FRorwärts in den NeoFeudalismus

„Gut 800 Jahre lang haben die Menschen rund um Wächtersbach und Büdingen von und mit den Fürsten Ysenburg und Büdingen gelebt .“ (aus dem Vorspann des FR-Artikels „Abstieg der Fürsten beunruhigt die Region“ /“Verarmter Adel“ – eine Kurzserie der FR (FR vom 25.03.2006 auf Seite 29) Dies ist ein erboster Kommentar zur Berichterstattung und Recherche des SPD-Flaggschiffes FR von einem, der durch jahrzehntelanges Studium der Geschichte der sozialen Lage und der Demokratie in der Region zur genau gegenteiligen Einschätzung kommt. Am Ende dieses Arikel befindet sich ein weiterer:
„FÜRSTENHERRLICHKEIT aus FRON-& ZWANGSARBEIT“
Erst durch den erzwungenen (Teil-) Abstieg der Fürsten zu Ysenburg und Büdingen konnte die Region sich entwickeln: sozial und demokratisch:das Fürstenhaus hat allen Gemeinden in der Region die angestammten Holz-, Weide- und Jagdrechte genommen, die sich die Dörfler erst 1830/32 durch gewaltige Aufstände wieder erstreiten konnten.Zur Strafe wurden „Wilderer“ erschossen durch fürstliche Jäger, wurden Aufständische ins Zuchthaus geworfen und tauchen nie wieder auf: so der Schriftführer der Ausständischen, der Mittelgründauer Lehrer Paul Nagel.
Zu jedem Fürstengeburtstag mussten die Dörfer dem Patriarchen noch bis ins 20. Jahrhundert, teilweise noch nach 1945 große Teile der Gemeindewälder und der in Allgemeinbesitz befindlichen „Allmenden“, der Gemeindeweiden „zur Besänftigung“ „schenken“. Durch solche erpressten „Geschenke“ brachte sich der Büdinger in den Besitz z.B. der „Streit“, die er noch vor 15/20 Jahren als Groß-Müll-Deponie „versilbern“ wollte, ganz zu schweigen von den Geschäften, die der Fürst wegen der „Überlassung ’seiner‘ Waldungen“ an die US-Army als Truppenübungsplatz mit der Bundesrepublik Deutschland gemacht hat. Wenn hier „vom Fürsten“ die Rede ist, ist natürlich das gesamte undurchdringliche Dickicht verschiedenster GBRs, eingemeindeter Adelslinien und gestreuter Beteiligungen gemeint. Kaum jemand der Betroffenen weiß heute noch genau, ob es der Meerholzer, der Birsteiener, der Wächtersbacher, der Langenselbolder, der Ysenburg-Offenbacher und welcher nun genau von diesen war, wenn die Ziegelei dicht machte, die Gärtnerei verkauft und das Schloss mitsamt Brauerei geschlossen wurde.
Wenn Frau Strecker im Vorspann des Artikels schreibt „Gut 800 Jahre haben die Menschen rund um Wächtersbach und Büdingen von und mit den Fürsten Ysenburg und Büdingen gelebt.“, dann ist das der Gipfel der Geschichtsverdrehung:die Fürsten haben 800 Jahre lang von der (Fron-)Arbeit der Menschen unter ihrer Knute in Saus und Braus gelebt und die Gewinne aus dieser Arbeit nicht so reinvestiert, wie es die Region gebraucht hätte. Sie haben die Menschen ausgebeutetbis zum Hungertod, bis zu Hungerrevolten und sie noch halbverhungert ins Zuchthaus gesperrt und Schlimmeres.
So hat das Fürstenhaus veranlasst, dass der intellektuelle Kopf der 1848er im Büdingenschen Mittel-Gründau nicht nur ins Zuchthaus wanderte wie seine MitDemokaten sondern auch noch zur Auswanderung gezwungen wurde. Nach langen Recherchen haben sich jetzt seine Nachfahren aus den USA gemeldet und mit Schrecken von den fürstlichen „Wohltaten“ erfahren.Erst gegen die Fürsten war es möglich, dass nach der 1848er Revolution die vom Fürsten bekämpften Demokraten in den 60ern unter der Führung des linken Paulskirchenveteranen, Liebigschülers und LandArztes Dr.Christian Heldmann die Bahnlinie Gelnhausen-Giessen und Hanau- Giessen (im Volksmund noch heute „die Heldmann-Bahn) durchsetzen konnten und damit nicht nur direkt beim Bahnbau, sondern auch indirekt durch damit aufblühende Betriebe Arbeit und Brot für die vom Fürsten verarmten Kleinbauern und Handwerker schufen. Gegen den Fürtsen wurden Schulen aus eigenen Mitteln erbaut und nur durch die Verpreussung der deutschen Frage konnten die 48er um ihre Früchte und das Fürstenhaus wieder an die feudalen Tröge gebracht werden.

