oder: als mein Minister mich mal dringend brauchte oder kommen Minister von OPEL vom laufenden Band ?
(nun ja Blüm stand auch schon Mal am Band (als Arbeit-Zeit-nehmer?) deshalb wurde er auch Awweidsminisder, aber Fischer ? Der predigte im „Revolutionären Kampf“ zwar den Einsatz beim Opel, schickte auch eine Reihe von Spitzen-Leuten hin (Matthias Beltz, Reimut Reiche u.v.m.), aber er blieb selbst draußen, er war für HÖHERES geboren, deshalb wurde er auch Außenminister .. kleiner Scherz zum Aufwärmen.. zum Warming Up, heißt das korrekt.))
notwendige Ergänzung zu Christoph Schmidts Fischerbuch „Wir sind die Wahnsinnigen“ erschienen bei Econ und nicht bei Fischer. (Passend zum Wahlkampf stellt sich heraus, dass große Teile von Fischers Putztruppe jetzt bei reinigungsfirmen ihr magere Rente und/oder Hartz4 aufbessern dürfen, soweit sie nicht im gut versorgten Management-Tross der FischerChöre und ihrer Medien gelandet sind.)
Als ich nach langer Zeit Nico M. wiedertraf, war das symptomatisch. Als Betriebsrat und ÖTV-Mitglied unterstützte ich die Postgewerkschafts- Streikposten mitte der achziger Jahre. Nico M. stand auch vor dem Tor des Posthochhauses an der Mainzer Landstraße direkt neben der ehemaligen Zentrale des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW). Nico kannte ich vom Kommunistischen Studenten Bund (KSB), von vielen gemeinsamen politischen Aktionen, Demonstratiennen. Ich ging freudig auf ihn zu: wieder einer, der dabei geblieben ist, der die gewerkschaftlichen Abwehrkämpfe weiter unterstützt. Doch nach zwei Sätzen über die Rationalisierungs- und Entlassungsorgien bei der Post drehte Nico sich peinlich berührt weg. Nico war zum Pressesprecher der Oberpostdirektion aufgestiegen und stand als Beobachter des Gegners, als Gegner vor dem Tor. Wie sollte ich jetzt den Post-Kolleginnen die herzliche Begrüßung erklären?
Ich mochte Nico – ich mag ihn irgendwie immer noch, auch nach seiner folgenden Karriere bei der FAZ, bei Andreas von Schoeler, bei Petra Roth. Gerade deshalb bin ich um so mehr verletzt. Aber wie sollen ehemals kommunistische Germanisten Karriere machen, wenn nicht als Pressesprecher beim ehemaligen Gegner? Schlomo S., auch ehemaliger KSBler, hatte es als Mediziner da vielleicht einfacher. Eine Karriere in der Aidsforschung steht weniger im Verdacht des Seitenwechsels. Ihn kann ich aus der Distanz weiter mögen.
Es geht im folgenden darum, aufzuzeigen wie und warum eine Reihe ehemaliger Revolutionäre Karriere auf der anderen Seite macht.
Es geht um den fließenden Wechsel, in dem der Autor selbst bis ans andere Ufer gefolgt ist, Teil und Promotor der absorbierenden Struktur wurde, die er mit den folgenden Zeilen aufzudecken versucht. Selbst der reißendste Mainstream ist nicht ohne Wirbel und Widersprüche, manchen treibt er auch wieder zum Schwimmen gegen den Strom. Eine Mischung aus subjektiver Entscheidung und objektiven Bedingungen. Auf jeden Fall kein (pures) Heldentum.
Die geneigte Leserinnenschar wird den ersten Teil des Artikel bereits aus der letzten nhz als kurzen Buchtip unter dem Titel „Wie werde ich Außenminister“ zur Kenntnis genommen haben, die Betreffenden brauchen also die ersten 20 Zeilen nicht zu lesen.
