Sachsen ginge auch oder McPom oder RheinlandPfalz oder Brandenburg oder Niedersachsen, Schleswig-Hollstein, Saarland, Oberpfalz und Niederbayern.
Veröffentlicht am 24. November 2013 von Hartmut Barth-Engelbart
Herbstein zum Beispiel, zunehmender Leerstand, verfallende Bauernhöfe, und rundum bei abnehmender landwirtschaftlicher Nutzung zunehmende Monokultur. Hier könnet Multi-Kultur belebend wirken. Besser gesagt überlebend. Afghanische gemüsebauern aus den paschtunischen Grenzgebiet zu Pakistan knnten hier ganz unbedrohnt Überlebensbrot und -arbeit finden. Und Erfahrung mit Fremden ? Hat die region schon vorzuweisen. In Waldensberg siedelten die verfolgten Waldenser. Und in der MUNA arbeiteten Tausende von Menschen aus aller Herren und dann auch deutscher Besatzungsherren Länder. Die Großeltern vieler Ukrainer können sich -so weit sie noch leben – gut an die Vogelsbergzeit erinnern. Na ja und jetzt arbeiten ja auch schon wieder viele Ukrainer zu günstigen Löhnen an fast den gleichen Orten. Jetzt weniger in Munitionsfabriken sonder mehr in der Altenpflege oder in ähnlichen Breichen ….
Der ganze Vogelsberg wäre besiedelbar, der Spessart auch… in fast leerstehende Odenwalddörfer käme wieder Leben, die Monotonie um Rodgau hätte selbst unter dem Dauerlärmpegel der FRAPORT-Einflugschneise ein Ende. Wer den Fluglärm israelischer Dauerbombardierungen, das Gedröhn der US-Drohnen und die Befreiungs-GAS-Angriffe der FSA-Terroristen überlebt hat, der hält es auch in Kelsterbach und Flörsheim aus… sogar in Offenbach, da hätte man die Lohwald-Siedlung gar nicht erst platt machen müssen , um sie danach als Nobel-Siedlung an Besserverdienende zu vermarkten … die hauen ja schon wieder ab, weil sie den Fluglärm nicht abkönnen…
Aramäisch-jesidisch-palästinensisch-alewitisch-schiitisch-katholisch-orthodoxe-youruba-matabele-kenianisch-somalisch-äthiopisch-jemenitisch-ruanda-burundische Neu-Siedler könnten in die unverkäuflichen Häuser unterm Lärmschutzschirm einziehen. Oder als Schallschutzbewohner dienen, wenn die Altenwohnheime entlang der Autobahnen leersterben, wie die SeniorenResidenz „Kinzig-Aue“ in Langenselbold, die direkt neben der A66 für schwerhörige sehschwache Seniorinnen dann bestens geeignet ist, wenn sie auch icht mehr besonders gut riechen… Dass diese SeniorenResidenz zudem auch noch in der FRAPORT-Einflugschneise liegt, ist ein zusätzliches Geschmäckle… etwas Ähnliches gibts auch an der A3 in EZBankfurt-Höchst schräg-gegenüber vom Main-Taunus-Einkaufszentrum. Früher waren hier die Fenster zur Autobahn noch doppelt verglast. Heute sind sie zugemauert. All das ließe sich doch problemlos mit Flüchtlingen füllen… zudem wäre es auch noch ein super Rekrutierungs-Reservoir für eine bunte Eingreiftruppe für “Menschenrechte“ auf seltene Erden und Erze rund um den Globus…. Für die ganz harten Fälle könnte man auf alle Fälle aus dem privatisierten Knast bei Alsfeld auch ein Hessisch Guantanamo machen
Das wär doch Mal ein Punkt der Schwarz-Grünen Koalition!!! Jetzt aber Mal weiter ganz im Ernst:
