SOBRE LA DEMOCRATICACIÓN DEL ARTE („Über die Demokratisierung der Kunst“)

Erst haben ihn um Sauberkeit und reine Leere bemühte Mitglieder der
deutschen Delegation bei der Buchmesse in Havanna im Februar 2007 vernichtet, dann habe ich diesen Essay für die Veröffentlichung bei Indymedia anhand von Kurznotizen rekonstruiert. Ursprünglich wollte ich die mehrere Quadratmeter große Wandzeitung von Kuba zurück nach Deutschland bringen, um sie hier bei den Widerstands-Lesungen aufzuhängen.
In der folgenden Mail sollte eigentlich nur ein Kurzhinweis auf indymedia stehen, wo ein erster Rekonstruktionsversuch meines Essays an einem Aprilmorgen im Jahr 2007 von 5 bis 10.30 Uhr zu finden war, danach war die kurze Schilderung seiner Entstehung und Vernichtung auch hier wegzensiert oder wie es im indy-jargon heißt „versteckt“

„Sobre la democraticación del arte“ („Über die Demokratisierung der Kunst“- BB & Eisler weiter denken, weiter handeln )

ist einer von zwei Essays, die ich 2007 während der Buchmesse in Havanna begonnen habe öffentlich mit Unterstützung des Publikums auf Spanisch zu schreiben. Die deutschen wie die spanischen Versionen wurden von Teilen der deutschen Delegation vernichtet, weil sie ihnen inhaltlich und von der Form her nicht passten. Einzelne Teile dieser Essays konnte ich mit Unterstützung kubanischer Genossen wieder rekonstruieren. Die Messeleitung hat mir nach diesem deutschen Zensurakt anbeboten sie außerhalb der deutschen Halle zu schreiben und zusammen mit einer Auswahl meiner bei Widerstandsschreibungen entstandenen Gedichte auf dem Hauptplatz der Buchmesse an einer Art Litfass-Säule aufzuhängen, „damit man sie besser lesen kann.“ (Besonders nett bei dem deutschen Zensurakt war, dass einige der Akteure behaupteten, die Text-Plakate seien von der kubanischen Messeleitung abgehängt und vernichtet worden.)
Ich muss jetzt versuchen, diese Texte insgesamt zu rekonstruieren. Das wird wahrscheinlich wegen meines unfallbedingten partiellen Gedächtnisverlusts einige Monate dauern und mich beim Weiterschreiben an meinem historischen Frankfurt-Roman erheblich behindern. Aber ich muss die beiden Essays erst aus dem Kopf und aus einigen wenigen Notizen im Moleskine in den TastenKasten kriegen – gerade, weil sie für die aktuelle Lage so wichtig sind (und auch mein Kopf sonst nicht frei wird). Trotz mehrheitlicher Zustimmung zu vielen Positionen der Linken und der ihr zuordenbaren
Organisationen gelingt es nicht, diese Mehrheit zu aktivem politischen Agieren zu bewegen, sich aktiv einzumischen. Das aber ist auch die Aufgabe „demokratisierter Kunst“. Demokratisierung der Kunst heißt, die Schwellenängste der Menschen anzugehen, Schwellen zu beseitigen, von Denkmals-Sockeln „herab“-zu steigen, die Menschen zu ermutigen, sich zu
beteiligen, sich auszudrücken, ihre Gefühle, Interessen, Bedürfnisse und Forderungen zu artikulieren, zu formuliren, als erste Voraussetzung für ihre Durchsetzung.

Hier liegen die zentralen Knackpunkte für politisches und künstlerisches Arbeiten. Hier sind sie nahezu identisch.
(Der zweite Essay unter dem Titel: „Sobre las obligaciones de las/los autoras/es revolucionarias/os“ („Über die Aufgaben revoluitionärer AutorINNen“) wurde in Havanna ebenfalls vernichtet und muss neu geschrieben werden.)

