Nazi-Bürgermeister bringt desertierte deutsche Soldaten in US-Gefangenschaft

Der Bürgermeister von Mittel-Gründau in der Nähe von Frankfurt/Main hat mindestens 6 desertierte Soldaten der Wehrmacht in US-Gefangenschaft gebracht Der 1933 unter noch zu klärenden Umständen an die Macht geputschte Bürgermeister Lott, der im Dorf so genannte „Post-Fritz“,  hat 1945 als eine seiner letzten Amtshandlungen mit der Schelle ausrufen lassen, dass sich alle Mittel-Gründauer Soldaten, die sich ohne Entlassungspapiere im Ort befänden, beim Bürgermeister zu melden hätten. Daraufhin meldeten sich tatsächlich 6 arglose Deserteure im Bürgermeisteramt im Glauben, dass ihnen jetzt nach dem Einmarsch der US-Army nichts mehr passieren könnte. Zum Teil wurden sie von den Kleinbauernfamilien in Heuschobern und Kellern versteckt, damit die beiden Dorf-Blockwarte sie nicht entdecken konnten. Das Verstecken war gut eingeübt. Es gab einen Warnpfiff, wenn die Blockwarte auftauchten. Dann mussten die Deserteure in ihre Verstecke und die illegal mit den Familien essenden Zwangsarbeiter schnell weg vom Küchentisch in die Mansarde oder die Schlafstellen in den Schafställen . Der nächste Doppelpfiff gab Entwarnung.

Die 6 durch den Nazi-Bürgermeister an die US-Army ausgelieferten Deserteure kamen dann ins „Hungerlager“ nach Bad Kreuznach. Späte ExtraRache eines Nazis an den mehrheitlich immer noch sozialdemokratisch und kommunistisch gesinnten Mittel-Gründauern. Ahnliches ist in anderen Dörfern und Städten des Main-Kinzig-Kreises auch passiert: in Bad Orb zum Beispiel wurden ebenfalls Deserteure durch lokale NS-Funktionäre an die US-Army ausgeliefert. Dort ließen obere lokale NS-Funktionäre auch noch kurz vor dem Einmarsch der Army Zwangsarbeiterinnen, die Vergewaltigungsopfer und schwanger waren, durch rangniedere NSDAP-Mitglieder erschiessen. Diese wurden dann von ihren Ex-Parteivorgesetzten an die Amis ausgeliefert. So schaffte man die Opfer und Zeugen für die Vergewaltigungen und lästige Mitwisser beiseite und konnte vor der Spruchkammer als „Entnazifizierer“ glänzen, man hatte ja diese Nazis und Mörder an die Amis ausgeliefert!!!
Von solchen Verbrechen war im Kreis zwar keine Stadt, kein Dorf, kein Weiler ausgenommen.
Aber die Bad Orber NS-Verbrecher waren zumindest regional auch noch lange vor dem Einmarsch der US-Army kaum zu überbieten. So organisierte ein örtliches führendes Mitglied des NS-Studentenbundes und Sohn eines führenden  NS-Komunalpolitikers erst die Beseitigung der Beweise für „Rassenschande“: Er und seinen Kumpane hatten mehrere Zwangsarbeiterinnen vergewaltigt und nun drohte mit den Schwangerschaften bzw. den Geburten die Sache ans Tageslicht zu kommen. Weiter war es in Bad Orb fast ein NS-Volkssport, auf die vor ihrer „Vernichtung durch Arbeit!“ und ihrer Exekution bei Arbeitsunfähigkeit fliehenden russischen Kriegsgefangenen in den Wäldern um das STALAG Wegscheide Jagden zu veranstalten. Wieder führend mit dabei: NS-Studentenbund, HJ und niedereres Parteivolk.

Vergleichsweise idyllisch war es nach Augenzeugenberichten in Mittel-Gründau: die bei den Kleinbauern arbeitenden polnischen Zwangsarbeiter hatten teilweise fast Familienanschluss, aßen (illegal) zusammen mit den Familien am Tisch und kommen (kamen) noch heute zu Besuch zu „ihren Famiien“. Anders war es in den Zwangsarbeiterlagern des Fürsten: im sogenannten Polenhaus (dort wo die Zwerggasse auf den Altwiedermuser Weg stößt, oberhalb des Seitentores, wo die hohen Hecken stehen, stand bis ca.1976 ein zweistöckiges großes Fachwerkhaus, für dessen Abriss die Bagger über 2 Wochen brauchten) waren 82 Menschen eingepfercht. Im Wald zwischen Breitenborn und Waldensberg gab es ein Zwangsarbeitslager mit über 100 Zwangsarbeitern … auch sie haben in Fronarbeit das miterschaffen, was nicht nur Fürst Christian neben der WIBAU verjubelt hat: (vor 1933 waren im Polenhaus schon die polnischen Saisonarbeiterinnen untergebracht und nach 1945 wieder) …..

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „Nazi-Bürgermeister bringt desertierte deutsche Soldaten in US-Gefangenschaft“

  1. Hallo Herr Barth-Engelbart,
    habe mit Interesse diese Seite wie auch andere Seiten von Ihnen gelesen. Mein Vater (Hermann Lott) kommt, wie sein älterer Bruder Adam Lott aus Mittel-Gründau. Da ich politisch sehr aktiv bin (u.a. seit über 20 Jahren im Ortsbeirat) und die „Ahnengeschichte“ aufarbeiten möchte, würde ich gern mehr über diesen „hoch wohl löblichen“ Bürgermeister Lott erfahren. Vielleicht könnten Sie mir ein paar Tipps geben

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus Lott

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