Zu Dr.Seltsams Dresden-BomberHarrisLobeshymne: Horst Haenisch & Günter Ackermann

Vorbemerkung:

Wenn die Linken es nicht schaffen, nach dem Terrorbombardement der Nazi-Luftwaffe in Guernica, Rotterdam, Coventry …  auch die westalliierten gezielten Terrorbombardements gegen die ArbeiterMassenwohnviertel  und auch gegen den Vormarsch der Roten Armee und der chinesischen Berfreiungsarmeen (Dresden, Hiroshima, Nagasaki) als Kriegsverbrechen zu verurteilen, tragen sie Mitverantwortung für die zu befürchtende erfolgreiche Rattenfängerei der Nazis nicht nur in den betreffenden deutschen Großstädten. Meine Recherchen in Hanau, Darmstadt, Frankfurt, Köln, Hildesheim, Würzburg und Dresden über die Systematik der Bombardierung werden weitgehend durch Haenisch und Ackermann bestätigt. ((siehe auch steinbergRecherche:

 Nie wieder Krieg!

 

Zum militärischen Terror der Alliierten gegen die Zivilbevölkerung

 

Den modernen Krieg der Materialschlachten entscheiden die industriellen Kapazitäten der Gegner. Was der Zeppelin des Ersten Weltkrieges noch nicht vermochte, das vermochten die Bomber des Zweiten Weltkrieges:  enorme Bombenlasten schnell über weite Entfernungen zu transportieren, um damit das kriegswichtige Industriepotential des Gegners zu treffen. An diesem Ziel haben sich die englische und amerikanische Rüstung und ihre Luftwaffen konsequent orientiert.

 

Es gab allerdings Probleme: Die Angriffe mussten bei Tageslicht geflogen werden, was der deutschen Luftabwehr hohe Abschussquoten erlaubte. Die Treffergenauigkeit der Bomber ließ zu Wünschen übrig. Und schließlich stellte sich heraus, dass die Schäden an den Industrieanlagen nicht nur gering waren, sondern auch schnell behoben werden konnten. Etwas wirksamer waren die Angriffe gegen Verkehrswege und Transportkapaztäten. Aber insgesamt war die Kosten-Nutzen-Rechnung des Bombenkrieges der englischen und amerikanischen Luftwaffe gegen deutsche Industrieanlagen negativ.

 

Aus diesem Grund änderte als erstes das englische Oberkommando im Geheimen die Strategie. 1942 wurden Flächenbomardements gegen die Zivilbevölkerung eingeführt, und nicht einfach nur gegen die Zivilbevölkerung, sondern gegen „working-class housing“, wie der englische Historiker C.P. Snow 1960 enthüllte.

 

Die Idee der Flächenbombardements gegen die Wohnquartiere der Arbeiterschaft wird dem wissenschaftlichen Ratgeber Churchills zugeschrieben, Professor F. A. Lindemann, dem späteren Lord Cherwell. Dieser Doktor Seltsam hatte erkannt: wenn sich die Bombardierung der Industrie- und Verkehrsanlagen nicht rechnet, dann die der Arbeiterschaft als Quelle der industriellen Produktion. Gegen die Arbeiterquartiere war kein „precision bombing“ nötig, die Angriffe konnten daher nachts geflogen werden, und die Verluste waren geringer. Bald erkannten die Forscher um Lindemann, dass in den Feuerstürmen der eigentliche Effekt des „terror bombing“ (Churchill) lag. In England (Watford) und in den USA (Eglin und Dugway Ground) wurde die Bauweise verschiedener deutscher und japanischer Städte nachgestellt, um die Verfahren für die Entfachung möglichst großer Feuersbrünste zu simulieren und zu verfeinern. Was Deutschland anging, konzentrierte man sich nach Jörg Friedrich auf den Haustyp der Mietskaserne, in dem 80% der Arbeiterschaft lebten. Zunächst wurden durch den Einsatz von Sprengbomben die Dächer ab- und die Fenster herausgerissen, Anschließend wurde das Inventar in den so entstandenen Kaminen mit Phosphor- und Napalmbomben entzündet. Die aufsteigende Hitze dieser Brände erzeugte einen orkanartigen Zustrom frischer Luft, und es entstanden Höllenfeuer, gegen die Löschversuche vergeblich blieben und die erst erloschen, wenn kein brennbares Material mehr vorhanden war. Die Angriffe dauerten nur wenige Minuten, die Städte brannten tagelang. Jörg Friedrich hat darauf hingewiesen, dass auch die in Hiroschima und Nagasaki eingesetzten Atombomben die Entfachung von Feuersbrünsten zu Ziel hatten. Der Vorteil der Atombomben liegt darin, dass sie die Bereitstellung des Brandmaterials und dessen Entzündung in einem Arbeitsgang erledigen und nur ein Tausendstel der Transportkapazität benötigt wird.