Zugegeben, ich habe das Buch verschlungen wie eine Dorfgeschichte, wie einen Schelmenroman, einen Heimatroman im besten Sinne. Tatsächlich hat der Ex-Titanic-Redakteur Christoph Schmidt keinen der Realität entlehnten Roman sondern einen rasierklingenscharfen Tatsachenbericht über das Scene-Dorf Frankfurt geschrieben, mit seinen rivalisierenden Sponti- und K-Gruppen-Clans. Ich habe mich wiedergefunden in den goldenen endsechziger, siebziger, und achziger Jahren mit allen alten Freunden und revolutionären Wegbegleitern mit und ohne Gänsefüßchen und ihren hinter wildlinker, anarcho-libertärer Attitüde versteckten Jauchegruben. Dreckecken vom Ausmaß des Opernplatzes. Um 23 Uhr habe ich zu lesen begonnen und als ich die 300 Seiten durch hatte, ging bereits die Sonne auf. „Der Osten ist rot, China ist jung, Joscha Schmierer grüßt Mao tse Tung“. Robert Mugabe, dem auch ich im KBW-Haus damals die Hände schütteln durfte als die FAZ und die FR noch Rhodesien zu Zimbabwe sagten, Robert Mugabe hat Joscha Schmierer 1976 in leichter Verkennung der Lage schon mal als „großen kommunistischen Füherer der deutschen Arbeiterklasse und des deutschen Volkes“ begrüßt. Es stimmte zumindest nicht ganz. Ralph Füchs , der von der späteren rat-gelb-grünen Ampelkoalition in Bremen stand damals als KBW-ZK-Mitglied (1) daneben und grinste wenigstens. Sag mir wo die Männer sind, wo sind sie geblieben? und die Frauen, die knallharten Fahnenschwenkerinnen?
Maggi M. ging von der Kommunistischen Volkszeitung zum Pflasterstrand/Journal Frankfurt und landete bei der FAZ, die Gisel H. ging vom KBW-Caro-Druck zum Hessischen Umweltministerium Ob sie jetzt mit Joschka Fischer ins Zentrum des geschäftsführenden Ausschusses der Bourgeoisie nach Bonn oder Berlin zieht? Die Stellenschieber schieben, was das Zeug hält, um im Gerangel an den Fleischtöpfen für Vettern und Basen, Cousinen und Cousins noch etwas Platz zu schaffen. Nicht Brüder zur Sonne zur Freiheit, Nein, Vettern und Cousinen an die Macht. Schröder und Fischer hören die Signale aus der Deutschen Bank -Zentrale. Und Kurt Tucholsky lacht sich im Grab noch tot: “ Sie meinten, sie wären an der Macht, dabei sind sie nur an der Regierung!“
Genosse Michael H. ließ sich als hoffnungsvolles Mitglied der Regionalleitung Mitte und Kandidat für das KBW-ZK erst durch die Auflösung der Kaderorganisation von seinem kommunistischen Karriereweg abbringen und landete als Jurist endlich beim Regierungspräsidium Darmstadt. Na ja, alle kamen auf Umwegen zu höheren Weihen und höchstem Segen jedoch nicht ohne mich und einige wenige andere vorher noch aus dem Kommunisten-Bund auszuschließen, mir Auftrittsverbote zu erteilen und meine Texte zu zensieren wegen Abweichung von der korrekten Linie. Sauber! Säuberung nennt man sowas, Säuberung, bis nichts mehr bleibt als die reine Leere.
Daß ich dem Ausschluß zusammen mit Wilhelm P. durch Austritt zuvorgekommen bin freut mich besonders.
Haderst du etwa mit deinemn Schiksal? Macht sich bei dir Neid breit? Wer unter euch ohne Sünde, der werfe den ersten Stein!
fragt mich mein politisch-religiöses Über-Ich. Nein. Die ersten Steine haben die Spontis geworfen aus der sicheren letzten Reihe, und mich und andere getroffen, während wir vorne in der ersten entschlossen den Nazis und den sie schützenden Bereitschaftshundertschaften entgegentraten, 1978 gegen die NPD auf dem Römerberg. Joschkas Putztruppe (2) blieb im Hintergrund putzmunter, während vorne die durch spontane Steinwürfe unerbrochenen Zersetzungsgespräche mit den Bütteln der Staatsmacht sich in Kommunikation mit Hartgummiknüppeln verwandelten. Schädelbasisbruch. Jetzt war ich nicht mehr nur vom Dach gefallen.
Müßig zu fragen, hätten sie auch geschlagen ohne Fischers Steinewerfer? Wenn die nicht dagewesen wären, hätte es die Staatsmacht auch anders gemacht, so wie 1969 am Hauptbahnhof, als wir Springer enteignen und die Auslieferung der Bildzeitung verhindern wollten, da schlugen nach einem polizeilichen Geständnis aus der Verwandtschaft Bereitschaftspolizisten in Zivil mit langen Knüppeln aus der dritten Reihe der Bildblockierer auf ihre uniformierten Kollegen ein, um Schlagstockeinsätze gegen die Demonstranten zu provozieren.