Die Widerstandslesungen und -schreibungen sind der Versuch, möglichst all jene in den kreativen Akt des Schreibens, des Textens, des Komponierens mit einzubeziehen, die „normalerweise“ die hohen heiligen Hallen der Kunst nicht
betreten. Das Problem der (bürgerlichen) Kunst liegt darin, dass sie zwar um sich zu erneuern – zu entwickeln immer wieder auf das Potential des „niederen Volkes“ zurückgreifen muss, sich aber aus gutem Grund bevor es
spannend wird von eben diesem abhebt resp. von ihm abgehoben wird. Klar, dass das Ganze auch noch eine perfide Form kultureller Ausbeutung ist, die bei der sogenannten „Weltmusik“ noch ohrenfälliger wird.

DIE SCHÖNE GUTE WARE

Es wird geschrieben, getextet, geformt und gedrechselt, gespielt und
gesungen nicht um der Kunst willen („l’art pour l’art“) und schon gar nicht
wegen der Menschen – nun ja, es dreht sich da schon auch um die Erfüllung
menschlicher Bedürfnisse im Bereich des last kick und des Gaumenkitzels
einer Handvoll Hunderter oder meinetwegen auch Tausender Reicher nach
elitärer Kunst. Aber Kunst für die Leute gibt es nicht, es sei denn diese
Kunstwerke wären damit gemeint, die durch den Filter der
Unterwerfungsrituale vor den großen Verlagshäusern, den Sendeanstalten usw.
und ihren Anforderungsprofilen angepasst gestreamed wurden und staatstragend
publikationswürdig und profitabel erschienen. Also doch Kunst für die Leut ?
Klar : vom Scheibenwischer- bis zum Schürzenjäger . überall wo’s not tut,
gibt’s die passende öffentlich-rechtliche Bedürfnisanstalt mit der
Wahlfreiheit zwischen 35 Programmen …..Hunderten von Schauspielhäusern,
Museen, Verlagen und zigtausenden von Publikationen. Hier wird fast jeder
bedient. Und wer da für sich nix findet, den git es nicht. Und der
schreibenden, musizierenden, malenden, bildhauernden und schauspielenden
Zunft gehts ums Fressen, ums Saufen, ums Ficken und dann vielleicht hie und
da und sonntags am Infostand von amnesty um die Moral. Nun ja, wem geht es
nicht um diese menschlichen Grundbedürfnisse. Die Welt ist schlecht und die
Kunst ist nicht besser.

Hier soll nicht (nur) darüber gejammert werden, wie sich was auf dem
Kulturmarkt durchsetzt, in die jeweiligen Charts kommt, auch wird hier nicht
die These vertreten, dass finstere Seilschaften und hochorganisierte
Zensurbehörden oder auch nichtstaatliche Zensurmechanismen Kunst, die gegen
den Strom schwimmt, boykottieren, … Das ist schon zu einem un-guten Teil
so, aber wer darüber jammert, der weiß nicht, wo er lebt. Der harte aber
unter den herrschenden Verhältnissen richtige Spruch: „Würden Wahlen etwas
ändern, wären sie schon lang verboten!“ – gilt auch für die Kunst. Nur sind
die Verhältnisse doch etwas schattierter: es herrscht die Freiheit der
Kunst, nur wer in die großen Museen, in die großen Konzerthäuser, in die
großen Theater, in die Programme der großen Sender und Verlage kommt, das
entscheiden deren Besitzer. So weit in der Erkenntnis waren auch schon nicht
unbedeutende Konservative wie der ehemalige und erste FAZ-Herausgeber Sethe:
„Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu
verbreiten.“ Dieser vielzitierte Ausspruch stammt jedoch ursprünglich von
einem britischen Sozialisten und Journnalisten namens Hannen Swaffer , der
1925 schrieb: “ Die britischer Pressefreiheit besteht in der Freiheit der
Verlagseigentümer ihre Meinung zu schreiben soweit die großen Anzeigenkunden
nichts dagegen einzuwenden haben.“ („Freedom of the press in Britain is
freedom to print such of the proprietor’s prejudices as the advertisers
don’t object to“). Und Swaffer weiter: „Da die Herstellung von Zeitungen und
Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen,
die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit
immer größer und immer gefährlicher.“ Sethe-Swaffers Aussagen gelten 1:1
auch für den Kunstmarkt. Nix neues also !