Dass sie sich im Nachtrab auch auf die industrielle Produktion warfen, ihre Scheuern entweder verscheuerten oder sie in industrielle Eisenhämmer verwandelten, darüber muss man nicht jubeln: der Schritt von der Fron- zur Lohnarbeit für das Fürstenhaus – war nicht sehr weit, mit dem fürstlichen Lohn kam man auch nicht sehr weit. Wenn Spartakus-Hunger-Holz gesammelt und die Wild-Sau geschlachtet wurde, dann sangen die Klein-Bauern und Hungerleider noch immer das Lied: „Siehste net die Wutz im Goarde, siehste wie se woile, wie se tiefe Löscher graawe in die Roure(Geele)-Roiwe, Spitz kumm raus und baasem in die Boah, sunscht fresse deer die Missgeburde oalles koarz un kloa !“ Mit den Missgeburten waren die Wildschweine genau so gemeint, wie die Fürsten und ihre Jäger, die sich und „ihr“ Schwarz- und Rotwild auf Kosten der Kleinbauern in den noch nicht zurückerpressten Feldern mästeten. Wer sixch gegen diese Wildschweine wehrte, wurde als Wilderer verfolgt und eingekerkert. „Waldfrevel“!

Die industriellen Ausflüge der Feudalen endeten regelmäßig so wie die Beteiligumng des Fürsten Christian bei der WIBAU in Gründau-Rothenbergen: während er und seine Kompagnons, die Herren von Galen, Spika und Esch sich durch immense Privatentnahmen bedienten und Spekulationsgeschäfte tätigten, um das ganz schnelle noch größere Geld zu machen, wurden über 1200 hochqualifizierte Machinenbauer und noch Mal so viele Zulieferer und kleine Handwerker und Geschäftsleute auf die Straße gescheffelt.

Mit dem Pfeil im Köcher und dem Geld auf dem Konto seiner Freundin konnte sich der fürstliche Partner Esch in die USA absetzen und dort als offizell Mittelloser die größte Model-Agentur der USA aufziehen. Die Ex-Wibauer erfuhren es in Arbeitslosigkeit durchs Fernsehen.

Ähnlich erging es den Belegschaften der Möbelwerke, der Brauerei, der Belegschaft der Porzellanwerke Lichte in Thüringen erging es besonders fürstlich: sie blieb lange ohne Lohnzahlungen nach der „Rückübereignung des volkseigenen Betriebes“, der Fürst kassierte rund 5 Millionen Deutsche Mark an „Solidaritätszuschlagsgeldern“ für eine „Sanierung“ des Betriebes. Nachdem sich das Fürstenhaus mit dem Geld wohl eher selbst etwas im Dunkeln saniert hatte, entschloss man sich im Schloss, dem Werk in Lichte das Licht auszublasen. Eine demonstrationsähnliche Prozession der Belegschaft vor dem Schloss in Wächterbach konnte den Fürsten weder errreichen und noch erweichen. „Seid umschlungen Millionen…“ hieß es doch in der gesamtdeutschen Hymne: wie war der Titel: „Schadenfreude der Halunken…“ oder so ähnlich.