(1986 Anti-Atom-Demo in Hanau: Die Busse stehen auf der B 8/40 zur Abfahrt bereit, die Demo löst sich von der Leipzigerstraße her in Gruppen auf, eskortiert von Bereitschaftspolizei, Grenzschutz und Greiftrupps in Zivil. Plötzlich sprengt aus der Demo ein Trupp von ca 20 Schwarzvermummten nach vorne. zornige Zorros vom Schwarzen Block denke ich, sie reissen die Leitplanken heraus und versperren die Abfahrten zur Autobahn, entschlossen finster blickend unter ihren Haßkappen, lassen sie sich auch nicht durch Abwiegler aufhalten, die weniger auf die Straßenverkehrsordnung als auf anrückende uniformierte Knüppelgarden hinweisen. Die Busse sind eingekeilt, die bereits einsteigenden Demonstranten werden dann von Greiftrupps der Polizei geschlagen, abgesammelt, mit Plastik-Einweghandschellen geknebelt und unter Fußtritten weggeschleift. Der schwarze 20 köpfige Spuk entkommt derweilen unbehelligt. Warens Autonome, die die revolutionäre Situation verschärfen wollten, damit bisher noch zu wenig Kampfbereite das „Schweinesystem“ richtig kennenlernen? Oder warens verdeckte öffentliche Hände?)
Lamentier nicht, komm zur Sache, mahnt die Redaktionsmehrheit der nhz. Kamen alle in Amt und Würden? Wenn ja wieso? Wenn nein Wieso? Was macht der Rest. Bleibt nicht der Eindruck: so sind sie halt die Kommunisten, nach den wilden Jahren, nach Sturm und Drang und Drohgebährden mit Bafög oder Papas Schecks zurück in den Schoß, in die Annehmlichkeiten des Kapitalismus Wo bleibt deine Analyse?
Ja und Nein, nicht alle, aber viele Häuptlinge und Unterhäuptlinge und -Innen. Meist Intellektuelle, mobil und flexibel, auf dem Hintergrund wirtschaftlicher Prosperität einerseits und gesellschaftlicher Brüche andererseits, politischer und ökonomischer Erschütterungen. Beginnender technologischer und damit verbundener sozialer Häutungen des Kapitalismus. Das sich abzeichnende Ende des Fordismus, absehbare massenhafte Entwertung der Arbeitskraft. Rationalisierungsschübe, Modernisierungsschübe, zu deren Propagandisten sich Teile der Antiautoritären Bewegung selbst machten, Bildungsnotstand, Begabungreserven, Chancengleichheit, sexuelle Befreiung. Die radikale Attitüde verdeckt in teilen den wahren Charakter dieser Erscheinungen. Sie sind die zukünftigen ideologischen und technologischen Facelifter und Frischzellentherapeuten des in die Midlifekrise geratenen, ergrauten Kapitalismus, der alte Moloch braucht frisches Fleisch.
Bärmeier & Nickels „Pardon“-Schlachtruf (3): „Stopft ihnen die Mäuler mit Che Guevaras T-Shirts, roten Ringelsocken und Rolling Stones!“ zeigt langfristig nachhaltige Wirkung und die Kreativen der 68er sitzen zum großenTeil längst in den SpitzenAgenturen, selbst die Nachwachsenden greifen nach dem Untergang des „Realsozialismus“ kräftig in den 68er Fundus: Karl Marx wirbt für die Industrie und Handelskammer.
Willy Brandt sagt, wer in seiner Jugend nicht Kommunist war, wird nie ein anständiger Sozialdemokrat. Juso Strasser trainiert Jungmanager in Privatuniversitäten in Marxismus, in historischem und dialektischem Materialismus, Jochen Steffen, das rote Nordlicht tut das Gleiche, nachdem er als Schleswig-Holsteins SPD-Vorsitzender ausgedient hat.
Ja, aber die Spontis? Die können in ihrer ideologischen Beliebigkeit, mal hier mal da mal scheiß egal aber radikal auf jeder Bürgerhochzeit die Sau rauslassen und die Schau klauen.
Sie haben zwar das „Verschwinden des Proletariats“ nicht erfunden, propagieren aber am entschiedendsten das Ableben der Arbeiterklasse. Wissenschaftlich wenig belastet, eher wissenschaftsfeindlich verwechseln sie die Erscheinungsform mit dem Wesen. Die Arbeiterklasse gibts schon lang nicht mehr, der Beweis liegt auf der Hand, am Band bei Opel Rüsselsheim war kaum noch eine Schiebermütze zu entdecken, und wenn, dann kam sie aus Anatolien. Folgerichtig stürzten sich nicht nur die Spontis auf die Immigranten, und hatten dort vorübergehend das beim deutscvhen Proletariat vergeblich gesuchte revolutionäre Subjekt erkannt.