 

 Vorsichtigen Schätzungen zufolge wurden in diesen Feuerwalzen in rund 150 Städten 570.000 Deutsche getötet. 10 Millionen wurden obdachlos. Diese Zahlen, gerade auch die letzte, sind ein Hinweis auf die Auswirkung der Flächenbombardements der Wohngebiete auf die Industrie und damit auf die Kriegsindustrie. Moderne Kriege zwischen Industriestaaten werden wesentlich durch das einsetzbare Industriepotential einerseits und das vernichtbare andererseits entschieden. Damit wird die Zivilbevölkerung als konstitutives Element der industriellen Produktion zum Angriffsziel. Deshalb: Nie wieder Coventry, Dresden, Hiroshima! Nie wieder Krieg!

 

Für den Kriegserfolg der Alliierten arbeiteten allein in England 55% der kriegswirtschaftlich Beschäftigten in der Produktion für die Luftwaffe. 10 Milliarden ?, ein Drittel der britischen  Kriegsausgaben, wurden hierfür  aufgewendet.

 

Die Flächenbombardements gegen die Zivilbevölkerung begannen 1940 in Rotterdam und Coventry durch die deutsche Luftwaffe und endeten gegen Deutschland im April 1945 bzw. im August 1945 in Hiroschima und Nagasaki.

 

Diese letzten Kriegsziele werfen weitere Fragen auf. Kann man den Flächenbombardements auf die Wohnsiedlungen des Kölner (1942) oder des Hamburger Proletariats (1943) noch eine barbarische Rationalität zuschreiben, so ist dies für Dresden, Hiroschima und Nagasaki nicht möglich. Deutschland und Japan waren zu dieser Zeit bereits militärisch besiegt. Die militärische Produktion in Dresden war kaum mehr relevant, die Stadt war mit Flüchtlingen vollgepfercht. Noch eindeutiger ist die Lage in Japan. Es ist besiegt und bemüht sich um einen Friedensschluss.

 

Als Antwort auf die Frage nach dem Sinn dieser Angriffe wagt Jörg Friedrich eine Hypothese, die auch der Autor in einer Schrift über die Atompolitik bereits 1978 aufgestellt hat. Mit dem nahen Ende des Zweiten Weltkrieges werden die neuen Fronten des Kalten Krieges immer wichtiger: die Konfrontation zwischen den beiden eigentlichen Siegern, der Sowjetunion und den USA. Friedrich zufolge demonstrierte der Angriff auf Dresden der Sowjetunion: wir haben, im Gegensatz zu euch, nicht nur die Fähigkeit, ein enormes Tötungspotential schnell über weite Strecken zu befördern, wir sind auch bereit, es ohne Skrupel einzusetzen. So sollte die Sowjetunion auf  ihrem besorgniserregend schnellen Vormarsch zur Einhaltung der in Jalta verabredeten Westgrenze ihres Einflussgebietes gezwungen werden. Als in der amerikanischen Armeeführung diskutiert wurde, ob es nicht genüge, die Atombombe in der Nähe Japans über dem Meer abzuwerfen, setzte sich die Auffassung Oppenheimers durch, wonach es darauf ankomme zu zeigen, dass man die Waffe nicht nur besitzt, sondern sie auch einsetzt. Jedenfalls haben die Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki dazu geführt, dass Japan einen Frieden allein mit den USA und zu deren Bedingungen schloss, obwohl die Sowjetunion kurz zuvor in den Krieg gegen Japan eingetreten war und Kriegshandlungen in der Mandschurei begonnen hatte.

 

Ende Januar 1945 erkannte die deutsche Wirtschafts- und Militärführung, dass sie den Krieg nur 4 bis 8 Wochen würde fortsetzen können. Nazi-Deutschland war besiegt, und dies wussten auch die Alliierten. Dennoch wurden zwischen Januar und April  zwei Drittel der gesamten Bombenlast abgeworfen, weiter überwiegend auf Wohngebiete, obwohl die Luftabwehr kaum mehr in der Lage war, das precision bombing von Industrieanlagen und militärischen Einrichtungen zu verhindern. Warum?

 

Die Schlussfolgerung drängt sich auf: nachdem die deutsche Bevölkerung als Subjekt der kriegswirtschaftlichen Produktion ausgeschaltet war, sollte sie mittels des Bombenterrors auch als politisches Subjekt ausgeschaltet werden, sei es, dass sich deren politischer Wille in den von den Nazis geplanten Wehrwölfen organisiert, sei es, dass sie versucht, sich eine neue, und von den Siegern nicht erwünschte Ordnung zu geben. In seiner letzten Phase hatte der Bombenterror dieses Ziel. Die Zivilbevölkerung sollte dermaßen demoralisiert werden, dass sie nur noch das Ende des Gemetzels herbeisehnt, sonst nichts. Das ist der Unterschied zwischen 1918 und 1945.

 

(Horst Haenisch)

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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