Berthold Brecht und Hanns Eisler haben in den 20er Jahren die
Demokratisierung der Kunst eingefordert und in der technischen Entwicklung ,
in der vereinfachten Form der Reproduzierbarkeit von Kunst(-werken) via
Schallplatte, Fotografie, Film und hochentwickelten Druckverfahren zumindest
die Option der Demokratisierung gesehen. Durch u.a. den roten
Münzenberg-Konzern war eine solche Demokratisierung auch möglich für Kunst,
die gegen den Strom schwamm. Auch in bürgerliochen Verlagshäusern tat sich
in diese Richtung einiges. Rowohlt-Ledigs Ausspruch: „Macht Bücher
billiger!“ hat zwischen und hinter den Worten zwei Seelen: mit den
gpünstigen Taschenbüchern konnten Schichten mit geringem Einkommen als
Buchmarkt erschlossen werden und die lohnabhängigen konnten sich Bücher
leisten – was ja auch Mal der Grundgedanke z.B. der gewerkschaftseigenen
Büchergilde Gutenberg war.

Die von Brecht und Eisler erkannten Demokratisierungsoptionen wurden im
Ansatz durch Münzenberg u.a. realisiert, waren m.E. aber nicht der zentrale
Punkt. Zentral waren strukturelle Fragen, die mit der Gründung tausender von
ArbeiterMusikKapellen, -Chören, Agitprop-(Straßen-)Theatern spontan und
organisiert angegangen wurden. Hier entstanden relativ offene
Kunst-Werkstätten, die den Menschen weit über die jeweilige
Oraganisationszugehörigkeit hinaus offen standen: „Wir fragen nicht nach
Verband und Partei, bist Du nur ehrlich im Kampf mit dabei…“ Das mag heute
etwas martialisch klingen, war aber damals nicht nur plakatives Postulat.

Die Optionen eines Münzenberg-Konzerns haben wir heute nicht – auch wenn es
rund um die LINKE ein Konglomerat von Verlagen und Künstleragenturen gibt.
Hier wird auch untereinander mit härtesten Bandagen um die oberen Plätze im
kleinen linken Marktsegment gekämpft. Der Kampf um die Rechte am Nachlass,
an den Briefen und Schriften Che Guevarras hat mich – als ich davon in Kuba
erfuhr – zum Schreiben des folgenden Gedichtes veranlasst, das es auch mit
Hilfe kubanischer GenossINNen in spanischer Sprache gibt:

Sein Testament
(ein Text zum Reliquienhandel)

Sie hatten schon
an seinem Grab
versteckt gekichert
und dann – die Schaufel
mit noch frischer Erde
in der Hand
zur Sicherheit
mit Colt und Dolch
Staatstrauereingewandet
– er könnt vielleicht
ja wieder auferstehn –
im Handumdrehn
das Copyright
an seinen Briefen
sich gesichert
sein Testament
gefälscht, zensiert
und umgeschrieben
es schnell zum Bestseller
frisiert
und sein Vermächtnis
inklusive aller Rechte
an Großbuchhändler
und größere Verbrecher
verraten und verkauft

Der Eine hätte sie
noch lebend selber
mitsamt der Bestenlisten
bei ihren Messen
für die goldnen Kälber
aus ihren geldschein-
heilgen Hallen
längst vertrieben

Der Andre
hat dagegen
nur einen letzten
Brief geschrieben,
der von den Händlerbanden
unentdeckt
und nicht
zum Markt
getragen
sagt,
dass alles
was er hinterlässt
dem Volk zugute
kommen soll