Was objektiv stimmte, da die Migranten einen Teil des weder rassisch, national, noch religiös definierbaren Proletariats ausmachen.
Wesentlich weiter waren da schon die Herren der KPD/AO (4), die haben nämlich gesehen, daß die Existenz der Arbeiterklasse nicht von der herrschenden Kleiderordnung abhängt, weshalb sie sich von Fall zu Fall ganz im Gegensatz zur universitär locker werdenden Mode in Anzüge zwangen. Nur waren sie dann wieder hinterher, weil die Kleiderordnung auch bei den Proleten schneller wechselte als es in KPD/AO-Katechismus stand.
Kannst du mal weg von deiner Hähme und ernsthaft analysieren?
Klar. Die Sprung- und Wechselbereiten intellektuellen Elemente unterlagen einem Dauerfeuer von Niederlagen, Rückschlägen, von voluntaristischen Einschätzungen über den tatsächlichen Entwicklungsstand der Gesellschaft. Sie hatten die Revolution entdeckt und sich mit dem Nabel der Welt verwechselt. Nicht alle aber viele. Sie hatten die Geschichte der Arbeiterbewegung gelesen (zum Teil), Marx und Engels, Lenin, Treotzki und Stalin, Mao-tse-tung und Pol pot studiert, aber von den ersten beiden nur bruchteile wirklich verstanden und sich in den Verfälschungen ihrer Nachfolger verheddert und teilweise auch noch deren Perversionen mitgefeiert. (und der Autor mittenmang dabei, Stalin zwar heftigst kritisierend, aber vor POL Pot die Augenverschließend, weil der eigene Leader gerade bei ihm empfangen wurde).
Und bei all diesen Nackenschlägen blieb da die immer noch offene Hand, die die verlorenen Söhne und Töchter wieder aufnimmt (schließlich sind wir ja nicht in Lateinamerika oder bei den Sozialimperialisten, wo wir gleich in Batallionsstärke verschwunden wären, in Zwangsarbeit, in Concentration Camps)
Inwieweit die zentralistischen Organisationsmodelle mit eine Ursache für das Scheitern waren, kann ich nicht sagen, sie waren angesichts der Marginalität dieser Organisationen lächerliche Putschinstrumentchen, sie haben aufklärerisches Potential gebunden und verhindert, das dieses Potential mit Geduld und Gelassenheit in die Gesellschaft hinein wirkt. Selbstisolation. In Teilen eine Reproduktion en Miniature der bekämpften Verhältnisse: mit informellen Ministern, Staatssekretären, Hofschranzen, Dienstwagenhierarchie. Die Proleten wurden sofern sie sich den organisationen anschlossen instrumentalisiert. Das gilt nicht durchgängig, aber in der Hauptsache. Das Proletariat als Rekrutierungsfeld für die Putztruppe, die Verherrlichung der Gewalt, der Drang auf der Linken zum Kampfsporttraining. Wieder nix kapiert. Die Stärke des Proletariats liegt nicht auf der niedrigen Schwelle zur Gewalt. Sie liegt in seiner Eigenschaft, in seiner Fähigkeit zur Mehrwertproduktion, in seiner Fähigkeit, diese Produktion zu berherrschen mit allen ihren Facetten, die die Kapitaleigner in die Lohnarbeit abgeben. Noch mehr Analytisches?
Der lang ersehnte Tag des Selbstgestaltens, des Regierens, des tatsächlich Veränderns, hat nach so langer Entsagung mit der Entstehung der Anti-AKW-Bewegung, der Öko-Bewegung, der GRünen
scheinbar begonnen, er hat begonnen, jedoch als Surrogat. Viele sind auf diesen Zug gesprungen, haben sich in Parlamente wählen lassen. Allerdings mit zweispältigen Intentionen: einerseits mit der Hoffnung minimale Verbesserungen der sozialen und politischen Lage zu erreichen und andererseits die politischen Institutionen zu nutzen, um emanzipatorische Beweguingen zu stärken, die letztendlich nur der Garant für soziale Fortschritte (ökologische/kulturelle/politische usw.) sein können.