Der Kelsterbacher Waldsee würde zum Neusiedler-See. Hat da jemand irgendwelche Probleme ? In Mörfelden-Walldorf fanden die Waldenser eine neue Heimat und später dann die Kommunistem, die erste Rollbahn für Hitlers Wunderwaffe und ihre Fortsetzung in der StartbahnWest hatte nicht stattfinden können. In Waldensberg bei Wächtersbach auch. Ohne sie gäbs keine Waldorf-Schulen. Und die Waldorf-Astoria- hätte es weder als Edel Zigaretten (“Es war schon immer etwas teurer einen besonderen Geschmack zu haben!”) noch als Edel-Hotel gegeben. Und IKEA hätte keinen Ort für seine erste deutsche Niederlassung gefunden. Die Hugenotten haben die Hanauer Neustadt erbaut und Unternehmen gegründet, polnische Halbsklaven blieben in den Industriezentren nicht alle untertage—manche haben das auch über Tage und über Jahrhunderte überlebt und ihre Nachfahren wurden Fußballer, Oberbürgermeister, CDU-Vorsitzende wie Skowski oder Levandowski oder haben weiter als Bergleute gearbeitet und anständige Handwerks-Berufe erlernt, wenn man sie ließ, manche wurden auch Zuhälter und/oder Polizisten wie der Schimanski. Und auch nicht alle Badollio-Italiener und noch frühere Mussolini-Geschenke an AH sind nach dem Aufbau der VW-Werke als Zwangsarbeiter wieder zurückgekehrt. Wie könnte man heute Mal kurz zum Italiener gehen, wenn die alle wieder in Süditalien oder in Süd-Tirol wären, die in den 30ern vom Duce verkauft und in den 60ern nach Deutschland eingekauft wurden ? Dann gäbs auch keine Döner vom Italiener. Und die beste deutsche Küche kriegt man heute eh beim Pakistani.
RIACE, DAS DORF DER FLÜCHTLINGE- wann folgen die Sassi von Matera & der Friedensnobelpreis ?
Veröffentlicht am 13. Oktober 2012 von Hartmut Barth-Engelbart
Matera
Die EU und Oberst Klein-My-Lai haben den Friedensnobelpreis erhalten! Nun, seit Krieg Frieden ist, stimmts ja auch
Das Anti-Frontex-Dorf Riace hätte ihn aber wirklich verdient.
Vor etwa 10 JAHREN; als ich erfuhr wie die Bewohner der “unregierbaren” Sassi mit ihren unterirdischen Gängen, Felshöhlen-Wohnungen und frühchristlchen Kirchen polizeilich vertrieben und in Plattenbauten am Rande Materas eingepfercht wurden, da schrieb ich den Kommunisten von Matera, sie sollten zusammen mit den anderen Linken und Grünen eine Initiative zur Wiederbelebung der Sassi ergreifen. Die waren mittlerweile zum Weltkulturerbe erklärt worden, drohten aber durch den erzwungenen Leerstand zu zerfallen und zerfallen weiter bis auf alles, was direkt touristisch verwertbar ist …
Ich habe von Materas Kommunisten, von den GRÜNEN und auch der Refundazione niemals eine Antwort erhalten. Mein Vorschlag war, die Boatpeople von Lampedusa in Matera aufzunehmen und sie dort anzusiedeln, wo sich seit tausenden von Jahren der Unterschlupf der Verfolgten, der Sklaven, der Präkarisierten befand, in den Sassi. Parallel dazu sollten sie den Vertriebenen das Angebot zur Rückkehr und zum gemeinsamen Wiederaufbau ihres Viertels zusammen mit den Flüchtlingen machen. (Sowie die Möglichkeit, jederzeit je nach Lage im Ursprungsland wieder dorthin zurückkehren zu können.)
Mein Brief an Materas Kommunisten, Sozialisten und GRÜNE ist leider bei einem Festplatten-crash 2008 zu Feinstaub zerbröselt (ein schönes Geräusch, dieses Zerbröseln, wenn man verzweifelt zum 100sten Mal versucht, doch noch auf die Festplatte zuzugreifen).