Wer jetzt
von Beiden
der angeblich
aus Nazareth
und welcher
Ché Guevara war
das ist nicht klar

Nach zirka eins
zweitausend Jahren
werden wirs erfahren

(geschrieben im Februar 2007 in Kuba)
((die Rechte an den Briefen wurden für einige Millionen an einen Großverlag
aus dem Hause Berlusconi verkauft, aber der ist nur der größte Hai. Es gibt
auch gefräßige kleine Fische))

Die Widerstandslesungen und -schreibungen nehmen die Impulse der „Ästhetik
des Widerstands“ auf, begnügen sich aber nicht damit, das Schreiben in den
Dienst des politischen Kampfes zu stellen und aus ihm heraus neue Formen zu
finden und auch das Theater zu enthierarchisieren. Von Peter Weiss gingen in
bester brechtscher Tradition in den 60er Jahren die wesentlichen Anstöße zur
linken Politisierung der Literatur und des Theaters aus. Um die
Inszenierungen seiner Stücke kam es an vielen deutschen Bühnen zu einer
Binnendemokratisierung des Theaterbetriebs, der Regie, der Kritik … bis
hin zu entscheidenden Veränderungen an vielen Stücken durch die Ensembles
selbst in gleichberechtigter Zusammenarbeit von Ensembles, Regiseuren und
Autoren. In Frankfurt geschah das neben dem Schauspielhaus besonders im TAT,
dem Theater am Turm, was oft auch zu heftigen Konflikten mit autoritären
Autoren und Regisseuren führte (Fassbinder am TAT).
In Folge dieser Entwicklungen bzw. parallel dazu haben sich Teile dieser
Ensembles auch direkt in die politischen Kämpfe eingemischt, haben
Straßentheater initiiert, sind vor und auch in die Betriebe gegangen, haben
Demonstrationen, Hausbesetzungen, Streiks ….. unterstützt. usw… In
dieser Situation entwickelten sich in den Zentren der politischen
Auseinandersetzungen erste Ansätze von mobilen Kunst-Werkstätten: Texte
verfassen, Lieder machen, Plakate entwerfen, Transparente gestalten,
öffentliche Wände verschönern …. Die Einbeziehung des „Publikums“ geschah
dabei meist spontan, aber es geschah. Die politischen Kämpfe der 60er , 70er
und 80er Jahre zeigten und entwickelten eine kaum vorstellbare Vielfalt und
hohe Qualität von künstlerischem „Volksvermögen“ (Rümkorf)und brachten auch
unzählige organisatorisch recht stabile Initiativen und Grupppen hervor,
meist angesiedelt am Rand der oder in den Gewerkschaften, im autonomen und
alternativen Sektor. Jedoch hat sich bei den meisten dieser Gruppen und auch
der Einzelkämpfer gerade bei den StraßentheatermacherINNEn, den
LiedermacherINNEn , den AutorINNen und den bildenden KünstlerINNEn,
GrafikerINNEn, KartoonistINNen der wenig reflektierte Impetus der
Demokratisierung Mitte/Ende der 80er Jahre verwandelt in ein mehr oder
weniger offenes Hauen und Stechen um die Plätze am kalten Buffet.

Demokratisierung der Kunst entsteht zwar immer wieder im Zuge größerer
Demonstrationen, Kampagnen, aber sie wird nicht bewusst betrieben. Ansätze
dazu, zum bewußten Demokratisieren der Kunst hat es bei der Mobilisierung
gegen die G8 in Heiligendamm gegeben und es war eine wahre Lust direse bunt
Vielfalt zu sehen, zu lesen, zu hören. Wenn diese Vielfalt schon nicht
angemessen wochenlang die Kulturseiten der linken Presse füllt dann sollte
es wenigstens eine Bilddokumentation darüber geben. (Oder hab ich da was
nicht mitgekriegt?)