Eine schwierige Gradwanderung auf der Messerschneide des dialektischen Verhältnisses von Reform und Revolution. Der radikalisierte Reformismus, vom Nulltarif zur Nullstundenwoche bei vollem Lohnausgleich, Das wir wollen alles reduziert sich auf das den sogenannten Sachzwängen folgende realistisch Machbare, was mit Großindustrie und Banken noch absprechbar ist.
Das Parlament ist nicht nur Tribüne, die Regierung ist nicht immer nur der geschäftsführende Ausschuß. Aber beide Institutionen sind solange Bestandteile des Würgegriffs, bis sich die Kräfteverhältnisse zugunsten der Gewürgten verschieben. Erst dann bieten sich auch auf diesen Ebenen Möglichkeiten. Entscheidend ist die Bewußtheit, die selbständigkeit, die handlungsfähigkeit, die umfassende Bildung der lohnabhängigen
und (mehr-)wertschaffenden Klassen und Schichten. In den Parlamenten spiegelt sich bis zu einem gewissen Grad nicht da objektive sondern das subjehktive Gesellschaftliche Kräfteverhältnis. Man könnte sagen jede Gesellschaft hat das Parlament, die Regierung, das oder die es verdient. Notwendig ist es die Politik nicht zu delegieren, die Selbstorganisation in allen Basisbereichen zu stärken, selbst wenn sie zur Zeit nicht sonderlich sprießt. Das Schlimmste ist das Warten und Gaffen auf die großen Zampanus.
Jammern darüber, daß die Rot-Grünen Regierungen so sind wie sie sind bringt keinen Schritt vorwärts.
Trotzdem ist es notwendig über bestimmte Sachverhalte des Zustandekommens siolcher Konstellationen aufzuklären.
Das theoretische Skelett hat Fleisch und Blut
an dem man auch entdeckt, was drinnen steckt.
Der Moloch schluckt mit seinen bestechenden auch privaten Optionen viele ehrliche Häute. Daß Joschka Fischer schon seit einiger Zeit zum Beraterteam von Porsche gehört, haben die Zuffenhausener eventuell nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Und so lange sich unten nichts tut, wird aus einem Steinkühler leicht eine mäßige Küphlerfigur eines mittleren Autiomobilunternehmens und ein Zwickel gerät in die gleiche Zwickmühle. Es ist nicht der böse Wille. Nur sucht sich eine Struktur bestimmte Charaktere und die sind nun mal nicht nur theoretisch erfahrbar. Man muß sie angreifen um scheinbar unfaßbares zu fassen. Die sinnliche Erfahrung der sich häufenden und wiederholenden Erscheinungen läßt die Strukturen leichter erkennen, die diese Fehlentwicklungen begünstigen, gibt Anlaß sich mit ihnen als dem Wesentlichen zu befassen. Die Erkenntnis, daß in bestimmten Strukturen fast jede(r) zum (zur) Fischer(in) wird oder zum Richard von Weizäcker (um meinen allergrößten Liebling zu nennen) könnte positive Folgen haben.
Zurück zum Fleisch und Blut der Spontifexe und K-Gruppen-Häuptlinge. Herab von den theoretischen Höhenflügen in die Niederungen des politischen Rhein-Main-Alltags.
Was die besagten ehrenwerten Revolutions-Damen und -Herren verbindet, ist der Drang nach oben, an die Macht, an die Weißwein- und Schampusstrände, so wie es den scharfzüngigen Frankfurter Industrieanwalt Thomas H. nach oben drängte, mit pompösem Haus im „instandbesetzten“ Frankfurter Westend, wo sich die Haute voleé die Klinke in die Hand gibt. Ja der Jonny ist auch immer dabei, aber eher unter Fernerliefen, von Schoeler, Hauf, Riesenhuber. Frankfurts politische Edelklasse macht hier eher den Bajazzo hinter dem Industrie- und Geldadel, wenn Dany Cohn-Bendit mit dem Bethmännchen flirtet.
Thomas H. war Jürgen Krahls Lieblingsspielzeug, wenn er im Café Laumer oder im Königsbacher in der Feuerbachstraße nach erfolgreicher Massenagitation in der Mensa genauso randvoll war wie der Hörsaal VI bei einem Teach-in.
Thomas H. gehörte im KBW zu den smarten Hardlinern und war Spezialist im Niedermachen von Abweichlern, ein „kommunistischer“ Platzhirsch, der den so Geächteten dann auch noch die Frauen ausspannte. Faszination der Macht. Heute vertritt er die Interessen von Softwaregiganten auf dem europäischen Markt.
