebe der revolutionäre demokratische Sozialismus!
- Es lebe die Internationale der Sozialisten der ganzen Welt!“
Mitarbeiter und Unterzeichner
Das Manifest trägt die Unterschriften der sieben Mitglieder des Redaktionskomitees zur Überarbeitung des politischen Programms: Heinz Baumeister (Dortmund), Gottlieb Branz (München), Hermann Brill (Berlin), Benedikt Kautsky, (Wien), Karl Mantler (Wien), Erich Schilling (Leipzig) und Ernst Thape (Magdeburg).
Das Buchenwalder Manifest wurde insgesamt von 42 deutschen und ausländischen demokratischen Sozialisten unterzeichnet:[6]
- Hermann Ahrens (Braunschweig)
- Johann Bauer (Bendorf/Rhein)
- Fritz Barth (Gera)
- Fritz Behr (Weimar)
- August Bergmann (Wien)
- Karl Blumentritt (Pilsen)
- Curt Böhme (Jena)
- Ernst Braun (Saarbrücken)
- Leopold Brünler (Wien)
- Josef Cmajrek (Wien)
- Pierre Diriken (Tongeren/Belgien)
- Anton Gelhard (Bendorf/Rhein)
- Anton Gelhard II (Bendorf/Rhein)
- Rudi Glaß (Braunschweig)
- Ed Goldmann (Wien)
- Richard Hecht (Alfeld/Leine)
- Paul Hildebrandt (Meiningen)
- Rudolf Jungmann (Gera/Thüringen)
- Paul Kämpf (Waltershausen)
- Rudolf Kreus (Johanngeorgenstadt)
- Josef Miltenberger (Saarbrücken)
- Georg Petersdorff (Düsseldorf)
- Fritz Pollak (Wien)
- Vaclav Pech (Pilsen)
- Albert Richter (Pössneck)
- Rudolf Rohte (Leipzig)
- Karl Schwabacher (Sollin)
- Fritz Soldmann (Schweinfurt)
- Josef Sonntag (Nürnberg)
- H. Samowitsch o. Sirnowetsch (Berlin)
- Arie Treuerniet (Amsterdam)
- Werner Uckermann (Magdeburg)
- Armin Walter (Riesa)
- Karl Wehner (Küstrin)
- Hermann Windschuh (Zerbst)
Entschließung der KP Buchenwald
Die illegale KPD im KZ Buchenwald umfasste bei der Befreiung 629 Mitglieder in 22 Bezirksverbänden. Hinzu kamen 111 Kandidaten auf eine Mitgliedschaft. Bei 59 Häftlingen wurde die Mitgliedschaft wegen Nichterfüllung der Parteipflichten nicht anerkannt.
Die Partei begann wieder legal zu arbeiten und es fand am 22. April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald eine Delegiertenversammlung statt, die die Erfahrungen auswertete und Programmpunkte für die Zukunft proklamierte.
In dem Dokument wird Faschismus und Krieg als „Versuch des deutschen Monopolkapitals“ gewertet, „die Wirtschaftskrise mit Mitteln einer brutalen faschistischen Diktatur und eines imperialistischen Krieges zu überwinden“. Dies sollte dem deutschen Monopolkapital eine Vormachtstellung in der Welt sichern. Es folgt eine Beschreibung der Ausgangslage und eine Ableitung für die anstehenden Aufgaben. Die KPD formuliert hier folgenden Satz:
- „Wir müssen erkennen, dass die Situation in Deutschland noch nicht reif ist zur unmittelbaren Durchführung des Kampfes um die proletarische Diktatur, dass aber unser gegenwärtiger Kampf für eine wahre Volksdemokratie uns dem Sozialismus näher bringt.
- Unsere Zentralaufgabe ist heute: Massenmobilisierung aller Antifaschisten auf der Grundlage des Nationalkomitees ‚Freies Deutschland‘.“ ( aus Wikipedia)
WEITERE TEXTE ZUM THEMA HABE ICH HIER verlinkt :
Nach meiner Bitte um Spenden:
MDR hat es als Lüge bezeichnet : die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald am 11.4.45
http://www.barth-engelbart.de/?p=27009
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http://www.barth-engelbart.de/?p=646
Viel zu spät dem Willy Schmidt nachgerufen (mit 92 am 21.9. 2003 viel zu früh gestorben – nachdem ich wegen eines Unfalls 2001 schon den Tod Emil Carlebachs nicht wahrgenommen hatte, habe ich den Tod Willy Schmidts noch während der Rekonstruktion meines dreiviertelstaatlich kopfzerbrochenen Gedächtnisses einfach vergessen. Der Gewerkschafter & Buchenwald-Häftling hat wie Emil die KZ-Selbstbefreiung mitorganisiert, war VVN-, KPD- und dann SPD-Mitglied)
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http://www.barth-engelbart.de/?p=1282
Warum so viel Widerstand gegen einen Widerstandskämpfer?
Ein Altbürgermeister & Widerstandskämpfer,
ein KZ-Opfer & Deserteur (aus der Strafkompanie 999)
erhält von Bundespräsident Scheel das Bundesverdienstkreuz
aber keine Straße, nicht Mal (s)eine Halle wird nach ihm benannt. WARUM ?