Die Einbeziehung der Menschen auf den Plätzemn und Straßen in den kreativen
Akt des Textens, des Schreibens soll mit den Widerstandslesungen
und -schreibungen (erweiterbar um alle möglichen künstlerischen Disziplinen)
in Angriff genommen werden. Wird es auch zumindest in Hanau seit 2003. Das
Prinzip ist denkbar einfach und mit minimalstem finanziellen Aufwand zu
realisieren: es reichen ca 20 Makulaturbögen DIN A 2 (mit einer unbedruckten
Seite, am besten in Fotokartonstärke), rund 5 mitteldicke und zwei dicke
Filzstifte, eine Rolle Tesakrepp oder anderes Klebeband, eine belebte Straße
oder ein ebensolcher Platz mit möglichst öffentlichen Klebeflächen, an die
mit -jederzeit schadensfrei wieder abnehmbar- die Textplakate angeklebt
werden, bzw, die leeren Seiten, die dann beschrieben werden. Der
schriftliche Hinweis darauf, dass hier ein Kunstwerk ent- und seine
Erstellung unter dem Schutz des Grundgesetzes, der (hessischen)
Landesverfassung sowie der UN-Charta der Menschenrechte steht, schafft einen
gewissen Schutz vor dem zu frühem Eingreiffen der öffentlichen grünen oder
blauen Greifhände.

Desweiteren werden benötigt: eine kleine Sammlung von Zeitungsartikeln,
Meldungen zu aktuellen Welt-, EU-, Bundes- , Landes-, Regional- und
Komunalpolitischen Themen wie zum Beispiel Immer mehr Bereiche der Stadt
Hanau werden privatisiert .
Daraus könnte der Text entstehen:
Die Stadt Hanau
geht jetzt an die Börse
– erst an deine,
dann an meine
– verhindern kannst du’s
nicht alleine
– bist du dabei,
wärn wir schon zwei …

Oder es wird auf den Kartons ein Lied vorgegeben z.B. zur
Online-Durchsuchung und Jungs Flugzeug Abschuss:
Die Gedanken sind frei
lich nicht ohne Schatten
wie schnell kommts dabei
durch mailen und chatten
vom Denken zu Taten

Das will Schäuble wissen
der Jung will’s abschießen
doch der schießt vorbei
die Gedanken sind frei

(weitere neue Verse dieses Liedes stehen jetzt auf
www.barth-engelbart.de.vu)

Es hat sich als besonders förderlich erwiesen, wenn mit Texten zu den
jeweiligen kommunalpolitischen Themen begonnen wird. So war es zum Beispiel
in Halle sehr gut einen Text über die Verwandlung des Hallenser Volksparks
in einen „Volks-Enteigneten Betrieb“ (VEB) zu beschreiben:
„Endlich
ist die Wende
auch in Halle
angekommen:
der Volkspark wird
zum „Volks-Enteigneten-Betrieb“!

oder in Weimar die thermische Entsorgung der Anna-Amalia-Bibliothek durch
den Herrn Schäuble, der damit ihre Nutzung durch Terroristen endgültig
unterbunden hatte.

Zunächst ist bei dem kreativen Akt des Textens nicht das Erfüllen bestimmter
Qualitätskriterien wichtig, sondern die Überwindung der Schwellenangst, sich
überhaupt zu äüßern, mündlich , schriftlich, in literarischen Form oder in
Diskussionsbeiträgen.

Hier beginnt in der Tat Demokratisierung von Kunst, wenn z.B. nach Vorgabe
einiger Schlüsselbegriffe zum jeweiligen Thema in Frage und Antwort sich
eine Sammlung dieser Begriffe bildet, sich reimende Begriffe gefunden werden
und sich durch die Anordnung der Begriffe eine Geschichte ergibt.