Kurz darauf erreichte mich die Nachricht von einer an Longo Mai orientierten Kooperative in südlichsten SüdItalien und eine weitere, vor der ich nicht wußte, ob es sich um die gleiche Sache handelt.
Jetzt habe ich von Wim Wenders Film gehört und den folgenden Artikel gelesen. Es ist wie ein schöner Traum mit dem Unterschied, dass es kein Traum, kein Drehbuch, kein Film, sondern Wirklichkeit ist
Etwas dieser Wirklichkeit erschloss sich mir bei der Lektüre von Carlo Levis „Jesus kam nur bis Eboli“, was ich dann mit meiner Erzählung „Wie Carlo Levi nach Lieblos kam“ ergänzt habe. Jetzt werde ich mir die finsteren Tage vor Neujahr dafür nehmen in den meterhohen Stapeln meiner Manuskripte/Kladden den Brief an die Linken in Matera wieder zu finden. Wenn ich ihn habe, stell ich ihn hier rein. Als Anhang.. Und ich werde mein nächstes Buch mit gesammelten Erzählungen – vielleicht unter dem Titel „Wie Carlo Levi nach Lieblos kam“ mit diesem Brief und der sogenannten Liebloser Trilogie eröffnen: die habe ich geschrieben, als die Gemeinde beschloss, das Fachwerk-Wohnhaus der letzten Juden in Lieblos abzureßen, damit ein örtliches CDU-Vorstandsmitglied dort ein Mietshaus bauen kann. Den Abriss konnten wir verhindern. Jetzt steht das Haus unter Denkmalschutz. Nur die Liebloser Synagoge, die steht mittlerweile einem Parkplatz im Weg. Nicht mehr benötigte evangelische Kirchen werden ja auch abgreissen , um in EZBankfurt mehr Platz für das „EUROPA-Viertel“ zu schaffen !!! Warum sollte man Synagogen schonen ? Das Gebetshaus der christlichen „Inspirierten“ in der Renaissance-Altherberge, dem Kalbfleisch-Ungerschen Gasthaus wurde ja auch abgerissen! Für einen Festplatz, den im toten Dorf eh keiner mehr braucht. Das ist Liebloser Denkmalschutz!!
Jetzt aber zum Dorf der Flüchtlinge:
RIACE, DAS DORF DER FLÜCHTLINGE
Hort der Ankunft
Das süditalienische Dorf Riace litt unter starker Abwanderung. Da hieß
der Bürgermeister ankommende Flüchtlinge willkommen. Inzwischen hat sich
der Ort zu einer Oase des Miteinanders gewandelt. Am südlichen Rand des
italienischen Stiefels, gewissermaßen am Bogen des Großzehenballens,
liegt das Dorf Riace.
Von Matthias Fersterer
Noch vor zehn Jahren wären Sie wohl an dem
Doppelort vorbeigefahren. Weder das schmucklose Seebad Riace Marina noch
das mittelalterliche Riace Superiore, sieben Kilometer landeinwärts an
die steilen Berghänge geklebt, hätte Sie zum Verweilen eingeladen:
verlassene Häuser, geschlossene Läden, mehr alte als junge Menschen. Der
Dorfschule drohte die Schließung: Kindermangel. Zuletzt gab es nicht mal
mehr ein Café für den Espresso zwischendurch. In Kalabrien, wo die
Arbeitslosigkeit dreimal höher und die Einkommen halb so hoch wie im
Rest des Landes sind, treibt die Suche nach Arbeit viele Menschen in den
Norden Italiens oder gleich ins Ausland. Riace drohte, zum Geisterdorf
zu werden.