Reden wir nicht vom gescheiterten Golfplatz Weierhof und den Mülldeponie-Ersatzgeschäften, nicht von der Naturzerstörung auf dem „Allrad-Offroad-Probe“- Gelände der „Deutschen Hartstein Industrie“ und dem fürstlichen Anteil daran, reden wir auch nicht von der Erpressung der „Fidei-Kommission“, die über die Unbeschadetheit der fürstlichen Archive und Kunst-„Besitze“ zu wachen hat, „Besitze“ die gar keine sind, aber locker auf dem Schwarzmarkt unter den Augen von Schwarz.-Schilling ( Büdinger „Sonnenschein-Batterien“ u.v.a.m.) und dem Schwieger-SchweigerVater und Ex CDU-Schatzmeister von Sayn-Wittgenstein verscherbelt werden – vielleicht als „Wiedergutmachung“ an anonyme Schweizer Konten?

Reden wir auch nicht davon, dass ein fähiger Archivar zum Schweigen verdonnert wurde und auch schweigt, swenn den Menshcen der Region systematisch die eigene Geschichte geraubt und verkauft und vernichtet wird: in den jetzt unkontrollierten Büdinger Archiven lagern die Dokumente alle Ortschaften der Region: die Forderungen der oberhessischen Bauernaufstände, die von Paul Nagel verfassten Forderungen der Mittelgründauer Bauern gegen den Büdinger, auch alle Unterlagen zu den Verbrechen der Fürsten gegen die erste deutsche Demokratie und ihre Vorboten. Da hocken sie zusammen, die Ysenburger, die Solmser, die Riedesels und Co auf den Texten und Bildern von den Bauernkriegen, den Hexenverfolgungen, den Thomas-Müntzer-Jägern, ….. den Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten zwischen Giessen und Bad Orb, auf den Dokumenten auch des Widerstands gegen die Nazis in den Betrieben der Fürsten, gerade im Vogelsberg, im Kinzigtal.

Womit wir beim Kapitel Landwirtschaft und Zwangsarbeit angelangt wären: Es machte für die polnischen Zwangsarbeiter im „Polenhaus“ in der Mittelgründauer fürstlichen Domäne schon einen kleinen Unterschied, ob sie nun den alten Saisonarbeiterhungerlohn oder gar keinen kriegten und der Einsatz in der Landwirtschaft Teil des Naziprogrammes „Vernichtung durch Arbeit“ war. Ob echte Russen bis zum Verhungern „Russen“ brannten, wie die MittelGründauer und MeerholzerFürstenbacksteine im Volksmund hießen, ob polnische Zwangsarbeiter Steingutservice für die Endsieger formen mussten und selbst nix auf dem Teller hatten.

Es ist schon ein Elend für den Hochadel: selbst die ausgedehnten Besitzungen in Afrika werfen nicht mehr genügend ab: auf deutschen Farmen hausen jetzt die Armen! Auch als die Adelslinien flohn nach Argentinien, wars nicht von langer Dauer …
Der fürstliche Verwalter der Domäne war für solchen Zwangsarbeiter-Niedriglohn ein guter Garant: ein importierter Vollblut-Nazi aus Berlin mit dem ebensolchen Sohn als Chef der NSDAP und seiner Massen- und Jugendorganisationen. Beide ließen die Mittelgründauer „Russen“ in fast Hundertschaften-Stärke zu Fronarbeit antreten, um den 1935 etwas abgebrannten Hof wieder aufzubauen. Beim Gruppenfoto zum Richtfest erhoben gerade Mal fünf die Rechte Hand zum Quelle-Führer-Gruss.