Morgen vielleicht die Interessen der Volkswagen AG in der Volksrepublik China. Mutation eines Maoisten.
Was solls, wenn der Markt für seine Qualifikation die Möpse hergibt, wieso sollte er es nicht tun? Wär ja Blöd der Mann.
(Wer jetzt zwischendurch eine positive Nachricht braucht, dem sei versichert, daß die Mehrheit der ehemaligen MitgliederInnen der angeschwärzten Organisationen damals und heute noch mehr sehr sinnvolle politische Arbeit leistet, wie und wo, das müßte ein langer weiterer Artikel aufzeigen. Jetzt gehts aber weiter im Text)
Über Gisel H., die stramme Ex-KBW-Genossin,kam ich an meinen Minister.
Ich kannte Joschka schon seit 68, als zweite Wahl der schwäbischen Mafia unter dem SDS- (5) und späteren Sponti-Frontmann Reimut Reiche. Welch ein Abstieg dieses renommierten Sexualwissenschaftlers, heute darf er dem Spontifex maximus nicht mal mehr die Aktentasche tragen.
Egal.
Nein nicht egal.
Sie , die Frontmänner der Spontis, K-Gruppen und Roten Zellen begriffen sich und begreifen sich heute noch als den Nabel der Welt.
Christian Semmler, damal stets neuproletarisch im korrekten Anzug mit Treviraschlips und Nyltesthemd als Haupterkennungsmerkmal der ZK-Mitglieder der KPD/AO, erzählt 1998 in einer ARTE-Talkschow mit Dany Cohn-Bendit bei einem Themenabend über die 68er, daß es vor 68 keine Streiks gegeben habe. Allen Ernstes. Semmler ist Taz Redakteur, nicht irgendeiner, er ist quasi Chef.
Sehr geehrter Herr Semmler, fragen sie ihren Ex-ZK-Kollegen Hutter (ein handverlesener echter Proletarier) ob nicht die Anti-Notstandsbewegung (6) und die Anti-Notstandskongresse von der IG-Metall ausgegangen sind. Kennen Sie vielleicht einen Herrn Schauer, den sogenannten Kongress-Schauer? der von der IG-Metall über die Akademie der Arbeit zum SDS kam?
Haben Sie mal was von den IG-Chemie-Streiks 1967 gehört, nichts vom Metallarbeiterstreik 1964? Nein? Nichts von den politischen Streikaktionen der 50er Jahre gegen die Wiederbewaffnung?
Wie sprach der Breitmaulfrosch zum Storchen: „Dü gübts ja garnücht!“
Die Erde ist eine Scheibe und die Zeitrechnung beginnt 1968.
Vorher war höchstens der Urknall und dann war nichts bis die Semmlers vom Himmel fielen und aus der dumpfen Masse bewußte proletarische Menschen schufen.
Die Schwäche für Ein- und Zweireiher war bei der KPD/Ao nicht auf das ZK beschränkt. Frankfurts ehemaliger KPD/AO-Chef Frank Härterich beliebt heute wieder nach kurzer Ökoschafwollpause im Edeldress zu flanieren, jetzt allerdings weniger als Freizeitprolet. Heute schmückt er die euopäische Finanzmetropole mit postmodernen Stadtplanungen. Er kümmert sich ums architektonische Wohlbefinden der Eurobanker.
Bereichert ihr Ambiente mit urbanen Events.
Möglicherweise avanciert er jetzt zur Albert Speer-Spitze der Architektur und darf sich um die Gestaltung der Reichshauptstadt kümmer. Allenthalben ist Umzug angesagt. Dachböden und Keller müssen entrümpelt werden. Frank Härterichs Jugendpamphlete gegen den Lieblingsarchitekten des Führers landen im Altpapier oder bei seinem Psychotherapeuten.
Zurück zu Gisel H. und Joschka Fischer.