Vom Geisterdorf zum Gemeinschaftsdorf
Heute ist alles anders. Aus der Schule dringt wieder Kindergeschrei, und
in der Taverne »Donna Rosa« herrscht geselliges Treiben. Auf dem
Ortsschild ist »Paese dell’accoglienza« (»Dorf der Ankunft«) zu lesen,
und erstmals seit Jahrzehnten gibt es mehr Zuzug als Abwanderung. Was
einst ein sterbender Ort war, entwickelte sich zum Hort der
Gastfreundschaft und zur Werkstatt des guten Zusammenlebens. Was war
passiert?
Die entscheidende Wende kam vor zwölf Jahren, ausgerechnet durch ein vom
Wind abgetriebenes Boot. Fast scheint es, als hätten Cosmas und Damian,
die traditionellerweise bei Seenot angerufenen Schutzpatrone des Dorfs,
ihre Hand im Spiel gehabt. Für die Insassen, 300 kurdische Flüchtlinge,
sollte Riace nur eine
Station auf dem ungewissen Weg in ein besseres Leben im Irgendwo sein.
Dennoch hinterließen sie Spuren: Ein Gebäude, die »Casa Kurdistan«, ist
nach ihnen benannt, und den damaligen Lehrer und heutigen Bürgermeister
Domenico Lucano (52) inspirierten sie zu einer kühnen Vision, die dort
Potenziale erkannte, wo andere bis heute Probleme sehen: Er träumte von
einem Dorf der Vielfalt und Gastfreundschaft, in dem Immigranten die
Lücke schließen würden, die die Abgewanderten hinterlassen hatten.
Am südlichen Rand des Mezzogiorno, wo Tunis näher ist als Turin,
herrscht kein Mangel an Menschen, die alles aufs Spiel setzen, um von
dem bisschen leben zu können, was andere zur Abwanderung treibt. 2008
landeten allein auf der Insel Lampedusa über 30.000 Menschen auf der
Flucht vor Hunger, Krieg und Verfolgung.
Zusammen mit Freunden gründete Domenico 1999 den Verein »Città Futura«
(»Stadt der Zukunft«). Mit einem Darlehen der Banca Etica erwarben sie
leerstehende Gebäude und boten Flüchtlingen und Asylbewerbern die
Möglichkeit, bei freier Logis und einem Monatslohn von 400 Euro, ein
Handwerk zu erlernen. Im Gegenzug sollten die Zuwanderer italienisch
lernen und sich am Aufbau des Dorfs beteiligen. Der Plan ging auf. Zum
Dank wählten die Riacesi Domenico 2004 mit der Bürgerliste »Un’altra
Riace è possibile« (»Ein anderes Riace ist möglich«) zum Bürgermeister.
Inzwischen haben Menschen aus Äthiopien, Eritrea und Somalia, aus
Serbien, Palästina, Afghanistan, dem Libanon und dem Irak eine neue
Heimat in Riace gefunden. Nachdem sich die Einwohnerzahl von einst 3.000
halbiert hatte, zählte das Dorf Anfang dieses Jahres fast 2.000
Bewohner, darunter etwa 250 Immigranten. Nun kehren sogar abgewanderte
Riacesi zurück. »Es ist wie im Märchen«, schwärmt die Fotografin
Giovanna Del Sarto, die seit zwei Jahren Riaces wundersame Metamorphose
dokumentiert. In ihrem bemerkenswerten Buch »Oltre La Patria« (»Fern der
Heimat«) verbindet sie verstörend schöne Bilder mit den Geschichten der
alten und neuen Bewohner Riaces. »Die Einheimischen sehen die
Ankömmlinge als Antwort auf ihren Wunsch nach einer Wiederbelebung des
Dorfs. Die älteren Bewohner sind dankbar für die Gesellschaft der
jüngeren Immigranten«, meint Giovanna.