Aber das war schon 1765 nicht wesentlich anders, als sich die Büdinger Fürsten vor dem Reichskammergericht in Wetzlar mit dem Mainzer Fürstbischof und den Prämonstratensern und dem DeutschHerrenorden um die Mittelgründauer Ländereien stritten und den 1705 aus dem Hanauischen eingewanderten Bauern, den Meiningern die nach dem 30jährigen Krieg mühsam wiederaufgebauten Häuser und Scheuern und Höfe streitig machen wollten. Damals konnten sie sich nur den Lehrschen Hof, die spätere Domäne unter den Nagel reißen. Der große gegenüberliegende Hof und die benachbarten Höfe blieben im Besitz der Bauern. Die Meininger spendeten dann 1879 einen Teil ihres Grundstücks für den Aufbau einer neuen Schule. Eine Demonstration der Unbeugsamkeit der Mittelgründauer Demokraten keinen Steinwurf vom Herrschaftstor der Domäne entfernt.

Und heute . nachdem 1852 der Fürst nach der niedergeschossenen demokratischen Revolution mit Preussens Gloria im Rücken wieder herrschen konnte, mussten ihm die Dörfler das große Herrschaftsportal als Strafe in Fronarbeit errichten. Vom Fürstenhaus leergesaugt zerfällt die Domäne, und kurz vor der Kommunalwahl verschafft der Hochadel der örtlich regierenden CDU noch einen Pluspunkt: der Herr von Savigny hat das marode Anwesen vom Fürsten erworben, spekuliert mit Bauplätzen auf dem Park des Hofes und daneben und was passiert mit dem Rest? 13 Millionen hat die Landesregierung an den bankrotten Erbacher Grafen gezahlt, damit der keine Kulturgüter verschleudert (die er im Übrigen überall auf der Welt zusammengeraubt hat), jetzt wirds eng. Da zahlt dann das einst vom Fürsten enteignete und bis auf die Knochen ausgebeutete Dorf Mal locker 125.000 Euro Zuschuss für die Renovierung, damit der Herr von Savigny standesgemäß im Herrenhaus wohnen kann wie der Graf von Erbach mit lebenslangem Wohnrecht in einer 250 Quadratmetergroßen Dachwohnung im landeseigenen Schloss für null euro. Der Mann braucht dringend HARTZ 4.

Pünktlich vor der Kommunalwahl werden die Rosen vor der Domäne noch weggesenst und die „Russen“ wieder Mal hinters Licht geführt. Die CDU-Prominenz darf sich mit rettendem Hochadel für den Wahlkampf ablichten lassen und wenn sich der Pulverdampf senkt, kann man von Weitem schon die Abrissbagger brummen hören. „weil beim Versuch der Restaurierung leider einige tragende Mauern eingestürzt sind. Aber die Bauplätze können Sie noch gerne erwerben: „Wohnen an der Domäne“ „Leben im Hofpark“ und ganz direkt neben dem Herrenhaus derer von Savigny.“ Wenn das kein Geschäft wird? Residieren zwischen Golfplatz und Ronneburg, Büdingen und Hessentagsstadt „Langenseelbold“, wie die Deutsche Bahn es nennt, mit dem Ysenburger Schloss und dem Spiegelsaal und dem Kasseckertschen Mikado-Denkmal.

Das Fürstenhaus kann ja zur Not noch Mal bei Roland Koch anfragen, ob sein ExKassierer und Fürsten-Schweigervater noch ein paar Erbschaften aus der Schweiz zur Rettung eines kulturellen Wahrzeichens anpumpen kann.

Sie dürfen diesen Leserbrief gerne als Zwei- oder Dreiteiler-Kommentar neben Ihrer Kurzserie „Verarmter Adel“ veröffentlichen.War das eigentlich ein Wahllkampfartikel ?

Kandidierte der Fürst etwa fürs Büdinger Rathaus?

Oder wollte er in einem Gnadl-Akt neuer Landrat des Wetteraukreises werden?

Die Republik braucht solche Republikaner.