Ich war zum Provinzguru der GRÜNEN aufgerückt (wo man in Parlamenten, Ausschüssen, Unterausschüssen, Untersuchungsausschüssen mehr mit den Gegnern als mit den Leuten redet und von der Öffentlichkeit lediglich durch den bürgerlichen Pressefilter verzerrt, zensiert und verfälscht wahrgenommen wird, wenn überhaupt. Die IUH (7) mit Gerhard Ziegler und Elmar Diez an der Spitze kämpften wacker gegen die Nuklearbetriebe für den Ausstieg, als der Minister in Wiesbaden ob Machterhaltskalküls auf die Porsche-Bremse trat (damals fuhr er nur den Wagen, heute hat er einen Beratervertrag mit den Zuffenhausenern) und den wackeren Hanauer Anti-Atom-Kämpfern die Gelder sperren wollte. Elmar prozessierte für seine Kinder gegen die Nuklearmafia. Das kostete immense Summen, die nur durch Wiesbadener Unterstützung aufzubringen waren. Die IUH tanzte nicht nach Fischers Pfeife, der Anwalt war zu renitent und hatte etliche Unterlassungen des Ministers in Sachen Hanauer Betriebe entdeckt. Fischer brauchte einen willfährigen Menschen mit Kleinkind im näheren Umkreis der Hanauer Atomfabriken, mit dem er nach seinem Gusto und mit einem subalternen Anwalt „gegen“ Nukem, Alkem, RBU prozessieren konnte.
Über die SPD sondierte Fischer das Terrain, um nicht von der IUH erwischt zu werden, landete über die spätere Ex-Gattin des Hessischen Wirtschaftsministers Klemm bei einem ahnungslosen BUND-Mitglied, das sich jedoch verweigerte, weil es Prozeßrisiken scheute. Fischers Büroleiterin, jene oben erwähnte Ex-KBW-Frontfrau Gisel H. erinnerte sich in dieser unangenehmen Lage an einen ehemaligen KBW-Genossen, einen vermeintlich stets den ZK-Direktiven gehorchenden Provinzler, „mit dem man das Kind schon schaukeln würde“, verheiratet, zwei Kleinkinder, Grünenmitglied, wonhaft in Hasselroth unweit von Hanau-Wolfgang.
Paßte alles sehr gut. Gisel telefoniert mit einer Mischung aus alter zentralistischerZK-Befehlsgewalt und neugrüner Konzilianz, aus grünen Basis-tönen und ministieller Anweisung und lockt mit der Weihe zum Ministranten. Fischer ist und bleibt halt katholisch.
Welche Ehre! Nicht nur der Herr Landrat schüttelt mir die Hände, jetzt lädt mich auch noch ein leibhaftger Minister zu sich nach Wiesbaden ein. Verlockend! Trotzdem spreche ich mich mit dem IUH-Anwalt ab, der rät mir auf den Deal zum Schein einzugehen und das ganze kurz vor dem Abschluß platzen zu lassen. Was Fischer und seine Gisel nicht wissen, ist, daß ich mit dem Anwalt befreundet bin. Termin in Wiesbaden. Gisel und ein Ober- oder Unterstaatssekretär Morgenstern nehmen mich in Empfang und rücken langsam mit dem Plan heraus, die IUH und ihren Anwalt mit meiner Hilfe auszubooten. Ich bin scheinbar dazu bereit und verlange nach einer Audienz beim Minister. Kriegt man ja nicht alle Tage. Das wird mir leider nicht gewährt, zumindest noch nicht. Ein ministerielles Arbeitsessen hätte schon rausspringen dürfen, wenn ich extra auf eigene Kosten nach Wiesbaden fahre. Außer Spesen nix gewesen, noch nicht mal die kriege ich ersetzt. Ein sozialdemokratischer Minister hätte mich mindestens mit einem Viersterne-Menue bestochen. Grüner Geizkragen!
Gisel freut sich sichtlich darüber, daß der alte KBW-Zentralismus noch funktioniert wie geschmiert und macht beim Abschied kumpanenhafte Bemerkungen über die guten alten Frankfurter Zeiten in der Mainzer Landstraße.
Ich reise ohne persönlichen Ministersegen zurück in den Main-Kinzig-Kreis, um die Enthüllung der Wiesbadener Schweinerei vorzubereiten.
Wochen später bei einer Podiumsdiskussion mit Mathias Küntzel, Mathias Seipel, Joschka Fischer und leider keinem Vertreter der wackeren Anti-Atom-Streiter der Initiativgruppe Umweltschutz Hanau, (weil die immer noch aufs Geld aus Wiesbaden angewiesen sind) kommt der Umweltminister in arge Bedrängnis ob seiner Machenschaften. Er versucht das ganze als Hirngespinst eines Neurotikers hinzustellen und die im Saal anwesenden Fischerchöre zum Lachen zu bringen. An meinen Ausführungen sei deutlich zu merken, daß ich schon mal vom Dach gefallen sei, bemerkt er halblaut, so, daß es im Saal kaum aber doch gehört wird. Fischer weiß daß mich 68 in Frankfurt ein Polizist vom Vordach des amerikanischen Handelszentrums gestoßen hat. Er hofft durch Provokation die Veranstaltung scheitern und seine Kumpanei mit den Austiegsgegnern vergessen zu lassen. Die Provokation wäre nicht nötig gewesen. Die Grünen im Main-Kinzig-Kreis glauben nicht, daß Fischer so etwas gemacht haben soll. Oder sie wollen es nicht glauben. Bis heute.