Mutter Riace und ihre Kinder
Domenico vergleicht sein Dorf mit einer Frau, deren Kinder auf der Suche
nach einem besseren Leben in die Welt gezogen sind. »Nun, da sie sieht,
wie ihre neuen Söhne und Töchter hoffnungsvoll in die Zukunft blicken,
findet sie ihren Frieden.« Ein neuer Sohn des Dorfs ist Issa (38) aus
Afghanistan. Er flüchtete vor den Taliban. Auf Umwegen über Pakistan und
den Iran gelangte er in die Türkei, wo er sich in die Hände eines
Flüchtlingsschleppers begab. Einige Tage verbrachte er mit
sonnenverbranntem Gesicht und ohne Wasser auf See. Dann wurde er von der
Küstenwache festgenommen und aufs italienische Festland gebracht. Es
folgte eine Odyssee von einem Auffanglager zum nächsten. Er überlebte,
und trug doch Wunden davon: »Bis heute gehe ich nicht ans Meer«, erzählt
er, »ich fürchte mich vor dem Wasser und habe Alpträume von meiner
Überfahrt.« 2002 fand er ein neues Zuhause in Riace, wo er die
italienische Sprache und das Töpferhandwerk erlernte.
Neben der Wiederbelebung des Dorfs und der Integration der Flüchtlinge
hat sich Città Futura die Rückbesinnung auf traditionelle
Handwerkskünste zum Ziel gesetzt. Die historischen Gemäuer beherbergen
eine Keramikwerkstatt, eine Glasbläserei, eine Stickerei, eine
Tischlerei und einen Holzbackofen. In der Weberei gibt Domenicos Frau
Pina (44) ihr Wissen an kleine und große Neuankömmlinge weiter und füllt
beim alljährlichen Ginsterfest die regionale Tradition der
Ginstertuchherstellung mit neuem Leben. Derweil wird in der
Lebensmittelkooperative »Il borgo e il cielo« (»das Dorf und der
Himmel«) aus regionalen Produkten biologische Marmelade eingekocht und
mit einer wieder in Betrieb genommenen Steinölmühle extra natives
Olivenöl gepresst.
Ein altes Gewerbe, das des Eselführers, belebt auch die Kooperative »Il
Carrettiere« (»Der Fuhrmann«): Die jüngsten Neuzugänge im Dorf, die Esel
Rosina
and Rosetta, werden von Tür zu Tür geführt, um den Hausmüll
abzutransportieren. Hier verbindet sich Nachhaltigkeit mit dem
Naheliegenden: Die genügsamen Vierbeiner schonen Gemeindekasse,
Atmosphäre und Ressourcen und finden sich auf den steilen Pfaden und in
den engen Gassen besser zurecht als jede motorisierte Müllabfuhr. Dass
die Tiere nicht überlastet werden und auf Mülltrennung geachtet wird,
ist Ehrensache.
Der Himmel über Riace
Vergangenes Jahr kam Wim Wenders nach Süditalien, um einen Kurzfilm über
Bootsflüchtlinge zu drehen. Hollywoodmime Ben Gazzara spielt darin den
Bürgermeister eines kalabrischen Dorfes. Das fiktive Spiel mischte sich
mit dokumentarischem Ernst, als Wenders bei den Dreharbeiten im 100
Kilometer entfernte Scilla von einem Statisten, dem afghanischen Jungen
Ramadullah (9), angesprochen wurde. Er lud ihn ein, nach Riace zu
kommen, wenn es ihm denn ernst sei mit seinem Film. Da sei ihm klar
geworden, dass er die wahre Geschichte der Flüchtlinge erzählen müsse,
erklärt der Filmemacher im Programm zu »Riaceinfestival«, einem
regionalen Festival der Kulturen. Im Mai wurde dort das 32-minütige
3D-Dokuspiel »Il Volo« (»Die Flucht« oder »Der Flug«) zusammen mit
Wenders’ Meisterwerk »Der Himmel über Berlin« aufgeführt.
Berichte über die Dreharbeiten machten das Wunder von Riace in der Welt
bekannt. Inzwischen ist Domenico unter den Finalisten für den World
Mayor Award, und man will ihn für den Friedensnobelpreis vorschlagen.