Mit fürstlich amüsierten Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
63584 GRÜNDAU
(bei Büdingen um die Ecke)
Und hier jetzt direkt aus der FR:
Abstieg der Fürsten beunruhigt die Region

Die Familie zu Ysenburg und Büdingen hat den Stammsitz mit Arbeit und einem kulturellen Wahrzeichen versorgt – jetzt droht der Ruin
VON ANITA STRECKER (BÜDINGEN)
„Der Fürst kommt.“ Ein Satz, der ehrfürchtige Schauer über den Rücken jagt. Die Mittfünfzigerin aus Wächtersbach-Leisenwald spürt es „noch wie heut“, wie sie als Kind „vor Respekt erstarrt ist“, wenn vom Fürsten die Rede war. Vom Fürsten im trutzigen Schloss zu Büdingen. Dem die ganze Welt gehörte. Zumindest die um Leisenwald: von Wächtersbach bis Birstein, von Büdingen bis Gelnhausen. Samt dem riesigen Wald, der die Landschaft zwischen Main-Kinzig, Wetterau und dem Vogelsberg bestimmt. „Gehört dem Fürsten.“ Ebenso Schlösser und Burgen und die großen Höfe rundherum. In Wächtersbach, Gettenbach, Meerholz, die Ronneburg, den Weyerhof, den Christinenhof, das Forsthaus in Rinderbügen – „alles dem Fürsten“. Der Fürst war wie König Drosselbart für das Mädchen aus Leisenwald. „Alles war seins.“

Einmal im Jahr ist der adlige Großgrundbesitzer über die Dörfer gezogen. Der Alte. Otto Friedrich Fürst zu Ysenburg und Büdingen. Vater des „heutigen“, so glücklosen Schlossherren Wolfgang Ernst und dessen Frau Leonille, geborene Sayn Wittgenstein. „Durchlaucht“ wurde der alte Otto Friedrich noch genannt, obwohl es den Adelsstand seit 1919 nicht mehr gibt. Er war trotzdem „der Fürst“. Schlossregent bis 1990, als er 86-jährig starb. Otto Friedrich ist einer, mit dem man reden kann, haben die Erwachsenen damals immer gesagt. Die Leisenwalderin hat es noch im Ohr. Ihr Vater, gut über 80, nickt. „Der war der Patriarch, der hat sich um alles gekümmert.“