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http://www.barth-engelbart.de/?p=3097
“Wäre Wilhelm Pfannmüller Bürgermeister von Dachau geworden … wie Georg Scherer .. statt Bürgermeister von Mittel-Gründau …” Zur Geschichte des deutschen kommunistischen Widerstands gegen die NAZIS
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http://www.barth-engelbart.de/?p=739
Wer Alfred Grosser nicht in der Paulskirche reden lassen will und Straßen nicht nach Wilhelm Pfannmüller benennen will, weil er kommunistischer Widerstandskämpfer war, sollte unbedingt Roland Kochs Rede anlässlich der Verleihung der Leuschner-Medaille im Jahre 2004 lesen
(nach meiner Kritik an Ulrich Schneiders Gebrauch verschleiernd-schwammiger Begriffe wie Nazismus und bewußt verfälschender Bezeichnungen wie Nationalsozialismus fällt mir auf, dass auch ich diese Begriffe gebrauche, allerdings (meist) nicht in Zentralorganen, Seminaren, bei Interviews, sondern hier aufm Dorf, wo die Faschisten üblicher Weise Nazis genannt werden und Faschist immer noch etwas von „hochgestochener“ Sprache an sich hat.: „Du hängst hier aach immer de Hochgebildete un die Hochkultur raus!“. Schlimm ist es schon, dass in einem 1848er „revolutionären Vorort“ und einer Hochburg der linken SPD wie der KPD die Faschisten mit dem Parteinamen National SOZIALISTISCHE ARBEITER PARTEI zwar anfänglich wenig erfolgreich, aber dann doch auf Bauern- und Knechte-Fängerei gingen. Es waren zum Schuss nicht mehr als 10 Parteimitglieder inklusive fürstlichem Isenburg-Büdingenschem Pächter/Gutsverwalter und dessen Sohn. Und es waren Parteigänger des besonders bauernfängerischen Röhm-Strasser-Flügels, der sich gewaltig „antifeudal“und „antibonzig“ gab. So war der Bruder und direkter Nachbar des kommunistischen Landtagsabgeordneten und Landwirts Otto Heinrich ebenfalls Landwirt und SA-Sturmbann-Führer. Für wenige weniger gebildete Dörfler gab es dann auch „fast koan Unnerschied: die oane warn halt aach noch national un die oannern woarns nedd, die woarn international, hawwe se doch aach sou gsunge: die Internationale.. awwer beide woarn doch sozialistische Awweiderpardeie ? Odder nedd ? Do warn mer erscht emol zimmlisch dor´schenonner. Nor wie se doann unser Leid in die KZs geschleppt hawwe, doan war awwer aach schunn zu späd…) Die Unterschiede waren aber schon 1926 erfahrbar, greifbar, begreifbar… beim Streik der Saison-ArbeiterINNEN, der Bayern- und Fulda-Mädels, der Röhn-Armutsflüchtlingen, der Polacken.. und bei der SPD-KPD-Kampagne zur entschädigungslosen Enteignung des Adels und aller weiterer schlotbaronischer Kriegtreiber und Kriegsgewinnler
MDR hat es als Lüge bezeichnet : die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald am 11.4.45
http://www.barth-engelbart.de/?p=27009
http://www.barth-engelbart.de/?p=646
Viel zu spät dem Willy Schmidt nachgerufen (mit 92 am 21.9. 2003 viel zu früh gestorben – nachdem ich wegen eines Unfalls 2001 schon den Tod Emil Carlebachs nicht wahrgenommen hatte, habe ich den Tod Willy Schmidts noch während der Rekonstruktion meines dreiviertelstaatlich kopfzerbrochenen Gedächtnisses einfach vergessen. Der Gewerkschafter & Buchenwald-Häftling hat wie Emil die KZ-Selbstbefreiung mitorganisiert, war VVN-, KPD- und dann SPD-Mitglied)
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http://www.barth-engelbart.de/?p=1282
Warum so viel Widerstand gegen einen Widerstandskämpfer?
Ein Altbürgermeister & Widerstandskämpfer,
ein KZ-Opfer & Deserteur (aus der Strafkompanie 999)
erhält von Bundespräsident Scheel das Bundesverdienstkreuz
aber keine Straße, nicht Mal (s)eine Halle wird nach ihm benannt. WARUM ?
http://www.barth-engelbart.de/?p=3097
“Wäre Wilhelm Pfannmüller Bürgermeister von Dachau geworden … wie Georg Scherer .. statt Bürgermeister von Mittel-Gründau …” Zur Geschichte des deutschen kommunistischen Widerstands gegen die NAZIS
http://www.barth-engelbart.de/?p=739
Wer Alfred Grosser nicht in der Paulskirche reden lassen will und Straßen nicht nach Wilhelm Pfannmüller benennen will, weil er kommunistischer Widerstandskämpfer war, sollte unbedingt Roland Kochs Rede anlässlich der Verleihung der Leuschner-Medaille im Jahre 2004 lesen
doch nur logisch, wenn die Ukrainer, von der SS Division Galizien, das KZ Auschwitz befreit haben und nicht mehr, wie in Realität, die Opfer dort, viehisch gefoltert haben. Dann muss das KZ Buchenwald, natürlich von ihren geistigen und Finanzellen Mentoren, von der US Army befreit worden sein. Denn ihr Deutsches Reich, ihre Ukrainer und ihre Balten, haben sich ja nur gegen den Angriff, der Russischen Untermenschen Horden gewehrt. Der Sieger, schreibt immer die Geschichte!