Noch wichtiger vielleicht: Riaces Beispiel inspirierte die Nachbarorte
Stignano und Caulonia zu ähnlichen Projekten. Vor einem Jahr erließ die
kalabrische Regierung ein Gesetz, das lokalen, selbstverwalteten
Initiativen die unbürokratische Aufnahme und Integration von
Flüchtlingen ermöglicht.
Die Erzählungen aus Riace vermitteln ein Gefühl von fast unerhörter
Harmonie. Gibt es auch Widerstand? Anfeindungen gegen die Immigranten
habe sie nie beobachtet, meint Giovanna. Domenico erklärt das gute
Miteinander zwischen Einheimischen und Eingewanderten damit, dass viele
Riacesi selbst einmal Ausländer waren. »Hier im Süden sind wir alle
Migranten und kennen Heimweh nur zu gut«, meint Domenico.
Einzig der ’Ndrangheta, der kalabrischen Mafia, ist der Dorfaufbau in
Eigenregie ein Dorn im Auge. Kurz vor Domenicos Wiederwahl wurden zwei
Schüsse auf die Tür der von dem Verein betriebenen Taverne abgefeuert,
wenig später wurden Domenicos Hunde vergiftet. Er ließ sich nicht
einschüchtern und wurde im Juni 2009 im Amt bestätigt. Einen Monat
darauf gestalteten Künstler Riaces Hauswände. Unter dem Motto »I colori
della memoria« (»Die Farben der Erinnerung«) wollte man der zahlreichen
Opfer des organisierten Verbrechens gedenken. Auf Kalabrisch steht an
einer Mauer zu lesen: »Wir färben uns die Hände gegen die Mafia«,
daneben finden sich Handabdrücke in allen Größen und Farben, der erste
stammt von Domenico, dem couragierten Bürgermeister.
Würden Sie heute in den Süden Kalabriens fahren, stünden die Chancen
gut, dass Sie eine Rast in Riace einlegen würden. Vielleicht um das
bunte Treiben zu bewundern, um etwas über gute Nachbarschaft,
Solidarität und die unzeitgemäße Tugend der Barmherzigkeit zu lernen
oder einfach um ein paar gute Geschichten zu hören – Geschichten über
Menschen aus aller Welt und ein kleines Dorf am Rand Europas, in dem die
bunte Vielfalt regiert und tagtäglich die Vision einer gemeinsamen Welt
gelebt wird.
Das Fotobuch von Giovanna Del Sarto »Oltre la Patria/Beyond Homeland«
ist als E-Book auf www.terrelibere.org verfügbar.
Aus: Oya – anders denken.anders leben Nr. 4/2010
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»aus: Oya – anders denken.anders leben« frei verwendet (BY) und unter
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(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/).
Ein abschließender Gedanke zu “RIACE, DAS DORF DER FLÜCHTLINGE- wann folgen die Sassi von Matera & der Friedensnobelpreis ?”
Bevor die Nachricht in meinem Archiv-Nirwana untergeht:
zur Räumung der Sassi in Matera wurde in Rom eigens dafür ein Gesetz erlassen, das die komplette Räumung durch die Polizei mit Unterstützung einiger Spezialeinheiten ermöglichte. Wer diese Unheheuerlichkeit genauer kennt, soll sich bitte bei mir melden. Den Offenen Brief an die Kommunisten und linken Grünen in Matera finde ich hoffentlich noch unter meinen Manuskripten.
Ich werde ihn dann auch hier veröffentlichen und hoffe auf Reaktionen aus Matera und Umgebung: Ein Hoch auf den Mezzo Giorno ! (und Carlo Levi, der hier in der Verbannung durch die Faschisten leben musste, heilte, malte und schrieb… “Christus kam nur bis Eboli” – Lesungen aus seiner Geschichte ((verfilmt von Francesco Rosi mit Irene Papas in einer Hauptrolle)) biete ich gerne an zu sammen mit meiner Erzählung: „Wie Carlo Levi nach Gründau kam“)