Jobs in Keramikfabrik und Sägewerk
Und er hat den Kleinbauern aus der Gegend Arbeit gegeben: im 10 000 Hektar großen Forst. Im Sägewerk. In der Keramikfabrik in Schlierbach. Im Basaltsteinbruch. In der fürstlichen Brauerei in Wächtersbach. In der Möbelfabrik in Eisenhammer. In der Gärtnerei in Büdingen, der Pflanzenzuchtstation in Wächtersbach, wo die eigenen Waldbäume gepäppelt wurden, ehe sie Frauen aus der Gegend gepflanzt haben: „Wir gehen auf die Schanz“, hieß das damals.
Mitte der Fünfziger hat auch der Leisenwalder beim Fürsten angeheuert. Damals hatten Stürme weite Waldflächen umgefegt. „Zwischen Gettenbach und Wittgenborn hat alles dagelegen.“ 600 Mann aus der Umgebung schufteten Tag für Tag im Wald. Sogar eine Arbeitskolonne aus Österreich wurde eingesetzt. „Damals hat der Fürst gewaltige Summen mit dem Holz erwirtschaftet.“ Und heute? Alles dahin. Der Forstbetrieb in Konkurs, das Fürstenhaus pleite.
Der Abstieg zeichnet sich seit Jahren ab. Die Brauerei ist längst verkauft und stillgelegt, bald sollen Wohnungen auf dem Gelände entstehen. Die Möbelfabrik ist geschlossen, seit Januar auch „die Keramik“ in Konkurs. Immerhin 250 der einst 300 Arbeitsplätze scheinen fürs Erste gesichert. „Trotzdem haben die Leute Angst, wie’s weiter geht“, sagt die Leisenwalderin. Viel zu holen scheint nicht mehr: Die Schlösser, Gutshöfe und Anwesen hat die klamme Fürstenfamilie schon verscherbelt oder sie verfallen langsam. Verkauft sind kostbare Roentgen-Möbel und Bibliotheksbestände aus dem Büdinger Schloss, auf dem gleichfalls ein Berg von fünf Millionen Euro Schulden lasten soll.
Wie der millionenschwere Besitz binnen weniger Jahren zerrinnen konnte? Wolfgang Ernst zu Ysenburg Büdingen gibt „keine Stellungnahmen dazu ab“, heißt es im fürstlichen Sekretariat. Gleiches ist auch vom Anwalt der Familie zu hören. Und die, die Näheres wissen müssten, mögen zumindest öffentlich nichts sagen: langjährige Leiter des Forstbetriebs oder des Archivs, Leiter der Rentkammer, der Verwaltungszentrale für alle fürstlichen Unternehmen. Über die Fürstenfamilie spricht man nicht – zumindest nicht namentlich in der Öffentlichkeit.
Obwohl man sich natürlich viel erzählt, zig Erklärungen liefert: großspuriger Lebensstil, Fehlinvestitionen im Osten, glücklose Geschäfte in Südamerika, Fehlspekulationen. „Es kursieren viele Gerüchte, Genaues weiß niemand“, sagt die Leisenwalderin, die ihren Namen gleichfalls nicht in der Zeitung lesen mag. Sicher ist nur: Die Fürstenfamilie steht vorm Ruin. Dabei hatte der alte Fürst lange vor seinem Tod eine vermeintlich sichere Zukunft geregelt: Seinen ältesten Sohn, Wolfgang Ernst, der bereits in den 70ern geschäftliche Misserfolge verschmerzen musste, drängte er 1977 zum Erbverzicht zugunsten dessen Sohnes Casimir-Alexander. Der heute 38-Jährige sollte der künftige Fürst werden. Zwei weitere seiner Kinder fand Otto Friedrich ab, die übrigen beiden Söhne sowie Enkel Casimir-Alexander bilden seit 1977 eine Erbengemeinschaft und wurden neben dem „Alten“ Teilhaber fürstlicher Unternehmensgesellschaften. Sie sollten verhindern, was in der Vergangenheit immer wieder die Wirtschaftskraft des Hauses bedroht hatte: Schwäche durch Erbteilung.
Doch die Erben erwiesen sich als glücklose Unternehmer, zumal Hoffnungsträger Casimir-Alexander seinen „kalt gestellten“ Vater Wolfgang Ernst per Generalvollmacht de facto doch zum Fürsten und Chef des Familienimperiums machte. Zum Chef vieler Fehlentscheidungen, wie ein Architekt kommentiert, der „viel fürs Fürstenhaus gebaut hat“ und deshalb ungenannt bleiben mag. Einbrüche in der Holzwirtschaft, schlechte Berater, Fehleinschätzungen von Entwicklungen und in den Sand gesetzte Bauprojekte im Osten zählt er als Gründe auf.
Wie’s weiter geht? Schulterzucken. Mehr fällt auch Einheimischen auf den Straßen nicht ein. „Es ist ein Jammer, wie alles kaputt geht“, sagt eine Frau, die ihren Namen lieber für sich behält. Schloss und Park, die alte Postkutschenstation, die Schlossmühle: früher beliebtes Lokal, „jetzt steht sie leer und wird wohl auch verfallen“. Aber Büdingen ohne Fürst und Schloss? „Das wäre eine furchtbare Amputation.“ Für Willi Luh, Leiter des Heusonmuseums in Büdingen, steht das Erbe der ganzen Region auf dem Spiel. Notfalls müsse das Land einspringen, das „einzigartige Kulturgut“ zu retten. Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat nach dem Schlosskauf zu Erbach jedoch schon abgewunken: Hessen hält sich in Büdingen raus.