Wenn solch ein Mensch die Möglichkeit erhält, sich mit der Entsendung von Tornados in den Kosovo oder sonstwohin zu profilieren, wirds nicht viel weniger schlimm als unter Kohl und Kinkel.
Was noch fehlt? Ach so , ein paar Sätze zum ersten Teil der Überschrift. Am 26.9. zwei Tage vor der Bundestagswahl trifft mich Joschka Fischer beim Verlassen des Heini-Fischer-Bades auf dem Weg zur Sauna, marathongeschädigt.
Er erkennt mich, schüttelt mir die Hand wie einem alten Freund. Seine Augen sprechen: „Wähl mich“. Als ich ihm sage., daß ich immer noch vom Dach gefallen sei, dreht er sich weg mit graumelierten Dackelstirnfalten, schlotternd im rollkragenunterfütterten grauen Einreiher und macht den örtlichen Wahlkampfjungmanager der GRÜNEN zur Sau wegen einiger technischer Pannen. Er war ihm nicht ganz grün. dafür aber das Gesicht des gelockten grünen Jungpferdeschwanzes.
Ein General scheißt einen Schützen Arsch zusammen.
Nur zwei Putzfrauen haben es kopfschüttelnd miterlebt. Aber Proleten sind ja nicht die Zielgruppe.
Draußen vor dem Bad warten die Fernsehkameras und die lokale Grünprominenz. Müllgroßdeponiebefürworter Zach schüttelt mir, dem gefürchteten Müllgroßdeponiegegner die Hand.“wähl mich“.
Elmar Diez, der wacker ergraute IUH-Kämpe strampelt auf dem Dreirad im Fischertroß. Milan Horacek tingelt für die Böllstiftung vor der Kamera und auch einige weitere mir ansonsten ganz Liebe flattern im Sog hinter der Wahlwindmaschine, die heiße Luft auf das gemeine Volk bläst.
Herzlichen Glückwunsch Joschka, am Ziel deiner Männer-Machtträume Außenminister, es hat gereicht. Und mir hat es das auch.
Der Wähler -und ich kenne ihn-, der Wähler hat klug entschieden:
er hat die Schröders und Fischers zur gründlichen Desillusionierung der Gläubigen an die Regierung gewählt. Vielleicht besinnen sie sich jetzt eines Besseren. Links neben SPD und GRÜNEN gibt es ein Vakuum, das die PDS allein nicht füllen wird. Wenn selbst Matthias Beltz wieder beginnt mutig gegen den Kapitalismus zu witzeln, ist das ein Indiz für einen offenen Markt. Die Propagandisten des dritten Weges und die der „sozial-ökologischen Erneuerung“ des Kapitalismus geraten ins Trudeln an allen Abschnitten. Die Frage nach Alternativen zum Kapitalismus drängt sich wieder auf, ganz unpathetisch, praktisch, auf der Grundlage des Bedürfnisses nach effektiven Abwehrstrategien gegen die ünverBLÜMten Angriffe des Kapitals auf die Sockelbestände mühsam erkämpfter sozialer und politischer Rechte und Einrichtungen.
Für eine solche Defensivlage braucht es Vorschläge und Sammlung der Linken, um wieder in die Offensive zu kommen.
PS. So schön es war, die „Wahnsinnigen“ zu lesen, sich im Frankfurter Trubel wieder zu finden, einen Haken hat das Schmidt’sche Buch doch. Es bleibt an den Personen hängen. bzw es verleitet dazu, sich nach der Lektüre zurückzulehnen und zu erkennen, daß man/frau eben der bessere Mensch ist oder man/frau zumindest bessere kennt. Die politische Entwicklung erscheint als an schlechte oder gute Charaktere gebunden und von ihnen bestimmt.
Was soll dieser Mist? Eigentlich ist es zu niveaulos, um darauf zu reagieren. Demontiert ruhig alle halbwegs guten PolitikerInnen! Wenn der Klügere immer nachgibt, regieren uns eines Tages die Doofen! Dieser Tag ist schon da, oder?
Ich möchte keine mails mehr haben.