Wichtig ist bei den WiderstandsLesungen , dass sie nicht in exklusiven
Zirkeln in Hinterzimmern stattfinden, sondern in der Öffentlichkeit.

Es geht hierbei auch nicht nur um den Aspekt der Demokratisierung der Kunst
sondern ebenso um die Rückgewinnung der öffentlichen Plätze und Straßen, der
Bahnhöfe, der Züge, auch der Betriebe, denn die Widerstandslesungen lassen
sich auch in modifizierter Form in den Betrieben durchführen: hier haben
sich in den 70ern Schlagerpersiflagen und Persiflagen von gängigen
Werbetexten gut bewährt z.B. aus: „Wir schaffen ihrer Zukunft ein Zuhause:
LBS“ wurde „Dann bleiben Sie in Zukunft gleich zuhause: IBM“

Die Kritik der bürgerlichen Kunst und der bürgerlichen Kunstbetriebes allein
reicht nicht aus. Die Kritik muss praktisch werden.
Die Kulturseiten der linken Periodika müssten sich neben der Kritik und der
angemessenen Würdigung der bürgerlichen Kunst und ihres Betriebes, des
Kunstmarktes, der Hitlisten, Bestenlisten, Charts usw. der Entwicklung einer
völlig anders strukturierten Kunstszenerie widmen, sie fördern und sie
solidarisch kritisch begleiten. Noch viel zu oft wird in den linken
Feuilletons der run an die FutterTröge des Kunstmarktes mit betrieben und
gefördert. Statt der Orientierung auf den Markt-Aufstieg Alternativen
entgegenzuhalten werden die Strukturen des bürgerlichen Kunstmarktes in die
Linke transportiert. Auch deshalb ist die Kritik der linken
Feuilletonistinnen am Kunstmarktgeschehen oft nicht sehr glaubwürdig.

Es ist auch hier ein Problem der Fixierung der Feuilletons auf die schöne
Waren-Welt, die im Hochglanzvierfarbtiefdruck präsentierten an die Spitze
durchfrisierten Endprodukte und ihre Ablieferer, die ihre Arbeitsmethoden
bei Strafe des Abstiegs vor der Konkurrenz abschirmen müssen. Wie immer
bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel.

(Ende des ersten Teils des Rekonstruktionsversuchs)

in einigen weiteren Teilen wird es um die Frage von Demokratisierung der
Kunst und Internet gehen
aber auch um die Frage, ob die von Marx so beschriebene Idiotie des
Landlebens mit Hilfe des Internets weniger idiotisch wird, und ein Exkurs
soll sich mit der Demokratisierung der Kunst in der DDR befassen.

Texte aus HaBEs „Büchnerei“
entstehen in der WortWerkStatt der Mittel-Gründauer „Büchner-Gilde“. Die hat
HaBE dort initiert, wo die oberhessischen Bauernaufstände 1830 unter dem
Einfluss von Büchner, Weidig & ihrem Giessener Kreis begannen. Das
oberhessische SchmugglerGrenzNest war Scharnier/Adapter zwischen den
frühdemokratischen Bewegungen in (Ober-)Hessen-Darmstadt & Hessen-Kassel.
Die radikaldemokratischen Forderungen der (Mittel-Gründauer) Bauern gegen
die (Ysenburg-Büdinger) Fürsten & (von Riedeselschen) Barone, gegen den Adel
insgesamt hatte der Lehrer Paul Nagel an diesem Ort formuliert. Er verscholl
deshalb nach 1830 zusammen mit vielen Bauern in einem fürstlichen Zuchthaus.
(Sein radikaldemokratischer Nachfolger und Kollege, Bernhard Kaffenberger
wurde 1850 als Anführer der regionalen 1848er bestraft und zur Auswanderung
in die USA gezwungen.) Die „Büchner-Gilde“ soll im Sinne Büchners, Weidigs &
der linken 1848er „die Leut zu Wort kommen lassen & ihnen ihre Stimme & ihre
Lieder wieder geben“. Mit-Täter-Leser-Schreiber-MusikerINNEN gesucht! Eine
Reihe von Texten aus der „Büchnerei“ & den Hanauer
Widerstands-(Konzert-)Lesungen & OpenAir-Schreibungen sind als Bücher
erschienen & es stehen wöchentlich neue in der Neuen Rheinischen Zeitung
(http://www.nrhz.de/flyer/):