FÜRSTEN-HERRLICHKEIT aus FRON- & ZWANGSARBEIT

Hartmut Barth-Engelbart 03.02.2007 11:55 Themen: Antifa Antirassismus Bildung Kultur Repression Soziale Kämpfe

Bisher zum großen Teil noch unveröffentlicht sind Recherche-Ergebnisse über den „Einsatz“ von Zwangsarbeitern im Bereich des Fürstenhauses derer von Ysenburg-Büdingen, deren Schloss auf Staatskosten restauriert wurde, die ihre Betriebe totgemolken und zum Teil mit Solidaritätszuschlagsgeldern saniert verramscht haben oder sie verfallen lassen, wie ihre zahlreichen Hofgüter und Domänen. z.B. die fürstliche Domäne in Mittel-Gründau in der Nähe von Frankfurt/Main.
(BüroMöbelwerk „Eisenhammer“, Schlossbräu Wächtersbach, Wächtersbacher Steingut Manufaktur, Mittelhessische Hartstein; StraßenbauMaschinen WIBAU; Ziegeleien in Meerholz u.a., PorzellanWerk Lichte (Thüringen); sowie der gigantische zusammengeraubte Waldbetrieb und vieles andere mehr..)In der Mittel-Gründauer Domäne wurden vor 1933 im sogenannten Polenhaus rund 50 Saisonarbeiter aus Polen eingepfercht mit steigender Tendenz bis in die 40er, . Whrscheinblich durch Brandstiftung brannte die Domäne zum großen Teil 1935 ab. Unter dem Kommando des aus Berlin importierten Gutsverwalters und NSDAP-Chefs in Mittel-Gründau (einer ehemaligen KPD-USPD-Hochburg und 1848er ländlich-linke Speerspitze) mussten die örtlichen Kleinbauern und Arbeiter in Zwangsarbeit das Hofgut wieder aufbauen. Das Jungviolk stand dabei unter dem Kommando des Sohnes des Gutsverwalters, der im Ort die HJ befehligte: Unter anderem ließ er die Jungs ausrücken, um mit Kreuzhacken die fürstlichen Grenzsteine unter Absingen des Liedes vom Florian Geyer zu zerstören, (die nach 1803 bereits ziemlich bedeutungslos waren). Während die Jugend gegen die Feudalen mit Hakenkreuzhacken loszogen, bekam das Fürstenhaus Exklusivaufträge vom Winterhilfswerk: Steingutbecher mit Hakenkreuzaufdruck
Ab 1942 stieg die „Belegzahl“ des „Polenhauses“ dann bis 82 (1944/45) … Zu klären ist noch, wieviele der rund 1000 ZwangsarbeiterINNEN im Bereich Büdingen durch das NS-Programm „Vernichtung durch Arbeit“ in fürstlicher regie umgebracht wurden

der Ysenburg-Büdinger Fürst hatte bei den „Vier Tannen“ im Wald zwischen Breitenborn und Wächtersbach ein Zwangsarbeiterlager für 40 bis 400 „Ostarbeiter“ ein weiteres am „Weiherhof“ und noch eines im „Polenhaus“ in Mittel-Gründau mit über 80 „Ostarbeitern“ — die Unterlagen liegen im Archiv im Büdinger Schloss, doch da lässt er, die Rentkammer und der Konkursverwalter niemanden dran. Wenn die Versteigerung der Mittel-Gründauer DOMÄNE auch nur annähernd den geforderten Preis der Banken erbringen sollte, dann wären als erstes die Überlebenden ZwangsarbeiterINNEN und die Nachkommen der „durch Arbeit vernichtet“-en, niemals mit auch nur einer Reichsmark entlohnten – endlich mit WiederGutmachungszahlungen dran. DAVOR HAT DER FÜRST UND HABEN SEINE BANKEN IMMER NOCH ANGST !!! Auf Kosten des Restvermögens des Büdinger Fürstenhauses unter Einbeziehung der Immobilien auch in Südamerika und in den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika – sowie in Azania(SüdAfrika) muss in Mittel-Gründau aus der historischen in Zwangs- und Fronarbeit entstandenen Domäne ein Erholungsheim für ukrainische Kinder rund um Tschernobyl und für die Enkel der Zwangsarbeitsopfer so wie der Überlebenden errichtet werden. !!!

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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