„unter schlag zeilen
– befreite worte – gebrochene reime zur lage“ – Nach einmonatiger
Untersuchungshaft wurden sie zur Leipziger Buchmesse 2005 von der Hanauer
Staatsanwaltschaft (wieder)herausgegeben: 320 Seiten politische Lyrik&Grafik
mit einem Vorwort von Ingrid & Gerhard Zwerenz, Zambon Verlag ISBN
3-88975-107-5)

„ZORA“
HaBE (text) & Barbara Braguti (bilder); das bilderbuchunartige & fabelhaft
neue Kinder-Bilder-Lesebuch von der Ziege Zora & ihren sieben Geißlein in
den Hauptrollen;
in Nebenrollen Minister Killy, Nachbar Haftlinger, Christa Ganzen auf dem
Bildschirm mit NachrichtenParade-Hengst Ulrich Wiehert sowie ein Schnelles
Anti-Graffitty-Kampfhubschrauber-CitySäuberungs-EingreifKommando des
Sicherheitsdienstes unter Minister KikeriKilly
(Zambon Verlag FFM; ISBN 3-88975-128-8);
mehr (über) HaBE-Texte-Bücher-Lieder-Bilder in:
www.autorenhessen.de/autoren/barth-engelbart; www.barth-engelbart.de.vu;
www.zambon-verlag.de/pagine/libri;
http://kz-adlerwerke.frankfurt.org/de/aktionen/auffuehrung/einleitung.html;
www.nrhz.de/flyer;

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „SOBRE LA DEMOCRATICACIÓN DEL ARTE („Über die Demokratisierung der Kunst“)“

  1. Das hat mir die Delegationsleitung nicht so präzise mitgeteilt. Nach erstem Leugnen und der Aussage: „Das war die kubanische Messeleitung“ -(die ja -wie das die CIA-Reporter ohnen Genzen immer wieder recherchieren- so was von zensieren!! und dann hat das auch die Leitung der deutschen Delegation noch selbst bemerkt!! Welch unverdächtige Zeugen für die Menschenrechtsverletzungen in Kuba!!) kam von einem Berliner Betonkopf (neuer BerlinVerlag) die Bemerkung: „Du kannst noch nicht Mal Bertold Brecht richtig schreiben!!“ In der Tat hatte ich Berthold mit „h“ geschrieben, was aber selbst einigen ExDDRlern, die an dem Text und der Übersetzung mitgemacht haben, nicht weiter aufgestoßen war. „Es sah scheiße aus und die Linie!!!“ Das war noch die differenzierteste Auskunft. Aber eigentlich bin ich ihnen dankbar. Durch ihre Aktion habe ich viele Kubaner als Freunde gewonnen, Kuba tiefer kennen gelernt, mit einem ranghohen Staatssicherheitsoffizier zusammen mit rund 25 Leuten auf dem Hauptplatz der Messe offen über die Probleme Kubas nach der Auflösung der UdSSR und deren monokulturellen Hinterlassenschaften in Kuba und die notwendigen Umstellungen der Landwirtschaft diskutiert. Wenn ich nicht zu doof wäre, würde ich liebend gerne die Bilderreihen aus Kuba hier reinstellen, die den ganzen Schmonzes über den Totalitarismus ad absurdum führen. Vielleicht hat die Beton-Fraktion aus Groß-Berlin ja gestört, dass meine Texte keine gereimten Parteiprogramme sind. Oder wie sagen die Hessen: „Nix Genaues waas mer net!“

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